Sonntag, 25. Januar 2015
Spontan angemacht
Ich habe gerade ein Buch fertig gelesen, das mich im Laden spontan angemacht hat. Es heisst "Wo ist denn meine Brille?", und es wurde von zwei alten Freundinnen geschrieben. Die eine war siebzig, die andere achtzig Jahre alt, als sie vor zehn Jahren diesen Briefwechsel betrieben. Das Buch war wohl ein Ladenhüter bei Orell Füssli, bis ich es gekauft habe. Und das eigentlich nur wegen des Titels, der bei mir "Nicht ohne meine Lesebrille" heissen würde. - Noch! Denn am Mittwoch der kommenden Woche gehe ich erstmals zur Augenärztin, und ich werde wohl kaum ohne ein Brillenrezept heraus kommen. - Übrigens gehe ich am Donnerstag zum Hausarzt, weil mein Cholesterinspiegel zu besprechen ist. Diese Outings heissen im Buch "tabufreie Bestandesaufnahme der Probleme alter Menschen" und werden als mutig gelobt. - Mutig gestehe ich also ausserdem, dass es mir etwelche Mühe macht, ständig in Arztpraxen erscheinen zu müssen. Oder anders: Diese Arztlauferei macht mir bewusst, dass ich alt geworden bin. Trotzdem freue ich mich jetzt schon auf meinen kommenden 66. Geburtstag, und ich hoffe, dass ich noch ein paar weitere erleben werde bei ordentlicher Gesundheit. So ist es ja allemal. Die Urner Oberländer sagen: "Me mues zfriede sii." - Anzumerken ist noch, dass meine beste Freundin und ich uns auch gegenseitig in Briefen orientieren "über die Probleme alter Menschen" - aber nicht nur, oft haben wir auch zu lachen in unseren Briefen, die wöchentlich hin und her gehen, oder wir informieren uns gegenseitig über Lesenswertes und Sehenswertes. Über Lebenswertes!
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