Freitag, 14. September 2018
Das erste Mal
Oh, nein, nein, ich fahre nicht mit meiner Lebensgeschichte so nach sechzehn weiter. - "Das erste Mal" steht für ganz vieles. Meist ist es positiv konnotiert. - Das erste Mal am Meer. Das erste Mal Muscheln gegessen. Das erste Mal in Paris. (An all diese ersten Male erinnere ich mich gern und genau.) - Heute war auch ein erstes Mal. Aber es ist weniger angenehm. Überraschend aber auch, wie erste Male zu sein pflegen. - Ich musste mir die Ohren ausspülen lassen. - Wie das Wort "ausspülen" es sagt, geschieht das mit viel Wasser, sozusagen mit einem kleinen Kärcher für die Ohren. Viel Druck, viel Wasser. - Linkes Ohr - ganz gut, schnell erledigt. Rechtes Ohr - Schmerz, Schwindel, ich werfe der Pflegefachfrau halb die Wasserschale aus der Hand vor Schreck. Muss mich sofort hinlegen, sonst falle ich in Ohnmacht. - Ha, die Tüchtige hat schon gewusst, dass das geschehen kann, aber ich nicht. Ist ja mein erstes Mal. - Sie erklärt mir, was eigentlich jede weiss, aber nicht dran denkt im entscheidenden Moment: "Wissen Sie, Ohr und Gleichgewichtsorgan sind miteinander verbunden." - Sie bietet an, ich könne mich im Wartezimmer erholen. Das lehne ich ab. Geht schon wieder. Bis ich auf dem Bahnhofplatz Bögen mache. Schnell hinsetzen. Reto anrufen? - Ist eh nicht zu Hause. - Ich komme gut, wenn auch unsicher zu Hause an. Aber dann tut das rechte Ohr auch noch weh. Und es ist ein Ton drauf, ein Sirren. - Ich beschliesse, mich ein wenig zu bedauern und zu tun, als wäre ich krank. Lege mich hin, bin beleidigt über diese erste Mal und schlafe ein wenig, als es weniger schmerzt.
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