Ich habe von einer Frau gelesen, die wollte die Sprache ihres indigenen Grossvaters lernen. Es war einfach, so wie kleine Kinder Tiere, Pflanzen und Dinge zu benennen. Aber dann wurde es schwierig: In der Grossvatersprache war fast alles belebt. Und es gab weder männlich, noch weiblich, noch sächlich. "Das ist ein Apfel" - Nein! Sondern "Apfel ist." - Es gibt ein Wort für das Aufploppen von Pilzen über Nacht: "Puhpowee", heisst es. Und die Sprache des indigenen Volkes heisst "Potawatomi". Nur noch neun Menschen sprechen sie fliessend. Sie wird aussterben, wenn niemand sie mehr erlernt. Und damit wird eine andere Art zu denken verloren gehen. Dieses der-Natur-lauschen und mit ihr ganz verbunden sein wird weniger bis gar nicht mehr sein. Die Biologin Robin Wall Kimmerer, von der ich gelesen habe, schreibt: "Wenn wir der Natur lauschen, hören wir Gespräche in einer Sprache, die nicht die unsere ist. Heute denke ich, dass ich zur Wissenschaft gekommen bin, weil ich diese Sprache, die ich in den Wäldern höre, verstehen wollte, weil ich mit den Jahren lernen wollte, fliessend Botanisch zu sprechen." (Tagimagi Nr. 10, 2025) - Ich setze mich nun unter den alten Ahorn und lausche.- "Ahorn ist."
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