Montags um zehn Uhr beginne ich immer zu kochen, weil Judith mit Kaya und Tageskindern zum Essen kommt. Ich koche gern für diese kleine Gruppe, und Reto und ich freuen uns, wenn die Türe aufgeht und als Erste unsere Enkelin eintritt, gefolgt von den anderen. Danach läuft es rund. Vergisst man die Zeit. Ist man mitten im Leben. Essen, spielen, lachen, weinen - alles kommt vor. Wenn sie gehen, sind wir müde, aber zufrieden. Satt vom Essen und vom Leben.
Zweiter Tagesteil: Sie sind gegangen, wir haben aufgeräumt. Bemalte Ostereier in den Kühlschrank gelegt. Ich lege mich aufs Bett und lese im Bibliotheksbuch "Der Mann, der nicht aufhörte zu schlafen" von Aharon Appelfeld. Und da steige ich virtuell nochmals in ein Leben ein. Ein Leben, das bedrückt, weil es um Menschen geht, die tief traumatisiert wurden. Aharon Appelfeld erzählt von sich. Erzählt davon, wie er als Überlebender des Holocaust überhaupt wieder in ein Leben hinein erwachen musste. Mit all dem, was ihm angetan wurde, einzig allein, weil er als jüdisches Kind zur Welt kam. Ihm und seinen Eltern.
Heute Morgen habe ich im Tagi gelesen, dass der Antisemitismus im Internet überhand nimmt. Ich kann das nicht verstehen. Ich verabscheue das zutiefst.
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