Immer lese ich ein Buch, mindestens ein Buch. Ich hoffe, meine Augen machen das noch lebenslang mit. Jetzt gerade lese ich "Über Land" von Ernst Halter, einem Aargauer Dichter, der in Zofingen geboren wurde, aber im Freiamt lebt. Im Buch geschieht nichts. Wirklich nichts. Aber das Geschriebene berührt mich wie lange nichts mehr. So habe ich heute gelesen, wie die (Gross)Bauern die Felder im Freiamt (und anderswo) so geländegängig planiert haben, dass zwar die Traktoren zügig und ungehindert fahren können, dass aber für die Menschen sich "nirgends ein Ort, unsichtbar zu werden" noch findet.
"Es gab auch nichts mehr anzuschauen ausser der real existierenden Nutzbarkeit."
Wenn dann noch steht "der letzte Sommerschatten ausgereutet", so bin ich definitiv im Garten des Pfarrhauses von Wassen. Da stand vormals eine hohe Birke, die besonders im Sommer unsere Freude war. Ihr filigraner Schatten verdüsterte nichts, aber verschönerte und kühlte alles. - Sie wurde gefällt, weil sie Arbeit machte. Nun liegt der Pfarrhausgarten arm, nackt und bloss. Ich möchte ihn nicht zurück haben. Es tut mir ewig leid um "unsere" Birke.
Hier in Oberwinterthur steht ein Ahorn, um den ein Streit zwischen Hausbesitzer und Gärtner wabert. Der Hausbesitzer hat das Sagen, aber der Gärtner will dem Baum seine Würde nicht rauben, also nicht so viel stutzen und schneiden, als der Besitzer wohl will. Gut, wenn die Blätter sich bald breiten, so dass die amputierten Äste meine Augen weniger schmerzen. - Ernst Halter und Erika Burkard haben in vierzig Jahren die ausgereutete Landschaft wenigsten um ihr Heim wieder zum Leben gebracht.
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