Montag, 7. April 2025

Brennnesseln

 Immer wollte ich Brennnesseln haben im Garten. Für die Schmetterlinge, die Raupen und mich. Ich esse nämlich Brennnesselspinat ab und zu. Und ich liebe Brennnesselsamen am Müesli. - Eines Tages waren sie da, die Brennnesseln im Garten. Und "heuer" sind sie überall. Genau wie die Zitronenmelisse. Überall! - In der Eile schaue ich manchmal nicht genau, wo hinein ich meine Pflückhände stecke. Aber ich spüre sofort, wenn die Brennhaare ihre Injektionen in meine Hände spritzen. Soll gesund sein...Heute habe ich mit Gartenhandschuhen ein bisschen gerodet. Reto und ich haben die Grenzen für die Brennnesseln besprochen und festgelegt. Fürs Ausreissen bin ich zuständig. Ich habe gerade eine grosse Portion des Gemüses in die Küche gebracht. Ein paar Blätter zu Chips gebraten. Den Rest blanchiert und eingefroren. Und gespürt, wie glücklich mich das macht, dass ich wieder ernten darf.

Sonntag, 6. April 2025

Pflanzen zuhören

Ich habe von einer Frau gelesen, die wollte die Sprache ihres indigenen Grossvaters lernen. Es war einfach, so wie kleine Kinder Tiere, Pflanzen und Dinge zu benennen. Aber dann wurde es schwierig: In der Grossvatersprache war fast alles belebt. Und es gab weder männlich, noch weiblich, noch sächlich. "Das ist ein Apfel" - Nein! Sondern "Apfel ist." - Es gibt ein Wort für das Aufploppen von Pilzen über Nacht: "Puhpowee", heisst es. Und die Sprache des indigenen Volkes heisst "Potawatomi". Nur noch neun Menschen sprechen sie fliessend. Sie wird aussterben, wenn niemand sie mehr erlernt. Und damit wird eine andere Art zu denken verloren gehen. Dieses der-Natur-lauschen und mit ihr ganz verbunden sein wird weniger bis gar nicht mehr sein. Die Biologin Robin Wall Kimmerer, von der ich gelesen habe, schreibt: "Wenn wir der Natur lauschen, hören wir Gespräche in einer Sprache, die nicht die unsere ist. Heute denke ich, dass ich zur Wissenschaft gekommen bin, weil ich diese Sprache, die ich in den Wäldern höre, verstehen wollte, weil ich mit den Jahren lernen wollte, fliessend Botanisch zu sprechen." (Tagimagi Nr. 10, 2025) - Ich setze mich nun unter den alten Ahorn und lausche.-  "Ahorn ist."

Samstag, 5. April 2025

Hamburg

Einmal mit dem Schlafwagen in eine noch unbekannte Stadt fahren! - Wir wählten Hamburg aus und fuhren am Dienstagabend um 20 Uhr in Zürich in die Nacht hinein.- Luxuriös? - Unser Schlafkabinchen für zwei war gerade mal zwei mal zwei Meter gross. Das Hotelzimmer dann hanseatisch komfortabel. Und wir haben die kurze Zeit sehr ausgenützt und genossen. Riesiges Wetterglück im hohen Norden! Auch da hat das grosse Blühen begonnen. Am Hafen konnten wir im Freien Matjeshering und Hamburger mit saurem Fleisch geniessen. (Wer ächt was??) Unsere Barkasse für die Hafenrundfahrt fanden wir fast nicht. Wo ist die "Randolf"? Dafür vergessen wir den Namen nimmermehr.



 

Dienstag, 1. April 2025

Vom Hundertsten ins Tausendste kommen

 Reto ging "fitten" wie fast immer am Dienstagmorgen. Ich "machte" die Küche. Den Tisch abräumen. Geschirr abwaschen. Mit dem Küchenlappen da ein bisschen "pützerlen" und dort. Oh, hinter der Kaffeemaschine ist es auch nötig. Und was ist mit der einen Besteckschublade! Beim Katzenfutter aufwischen. Sauberes Tuch hinlegen. Die Katzenschälchen gründlich schrubben. Im Kühlschrank herausholen, was ich zum Kochen brauche. Die Tomatenpuréetube hat gesaftet. Putzen. Gemüsetruhe? Putzen.

Reto kommt ganz fröhlich und mit vielen Eindrücken nach Hause. Er war noch Kaffee trinken. "Was hast du gemacht?" fragt er. - "Oh, so das und jenes. Nichts, was irgendwer sehen würde."

Montag, 31. März 2025

Kennenlernen

 Hallo

Ich bin Yumi und wohne seit Samstag in Winterthur. Mein neues Rudel sind die BurriHipps. Ich gehöre zur Rasse "Elo" und komme aus Österreich. Da ich noch ein Welpe bin, schlafe ich sehr viel. Aber ich renne auch gern Kaya nach, und ich kann schon auf Befehl sitzen. Der Ruf "Gudi, Gudi" bringt mich jederzeit auf die vier Füsse. Mein Fell ist knuddelweich. Das haben heute Esther und Reto erfühlt und ihre Herzen schon ein bisschen an mich verloren. Ich aber meines noch nicht an sie.



Sonntag, 30. März 2025

Lore Segal, Ladies Lunch

 Ich habe es gut: (Fast) jeden Sonntagmorgen ruft unser Sohn an und fragt, was so war in der vergangenen Woche. Er arbeitet mit Büchern, und deshalb plaudere ich sehr gern mit ihm über das, was ich gerade lese oder gelesen habe. Heute also über die fünf alten, wirklich alten Frauen, die sich regelmässig zum Lunch trafen. Die ersten zwanzig Minuten waren reserviert für das Klagen über das Weh im Knie und die Arthrose in den Händen...Dann aber sprachen sie immer über ein Thema. Zum Beispiel darüber, was man von den "Kindern" erwarten dürfe an Besuchen und Unterstützung. Warum es schrecklich sei, eine Pflegerin zu haben: Die sitzt in meiner Stube und schaut Serien an meinem TV-Gerät. Sie fragten einander an Leidmahlen , wer die Frau mit der roten Stola sei: Die eben verwitwete Gastgeberin. Sie versuchten zu eruieren, wann ein Tag ein guter Tag sei: Wenn das Knie nicht weh tue, und die rote Stola sei so schön. Wer ist die Frau mit der roten Stola?

Samstag, 29. März 2025

Freundinnenschaft

 Noch nie gehört, dieses Wort, aber gelesen im Tagimagi von Nina Kunz. Sie denkt über Frauenfreundinnenschaft nach. Im Unterschied zu einer Liebschaft müssen Freundinnen nicht zu gefallen versuchen; sie dürfen sein, wie sie sind, was sie sind. Freundinnen reden viel mehr miteinander als Freunde. Männer sind eher miteinander aktiv. - Morgen kommt meine Beste Freundin zu uns zum Zmittag. Damit viel Zeit zum Reden ist, habe ich schon vorgekocht. Ich hole meine Freundin am Bahnhof ab, dann kann das "Geschnäder" schon beginnen.