"Die Zeit" ist meine Lieblingszeitung. Wenn sie einmal wöchentlich am Donnerstag kommt, zerpflücke ich sie und sortiere nach "kurz durchsehen" und "gründlich lesen". Gründlich lesen zieht sich manchmal über Wochen hin. Wirklich abgetragen wird der Seitenberg nur in den Ferien. Aber die Beiträge von "Die Zeit" veralten nicht so schnell, wirken dafür oft nachhaltig weiter.
"Die Zeit" hat mich genau auf Ende Jahr hin darüber informiert, wo die Glücksforschung so steht. Dass manche Menschen fürs Glück begabter sind als andere, erstaunt mich nicht übermässig. Dass herzliche Beziehungen"der wichtigste Prolog für gutes Leben" sind und "ein gutes Verhältnis zu Eltern und Geschwistern hoch signifikant für das Gelingen des Lebens" überflügelt eigene Aussagen nur in der Formulierung. Dass aber Menschen ab 65 wieder so glücklich werden wie Dreissigjährige, die glücklicher sind als Vierzigjährige, das erfüllt mich mit Hoffnung. "Die Gefühle flachen im Alter keineswegs ab, wie oft vermutet wird." lese ich. Und dann wird mir, die ich in drei Monaten immerhin schon 63 werde, erklärt, dass Ältere, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken, eher die schönen Seiten betonen als die schwierigen. Kommt der absolut schönste Satz im Text:
"Dabei spinnen sie durchaus Stroh zu Gold."
Will wohl heissen, dass man die Vergangenheit verklärt, und das macht glücklich. - Ich habe jetzt keine Zeit mehr zum Weiterschreiben. Ich will mich in mein Zimmer setzen und das letzte Jahr Revue passieren lassen und dabei ein bisschen Stroh spinnen. Wieviel Gold das wohl ergibt?
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