Donnerstag, 30. April 2015

Grosseinkauf

Morgen ist 1.Mai. Die Läden im Kanton Zürich sind geschlossen. Ausser natürlich "Migrolino" und ähnliche. Wir würden nicht verhungern, falls wir den Einkauf unterlassen hätten. Aber gerade liegt neues Geld auf dem Konto. Und wir können 1000 Superpunkte ergattern, wenn wir genug einkaufen bei Coop. - Oh, wir haben eingekauft! Salate, Milch und Brot, aber auch Knabberzeug für die nächsten Apéros. Und warum nicht gerade ein paar Fläschchen Rotwein. Verschiedene zum Probieren. Halbliterli und noch kleinere. Wir haben nicht immer den ganz grossen "Durst". Die Katzen bekommen "Gutelis"; sie dürfen auch mal etwas mehr bekommen. - Wir haben sowas von eingekauft - aber dabei leider nicht vergessen, dass die ganze Herrlichkeit nicht über die neusten Churer-Geschichten hinwegtröstet. Da ist mal wieder ein fauler Kompromiss eingegangen worden. Er stinkt zum Himmel.

Dienstag, 28. April 2015

I did it - ich habe es getan

Meine Tochter hat kürzlich zu mir gesagt: "Wenn du einmal dement bist, dann weiss ich gar nicht, welche Lieder ich dir singen soll." - Ach, natürlich hat das meine Tochter niemals genau so zu mir gesagt. Sie ist sozial hoch kompetent. Schon als Mädchen. Das hat mich immer beeindruckt und tut es noch. Sie redet zwar ehrlich und offen zu mir. Jedenfalls glaube ich das. Aber sie ist dabei einfühlsam und niemals grob. - Sie hat also so ungefähr zu mir gesagt, dass sie bei einer allfälligen Demenz, die mich dereinst ereilen könnte, in hohem, sehr hohem Alter natürlich, man wisse ja nie, es könnte ja sein - also, welche Lieder sie mir dann singen sollte. Sie weiss ja natürlich auch nicht, was sie bezüglich eines Todes, der sogar mein Tod sein könnte, man weiss ja nie, alles vorkehren sollte gemäss meinem Willen. Deshalb habe ich endlich, ist ja nicht die schönste Arbeit, ein paar Zeilen oder Seiten aufgesetzt, was ich mir wünsche dereinst. In kommenden Tagen, die noch weit, weit weg sein mögen, da das Leben schön ist, da ich es gerade neu zu geniessen beginne. Übrigens ist das Leben gerade auch schön, weil ich eine Tochter habe, die mir Lieder singen will.

Montag, 27. April 2015

Am Tag nach dem Fest

Ja, ja, ja, das mit dem Wein - ich verliere regelmässig den Überblick. Gibt aber an einem Fest auch so viel anderes zu überblicken! Die Festgemeinschaft bestand aus Erwachsenen und Kindern, und alle bewegten sich souverän. Die beiden Jungs spielten mit Kaya und streichelten ihr ab und zu über den Kopf. Hochheben, um die männliche Kraft zu zeigen. Aber immer sorgfältig, und Kaya genoss die Aufmerksamkeit. - Hat eigentlich Judith ihren Geburtstagskuchen selbst gebacken? Wer hat die sieben (!?) Kerzen aufgesteckt und angezündet? Ausgeblasen hat sie Kaya unter dem Applaus der Anwesenden. - Auf alle Fälle haben Reto und ich mehr als genug gegessen (und getrunken). Das ist wörtlich zu nehmen. Wir sind noch am Abbauen. Reto tut das rasenmähenderweise, während ich mich körperlich nicht verausgaben mag. Chirimoya - eine Frucht wie eine Kröte - in den Blutbahnen ist für alles gut. Hat die südamerikanische Verkäuferin auf dem Markt gesagt. Sei es!

Sonntag, 26. April 2015

Fit und munter am Morgen

Gerade habe ich eine Umfrage beantwortet. Eine Frage lautete: Wie fühlen Sie sich am Morgen? - Zu meinem eigenen Erstaunen konnte ich eintragen, dass ich mich am Morgen gut fühle und mich auf den ganz neuen Tag freue, auch gespannt bin, was er bringt. - Der heutige wird einen festlichen Abend bringen. Unsere Tochter hat Geburtstag, und wir dürfen mit ihr feiern. Ich habe schon am Morgen etwas Schönes angezogen. Ob es sauber bleibt bis zum Abend? - Jedenfalls ist heute ein guter Tag, und ich möchte nochmals Ernst Halter aus meinem Bibliotheksbuch zitieren:

"Wüsst ich noch, was ich mir für morgen vorgenommen hatte! Es kann nichts weniger gewesen sein, als ein ganz neues Leben anzufangen."

Jeden Morgen ein neues Leben - das will ich; aufbrechen alle Tage.

Samstag, 25. April 2015

Regenwetter - Arbeitswetter

Wenn immer Sonnenschein wäre, hätte ich wenig Lust zu schreiben und noch weniger, am Computer zu arbeiten. - Weil es seit vorgestern in mir arbeitet und rumort, habe ich heute Morgen einen Leserinbrief verfasst für den Tagesanzeiger zum Thema "Entsolidarisierung". Mein Text bezieht sich auf das, was ein 30-jähriger Journalist zum Thema "Ärgstes Problem" in unserem Land meint. Das sind nämlich wir Alten. Sagt er. - Na ja, der Leserinbrief ist abgeschickt. Nun will ich langsam wieder loslassen. Es gibt anderes zu tun. Auch Arbeit. Nämlich den Ablauf der Taufe so zu fassen, wie wir das in Seedorf besprochen haben. Ausserdem möchten die Eltern eine Auswahl an Glaubensbekenntnissen, da das "Apostolische" (= gebräuchlichstes) nicht zu überzeugen vermag. Wenn dann alles Erwünschte im Couvert steckt, melde ich mich beim Roten Kreuz an für das Freiwilligenprojekt "mitten unter uns". Gestern ist eine Karte ins Haus geflattert; da wird mir genau das angeboten, was ich am liebsten mache: Kindern Geschichten erzählen, ihnen bei den Aufgaben helfen, spielen, basteln...

Freitag, 24. April 2015

Glückliche Alte

Dieses stand heute im Tagesanzeiger auf Seite neun:
"Dabei ist die Überalterung ein Kernproblem unseres Landes, wenn nicht sein ärgstes überhaupt."

Nichtsdestotrotz bin ich heute Abend eine glückliche Alte, weil der Tag erfüllt war. Ich spüre nichts davon, dass mit dem Alter die Lust auf...News, auf Innovation sinkt. Und von noch viel mehr, was Linus Schöpfer über unsereins schreibt, spüre ich nichts. Ich kann nicht gemeint sein, obschon er uns alle in denselben Überalterungstopf schmeisst. Wie er uns am Leben hindern will, hat er nicht geschrieben, also lebe ich mal fröhlich weiter. Heute war Enkelin- und Tochter- Schwiegersohn-Tag. Erfüllend. Fröhlich. Sinnvoll.


Donnerstag, 23. April 2015

Noch heute und morgen

Noch heute und morgen scheint die Sonne, ist es warm und wachsig. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Aber es ist schade, dass das Geburtstagsfest unserer Tochter auf den Wetterumschlag fällt. Zu machen ist da nichts, und auf ihr Fest freue ich mich trotzdem sehr. Gleich gehe ich ihr Geschenk zusammenbasteln - und schauen, was Ehemann Reto an der wüsten Wand gepflanzt hat. Unsere Betonlöcherwand auf dem Sitzplatz hat nämlich eine Holzverkleidung bekommen, die nun allmählich bepflanzt wird. Wir haben heute Morgen dreierlei Pflanzen nach Hause gekarrt - immer zu Fuss. Aktiv im Alter nennt sich das.

Mittwoch, 22. April 2015

Sommertag!

"Panta rhei" - alles fliesst, wird uns immer mal wieder eingeflüstert. Stimmt auch im allgemeinen, aber für Sommertage nicht. Heute ist der erste Sommertag in unseren Breiten. Über 25 Grad am Schatten. Für mich gehört als untrügliches Zeichen dazu, dass unser Kater nicht an der Sonne liegt. Er hat sich ein kühles Schattenplätzchen unter der Ligusterhecke, der langweiligen, ungeliebten, gesucht. Dort liegt er seit mindestens zwei Stunden und verschläft alles, was da kreucht und fleucht vor seiner Nase - taumelnde Hummeln, schwebende Schmetterlinge, Rotschwänzchen bei der Familiengründung. Und doch! Panta rhei - "Wir sind Touristen in der fliessenden Welt." - Wo und wie findet mein Buchschreiber Ernst Halter solche Sätze?

Dienstag, 21. April 2015

Gesät und gesetzt

Wir waren auf dem Markt. Ich habe Thymian, Griechischen Basilikum und eine Chili-Pflanze gekauft. Chili ganz scharf. Das liebt Reto. Schauen, ob alles kommt. Auch die ausgesäten Blumen in meinem und Kayas Gärtchen. Dort habe ich Kresse nachgesät, weil das Kind mit den Wurzeln erntet. Aber was gibt es schöneres, als ein kleines Meiteli, das staunt, weil aus Samen innerhalb von einer Woche Salat geworden ist!

Montag, 20. April 2015

Noch vor einem Jahr...

Vor einem Jahr wurde die alte Dame neunzig Jahre alt, und sie liess sich feiern. Trug das Ihre bei zur Festlichkeit. Machte sich schön. Kleidete sich elegant. - Sie konnte noch alles. Im Dorf einkaufen. Kochen. Das volle Programm. - Jetzt ist sie gestorben. Wie schnell das geht. Wie schnell wir gehen. Ob wir hundert Jahre alt werden oder nur siebzig. Und mit jedem Mensch geht eine ganze Welt unter. Mit ihr auch. Ihre Ausdrücke. Ihre Art, die Welt zu sehen aufgrund ihrer Erfahrungen. - Bei ihr habe ich die besten Artischocken meines Lebens gegessen. Und ich durfte in jungen Jahren dorthin reisen, wo sie herkam. Ich lernte ihre Mutter kennen. Wir feierten den Sommer und "la famiglia". Das ist, was wir tun können, solange wir leben - das Leben dankbar feiern. Und unsere Vorderen nicht vergessen. In meinem Buch schreibt Ernst Halter:

"Ist vielleicht, dass ich noch da bin, erträglicher, wenn ich den Abgegangenen, während ich an sie denke, die Erde und die Schmetterlinge zeige?"

Das Hochbeet erneut bepflanzen und der alten Dame erzählen, was da kommt...

Sonntag, 19. April 2015

"Versuche zu lernen, dass die Zeit über deine Zeit hinaus sich weiter breitet."

Immer lese ich ein Buch, mindestens ein Buch. Ich hoffe, meine Augen machen das noch lebenslang mit. Jetzt gerade lese ich "Über Land" von Ernst Halter, einem Aargauer Dichter, der in Zofingen geboren wurde, aber im Freiamt lebt. Im Buch geschieht nichts. Wirklich nichts. Aber das Geschriebene berührt mich wie lange nichts mehr. So habe ich heute gelesen, wie die (Gross)Bauern die Felder im Freiamt (und anderswo) so geländegängig planiert haben, dass zwar die Traktoren zügig und ungehindert fahren können, dass aber für die Menschen sich "nirgends ein Ort, unsichtbar zu werden" noch findet.

"Es gab auch nichts mehr anzuschauen ausser der real existierenden Nutzbarkeit."

Wenn dann noch steht "der letzte Sommerschatten ausgereutet", so bin ich definitiv im Garten des Pfarrhauses von Wassen. Da stand vormals eine hohe Birke, die besonders im Sommer unsere Freude war. Ihr filigraner Schatten verdüsterte nichts, aber verschönerte und kühlte alles. - Sie wurde gefällt, weil sie Arbeit machte. Nun liegt der Pfarrhausgarten arm, nackt und bloss. Ich möchte ihn nicht zurück haben. Es tut mir ewig leid um "unsere" Birke.

Hier in Oberwinterthur steht ein Ahorn, um den ein Streit zwischen Hausbesitzer und Gärtner wabert. Der Hausbesitzer hat das Sagen, aber der Gärtner will dem Baum seine Würde nicht rauben, also nicht so viel stutzen und schneiden, als der Besitzer wohl will. Gut, wenn die Blätter sich bald breiten, so dass die amputierten Äste meine Augen weniger schmerzen. - Ernst Halter und Erika Burkard haben in vierzig Jahren die ausgereutete Landschaft wenigsten um ihr Heim wieder zum Leben gebracht.

Samstag, 18. April 2015

Wieder zu Hause

Da waren wir nur drei Tage weg, und schon hat der Ahorn ohne unser Zutun Blätter gemacht. Kayas Kresse ist erntereif, und die frühesten Tulpen sind verblüht. Und ich bin auch ein wenig gewachsen - an meiner Persönlichkeit. Schon weil ich Frau H. in Göschenen besucht habe. Sie ist eine gebildete Frau; das wird auf mich abfärben. Und auch, weil ich in Seedorf ein intensives Taufgespräch geführt habe, das vom wirklichen Leben gehandelt hat mit seinen Schwierigkeiten aber auch der grossen Freude an Louise mit dem Lausmädchenlachen. So ein verschmitztes Kind! - Jetzt also sind wir wieder zu Hause. Erlebt man sein Zuhause nicht jedesmal besonders intensiv, wenn man weg war?

Mittwoch, 15. April 2015

Den Kopf voll

Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch in der Lage wäre, alle Prüfungen zu bestehen, die ich im Theologiestudium bestehen musste. Mein Kopf lässt nach. Oder ist es einfach so, dass die Schublädchen immer voller werden von Erinnerungen und Teilwissen und Infos, die auf uns alle einprasseln und die wir niemals verarbeiten und richtig einordnen können? In diesen überquellenden Kopfschublädchen dauert es, bis ich gefunden habe, was ich suche. Heute Morgen halbwach kamen mir nicht alle Bundesräte und -rätinnen in den Sinn. Panik. Muss man doch wissen. Totalblockade. Nicht einmal die Aargauerin fiel mir ein. Und der Wirtschaftsminister - eh, eh, wie heisst der doch mal? Alle sieben sah ich vor mir, aber die Namen, die Namen...Bis zum Frühstück trudelten sie ein, fanden sich alle um den Zmorgetisch. Reto merkte nichts davon, dass wir zu neunt dasassen. Und ich dachte wieder einmal: "Wenn ich nur soviel im Kopf haben müsste wie damals meine Grossmutter, dann gelänge das allemal." Ach, ach, geben wir zu, es muss abgespeckt werden allerorten. Nicht zuletzt in der Kopfbibliothek.

Dienstag, 14. April 2015

Wald ist nicht gleich Wald

Gestern wollte ich Erinnerungswege gehen im Seener Wald. Wir gingen und finden den wilden Wald viel schöner als den gepützelten am Goldenberg. Viele hohe Tannen. Wasserrinnen an den Wegrändern, welche die Sonne noch nicht austrocknen konnte. Wir erinnern uns an unseren Hund, der so gern ins Wasser hineinsprang. Und dort, wo wir ein Affenfest für Stefan gefeiert haben, setzen wir uns aufs Bänkli und staunen, wie sehr die Bäume seit damals gewachsen sind. Eine frisch geschlagene Föhre duftet nach Harz. Ich strecke meinen Finger in ihre Rindenwunde und streiche mir Harzparfum auf den Arm. Und dann ziehe ich Mal für Mal die reichhaltige Waldluft in die Lunge. Welch ein Duft! Welch ein wunderbarer Duft! - Wir gehen weiter . Ich sinniere, dass wir ein andermal im Gartenrestaurant Grüntal ein Zvieriplättli mit drei Dezi Rotwein genehmigen könnten. Plötzlich sage ich: "Warum nicht heute?" - Und so geschah es, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie weiterhin glücklich und fröhlich vor sich hin.

Montag, 13. April 2015

Voller Enthusiasmus

Diese Sonnentage! - Mich zieht es in die Natur noch und noch. Gestern haben Reto und ich nochmals kräftig Bärlauch geerntet. Zu Hause habe ich den grössten Teil gut gewaschen, gut getrocknet, in Streifen geschnitten, in Gläschen gefüllt zusammen mit wenig Salz und viel Olivenöl. Schon der erste Vorrat im Keller. Ich bin Sammlerin, aber nicht Jägerin. - Ich weiss schon, wohin es mich heute zieht. Dort hatte es vor Jahren blühenden Löwenzahn an eher Hunde- freiem Waldrändchen. Löwenzahnhonig? Oder einfach Nostalgiespaziergang. Vorerst wässert Reto den Rasen, und ich werde einen Teil der Wohnung putzen. Die Sonne lässt auch den Staub erstrahlen.

PS.
Löwenzahn heisst in meiner Mundart "Weihfäcke".
Die grünen Blätter haben die Form eines Raubvogel (=Weih) flügels (=Fäcke).

Sonntag, 12. April 2015

Wenig Haar

Heute spendet Reto einen Rotwein, den er letztes Jahr zum Siebzigsten erhalten hat. - Ups, da hat ihn jemand ein bisschen älter gemacht, als er ist. Aber nur allzu schnell wird eintreffen (hoffentlich!!!), was vorausgenommen wurde.

In Anlehnung an den Song von Udo Jürgens, "Siebzehn Jahr, blondes Haar", fabuliere ich:

Siebzig Jahr, wenig Haar, so steht er vor mir,
Siebzig Jahr, fast kein Haar, noch viele Jahre wünsch ich mir.
Ein Tag wie jeder, wir leben Liebe, so gut wir es verstehn,
nicht romantisch, aber verlässlich, möge sie nicht vergehn.

Bald nehmen wir den ersten Schluck des kostbaren Weines...

Samstag, 11. April 2015

Wir konnten hinüber nicht kommen...

Oft gehen wir gleiche Wege, aber manchmal wollen wir Neues entdecken. Heute hatten wir im Sinn - siehst du dort drüben den Wald - hatten wir im Sinn, dorthin zu gehen. Schauen, welche Wege durch den unbekannten Wald führen. Das Plastksäckli in der Jackentasche war für Funde bestimmt. Bärlauch. Löwenzahn. Gundermann. Aber wir fanden den Weg zum Wald nicht. Gingen im Kreis ganz städtisch. Da waren wir doch schon. Zweimal ringelum, dideldum. Da gaben wir auf. Der Wald dort drüben will uns nicht. Aber unser Ahorn im Garten will mich schon. Da sass ich dann und sog den Veilchenduft ein.

Freitag, 10. April 2015

Alle Blumen in unserem Garten

Wir haben einen Freund, der Stockenten blöd findet - einfach weil es viele davon gibt. - Wir haben einen anderen Freund, der Gartenblumen doof findet, einfach weil sie sich nicht selbst in der Natur durchgesetzt haben. - Was ist kostbar? Nur das Aussergewöhnliche? Nur das wild Gewachsene? Oder das, was wir wirklich und bewusst und mit allen Sinnen wahr nehmen?

Wenn ich mit Kaya durch unseren Garten gehe, streichelt sie Tulpen. Sie hört gern, dass Primeli Primeli heissen und wiederholt den Namen. Sie kennt auch den Namen der Nachbarkatze. Sie schaut zwei Ameisen lange zu, die über die Bodenplatten huschen. Aber sie mag die Plastikspinne überhaupt nicht, die in einem Becher war, den ich gekauft habe. Archaische Spinnenphobie.

Ich gehe täglich durch unseren Garten und versuche, alles wahr zu nehmen, was da ist. Und ich freue mich daran, ob gesät, gesetzt oder hergeflogen. Unter dem Ahorn darf alles wachsen, was will. Abmachung mit dem Hausgärtner Reto. Die Veilchen, die dort blühen, riechen ganz richtig wie Veilchen. Ob Reto aber den kleinen Buchs wachsen lässt, der sich da selbst niedergelassen hat???

Donnerstag, 9. April 2015

Pro Natura Zentrum Champ-Pittet am Neuenburgersee

Gestern war ich da - von meiner Besten Freundin mit dem Ausflug beschenkt an einem soooo schönen Frühlingstag. Die Reise war lang, aber Freundinnen haben immer etwas zu "schnädere" oder ernsthaft zu besprechen. Sie können aber auch schweigen miteinander. Deshalb sind sie ja Freundinnen.

Wir haben uns einiges gegönnt: Meinen ersten "Hugo" im Speisewagen. Ein Rindssteak an der Grenze zu ganz roh. Löwenzahnsalat mit Ei. Schoggiosterhase an der Sonne mit Kaffee. Aber vor allem die ganz wunderbare Natur. See und Berge mit Schneehauben. Schilf im leichten Wind. Graugänse, Haubentaucher im Tanz, Kröten am "Sönnele"...



Montag, 6. April 2015

Das Leben annehmen

Morgens um Viertel vor vier Uhr erbrach sich unsere Katze in meinem Zimmer. "Was use mues, mues use." - Der Kater musste dann sofort an die frische Luft, und ich hoffte nochmals schlafen zu können. Noch mehr als drei Stunden wären drin gewesen. Aber die Augen sahen in die Noch-Dunkelheit, bis ich aufgab und das Licht anzündete. Dann las ich bis zum Aufstehen in "Trümmergöre" von Monika Held. Von einer jungen Frau, die überlegt, mit ihrem Geliebten in die Wohnung einzuziehen, in der sie aufgewachsen ist. Sie geht sie anschauen. Leer wie sie ist, erzählt sie trotzdem vom schön-schwierigen Leben, das da drin stattfand. Von der Grossmutter  mit ihrer Philosophie aus Peter Alexander Liedzeilen und ihrem Satz "Es kommt wie es kommt, es kommt, wie es muss." Von ihrem Onkel, der das Leben in geheimnisvolle Zahlenkombinationen giesst und am Schluss an seinen Kriegserinnerungen scheitert. Vom Vater, den sie nicht kennt, auch nicht, als sie später mit ihm im gleichen Haus wohnt und abends mit ihm vor dem Cheminéefeuer sitzt, wo nur die Wahrheit gesprochen werden soll. Sie findet heraus, dass auch eine Viertelwahrheit wahr ist und nicht gelogen. Sie lebt ihr Leben, das ihr Vater nicht kennt. Eben höchstens einen viertel davon.

Die Geschichte ist eine lebenswahre Geschichte, in der ich mich noch und noch wiederfinde. Auch im Satz der Grossmutter: "So ist das Leben. Sein einziger Sinn ist, es anzunehmen." - Ich habe den ärmellosen Pullover meines Onkels angezogen. Und jetzt gehe ich mit Reto und Kaya das Leben erneut annehmen.

Sonntag, 5. April 2015

Erst nach Hause gekommen

Wir waren zum Osterbrunch eingeladen. Jetzt erst, um sieben Uhr abends, sind wir nach Hause gekommen. Der Tisch war lang, des Essens darauf viel, unsere Enkelin hatte wieder einen grossen Auftritt, die Enkelin meiner Schwester kann schon gucken, herzig lachen und Töne von sich geben, der Hund war brav, die Gespräche flossen leicht wie der Rotwein. Wir sind satt an Leib und Seele. Jetzt bereiten wir den morgigen Tisch vor: Er wird lang sein, des Essens wird viel sein, der Rotwein darf fliessen, wir freuen uns darauf.

Samstag, 4. April 2015

Lied im Ohr

Nein, eigentlich nicht im Ohr, eher im Kopf. Es singt in mir. Es hört nicht auf, und ich weiss nicht warum. Warum heute? War etwas? Konnte ich meine Meinung nicht sagen?  - Unterwegs zum Einkaufen - es singt. Heimwärts im Regen - es singt. Erdbeeren, Milch und allerlei ausgepackt - es singt. Facebook-Einträge gelesen, mich entschieden, nichts zu Bischof Haas zu posten - es singt. - Es singt fröhlich das Protestlied meiner "Flegeljahre":

 "Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
   Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschiessen,
   es bleibet dabei: die Gedanken sind frei."

In meiner Jugendzeit war hier das Lied für mich zu Ende; es wurde ergänzt durch ein inneres mit-dem-Fuss-Stampfen. Aber jetzt, heute, gefällt mir die zweite Strophe:

"Ich denke, was ich will, und was mich beglücket,
  doch alles in der Still, und wie es sich schicket.
  Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren,
  es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei."

Habe ich mich weiter entwickelt? Grössere Gelassenheit sei willkommen!

Freitag, 3. April 2015

Karfreitagslaune war gestern

Gestern war ich schlecht drauf. Nahm alles persönlich und hatte einen Megafrust. Dann habe ich abgetanzt in meinem Zimmer zu einer CD, die in Flüelen eingemottet war und jetzt wieder hier ist. Polo Hofer und andere alte Bekannte. Ich wurde wieder beweglich im Körper und im Geist. - Gut geschlafen, und jetzt läuft es wieder. Ist möglich zu sagen, was ist. Zum Beispiel, dass ich die Heilige Woche im Urner Oberland so was von vermisse!!! Reto geht es ebenso. Er ist in Gedanken ständig bei seinen Aufgaben als Sakristan: "Jetzt würde ich das Osterfeuer vorbereiten. Jetzt würde ich den Altar ganz abräumen für die Karfreitagsliturgie." - Es war einfach überaus eindrücklich, wie die Liturgien dieser Tage, wenn man sie alle mitfeiert, zu einem Osterhalleluja aus vollem Herzen führen. Da braucht man gar nicht alles zu verstehen. da braucht man fast nichts zu verstehen. Man wird mitgenommen und ist so glücklich wie sonst selten, wenn in der Osternachtfeier alle Glocken läuten und die Orgel so wild spielt wie sonst nie. Kommt man dann aus der Kirche, ruft man allen ein "frohe Ostern!" zu, und man mag alle, einfach alle. - Soll mir mal jemand sagen, womit das zu ersetzen ist in der säkularisierten Welt?!

Mittwoch, 1. April 2015

Wann hat der Buddha Geburtstag?

Was tut frau mit einem neuen Kochbuch? - Sie kocht.

Ich glaube nicht, dass ich aus jedem meiner Kochbücher schon gekocht habe. Aber ganz genau weiss ich es nicht. Die Reihe meiner geliebten Koch-, Schau- und Wissensbücher misst weit mehr als einen Meter in der Länge. Am letzten Sonntag habe ich meinem Sohn ein Indisches Kochbuch ausgeliehen. Ich weiss noch, dass ich es gekauft habe, als ich den Oberstufenschülern den Hinduismus näher bringen wollte. Habe ich ihnen etwas gekocht oder es nur gewollt, die gute Absicht gehabt? - Das ist öfter vorgekommen. Als ob die Schülerinnen und Schüler von der guten Absicht leben könnten! - Aber ich - ich kann von guten Absichten leben.

Ich liebe es, immer wieder aufzubrechen und Neues zu wagen - auch wenn es nur "Momos" sind zum Geburtstag des Buddha. Wann ist er denn?