War ich eigentlich in Cordoba, als ich mit zwanzig an der Ferienreise meines lieben Gotti mit Familie teilhaben durfte? Frankreich, Spanien, Portugal. Mit PW und Zelt und Picknickkorb für alle Situationen. Mein Onkel hatte die Reise konzipiert. Leider konnten mein Cousin und ich den Wert der möglichen Erkenntnisse noch nicht fassen. Oft war uns zu heiss, um noch eine Kathedrale und noch eine zu besichtigen. Dafür wären wir gern länger am Strand von Nazare mit seinen farbigen Fischerbooten geblieben.
Waren wir in Cordoba? - Jedenfalls wäre ich gern dort gewesen und hätte gern die einzigartige Moschee-Kathedrale in mich aufgenommen. Cordoba erzählt von einer Zeit, in der Muslime und Christen harmonisch und sich gegenseitig bereichernd zusammenlebten. Leider, so habe ich in der heutigen Zeitung gelesen, will davon die katholische Kirche nichts mehr wissen. Sie nennt die Moschee-Kathedrale seit 1998 eigensinnig nur noch Kathedrale und hat diese Bezeichnung staatlich durchgesetzt. Schande!
Die gebildete Muslima Salma Al-Faruki, gebürtige Palästinenserin, macht der Streit traurig. Ihr Haus mit grünem Innenhof ist ein Treffpunkt für Menschen verschiedener Religionen. Salma träumt den Traum der Toleranz. Der Toleranz, die in Cordoba einst vom Mystiker Muhyddin Ibn Arabi gelehrt und gelebt wurde:
"Mein Herz hat sich für jegliche Form geöffnet
Es ist eine Weide für Gazellen
und ein Kloster für christliche Mönche
und ein Tempel für Götzenbilder
und die Kaaba der Pilgernden
und die Tafeln der Thora
und das Buch des Korans."
Ich habe Sehnsucht nach dieser Welt und dem Innenhof von Salma Al-Faruki.
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