Dienstag, 31. Januar 2012

Was wäre ich ohne Wörter

Ich lese und lese. Heute diesen geheimnisvollen Text von Antoine de Saint-Exupéry:

Was ich sehe, ist nur eine Hülle.
Das Eigentliche ist unsichtbar.
Man muss die Lampen sorgsam schützen:
Ein Windstoss kann sie zum Verlöschen bringen.


Es ist unglaublich, was man alles verstecken kann - und trotzdem wahr und echt ist. Nur eben nicht die ganze (Person). Schützen wir unsere Lampen, dass sie nicht auslöschen!

Montag, 30. Januar 2012

Zufrieden

Zufrieden mit dem Generalvikar, der bei uns im Firmkurs war und sich einfach so einfügte und spannend erzählte. Zufrieden mit den Firmandinnen und Firmanden, die in der Kirche mehrere Minuten schweigen können und auch sonst gut sind. Zufrieden mit meinem Ehemann, der bleiben darf, wie er ist. Zufrieden mit den Arbeiten des Tages, die gut herausgekommen sind. Zufrieden mit mir, weil ich gemacht habe, was gemacht werden sollte. Zufrieden mit allem - nur nicht damit, dass ich mein täglich Sudoku nicht lösen konnte. Grrrr!

Sonntag, 29. Januar 2012

Unmotiviert

Was tun, wenn man so unmotiviert ist wie ich heute? - Ich habe den Krimi fertig gelesen; sehr ernsthafte Überlegungen über die Schule gemacht; darüber Notizen angelegt; in der Bibel gelesen; an Menschen gedacht; meine Mails durchgesehen und hundert(e) gelöscht; gute Texte gesammelt; ein Büchergestell aufgeräumt; die Schneebäume studiert; im Garten nicht umgefallen; die Katze gestreichelt, bis sie geschnurrt hat; Kaffee serviert für meine Mitbewohner; ein Mandala gemalt; den Lüscher Farbtest gemacht und darin gesehen, dass ich unmotiviert bin...

Samstag, 28. Januar 2012

St. Blasius

Nächste Woche ist St.Blasius-Gedenktag. Der heilige Blasius habe vor unendlich vielen Jahren einem Knaben das Leben gerettet, dem eine Fischgräte im Hals steckengeblieben sei. Ich habe gerade eine Feier für Kinder und Erwachsene vorbereitet. Ich freue mich darauf, den Kindern (und Erwachsenen) die Blasiuskerzen links und rechts an den Hals zu legen und ihnen Segen für ihr Leben zuzusprechen. Uns allen bleibt ja ab und zu etwas im Hals stecken. Wir alle schreien manchmal "Hilfeee". St. Blasius hat zu tun.

Freitag, 27. Januar 2012

Durchmischt

Es war schön gestern im Tal - auch ohne Schneeglöggli. Aber es war auch schwer unten im Tal - ich denke an die Menschen, die ich im Spital besucht habe. Ich freue mich über den Jubilar im Betagtenheim, dem ich heute Morgen zum 101. Geburtstag gratulieren konnte. Aber es macht mich auch traurig, all die Gebresten zu sehen, die von vielen zu tragen sind. Ich möchte laufen gehen, aber seit meinem unfreiwilligen Spagat im Schnee geht alles doppelt so lang und nicht ohne Weh. Ich bin froh, dass ich die Arbeit für nächste Woche schaffen werde. Aber wird sie auch dienlich sein und erfreuen oder wenigstens interessieren? - "Nimm dich nicht so wichtig." habe ich vorher gelesen, "die andern tun es auch nicht." - Okey! Ich geh ja schon...

Donnerstag, 26. Januar 2012

Ins Tal

Wunderschöner Sonnenschein bei uns in den Bergen! Aber heute gehe ich ins Tal hinunter, weil dort eine Sitzung stattfindet. Ob ich schon den Frühling finde? Bitte, ein einziges Schneeglöggli!!

Mittwoch, 25. Januar 2012

Eine Runde aussetzen

Reto ist skifahren gegangen mit Tochter und Partner. Ich setze eine Runde aus. Mache heute den Winterschlaf und warte auf bessere Zeiten. Ich hoffe, sie sind schon morgen da!

Dienstag, 24. Januar 2012

Kein Satz, nur unanständige Ausrufe

Gestern hat mich der viele Dachlawinenschnee vor der Küchentür genervt. Wollte ich nur schnell wegschaufeln. Mit der roten Plastikschaufel. Mit den Winterpantoffeln an den Füssen. - Ein eleganter Hüpfer über den Schneehaufen. Landung fast so elegant in einem fast perfekten Spagat. Ein Bein grad nach vorn, das andere fast grad nach hinten. Aber ich hätte vorher einturnen sollen. Irgendwas am Ende des Hintern hat "ratsch" gemacht wie wenn man Stoff reisst. Da habe ich dann nicht mehr ganze Sätze gemacht, nur noch unanständige Wörter von mir gegeben und Jammerlaute. - Nacht auf dem Sofa in der Stube verbracht, weil ich von meiner Matratze am Boden nie mehr hochgekommen wäre. "Aber", sagt Reto, "es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens bist du nicht auf den Kopf gefallen."

Montag, 23. Januar 2012

Sätze

Ich lese. Lese ständig. Am Morgen auf der Toilette (auch mein Onkel Max tut das; man kann es sagen!). Zuletzt vor dem Einschlafen. - Ich lese in Büchern. Zeitungen schmökere ich nur durch. Ausser die Wochenzeitung "Die Zeit"; die lese ich wirklich. Ja, ich lese auch in der Bibel. Oft. Jetzt wieder täglich. Einen Psalm und das Markusevangelium fortlaufend.

Manchmal fallen mir beim Lesen Sätze auf. Heute Morgen sind es zwei:
"Amanda und ich lieben beide Fotografie und Zugfahren und Receycling."
"Ich träume davon, Enttäuschungen beiseite wischen zu können."
Beide Sätze sind aus dem Zeit-Magazin. Aus verschiedenen Zusammenhängen. Sie geben mir zu denken. Ich will heute ein bisschen mit diesen beiden Sätzen unterwegs sein. Ich will mir überlegen, mit wem zusammen ich was liebe. Und ich will mir überlegen, wie ich mit Enttäuschungen umgehen könnte, dass sie mich nicht lähmen.

Vielleicht finde ich bis morgen auch einen Satz.

Sonntag, 22. Januar 2012

Dachlawinen, ein bisschen Blau, aber kein Schneeglöggli

Es ist Sonntag. Ich räume ein bisschen auf. Zwischendrin habe ich meinen "Rundgang" im geliebten Pfarrhausgärtchen gemacht. Rundum geht es vor lauter Schnee nicht, aber wir haben ein Weglein zum Komposthaufen geschaufelt. So kann ich fünf Meter geradeaus und fünf Meter nach rechts gehen. Das habe ich gerade gemacht, und extra für mich ist eine Dachlawine runtergegangen auf den grossen Nassschneehaufen vor dem Badzimmerfenster. Tönt imposanter als es aussieht. Dafür ist die Stimmung am gegenüberliegenden Berghang umso mystischer. Und gen Meien gibt es ein bisschen Blau. Obschon - die Hoffnung sei grün, sagt man. Schneeglöggli schaut noch keines aus dem Schnee hervor. - Ich höre mein Mami lachen, weil ich schon immer nicht auf den Frühling warten konnte. Ich kann es nicht. Wirklich nicht!

Samstag, 21. Januar 2012

Nicht im Griff, aber immerhin...

Unterdessen ist es Abend geworden. Ich habe an mir gelitten. Aber ganz langsam habe ich Oberwasser gewonnen. Weil ich mich dazu bewegen konnte, an einem Fädchen zu ziehen zu beginnen. Nicht mich überfordern. Nicht mich selber heruntermachen. Aber an einem Fädchen ziehen und nicht loslassen. Und jetzt ist schon ein halber Taufgottesdienst geworden. - Gewoben. Hin und her die Fäden. Hellbunt und licht. Ich freue mich.

Schnee, Regen und Cuche

Erwachen - und schon hat es wieder viiiel geschneit. Ich mag nicht schon wieder. Es regnet. Das ist noch schlimmer. Dann grosse Schneeflocken wie Leintücher. Und jetzt wieder Regen. - Bei mir ist auch schlechtes Wetter im Gemüt. Ich bin nicht zufrieden mit mir. Ich tue nicht, was ich mir vornehme. Ich habe mich nicht im Griff. Zwar weiss ich schon lange, dass es pure Illusion ist, zu meinen, man könne sich im Griff haben. Das ist etwas für Schönwetterzeiten. Sobald es kriselt, ist nix mehr mit im Griff haben. Können wir wissen. Sagt uns die Psychologie. - Zum Glück ist Didier Cuche daran, die Abfaht in Kitzbühl zu gewinnen. Wenigstens einer, der gewinnt.

Freitag, 20. Januar 2012

Hat sich mehr als gelohnt!

Am Mittwoch hat Prof. Dr. Fulbert Steffensky referiert zum Thema "Kleine Leute in grossen Schuhen. Zur Spiritualität der Lehrenden in unserer Kirche." Es hat sich mehr als gelohnt, seine träfen, treffenden Aussagen zu hören und sie mit nach Hause zu nehmen, um sie mehr und mehr in sich aufnehmen zu können und von einem Druck befreit zu werden, der lastet, seit ich die Missio als Pastoralassistentin bekommen habe. - Ja, er hat so recht, die Schuhe sind zu gross. Es tut gut zu hören, dass wir alle nie so gut und nie so schlecht sind, wie man uns sieht, die wir in der Kirche (oder in der Schule) arbeiten. Wörtlich hat er gesagt:
"Ich habe Mitleid mit den Predigern, die Lieder singen, für die ihre Stimme zu klein ist."
Und dann hat er uns einfach geraten, täglich in der Bibel zu lesen.

Und gestern Abend sind Reto und ich nach Luzern ins Kino gegangen ("Habemus papam"). Wer sass fünf Reihen vor uns : Prof. Dr. Fulbert Steffensky. Wirklich wahr!

Mittwoch, 18. Januar 2012

Ehemann von Dorothee Sölle

Das gibt es auch: Dass ein Mann über seine (berühmte) Frau definiert wird. - Ich darf heute den Ehemann der verstorbenen Dorothee Sölle, der sehr bekannten deutschen Theologin, hören in Altdorf. Ich habe mehrere Bücher von ihm gelesen und schätze ihn unbekannterweise sehr. Das Dekanat hat einen spirituellen Nachmittag mit ihm organisiert. Dank sei ihnen! Ich freue mich sehr auf: PROFESSOR DOKTOR FULBERT STEFFENSKY!!!

Dienstag, 17. Januar 2012

Kohlrouladen

Da wurde ich gerade per Mail zu einer Tagung eingeladen mit dem Titel "Kirchen im freien Fall". Mir wird vor Augen geführt, dass nur noch 5 von 100 Getauften regelmässig an Gottesdiensten teilnehmen. - Nachts kämpfe ich im Traum mit "dem Sinn des Lebens". Halb erwacht versuche ich mir Rechenschaft über das zu geben, was ich (noch) zu glauben vermag. Ganz wach lese ich, dass der Churer Generalvikar Martin Grichting den zweithöchsten päpstlichen Ehrentitel erhalten hat. Der Kurs von Bischof und GV Grichting wird "römisch" gestärkt, derweil wir Frauen und Laien nicht einmal auf später vertröstet werden. Kein Trost, aber Drohungen im Raum. - Ich gehe jetzt dahin, wo mein angestammter Frauenplatz ist - in die Küche - und wickle Kohlrouladen, auf dass sie meinem Mann schmecken, wenn er von der Arbeit heimkommt. So soll es sein! So hat der Bischof Freude an mir.

Montag, 16. Januar 2012

Rote Kondensstreifen

Reto war am Lauberhornrennen in Wengen und erzählte unter anderem, dass die Patrouille Suisse geflogen sei. Farbige Kondensstreifen habe sie am Himmel gezeichnet, sogar ein Herz hätten die Piloten zustande gebracht. - Ich war zu Hause in Wassen. Am Abend habe ich im tief verschneiten Gärtchen auf die ersten Sterne gewartet. Der Himmel stand auf rot. Zwei Sterne waren schon zu sehen, als hoch oben ein Flugzeug auch über mir rote Kondensstreifen hinter sich herzog. - Für mich fliegen alle Flugzeuge nach Chile, wo meine ausgewanderte Freundin wohnt. Ein Kondensstreifenherz für sie!

Sonntag, 15. Januar 2012

Ich mag noch das und jenes

"Wann ist man alt?" hat heute die Sakristanin die Minis gefragt. - Ab 60, sagten sie.

Manchmal mag ich nicht (mehr). Ich bin alt im Körper und im Gemüt. Verbraucht.

Manchmal mag ich und freue mich, dass ich mag. Immerhin bin ich alt: 62dreiviertel!!! - Gestern Abend bin ich von Gurtnellen-Wiler nach Gurtnellen-Dorf gewandert - mit Gepäck für den Gottesdienst am Rücken. Habe ich denn schon einmal so einen schönen, vollen, wunderprächtigen Sternenhimmel gesehen? Hätte ich mich zu alt zum Aufstieg gefühlt, ich hätte mich niemals so freuen können. Zum Glück mag ich noch das und jenes. Zum Glück werde ich durch die Umstände manchmal gezwungen zu mögen.

Samstag, 14. Januar 2012

Verzettelung?

Gerade habe ich mein Pult freigeschaufelt von allerlei Papier. Aber am PC ist es auch (noch) nicht besser. Ist aber auch amüsant, was da durcheinander liegt: Ein Gedicht von einem Regentag - wer braucht jetzt sowas?! - Ein kluger Text von Roger de Weck: "Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollten wir lieben, aber für das Neue sollten wir recht eigentlich leben." Recht hat er.- Eine Homepageadresse von Irene Gysel, reformierte Theologin: www.irenegysel.ch ; ich habe noch nicht hineingeschaut, werde es aber tun. - Die Namen "Renoir, Van Gogh, Picasso"; werden heute Abend in der Predigt vorkommen. - Rabbi, Weisheitslehrer und Meister Jesus. -  Suchen und finden. - Suchen, um zu finden. - Fürbitten nicht vergessen. -  Einladung nach Zürich zum nächsten Treffen mit meinen feinen Studienkamerädli. - Pfarreiblatt von Luzern;  die sind einfach gut. Da wirtet ein Pfarrer im hauseigenen Bistro. - Homepage unseres nächsten Minilagerhauses. der Vertrag ist unterschrieben. Usw.!!!

Papiere, Zettel und Zettelchen - hat nicht einer vor Monaten tadelnd zu mir gesagt: "Wer Zettel in der Hand hat, verzettelt sich." - Oh nein, diese grossen und kleinen Zettel und Schnipsel zeugen von meinem vielfältigen Leben. Sie sind nicht das Leben, aber sie geben Zeugnis vom Alten, das ich lieben will, und vom Neuen, auf das hin ich arbeite und bin.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Nebelmeer


Hoffentlich löst sich der Hochnebel im Mittelland wie vom Wetterdienst versprochen  auch auf. Wir fahren heute gen Winterthur. Freunde sehen. - Wir fahren immer weniger nach Winterthur. Der Weg wird immer weiter dorthin. Der Abstand auch. Wir nehmen Fotos mit vom Urner Oberland, um denen dort unten zu zeigen, wie es bei uns da oben ist im Winter. Die haben ja keine Ahnung!

Ich muss lachen über mich. Hätte nie gedacht, dass ich einmal so reden würde. Mich so fest identifizieren mit hier oben. - Wir bringen auch einen Käse mit von hier. Dass sie einmal richtig guten Käse essen können. - Bin ich allenfalls auch ein wenig benebelt und sehe das Grosse Ganze nicht mehr (ganz)?

Dienstag, 10. Januar 2012

Ich habe einen Traum

Eine Prognose in einer Zeitung: "Das neue Jahr könnte, wie das alte, ziemlich unordentlich werden." - Muss denn ein Jahr ordentlich werden? Das stelle ich mir ziemlich langweilig vor. Da gefällt mir das Zitat von Friedrich Nietzsche: "Man muss Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären." - Ich interpretiere, dass man sich nicht fürchten soll vor einem gewissen Gedankenchaos, vor Unordnung und Unsicherheit, ja, vor dem Zerbrechen alter Ordnungen. Daraus kann Kreatives, Neues, Unerwartetes, Überraschendes entstehen. Wie aus den Träumen, die sich auch nicht an Ordnung und Gewohnheit halten. - Ich habe einen Traum: dass aus chaotischen Schulstunden etwas wird in Herz und Geist der Jugendlichen. Und dass in  mir die Hoffnung nicht erlischt, dass es etwas bringt. Zum Beispiel MIR, die ich neu lachen lerne.

Montag, 9. Januar 2012

Bis in den Himmel

Juppiiii, ich sehe heute Morgen bis in den Himmel! Schöner Himmel! Schönes Blau! Schöne Wolken, die schnell ziehen und zwischen sich Sonne und Blau lassen!

Schöne weisse Berge, weisser geht es nicht mehr! Schöne verschneite Tannen, schöner geht es nicht mehr! Schöne gewischte Treppe zur Kirche, fürsorglicher geht es nicht mehr!

Reto räumt sein Weihnachtsfenster ab. Ich werde die bereitliegenden, ungeschriebenen Weihnachtskarten wegräumen. Ich wasche Wäsche. Ich habe den Kehricht eingetütet. Die Weihnachtszeit ist vorbei. Willkommen in der "normalen Zeit" des angebrochenen Jahres! Immerhin sehe ich bis in den Himmel.

Sonntag, 8. Januar 2012

Morning has broken

Es schneit, aber unser Organist hat in der Kirche das Lied "Morning has broken" als Solo gesungen. "Mine is the Sunlight", heisst es in der dritten Strophe, "mein ist das Sonnenlicht". Da habe ich lachen müssen, weil ich mich an ein Waschpulver in meiner Kindheit erinnert habe, das "Sunlight" hiess. Wir haben es buchstabengetreu ausgesprochen, also nix von englisch. Damals, zu uralter Zeit, als ich ein Kind war, hat man in der Schule französisch gelernt, nicht englisch. So ist unsere Familie manchmal am Sonntag in ein"T-e-a-r-oo-m" gegangen (bitte deutsch durchbuchstabieren!), die Eltern zum Kaffee und meine Schwester und ich zum "Sirüpli". - Noch heute erkenne ich die englischen Wörter nicht immer als solche. Meine Tochter ist ausgelacht worden, weil sie "Schpareribs" kaufen wollte in der Metzgerei. Sagten wir immer so. Macht es etwas? - Der Morgen bricht auch für uns an - Morning has broken.

Samstag, 7. Januar 2012

Der Winter hat uns

Heute ist ein Weihnachtspäckli von Chile gekommen, das ganz durchgenässt war. Durch und durch nass bis auf das Stopfmaterial trotz "Ganzkörperfolie" rund um das braune, nassweiche, eingedrückte Ding. Reto hat gesagt: "Das waren die in Chile." Aber das kann nicht sein; dort ist Sommer. 30 Grad an Weihnachten steht auf der feuchten Karte meiner Freundin. Also hat unsere Post nicht alle Päckli vom Schnee verschonen können. Lieber mein Päckli durch den Schnee gezogen als mich durch den Kakao! (Der Inhalt ist unversehrt.)

Freitag, 6. Januar 2012

Türen im Winter



Nein, das ist kein Lebkuchenmodel, sondern die Kirchentür am Dreikönigstag 2012 in Wassen.
Und es schneit und schneit und schneit. Die Tür ist von der Kälte verzogen und muss mit lautem Krach zugeschmettert werden.












Nein, das ist kein romantisches Föteli  von irgendwo,
sondern unsere Eingangstür zum Pfarrhaus
am Dreikönigstag 2012 in Wassen. Der Schnee kommt mit
in den Eingangsbereich und zieht als Kälte bis in die Stube und
bis in die Zimmer hinauf.








Und noch einmal: In Wassen ist es harmlos. Wir sind nicht in Meien oder auf der Göscheneralp. Da würde ich schier durchdrehen.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Beruhigung nach dem Abendessen

Als wir heute noch in Altdorf waren, als der Sturm losging, war es mir nicht mehr um Weisheiten zu tun, sondern bloss noch um das heil nach Hause Kommen. Wir haben es gerade noch gut geschafft, auch den Spurt auf den Kirchenhügel im Schneetreiben, das quer auf uns los kam.

Unterdessen haben wir Königskuchen gegessen, und ich bin Königin für morgen geworden. Schönes Kindergefühl. Und wie ein Kind habe ich mich beruhigt und kuschele mich nun unter eine warme Decke. Einzig der Teddy fehlt.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Weisheit nach dem Morgenessen

Wie habe ich nur einstens leben können ohne Computer!? - Gerade wenn wieder Sturm und Schnee angesagt ist und ich mich in der Wohnung vergrabe, eröffnet mir unser CP Ausflüge in die grosse, weite Welt.

Heute bin ich Hazrat Inayat Khan begegnet, einem indischen Mystiker, der schon längst in einer anderen Welt aufgehoben ist. Er hat Gebete geschrieben, die absolut christlich tönen und mir gefallen, aber er war muslimischer Mystiker. Mystik, die Lehre der Einheit allen Seins. Mystiker gibt es in allen Religionen. Sie "erlauben" sich einen direkten, innerlichen Zugang zu Gott jenseits von Dogmen. Sie glauben, was sie glauben.

Hazrat Inayat Khan hat geschrieben:
"Es ist leicht, die Wahrheit zu wissen,
aber sehr schwer, die Wahrheit zu sein."

Munter

Bei solchem Wetter müsste ich hinaus und in meinem Beruf die anderen aufmuntern. Aber vielleicht sind diese viel munterer als ich. Ich habe schlecht geschlafen und übel geträumt. Und jetzt wieder der Schnee! - Wenn er einfach schön liegen würde und die Berge verzaubern täte, hätte ich ja nichts dagegen. Aber er fällt wieder unberechenbar in meine Welt ein und verunsichert mich. Wo ich doch in Wassen auf dem Kirchenhügel wohne und nicht im Meiental oder auf der Göscheneralp.

Aufgemuntert hat mich eine Notiz über George Cloony: Er hat ein Hausschwein und sei genau so als Mensch wie in der (Kaffee-) Werbung. Erzählt hat das der junge (Uhren-) Hayek. Er findet übrigens, dass man Schwäche zeigen dürfe, ja, zeigen solle. Nur so sei man wahrhaft Mensch.

Dienstag, 3. Januar 2012

Allerleitag

Wie kann es sein, dass es schon Abend ist? Ich war ein bisschen fort und ein bisschen da, bin ein bisschen gelaufen an der Kälte, aber mehr drin gewesen, wo irgendwie auch der Wind durch alle Ritzen zieht. Ich habe geredet und geschwiegen, gekocht und gegessen. Ich habe Ghüder (Abfall) weggebracht und neuen gemacht. Ich habe Papiere bearbeitet, und doch sind so viele liegengeblieben. Ich habe Kurse in die Agenda eingetragen, aber der Coiffeursalon hat Ferien diese Woche. Ich bin zufrieden und auch unzufrieden. Und es ist zu schnell Abend geworden. Es gibt so viel Allerlei, dass es nicht an einem Tag Platz hat. Sollte ich mehr Geduld haben? Mit den Dingen oder mit mir?

In meinen Papieren lag auch ein Gedicht, ein langes, von Rainer Maria Rilke. Ich schreibe nur den Anfang ab, dann gehe ich noch ein bisschen schwanger mit den Dingen:

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist Austragen - und
dann Gebären...

Montag, 2. Januar 2012

Rendezvous

Die Stimmung drückt. Nebelschwaden ziehen auf und lassen keinen Weitblick mehr zu. Vom Dach tropft es nicht nur, es fliesst und gluckert. Und der Wetterbericht hat für Donnerstag miserabel gemeldet, wo Reto gern skifahren gegangen wäre und die Minis ihr Spieltreffen gehabt hätten. Wird nochmals abgesagt. Kann ich etwas dafür? Ich kann doch immer etwas dafür.

Kurz bevor ich versunken wäre in Miesepetrigkeit, ist mir der Song aus dem Dschungelbuch in den Sinn gekommen: "Probiers doch mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit."- Ich habe vor meinem geistigen Auge den Bär Balu mit Mogli tanzen sehen und Reto gefragt, ob wir heute Abend ein Rendezvous mit Balu und Mogli und all den andern vom Dschungelbuch arrangieren wollen. - Wir wollen. DVD liegt bereit. Vorher wird noch ein bisschen gearbeitet!

Sonntag, 1. Januar 2012

Stroh zu Gold

"Die Zeit" ist meine Lieblingszeitung. Wenn sie einmal wöchentlich am Donnerstag kommt, zerpflücke ich sie und sortiere nach "kurz durchsehen" und "gründlich lesen". Gründlich lesen zieht sich manchmal über Wochen hin. Wirklich abgetragen wird der Seitenberg nur in den Ferien. Aber die Beiträge von "Die Zeit" veralten nicht so schnell, wirken dafür oft nachhaltig weiter.

"Die Zeit" hat mich genau auf Ende Jahr hin darüber informiert, wo die Glücksforschung so steht. Dass manche Menschen fürs Glück begabter sind als andere, erstaunt mich nicht übermässig. Dass herzliche Beziehungen"der wichtigste Prolog für gutes Leben" sind und "ein gutes Verhältnis zu Eltern und Geschwistern hoch signifikant für das Gelingen des Lebens" überflügelt eigene Aussagen nur in der Formulierung. Dass aber Menschen ab 65 wieder so glücklich werden wie Dreissigjährige, die glücklicher sind als Vierzigjährige, das erfüllt mich mit Hoffnung. "Die Gefühle flachen im Alter keineswegs ab, wie oft vermutet wird." lese ich. Und dann wird mir, die ich in drei Monaten immerhin schon 63 werde, erklärt, dass Ältere, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken, eher die schönen Seiten betonen als die schwierigen. Kommt der absolut schönste Satz im Text:
"Dabei spinnen sie durchaus Stroh zu Gold."
Will wohl heissen, dass man die Vergangenheit verklärt, und das macht glücklich. - Ich habe jetzt keine Zeit mehr zum Weiterschreiben. Ich will mich in mein Zimmer setzen und das letzte Jahr Revue passieren lassen und dabei ein bisschen Stroh spinnen. Wieviel Gold das wohl ergibt?