Donnerstag, 30. Oktober 2025

Gleichaltrige Freundin und Freund

 Sie wissen, wie es war, als man unbekannte Wörter nicht bei Google sondern im achtbändigen Lexikon des Vaters erklärt bekam. Sie wissen, wie man abmachte, als Handys noch unbekannt waren und der einzige Telefonapparat im Gang an der Wand hing.

Sie wissen auch, wie es ist, alt zu werden. 

Heute kamen Hanna und Ernst zu uns zum Mittagessen. Wir haben uns aus unseren (langen) Leben erzählt. 

Wir haben aber auch an unsere Zukünfte gedacht. Ängstlich und hoffnungsvoll zugleich.

ROSE AUSLÄNDER fällt mir ein mit ihrem Gedicht: NOCH BIST DU DA.

Wirf deine Angst in die Luft

Bald ist deine Zeit um

Bald wächst der Himmel unter dem Gras

fallen deine Träume ins Nichts


NOCH DUFTET DIE NELKE

SINGT DIE DROSSEL

DARFST DU LIEBEN

WORTE VERSCHENKEN

NOCH BIST DU DA


Sei was du bist

gib was du hast

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Heute: Je mehr ich arbeite, desto grösser wird das Chaos

 Ob ich das heute Abend wieder in den Griff bekomme? - Ich habe meinen Jahres-Gartentee gemischt, zweierlei Salbe hergestellt und Brennnesseln ausgelegt in meinem Zimmer. Jetzt stehen leere Büchsen herum, wo keine Kräuter mehr darin sind. Ätherische Öle riechen mich an. Die Gartenhandschuhe liegen bereit für die Brennnesseln. Aber zuerst will ich Scones backen zum Nachtessen. Kommen also noch eine Teigschüssel und ein Backblech in den Schlamassel. Ach, da sehe ich sechs Hüte auf meinem Bett. Ich habe einen ausgesucht für die Halloween-Schöggeli am Freitag. Den auserwählten siebten Hut habe ich gefüllt und versorgt. - Sei es, wie es wolle - jetzt an die Scones...

Dienstag, 28. Oktober 2025

Unsere Strategie im Garten

 Für meinen Vater und seine Generation war das Einwintern des Gartens harte Arbeit. Alles wurde abgeerntet, die Gartenbeete leer geräumt und die Erde umgestochen. Das gehörte sich so. Alle taten es. Hätte jemand etwas stehen lassen für die Vögel oder die Erdkrume nicht mit Schwung umgedreht, man hätte sie oder ihn der Unordnung bezichtigt. 

Heute ist das zum Glück anders. Zum Glück für uns alte Gärtnersleut und zum Glück für allerlei tierische Lebewesen. Wir schneiden das und jenes zurück. Wir ernten die letzten Tomätchen. Aber den verblühenden Fenchel lassen wir stehen und die fruchtenden Sonnenblumen sowieso. Wie ist es unterhaltsam, den Spatzen zuzusehen, wenn sie Körner picken. Kopfunter oft und immer flink wieder weg in die Büsche. Die Katzen kommen gar nicht nach beim Zuschauen.

Wir alte Gärtnersleut arbeiten heute ein Stündchen und morgen eines. Immer, wenn wir müde werden, hören wir auf und sagen: Die "Tierine" (urnerisch für "Tiere") müssen auch noch etwas haben.

Montag, 27. Oktober 2025

"Hudelwetter" sagte Simon Eschle

 Wer ist Simon Eschle? - Reto nennt immer die Namen der Fernsehleute, seien es WettermoderatorInnen oder Tagesschaumenschen. So üben wir unser Gedächtnis, und die Fernsehleute werden zu einer Art von Bekannten. - "Die Frau Bohner ist wieder top angezogen, im Gegensatz zu Gaudenz." mag es dann tönen bei uns, wobei ich den Gaudenz Flury trotzdem sehr mag. - Simon Eschle ist der Neue, der schon tut, als wäre er ewig bei Meteo. 

"Hudelwetter", sagte Simon, und wie recht er hat. Leider muss ich heute Abend noch hinaus; mir graust . Aber meine Feldenkraislektion lasse ich nicht ausfallen; sie tut mir gut. 

Sonntag, 26. Oktober 2025

Zum 90. Geburtstag

 Es gab eine Zeit, da hätte ich Feste wie das von gestern Abend gefürchtet: Eingeladen und nur zwei von ca. 40 Menschen zu kennen. Aber gestern habe ich mich darauf gefreut, die Familie vom 90 jährigen Cornelius kennenzulernen. Und es war ein gutes Fest.

Der Jubilar war der Meinung, im Familienkreis sein Geburtstagsessen zu geniessen - und da waren wir Vielen! er hielt sich einen Moment lang die Hände vor die Augen vor Überraschung. Dann aber hielt er spontan eine kleine Begrüssungsrede. Freute sich offensichtlich. Ging beim Apèro von Grüppchen zu Grüppchen, klopfte Schultern, umarmte seine Lieben, sprach mit allen ein paar Worte. Mit wachem Geist und den Menschen zugewandt. 

Tochter Cornelia stellte alle Gäste kurz vor anhand der Tischordnung. So wussten wir gleich, wo unsere Plätze waren. Ich hatte das grosse Glück, neben der Schwiegertochter von Cornelius und Margrit zu sitzen. Lehrerin wie ich zu Beginn der Berufstätigkeit. Dann aber Diversifizierungen noch und noch. Alles auf dem Gebiet der Pädagogik. Sehr spannend für mich. Und ich glaube, wir waren uns auf Anhieb sympathisch. 

Reto war wohl der Mensch, der am lautesten uns fröhlichsten gelacht hat, als Schwiegersohn und Enkel "Diner for one" zum Besten gaben. Hervorragend gespielt. - Auch die Musikeinlagen der überaus musikalischen Grossfamilie waren grandios. Noch nie vorher hatte ich sechshändiges Klavierspiel geniessen können!

Genossen haben wir auch Essen und Dessert und Wein und Deko und, und, und. - Ein sehr gelungenes Fest, an das wir lange denken werden. Hoffentlich bleibt uns Cornelius erhalten in Frische und Wärme! Viele Jahre noch! 

Samstag, 25. Oktober 2025

Gerade erst

 Gerade erst waren wir auf dem nebligen Hohen Kasten, waren wir im Stapferhaus in Lenzburg, waren wir bei unserer Freundin in Mammern, war ich in der Stadt Hosen kaufen. Alles gerade erst und noch nichts abgelegt in einem Erinnerungskästchen in meinem Kopf. Oder in einem Kämmerchen meines Herzens. Alles noch ganz frisch - und schon kommt heute ein Fest dazu. Und schon kommt heute Nacht die Umstellung auf die Winterzeit. Und schon ...

Einerseits ist es schön, so viel zu erleben. Andererseits... - Sassen die Alten früher nicht auf dem Bänkli vor dem Haus? Dösten auf dem Sofa vor sich hin? Bedachten in Musse ihr Leben? Übten sich in der "Ars moriendi", der Kunst des guten Sterbens?

Sei es! Packen wir es! Heute ist ein Fest des Lebens!

 

Freitag, 24. Oktober 2025

Morgen brauche ich eine neue Hose

 Wir sind eingeladen, und alle meine guten Hosen sind in der Wäsche. Es sind nicht viele, sowieso zu wenige. Also noch ein Paar einkaufen. Ich habe eine klare Farbvorstellung, aber meine Figur ist nicht so superkompatibel. Klein und dick - das ist nicht "gäbig". - Ich schaue mich also um im Kleiderladen (Coop-City). Zuerst bei den Fair-Traidern. Nix für mich dabei. Alles echli "hudelig". - Weiter im Laden. Ich packe mir drei Paar Hosen unter den Arm und verschwinde in der Kabine zum Anprobieren. Die Schwarzen gefallen mir eigentlich nicht - und gehen nicht. Die Beigen sind nice, aber seltsames Material - und gehen nicht. Die Weinroten waren von Anfang an meine Favoriten - und gehen perfekt. der Tag ist gerettet, der morgige auch. Halleluja!