Dienstag, 30. Juni 2020

Erdbeeren

Judith und Kaya kamen zum Mittagessen. Ich hatte Reto aufgetragen, Erdbeeren zum Dessert zu kaufen. Viele, hatte ich auf den Einkaufszettel geschrieben. Und er brachte viele, fand, ich könne ja dann vom Rest Konfi machen. - Ich wusch die süssen Beeren und schnitt sie in Stücke. Nix weiter dran. Einfach Erdbeeren pur. Ein Schüsselchen "Gschwungni Niidle" (Schlagrahm) daneben. Kaya mag Schlagrahm nicht so. Aber Erdbeeren mag sie. Jedenfalls ist nichts mehr da zum Konfi machen. Ich bin froh. Heute müde. Löchrig geschlafen (Ausdruck von meiner Besten Freundin gestohlen).

Montag, 29. Juni 2020

Ferien in der Schweiz

Heute Nachmittag bin ich mit den Hütemädels ins Hegifeld gelaufen. Unterwegs sind wir alle drei mit viel Vergnügen in jeder Pfütze herumgeplatscht. Die Wolken malten riesige Bilder an den Himmel. Die Blumen blühten in allen Farben. Wunderschönes Naherholungsgebiet. So schön, dass die Kinder fanden, wir seien jetzt da in den Ferien. 

Sonntag, 28. Juni 2020

Spyren, Rotschwänze und andere Vögel

Und wiederum ein gemütlicher Sonntag in Oberwinterthur. Nach einem schönlangen Telefon mit unserem Sohn sind wir Richtung Schloss Hegi spaziert. Reto hat einen Schmerzefuss und kann gerade keine grossen Wanderungen machen. Wir hoffen, Physio hilft. - Wiederum Apéro in der Schloss-Schenke. Zwar ist da keine Sonne, dafür frischer Wind. Und genug Platz für die wenigen, die da sind. Die zwei jungen Paare, die heute Dienst haben, steigen zwischendurch auf die Slack-Line, die sie zwischen zwei Bäume gespannt haben. Aber wenn wir sie brauchen, sind sie da und bedienen fröhlich und speditiv. Wir haben diverse Dessertwünsche für heute und für morgen. - Vor allem aber schauen wir den Vögeln nach. Spyren fliegen schreiend über unsere Köpfe. Rotschwänze finden dies und das. - Reto schaut nicht nur. Er ist ganz begeistert davon, dass er die Vögel alle wieder hört. Mit den Probehörgerätli, die man nicht einmal sieht. - Also ich, ich höre noch alles und jedes. Gewiss und auf Ehr!

Samstag, 27. Juni 2020

Zum Glück gibt es Rodewald

Vor kurzem waren Grenzen geschlossen. Uns wurde geraten, Ferien in der Schweiz zu machen. Jetzt kommen die ersten Reisenden wieder aus dem Ausland zurück. Mit oder ohne Corona. - Die Lufthansa inklusive der Swiss wird gerettet. Die Airlines wollen supergünstige Tickets anbieten, um ihr Geschäft wieder anzukurbeln. - Viele, zu viele, tun, als wäre wieder alles paletti. Wir machen jetzt weiter, wo wir vorher waren. Mit der freien Marktwirtschaft, die nur funktioniert, wenn alle fleissig konsumieren. - Und ich hatte gehofft, dass es nicht weiter geht wie zuvor. Ich hatte geglaubt, dass wir genug Zeit hatten, uns über wirklich Wichtiges Gedanken zu machen. Was braucht der Mensch? Was macht uns wirklich glücklich? - Was braucht die Erde? Wie können wir eine gute Zukunft für unsere Nachkommen schaffen? - Ich bin enttäuscht. Aber zum Glück gibt es Raimund Rodewald, den Landschaftsschützer, und ein paar mehr. Herr Rodewald sagt: 

"Schönheit und Sinn liegt nicht im Konsum."

Das habe ich aus einem ganzseitigen Interview aus dem Tagesanzeiger von heute Samstag.

Freitag, 26. Juni 2020

Genug

Ich lese dasselbe Buch, das ich Sohn Stefan zum Geburtstag geschenkt habe. Es geht um eine "Kultur des Genug". - Wie leben, dass es der Welt gut geht. Dass ich nicht mehr verbrauche, als mir zusteht. - Das tönt nach Einschränkung, nach Verzicht. Aber mir kommt das entgegen. Was bin ich froh, dass ich nicht fliegen muss! Ohne Auto wollte ich schon vor vierzig Jahren leben. Essen tue ich am liebsten zu Hause oder zu Besuch. (Gestern bei Judith!) - Ich sitze am Pult und spüre, dass es gut ist, wie es ist. Ich MUSS als Ruheständlerin nur noch wenig. Ich darf wählen, was ich tun will. Weitgehend. Aber eine Sache ist fragwürdig: Ich bestelle Bücher und vergesse, dass ich bestellt habe. Das erlaubt mir, noch weitere Bücher woanders zu bestellen - und dann zu staunen, was so alles im Briefkasten liegt. - Wie viele Bücher braucht der Mensch? - Ich ein paar mehr. 

Donnerstag, 25. Juni 2020

Zwei von vier

Gestern war Sommer. Den ganzen Tag und auch in die Nacht hinein. Wir haben uns in den Garten gesetzt nach den Tagesnachrichten on TV und ein bisschen geschaut, nebenher gelesen, geschnuppert, genossen. Rosenduft in der Nase, aber wer sitzt da in der gelben Rosenblüte? - Eine Veränderliche Krabbenspinne ist es, die gerade ihre Beute abschleppt, eine Schwebefliege. - Die Mauersegler schreien hoch oben und fangen Insekten im Flug. Sie werden ein bisschen später abgelöst von einer Fledermaus. Und dann kommt unsere Nachbarin und winkt uns lebhaft hinter das Haus. - Vorgestern Nacht (zehn Uhr) hatte sie vier junge Igel gesehen auf ihrem Rasen. Jetzt bekommen wir zwei davon zu Gesicht. Noch nie zuvor habe ich JUNGE Igel gesehen. Ich bin hin und weg.

Mittwoch, 24. Juni 2020

Wieder einmal getrennt

Reto und ich sind fast dauernd zusammen unterwegs. Zusammen laufen, zusammen einkaufen, zusammen "käfele". Ist schön und gut, aber wir sind doch auch Einzelmenschen. So haben wir nicht dieselben Wehwehchen und gehen nicht gemeinsam zu Ärzten und Therapeutinnen. - Heute Morgen war Reto in der Physio, und ich ging laufen. - Gut, wieder einmal zu spüren, dass es nicht dasselbe ist. Ich stehe viel öfter still und betrachte etwas oder rieche an Blumen. Stehe still und schaue, wohin der kleine Bub mit seinem Trottinett fährt. Schaue, was die beiden interessanten Frauen in roten Röcken mit ihrer Leiter wollen. Sehe, dass sie die paar Kirschen ernten, die ich vorher fast gezählt habe, weil es so wenig waren. Jetzt hat es gar keine mehr. 

Dienstag, 23. Juni 2020

Wieviele Erden (ver)brauche ich?

Ich finde, umweltgerechter als unser Sohn lebt kaum jemand. Kein Auto, keine Flüge, kaum Elektronik. - Aber kürzlich war Stefan ganz schockiert. Er hat seinen "Fussabdruck" berechnet online. Da kam heraus, dass er zwei Erden braucht. Zu viel unterwegs mit ÖV, alte Wohnung mit schlechter Heizung. - Ich habe unterdessen herausgefunden, dass ich eineinhalb Erden verbrauche. Auch das ist zu viel. Täten das alle, wo kämen wir hin! Was hinterliessen wir unseren Nachkommen? - Heute Morgen haben Reto und ich ökologisch "perfekt" gewirkt. Wir haben unseren Garten mit selbst angesetzter Brennnessel-Jauche gegossen. Jetzt weiss ich, weshalb das Gebräu "Jauche" heisst. Es stinkt in unserem Garten wie neben einer Schweinemästerei. Aber unser Gewissen ist hoch erhaben über den Gestank. Und meine Füsse sind auch wieder sauber, nachdem ich sie auch begossen hatte. Nützt eh nichts, ich wachse "hindertsi".

Montag, 22. Juni 2020

Kunterbunter Montag

Am Morgen war GRÜN angesagt. Reto hat Gras gemäht, aus dem er für mich Heu macht. Es ist ab morgen Heuwetter. - Dann war ROT. Ich habe Sugo gekocht für eine Lasagne. Das WEISS der Béchamelsauce hätte ich mir sparen können. Die Hütekinder brauchen das nicht. - BRAUN waren die Schoggiüberzüge der Dessertglacen. Und dann wurde es KUNTERBUNT. Bäbi spielen mit vielen Kleidli. Malen mit Farbstiften. Zum Abschluss ist SCHWARZ dran. In unserem Pfadikessel wird ein Zaubertrank "gekocht". Ob wir verzaubert werden, ist noch nicht klar. Ich verabschiede mich mal. Man weiss ja nie...

Sonntag, 21. Juni 2020

Langweiliger Sonntag

Wie sollte ein Sonntag sein? - Aufregend, anregend, abenteuerlich, ganz besonders? - Das alles kann gern auch mal sein. Aber ich mag auch langweilige Sonntage, wo nichts los ist. - Vor dem Schloss zum Apéro. Leute beobachten, die auch da sind oder vorüber spazieren. Saftplätzli mit Reis und Salat zum Zmittag. Lange Siesta. - Ich lese übrigens an Thomas Manns "Joseph und seine Brüder" weiter. Corona-Pause ist vorbei. Aber bei jedem Weiterlesen frage ich mich: Will ich das? - Ein so langsames Buch. Unglaublich. Und ein Buch SEINER Zeit. Mit "Mohren" und "Zwergen". - Thomas Mann. Überheblich? MANN seiner Zeit. - Und dann staune ich wieder über die minutiösen Beschreibungen von Land und Leuten. Sein Wissen (und Nichtwissen). 800 Seiten habe ich schon gelesen. - Wie sollte ein Sonntag sein? - Eine Halskette umgelegt zur Feier. Keine Hausarbeit. Von Stunde zu Stunde überlegen, was ich will. Auch nichts wollen. Sinnieren.

Samstag, 20. Juni 2020

Sommerflor

Mein Herr Gemahl pflegt sich manchmal vornehm auszudrücken. Oder wie diejenigen, die eben etwas verstehen von der Sache. Übrigens ist er ein Kenner von fast allem. Sagt er selber. Wenn er etwas nicht weiss, kann er mindestens vermuten oder meinen. Aber wie pflegte "der Färber" (Dr. Raffael Färber, Professor der Philosophie in Luzern) zu dozieren: "Meinen ist nicht wissen." - Wie auch immer, wir sind heute endlich wieder einmal auf den Friedhof Rosenberg (meine zukünftige Letzte Ruhestätte) gepilgert, um meinem Götti und meinem Mami die Referenz zu erweisen. Oder in Retos Sprache - Sommerflor auf ihre Gräber zu bringen. Gelber Fingerhut und karmesinrotes Geranium für Götti, liebreizendes, rosarotes, zartes Blümelein für Mami (auch Google weiss seinen Namen nicht). - Wir sind zufrieden, dass wir es getan haben. 

Freitag, 19. Juni 2020

Wann???

Den Namen kennen nur die "Alten Semester" - Rudi Carrell. Er war Showmaster und sang damals (1975) vom Sommer:

"Wann wird's mal wieder richtig Sommer,
ein Sommer, wie er früher einmal war?
Ja, mit Sonnenschein von Juni bis September
und nicht so nass und so sibirisch kalt wie letztes (oder dieses) Jahr?"

Trotzdem waren Reto und ich heute seit Corona zum erstenmal auf dem Markt in der Stadt. Trotzdem haben wir am Graben Kaffee getrunken. TROTZDEM!!!


Donnerstag, 18. Juni 2020

Gar nicht mehr gewusst

Heute bin ich schon 71 1/4 Jahre alt. Vom 18. März bis jetzt lauter Corona-Zeit. Ich muss ehrlich zugeben, dass der Einfluss auf mein Leben recht gross ist. Ich bin in eine Art Schreckstarre gefallen. Habe Dinge nicht mehr getan, die ich sonst gern tue und Dinge nicht mehr getan, die ich nicht mehr tun durfte. - Das Virus ist noch da, aber Lockerungen machen uns wieder mutiger. - Und doch bin ich meistens zu Hause. Da lese ich seit Tagen alte Briefe durch. - Weiterhin behalten oder entsorgen? - Ich stosse da auf Kostbarkeiten, von denen ich gar nichts mehr gewusst habe. Das tut mir unendlich gut. - Und anderes kann ich endlich loslassen. Hat sich überlebt. Brauche nicht mehr zu nagen. Gute Erfahrungen!

Mittwoch, 17. Juni 2020

Wenn man fragen würde...

Wer war es?

Und als der Liebegott (?) in den Garten kam, da hatten sich Adam und Eva versteckt. Der Liebegott rief sie. Aber sie schämten sich. 
Unsere Mäuschen brauchen sich nicht zu schämen. Was haben sie schon getan! Einfach mit Vergnügen in den Apfel gebissen - und dann auf dem Zvieribrett etwas noch Feineres gefunden. Die Grossmutter Maus wird ihnen freundlich sagen, dass sie doch aufessen sollen, was sie anbeissen.


Dienstag, 16. Juni 2020

Weder zu leicht noch zu schwer befunden

Ich kontrolliere mich, so gut es geht. Keine "Winde" in der Öffentlichkeit. Eben so ein bisschen Manieren einhalten. Und täglich auf die Waage steigen. - Oh, gestern ein "Reiheli" Schoggi zu viel genossen. Die Gläser Rotwein am Fest nicht mitgezählt. "Härdöpfustock" von zwei grossen statt zwei kleinen Kartoffeln (pro Person) gemacht - und alles aufgegessen. - Die Waage verzeiht nichts. - Aber heute bin ich einfach in die Hosen gestiegen, ohne zu wissen, ob ich brav war oder nicht. So eine Erleichterung! "Ömu" psychisch. Sagte nicht der Dalai Lama schon, man solle die Regeln gut lernen, um sie dann gut brechen zu können. - Ich überlege noch, was ich Unkontrolliertes tun könnte. Ein bisschen verrückt spielen in dieser schwierigen Zeit.

Montag, 15. Juni 2020

Mein Corona Teppich

Vor zwölf Wochen, am 23. März, habe ich meine Albe zerrissen aus Verzweiflung und Wut. Die Albe war ein Geschenk von Reto zu meiner Missio Feier. Mein Beruf(ungs)gewand als Pastoralassistentin. Heilige Freude damals. Ich will es gar nicht vergessen. Deshalb habe ich die Albe verhäkelt mit anderen BUNTEN Stoffen. Ein Teppich ist entstanden, den ich nicht geplant hatte. Jedenfalls nicht so. Ich schaue ihn an und staune. Das habe ich gewirkt! 


Sonntag, 14. Juni 2020

Unser Sonntags Ritual wieder aufgenommen

Wir haben es gewagt. - Nach einem Vierteljahr Corona sind wir erstmals wieder zum Sonntagsapéro auswärts gegangen. Welche Freude! Und erst noch doppelt gemoppelt. Die Servierfrau im Museumskaffee freute sich auch. Hat sie doch immer noch so wenig Gäste, dass sie keine Nüsslitüte öffnet zum Apéro. Dafür bekamen wir Brotstücke mit Käsebissen. Auch fein und origineller. - Eine Grossmutter mit drei Grosskindern bestellte Mittagessen. Von Würstli bis zu Ingwersuppe. Und ein nicht mehr ganz junges Paar orderte um halb zwölf Uhr Morgenessen. So lange können wir weder schlafen, noch auf unseren Kaffee warten am Morgen. Und ausserdem liegen im Museumskafi keine Kreuzworträtsel und Sudokus auf. - Übrigens sind wir den ganzen Weg in die Stadt gelaufen. Wir sind sonntagszufrieden.

Samstag, 13. Juni 2020

Ein Freudscher Vertuer

Was ein "Freudscher Versprecher" sei, das ist Allgemeingut. Alle haben wir schon mal etwas sagen wollen, und dann ist etwas Lustiges oder Peinliches aus unserem Mund gekommen. Ich habe in der Oberstufe die Landeshymne aufsagen müssen. Tatsächlich ist mir herausgerutscht: "Trittst im Morgenrock daher..." - Peinlich, peinlich, der Spott des Singlehrers war mir sicher. - Aber gibt es auch einen "Freudschen Vertuer"? - Ich wollte heute Reto zuliebe einen feinen Sonntagszopf backen. Dann hat mein Ehemann mich geärgert. Und was kam raus aus dem Brotteig? - "Le pain de mon chemin", das Brot, das mir entspricht. - Während des Mischens und Knetens des Teigs - kein Gedanke, ich sei daran ein Brot nach meinem Geschmack zu machen. Ich machte Zopf. Erst als ich den "Zopf" flocht und er "anders" war, ging mir auf, dass ich mich vertan hatte. Oder anders, ich hatte mich separiert von Reto und machte mein Ding. Eben "le pain de mon chemin". Ein feines, helles Brot aus verschiedenen Mehlen, ohne Butter, nur mit etwas Öl.

Freitag, 12. Juni 2020

Mit Erschrecken festgestellt

Ich habe mir vor zwei Jahren einen persönlichen Freudenkalender zugelegt. Da schreibe ich ab und zu hinein, was mir an Freude gerade bewusst geworden ist. Mit Datum dazu. - Und jetzt habe ich festgestellt, dass es seit Ende 2019 keinen einzigen Eintrag gibt. - Festgestellt habe ich das gestern Abend, als ich Lust hatte, etwas in das hübsche, Leder gefasste Büchlein zu schreiben: 

Duftende Rosenblätter trocknen auf Grossmutters Schrank. 11.6.2020

Das sind genau genommen viele Freuden auf einmal. Duft, Rosen, Grossmutters Schrank. - Und nicht zu vergessen das Freudenbüchlein selber, das ich am Weihnachtsmarkt in Winti gekauft habe. Mit meinen Freundinnen von Gurtnellen rings um mich. So viel Freude auf einmal. Ich will wieder besser acht geben, mehr mich freuen als mich ärgern. Das bestimme ich ganz selber. Niemand anders.

Donnerstag, 11. Juni 2020

Wie verschieden wir sind...

Alt - ich. Jung - unsere Enkelin wird genau heute sieben Jahre alt. Reich - gelesen, dass Erbauer von privaten Swimmingpools mit der Lieferung nicht nachkommen; Reiche wollen im Corona-Sommer lieber bei sich zu Hause planschen. Arm - Näherinnen in fernen Fabriken, weil die Abnahme bei uns stockt. - Von Weiss und Schwarz mag ich gar nicht reden - schnürt sich mir das Herz zu. - Links und rechts wären auch interessante Begriffe. - Eigentlich wollte ich nur erzählen, dass ich erstmals seit Corona eine Freundin getroffen habe im "Alltag" (Kaffee). Sie ist nicht wie ich, und ich bin nicht wie sie. Aber wir nehmen es einander nicht übel, dass wir verschieden sind. Und deshalb ist es so interessant, mit ihr zu plaudern über das ganze Leben.  - Dann geht sie und macht heute noch mindestens tausend Sachen. Und ich gehe und mache heute fast nichts mehr. 

Dienstag, 9. Juni 2020

Ich schreib schon mal...

Heute ist es grau und feucht draussen. Das wird wohl bis am Abend so bleiben. Darum ist unsere Outdoor-Aktivität = Einkaufen das spannendste, was heute geschieht. Oder besser gesagt, schon geschehen ist. Und das Erstaunlichste daran ist der Kassenzettel. Viel bezahlt für nicht einmal so viele Sachen. Aber diese haben es in sich. Ich konnte nicht an den Kirschen aus der Schweiz und den (steinharten) Aprikosen aus dem Wallis vorbeigehen, ohne je einen Karton zu nehmen. - Und dann das Beobachten! - Die alte Dame mit tiefschwarzem Haar, die vergessen hat, ihren Blumenkohl zu wägen. Die ich vorher schon beobachtet habe, als sie ein Päckli weisse Spargeln unten geöffnet hat, um die Frische zu prüfen. - Jetzt hole ich im Garten Schnittsalat. Bessert das Budget auf. Gibt mehr zu tun als Coop-Salat. Aber frischer geht's nicht!

Montag, 8. Juni 2020

Schon fast Party-Laune

Unsere Enkelin wird sieben Jahre alt, unser Sohn dreiundvierzig. Gestern haben wir alle nicht gefeierten und zu feiernden Geburtstage zusammengenommen und bei Judith und Harry kräftig gefeiert. Zehn Menschen waren wir in der Stube und am Tisch. - Abstand? Händehygiene? - Ich glaube, vor lauter Begeisterung haben wir alles vergessen. - Im Vordergrund steht heute auch für mich die Freude am schönen Fest. Harry hat seinen Weinkeller geplündert. Judith hat gekocht und gebacken, was das Zeug hielt. Kaya hat tierisch fröhliche Tischkarten gebastelt. Und alle hatten Freude. Wir bleiben gesund. Hoffentlich.

Samstag, 6. Juni 2020

Mit aller Kraft

Dieser Tage bin ich in Gedanken und Gefühlen stark im Urner Oberland. Karl Muoser, mein überaus wohlwollender Chef während der fünf Jahre als Pastoralassistentin im dortigen Seelsorgeraum, ist gestorben. Da kommen viele Erinnerungen auf. Es waren "nur" fünf Jahre, aber was für welche! - Vor sieben Jahren sind wir wieder in Winterthur angekommen und hier sehr wohl. Bei uns im Gärtli gibt es zwei Erinnerungsstücke: Das grosse, rote Herz als Abschiedsgeschenk von den Oberminis und auch von ihnen ein Rosenstöcklein. Dieses Pflänzlein wird vom Rosmarin dominiert, aber es hat alle Kraft gesammelt und ist zum Blühen gekommen.


Freitag, 5. Juni 2020

Freitag ist Freitag

Am Morgen trotz Regen ein bisschen im Garten herumwuseln. Geknicktes schneiden. Mittagessen einholen (Teile davon). Holunder dort zurückschneiden, wo er anderen Pflanzen vor der Sonne steht. - Der liebe Holunder! Er wächst in die Höhe und in die Breite, aber er vergisst zu blühen. Reto weist mich unterwegs auf blühende Holunder hin und will mich verleiten, Dolden zu pflücken für meinen Holundersekt. - Aber nein, von meinem Holunder oder gar nicht. Da bin ich stur. Für einmal. - Jetzt ist Nachmittag. Wie (fast) immer werde ich meinem Onkel Max schreiben, vielleicht noch mehr schreiben, aber später ganz bestimmt zum Apéro übergehen. Rituale soll man schätzen und pflegen. Nach dem Freitagsapéro beginnt das Wochenende. Das freut mich. Es mag "Hans was Heiri" sein, aber bestimmt nicht "Freitag was Samstag oder Sonntag".

Donnerstag, 4. Juni 2020

Mit dem Postauto nach Elgg

Wir wollten im "Buurelädeli" Kupper von den feinsten Erdbeeren der Welt  holen. Haben wir auch getan. Drei Kilo haben wir erstanden. Schon viele gegessen, aber auch Konfi gemacht. Wintervorrat. - Aber ich wollte von unserer Postautofahrt nach Elgg erzählen. Ich sass schräg vis-à-vis von einer strickenden Frau mit verkniffenem Mund. Bald schon begann sie mit mir zu reden oder eher zu schimpfen. Über "DIE", die alles kaputt machen. Das Virus, so ein Blödsinn. Die Restaurants müssen abgerissen werden, wegen "DENEN". Es spinnen ja alle. Ich gebe meinem Kollegen mitten auf der Strasse ein Küsschen. Das macht doch nichts. Von "DENEN" lasse ich mir nichts sagen.- Ich habe geantwortet, ruhig meine Meinung gesagt, aber dann hatte ich definitiv genug. Ich möge nun nicht mehr streiten, was sie denn Schönes stricke mit ihrer blauen Wolle. - Ach, ach, ach, nachdem das mit der Wolle geklärt war, kamen die Türken dran - und dann durften wir aussteigen. Ich habe ihr einen guten Tag gewünscht, und sie sagte ruppig, das hätte sie jeden Tag. - Aufatmen, abschütteln. Zu meinem Mann sage ich: "Weisst du eigentlich, wieviel Glück du mit deiner Frau hast?"

Mittwoch, 3. Juni 2020

Ohrwürmer

Wir sassen den liebenlangen Mittagnachmittag im Garten mit Judith und Kaya und teilweise unserem Hütekind. Reto hatte ein Grillfeuer gemacht. Ich liebe den Duft von Holzfeuer. Wir hatten Würste, Salat, Bratkartoffeln und wasnochalles. Glace zum Dessert. Ich war am Morgen erstmals seit Corona mit Reto wieder einkaufen gegangen. Ein langsamer, schöner Nachmittag. Ausser dem Kegelspiel, das den Grosspapi in helle Aufregung brachte. - Dann gingen die lieben Gäste. Kaya hatte mir "erlaubt", ihre Stall- und Wohnlandschaft im Garten ganz selber aufzuräumen. Klug, wie ich bin, habe ich alle Puppenstubenmöbel in ein Tuch gelegt und dann in der Stube in die Puppenhaus-Schublade gekippt. Und erschrak! Da wuselten eben so erschreckte Ohrwürmer herum. Gegen zwanzig, die es sich in den Puppenmöbeln im Freien  gemütlich gemacht hatten. - Sie sind wieder draussen, und ich habe nachgeschaut, weshalb die Ohrwürmer "Ohrwürmer" heissen. - Vor langer, langer Zeit wurden getrocknete und gemahlene Ohrwürmer als Heilmittel gegen Schwerhörigkeit gebraucht. - Reto hört nicht mehr so gut...…….Soll ich? Des Nachts...…….

Dienstag, 2. Juni 2020

Das tut man nicht jeden Tag und nicht mit allen

Es braucht Vertrautheit. Zugeneigtheit. Vertrauen. - Wir haben heute mit Freunden darüber geredet, wie wir beerdigt werden möchten. - Brauchen wir einen Ort? Sogar einen besonderen Ort? Wollen wir mitreden, oder legen wir es in die Hand der Angehörigen? Haben wir besondere Wünsche für die Trauerfeier? Genügt das Gemeinschaftsgrab? - Nach intensivem Austauschen waren wir alle so ziemlich geschafft. Haben festgehalten: Jetzt jedenfalls leben wir noch. Wir möchten noch ganz oft miteinander am Tisch sitzen - und gern auch leichtere Themen miteinander teilen.

Montag, 1. Juni 2020

Nachdenklicher Tag

Oh, es ist immer noch sehr, sehr schön. Die Sonne scheint. Reto hat eine feine Pizza zum Zmittag gemacht. Pralinato-Glace zum Dessert nebst Kaffee. Spaziert sind wir auch. Aber jetzt muss ich MICH wieder ein bisschen ordnen. Ich habe dieser Tage so viel gelesen, was nicht verdaut ist. Ich habe um mich gesehen und nicht über das Gesehene nachgedacht. Ich habe Vögel gehört und nicht nachgeschaut, welche es waren. - Es ist an der Zeit, dass ich MIR Zeit nehme. Ganz für mich. Nur für mich.