Nein, ich werde nicht aus dem "Zauberlehrling" von Goethe zitieren. Habe nicht einmal Zeit, das lange Gedicht zu lesen. Vielleicht morgen Sonntag? Oder lieber Gedichte, die mir besser gefallen.
Vom Frühling oder so. - In die Ecke aber durfte der Besen wieder. Mein Besen! Ich wische nämlich gern die ganze Wohnung. Das macht weniger Lärm als der Staubsauger, und ich sehe ganz genau, was da zusammen kommt in der "Ghüder Schufle" (Kehricht Schaufel). Dass es sich lohnt. - Reto wäscht den Nüsslisalat, den ich im Garten geschnitten habe. Wir haben uns Besuch eingeladen. Genau fünf Leute werden um den grossen Tisch sitzen. Das dürfen wir und darüber sind wir froh. Happy evening!
Samstag, 27. Februar 2021
In die Ecke Besen!
Freitag, 26. Februar 2021
Freitag ganz normal
Viel, viel einkaufen am Morgen und das Gefühl, eine Erkältung ziehe auf. Viel, viel Tee trinken, mich warm halten, gute Siesta und es geht besser. Und jetzt abtippen, was ich diese Woche ins Kaya Buch geschrieben habe. Kopieren und mit Brief an meinen letzten Onkel schicken. Er freut sich über meine Geschichte. Wenn der Brief im Gelben Kasten sein wird, ist es Zeit für den Freitag Apéro. Ich mag ganz normale Freitage sehr.
Donnerstag, 25. Februar 2021
Das ist Hedi
Mein Bäbi, das ich ins Pflegeheim mitnehme, wenn es dazu kommt, ist fertig gestellt. Es hat eigene Kleider bekommen, sogar sexy Unterhöschen. Was doch mein Restenhut alles her gibt! (Kleine Stoffresten liegen bei mir in einem grossen Stoffhut.) - Ein Name ist auch wichtig. Sie ist ein bisschen alt(modisch), kein BabyBäbi. Darum hat sie einen Namen bekommen, den ich von alten Tanten her kenne. Hedi heisst meine Strickpuppe. Der Name hat sich mir aufgedrängt. Also sei es! - Was mir zu denken gibt: Meine Tochter findet, Hedi gleiche mir. Zu denken gibt mir, dass ich das auch gedacht habe. Uupps!?
Mittwoch, 24. Februar 2021
Der ewige Kreislauf
Tiefgekühlten Peterli und Schnittlauch aufgebraucht. Ringelblumen, Rosenblätter, Teekräuter - alles geht dem Ende zu. ABER heute haben wir den ersten jungen Bärlauch geholt. Morgen gibt es Omeletten mit frischem Grün. Stärkt nicht nur Bären nach dem Winterschlaf! - Mir gefällt es, dass das Leben nicht einfach linear von jung zu alt geht, sondern sich im Kreis dreht und ich mittanzen darf. Vom Winter zum Frühling und weiter zum Sommer und im Herbst die grosse Ernte. Um und um und hoffentlich noch lange.
Dienstag, 23. Februar 2021
Den Tag geniessen
Meine Schwester findet, wir sollten jeden Tag geniessen. Wo unsere Tage gezählt sind. Mir gelingt das gar nicht immer. Heute Morgen aber schon. Wir haben auf dem winterlich eingeschränkten Wochenmarkt eingekauft. Nachher haben wir uns je einen "coffee to go" geholt und uns auf ein Bänklein am Graben gesetzt. Die Sonne hat uns den Rücken gewärmt. Wir haben gesehen, dass vor allem ältere Herren dasselbe taten wie wir. Ein klitzekleines Bisschen Normalität. Und ein grösseres Bisschen Glück!
Montag, 22. Februar 2021
Die strengste Arbeit
Einmal im Jahr setzen wir den Kompost um. Für mich ist das die strengste Arbeit, die ich mache. Nur einmal im Jahr, zum Glück. - Heute haben wir es getan. Reto hebt den grünen Kompostkübel ab, stellt ihn beiseite - und dann beginnt meine Mühsal. Ich hebe mit der Stechschaufel die oberen Schichten ab, die noch nicht verrottete sind. Lege Orangenschalen, Eierschalen, Salatblätter, Brokkolistrünke und was noch alles unter den Ahorn. Dann steche ich Kompost ab und gebe ihn in unseren Blecheimer von Manufactum. Reto holt den vollen Eimer und verteilt den Kompost im Garten. Leerer Eimer zu mir zurück und von vorn. - Irgendwann rinnt der Schweiss und rinnt die Nase. Ich atme schwer. Zum Glück steht die Nachbarin am Zaun. Reto hält ein Schwätzchen ab. Ich erhole mich und ärgere mich dann, weil es nicht weiter geht. Gut versteckt hinter dem Ahorn, wo ich aber leider nicht höre, was "die" immer zu plaudern wissen.
Sonntag, 21. Februar 2021
zu denken...
- Zu denken, dass Stefan und Martin heute eine Wanderung auf den Napf machen. Picknick dabei, unter anderem selbstgebackene Zopfvögel.
- Zu denken, dass Reto und ich unsere persönliche Grillsaison eröffnen. Gartenstühle müssen sauber gemacht werden.
- Zu denken, dass der Wetterbericht tagelang Sonnenschein und Wärme verheissen hat. So wunderbar!
- Zu denken, dass unser lieber Freund diesen Frühling nicht mehr erleben darf.
- Zu denken, so viel zu denken!
Mark Aurel (121 - 180 n.Chr.)hat auch gedacht:
"Das Leben des Menschen ist das, was seine Gedanken daraus machen."
Denken reicht nicht, es muss getan werden > Gartenstühle putzen...
Freitag, 19. Februar 2021
Neun Schneeglöggli
Neun Schneeglöggli und ein hellgelbes Krokus! Die Luft riecht nach Frühling. Die Terrassentür ist offen bei 17 Grad Wärme. - Ich bin glücklich. Wieder habe ich einen Winter überlebt.
Donnerstag, 18. Februar 2021
Chicorée Gratin
Wir hatten Besuch, und unserer Freundin schmeckte der Chicorée Gratin auch so gut wie uns immer wieder. - Wer hätte gedacht, dass aus Brot, Peperoni, Orangen, Chicorée, Rahm, Greyerzer, Weisswein, Öl und echli Salz im Ofen so etwas Feines wird! - Na, ja, Betty Bossi! - Lange geschwatzt. Über unseren verstorbenen Freund, aber auch über gemeinsame Ferien. Viel Gelebtes, Vergangenheit. Davon gibt es immer mehr, je älter frau wird. Ein Glück, wenn ich gern daran zurück denke. An einen grossen Teil davon.
Mittwoch, 17. Februar 2021
Sonne, Wärme, Park voller Leute
Ich übe einkaufen und auf die Post gehen. Wir tun das meist zu zweit. Aber Reto muss im März seinen Fuss operieren lassen. Dann werde ich eine Zeitlang auch tun müssen, was er sonst tut. Weiss nicht einmal, ob ich gross genug bin, um die Wäsche an die Leine zu hängen. Alt genug sicher! - Heute also unterwegs bei milden Temperaturen. Mit Sonne. Im Eulachpark hat es Kinder, Mamis, Papis, Seniorinnen und Senioren, du glaubst es nicht. Zugeschaut, wie eine elegante junge Mutter dem Fussball ihrer Kinder nachrannte, der aber doch in die Eulach fiel.
Dienstag, 16. Februar 2021
Montag, 15. Februar 2021
Ein Spaziergang und ein neuer Bischof für Chur
Wir sind draussen gewesen. Es ist immer noch sehr kalt, aber es wird besser! Und besser wird es im Bistum Chur. Joseph Maria Bonnemain ist vom Papst zum neuen Bischof ernannt worden. Die Bistumsleitung werde auch ausgetauscht. Was äusserst wichtig ist! - Ich bin wieder ein bisschen froh trotz allem, was schwer ist.
Samstag, 13. Februar 2021
So endgültig
Wir standen gestern auf dem Friedhof und konnten unsere Augen kaum von der Urne lösen. Sterbliche Überreste unseres Freundes. Die Sonne schien, der Wind ging, und eine Katze interessierte sich auch für das tiefe Loch in der Erde. Wohl aus anderen Gründen als wir. Gut, dass wir Rosenblätter über die sorgfältig versenkte Urne streuen durften! Gut, dass später in der Kirche so eine schöne Foto vom Verstorbenen stand. Sie lud ein, mit ihm zu sprechen. Mich zu erinnern: Ja, so war er. So ist er. So bleibt er. In uns. Aber wir werden nicht mehr Neues mit ihm erleben. So ist es. So endgültig.
Donnerstag, 11. Februar 2021
Wenn das Feuer endlich brennt...
Wir sind mit Holzscheiten, Kleinholz und so weiter nebst Würsten, heissem Punsch und so weiter mit Tochter, Enkelin und deren Freundin in den Schlosspark gepilgert. Holz auf dem Schlitten, der Rest in Rucksäcken und Taschen. - In der Feuerstelle lag Schnee, den wir wegputzten, darunter Eis, welches es schwer machte, ein Feuer zu machen. Aber nur nicht aufgeben. Judith hat es zum Brennen gebracht. - Feine Würste und Brötchen. Kalte Füsse trotz zwei Paar Socken. Das Fastnachtsdessert gab es bei und in der Stube.
Mittwoch, 10. Februar 2021
Frühlingsgefühle auf Eis gelegt
Und wieder schneit es. Ich mag es nicht. Der Frühling soll kommen! Corona und Schnee, das ist zu viel. - ABER ich habe Brokkoli aus unserem Garten gekocht. Frisch geerntet im Garten, bevor er vom Schnee zugedeckt wird. Dazu selbstgemachte Gnocchi aus "patate" (Kartoffeln). Getoppt mit Tomatensauce aus dem Gläschen vom Klosterbauernhof in Seedorf UR. Alles zusammen molto buono. - Jetzt mache ich Feldenkrais ohne Gruppe auf meinem Teppich. Audiomässig. Immerhin tönt Stefanie Betschart wie immer.
Dienstag, 9. Februar 2021
Schlüüfferli (Schlupfküchlein)
Jedes Jahr, aber wirklich jedes Jahr, frittiere ich eine Schüssel voll Schlüüfferli. Ich mag sie so gern, und sie sind Familientradition. Tante Anni vom Bühnenberg hat sie gemacht und uns immer davon geschenkt. Seit ewigen Jahren gehören sie für mich zur Fasnachtszeit. Mehr als Schminke und Verkleidung.
Heute Morgen, Reto hat mit meiner Schwester telefoniert, war ich wieder an der Arbeit. Da habe ich die erste Portion vor lauter Telefonneugier vergessen zu "schlüüffe". Das ist mir noch niemals passiert. Zum Glück schmecken die ungeschloffenen genau gleich gut wie die geschloffenen.
Montag, 8. Februar 2021
Er ist da
Wir wollten es wissen: Wächst schon Bärlauch an "unserem" Hang? - Ja, er ist da. Aber noch nicht zum Ernten im grossen Stil. Wir haben nicht einmal ein paar "Versucherli" mitgenommen. Die ersten zarten Blättchen dürfen noch ein wenig wachsen. Und vor allem müssen es mehr werden. Dann kommen wir wieder. Unterdessen essen wir noch einmal Bärlauch Spaghetti aus der Ernte vom letzten Jahr. Wenn dann die grosse Kälte vorbei ist, die kommen soll, dann sind wir so weit. Dann beginnt das Sammeln und Konservieren 2021. Ich freue mich darauf. Kann es fast nicht erwarten.
Sonntag, 7. Februar 2021
Ich "lisme" gern
Ich habe mir ein neues Strickprojekt ausgedacht. Die Aufgabe hiess: Kann ich ohne Anleitung einfach so eine Puppe stricken?! - Ich kann.
Nicht, dass mein neues Bäbi das schönste wäre. Es ist echt schwierig, ein Gesicht zu sticken. Und es bekommt dann noch eigene Kleider. Die hier sind ausgeliehen von Kayas Bäbi. Aber immerhin habe ich sie selber genäht. - Was auch noch fehlt, ist ein Name.
Ich habe Reto gesagt, dass ich mein Bäbi bei allfälliger Demenz mit ins Pflegeheim nehmen will. Ich habe vor Jahren in einer Demenzabteilung alte Frauen mit ihren Puppen gesehen. - Sollte ich in Corona Isolation müssen, will ich das Bäbi dabei haben. Mit jemandem musst du reden können!
Samstag, 6. Februar 2021
Welche Farbe hat deine Welt?
Meine Welt bringt mich mit ihrem Gelbton dazu, immer wieder hinaus zu schauen. Des einen Nachbarn Haus sieht mediterran-warm aus mit gelbem "Touch". Des andern Nachbarn Haus hat einen Grünstich bekommen. - Ich weiss, dass Sahara Staub der Grund für das neue Sehgefühl ist. Dass aber dieser Staub auch herniedersinkt und unsere Gärten düngt, das hat mich erstaunt. Die Wetterfee hat das gestern erklärt. - Warm, gelb, freundlich und erst noch nützlich. Auch eine Art von Globalisierung. Danke Afrika.
Freitag, 5. Februar 2021
Den Vorstand gibt es noch
Es war einmal...
Vor vielen, vielen Jahren...
Als es in der Schweiz noch Volkszählungen gab...
Da wurde gefragt, wer in unserer Familie der Vorstand sei. Wir schrieben, dass wir die Frage nicht verstünden; uns sei nur der Bahnhof Vorstand bekannt.
Es war...
heute Morgen...
Als Reto mit der Krankenversicherung SWICA telefonierte...
Er fragte, was zu fragen war - und dann zusätzlich noch, weshalb die Mitteilungen, Abrechnungen, Forderungen an seine Frau immer an ihn, den Mann adressiert seien. Da sagte der junge SWICA Mann am Telefon in allem ernst: "Weil Sie der Vorstand sind." - Selten habe ich Reto am Telefon so ausgelassen, lang und überaus belustigt lachen hören. Ob das nicht "ein wenig" veraltet sei, fragte er dann. - Man könne das schon ändern, aber dann müsse eine neue Police erstellt werden, wurde er informiert - Wir lassen das mal und lachen weiter.
Mittwoch, 3. Februar 2021
Unwirklichkeitsgefühl in der Stadt
Nach langer, langer Zeit war ich wieder einmal ganz wirklich in der Stadt. Mit Maske im Bus und dem Gefühl, dass alle sich gegenseitig misstrauisch beäugen. Beschnuppern kann man kaum. Mit Maske. Oder doch? - Da kommt ein Duft bei mir an, eigentlich fein, aber ich denke, uuhhh, wenn die Duftmoleküle durchkommen, was ist dann mit den Viren. - Jedenfalls steige ich am Bahnhof aus und gehe auf die Post. Ich gebe zwei Pakete auf. Ich finde mich sogar zurecht. Aber noch nie sah die Hauptpost so leergeräumt aus. - Dann will ich in der Naturdrogerie Duschgel kaufen. Ich tue es auch, aber mich überkommt je länger desto mehr ein Gefühl von Unwirklichkeit. Ich wundere mich, dass die Verkäuferin mich versteht, ich murmle was vor mich hin. - Dann Regenbogenladen. Zuerst mal torkle ich in eine junge Frau, die sich 1000mal entschuldigt. Irgendwie verkehrt! - Ich bin froh, als ich wieder im Bus bin. Ich bin noch froher, als ich wieder zu Hause bin. Corona entwöhnt.
Dienstag, 2. Februar 2021
Auch Männer sind/waren benachteiligt
Ich hadere manchmal jetzt noch mit meiner Rolle als Mädchen/als Frau. Waren nicht meine Cousins privilegiert, einfach, weil sie männlichen Geschlechts waren? - Mein Vater sagte: "Du darfst alles lernen, was du möchtest, nur nicht studieren." - Ich habe das als Einschränkung gehört. Das ist ungerecht meinem Vater gegenüber. - Es war so: Mein Grossvater sagte zu meinem Vater:" Du gehst in die Fabrik arbeiten und gibst das Geld zu Hause ab. Eine Lehre brauchst du nicht zu machen." - Meine Tanten Anni und Gritli, die Schwestern meines Vaters, kämpften für ihren Bruder. Und er durfte eine Lehre machen. Aber nicht etwa eine Wunsch Lehre, eine Traum Lehre. Er wurde Strumpfwirker, weil er diese Lehrstelle finden konnte. Nur diese. Es half ihm niemand dabei. - Mein Vater durfte nicht in die Bezirksschule gehen, weil er dann zu viele Hausaufgaben gehabt hätte, zu wenig hätte mithelfen können auf dem Kleinstbauernbetrieb. - Mein Vater durfte nicht in die Badi gehen, weil er nicht schwimmen konnte. Ist gefährlich. - Wer hat mir das Schwimmen beigebracht? - Mein Vater!!!
Montag, 1. Februar 2021
Vor 50 Jahren - endlich!!!
Meine Urgrossmutter konnte ganze Bibelpassagen auswendig rezitieren. Ich habe ein uraltes Schwarzweissföteli von ihr, wo sie im Heiligen Buch liest. Auch auf dem Tisch Tintenfässchen und Federhalter. Sie hat gern geschrieben. Und Gedichte mochte sie. Das weiss ich alles von meinem Götti, der dieselben Begabungen hatte. - Meine Grossmutter war eine sehr, sehr gute Schülerin. Fast lauter Einsen im Zeugnis. Ich durfte ihr Zeugnis erben. Meine Grossmutter hielt mit Klugheit und Zurückhaltung den Familienclan zusammen. - Meine Mutter ging in Brittnau in die Bezirksschule. Auch dort sehr gute Noten. Sie wurde Akkordnäherin in der "Molly" (Textilfabrik). - Alle meine Urmütter hatten keine Stimm- und Wahlrecht. Das bekamen die Frauen erst heute vor 50 Jahren. Da war ich fast 22 Jahre alt. Ich hatte unsägliche Diskussionen anhören müssen, weshalb Stimm- und Wahlrecht für Frauen nicht sein müssten. Dabei hatten meine Urmütter viel mehr zu sagen als meine Urväter. Von denen weiss ich kaum etwas.