Samstag, 28. Februar 2015

Nur am Donnerstag steht nichts

Ich habe in meine Agenda geschaut: Wie sieht die nächste Woche aus? - Nur am Donnerstag steht nichts drin. Aber das wäre ja leicht noch zu ändern. Ideen haben wir immer. - Montag und Dienstag sind Hüte-, ja, Grosselternfreudentage. Überraschungstage, weil Kaya jedes Mal Neues drauf hat. Es beginnen die Rollenspiele. Aber lieber als virtuell backe ich mit ihr einen konkreten, essbaren Kuchen. - Gestern hat sie über die Vogelstimmen von meiner CD gestaunt und hingebungsvoll gelauscht. Jedenfalls das Klopfen des Spechtes wird sie im Wald wiedererkennen. - Ich möchte nächstens in den Wald, um zu sehen, ob der Bärlauch austreibt. Jedes Jahr dasselbe oder aber: Hurrah, schon wieder Bärlauchzeit! Am Donnerstag wäre ein ausgedehnter Spaziergang möglich.

Freitag, 27. Februar 2015

Augenfasten

In der Fondation Beyeler in Basel findet eine Gauguin-Ausstellung statt. - Paul Gauguin (1848 1903), der französische Maler, der besonders durch seine Südsee-Bilder bekannt wurde. In meinem Leben gab es eine schwärmerische Epoche, in der mir seine Bilder entgegen kamen.

Auf meinem Pult liegt seit Tagen oder Wochen ein Bleistift mit Spruch. Heute ist dieser, der Spruch, mir wieder in die Augen gesprungen:

"Wer sehen will, muss die Augen schliessen." Paul Gauguin

Es ist Fastenzeit in der katholischen Kirche. Meine Augen tränen und leuchten rot in die Welt hinaus. - Ob ich viel zu viel hinein lasse in diese, meine Augen? Sie brauchen ein Fasten. Müssen öfters geschlossen werden. "Augen, meine lieben Fensterlein..." beginnt ein Gedicht von Gottfried Keller. Warum nicht einmal die Fensterläden schliessen und nur ganz gezielt öffnen? Für das Schöne. Für das Mitmenschliche. Für das Gute. Warum nicht für ein Bild von Paul Gauguin!

Donnerstag, 26. Februar 2015

Äss-Bar in Zürich

Gestern wieder Familientag. Ich bin ein "homo familiaris" - ein Familienmensch. Wobei "Familie" sich unter Umständen auf die Menschheitsfamilie beziehen kann. Allerdings ist diese anstrengend. Und seit einiger Zeit mache ich mir viele Sorgen um sie. Kriege an so vielen Orten. Fehlgeleitete Menschen auch bei uns. Wer könnte helfen? Wer könnte so erklären, dass viele verstehen, dass wir alle zusammen hängen?

Aber gestern Familientag mit Ehemann, Tochter, Sohn und Enkelin. - Unser Sohn arbeitet in Zürich in der Äss-Bar. Dorthin gingen wir anderen. Ihn besuchen und ihm etwas abkaufen. Brot von gestern. Streuselkuchen von gestern. Die Äss-Bar ist ein Projekt, das sich gegen die Verschwendung von Essen richtet. Food Waste nennt sich das, wenn wir noch Geniessbares in den Kübel werfen, um lieber den akuten "Gluscht" zu befriedigen. Und dabei eben nicht an die Menschheitsfamilie denken.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Lifestyle

Wir haben aus Flüelen sechs kleine Kissen mitgebracht, die wir für ein Ministrantenlager gekauft hatten ursprünglich. - Was macht man mit sechs kleinen Kissen in einer Wohnung, die sowieso schon voll ist (Puppenstube)? - Ich hatte Lust, für drei davon orientalisch-stylische Kissenanzüglein zu kaufen. Das tat ich im Laden, wo es so heftig nach Räucherstäbchen riecht und die Musik aus der "Love not war-Epoche" stammt. - Ich hatte die Qual der Wahl. Gegen hundert Kissenbezüge in der gewünschten Grösse. Drei davon mit zur Kasse nehmen. Sagt die Verkäuferin: "Ach, die sind schön. Ich habe gerade auch meine Wohnung neu dekoriert. Engel versorgt. Frühling her." - Im "Heftli", das wir allwöchentlich lesen, werden künstliche Blumen angepriesen. Sie eignen sich so gut, um der Wohnung einen neuen Style zu verpassen. Und müssen nur abgestaubt werden.

Lifestyle allüberall. Ich bin für Authentizität. Ich will mein altes Zeug behalten. Meine alten Klamotten tragen. Aus den vertrauten Tellern essen. Rotwein aus Gläsern trinken, die meinen Vorfahren gehört haben. Wehe, eines davon fällt zu Boden! Meine paar Handtaschen ausführen, die längst Patina angesetzt haben. Mir selber vertraut bleiben in meinen vertrauten Sachen. - Bald habe ich Geburtstag. Ich wünsche mir Briefmarken und Büchergutscheine. Keine künstlichen Blumen! Das ist mein bescheidener Schlachtruf.

Dienstag, 24. Februar 2015

Noch ein wenig beduselt

Eine Freundin von uns würde das nie öffentlich machen, dass ich heute eine Darmspiegelung machen liess. Sie würde überhaupt von sich kaum etwas öffentlich machen. - Ich verstehe sie gut - und doch gehe ich einen anderen Weg. Vielleicht, weil mir die Geschichten von anderen Menschen wichtig sind. Weil ich regelmässig den Blog einer Frau lese, die noch einiges weiter geht als ich im Öffentlich Machen. Weil ich Bücher besonders gern lese, in denen die Autorinnen und Autoren ungeschönt autobiografisch schreiben. Ich bin interessiert, wie sich das Leben in all seinen Facetten zeigt. Langweilig, leidenschaftlich, gemein, sozial kompetent, heldenhaft, feige, ehrlich.

Ehrlich zu sein, habe ich mir vorgenommen, als ich meinen Blog begann. Heute also war die gefürchtete Darmspiegelung. Gefürchtet, weil ja immer ein schlechter Befund das Resultat sein könnte. Ich bin Hypochonderin. Ich sehe manchmal Gespenster. Ich fürchte mich. - Aber heia hurrah! Entwarnung ist gegeben. Alles in Ordnung. Weil mein Papi an Darmkrebs gestorben ist, "darf" ich in fünf Jahren wieder antreten beim smarten Herrn Doktor, der das Urnerland schön findet und dabei von Brunnen (!!) schwärmt.

Montag, 23. Februar 2015

Kinderfastnacht in Winterthur

Es war kalt. Es war nass. Und überhaupt. - Aber wir sind mit Tochter und Enkelin zum Fastnachtsumzug gegangen. Und da haben wir das Wetter fast vergessen. Kaya war derart fasziniert von dem, was "wir" ihr geboten haben. Konfetti, verkleidete Kinder, Guggenmusik zum Abtanzen, Sugus in das kleine Händchen gelegt, wo sie doch noch gar nicht weiss, wie man so ein Ding von den Zähnen wieder weg bringt, wo es klebt.

Dann nach Hause zum Aufwärmen. Und mit der gleichen Begeisterung wie sie ihren ersten Umzug genossen hat, schiebt sie den orangen Plastikhocker in der Wohnung herum, den wir von Flüelen hergebracht haben.

Für Kaya ist fast alles neu, und sie betrachtet (fast) alles mit Neugierde und Offenheit und schaut, was sich damit anfangen lässt.

Sonntag, 22. Februar 2015

Der Tag nach dem Zügeltag

Reto hat mich heute Morgen gefragt, ob ich nicht vom Bett gefallen sei. - Diese Frage ist mehr als berechtigt, habe ich doch seit etwa fünfzehn Jahren auf einer Matratze am Boden geschlafen. Jetzt also in luftiger Höhe, einfach, weil ein Bett übrig war, das niemand wollte. (Und um ganz ehrlich zu sein, weil es Jahr für Jahr etwas mühsamer wird, am Morgen vom Boden aufzustehen.)

Ich habe saumässig wohl geschlafen im neuen Bett. - Um dann die Unordnung wahrzunehmen und sie flugs nach dem Morgenessen umzuwälzen in Wohlgeordnetheit. - Mein Büchergestell aus meinem ersten Jungmädchenzimmer ist zurück zu mir gekommen. Mein Papi hat es damals extra für mich in Auftrag gegeben. Hat er gut gemacht! Ich liebe es. - Und unter einem Bett, staun, staun, lässt sich so manches versorgen.

Dann gibt es noch die Truhe, in der zu gaaaanz frühen Zeiten meines Vaters "Militärhudle" (Uniformbestandteile) lagerten. - Mein Vater hat sie nach dem Ende der Militärzeit bemalt mit Sonnenblumen und einem Trachtenpaar. - Ich habe sie heute vollgepackt mit Papier, das ich noch brauche. Vorlesungsskripts, Vorlagen für Taufen und Hochzeiten, Ordner mit den Mami-Geschichten, die ich geschrieben habe. Die Truhe ist voll. Das Zimmer ist aufgeräumt. Morgen steige ich in den Keller.

Samstag, 21. Februar 2015

Es beginnt mit einem Knall

Reto und ich sind um sechs Uhr aufgestanden - Zügeltag. Um sieben Uhr wird Reto abgeholt, um in Flüelen unsere Wohnung ganz und gar zu räumen. Fertig Flüelen, nur noch Winterthur.

Ich muss nicht mit, aber ich habe einen schönen Picknick-Korb für die vier Zügelmänner bereit gemacht. Muss nur noch die Schnitzel braten, die ins Schnitzelbrot kommen. So wie mein Mami mir immer eins auf die Schulreise mitgegeben hat. Und ich koche Kaffee, damit die Männer wach und angeregt bleiben.

Zehn vor sieben Uhr. Ich habe meine Arbeiten gemacht. Nur noch den Zucker im Kaffee umrühren. Reicht der lange Löffel bis zum Grund des Thermoskruges? - Dies finde ich nicht heraus, weil es plötzlich einen lauten Knall gibt. Der Kaffee läuft aus dem Krugboden. Es hat das Glas verjagt. Thermos in 1000 Glassplitterchen. Der Wärmeunterschied zwischen Keller und heissem Kaffee war wohl zu krass.

Unterdessen ist es halb fünf Uhr abends. Reto ist längst wieder hier. Viel Ware auch. Nun warte ich nur noch aufs Telefon unseres Sohnes, dass auch sie gut heimgekommen sind. - Morgen (Sonntag) beginnt das Verräumen.

Freitag, 20. Februar 2015

Ein Schmetterling macht noch lange keinen Frühling

Und doch - wir haben heute auf unserem stündigen Sonnengang einen "Sommervogel" (Schmetterling) gesehen da und dort und an noch einem Ort. Waren es sogar mehrere? Und wovon ernähren sie sich? Reichen die vielen kleinen blauen Blümchen, denen ich "Chatzenöigli" sage, die aber laut Google "Ehrenpreis" heissen? Reichen sie, um den Sommervogel am Leben zu halten? Und was brauchen wir für unser Leben? - Ich habe Reto heute Morgen zum Frühstück im "Gottlieber" in Winterthur eingeladen. Das war gemütlich. Ich brauche immer mal etwas fürs Gemüt. Besonders, wenn ich ab morgen bis und mit Montag das und jenes Essen meiden muss, weil ein Doktorbesuch ansteht. Ein weiterer. Nur präventiv. Aber was wäre, wenn...

Was wäre, wenn - solche Gedankenspiele können sehr anregend positiv sein. Was wäre, wenn ich hundert Jahre alt würde? (Ich rede immer von 75 Jahren, die mir vielleicht zukommen.) Jedenfalls freue ich mich auf den Frühling, der seine Boten vorausschickt. Das Sprichwort heisst aber richtig "Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling."

Donnerstag, 19. Februar 2015

Ein Jahr älter

Meine bete Freundin hat heute Geburtstag. Ich denke von morgens bis abends immer mal an sie und hoffe, dass sie wunderbar feiert und gefeiert wird. Und ich bin ein bisschen schadenfreudig - sie ist nun ein Jahr älter als ich. Einen ganzen Monat lang. Ha, wie ich mich jung fühle! - Jung schon, aber nicht mehr so ganz intakt. Ich war heute zum zweitenmal bei der blonden, jungen, taffen Augenärztin. Fragt Sie die berühmte Arztfrage: "Wie geht es denn heute?" - Sage ich: "Ein bisschen besser." Schaut sie in meine Augen hinein mit ihren Metalldetektoren. Sagt sie: "Sie müssen noch besser reinigen und neue Tröpfchen applizieren und übrigens, das wird nie mehr, wie es einmal war." - Poing! Da weiss ich es. Ich bin ein bisschen "futsch" und nicht mehr neuwertig reparierbar. Dabei fühle ich mich an diesem Vorfrühlingstag einfach super. Und ich bin ein Jahr jünger als meine beste Freundin!!!

Mittwoch, 18. Februar 2015

Heute ist ein Zwischentag

Ich bin zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Zwischen Passivität und Aktivität. Zwischen Gesundheit und Krankheit. Zwischen Trauer und Freude. Zwischen Alleinseinwollen und Gerningesellschaftsein. Zwischen Bildern und Konkretion. Zwischen Lachen und Weinen. Zwischen Aufbruch und Sitzenbleiben. Zwischen.

Ich bin in Flüelen (virtuell) und in Winterthur (wirklich).
Ich bin in der Finsterthüele und in Winterthur.
Ich bin Kind, Jugendliche und alte Frau.
Ich bin.

Auf einer mitgebrachten Karte, die in Flüelen hing, steht:
"Manchmal suchen wir so lange den Schlüssel zum Glück, bis wir entdecken, das er steckt."

Montag, 16. Februar 2015

Hurrah, der Schlüssel ist wieder da!

Sechs Jahre lang haben wir die Schlüssel unserer Ferienwohnung, meiner Fluchtburg in Flüelen, getreulich gehütet - und dann, letzte Woche, hat Reto einen Wohnungsschlüssel verloren. Wie haben wir gesucht und "gewerweisst", wo er sein könnte, wie er verloren gegangen sein könnte. Reto hat gar an seinem Verstand gezweifelt. Ich (noch) nicht. - Beide haben wir heimlich ganz stark gewünscht, dass der Schlüssel sich "einfach" wieder einfinde. Und er hat es getan. Ohne jegliche Vermisstenanzeige von uns, ist er wieder da. Jemand hat ihn gefunden und ihn an geeigneter Stelle abgegeben. Heute schliessen wir ihn wieder - nicht in die Arme - in die Hand. Und am Samstag gibt ihn Reto definitiv an den Vermieter zurück. Hoffen wir, es kommt gut!

Ich melde mich dann mal zurück

Zuerst waren wir ein letztesmal in Flüelen in den Ferien. Aber was sage ich da "Ferien" - einem echten Feriengefühl kam die Trauer in den Weg, darüber, dass es das letztemal war. Und es kamen die ständigen Gedanken dazwischen, was noch alles zu tun sei. Und es kam das Tun selber dazwischen. Und ganz gewaltig kam der Bischof von Chur dazwischen, der den Bürglern  ihren Pfarrer Wendelin Bucheli wegnehmen will. Strafeshalber. Weil er gesegnet hat. Ein lesbisches Paar. Ich musste einen Leserinbrief schreiben. Das kam dazwischen. Und dann wurde ich krank. Grippaler Infekt. Nicht schlimm, nur mühsam. Ich bin auch heute noch nicht wirklich gesund. Aber ich bin zurück im Leben und für das Leben. Ich will tun, was zu tun ist. Noch einen Leserinbrief schreiben an die NZZ am Sonntag. Und morgen nach Flüelen reisen, um Geschirr heimzuretten, damit es nicht zu Bruch geht beim Zügeln am Samstag. Wo wir doch in Winti mehr als genug Geschirr haben! Kaya bekommt es dann in ihre Aussteuer. Oder für ihre erste WG. Oder wir zerschlagen es vorher doch noch selber.

Freitag, 6. Februar 2015

Beschäftigt


Da hat mich Reto erwischt in üblicher Pose: Pantoffeln abgestreift, Brille aufgesetzt, Stift in der Hand, Papier schräg vor mir, Cashmiredecke am Rücken. Ich bin beschäftigt.

Ich bin aber nicht nur beschäftigt, sondern mich beschäftigt vieles. Heute Morgen dachte ich daran, noch mehr Arbeitsmaterial von vor der Pensionierung zum Altpapier zu legen. Dann kam ein Telefon, ob ich ein Kindlein taufen würde, oder ob ich vorzöge, ganz und gar pensioniert zu sein. - Ich taufe im Juni. - Gestern Abend war ein Mail da, ob ich über das Buch Esther in der Bibel einen Artikel schreiben möchte. - Ich will. - Vor ein paar Minuten hat die Nachbarin geläutet, ob wir am Nachmittag ihre Kleine kurz hüten könnten. - Wir können und wollen. - Auf meinem Pult liegen Texte, die ich nochmals lesen will. Sie handeln von der Beziehung zum Tod und von der Beziehung zu den Eltern. - Ich werde das Märchen vom genarrten Tod ausdrucken. Ehrlich, ich habe auch noch keine Zeit zum Sterben. Ich bin beschäftigt.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Winterblues - nein danke

Vorsorglich habe ich mir einen Artikel zur Seite gelegt, in dem es um Tipps gegen den Winterblues geht, der sich einstellen soll, wenn es draussen grau und trüb ist. - Jetzt ist es grau und kalt. Biswindwetter. Reto hat gesagt, genau wie im Urner Oberland. - Ich bin nicht dazu gekommen, den vorbeugenden Artikel zu lesen. Es lag so viel Spannenderes herum. Ausserdem wollte ich den Keller umräumen und habe es getan. Dort liegt aber noch Arbeit für Wochen. Playmobil und Legos sortieren und Ähnliches. Und dann  ist mit der Post eine so schöne Karte gekommen, dass ich ganz gerührt bin. auch, dass die Post sich selber rühmt, weil sie erforschen konnte, wo wir wohnen (die Hausnummer war um zwanzig daneben). Jetzt ruft Reto, dass ich seine Fotos vom gestrigen GA-Reisli anschauen kann. Nachher muss ich dringend Mittagessen kochen. Was der Nachmittag bringt, werden wir sehen. Vielleicht Judith und Kaya. - Ich glaube, ich lege den Winterblues-Artikel ungelesen zum Altpapier. Keine Zeit, um Unnötiges zu lesen. Keine Zeit zum Bluesen.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Einfach gehen

Heute bin ich solo. Reto ist auf ein GA-Reisli entschwunden. Kommt irgendwann nachts heim - wohl voller schneeiger Eindrücke. Oberalp, Disentis, Chur - oder auch ganz anders. Mit dem GA ist alles möglich. - Zu Fuss auch. Ich denke immer wieder, ich sollte mehr gehen. Einfach gehen. Das baut den Körper auf und Aggressionen ab. Und frau schläft dann gut. - Gegen drei Uhr nachmittags bin ich also losgegangen. Portemonnaie im Sack, Sonnenbrille auf der Nase, Kapuze gegen die bissige Bise über den Kopf gestülpt. - Einfach gehen. Wohin die Füsse wollen. Sie wollten zu meiner Tochter, wo ich unangemeldet nach fünfzig Minuten ankam. Grosses Staunen von Judith und Kaya, und dann hatten wir schon wieder genug zu erzählen. Kaffee gab es auch und Schoggi-Orangen-Guetzli. Ein schöner Nachmittag. Einfach gehen bringt es.

Dienstag, 3. Februar 2015

Dreissigtausend und sechsundsiebzig

Ein Mann, irgend einer, hat sich per Leserbrief über die Schilder in Comicfigurenform aufgeregt, die ankündigen, dass in diesem Haus ein neues Kind willkommen geheissen wird mit dem Namen Paul oder Kevin oder Anna oder  wie auch immer. Ich lese jeweils die Namen, wenn ich mit dem Zug unterwegs bin, und freue mich über den Nachwuchs anderer Leute. Aber der Leserbriefmensch hat Antwort bekommen. Man versteht ihn und findet, privat sei privat. Es sei unnötig, der Welt mitzuteilen, dass ein Kind zur Welt gekommen sei.

Privat soll privat bleiben!?! - Ich nehme gern Anteil am Leben von anderen. Zum Glück erfahre ich  recht viel Privates fast täglich. Ich will ja nicht nur vom Virtuellen on TV leben. Es berührt mich mehr, wenn andere erzählen, was sie beschäftigt, was ihnen passiert an Schönem und halt auch an Schwierigem. Manchmal lerne ich von anderen. Manchmal fühle ich mich getröstet, weil andere ähnliche Fehler machen wie ich. Ich brauche die Ehrlichkeit von anderen. Dass ihnen auch nicht alles gelingt. Dass sie auch alt und müde werden. Dass sie auch mit dem Ehegespons "chifle" (streiten). Dass sie auch nicht perfekt sind.

Offensichtlich geht es vielen ähnlich wie mir. Sonst wäre mein Blog bis heute nicht dreissigtausend und sechsundsiebzigmal angeklickt worden.

Montag, 2. Februar 2015

Kunstmalerinnen

Als wir heute mit Enkelin Kaya im Park waren, sah ich beim Schulhaus sehr effektiv geschmückte Fenster. Kleinere und grössere bunte Papierscheiben neben und übereinander. Edles Papier. Sieht gut aus. - Nix wie heim und mit Kaya (19 Monate) erstmals die Fensterscheiben in meinem Zimmer bemalen. Grün, gelb und blaue Farbwürmer auf einen Teller drücken und dann mit den Fingern hinein. Ich habe Kreise gemalt, Kaya Striche. Nach sieben Minuten Malen war unser Fensterkunstwerk fertig. Eine gute halbe Stunde  lang habe ich dann Kaya und unsere Kleider wieder sauber gerubbelt.

Sonntag, 1. Februar 2015

Ich bin "Östlich der Berge"

Manchmal versinke ich in den Büchern, die ich lese. So bin ich seit vorgestern mit Ben Givens unterwegs, einem Herzchrirurgen im Ruhestand. Er hat Krebs und wird sterben. Als Arzt hat er eine Vorstellung vom kommenden Leidensweg und will ihn nicht auf sich nehmen. Noch einmal geht er jagen mit seinen beiden Hunden. Am Ende des Tages will er sich selbst erschiessen.

Aber der Tag verläuft nicht wie geplant. Durch die Menschen, denen er zufällig begegnet, kommt eine Unsicherheit auf, ob es schon Zeit sei zu "gehen". Vergangenheit und mögliche (beschränkte) Zukunft stehen ihm lebhaft vor Augen. Seine Hunde sind um ihn. Noch lebt er.

Ich bin mit ihm "Östlich der Berge" (=Buchtitel) und gespannt, wie es weiter geht.