Eigentlich wollen wir seit Wochen wieder einmal nach Appenzell. Wir mögen den Ort sommers und winters, aber vor allem auch in der Adventszeit. Da gibt es einen wunderschön gestalteten Geschenkladen, wo ja das Gucken nichts kostet. Der Blumenladen hat ausser Blumen auch Kerzen und diverse hübsche Überraschungen. Einfälle, Ideen, Kreatives, wie ich es mag. Und klar, es hat so viele Restaurants, die sehr einladend sind, dass die Wahl fast zur Qual wird.- Heute also wollten wir hin. Aber dann hörte ich im Halbschlaf am Morgenradio, dass genau heute genau in Appenzell die Feier des neuen Ständeratspräsidenten stattfinde. Mit Einzug in den Ort, Feier in der Kirche und Apéro für alle. Eingeladen zum Fest sei die ganze Bevölkerung. - Das war uns zu viel. Wir sind zu Hause geblieben und haben je tausend Kleinigkeiten erledigt.
PS. Ivo Bischofberger heisst er, der neue Ständeratspräsident.
Mittwoch, 30. November 2016
Dienstag, 29. November 2016
Schnell in die Stadt
Mittagessen mit Kindern und dann basteln, spielen. Aber das Hütekind von Judith packte uns lieber ein mit den farbigen Transparentfolien. Mit dem Vorhang versuchte sie eine Hütte zu bauen. Die Sternenkleber klebten überall, auch ein paar dort, wo ich sie mir vorgestellt hatte. Mein Tannenbaum für das Fenster wurde in keinster Weise fertig. - Kleine Pause, dann fuhren Reto und ich je einzeln in die Stadt. Frische Luft, andere Gedanken, echli allein sein mitten unter vielen - es tat gut. Mit mir ist ein feiner Grittibänz heim gekommen, und Reto hat meine frisch geschliffene Schere abgeholt. Der Abend kann kommen.
Montag, 28. November 2016
Sooo kaaalt!!!
Gestern haben wir beschlossen, heute mit unserem "Hüte-Meiteli" in den Wald zu gehen. So richtig tief. Tannenzapfen sammeln, Moss heim nehmen, mit Steinen spielen. Aber heute weht ein saukalter Wind, der kälteste in diesem Winter. Gelesen habe ich:
"Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er sich dreht und der Realist hisst die Segel."
"Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er sich dreht und der Realist hisst die Segel."
Aber wir haben nach ein paar hundert Meter umgedreht, sind statt aufs offene Feld und dann in den Wald zwischen die Häuserfronten geflüchtet. Haben dem Graureiher im Bach zugeschaut, dem Bauern auf dem Traktor mit der Holzfuhre nachgeschaut. Sind bald wieder in die warme Stube eingezogen und so froh gewesen, dass es diese gibt. Briobahn gebaut. Surrli drehen lassen. Steine bemalt und Zvieri gegessen. Dazwischen in der Wohnung Herbstliches verräumt und Platz geschaffen dafür, dass ganz allmählich, Tag für Tag Weihnachten näher kommen kann.
Sonntag, 27. November 2016
Gracia a la vida
Ich habe vorher einen Text zum Alter, geschrieben von Monika Stocker, zum zweiten Mal gelesen. Einfach wirklich gut! - Und doch - müssen wir unsere Texte am Schluss immer harmonisieren? Im Sinn von "das Alter bringt gar manch Schreckliches, aber war das Leben nicht gut zu uns?". Sie beendet ihren Text mit dem schönen "gracia a la vida, que me a dado tanto". - Ich will bestimmt auch dankbar sein für das, was mir das Leben an Gutem gegeben hat. Es ist viel. Aber die anderen Seiten der Jahre sind auch wahr. So viel Angst, die lebensmüde machte. Dass sie sich verzogen hat, ja, das ist wunderbar. Im Alter nochmals ein neues Leben. Ich kann einen Kinofilm geniessen und sterbe nicht (fast) an Klaustrophobie. Aber müde bin ich.
Samstag, 26. November 2016
Sowas!!?
Da sitzen wir mit klugen Leuten zusammen. Hochschulbildung. Und wir bekommen zu hören, dass weder sie noch er mit dem Internet zurecht kommen. Mails können gelesen werden aber nicht ausgedruckt. - Ich staune, staune, staune. Gibt es das noch. Darf man das. Kann man es sich leisten.
Da sitzen wir im Zug und dürfen mithören, wie ein junger Mann über sein Smartphone abzuklären versucht, ob jetzt seine Schwester die Mutter um Geld bringen will, oder ob es der Schwager ist. Hinterziehen die alle auch gerade noch Steuern. Vornamen werden genannt. Die Aufregung ist gross, und wir dürfen mithören.
Manchmal wünsche ich mich in eine Zeit zurück, wo wir alle noch nicht mobil telefonierten und ohne Computer waren. Die Zeit liegt noch nicht lange zurück.
Da sitzen wir im Zug und dürfen mithören, wie ein junger Mann über sein Smartphone abzuklären versucht, ob jetzt seine Schwester die Mutter um Geld bringen will, oder ob es der Schwager ist. Hinterziehen die alle auch gerade noch Steuern. Vornamen werden genannt. Die Aufregung ist gross, und wir dürfen mithören.
Manchmal wünsche ich mich in eine Zeit zurück, wo wir alle noch nicht mobil telefonierten und ohne Computer waren. Die Zeit liegt noch nicht lange zurück.
Freitag, 25. November 2016
Immer wieder - neuer Tag, neues Glück
Es ist Morgen. Ich habe Zeitung gelesen und einmal mehr gedacht, das sollte man um des eigenen Seelenfriedens willen nicht tun. Mein hoher Blutdruck von gestern scheint sich auf tieferem Niveau einzuspielen. Esther, beruhige dich. Weiss schon, was ich wieder tun müsste, immer tun müsste: MEDITIEREN!!! Verspreche, ich will es wieder versuchen. Verspreche es mir selbst. Ich muss ja mit mir zurecht kommen. Ich flattere und mag es nicht. "Abefahre" - Weihnachten wird auch, wenn nicht alles perfekt ist.
Donnerstag, 24. November 2016
Und noch ein Kindertag!
Wir hüten jeweils am Donnerstag ein zweijähriges Nachbarkind. Auch eine "zwäge" Bohne! Sie hört jedes Geräusch im Haus und ausser dem Haus und will wissen: "Was is das?" - Sie behauptet, Liedlein nicht zu kennen und weiss den Text dann besser als wir. Sie weiss, was eine Mittagspause ist und hat dieselben Tricks wie unsere Enkelin, sie zu beenden. - Reto kommt zurück vom Spielplatz. Es ist an mir, den Mailänderliteig auszuwallen. Wir wollen zu dritt die ersten Weihnachtsguetzli backen. Schnell, schnell!
Mittwoch, 23. November 2016
Adventsvorbereitungen
Gestern haben wir mit unserer Enkelin zusammen die Kleisterpapier-Vögelchen aufgehängt. Aber nicht nur das - Reto schmückt Baum und Zäune mit Adventslichtlein. Es ist nicht festzumachen, wer daran mehr Freude hat, Reto oder Kaya. Das Grosi hält sich zurück mit Freudensprüngen. Dafür habe ich mit Kaya Weihnachtseinpackpapier gefertigt. Mit Kartoffelstempel-Sternen. Gelb und rot. Gute Farbe, die hält. Auch an meinen Hosen und der orangen Bluse. Ich habe Kaya zwar gut geschützt vor Farbe, selbst aber vergessen, meine Plastikschürze zu montieren. Reto bedauert mich, weil ich gute Kleider "verloren" habe; ich nehme es vorweihnachtlich. Nur nicht aufregen, kein Stress. Ich will Freude.
Dienstag, 22. November 2016
Sinnentleerung
Es gab eine Zeit, da war die Sinnfrage für mich keine. Sinn gab mir fraglos mein biblisch fundierter Glaube. Das Leben war unkompliziert, mein Ziel Beruf, Ehe, Kinder. - Später brach das Leben über mich herein. Noch später das ganze Weltgeschehen, jetzt erlebe ich fassungs- und ratlos den Rechtsrutsch weltweit und die Verrohung vieler Menschen. Was Trump darf, dürfen doch auch andere. (Blocher hat ja bei uns schon lange vorgelegt, wie man Gegner diffamiert.) - Dann wurde ich auch noch pensioniert, und ich sage laut und deutlich, da stellt sich die Sinnfrage nochmals anders. Es gibt nun keine Agenda mehr, die eine Tages- und Wochenstruktur vorgibt. Es ist an uns, unsere Tage sinnvoll zu gestalten. Wir wachsen daran.
Montag, 21. November 2016
Hinterher!
Wir waren einkaufen im Coop Oberwinterthur. Reto hat alle Sachen aufs Band gelegt. Ich wollte schon mal unser Einkaufswägeli holen. Es war nicht mehr dort, wo ich es hingestellt hatte. Auch sonst nirgends in der Nähe. Aber holla, dort ging es über den Fussgängerstreifen, gezogen von einer älteren Frau! Ich rannte los. "Hallo, hallo!" - Zuerst wollte die Andere nichts hören. Erst als ich vor ihr stand und höflich fragte, ob sie wohl ihr Einkaufswägeli verwechselt habe, zeigte sie sich erschreckt und entschuldigte sich. Zurück in den Laden wir alle beide. Ich wollte schauen, ob sie wirklich ein eigenes Wägeli hat. Sie hatte nämlich rein gar nichts eingekauft. Da nahm sie jedenfalls einen anderen tiefschwarzen Wagen. Wer nun wohl den vermisst?!
Sonntag, 20. November 2016
Jazz-Messe
Ja, ich war wieder einmal im Gottesdienst. Eigentlich wegen Reto, der als Projektsänger in der Jazz-Messe mitgesungen hat. - Sie haben sehr gut gesungen. Auch der Rest des Gottesdienstes mit Stefan Staubli war angenehm. Und nachher war Apéro im Pfarreiheim. Wir haben Giovanni wieder mal gesehen und mit ihm am Tisch gesessen. Muss nachher googeln: Simon von Simon an Garfunkel spielt den Soundtreck seines Lebens. Wir bekommen auch wieder eine Weihnachtskarte von ihm, jetzt, wo er unsere Adresse wieder kennt. - Ach, Kirche müsste man erfinden, gäbe es sie nicht. Man kann da stimmige (und unstimmige) Rituale bekommen. Man kann da gute (und schlechte) Gesprächspartner finden. Man bekommt da Brot und Wein.
Samstag, 19. November 2016
Heute?
Wir haben Kartoffelstock gegessen. Ich liebe Kartoffelstock. Wirklich! - Und wir haben am Morgen die elf Vögelchen von unserem Ahorn-Vogelbaum-Projekt mit Ringschrauben versehen (Reto) und mit Äuglein bemalt (Esther). Jetzt ist Siesta-Zeit. Hoffentlich klart es später auf, dass ich mich ins Freie wage. Reto will sowieso laufen gehen, aber puuhhh, mir ist das nicht unter allen Umständen gegeben.
PS. "laufen" bedeutet bei mir "gehen" - ist einfach so.
PS. "laufen" bedeutet bei mir "gehen" - ist einfach so.
Freitag, 18. November 2016
Widersprüche
Gerade habe ich ein Werbefilmchen geschaut, das dafür plädiert, dass man ganz im Hier und Jetzt sein soll. Aber in meinem Hier und Jetzt redet Reto vor sich hin, weil seine Musikanlage nicht tut, wie sie soll. Hässig ist er. Kommentiert jeden seiner Schritte. - Im Hier und Jetzt sein, wenn ich immer noch der Zeitungslektüre nachhänge von heute Morgen. Plädiert da einer für MEHR Handy in der Schule. Behauptet, dass sowieso kaum ein Erwachsener noch von Hand schreibt. (Kürzlich habe ich gelesen, dass in Schulen das von Hand Schreiben nicht mehr gelehrt werden soll). - Aber dann habe ich über die Performance-Künstlerin Abramovic gelesen. Sie hat in einer Galerie den Besuchenden nur einen Kopfhörer angeboten, der alle Geräusche bannte und absolute Stille herstellte. Ein Junge war zuerst irritiert, kam dann aber täglich wieder. Die Künstlerin fragte, was "es" ihm bringe. Er sagte, er sei kein guter Schüler, wenn er aber hier in der Stille stehe, dann wisse er, dass es gut komme. Es helfe dann auch, in seinem Zimmer einfach mit geschlossenen Augen in der Mitte seines Zimmers zu stehen. - Es besuchen Tausende die Performances der Abramovic. Das lässt mich hoffen.
Donnerstag, 17. November 2016
Buchzeichen
"Du bist, was du isst." - Diesen Slogan kenne ich schon lange. Es gibt andere ähnliche. Aber noch nie ist mir ein Satz wie dieser begegnet: "Was würde ein Fremder über mich denken, der mein Buchzeichen fände?" - So im "flow - Lesebuch", dem auch noch gerade zehn neue "Lesezeichen" beilagen.
Ich stelle mir vor, dass ich im Zug sitze und lese. Ich komme an, klappe mein Buch zu, steige aus - und habe mein Buchzeichen liegen lassen. - Erste Frage: Ist irgend ein Mensch am kleinen Fund überhaupt interessiert? Zweite Frage: Sollte das allergeringste Interesse bestehen am vielleicht hübschen Buchzeichen, macht sich der Finder einen einzigen Gedanken über die Verliererin?
Was sagen meine Buchzeichen über mich aus? - Ich habe sie gezählt, und es sind fünfzehn (ohne die zehn neuen)!!! Was braucht eine Leserin fünfzehn Buchzeichen? - Sieben bekam ich geschenkt, acht habe ich selber gemacht; gekauft habe ich keines. - Manche sind Jahrzehnte alt und erinnern mich an eine Person. Die Kindergärtnerin, mit der ich in der Freizeit regelmässig Blockflöten gespielt habe. - Die Freundin, mit der ich leider keinen Kontakt mehr habe; auf dem Buchzeichen steht "Weihnachten 94". - Das rührendste kommt von meiner Enkelin - Ein Güggel, der kräht. Daneben liegt das Güggel-Huhn-Bibeli-Zeichen von Martin. Das längste kommt von meiner Schwester; sie hat es mir aus England mitgebracht.
Ach, ich will nicht alle beschreiben, aber so viel: Wenn ich ein neues Buch beginne, überlege ich wirklich einen Moment, welches Zeichen zum Buch passt. Mir ist wohl, verdammt wohl mit meinen Buchzeichen; ich möchte kein einziges missen.
Ich stelle mir vor, dass ich im Zug sitze und lese. Ich komme an, klappe mein Buch zu, steige aus - und habe mein Buchzeichen liegen lassen. - Erste Frage: Ist irgend ein Mensch am kleinen Fund überhaupt interessiert? Zweite Frage: Sollte das allergeringste Interesse bestehen am vielleicht hübschen Buchzeichen, macht sich der Finder einen einzigen Gedanken über die Verliererin?
Was sagen meine Buchzeichen über mich aus? - Ich habe sie gezählt, und es sind fünfzehn (ohne die zehn neuen)!!! Was braucht eine Leserin fünfzehn Buchzeichen? - Sieben bekam ich geschenkt, acht habe ich selber gemacht; gekauft habe ich keines. - Manche sind Jahrzehnte alt und erinnern mich an eine Person. Die Kindergärtnerin, mit der ich in der Freizeit regelmässig Blockflöten gespielt habe. - Die Freundin, mit der ich leider keinen Kontakt mehr habe; auf dem Buchzeichen steht "Weihnachten 94". - Das rührendste kommt von meiner Enkelin - Ein Güggel, der kräht. Daneben liegt das Güggel-Huhn-Bibeli-Zeichen von Martin. Das längste kommt von meiner Schwester; sie hat es mir aus England mitgebracht.
Ach, ich will nicht alle beschreiben, aber so viel: Wenn ich ein neues Buch beginne, überlege ich wirklich einen Moment, welches Zeichen zum Buch passt. Mir ist wohl, verdammt wohl mit meinen Buchzeichen; ich möchte kein einziges missen.
Mittwoch, 16. November 2016
Dreimal raten
Wer nicht sieht, was es bedeutet, ist nicht mehr unsere Freundin oder unser Freund. - Spass beiseite - es sind Kleisterpapier-Vögel, die wir nach mehrwöchigem Trocknen heute bemalt haben. Die Fleissigste von uns war unsere Enkelin, und sie hat gesagt, dass sie es ganz macht, wie sie will. Recht hat sie. Nun fehlen noch Ringschräubchen und Faden zum Aufhängen. Dann wird unser Ahorn im Garten zum Vogelbaum. Ist umso wichtiger, als die Distelfinken, diese Schönen, nun nicht mehr an unsere leer gepickten Sonnenblumen kommen.
Mit der restlichen Farbe hat Kaya Misch-Versuche gemacht. Am Schluss wurde alles schwarz. Ich durfte Mond und Stern auf das Schwarze malen. Alles gut.
Dienstag, 15. November 2016
Einen Schuss vor den Bug bekommen
Wir hatten Besuch eingeladen für heute Nachmittag. Ich habe gebacken. Wir haben uns gefreut. Dann kam die Absage: Unser Gast hat einen Hirnschlag erlitten. - Und so geht es schon eine Weile. Unsere Freunde und Bekannten werden älter wie wir auch. Der Eine kann fast nicht mehr gehen. Der Andere hat Hautkrebs. Der Dritte wartet auf einen Herzschrittmacher. Bei uns lässt das Erinnerungsvermögen nach. Bei mir das Sehvermögen.
Heute wird Wolf Biermann 80 Jahre alt. Er, der das Lied gedichtet hat: "Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit..." - Was wollen Sie noch, was hoffen Sie noch, wird er gefragt und sagt:
"ich warf mich in Menschheitsretterei'n
Meinen jungen Vater zu rächen
Doch nun will ich Glückskind
Auch tapfer sein
Im Kampf mit den Altersgebrechen.
Heute wird Wolf Biermann 80 Jahre alt. Er, der das Lied gedichtet hat: "Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit..." - Was wollen Sie noch, was hoffen Sie noch, wird er gefragt und sagt:
"ich warf mich in Menschheitsretterei'n
Meinen jungen Vater zu rächen
Doch nun will ich Glückskind
Auch tapfer sein
Im Kampf mit den Altersgebrechen.
Und will Angst uns beschleichen, dann treten wir Fuss für Fuss auf und gehen frohgemut, tapfer weiter. Jetzt sofort nach Frauenfeld - bummeln.
Montag, 14. November 2016
Ein wettermässig dunkler Tag
Ich muss mir Mühe geben. Novembertage mag ich nicht so. Als ich noch erwerbstätig war, gingen sie oft so schnell vorbei, dass ich überrascht war, wenn der erste Advent vor der Türe stand. Jetzt liegt es an mir, mich bei Laune zu halten, wenn der Nebeldeckel über uns zu ist. Wenn es um halb fünf Uhr Nacht zu werden droht. Heute ist ein Tag gänzlich ohne Eintrag in der Agenda. - Ich habe eingekauft und auf dem Heimweg einen Zwischenhalt bei Judith und Kaya gemacht. Wohltuend. - Jetzt stelle ich mich in die Küche und backe Erdnussbutter-Cookies. Ein neues Rezept. Immer wieder ein neues Rezept gegen die Eintönigkeit.
Sonntag, 13. November 2016
Nie nie sagen
Man weiss es eigentlich - alles ist immer möglich im Guten wie im Schlechten. Es gibt immer Alternativen zu dem, was ist. Veränderungen sind möglich, so lange wir sind. - Und doch habe ich über einen bestimmten Menschen gesagt: Er wird nie, niemals von sich aus anrufen. Ganz sicher war ich mir in dieser Aussage. Ich hatte auch meine guten, vielen Gründe dafür. Aber vorgestern hat er angerufen. Von sich aus. Ich bin einfach jetzt noch so überrascht, dass ich mich selber kneifen muss. Ist es wahr; ja, es ist wahr. Nun ist meine kleine, schöne Aufgabe, das Neue bei mir zu integrieren. Er kann also auch anders. Und vielleicht können viele andere auch anders. Was jetzt nicht heisst, dass ungefähr alle sich so verändern müssten, dass ich von einer Überraschung in die andere falle. Bitte nicht!
Samstag, 12. November 2016
"Lullaby"
Es ist Morgen. Ich habe ausgiebig Zeitung gelesen. Dabei wird man nicht fröhlich. Mehrere Seiten Trump samt Fotos von seiner ganzen Familie. Was tun die alle an meinem Esstisch? Fuck! Weg mit euch! Blättern! Nun ist auch noch Ilse Aichinger gestorben, "Jahrhundertzeugin und grosse Autorin", wie sie genannt wird. Ich habe meinen Holzschemel unter dem Bett hervor geholt, um an das Interview-Buch mit Aichinger zu kommen. Gemäss Simone Fässler im "Tagi" gibt es "Präsenzen, die nicht vergehen, sich nach dem Tod sogar noch verstärken". Nun habe ich zu tun - Leonard Cohen hören, Ilse Aichinger wieder lesen. Ich habe mir zum Trost schon morgens das Wiegenlied "Lullaby" von Leonard zu Gemüte geführt. Wirkt nur halbbatzig. Vielleicht muss ich es so oft wiederholen, wie mir Werbungen on TV vorgeführt werden. Oder ich halte es mit Aichinger's Satz: "Ich finde, dass positiv denken das Gegenteil von Denken ist." - Leonard und Aichinger - lustig wird das nicht heute.
Freitag, 11. November 2016
Zweimal betroffen
Leonard Cohen ist gestern gestorben. Ich mag gerade auch seinen eintönigen Gesang in alten Tagen. Ich habe schriftlich festgehalten, dass an meiner Beerdigung "Going home" von ihm laufen soll. Aber vorläufig lebe ich. Lebe gern und lebe voll. Und mache mir doch immer wieder Gedanken zum ganz alt werden. Hochbetagt nennt sich das. Wenn man diese Phase des Lebens überhaupt erreicht, muss man einiges Glück haben mit den Menschen, die eine dann umgeben. Vielleicht sind es bis dann auch gar nicht mehr nur Menschen sondern auch Roboter. Kuscheln mit "Roby" habe ich letzthin gelesen, und dass es billiger sei als menschliche Nähe. "Billig" jedenfalls - im abwertenden Sinn des Wortes. Da viele an den Spitzen von weiss ich nicht was für Gebilden nur noch in Geldwerten denken, verbreitet sich Angst unter den Alten. Freiwilliger Suizid ist übrigens preiswert. Ist nicht einfach zynisch, sondern wird wirklich berechnet. Monika Stocker schreibt in der neuesten "Fama": "Wer einen Panzer baut, hebt das Bruttosozialprodukt, wer einen alten Menschen pflegt, mindert es." - Sie ist eine Gründerin der "Grossmütterrevolution". Ich mache mich gleich kundig.
PS. Unsere Tochter wohnt ganz nah von uns. Und ist uns nah. Das mindert das ungute Gefühl. Aber sie soll sich nicht überfordern an uns, das wünschen wir uns sehr. Vielleicht ist ja "Kuscheln mit Roby" schön.
PS. Unsere Tochter wohnt ganz nah von uns. Und ist uns nah. Das mindert das ungute Gefühl. Aber sie soll sich nicht überfordern an uns, das wünschen wir uns sehr. Vielleicht ist ja "Kuscheln mit Roby" schön.
Donnerstag, 10. November 2016
Sauwetter - Räbeliechtliumzug
Ich mag gar nicht ins Freie. Hab schlecht geschlafen. Es ist nasskalt, was ich wirklich hasse. Aber heute Abend gehen wir mit unserer Enkelin an den Räbeliechtliumzug. Dieses Jahr weiss ich schon, wo ich mich hüten muss. Letztes Jahr bin ich nämlich im Dunkeln beim Schulhaus über einen halbmeterhohen Absatz geflogen und mit ziemlich viel Glück auf den Füssen gelandet. Dieses Jahr habe ich dann um alle anderen Angst, denen es schlimmer gehen könnte. Wie kann man nur eine solche Gefahr vor einem Schulhaus nicht bannen! Wenn irgend möglich will ich mich aber auch freuen. Räbeliechtliumzüge haben ihre eigene Stimmung. Eine warme, altvertraute, die an Kindheit und warmen Tee erinnert. Also, gut anziehen, und bald geht es los.
Mittwoch, 9. November 2016
Keine Trumpiade!
Nein, ich will nicht wehklagen, nicht aufschreien, nicht lamentieren, nicht den Weltuntergang beschwören. Ich will einfach weitermachen wie bisher. Mein kleines Leben in der Schweiz so gut und voll leben, wie es möglich ist. Mich Tag für Tag über einen neuen Morgen freuen. Tag für Tag als neue Chance begreifen. Tun, wie mein Götti damals gesagt hat: "Verändern kannst du nur dich selber und deine allernächste Umgebung. Die Welt kannst du nicht verändern." - Wenden wir das an auf Donald Trump. Auch er kann nur soviel verändern, wie ihn das andere tun lassen. Im Alleingang kann er nicht die Welt verändern. - Mich selbst verändern - ich übe Gelassenheit und habe gerade ein neues Übungsfeld bekommen mit der Wahl weit, weit weg von mir. Heute ist der Tag, wo wir einen Besuch machen und dort aufpassen, dass wir nicht den Weltuntergang beschwören.
Dienstag, 8. November 2016
Kindertag bis in den Abend hinein
Ich habe unsere Enkelin nach Hause gebracht, und sie hat ihrem Mami erzählt, wo wir in der Stadt mit ihr waren, was es im Coop-Restaurant Zvieri gab und was sie geschenkt bekam. Dazu gehört ein Spielzeugkatalog, den wir mitnahmen. Schön, wenn solches auch ein Geschenk ist! - Mein Geschenk des Tages ist auch kostenfrei: Ich durfte unserem Grosskind zum ersten Mal zwei Kapitel eines Buches am Stück erzählen, und sie war ganz dabei. Wow! wie ich das geliebt habe, meinen Kindern ganze Bücher zu erzählen - und jetzt beginnt diese Herrlichkeit nochmals. Wow, wow, wow! - Wir haben mit der "Kleinen Hexe" von Otfried Preussler begonnen. Buch aus dem Keller-Fundus. Das einzige Wort, das sie nicht verstand, war "Strafe". So schön, dass ein Kind von gut drei Jahren nicht weiss, was eine Strafe ist. Mein Bemühen um Erklärung schlug absolut fehl. "Was macht das Mami mit dir, wenn du Blödsinn machst?" - Grosses Staunen, aber null Antwort. Sie weiss es nicht; sie wird nicht bestraft.
Montag, 7. November 2016
Geheimnis - nicht weitersagen...
Ich freue mich. Nämlich ist es mir gelungen, für Reto einen Überraschungsbesuch einzuladen. Auf den Fünfzehnten dieses Monats. Ich habe Reto auf letzte Weihnachten zwölf Löschen geschenkt. Immer am Ersten des Monats darf er eines öffnen, und am Fünfzehnten muss ich bereit sein, dass er es einlösen kann. Diesmal steht auf dem Löschen: Bsuech för de Reto. Und eben - es klappt. Soll mein lieber Ehemann raten, wer wohl kommt. Ich sage nichts.
PS. Ein aufwendiges aber lohnendes Geschenk > wird zur Nachahmung empfohlen...
PS. Ein aufwendiges aber lohnendes Geschenk > wird zur Nachahmung empfohlen...
Sonntag, 6. November 2016
Rote Kirschen auf rotem Grund
Seit vielen, vielen Wochen sagen wir im Bus an der Stadthausstrasse fast immer: "Da wollen wir jetzt mal hin gehen." - "Da" meint die Ausstellung "Sigismund Righini" im Museum Oskar Reinhart in Winterthur. Heute ist der angekündigte Schlusstag der Sonderausstellung - und wir haben es geschafft! Juppiiihhh! - Im dritten Stock gleich unter dem Winterhimmel fanden wir die farbenstarken Bilder des grossen Selbstdarstellers. Righini allein mit langem Bart, Righini mit Familie, Righini mit bedeutenden Männern in Baden, Righini, Righini...Sonst hat er Landschaften gemalt und Stillleben und Aktbilder. Alles in allem gefällt uns die Ausstellung, die übrigens verlängert worden ist. Wir machen am Schluss unserer Betrachtungen ein Spiel: Welches Bild würdest du nach Hause nehmen wollen und wo soll es gehängt werden? - Reto würde wichtige Männer, u.a. Gottfried Keller, in der Stube aufhängen, ich ganz bescheiden rote Kirschen auf rotem Grund. Natürlich in meinem Zimmer, wo denn sonst.
Samstag, 5. November 2016
Postfaktisches Zeitalter
Was ist Wahrheit? - Jedenfalls reicht ein "ich ha halt gmeint" nicht aus. Wahrheit muss belegt werden können. Fakten müssen sie untermauern. Allerdings können Fakten manipuliert sein. Jeder und jede kann alles behaupten, aber das Widerlegen der Behauptungen erfordert viel Aufwand. - Im heutigen "Tagi" wird breit dargelegt, was Blocher und Co. alles behaupten und als Fakten darstellen. Die Nähe zu Trump wird hergestellt. Mir gruselt. Knallen solle es in der Schweiz. "Das Volk" solle eine Revolution gegen die Elite im Land machen. Dabei kann über Umfragen belegt werden, dass es diesen Graben zwischen "Elite" und "Volk"" in der Schweiz gar (noch) nicht gibt. Das Vertrauen in Behörde und Justiz sei sehr gross. Das allerdings kann man auch anders erleben. Die Rede von "die dort oben in Bern machen, was sie wollen" oder "die Studierten an ihren Bürotischen entscheiden über uns Kleine" habe ich nicht selten selber gehört. Was also ist Wahrheit? Oder ist etwas anderes noch viel wichtiger: Wer trägt die Verantwortung für das, was durch das Zündeln heraus kommt. Die SVP wird sie andern in die Schuhe schieben. Was ist mit uns allen? Wegschauen gilt nicht.
Freitag, 4. November 2016
Und immer ist Freitagabend
Wie kann das sein, dass ständig Freitagabend ist? Dass ich ein bisschen durch die Gegend spaziere, ein bisschen koche, ein bisschen das Pult aufräume, ein bisschen TV gucke, ein bisschen lese, schreibe, schlafe - und wenn ich mich umschaue, ist schon wieder Freitagabend?
Was war heute sonst noch? - Wir waren auf dem Markt in der Stadt und haben alle fünf Meter Bekannte angetroffen. Wir haben zwei Rucksäcke und eine Tasche voll Essen und Trinken heim geschleppt. Alles Geld ausgegeben, das im Portemonnaie war. Kaffee getrunken bei Vollenweiders. Einen neuen Geschmack im Truffe, das zum Kaffee gereicht wurde, entdeckt. Wer kennt schon "Yuzu"? - Ich habe einen wirklich echten Brief aus Papier und mit schöner Briefmarke erhalten. Wir haben zum Zmittag Blumenkohlsuppe nach neuem Rezept gegessen. Sehr, sehr fein! Ach ja, und wir sind durch die Gegend spaziert.
Jetzt ist schon wieder Freitagabend. ???????????????????????
Was war heute sonst noch? - Wir waren auf dem Markt in der Stadt und haben alle fünf Meter Bekannte angetroffen. Wir haben zwei Rucksäcke und eine Tasche voll Essen und Trinken heim geschleppt. Alles Geld ausgegeben, das im Portemonnaie war. Kaffee getrunken bei Vollenweiders. Einen neuen Geschmack im Truffe, das zum Kaffee gereicht wurde, entdeckt. Wer kennt schon "Yuzu"? - Ich habe einen wirklich echten Brief aus Papier und mit schöner Briefmarke erhalten. Wir haben zum Zmittag Blumenkohlsuppe nach neuem Rezept gegessen. Sehr, sehr fein! Ach ja, und wir sind durch die Gegend spaziert.
Jetzt ist schon wieder Freitagabend. ???????????????????????
Donnerstag, 3. November 2016
Und dann habe ich vergessen zu fotografieren
Als ich den Wetterbericht für eine Woche in der Zeitung gesehen habe, war mir klar: Heute MÜSSEN wir an die Sonne und zwar schon am Morgen! Wir haben den erstmöglichen Zug nach Zürich genommen. Am Bellevue aussteigen und am See eine gute Stunde laufen. Blesshühner, allergattig Enten, einen Graureiher und einen Kormoran beobachten. An der Sonne auf einer Bank direkt am See ausruhen. - Dann haben wir 250 Gramm Heisse Maroni gekauft und zwei Kaffes à go und uns mit diesen Herrlichkeiten auf den Sechseläuteplatz gesetzt. Natürlich auf zwei der unzähligen Stühle dort. Ich wollte gerade ein Foto vom Platz mit Reto machen, um es zu bloggen, da hat ein junger, gut aussehender Mann mich (uns!) angeredet, ob wir italienisch sprächen. Ich habe mit ihm parliert, so gut ich konnte. Was das für ein wunderbarer Platz sei? Was er sonst noch sehen müsse? Usw. - Er war so glücklich über den Sechseläuteplatz wie wir. Aber ich vergass vor lauter Glück und Sonnenschein das "Föteli", das ich machen wollte. Kann man sich ja alles in den schönsten Farben selber ausmalen!
Mittwoch, 2. November 2016
Markttag
Zuerst ein kleiner Spaziergang, wo es gar noch nicht regnet. Schon das Ziel "Quartiermarkt" vor Augen. Wir gehen gewohnte Hegisträsschen, biegen aber überraschend ab und landen auf der Anhöhe, die wir schon oft von unten gesehen haben. Schon oft haben wir uns gefragt, ob es da einen Weg gibt. Heute also einfach hoch - und der Weg war da und ist da. Neue Perspektive auf unsere Wohngegend. Schafe am Grasen. Gärten, die wir noch nicht bestaunt haben. - Als wir zu einer Baustelle kommen, öffnet uns der hübsche, junge Arbeiter galant das Gitter. Ich bin so begeistert, dass ich mich nochmals umdrehe, dabei stolpere - und aua, mein Glas Trösch-Arschteil tut ganz höllisch weh! (Glaströsch > bin dort vor Monaten an einer Fotoausstellung gestürzt.) Jammern, lamentieren. Es wird besser. Gut. Und wir sind beim Markt. Treffen all unsere Marktfahrer, kaufen bei fast allen etwas und kehren Nachtessen vorfreudig heim.
Dienstag, 1. November 2016
Froh zu sein bedarf es wenig
Heute war wieder Kindertag bei uns. Unsere Tochter war mit drei Kindern bei uns zum Mittagessen. Auf den Vorschlag unserer Enkelin gab es Erbs und Rüebli, Reis und Cipollate. Dann wurde allüberall gespielt. Ich setzte mich mit meiner neuen, noch ungewohnten Ganztagesbrille auf mein Bett und strickte am Bäbischal, derweil die Kinder um mich herum spielten. Soll ich es als Kompliment oder als harte Tatsache auffassen, dass meine Tochter meinte: "Nun siehst du wie ein richtiges Grosi aus." ????
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