Samstag, 29. Februar 2020

Coronavirus

Keine Fernsehsendung ohne Corona. Kein Gespräch mit wem auch immer ohne Meinung zu Corona. Coronavirus in China, Italien und der Schweiz. Es kommt näher. Wir bekommen Instruktionen zum Händewaschen, und es gibt Verbote für Menschenansammlungen. - Zu behaupten, ich hätte Null Angst, wäre vermessen. Immer wenn bei mir Angst im Spiel ist, reagiert mein Hals. - Okey, seit zwei Tagen habe ich Halsweh. Leichtes Halsweh. Aber ich gehöre ja zur bevorzugten Altersgruppe dieser neuartigen Viren, wie sie genannt werden. Und sehen so schön farbig aus on TV, diese ausserirdisch wirkenden Monsterchen, die dazu führen, dass es in den Läden kaum noch Pasta zu kaufen gibt. Mein Schwager triumphiert, dass er noch ein Desinfektionsmittel bekommen hat. Wir haben noch gar nicht daran gedacht, eines zu kaufen. Es gibt genug Seife bei uns. Müssen nur noch üben, 20 bis 30 Sekunden unsere Hände zu waschen. - Wirkt das im Ernstfall wirklich, oder brauchen wir alle einfach ein Ritual, das uns beruhigt? Etwas tun können!

Donnerstag, 27. Februar 2020

Lauch im Schnee

Wir waren in der Stadt, um ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Haben im Feinschmeckerladen auch für uns etwas Weniges gepostet. Gaaaanz dicke Pastaröhren, die Reto an seine Kindheit erinnern. Luganighe (Tessinerwürste), die wir zu Hause gleich auf den Lauch gelegt haben. Ich habe den Lauch in unserem Garten geerntet, noch bevor der GROSSE Schnee kam (der meiste dieses Winters jedenfalls). War so fein - Lauch, Kartoffeln, Luganighe aus der gleichen Pfanne. Ein "Gütschli" Rahm dran am Schluss. Mmmmhhh!

Dienstag, 25. Februar 2020

Ich habe meine Beste Freundin besucht

Wir haben zusammen Zmittag gegessen und dabei über Lehrer und Lehrerinnen getratscht, die wir beide hatten. Gemeinsam im Lehrerseminar Zofingen. "Gile", der Gentleman mit dem feinen englischen Humor, Kretschmer, der das "Es-Ce-Ha" nicht richtig aussprechen konnte. Frau Dr. Gisler, die einfach nur wunderbare Deutschlehrerin. - Wir haben geredet, gelacht, Pläne gemacht. - "Wann komme ich wohl das nächstemal nach Winterthur?" hat Susanna gefragt. - Noch vor kurzer Zeit habe ich mir kaum vorstellen können, DASS sie wieder nach Winterthur kommt. Zu schlecht "zwäg" nach der Aneurysma-Operation. - Aber jetzt geht es so viel besser! Ich freue, freue, freue mich.

Montag, 24. Februar 2020

Bärlauch und Co.

Am Samstag haben wir den ersten Bärlauch dieses Jahres gepflückt. Er kam frisch an die Spaghetti und ergab auch schon ein Gläschen Vorrat für den Winter. Freude! - Gestern haben wir ein Entrecote in der Pfanne gebraten statt auf dem Grill. Zu viel Wind. Dazu habe ich eine Kräuterbutter gemischt aus lauter Kräuterchen aus unserem Garten. Sie wachsen ja (fast) alle schon. Peterli, Salbei, Rosmarin, Sauerampfer, Löwenzahn. Alles in unserem Butterbällchen. Ausser dem herbeigeführten Wohlgeschmack will ich unser Immunsystem stärken - meine Prävention gegen Viren aller Art. Rät auch Luisa Francia, deren Blogg ich immer lese. Zunehmend weniger gern, weil sie eine bitterhässige alte Frau geworden ist. Ich will auch noch ein wenig wütender werden, aber nicht so ausschliesslich.

Sonntag, 23. Februar 2020

Grünerde gelblich

So heisst die Farbe meines neusten Farbstifts - Grünerde gelblich. - Gestern bin ich meiner Stofftasche mit selbst getrockneten Heublumen vom letzten Herbst wieder begegnet. Schade, dass ich sie vergessen hatte. Aber vielleicht tun sie immer noch gut. Jedenfalls ist ein Heublumenbad mal was anderes. Also Heublumen in durchlässigen Stoff gepackt (Organza) und ins einlaufende Badwasser gelegt. Ein bisschen geknautscht, gepresst, geknetet - und das Badewasser bekam seine neue Farbe. Natürlich Grünerde gelblich. In die Nase stieg Heuduft. So ein schönes Bad. - Sollte es mir jemand vermiesen wollen aus Umweltgründen?! - Ich dusche nicht gern. Aber ich habe meine Bäder sehr eingeschränkt. Waschen am Lavabo macht auch sauber und verbraucht wenig Warmwasser. Ich erinnere mich dabei an meine Grosseltern und ihre Kaltwasserwäsche am Morgen. Froh, dass ich (noch) nicht so weit gehen muss.

Samstag, 22. Februar 2020

Möge das Morgenessen dauern

Ich liebe mein Morgenessen. Müesliflocken mischen, Apfel schnippeln, Griechischen Joghurt beimischen - und fertig ist das Ding. Und dies jeden Tag. Kein Überlegen, was ich kochen könnte. Nicht extra einkaufen gehen. Nicht dran denken, dass Reto dies und jenes nicht mag. Mal mit Ingwer, mal mit Kardamom oder Zimt. Alles fein. MEIN Müesli. Ich töne fast wie die Werbung für "familia-Birchermüesli": "Wir leben für Müesli." - Ich lebe aber für Zmorge. Weil, da gehört die Zeitung dazu, das Sudoku, ein kleines Konfibrot und Retos allerbester Zmorgekafi aus seiner chromglänzenden Maschine. - Dann möchte ich ewig sitzen. Ewig lesen. Ewig geniessen. Möge das Morgenessen dauern!

Freitag, 21. Februar 2020

Das Beste, was uns passieren konnte

Judith und Kaya haben bei uns Zmittag gegessen. Das war schön, auch, weil mein Essen beiden geschmeckt hat. Ich habe besonders die ersten Erdbeerschnitten zum Dessert genossen. Ich weiss - viel zu früh. Aber wenn die beiden Lieben kommen, dann werfe ich Grundsätze über Bord. (Nicht nur dann; niemandem sagen.) - Irgendwann bin ich zu Kaya in mein/unser Zimmer gegangen. Sie hat gebastelt, und ich habe spontan gesagt: "Du bist das Beste, was uns passieren konnte." - Später am Tag hat das Mami unseres Hütekindes gestöhnt: "Gut, dass diese Woche ein Ende bekommt. Die Kleine war sooo schwierig." - Sie wollte sich am Morgen nicht anziehen. Sie wollte ausserdem das und jenes nicht und überhaupt. - Fragt das Mami: "Esther, waren deine Kinder manchmal auch schwierig?" - "Ja", habe ich gesagt, "besonders Judith." - Vielleicht nicht nett von mir aber wahr. Dem Hütekindmami hat es sichtbar gut getan. (Übrigens hätten meine Eltern gesagt: "Besonders Esther. Sehr schwierig!")

Donnerstag, 20. Februar 2020

Alte Leute müssen dauernd zum Arzt

Heute Morgen stand im Zeichen des Arztbesuches. Heute Nachmittag auch. - Allmählich entwickle ich Vertrauen zu meinem Hausarzt in Winterthur. Das heisst auch, dass ich mit ihm über meine ganzen "Schwindeleien" geredet habe. Mir ist seit zwei Jahren oft und oft schwindlig. Panikattacken kommen vor. Ich gehe/ging nicht mehr gern weg. Fast nur noch, wenn ich musste. - "Oh, nein, liebe Freundin, ich möchte lieber nicht "käfele" gehen..." - Es fiel mir nicht leicht, meinem Arzt davon zu erzählen. Mein Blutdruck stieg in ungeahnte Höhen. Aber dann habe ich gegen meine Angst-Schwindel-Geschichten ein Medikament bekommen nebst einem guten Gespräch. Und jetzt freue ich mich manchmal schon, wieder freiwillig etwas zu unternehmen. - Mein Arzt hat aber zu recht gesagt, dass Medikamente nur überdecken, aber nicht heilen. So ging es heute darum, ob ich in Therapie gehe. Gerade habe ich mir viele Therapeutinnen und Therapeuten im Internet "angeschaut". Es eilt nicht, ich habe ja mein Medikament. Aber langfristig... Langfristig könnte ich nochmals etwas über mich selber lernen.

Mittwoch, 19. Februar 2020

Andere Gruppe

Am Donnerstag gehe ich normalerweise zum Feldenkrais-Training, aber morgen muss ich zum Arzt. (Alte Leute müssen dauernd zum Arzt.) So bin ich heute in eine andere Feldenkrais-Gruppe gegangen. Das ist uns angeboten. Rückgeld gibt es nicht, aber "fremdgehen" dürfen wir. - Da war ich also zur gleichen Zeit am gleichen Ort, nur an einem anderen Wochentag. Wir haben getan, was wir immer tun auf dem Mätteli am Boden. Auf Anleitung von unserer geschätzten Lehrerin. Nur lagen diesmal andere Frauen neben mir. Ich kenne ihre Namen nicht. Habe sie grösstenteils noch nie gesehen. - Da habe ich gemerkt, wie man Gruppen zugehörig wird, einfach, weil man jede Woche miteinander etwas tut. Und was es ausmacht, wenn man die Vornamen der anderen kennt. Und dass man einander kennenlernt, ohne sich gegenseitig die Lebensläufe zu erzählen. Und wie gut es sich anfühlt, zu MEINER Gruppe am Donnerstag zu gehören. Leni, Ursula, Erika, Vreni und ihr alle - schön, dass ihr mit mir Feldenkrais übt.

Dienstag, 18. Februar 2020

Wochenmarkt

Den ganzen milden Winter hindurch waren wir nicht am Wochenmarkt in der Stadt. Warum eigentlich? - Heute sind wir wieder einmal durch die wenigen Stände geschlendert. Klar, Setzlinge gibt es noch keine. Aber Blumen gibt es. Kopfsalat gibt es noch keinen, aber Pflücksalat gibt es. - Sowieso gibt es viel, viel mehr als ich gedacht habe. Vermutungen sind eben nicht Wissen. Es lohnt sich (oft) nachzusehen. Und unser Surprise-Verkäufer hat sich auch gefreut.

Montag, 17. Februar 2020

Wieder beginnt alles

Die Skiferien sind vorbei. Schule und Kindergarten beginnen erneut. Nebst unserer Enkelin und unserem Hütekind geht aber diesmal auch unsere Tochter wieder zur Schule. Heute beginnt sie eine neue Ausbildung. Das gefällt mir, und ich finde sie mutig. Soll es ihr gut gehen dabei. Möge es spannend sein. Befriedigend. - Das bedeutet für uns, dass wir ab sofort am Montag (fast) immer zwei Kinder hüten. Zwei, die wir mögen und die es gut haben miteinander. - Alles verändert sich ständig. Nichts bleibt, wie es ist. Auch wir nicht. Die Hoffnung, es werde alles besser und besser trügt. Es wird anders. Einfach anders. Und es besteht immer die Hoffnung, dass Veränderung auch Wachsen bedeutet. Wachsen an Erfahrung, an Weisheit, an Einsicht. Aber müssen tut es nicht. Es ist das Leben. Es macht mit uns.

Sonntag, 16. Februar 2020

Will ich los werden

"Alles, was wir tun, ist ein Splitter der eigenen Autobiografie...
 Unsere Kunst bringt etwas hervor, was zuvor noch nicht existiert hat...
 Was wir auch tun, es ist Umweltgestaltung."

Ein Zettel mit diesem Text liegt schon länger auf meinem Pult. Ich finde ihn bedenkenswert. Man wird gleich ein bisschen grösser. Was ich tue, ist ETWAS, nicht vielmehr nichts (wert). Ich gestalte meine Umwelt. Nicht nur mit einer Weberei oder Malerei, sondern auch mit meinen Worten - und meinem Schweigen. - Tun, tun, tun. Heute ist Sonntag. Ich will nicht tun sondern sein. Einfach.

Samstag, 15. Februar 2020

Kleiner Ausflug

Nach Stein am Rhein gefahren durch viel Nebel hindurch. Dort war lauter Sonnenschein.

Freitag, 14. Februar 2020

Weberei

Ich mag Wolle und Garn. Bunte Fäden. - Unser Hütekind hat gesagt, sie webe gern. So habe ich vor ein paar Wochen einen Naturwebrahmen vorbereitet. Vier Äste aus dem Garten so zusammengeknotet, dass sie einen schiefen Webrahmen ergaben (schief war keine Bedingung). Dann habe ich Kettfäden gespannt - und zu weben begonnen. Als das Hütekind das nächstemal kam, half ich ihr, ein paar Durchgänge zu weben. Aber sie hatte nicht sehr viel Geduld. - Ich machte immer mal ein bisschen weiter. Das ist echte Arbeit. Reto wusste nicht, weshalb man "so etwas" macht. Aber weshalb löst er hunderte, tausende, hunderttausende von Kreuzworträtseln? - Das Hütekind kam noch zweimal zum Zug, dann webte ich zwei lange Abende lang. Durchhaltevermögen war gefragt. - Jetzt behaupte ich kühn, meine Webarbeit sei Kunst. Ich freue mich, dass ich es getan habe.



Donnerstag, 13. Februar 2020

Ich habe gelesen

Ich lese täglich. Täglich mehrmals, aber am längsten nach dem Mittagessen. Neben dem Thomas Mann brauche ich andere Bücher. "Joseph und seine Brüder" ist gar langatmig. Ich brauche langen Schnauf, um das zu bewältigen. Vielleicht gar ein langes Rest-Leben. 2700 Seiten sind arg viel. Aber ich will. - Zwischendurch habe ich ein feines Taschenbuch verschlungen. "Der Apfelgarten" ist ein Buch vom Durchhalten. Arbeiten, frieren, hungern. Aber auch sich freuen, ganz, ganz fest. Und erleben, dass es mehr nette, hilfreiche Menschen gibt als andere. - Das Buch hat mich auch wieder mit meiner Kindheit verbunden. Die Apfelbäume, Chriesibäume, Zwetschgenbäume meiner Grosseltern haben geblüht, geduftet und die Früchte geschmeckt in meiner Erinnerung. Klaraäpfel, ihr ersten im Frühsommer! Sauer und frisch wie keine.

Mittwoch, 12. Februar 2020

Wind

Heute Morgen sind wir eine gute halbe Stunde gelaufen (gegangen). Es wäre gar nicht wirklich kalt gewesen, wenn der Wind nicht gewesen wäre. Ihm hielt nicht einmal meine selbstgestrickte Mütze, auf die ich so stolz bin, stand. Meine Augen tränten hinter den Brillengläsern. Mal fuhr er uns von vorne an, mal trieb er uns rücklings vorwärts. Ich habe genug von ihm.

durchwindet
durch die Winde gegangen
durch den Wind

Dienstag, 11. Februar 2020

Unmotiviert

Reto hat eine Regenpause genutzt und im Garten getan, was er seit Tagen vor hatte -  Himbeersträucher zurückschneiden. Von meinem Pult aus habe ich gesehen, wie er "gschaffig" (arbeitsam) die geschnittenen Ruten zum Kompostcontainer gebracht hat. Er ist nachher bestimmt zufrieden mit sich selbst. - Ich? - Ich bin unmotiviert. Ich habe Geschirr abgewaschen, damit ich am Abend sagen kann, ich hätte etwas getan. Nachher habe ich die "Schweizer Familie" fertig gelesen und bin am Laptop in den personalisierten Meldungen versunken. Ach, wie spannend ist das doch alles. Tricks, um besser zu putzen. Ein Kleinkind, das selber kocht. Ein junger Mann, dessen spärlicher Haarwuchs auf voll getrimmt wird. - Was hätte ich ohne Laptop getan? - Still am Fenster gesessen und geschaut, ob ich den Zaunkönig vom frühen Morgen nochmals erspähen kann?

Montag, 10. Februar 2020

Nein, nach draussen gehn wir nicht

Sturmtag. Eindrücklich. Unser Hütekind hat vielleicht zum erstenmal den Wind wirklich heulen gehört. Sie ist ganz erschrocken. - Wir sind in der Wohnung geblieben und haben uns viel Zeit zum Spielen genommen. "Schwarzer Peter", "Wackelturm", Dominosteine aufstellen und ihnen  zuschauen beim geschmeidigen Umfallen, Puppen anziehen und mit ihnen spielen. - Beim Kochen hat das Hütekind wacker mitgeholfen. Vier Eier für Omeletten aufgeschlagen, Omelettenteig gerührt, Apfelschnitze geschnitten, probiert, Butter in die Bratpfanne geschmissen...Wir waren alle drei ganz zufrieden. Jetzt sind wir alle drei müde.

Sonntag, 9. Februar 2020

Keine Storzen, wunderbar zart

Früher, in den guten alten Zeiten, wuchs im Garten meiner Eltern Nüsslisalat. Im Herbst angesät, waren wir im frühen Frühling gespannt, ob er "noche" sei (gross genug) als Geburtstagssalat von meinem Vater und drei Tage später von mir. Früher Frühling hiess Mitte März. - Heute, in den guten neuen Zeiten, habe ich in unserem Gärtlein zartesten Nüsslisalat gepflückt. Wunderschöne Rosetten. Schmecken auch ohne Salatsauce. Mein lieber Götti wäre sehr zufrieden. Er verabscheute grossblättrigen Nüsslisalat. Bezeichnete das Grünzeug als Storzen, die ich dann nicht mehr bringen müsse. - Ich bin auch sehr zufrieden. Nur tut mir vom Ernten der Zeigfinger "echli" weh. Man sieht den Einstich und auch, wo das Häklein acht Millimeter weiter rechts eigentlich wieder austreten wollte.

Samstag, 8. Februar 2020

Das Häklein meiner Mutter


Hier liegt es. Auf dem Pult neben zwei Farbstiften und 100 BEA-Punkten. Das Häklein, mit dem meine Mutter Laufmaschen in Strümpfen flicken konnte. - Dieses wahnsinnig feine Metallding habe ich immer nahe bei mir. Es erinnert mich. Ich mag es.

Gestern war die Düse vom Weissleim verstopft. Da kam mir mein Mami-Häklein gerade recht. Damit konnte ich in der Leimflasche "umegusle" und versuchen, den Pfropfen heraus zu bekommen. Ich war auf gutem Wege. Nur noch ein letzter Ruck, dann wäre alles Störende draussen. - Ha, irgendwie misslang der Ruck, und das Häklein steckte in der Fingerbeere meines rechten Zeigfingers. Häklein, Haken, Widerhaken. Das blöde Ding wollte nicht mehr aus meinem Finger. Verhakte sich im Fleisch. Ich rief nach Reto, weil er mehr Kraft hat als ich. Aber er wandte sich angewidert ab, flüchtete, wollte nichts sehen. - Selbst ist die Frau. Ziehen, was das Zeug hält. Auch wenn es weh tut. Es muss. Es muss. Es kommt raus! - Mein Mann hat mir hilfreich den Finger desinfiziert und bepflastert.

Ich mag das Häklein meiner Mutter immer noch.

Freitag, 7. Februar 2020

Ein krankes Kind

Die Grippe grassiert, scheint es. Unsere Enkelin hat es auch erwischt. Schon mehr als eine Woche ist sie krank. Wir sind froh, dass es langsam besser geht. Kein Fieber mehr. Etwas mehr Appetit. Aber gestern mochte sie sich kaum bewegen und kaum reden. Dabei stehen die Skiferien vor der Tür. Jetzt schnupft zusätzlich unsere Tochter herum. Bitte nicht! - "Was will man machen." sagt mein Mann. Das sagt er ein bisschen zu oft, auch wenn er natürlich recht hat. - Derweil erinnere ich mich an kranke Tage in meiner Kindheit. Dass mein Mami immer wieder ans Bett kam und fragte, ob ich eine Banane möchte oder Zwieback. "Trink noch eine Tasse Lindenblütentee." - Ich lag mit viel Fieber und grosser Langeweile im Bett und zählte die Rippen vom Heizradiator. Die kleine Zimmerwelt sah anders aus als sonst. Unwirklich. Schummrig. Sie bewegte sich und Schatten ängstigten mich. Oder war ich das, die schummrigschwindlig war? Zittrigunwirklich. Würde das je besser werden? Es wurde.

Donnerstag, 6. Februar 2020

Bastelbücher

Ich musste meine Bibliotheksbücher zurückbringen. Ausleihzeit erfüllt. Aber ich brauche keine neuen zum Lesen. "Josef und seine Brüder" von Thomas Mann ist Stoff für SEHR lange. Ich  bin auf Seite 210 von mehr als 2700. Also habe ich zwei Bastelbücher nach Hause geschleppt. Einerseits "Neues aus alten Büchern" und andererseits "Maps. Pläne, Karten, Skizzen gestalten und von Hand zeichnen". - Ich schaue mir gern an, was man alles selber machen könnte. Kreativität ist eine schöne Sache. Aber ein bisschen mehr Kenntnis vom Handwerk wäre auch gut. So werde ich wohl nur die einfachsten "Sächeli" nachbasteln. Scherenschnitt aus alten Buchseiten und so...

Mittwoch, 5. Februar 2020

Immer noch nicht durchschaut

Heute beim Morgenessen zu zweit habe ich vorgeschlagen, zum Mittagessen panierte Sellerieschnitzel zu braten. - "So, ja, aha." war die ungefähre Antwort von Reto. Es gab dann Bratwurst, Reis und Salat. Reto war sehr zufrieden. (Ich etwas weniger.) - Später am Tag habe ich in der Küche alle Vorräte durchgesehen. Etwas abgelaufen? - Ja, Couscous. Das hat Reto sowieso nicht gern, denke ich. Will es entsorgen, weil ich es nicht allein fertig essen mag. Sagt Reto: "Couscous habe ich ganz gern. Gute Konsistenz." - Sellerie nein, Couscous ja - ich lag völlig falsch mit  meinen Annahmen. - Wie lange sind wir verheiratet? Was weiss ich sonst alles nicht oder meine nur zu wissen? Könnte leicht wichtiger sein als Sellerie und Couscous.

Dienstag, 4. Februar 2020

So eine grosse Freude

Meiner Besten Freundin geht es viel besser. Ich habe sie gestern besucht, und wir konnten zusammen zum Kaffeetrinken gehen. Bange bin ich angereist, und mit grosser Freude bin ich heim gekommen. Das beflügelt mich heute weiterhin.

Montag, 3. Februar 2020

Kresse

Fast habe ich es vergessen: Im Winter lässt sich Kresse auf einem Teller mit Watte ganz leicht selber ziehen. Nun ist die grüne Saat essbereit. Weil Reto Bauchgrimmen hat, habe ich nachgeschaut, ob Kresse ihm gut tut. - Überraschung! Kresse tut für fast alles gut, was man sich vorstellen kann. Bei Bauchgrimmen, Erkältung, Muskelschmerzen und noch vielem anderen. Kresse ist ein Allheilmittel. Los geht's, Kresse schneiden für die leichte Suppe zum Zmittag.

Sonntag, 2. Februar 2020

"Wir Menschen sind einfach story animals." (Doris Dörrie)

Und wieder habe ich im "Tagi-Magi" einen Artikel gelesen, der mir sehr gefällt und den ich aufbewahre für die Ewigkeit. Jedenfalls so lange, als ich gern schreibe. Er handelt davon, dass wir (alle) täglich zehn Minuten etwas aus unserer Erinnerung ganz genau beschreiben sollten. Tief hineinsteigen in das Gefühl. Genau schauen, riechen, tasten. Wie fühlte sich der Fussboden zu Hause an, als wir Kinder waren. Natürlich mit blutten Füsschen. Wie schmeckte die Milch als Kind; bei mir war es schwacher Morgenkaffee, den ich als Kind schon bekam, weil ich Banagomilch nicht so gern mochte. Milch mit Haut schon gar nicht. - Und schon bin ich in meinen eigenen Geschichten. Und die haben wir alle, und alle sind kostbar und einzigartig. Dörries "Triggersatz" heisst schlicht und einfach: "Ich erinnere mich an." - Und los geht es - durch alle Lebensalter hindurch. Immer im Präsens. Zurückholen, was war. Sich aber nicht alles glauben. Präzise sein.