Samstag, 31. August 2013

Testosteron

Ich habe zuviel Testosteron. So heisst das Sexualhormon, das Männer zu Männern macht. Bart, Muskelmasse, Trieb. Manchmal nehmen sie Testosteronableitungen (Doping) zu sich, um noch männlicher zu werden. Mag ja attraktiv sein für die einen, aber zu mehr Muskeln kommt dann auch eine grössere Aggressivität. - Ich habe zu viel Testosteron. Ich bin gereizt, aggressiv. Ich habe nichts genommen. Mich gesund ernährt. Meine Muskelmasse hat nicht zugenommen, aber meine Aggressivität.

Ich wäre gern sanft und nett. Aber die Welt regt mich ständig auf. Ich glaube nicht, dass man(n) in Syrien Frieden schafft durch Krieg. Ich glaube nicht, dass gewalttätige junge Männer durch harte Arbeit oder Knast lammfromm werden. Ich glaube nicht und glaube nicht. Ich bin dagegen. Gegen so vieles. Woher kommt all das Testosteron in mir?

Testosteron steigert die "subjektiv empfundene Wut", aber auch "Antrieb, Ausdauer und Lebenslust", sagt mir Wikipedia. Und Simone de Beauvoir hat geschrieben:

"Im Gegensatz zu den Empfehlungen der Moralisten muss man sich wünschen, auch im hohen Alter noch starke Leidenschaften zu haben, die es uns ersparen, dass wir uns nur mit uns selber beschäftigen. Das Leben behält einen Wert, solange man durch Liebe, Freundschaft, Empörung und Mitgefühl am Leben der anderen teilnimmt. Dann bleiben auch Gründe, zu handeln oder zu sprechen."

Ich setze mich sofort an die schriftliche Abstimmung (handeln), geniesse dann mit Reto ein kleines "Zmittägli" (Lebenslust) und erfreue mich abends der Freundschaft von Schwester und Schwager.


Freitag, 30. August 2013

Nachrichten sammeln

Welche Nachrichten aus Zeitung und TV erzählt man sich weiter? - Die allerschrecklichsten, die ärgerlichsten, die beängstigendsten? - Ich bin ganz hässig, weil ich so viel "Schrott" gelesen und gehört habe. Und dann soll man das alles genau so beurteilen, wie es die Journalisten tun. - Soll man? Ist das nicht gar einfach? Müsste man nicht viel mehr Hintergrundinfos haben? Über Syrien. Über den gewalttätigen Jugendlichen, der als Therapie boxen darf oder soll für 39000 Franken.

Ich würde gern Nachrichten lesen darüber, wie Menschen in aller Welt gerettet werden vor dem Hungertod, trotz Krankheiten, aus widrigen Verhältnissen heraus. Dank unser aller Solidarität. Weil wir alles tun wollen für gute Nachrichten. - Ich brauchen gute Nachrichten.

Mittwoch, 28. August 2013

Goethe zum Zweiten

Es regnet, und es ist kühl. Ich muss die Socken montieren, wenn ich weg gehe. Der Sommer schwächelt. - In dieser Situation ist mir hilfreich eine schöne Gedichtzeile entgegengekommen: "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?" - Oh, ich kenne es; es muss Italien sein. Und schon bin ich mit Gedanken und Gefühlen in der Toscana auf unserem Lieblingscampingplatz, wo es meinem "Gottenbub" (36J.) so gut gefällt, dass er den geplanten Aufenthalt spontan verlängert hat. - "Das Land, wo die Zitronen blühn" - wer erfindet so schöne Sätze? - Googel weiss (fast) alles (richtig). Es ist der Herr Goethe, der in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" diese Zeile und weitere einer jungen Frau in den Mund legt. Und da regt sich bei mir der alte Goethe-Ärger: Die junge Frau wird öfter "Kindchen" genannt. Uäähhh!!! Aber hier trotzdem noch ein bisschen mehr vom Land, in dem die Zitronen blühn:

"Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl? - Dahin! Dahin...

Die letzte Zeile selber googeln; mir ist sie zu kitschig-klebrig.

Dienstag, 27. August 2013

Wer ist die Schönste im Land???

Winterthur sei die schönste Stadt in der Schweiz hat Ueli Maurer gestern anlässlich eines Besuchs bei uns gesagt. Reto ist anderer Meinung. Für ihn ist Luzern die Leuchtenstadt. (Leuchtenstadt heisse sie nicht, weil die Luzerner "heller auf der Platte" als andere seien, aber weil ein Engel mit einem Lichtstrahl die ersten künftigen Bewohner auf den Ort aufmerksam gemacht habe.) - Zurück zu Reto: Für ihn ist Luzern die Leuchte der Schönheit unter den Schweizer Städten. Mir steht da sofort mein "Luzernbild" vor Augen: Im Sommer bei der "Ufschütti" gratis baden gehen. Ein wunderschöner Ort. Du schwimmst zwischen Schwänen und Enten. Vor dir das Panorama von Stadt und Bergen. Einzigartig! Aber Bern mag ich auch sehr. Und Yverdon, wo ich liebe Verwandte habe. Und warum nicht Basel, wo wir mit Hans waren, der schon gestorben ist. Ich vermisse ihn. ZOFINGEN nicht vergessen, wo ich acht Jahre lang zur Schule gegangen bin und jeden Winkel kenne. Schon vom "Petschiergässli" gehört? Dort hat mein Götti gewohnt für eine Miete von Fr. 80.- im Monat.

WINTERTHUR! - Ob sie die Schönste im Land sei, ist unwichtig. Sie macht mich glücklich, und das ist die Hauptsache!

Montag, 26. August 2013

Der einzige Gewinn

Ich habe mir das Zitat von Urs Widmer (75 J., Schweizer Schriftsteller) ins Tagebuch abgeschrieben. Immerhin ergibt das Altwerden einen Gewinn. Wenn ich weiter überlege, finde ich vielleicht noch weitere Gewinnchancen. Hier das Zitat aus dem Tagesanzeiger vom Samstag:

"Auch ich brach, wie jeder und jede, einst kraftvoll ins Leben auf, lebte es und heimse heute, da die Kräfte nachlassen, den einzigen Gewinn ein, den das Altwerden dir bieten kann: zu fühlen, dass du du das Leben tatsächlich gelebt hast, so lustvoll wie möglich und so schmerzhaft wie nötig."

So lustvoll wie möglich, das schwebt mir vor, und auch das braucht etwas Anstrengung. Kommt nicht von selbst.

Sonntag, 25. August 2013

Ja, ja, ja, auch heute etwas erlebt

Gestern zur gefüllten Vegi-Zuchetti hatte ich reichlich Rotwein gebechert. Es war so gemütlich und fein, und wir hatten alle Zeit der Welt. Dafür war ich dann heute Morgen etwas unlustig. Schwerfällig in meinem Körper und froh, dass nichts zu tun war. "Wie merkt man eigentlich als Pensionierte, dass Sonntag ist?" fragte ich meinen Ehemann, und der hatte nichts Besseres zu tun, als einen Sonntagsspaziergang vorzuschlagen. Tz, tz, tz! Man will sich ja nicht als Alkoholgeschädigte outen und geht mit. - Zum Café in der Oskar Reinhard Sammlung am Römerholz. Eine knappe Stunde Spazier. Und es wurde besser mit mir. Wiederbelebung mit Süssmost und Schinkensandvich. Erneuerung des Geistes durch Gespräche mit der sympathischen Servierfrau, die eine ehemalige Kollegin von Ehemann Reto ist und später im Bus mit einem ehemaligen Kirchenkollegen von mir. Gemeinsames sich an den Kopf Greifen über das, was man von der Bischofskonferenz gelesen hat: Die katholische Kirche Schweiz soll endlich, endlich (wieder) römischkatholisch werden. Ohne mich!

Samstag, 24. August 2013

Kulturort Weiertal, Winterthur

Ein gewaltig schöner Tag gestern!

Meine beste Freundin und ich fuhren mit dem Zug nach Winterthur-Wülflingen und wanderten in einer halben Stunde hoch zum Kulturort Weiertal, dem ich in gut 30 Winterthurer Jahren noch nie begegnet war. Dort genossen wir im Freien den mediterranen Bistro-Teller und flanierten dann durch die Skulpturen-Ausstellung. Alles im Freien und mit dem kostbaren Gefühl, vielleicht gerade den letzten Sommertag auszukosten.

Wieder im Stadtzentrum von Winti sogen wir gleich auch noch ein bisschen "Winterthurer Musikfestwochen" ein: Am Graben wiegten wir uns zu Balkanmusik von "Aliev Bleh Orkestra". Vor mir schüttelte eine junge Frau ihren Hintern wie Bauchtänzerinnen ihren "Vorderen" bewegen. Habe mir vorgenommen, das auch mal zu versuchen. Aber nur vor dem Spiegel und niemals öffentlich. Hoffentlich lache ich mich nicht tot.

Freitag, 23. August 2013

Ende der bürgerlichen Abenddämmerung

Was gibt es nur für schöne Ausdrücke! Und wieviel kann man stets lernen bei der täglichen Zeitungslektüre! - "Das Ende der bürgerlichen Abenddämmerung" steht als Begriff für den "Moment zwischen Tag und Nacht, in welchem markante Geländepunkte aus der Luft noch erkennbar sind" ("Tagi" heute). Dieser Moment wechselt je nach Jahreszeit, was sich von selbst versteht, aber für Helikopterpiloten eminent wichtig ist. Die fliegen auf Sicht (immer?), und ein Überschreiten der bürgerlichen Abenddämmerung bedeutet Gefahr und wird bestraft.

Ich bin entschlossen, heute den Moment der bürgerlichen Abenddämmerung zu überschreiten und mit meiner besten Freundin so lange im Ausgang zu bleiben, wie wir lustig sind (Musikfestwochen Winti). Zwar hat man als ältere Frau ab und zu den Eindruck, bürgerliche Männer hätten gern, dass wir Frauen zum Zeitpunkt der bürgerlichen Abenddämmerung zur Vermeidung von Gefahren durch potente Männer(??) ins Haus gehen und uns "aus dem Verkehr ziehen". Für ältere Frauen allerdings sind nur noch die "Handtäschliräuber" gefährlich. Die sind den ganzen Tag unterwegs.

Donnerstag, 22. August 2013

Goethe

Ich gebe es zu, ich mag Johann Wolfgang Goethe nicht. Zwar habe ich nicht sein Werk gelesen. Nur den "Faust"; den haben wir im Lehrerseminar "hindertsi ond vörsi" durchgenommen. Er, der Faust, stand jahrzehntelang in meinem Büchergestell, aber ich habe ihn nicht nach Winterthur mitgenommen. Mit Gretchen zusammen sage ich: "Mir graut's vor dir." Ich meine aber nicht den Heinrich, sondern den Herrn Geheimrat Goethe selbst. Seit eh und je betrachte ich ihn als herablassenden Klugscheisser. Besonders den Frauen gegenüber. Besonders seiner Christiane Vulpius gegenüber, die er sich jahrelang als Betthäschen hielt, ehe er sie heiratete. "Sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heide" passt dazu. Goethe hat das Lied gedichtet, das zum Volksliedgergut "aufstieg". Der Knabe, der das Röslein sieht, bricht es ohne weiteres. Das bricht mir um des Rösleins Willen das Herz, und darum mag ich Goethe nicht.

Aber hie und da liest oder hört man etwas, wo man sich drin findet, manchmal, wo man es nicht vermutet hat. Ich heute bei Goethe (zitiert in der ZEIT):

" Wir sind Sensualisten, solange wir Kinder sind; Idealisten, wenn wir lieben und in den geliebten Gegenstand Eigenschaften legen, die nicht eigentlich darin sind. Die Liebe wankt, wir zweifeln an der Treue und sind Skeptiker, ehe wir es glaubten. Der Rest des Lebens ist gleichgültig, wir lassen es gehn, wie es will, und endigen mit Quetismus, wie die indischen Philosophen auch."

Ich bin auf dem Weg zum Quietismus, nach dem Wörterbuch einer Haltung der Seelenruhe. Danke, Herr Goethe!

Mittwoch, 21. August 2013

Nachtlesen

Das Kreuzweh ist weg. Zum Glück! So konnte ich gestern "s'Meiteli" auch im Arm halten. Unglaublich, wie dieses Grosskindchen sich innert Tagen jeweils verändert! Nun schaut sie uns aufmerksam an, wenn sie nicht gerade "bäägget" (=stark weint). - Die tägliche Veränderung - ob das auch für uns gilt, und wir merken es bloss nicht (mehr)?

Ich habe nachts gelesen, weil "es" nicht geschlafen hat. Meine Neuentdeckung aus der Bibliothek heisst Sarah Kirsch. Sie ist in diesem Frühjahr 78-jährig gestorben. Ich lese ihre Tagebuchnotizen "Regenkatze". - Rein nichts Weltbewegendes, aber Weltkommentierendes und vor allem Freude Machendes. Und immer ist die Katze Emily mit dabei. Und immer wieder muss ich schmunzeln und finde mich selbst. Zum Beispiel hier:

"Bin erst um zehn Uhr uffgestanden, hatte die halbe Nacht gelesen. Das ist nicht zu verwerfen, weil ich eine Pensionistin selbst bin, und ich darf in Ruhe vertrotteln."                  8.9.2003

Darf ich auch, aber bitte ganz langsam!

Dienstag, 20. August 2013

Steif

"Schau mal, hinter dir ist dieser alte Saurer-Lastwagen, den wir schon letzte Woche sahen!" sagt mein Mann. Aber ich schaue nicht hinter mich. Heute nicht. Ich habe Rückenweh. Steif gehe ich durch die Welt, schaue knapp links und rechts, aber bestimmt nicht nach hinten. Wenn ich mich setze, kann es sein, dass ich kurz aufheule aus Überraschung, wie der Schmerz einfährt im Kreuz. Eine Bedeutung gebe ich dem Ganzen nicht. Ausserdem kenne ich das Weh im Kreuz und habe die richtige Hitzesalbe im Apothekerkästli. Sie wirkt vielleicht schon ein wenig. - Aber ich bin froh, dass ich nicht immer so steif und starr durch die Welt gehen muss. "Unzugänglich und langweilig" werde man, sagt mein Wörterbuch. Ist sicher so, wenn der (geistige) Horizont so eingeschränkt wird. Auch schon hatte ich ein Kreuz mit der Kirche, aber seit meiner Pensionierung bin ich erlöst. Nicht durch das Kreuz sondern durch die grössere Freiheit. Durch die Unabhängigkeit.

Montag, 19. August 2013

Benutzer wechseln

Eine der frühesten Tätigkeiten meines Ehekameraden am Morgen besteht darin, dass er den Laptop in Betrieb nimmt. Was er darauf alles anschaut oder damit in die Welt versendet, weiss ich nicht. Geht mich nichts an. Wenn ich dann aber später auch in meine Mails schauen will und in die Pages, die ich regelmässig besuche (www.kirchenblogs.ch und www.salamandra.de ), dann muss ich bei "Benutzer wechseln" klicken, was ich unbesorgt tue. Aber wir haben einen Freund, der macht sich grosse Sorgen, dass Amerika mitliest, bei ihm, bei Reto, bei mir. Er hat weiter Angst, dass die dann "änet" dem grossen Wasser irgend eine Harmlosigkeit falsch verstehen - und schon sind wir dran. Mich lustig machen über unseren Freund wäre am einfachsten. Aber ist es nicht tatsächlich so, dass arabisch-stämmige Männer, die sich nichts zuschulden kommen liessen, aber zur falschen Zeit am falschen Ort waren, in Guantanamo landeten und dort immer noch sind, entgegen den Versicherungen von Präsident Obama, dass sie "bald" frei kämen?! (Ob ich jetzt dran komme, weil ich "Guantanamo" und "Präsident Obama" geschrieben habe??)

Sonntag, 18. August 2013

Wir haben alles

Heute Morgen um acht Uhr kam Moni und ass mit uns Zmorge. Kann sie wieder tun. Gefällt uns. Sie braucht nicht einmal mitzubringen, was noch fehlte in unserer Wohnung. Es fehlt jetzt nichts mehr. Wir haben alles.

Heute Morgen um acht Uhr hat Moni die Vorhänge für die Stube mitgebracht, die noch fehlten. Sie hat bei uns auf dem Sofa die "Gleiterli" angenäht, und ich musste nicht einmal mitnähen. Ich durfte "Kraut und Rübis" reden, was mir gerade auf die Zunge kam.

Jetzt haben wir alles, was wir brauchen und noch ein bisschen mehr. - Oder viel mehr? - Wir haben eine grosse Freude an den neuen duftigen, pastelligen, beweglichen Vorhangbahnen, und wir haben grosse Freude an allem anderen, was unser Leben im Moment ausmacht. Wir haben alles, "was unser Herz begehrt", wie Reto zu sagen pflegt.

Samstag, 17. August 2013

"Dreierlei" for ever

Gestern Abend traf sich unsere ganze Sippe oder Hausbootgenossenschaft bis zur allerkleinsten Teilnehmerin in Bützberg zu einer "Schiffli"-Sitzung; im September schippern wir Venedig entlang. Stefan hat ein perfektes, feines, phantasievolles Nachtessen kreiert und praktiziert: Schiffli auf dem Rotsee (Papierschiffchen auf kalter Tomatensuppe), Regatta auf dem Teller (halbe Kartoffeln mit Segel, Bohnen, Blumenkohl), Bananenfrachter zum Dessert (Schoggibananen in der Schale). Fein, fein, fein! - Dann haben wir sehr locker die kommenden Ferien besprochen und die Rollen verteilt. Ich darf "Möchtegernköchin" sein. Anschliessend gabs Wohnungsverkauf von "Dreierleiartikeln" aus Stefans geschlossenem Laden. Es macht immer noch Freude, feinste Seifen einzukaufen und allerlei, das niemals vergeht. "Dreierlei" for ever in unseren Kästen. "Dreierlei" for ever in unseren Herzen.

Freitag, 16. August 2013

Zum Tatort zurückgekehrt

Also, wie man weiss, sind Reto und ich pensioniert, aber noch nicht so furchtbar lange. Noch nicht mal ein halbes Jahr. Gestern sind wir zu einem meiner "Tatorte" zurückgekehrt. Wir sind um 6.15 Uhr in Winterthur mit ÖV gestartet und um 9.15 Uhr mit dem Postauto beim Hotel "Dammagletscher" angekommen. Dann sind wir hinunter spaziert zur Kapelle im Gwüest und haben am Gottesdienst von "Mariens Aufnahme mit Leib und Seele in den Himmel" teilgenommen. Pastoralassistentin Andrea hat gesagt, sie habe Mühe mit diesem Fest; ist ja nur logisch bei so einer Überschrift. Kann man ja kaum sagen und erst recht nicht denken. Aber ein bisschen Magie darf trotzdem sein - jedenfalls haben wir ein Kräutersträusschen segnen lassen vom Herrn Pfarrer. Und es war uns wohl, wohl, wohl auf der Göscheneralp mit den lieben Menschen, die wir kürzer oder länger geniessen durften. Nicht allen geht es so gut, wenn sie an einen Tatort zurückkehren.

Mittwoch, 14. August 2013

Logistik

Ich habe nicht nachgeschlagen im Wörterbuch, was "Logistik" bedeutet, aber es muss mit "logischem Denken" zu tun haben. Jedenfalls besprechen Reto und ich beim Kaffee nach dem Mittagsschlaf  die Logistik unseres bevorstehenden Besuchs: 8 Erwachsene und 4 Kinder in der Puppenstube zum Essen. Aargauischer Abend, weil die meisten direkt oder indirekt aus dem Aargau stammen. Und weil ich nostalgisch immer öfter in der Vergangenheit weile. Nostalgisch, nicht logistisch.

Dienstag, 13. August 2013

Tisch decken

Wir erwarten Besuch. Reto steht am Herd, um seine Schwester mit weiteren zwei Familienmitgliedern zu bekochen. Judith als Gottenkind von Heidi kommt auch mit family. Es wird fein werden. Wenn "Mann" kocht, dann aber recht. Niedergaren und so. - Mir ist das Tischdecken geblieben. Das mache ich sehr gern. Kerze, Blümchen aus dem Garten, Efeu vom Hänger in der Stube, Gabeln aufpolieren. Gläser strahlen, aber nicht vom neusten, besten aller Geschirrspülmittel; die gehen bei uns nie in die Maschine, Handarbeit macht Freude. Den Glanz selbst herstellen, erfüllt mit Stolz. Ich freue mich und poste rein gar kein Problemthema. Die haben heute frei und sollen sich andere Wirtspflanzen suchen, diese Parasiten.

Montag, 12. August 2013

Wir sind doch nicht mehr in einem Pfarrhaus

Als wir im Pfarrhaus von Wassen wohnten, lag es auf der Hand, dass ab und zu "Hilfsbedürftige" im weitesten Sinn an der Tür standen: Pilger, die ein Bett suchten, Bettler, die Geld "schnorrten" (ich gebe, wenn die Geschichte gut ist, die man mir erzählt) oder einfach Freunde, die ein Kafi brauchten.

Jetzt wohnen wir ganz und gar privat. - Heute war ich gerade am Telefon, da ertönte auch noch unsere Türglocke. Reto öffnete und kam lange nicht mehr, dann aber mit einem jungen Mann, der Tränen in den Augen hatte. Er wollte seiner Mutter telefonieren. Er sagte ihr, dass, wenn sie ihm nicht helfe, er unter den Zug gehe. - Wir wurden durch Zuhören mitverantwortlich. Verrückt!

Ich habe den jungen Mann (18 jährig) im Begleiteten Wohnen "abgegeben", wo er lebt und leidet. Ein gutes Gefühl habe ich nicht, aber wer bin ich, dass ich einem Wildfremden helfen könnte. - Wenn er wiederkommt, was dann?? - Dann werde ich ihm Grossmutter. Ein wenig.

Sonntag, 11. August 2013

Nochmals Bremgarten, aber auch...

Facebook macht manchmal aufmerksam auf etwas, das ich unbedingt brauche, das ich aber selbst nicht gefunden hätte. Heute zum Thema "Bremgarten" eine "Zeitlupe" zum Anhören. Franz Hohler on Radio - witzig und überzeugend. Selbst hören hier: www.srf.ch/sendungen/zytlupe/badeverbot-mit-franz-hohler .

Schwere Gedanken, leichte Gedanken - wie so oft nah nebeneinander, untereinander. Gleich kommen Judith und family. Freude herrscht. Ein Lied aus Kirchenzeiten steigt auf:

"Unser Leben sei ein Fest, heute Morgen und jeden Tag."

Trotzdem, trotz allem, trotz der Welt wie sie ist alles in allem.
Ich bin ein ewiger Trotzkopf, aber gern!

Samstag, 10. August 2013

Samstag

Wir haben eingekauft. Wir haben geputzt. Und ich habe einen Kuchen gebacken für den Besuch von morgen. Reto hat Anfeuerholz besorgt. Wir werden grillieren.

Ich freue mich an meinem neuen gesunden Mehl aus der "Entenschiess-Mühle" Oberneunforn. Wo liegt der Ort? Ich habe das Mehl auf dem Markt gekauft. "Buuremehl dunkel" heisst es, ist ganz fein und schmeckt kräftig: Weizen und Roggen aus der Schweiz.

Schweiz - das wäre so ein guter Wortklang, wenn nicht Bremgarten auch in der Schweiz läge. Wenn nicht unsere Asylpolitik zum Kotzen wäre. Es gab Zeiten, da hatten die Schweizerinnen und Schweizer Einfühlungsvermögen. Jetzt haben sie nur noch Angst.

Freitag, 9. August 2013

pro spezie rara

Heute haben wir zum Zmittag rote, sonnengelbe und weisse Krautstile gegessen. Und im Kühlschrank liegen zwei Rüebli mit je mehreren Beinen. Ihre Farbe ist "normal"; die gelben haben wir schon gegessen. Sie schmeckten nach Rüebli, so wie die Krautstile nach Krautstilen schmeckten. Ich habe die "Gemüser" am Markt in der ehemaligen Sulzerhalle im Eulachpark gekauft. Sie wachsen im Schaugarten vom Schloss Hegi in unserer Nähe. Es sind seltene Sorten, welche von "pro spezie rara" erhalten werden. Sie schmecken, und sie sind Teil von Gemüse- und Blumensorten und von Tierarten, die alle erhalten werden sollen. - Warum? - Wegen der kulturellen Vielfalt. Dass nicht eines Tages nur noch Grossverteilerzeug erhältlich ist, das nach fast nichts schmeckt. Rote, sonnengelbe und weisse Krautstile machen einfach auch den Augen Freude beim Essen. Ist das nötig? - Nein, aber schön.

Pro spezie rara - vor langer, langer Zeit sahen wir in Zürich allerlei Tiere, die erhalten werden sollen. Unsere Kinder waren noch Kinder und hatten grosse Freuden an den besonderen Geissen, Hühnern und dem Wollschwein. Auf dem lieben langen Heimweh "nörzte" (= jammerte, bettelte) Stefan, er wolle "es Säuli haa". - Krautstile der besonderen Art sind da einfacher!

Donnerstag, 8. August 2013

Heute zu...

Regenwetter mit Temperatursturz - gerade recht für einen Nachdenktag, Überdenktag, Ablegetag. Aber auch für einen Vorausschautag, Vorfreudetag, Andersweitertag. - Heute bin ich zu nach aussen, aber offen nach innen.

Mittwoch, 7. August 2013

9 mal 45 = 405

Zehn nach fünf Uhr abends an einem Tag, wo nichts los war. Nichts in der Agenda stand. - Zehn nach fünf Uhr abends, wo wir zur Ruhe kommen. Langsam. Fast. - Reto holt nur noch schnell Freunde ab, die von ihrer Auslandreise zurückkommen. Und ich werde nur noch Gemüse rüsten zum Dippen, und ein "Sösseli" machen zum "Dri-tömpfe" (=dippen). Dann ist sie getan - des Tages Arbeit.

"Das Leben währet 70 Jahr, und wenn es hoch kommt so sind's 80 Jahre. Und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen."

Diese poetischen Sätze aus den Psalmen hat früher mein Gotti immer wieder zitiert, und man merkte, dass sie es ernst meinte. Sie hat auch immer Arbeit gefunden, und wenn es keine dringend notwendige gab, dann hat sie Besuch eingeladen und selbst Crèmeschnitten oder Kirschtorte gebacken. Mmmmmhhhh! DIE BESTEN!

Ich war am Morgen auf dem Friedhof und habe Götti und Mami frische Blumen gebracht und Grüsse von Reto. Wir besuchen unsere Verstorbenen gern und reden mit ihnen. - Reto hat in der Zwischenzeit und dann bis in den Nachmittag hinein dem Rasen ein Blumenbeet abgetrotzt. Rasen weg, Blumenerde her! Insgesamt hat er neun Säcke Erde à 45 Liter hergeschleppt und wir haben sie ausgekippt. Vierhundertfünf Liter (/Kilo?) Erde hat mein starker Ehemann getragen. Mir hat das nicht Eindruck sondern Angst gemacht. Lieber einen putzlebendigen Partner an der Seite als einen toten Helden auf dem Friedhof!

Dienstag, 6. August 2013

Ein Halb-Ster

Auf unserem Sitzplatz liegt ein halber Ster Buchenholzscheite für kommende Grillfreuden. Mir wird schon das Aufbeigen Freude bereiten. Ich werde dabei an all das Brennholz in "Schitli"-Form denken, das ich in meiner Kindheit auf dem Estrich "ufbiigelet" habe. Stolz war ich, wenn meine Beigen hielten und ordentlich anzusehen waren. Stolz war ich, wenn mein Vater nichts sagte. Das hiess, dass er mit mir zufrieden war.

Wir hatten vor der zentralen Ölheizung eine Etagenheizung, was bedeutete, dass meine Mutter in der Küche einfeuern musste. Wir wohnten im ersten Stock. Das Holz befand sich auf dem Estrich - einen Stock höher. Die Kohlen holte meine Mutter im Keller - zwei Stöcke tiefer. Ich habe nie gehört, dass sich meine Mutter beklagt hätte über diese oder andere Hausarbeiten. Dabei arbeitete im eigentlichen Sinn unser Vater; Mami machte "nur" den Haushalt.

Mit den Holzmassen bin ich aufgewachsen. Mein Grossvater war Waldarbeiter. Angestellter der Gemeinde. Uns war bald vertraut, dass ein Ster gleich einem Kubikmeter Holz ist. Und drei Ster sind ein Klafter. Ich mag diese alten Wörter. Sie riechen nach dem Holzherd meiner Grossmutter.

Samstag, 3. August 2013

Up and down

Auf und ab - so geht es mit mir täglich, stündlich. Der Morgen ist anders als der Abend. Der Sommer anders als der Winter. Banalitäten! Und doch freue ich mich, wenn ich "up" bin. Heute ist besser als gestern. So komme, was denn kommen mag...

Faulenzen

Ich spüre den bevorstehenden Wetterwechsel, und ich habe Halsweh. Also kippe ich den Plan, in die Badi zu gehen. Die Sonne versteckt sich ja auch schon teilweise. Am nächsten Freitag soll es nur noch 20 Grad warm sein. Ist der Sommer bald vorbei? Es ist allerhöchste Zeit, Nagellack auf meine Zehen zu bringen. Vielleicht kommt bald die Sockenzeit. Und die Zeit, mehr in sich hineinzuhorchen als in die Welt hinaus zu gehen. Ich habe mir schon mal einen Seelensatz von Rilke bereit gelegt:

"Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben."

Dann geh ich mal meditieren und mein "tieftiefes" Leben suchen...

Freitag, 2. August 2013

Düfte

Es riecht intensiv in unserer Wohnküche. Ich koche "Münzetee" (Pfefferminztee). Nach dem Ziehen der Kräuter kommt noch Zitronensaft dazu und soviel Zucker, dass Reto den Tee trinken mag. Ich bin froh, dass er Zitronensaft im Tee "erlaubt". Zitronen mag ich so besonders gut in allen Variationen, seit wir in "Limone" am Gardasee waren und die Zitronenblüten erschnuppert und die Zitronen am Baum befühlt haben. Seither stehe ich auf Zitrone an Salatsaucen, im Olivenöl und eben in Tees. Reto nicht so. Aber er befühlt auf dem Markt gern alles, was er kaufen will. Dem sage ich dann "betatschen" und würde meinem Ehemann gern auf die Finger klopfen. Nur - ist das nicht ungerecht??

Donnerstag, 1. August 2013

Empfehlungen

"Brauchst du noch etwas?" fragt mein lieber Ehemann am Zmorgen-Tisch. Statt der Tageszeitung, die heute wegen des Nationalfeiertages nicht kommt, studiert er den neusten Werbeprospekt von Betty Bossi. - "Bhüet mi!" schreie ich, " wenn  du etwas bestellst, musst du selbst einen Platz in unserer Puppenstube finden dafür!" Das erschreckt ihn nicht:" Es gibt auch kleine Sachen." beschwichtigt er, "zum Beispiel eine "Wähenschere"mit Spezialfüsschen oder "Mississipi-Cake" im Fertigpaket - schmeckt wie selbst gemacht." - Reto weiss genau, dass ich Fertig- und Halbfertigprodukte verachte. ICH WILL SELBER MACHEN. Aber nicht gar alles. Musik zum Beispiel sehr beschränkt. Wann habe ich das letztemal Gitarre gespielt? - Da liegt doch irgendwo eine CD-Empfehlung. Wo ist sie verschwunden? - - - Gefunden! Ich muss dann mal eine neue CD bestellen und auch ein Buch. Morgen gibt es neues Taschengeld!!!