Das Buch hat 830 Seiten; ich bin auf Seite 602. Es ist eine Familiengeschichte inmitten der Geschichte Israels. Der Knabe Amos ist einziges Kind seiner Eltern und wächst in Jerusalem auf. Er ist eingebettet in Verwandtschaft und Nachbarschaft. Finsternis bedeutet zuerst einmal das Wissen um den Holocaust. Aber dann sollen die Briten Israel verlassen, und der Staat Israel soll gegründet werden. Das schürt in der arabischen Welt unglaublichen Hass, dem die Briten freien Lauf lassen. Am Tag der Staatsgründung stürmen arabische Truppen von allen Seiten ins Land. Jerusalem wird zeitweise abgeriegelt, und ganze Quartiere werden zerstört und die jüdischen Menschen getötet. Amos lebt mit seinen Eltern und gegen 20 weiteren Jüdinnen und Juden in einer Parterre-Wohnung. Sie haben alle Fenster mit Sandsäcken verbarrikadiert. Wer nach draussen geht, riskiert von Scharfschützen getötet zu werden.
Ich bin erschüttert. Amos Oz ist für mich ein glaubwürdiger Autor. Er ist 2018 gestorben, war Preisträger des deutschen Friedenspreises und setzte sich für eine Zweistaatenlösung ein. Wenn ich diese Seiten von absoluter Finsternis lese, verstehe ich plötzlich, dass die Verhältnisse im Land Israel sehr, sehr komplex sind. Und jetzt will Trump aus Gaza eine Riviera machen.
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