Morgens um Viertel vor vier Uhr erbrach sich unsere Katze in meinem Zimmer. "Was use mues, mues use." - Der Kater musste dann sofort an die frische Luft, und ich hoffte nochmals schlafen zu können. Noch mehr als drei Stunden wären drin gewesen. Aber die Augen sahen in die Noch-Dunkelheit, bis ich aufgab und das Licht anzündete. Dann las ich bis zum Aufstehen in "Trümmergöre" von Monika Held. Von einer jungen Frau, die überlegt, mit ihrem Geliebten in die Wohnung einzuziehen, in der sie aufgewachsen ist. Sie geht sie anschauen. Leer wie sie ist, erzählt sie trotzdem vom schön-schwierigen Leben, das da drin stattfand. Von der Grossmutter mit ihrer Philosophie aus Peter Alexander Liedzeilen und ihrem Satz "Es kommt wie es kommt, es kommt, wie es muss." Von ihrem Onkel, der das Leben in geheimnisvolle Zahlenkombinationen giesst und am Schluss an seinen Kriegserinnerungen scheitert. Vom Vater, den sie nicht kennt, auch nicht, als sie später mit ihm im gleichen Haus wohnt und abends mit ihm vor dem Cheminéefeuer sitzt, wo nur die Wahrheit gesprochen werden soll. Sie findet heraus, dass auch eine Viertelwahrheit wahr ist und nicht gelogen. Sie lebt ihr Leben, das ihr Vater nicht kennt. Eben höchstens einen viertel davon.
Die Geschichte ist eine lebenswahre Geschichte, in der ich mich noch und noch wiederfinde. Auch im Satz der Grossmutter: "So ist das Leben. Sein einziger Sinn ist, es anzunehmen." - Ich habe den ärmellosen Pullover meines Onkels angezogen. Und jetzt gehe ich mit Reto und Kaya das Leben erneut annehmen.
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