Dienstag, 3. Januar 2012

Allerleitag

Wie kann es sein, dass es schon Abend ist? Ich war ein bisschen fort und ein bisschen da, bin ein bisschen gelaufen an der Kälte, aber mehr drin gewesen, wo irgendwie auch der Wind durch alle Ritzen zieht. Ich habe geredet und geschwiegen, gekocht und gegessen. Ich habe Ghüder (Abfall) weggebracht und neuen gemacht. Ich habe Papiere bearbeitet, und doch sind so viele liegengeblieben. Ich habe Kurse in die Agenda eingetragen, aber der Coiffeursalon hat Ferien diese Woche. Ich bin zufrieden und auch unzufrieden. Und es ist zu schnell Abend geworden. Es gibt so viel Allerlei, dass es nicht an einem Tag Platz hat. Sollte ich mehr Geduld haben? Mit den Dingen oder mit mir?

In meinen Papieren lag auch ein Gedicht, ein langes, von Rainer Maria Rilke. Ich schreibe nur den Anfang ab, dann gehe ich noch ein bisschen schwanger mit den Dingen:

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist Austragen - und
dann Gebären...

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