Donnerstag, 31. Dezember 2015
"Nach Lavin, da muss man hin"
Also ich weiss nicht, ob ich nach Lavin im Unterengadin muss, aber der Satz klingt gut, und er passt zu meiner Stimmung. Heute abreissen, was vom alten Jahr überfällig ist, fallen soll, Platz machen für Lavin oder einfach neue Eindrücke. Dieses Lavieren zwischen Kontinuität und Ausbruch, Aufbruch ins Unbekannte macht auch das Leben einer Seniorin spannend. Dazu gehören für mich gewiss neue Autorinnen und Autoren, die mir Welten eröffnen und Sprache neu schaffen. Aber vor allem freue ich mich darauf, mit Enkelin Kaya erneut auf dem Weg zu sein und mit ihr die Welt nochmals neu zu entdecken. Ich will mich auch meinem Fotoapparat wieder verdingen und mit ihm durch die Gegend ziehen. Das hilft beim Schauen. Auf ein gelungenes Abschliessen und Verabschieden des alten Jahres und ein mutiges Willkommen heissen des neuen!
Mittwoch, 30. Dezember 2015
"Das Leben voll und echt machen"
Wer von mir keine Karte mit guten Wünschen bekommt - sorry, ich habe keine Zeit. Ich muss das Leben voll und echt machen. Statt Briefe zu schreiben, traf ich heute Nachmittag meine Beste Freundin in der Stadt. Ich habe Kaffee getrunken, bis ich ganz zittrig war. Feinen Kaffee! Ich bereue nichts. Wir haben "geschnorrt", was das Zeug hielt. Das hat uns neue Energie gebracht. Was wir bedauern ist ja, dass wir spürbar älter werden. Wir träumen nur noch manchmal verwegen, aber in Taten werden wir nur noch zahmer. Meine Beste Freundin hat da einen Spezialspruch gemacht, aber sorry, ich habe ihn vergessen. Aufgeschrieben habe ich aber einen Satz aus einem Interview mit Mona Petri, Schauspielerin und Altenpflegerin aus Passion:
"Der Weg zu einer besseren Welt geht über das Feiern, Bejahen und Pflegen des Richtigen."
Meine Beste Freundin und ich haben heute alles richtig gemacht. Nachzutragen ist, dass der Titel dieses Blogs auch von Mona Petri stammt. Voll und echt. Feiern. Ja!
"Der Weg zu einer besseren Welt geht über das Feiern, Bejahen und Pflegen des Richtigen."
Meine Beste Freundin und ich haben heute alles richtig gemacht. Nachzutragen ist, dass der Titel dieses Blogs auch von Mona Petri stammt. Voll und echt. Feiern. Ja!
Dienstag, 29. Dezember 2015
Urmütter
Ich habe gestern Nacht "umegnoschet" auf meinem Pult. Dabei ist mir eine Foto in die Hände geraten von meiner Urgrossmutter mütterlicherseits. Mein Götti hat sie gemacht in der Finsterthüele, wo meine Grossmutter wohnte, welche die Urgrossmutter bei sich hatte, als diese sehr alt und dann pflegebedürftig war. An meine Urgrossmutter erinnere ich mich. Ich war sechs Jahre alt, als sie starb. Aber ohne meinen Götti wüsste ich nichts von ihr. Zum Glück wusste mein Götti zu erzählen! Dass sie viel in der Bibel gelesen habe und ganze Sequenzen auswendig konnte. Überhaupt habe sie leicht auswendig gelernt. Habe ich das Interesse an Sprache von meiner Urgrossmutter übertragen bekommen? Erzählen wir unseren Kindern von unseren Müttern, Grossmüttern und Urgrossmüttern. Es ist wichtig.
Montag, 28. Dezember 2015
Sonnenuntergänge
Wir sammeln Sonnenuntergänge. Gestern beim "Bäumli" in Winterthur (Goldenberg), heute am Zürichberg. Gestern mussten wir eine geschlagene Stunde warten, bis die Sonne ihren Weg ohne unsere Anteilnahme weiterging. Heute verbrachten wir eine halbe Stunde über dem Nebelmeer mit vielen, vielen anderen Spaziergängerinnen und Spaziergängern. Jetzt sind wir Experten. Wir wissen, dass es an Beinen, Rücken und Hintern schon kühl und dann kalt wird, ehe die Sonne ganz weg ist. So bei Halbzeit des Geschehens. Will sagen, wenn man die Sonne noch halb sieht. Heute sind wir rechtzeitig aufgestanden und Tram-wärts gegangen, ehe die Kälte sich einnisten konnte. Dann noch über den Rindermarkt, wo ich einmal jährlich die grossen, bunten Lichter sehen muss. Zauberhafte Stimmung. In den Laden, der einfach "papier" heisst, wagte ich mich nicht hinein. Das wäre zu teuer geworden.
Sonntag, 27. Dezember 2015
Habe ich etwas verpasst?
Nach einem sonnigen Familienfest im Urner Oberland sind wir ins ebenso sonnige Winterthur zurückgekehrt. Gestern Abend war ich viiiiel zu müde, um online zu gehen. Aber jetzt ist es an der Zeit zu schauen, welche Mitteilungen ich verpasst habe oder unbedingt zur Kenntnis nehmen müsste. - KEINE! - Es hat sich auf unserem Laptop nichts eingestellt, das bemerkenswert wäre. Da nehme ich an, dass alle meine Freundinnen und Freunde von Facebook und auch sonst wie ich Besseres zu tun hatten, als im Internet herumzuhängen. Das freut mich ungemein.
Freitag, 25. Dezember 2015
So ein "gmögiges" kleines Weihnachten
Wer weiss, dass er/sie am Weihnachtstag umgeben sein wird von vielen lieben Menschen, nahen Menschen, der/die kann gut am Heiligabend "nur" zu zweit sein. - Reto und ich gingen "z'Mäss" in der St. Peter und Paul-Kirche in der Stadtmitte. Ein herziger Familiengottesdienst wurde zelebriert mit einem eifrigen Esel und einem schlechtgelaunten Kamel, das fast die Hauptsache verpasst hätte - das Christkind nämlich. Vom Hugo-Pfarrer wurden wir dazu animiert zu überlegen, ob wir eher der Esel oder das Kamel oder noch ein ganz anderes Tier wären. Als Dreingabe zählte er drei Punkte auf, weshalb es schade wäre, Jesus nicht zu kennen. Kann jede und jeder sich selbst überlegen. Für mich wäre ein Punkt, dass ich dann keine so herzigen Krippenspiele mehr zu sehen bekäme. - Zu Hause gab es "Bouilli boeuf" mit "Sösseli", Salat, Chips und ein Glas Wein. Wirklich nur eines. Kommen ja heute weitere hinzu. - Dann zündete Reto die Kerzen am Baum an, am schönen Baum, und wir hörten ab CD die kleine Geschichte von Hanns Dieter Hüsch vom schönen Baum. Stilles Sitzen und Geniessen, ehe Bescherung war. Und zum "Dessert" ein Märchenfilm. Ein schöner Heiliger Abend!
Donnerstag, 24. Dezember 2015
Dazwischen?
Gestern Abend hatten wir unsere Tochter mit ihrer Familie zum Znacht eingeladen. Heissen Schinken, Retos feinen Kartoffelsalat, Randensalat vor allem für Kaya, Nüsslisalat mit Ei - später Weihnachtsguetzli, Kaffee und ein Schnäpschen. Nicht zu vergessen, den Amarone-Wein, den Harry zur Feier mitbrachte. Solcher Wein ist ein Fest! Und für mich ist ein jeglicher Besuch von Kaya auch ein solches.
Zuerst hat sie Grosspapi geholfen, den Christbaum zu schmücken. Später hat sie mitgekocht. Und schliesslich war sie mit uns allen am Tisch, bis der Hunger befriedigt war. Dann war Spielen angesagt.
Ein Kind allein soll spielen, während vier Erwachsene am Tisch über Dinge reden, die das Kind nicht versteht. Begreiflich, dass das Kind die Grossmutter in "unser" Zimmer holt, wo sie dann bleiben soll. Die Puppe will das auch. Und der Hase sagt auch, ich soll bleiben. Aber gehöre ich nicht auch zu den Erwachsenen an den Tisch? - So kommt es, dass ich hin und her gehe, laviere und selbst nicht weiss, was ich will. Beides! Sicher beides. Oder doch eher mit Kaya spielen, die mich in ihre Rollenspiele hinein zieht, mich Geschichten erzählen lässt, die neue Spiele erfindet, das Dunkel draussen schauen will an der Hand der Grossmutter?
Zuerst hat sie Grosspapi geholfen, den Christbaum zu schmücken. Später hat sie mitgekocht. Und schliesslich war sie mit uns allen am Tisch, bis der Hunger befriedigt war. Dann war Spielen angesagt.
Ein Kind allein soll spielen, während vier Erwachsene am Tisch über Dinge reden, die das Kind nicht versteht. Begreiflich, dass das Kind die Grossmutter in "unser" Zimmer holt, wo sie dann bleiben soll. Die Puppe will das auch. Und der Hase sagt auch, ich soll bleiben. Aber gehöre ich nicht auch zu den Erwachsenen an den Tisch? - So kommt es, dass ich hin und her gehe, laviere und selbst nicht weiss, was ich will. Beides! Sicher beides. Oder doch eher mit Kaya spielen, die mich in ihre Rollenspiele hinein zieht, mich Geschichten erzählen lässt, die neue Spiele erfindet, das Dunkel draussen schauen will an der Hand der Grossmutter?
Mittwoch, 23. Dezember 2015
So bereit wie noch nie
Weihnachten kann kommen. Wir sind äusserlich und innerlich bereit. In mir singt seit Tagen die schöne Melodie "mir fiire Wiehnacht mitenand" aus der Werbung, und es nervt mich nicht. "Mir fiire Wiehnacht mitenand" erfüllt mich mit Vorfreude und tiefem Frieden, was angesichts der Weltlage eher seltsam ist. Aber kitschig ist es nicht. Es ist nur so, dass es dieses Jahr keinerlei Stress gibt bei uns, dass Kartengrüsse noch und noch uns erfreuen, dass heute Kaya zum Baumschmücken kommt, dass ich gestern auf dem Friedhof mit meinem Mami und meinem Götti ausgiebig geplaudert habe - etwas einseitig, aber doch. Dass ich gespürt habe, dass die Altersmilde meines Götti allmählich auch bei mir einkehrt. Aber dass nun bloss keiner meint, ich sei lammfromm geworden! Dass keine denkt, mit mir könne man alles! Bischöfen und anderen schaue ich nach wie vor auf die Finger. Einzig Kaya darf mich um ihre Finger wickeln und wickeln, wie sie will.
Dienstag, 22. Dezember 2015
Unerwartet
Es ist ein Buch erschienen, zu dem ich einen Text beitragen durfte. Er war schon geschrieben und schon veröffentlicht in der "fama". Das Buch liess mich ziemlich kalt. "Frauen in der Kirche? Unverzichtbar" heisst sein Titel. Gestern ist mein Belegexemplar gekommen. Ich habe es herumliegen lassen. Ach je, das Thema ist doch durch. Durchgelitten, durchgekaut. Einfach durch. - Spätabends habe ich mal ein bisschen geguckt, wer da so geschrieben hat zum 800-Jahr-Jubiläum des Dominikanerinnenordens. Habe ein bisschen angelesen, angeknabbert. Habe weiter gelesen, richtig gelesen. 36 Frauen und zwei Männer haben etwas beigetragen zum Thema. Ganz verschieden, aber nicht abgelöscht. Und das Thema ist natürlich nicht durch sondern muss wach gehalten werden. Es gibt immer noch Frauen, die sich zur Priesterin berufen fühlen. Sollen sie alle Hoffnung verlieren?
Montag, 21. Dezember 2015
Abend
Ein Bananenbrot im Ofen, das aufgebacken wird. Reto on TV schaut "mini Beiz dini Beiz". Kater Nepomuk frisst, was für ihn noch abfällt. Ich? - Ich staune wieder einmal, dass schon Abend ist.
Sonntag, 20. Dezember 2015
Projekt Weihnachten
Schätzungsweise seit zwei Monaten bin ich mit dem Projekt Weihnachten beschäftigt. Nicht pausenlos, aber immer wieder. Über Geschenke nachdenken. Suchen. Machen oder kaufen. Einpacken. - Den Sippenanlass in Wassen organisieren. Alles bestens. Klappt bis zu den Kaffeekapseln und dem Putzen des Sekretariats, wenn wir weg sind. - Und dann beschleicht mich plötzlich ein übles Gefühl: Was, wenn meine /unsere Geschenklein nicht ankommen? Und da sind zwei dabei, die als provokant empfunden werden könnten, aber nicht so gemeint sind - muss ich nochmals in die Stadt? - Weihnachten als Fest des Friedens! Unendlich erhofft, gewünscht, ersehnt. In den Familien. Auf der Welt.
Gelesen in der NZZ am Sonntag: Weihnachten verliert seinen ureigenen, tiefen Sinn, den der Weihnachtsgeschichte. Zwar wollen (fast) alle feiern, aber viele wissen kaum mehr etwas vom ursprünglichen Inhalt. "Illittrismus" nennt der Journalist den Zustand, wenn zwar Äusserlichkeiten in Hochform auflaufen, aber ein schaler Beigeschmack verbleibt, weil man nicht mehr an die Botschaft des Festes glaubt, sie gar nicht mehr kennt. In Neuenburg durften am Weihnachtsmarkt Maria, Josef und das Kind nicht als Figuren aufgestellt werden. Religiöse Symbole auf öffentlichem Grund seien nicht zulässig. Wohin geht die Reise? Maria und Josef mit dem Kind erneut auf der Flucht? Aber wer schon kennt noch diese Geschichte?
Gelesen in der NZZ am Sonntag: Weihnachten verliert seinen ureigenen, tiefen Sinn, den der Weihnachtsgeschichte. Zwar wollen (fast) alle feiern, aber viele wissen kaum mehr etwas vom ursprünglichen Inhalt. "Illittrismus" nennt der Journalist den Zustand, wenn zwar Äusserlichkeiten in Hochform auflaufen, aber ein schaler Beigeschmack verbleibt, weil man nicht mehr an die Botschaft des Festes glaubt, sie gar nicht mehr kennt. In Neuenburg durften am Weihnachtsmarkt Maria, Josef und das Kind nicht als Figuren aufgestellt werden. Religiöse Symbole auf öffentlichem Grund seien nicht zulässig. Wohin geht die Reise? Maria und Josef mit dem Kind erneut auf der Flucht? Aber wer schon kennt noch diese Geschichte?
Samstag, 19. Dezember 2015
Diese Wärme am 18. Dezember!!!
Verrückt - gestern Nachmittag sassen wir in der Marktgasse unter der Weihnachtsbeleuchtung und unter dem halben Mond und tranken im Freien Kaffee! Ohne im geringsten kalte Füsse oder einen kalten Hintern zu bekommen. Neben uns sass eine Mutter mit ihrer Teenager-Tochter. "Nach was gelüstet dich?" fragte die Mutter. Aber alles, was die Tochter gern wollte, wurde ein bisschen gesünder abgewandelt von Frau Mutter. Aus dem "Fanta" wurde eine "heisse Schokolade", aus dem "Eisbecher" wurde ein "Apfelkuchen", immerhin mit einer Kugel Vanilleglace. - In der Nähe hatte sich eine Heilsarmee-Gruppe positioniert. Guter Gesang mit Flötenbegleitung erklang. Ringsum sah man fröhliche Gesichter. Irgendwie lieben wir die nostalgischen Weihnachtslieder halt schon. - Zwei ältere "Mannen" am übernächsten Tisch kommentierten zu ihrem Bier die Passantinnen. "Schau, da kommen sie!" sagte der eine. Gemeint waren zwei muslimische Kopftuchfrauen. Weitere Kommentare verstand ich nicht. Es wäre ein Vorurteil von mir, zu meinen, sie hätten etwas gegen diese Frauen. - Unterdessen standen Alte Bekannte an unserem Tisch und schmunzelten über unseren Mut, draussen zu sitzen. Moritz sagte, er sei eben ein "Gütterli", was hier kein Glasfläschchen meint sondern aussagt, dass er schnell friert.
Freitag, 18. Dezember 2015
Übervoll? Reich?
Heute brauche ich einen Tag zum Retablieren. Mich wieder einsortieren. Eindrücke gut kauen wie Brot. Verdauen. - Wir waren einen einzigen Tag lang im Urner Oberland.
Noch bei Nacht sind wir aufgebrochen in Oberwinterthur, und wieder bei Nacht sind wir nach Hause gekommen. Dazwischen liegen viele geplante und ungeplante, zufällige Begegnungen.
In Göschenen haben wir begonnen bei einer Dame, die bald neunzig Jahre alt wird. Endlich war Reto auch einmal dabei und hat erlebt, wie intensiv und lebendig da geredet wird. - Dann ging es hinunter nach Wassen. Im Sekretariat hatten wir uns frech zum Apéro angemeldet. Wie schön, dass die Gläser bereit standen, die bald erklangen. Plaudern, lachen, ernsthaft reden - halt wie früher, als wir noch da wohnten! - Dann schon wieder auf den Bus und talabwärts nach Altdorf fahren. "Echli lädele" und zu Mittag essen. Zu Fuss zu unseren Freunden nahe beim Bahnhof. Da blieben wir länger. Lange.
Heute brauche ich einen Tag, die Überfülle einzusortieren. Wirklich, es war viel. Seit morgens um fünf Uhr kaue ich die Eindrücke wie Brot.
Noch bei Nacht sind wir aufgebrochen in Oberwinterthur, und wieder bei Nacht sind wir nach Hause gekommen. Dazwischen liegen viele geplante und ungeplante, zufällige Begegnungen.
In Göschenen haben wir begonnen bei einer Dame, die bald neunzig Jahre alt wird. Endlich war Reto auch einmal dabei und hat erlebt, wie intensiv und lebendig da geredet wird. - Dann ging es hinunter nach Wassen. Im Sekretariat hatten wir uns frech zum Apéro angemeldet. Wie schön, dass die Gläser bereit standen, die bald erklangen. Plaudern, lachen, ernsthaft reden - halt wie früher, als wir noch da wohnten! - Dann schon wieder auf den Bus und talabwärts nach Altdorf fahren. "Echli lädele" und zu Mittag essen. Zu Fuss zu unseren Freunden nahe beim Bahnhof. Da blieben wir länger. Lange.
Heute brauche ich einen Tag, die Überfülle einzusortieren. Wirklich, es war viel. Seit morgens um fünf Uhr kaue ich die Eindrücke wie Brot.
Mittwoch, 16. Dezember 2015
Peppina - unsere Katze?
Wir haben zwei Katzen, wenn das noch stimmt. Katze Peppina jammert uns seit halb acht Uhr die Ohren voll. Sie lässt sich nicht mehr gern streicheln von mir. Sie legt sich nicht zum Schlafen auf mein Bett. Sie stinkt nach abgestandenem Zigarettenrauch. Sie kommt nur morgens kurz nach Hause, um zu fressen. Dann will sie zu ihrer Neuerwerbung, einer Frau in der Nachbarschaft.
Seit dem Sommer haben wir geahnt, dass Peppina ein zweites Heim hat. Aber wo, bei wem? Die Frau hat sich über ein Zettelchen am Flohhalsband gemeldet. Hätten wir es nicht gesehen, hätte sie Peppina in ein Tierheim gegeben, weil sie eigentlich keine Katze haben darf. Aber sie füttert unsere Katze und holt sie in ihre Wohnung. Auch jetzt noch, obschon Reto ihr klar gesagt hat, dass sie das nicht tun darf.
Diese "nette" Nachbarin zur Raison zu bringen ist nur das Eine. Peppina scheint es ja bei ihr besser zu gefallen als bei uns. Das ist das Andere. Ich fühle mich wie eine betrogene Ehefrau und frage mich: "Was hat die, was ich nicht habe?"
Seit dem Sommer haben wir geahnt, dass Peppina ein zweites Heim hat. Aber wo, bei wem? Die Frau hat sich über ein Zettelchen am Flohhalsband gemeldet. Hätten wir es nicht gesehen, hätte sie Peppina in ein Tierheim gegeben, weil sie eigentlich keine Katze haben darf. Aber sie füttert unsere Katze und holt sie in ihre Wohnung. Auch jetzt noch, obschon Reto ihr klar gesagt hat, dass sie das nicht tun darf.
Diese "nette" Nachbarin zur Raison zu bringen ist nur das Eine. Peppina scheint es ja bei ihr besser zu gefallen als bei uns. Das ist das Andere. Ich fühle mich wie eine betrogene Ehefrau und frage mich: "Was hat die, was ich nicht habe?"
Dienstag, 15. Dezember 2015
Kürzest Wintermärchen
Wir gingen am Morgen schnell, schnell eine Stunde spazieren. Zum geliebten Aussichtspunkt "Bäumli". Da gab es an der Ecke gerade noch ein paar Minuten lang "Piek", was Aargauer Deutsch ist und Raureif an den Bäumen und Sträuchern bedeutet. Nicht etwa an den Gräsern. Nicht am Boden. Dort ist es ganz einfach "Riiff". Später wärmte die Sonne unsere Rücken, aber den Piek schmolz sie hinweg. - Ich hatte nur mein lausig billiges Handy dabei. Das kann nicht Fotos in Extremlicht-Verhältnissen machen. Aber für ein mystisches Märchenbild ist es gut genug.
Montag, 14. Dezember 2015
Wiederholen lässt es sich nicht
In Erinnerung an die Adventsabende in Wassen mit Singen und Glühwein haben wir gestern zu Gleichem eingeladen. Aber gleich ist nie etwas. Nicht schlechter, nicht besser, nur anders.
Gesungen haben wir gerade mal ein Lied. Ausser meiner Besten Freundin wollte niemand so recht. Ein junger Mann vom Haus hat noch nie von Paul Burkhard und der "Zeller Wiehnacht" gehört. Da kann beim "Stärn vo Bethlehem" auch keine Nostalgie aufkommen. Schwager Meinrad, auf den wir gehofft hatten, ist rettungslos erkältet. Gute Besserung! Reto gab Liederbüchlein herum zum allfälligen Wünschen, aber es kamen keine Wünsche.
Also haben wir ordentlich Glühwein und Glühmost getrunken nebst einem Hustentee mit Honig und ein paar Weihnachtsguetzli gegessen, alle Zopfvögel und "Urner Dürrs" (wie Bündnerfleisch, aber vom Kanton Uri).
Wir haben geplaudert von Verwandtschaft zu Nachbarschaft. Ich fand es schön, "meine Leute" den Mitbewohnenden vom Haus vorzustellen. Judith sass am Boden mitten unter den kleine Kindern. Ich glaube, sie hat als Tagesmami ihre Rolle gefunden. - Kleine Kinder hatte es überraschend viele - fünfe an der Zahl. Von zweieinhalb jährig bis knapp drei Monate alt. Zufrieden staunend bis bald einmal unruhig. Unterwegs von Zimmer zu Zimmer (so viele haben wir ja nicht!). Und das Beste: Lasso werfend! Eingefangen wurde die Samichlaustasse von Reto und auch gleich erlegt. Aber das war auch der einzige "Schaden", sonst gab es nur Freude.
Gesungen haben wir gerade mal ein Lied. Ausser meiner Besten Freundin wollte niemand so recht. Ein junger Mann vom Haus hat noch nie von Paul Burkhard und der "Zeller Wiehnacht" gehört. Da kann beim "Stärn vo Bethlehem" auch keine Nostalgie aufkommen. Schwager Meinrad, auf den wir gehofft hatten, ist rettungslos erkältet. Gute Besserung! Reto gab Liederbüchlein herum zum allfälligen Wünschen, aber es kamen keine Wünsche.
Also haben wir ordentlich Glühwein und Glühmost getrunken nebst einem Hustentee mit Honig und ein paar Weihnachtsguetzli gegessen, alle Zopfvögel und "Urner Dürrs" (wie Bündnerfleisch, aber vom Kanton Uri).
Wir haben geplaudert von Verwandtschaft zu Nachbarschaft. Ich fand es schön, "meine Leute" den Mitbewohnenden vom Haus vorzustellen. Judith sass am Boden mitten unter den kleine Kindern. Ich glaube, sie hat als Tagesmami ihre Rolle gefunden. - Kleine Kinder hatte es überraschend viele - fünfe an der Zahl. Von zweieinhalb jährig bis knapp drei Monate alt. Zufrieden staunend bis bald einmal unruhig. Unterwegs von Zimmer zu Zimmer (so viele haben wir ja nicht!). Und das Beste: Lasso werfend! Eingefangen wurde die Samichlaustasse von Reto und auch gleich erlegt. Aber das war auch der einzige "Schaden", sonst gab es nur Freude.
Sonntag, 13. Dezember 2015
Glühwein
Wir müssen schnell, schnell... - Wir haben eingeladen zu Glühwein und Guetzli und sind gerade daran, die Stube umzustellen. Also, keine Zeit für Sprüche, Spässe, Politik. Handfestes Tun ist angesagt.
Samstag, 12. Dezember 2015
Stuckis Hofladen (gute Homepage über Google zu finden)
Ein glücklicher Morgen! - Judith ist mit Kaya und uns nach Oberwil-Dägerlen zu Stuckis Hofladen gefahren. Dort wollten wir einen Weihnachtsbaum kaufen. Haben wir auch. Aber wir haben zuerst den Hühnern im und um das Hühnermobil herum zugeschaut. Wie sie Äpfel gepickt haben, die vom Baum in ihr Gehege gefallen sind. Dann sind wir zu den Tannenbäumen gekommen, und Reto hat das Metermass gezückt. Hurrah, einer war gerade richtig für uns. Nicht zu hoch, aber schön ausladend. Kräftig. Er muss ja durchhalten bis zum 6.Januar/Dreikönige. Hierauf sind wir bei den Kühen gelandet. Ganz nah, so nah, wie Kaya Kühen noch nie war. Levin, ein aufgeweckter Knirps hat sich zu uns gesellt. Ich habe ihn gefragt, ob er auf dem Hof wohne. "Nein", sagte er, "ich arbeite hier." Frau Stucki Senior hat dies später bestätigt. Levin ist der Sohn einer Mitarbeiterin und hilft schon selber tüchtig mit. - Er hat uns zu den Kälbchen geführt und Kaya gezeigt, wie man sie streicheln kann und wie sie an der Hand saugen wollen. - Leider hatte es in der Kaffeestube keinen Platz für uns, so fuhren wir wieder heim. Glücklich und mit Tannenbaum.
Freitag, 11. Dezember 2015
Diskrepanz
Gestern haben wir on TV den Film von Kurt Pelda über die Flucht einer syrischen Familie in die Schweiz angeschaut. Mir hat es Tränen in die Augen getrieben - und diese Familie hatte noch Glück. Sie fand Unterstützung, wurde begleitet. Aber noch so ist es grausam schwierig, neu anzufangen. Sich in einem fremden Land mit fremder Sprache und fremder Kultur mit drei Kindern einzuleben und zurechtzufinden. All diejenigen, die finden, man hätte ihnen vor Ort helfen sollen, begreifen nicht das Ausmass an Zerstörung und Grausamkeit in Syrien.
Vor Ort helfen ist die scheinheilige Devise der SVP; gerade gestern hat sie im Nationalrat den Kredit abgelehnt, der notwendig wäre dazu. Manche Leute wollen nicht hinsehen, wollen ihre Gefühle unter Verschluss halten. Wollen nicht handeln, nur "schnore". Das gilt auch für die Ausschaffungsinitiative und die Durchsetzungsinitiative. Gross reden und durch die Hintertür den Menschenrechten entgegen handeln. - "Er/sie ist ein Mensch." bedeutet im Judentum, dass man sich einfühlen kann und menschlich ist. Witwen und Waisen unterstützen (und Verfolgte...) gehört zu den Pflichten aller. - Bei uns?? - Bei uns bei vielen auch. Zum Glück. Der Kredit im Nationalrat ist angenommen worden für Hilfe vor Ort in Italien und Griechenland und in Syrien.
Vor Ort helfen ist die scheinheilige Devise der SVP; gerade gestern hat sie im Nationalrat den Kredit abgelehnt, der notwendig wäre dazu. Manche Leute wollen nicht hinsehen, wollen ihre Gefühle unter Verschluss halten. Wollen nicht handeln, nur "schnore". Das gilt auch für die Ausschaffungsinitiative und die Durchsetzungsinitiative. Gross reden und durch die Hintertür den Menschenrechten entgegen handeln. - "Er/sie ist ein Mensch." bedeutet im Judentum, dass man sich einfühlen kann und menschlich ist. Witwen und Waisen unterstützen (und Verfolgte...) gehört zu den Pflichten aller. - Bei uns?? - Bei uns bei vielen auch. Zum Glück. Der Kredit im Nationalrat ist angenommen worden für Hilfe vor Ort in Italien und Griechenland und in Syrien.
Donnerstag, 10. Dezember 2015
Stadtimpressionen
Im Zug ein Bübchen aus fernen Landen mit Eltern und Schwester. Sie suchen Blickkontakt und freuen sich über ein Lächeln. Überhaupt fällt mir auf, dass seit den schrecklichen Anschlägen in Paris viele Menschen mit fremdländischem Aussehen überaus freundlich grüssen. Sie wollen dazu gehören und nicht ausgeschlossen sein.
Im Manor/Spielzeugetage fährt mir ein ferngesteuerter, grüner Drachen fast in die Füsse. Kinder dürfen ihn unter Anleitung einer Verkäuferin ausprobieren. Wünsche sollen noch geweckt werden. - Eine ältere Frau macht mich strahlend auf einen Spielzeughund aufmerksam, der Pfötchen gibt, wenn man ihm den Bauch knuddelt. Ob ihn die Frau gern selber hätte?
Im Bio-Laden strecke ich der Kassiererin eine Zehnernote zu viel entgegen. Sie schaut mich prüfend an. Sie überlegt wohl, ob "die" schon dement ist.
Beim Zugang zum Migros zischt ein ungepflegter Mann: "Psss, psss!" Ich drehe mich zu ihm. Ganz verschwörerisch fragt er: "Gehen Sie ab und zu in die Migros? Möchten Sie meine Gutscheinkarte gegen Geld umtauschen?" - Ich will nicht und gehe nicht in die Migros sondern nach Hause.
Im Manor/Spielzeugetage fährt mir ein ferngesteuerter, grüner Drachen fast in die Füsse. Kinder dürfen ihn unter Anleitung einer Verkäuferin ausprobieren. Wünsche sollen noch geweckt werden. - Eine ältere Frau macht mich strahlend auf einen Spielzeughund aufmerksam, der Pfötchen gibt, wenn man ihm den Bauch knuddelt. Ob ihn die Frau gern selber hätte?
Im Bio-Laden strecke ich der Kassiererin eine Zehnernote zu viel entgegen. Sie schaut mich prüfend an. Sie überlegt wohl, ob "die" schon dement ist.
Beim Zugang zum Migros zischt ein ungepflegter Mann: "Psss, psss!" Ich drehe mich zu ihm. Ganz verschwörerisch fragt er: "Gehen Sie ab und zu in die Migros? Möchten Sie meine Gutscheinkarte gegen Geld umtauschen?" - Ich will nicht und gehe nicht in die Migros sondern nach Hause.
Mittwoch, 9. Dezember 2015
Bundesrat Parmelin
Was habe ich mit dem heutigen Tag angestellt? - Eigentlich nichts. Den Morgen haben wir am Fernseher verbracht. Geschaut, wie sechs Bundesräte wiedergewählt wurden und ein neuer sein Mandat erhielt. Es gab keine Überraschungen, aber die Rede der scheidenden Bundesrätin Eveline Widmer Schlumpf war sehr, sehr gut. Staatsmännisch! (Wie heisst die weibliche Form dieses Wortes???) Ein Vermächtnis. - Jetzt geht sie zurück in ein Familienleben. Sie wird Privatperson. Das berührt mich - wohl, weil das alles bei mir auch noch nicht lange zurückliegt. - Herr Parmelin hingegen berührt mich nicht. Ein SVP-Mensch musste es sein, aber wo bleiben die Frauen? Und SVP ist nun mal nicht meine Partei. Wir werden sehen, ob Parmelin ein ganzer Bundesrat sein wird. Wir werden sehen, ob die SVP-Leitung Verantwortung für die ganze Schweiz übernimmt. Wenn sie "DAS VOLK" sagen, meine sie immer bloss die eine Hälfte.
Dienstag, 8. Dezember 2015
Wolle, Wolle, nichts als Wolle
"Schnee, Schnee, nichts als Schnee!" so beginnt das Urner Krippenspiel. Heute aber war ein Herbsttag vom feinsten. Schnee haben mein Sohn und ich nur in weiter Ferne als imposante Schneeberge gesehen, als wir "z'Bärg" gingen am Schluss unseres Ausflugsprogramms.
Von Anfang an: Ich hatte mit Stefan um zehn Uhr in Langenthal abgemacht. Von dort fuhren wir noch kurz mit einem Züglein nach Huttwil, wanderten gen Bern und fanden Spycher-Handwerk problemlos. Nur - war da überhaupt offen? Keine einladende Tür empfing uns. Geschlossener Holzeingang ohne Schmuck. Ist da wer? - Wir haben uns hineingetraut, und da war Wärme und Schaf-Ziegen-Geruch. Im vorderen Teil werden allergattig Felle verkauft. Dann Seifen zu tausenden und in allen Farben. Weiter hinten alles fürs Bett, dann Pelz- und Filzpantoffeln. Wo aber ist die Wolle?
Wir wurden zu einem Durchgang gewiesen und kamen in einen neuen Raum, und da war die Wolle. Wolle, Wolle, nichts als Wolle. In allen Farben, in allen Feinheiten, vom Schaf, vom Alpaka, vom Kamel. Zum Filzen, zum Stricken. Ein himmlisches Gefühl, überall hinzulangen, anzulangen. Fein, fein, möchte ich haben. Das auch noch und das. Aber mein Taschengeld! - Ich habe vier Knäuel Alpakawolle gekauft in je einer anderen Farbe. Schöne Farben. Schönheit.
Von Anfang an: Ich hatte mit Stefan um zehn Uhr in Langenthal abgemacht. Von dort fuhren wir noch kurz mit einem Züglein nach Huttwil, wanderten gen Bern und fanden Spycher-Handwerk problemlos. Nur - war da überhaupt offen? Keine einladende Tür empfing uns. Geschlossener Holzeingang ohne Schmuck. Ist da wer? - Wir haben uns hineingetraut, und da war Wärme und Schaf-Ziegen-Geruch. Im vorderen Teil werden allergattig Felle verkauft. Dann Seifen zu tausenden und in allen Farben. Weiter hinten alles fürs Bett, dann Pelz- und Filzpantoffeln. Wo aber ist die Wolle?
Wir wurden zu einem Durchgang gewiesen und kamen in einen neuen Raum, und da war die Wolle. Wolle, Wolle, nichts als Wolle. In allen Farben, in allen Feinheiten, vom Schaf, vom Alpaka, vom Kamel. Zum Filzen, zum Stricken. Ein himmlisches Gefühl, überall hinzulangen, anzulangen. Fein, fein, möchte ich haben. Das auch noch und das. Aber mein Taschengeld! - Ich habe vier Knäuel Alpakawolle gekauft in je einer anderen Farbe. Schöne Farben. Schönheit.
Montag, 7. Dezember 2015
Nebel, wirklicher Nebel
Bei Hochnebel fühlt es sich nicht so feucht an, wie wenn der Nebel um uns ist, hier ist, seine Tröpfchen spürbar sind auf der Haut. Heute ist so ein wirklicher Nebeltag. Grau, düster. - Macht es etwas? - Reto sagt, dass er das hasst. Ich habe keine Zeit, mich darum zu kümmern. Am Morgen war ich einkaufen. Genug zum Denken und Nichtvergessen! Dann habe ich gekocht für drei Erwachsene und drei kleine Mädchen. Es war nicht perfekt. Die Maiskügelchen fielen auseinander, dabei wollte ich "Fingerfood" zu Judith bringen. Das muss besser gehen! Ich habe schon überlegt, wie ich es ein andermal versuche, falls mein "Catering" wieder mal gewünscht ist. Aber zuzuschauen, wie die drei kleinen Mädchen "gefuttert" haben, machte Spass. Wie der Boden nach dem Essen aussah auch. Geputzt hat das Tagesmami, nicht die Catering-Grossmutter.
Samstag, 5. Dezember 2015
Müsste noch...
Schon wieder war ich in der Stadt. Fallen mir immer noch Menschen ein, denen ich etwas Kleines auf Weihnachten schenken möchte. Zum Beispiel ein wenig Schokolade. Die eine, von der ich nachgekauft habe, kenne ich schon, aber die anderen zwei nicht. Also probieren. Ich kann doch nicht Dinge verschenken, zu denen ich nicht stehen kann. (Ehhhm - gestern habe ich ein Buch verschenkt, das ich erst zur Hälfte angelesen habe. Ich meine mein Exemplar. Die Beschenkten bekamen ein neues, unverblättertes Buch. Nur eben, ich kann noch nicht dazu stehen.) - Probieren mussten wir auch die Guetzli, die wir geschenkt erhalten haben. Und Sorte für Sorte durchdiskutieren. Dazu mussten wir, Reto und ich, alle kennen. - Heute Abend sind wir zu Gast. Ich muss noch meinen Probierbauch abtanzen. Essen und Trinken bei unseren Gastgebern sind immer fein und reichlich. Los, Musik anmachen! Ich müsste nicht nur, ich muss, sonst halte ich nicht durch.
Freitag, 4. Dezember 2015
Auswärts essen
Wir sammeln in einem Säuli Einfränkler. Ab und zu gehen wir auswärts essen und kommen uns gross vor. Dabei haben wir einfach gut Fränkli aussortiert. - Heute war es wieder so weit. Mit uns ins Restaurant am Eulachpark kamen Retos Schwester und der Schwager. Für sie war das Essen ein Geburtstagsgeschenk. Nicht vom Säuli. - Wir haben fein gegessen und nicht den Wein getrunken, den uns der Wirt vorgeschlagen hat. Esther wollte herself auslesen. Weinkarte studieren ist mein Ressort, und ich mache es gern. Samt dem Probieren. Immer mehr Servierpersonal begreift, dass auch frau das kann. - Ich habe einen Primitivo ausgesucht. Fruchtig. Mit vollem Beerenduft. Ha, soll ich noch mehr fantasieren? - Jedenfalls war der Wein ganz nach meinem Geschmack. Zum Wohlsein und ein erfülltes Wochenende!
Donnerstag, 3. Dezember 2015
Noch nie...
Heute habe ich die letzten Weihnachtsgeschenke gekauft in der Stadt. Noch nie war ich so früh dran. Ob es jetzt endlich einmal möglich ist, die Adventszeit als innere Vorbereitungszeit zu begehen, wie ich das schon immer und immer vor hatte??? Aber man kann ja immer noch umso mehr Weihnachtspost schreiben oder an den Details werkeln. Ach wie wichtig ist doch das farblich assortierte Schnürchen zum Papierchen! Und warum nicht ein Schoggiherzli beilegen oder einen Goldstern aufkleben. Huch, ich sollte in die Stadt! Ich habe doch noch nicht alles. Innerlichkeit ist dieses Jahr besonders schwierig, wo die äussere Welt drunter und drüber geht.
Dienstag, 1. Dezember 2015
"Echli Längiziit" (Sehnsucht)
Wenn wir Besuch gehabt haben und es war schön - es ist immer schön - beginne ich die lieben Menschen zu vermissen, kaum haben wir Abschied genommen. Das ist sogar bei denen so, die ganz in unserer Nähe wohnen und erst recht bei denen, die fern hausen. -Noch ist das Lachen von gestern in der Luft. Noch riecht es ein bisschen nach gebrannten Mandeln vom Weihnachtsmarkt. Noch brummt die Musik vom "Kafisatz" in den Ohren. Aber sie sind gegangen, abgefahren, kommen lange nicht wieder. Und erst noch diejenige, die angemeldet war und nicht gekommen ist! "Echli Längiziit"! Bleibt nur, die Erinnerung zu kultivieren und nächste Begegnungsmöglichkeiten zu planen. Mich zu fragen, ob ich "echli" spinne. Ein wenig bin wie meine Grossmutter väterlicherseits, die nur zufrieden war, wenn am Sonntag die ganze Sippe ihren Zitronenmelissentee trank.
Freude herrscht!
Reto rennt. Er kann nicht anders, und ausserdem ist so viel Schönes bei uns los. Heute Besuch, morgen Besuch, am Freitag Besuch. Gestern war "nur" Judith zum Kaffee da mit zwei kleinen Mädchen. Da musste ich schnell ein Steckenpferdli basteln für Kaya, weil sie eines abgebildet sah und nicht "draus" kam. Da bin ich dann nicht nur gerannt, sondern auch getrabt und galoppiert. Aber ich brauche meine Socken demnächst wieder, mit denen ich den Rössli-Kopf gestopft habe. Auf die Schnelle. Ob das gut kommt? Kaya nicht reklamiert? - Sowieso - was mein ist, gehört neuerdings auch ihr. Hat sie behauptet, mein Zimmer sei ihr Zimmer. - Aber zurück zu heute: Ich muss/darf in die Küche. Reto hat Stühle geholt im Keller, der Wein wird folgen. Ich muss die Pfannen schwingen.
Montag, 30. November 2015
Die Gegenwart
"Die Gegenwart ist immer eine Enttäuschung." so hat Martin Caparros, ein argentinischer Schriftsteller in einem Interview gesagt. Er hat untersucht, weshalb der Hunger auf der Welt immer noch nicht zu Ende geht. Alle wissen, dass man die Sättigung für alle organisieren könnte, aber man tut es nicht. Ob es mit der Klimakonferenz auch so ist. Reto hat gesagt, Demonstrationen seien doch nicht mehr nötig. Alle hätten es begriffen, dass es fünf vor zwölf sei. Aber, meine ich, das ist es doch schon sehr lange, fünf vor zwölf. - Ist die Gegenwart immer eine Enttäuschung? - Es kommt wohl drauf an, was man erwartet. Meine Gegenwart ist voller Freude, aber auch belegt mit einer Zukunftsbangnis, die sich nicht mehr auf mich, aber auf meine Kinder und unser Kindeskind bezieht.
Sonntag, 29. November 2015
Besinnliche Stimmung
Es ist Erster Advent. Bald war er, weil es ist schon fast sechs Uhr abends. Ich bin gerade von der Stadt heim gekommen. Aber ich war weder am Weihnachtsmarkt noch am Sonntagseinkauf. Ich habe gestaunt über das ganze Volk, das da unterwegs war. Ich selber sass mit meiner Besten Freundin zwei Stündchen im "National". Wir haben geplaudert und Kaffee getrunken. Dabei ist mir aufgefallen, wie zufrieden ich im Moment mit meinem Leben bin. Wir haben gelacht und gesagt, das müssten wir geniessen - eine gute, altersgelassene Zeit, ehe wir mit Demenz in einer geschlossenen Abteilung landen. "Hast du Angst?" hat die Freundin gefragt. - Nein, das habe ich nicht. Es kommt wie es kommt, und jetzt ist es wie es ist. Gut ist es.
Samstag, 28. November 2015
Eingekauft...
Der Metzger hat gestaunt, wie viel Fleisch wir zwei eingekauft haben, aber geht ihn eigentlich nichts an, dass wir heute Abend einen Tisch voll Besuch haben, oder! Als der Einkaufswagen schon voll war, kamen die persönlichen Wünsche: Ein Sudokuheft für mich und nach Monaten wieder einmal "DIE ZEIT" mit vielen Leseempfehlungen. Sehr gefährlich für mein Taschengeld! - Reto brauchte ein neues Rätselheft und einen Blumenstock namens Weihnachtsstern. Bald ist unsere Wohnung übervoll Advent und Weihnachten. Aber Reto findet immer noch etwas zum Aufhängen - gestern Abend nicht "Aladins Wunderlampe", aber Stefans. Gebastelt beim exakten Lehrer Diem in der fünften Klasse. Seither bringt sie alljährlich warmes Licht in die Advents- und Weihnachtsstube. - Gestern Abend hat Reto seine ganzen Aussenlichtlein getestet. Kaya war dabei und ist vor lauter Begeisterung herumgehüpft und hin und her gerannt, um alles, alles ganz genau zu sehen.
Freitag, 27. November 2015
Gutenachtgeschichte
Heute brauche ich mit Bestimmtheit keine Gutenachtgeschichte. Ich bin jetzt um 19 Uhr schon müde genug zum Einschlafen. Vielleicht ein bisschen TV-Dösen. - Wir hatten fast sechs Stunden ein einjähriges Meiteli zum Hüten bei uns. Nicht die Enkelin; sie ist zwar auch gekommen mit Mami, Papi und Götti. Um uns zu unterstützen. Und die beiden Mädchen hatten ein richtiges "Chäferfest" miteinander. Die Erwachsenen ihrerseits auch, nur anders. - Eben, ich brauche keine Gutenachtgeschichte.
Donnerstag, 26. November 2015
Schöner Morgen!
Wir sind mitten drin. Bereiten den Advent und Weihnachten vor. Heute Morgen haben wir die ersten Guetzli gebacken. Und es machte richtig Spass mit Reto, Judith, Kaya und Sarina. Mailänderli und Cornflakes-Hüüfeli und Haselnusstännchen. Nachher haben wir alle miteinander Zmittag gegessen. Zum Dessert bekamen wir alle von jeder Guetzlisorte ein Stück. Welche sind die besten?
Man muss. - Man muss trotz der schrecklichen Weltlage so leben, wie man es richtig findet. Ich finde es schön und richtig, die Festzeiten des Jahres miteinander zu teilen. Man muss. - Man muss sich freuen. Man muss sich treffen. Man muss etwas Schönes miteinander erleben.
Man muss. - Man muss trotz der schrecklichen Weltlage so leben, wie man es richtig findet. Ich finde es schön und richtig, die Festzeiten des Jahres miteinander zu teilen. Man muss. - Man muss sich freuen. Man muss sich treffen. Man muss etwas Schönes miteinander erleben.
Mittwoch, 25. November 2015
Weihnachten wirft sein Licht voraus
Reto rennt mit der Leiter im Garten herum. Bald wollen wir in die Stadt. Aber vorher soll noch die letzte Lichterkette an die hohe Akazie. Ich glaube, nächstes Jahr sollten wir neue Bäume oder Hecken pflanzen, damit noch mehr Lichtlein...Seit seiner Jugendzeit schlägt Retos Herz für Weihnachtsbeleuchtungen. Schon bei seinen Eltern schlang er Lichterschleifen um einen Tannenbaum im Garten. Jene farbigen Glühlämpchen waren nicht Wetter tauglich. Deshalb musste ein jedes mit Alufolie umwickelt werden zum Schutz vor Nässe. Bin gespannt, wann er dieses Jahr alles erleuchten lässt. Aber vorher muss er die Kletterei auf der Akazie heil überstehen. - Oh, nun ist es der Ahorn, nicht die Akazie! Weniger hoch. Bin froh.
Dienstag, 24. November 2015
Voll von Freude
Ich wollte heute über Tomi Ungerer schreiben, der vom "Tagi-Magi" in Irland besucht wurde. Schöner Text. Aber jetzt ist es Abend, und ich bin voller Freuden frisch von heute. Nicht gelesenen. Erlebten.
Am Morgen forderte uns Judith an, Kaya sei krank. Mittagessen als Störköchin für drei Erwachsene und zwei Kinder gut hingekriegt. Mit Reto ein paar Häuser weitergetragen - und dort war Kaya zum Glück wieder zwäg. Wohlsein unter dem Dach unserer Tochter.
Am Nachmittag hat Reto seine Neuerwerbung, den Rosenbogen, weihnächtlich dekoriert mit den Tannzweigen, die wir gestern im Wald geholt haben und einem Teil seiner vielen Lichtlein. Ich gebe zu, mir macht es auch Freude. Aber ich habe noch was zu basteln: Kaya hat sich Tiere zum Aufhängen gewünscht. An Reto's Bogen. Viele Tiere. Ich habe in der Stadt brauchbare gesehen, aber nicht gekauft. Das kann ich auch. Morgen.
Ja, die Stadt! Ich war in fünf Läden und habe in vieren eingekauft. Eher Kleinware. Als ich aus dem letzten Laden trat, war die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Und echt - Winti hat doch die schönste!!! Unter den grossen Sternen zu gehen, macht Freude, voll Freude!
Am Morgen forderte uns Judith an, Kaya sei krank. Mittagessen als Störköchin für drei Erwachsene und zwei Kinder gut hingekriegt. Mit Reto ein paar Häuser weitergetragen - und dort war Kaya zum Glück wieder zwäg. Wohlsein unter dem Dach unserer Tochter.
Am Nachmittag hat Reto seine Neuerwerbung, den Rosenbogen, weihnächtlich dekoriert mit den Tannzweigen, die wir gestern im Wald geholt haben und einem Teil seiner vielen Lichtlein. Ich gebe zu, mir macht es auch Freude. Aber ich habe noch was zu basteln: Kaya hat sich Tiere zum Aufhängen gewünscht. An Reto's Bogen. Viele Tiere. Ich habe in der Stadt brauchbare gesehen, aber nicht gekauft. Das kann ich auch. Morgen.
Ja, die Stadt! Ich war in fünf Läden und habe in vieren eingekauft. Eher Kleinware. Als ich aus dem letzten Laden trat, war die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Und echt - Winti hat doch die schönste!!! Unter den grossen Sternen zu gehen, macht Freude, voll Freude!
Montag, 23. November 2015
Reto's neueste Anschaffung
Die Adventszeit naht. Mein Ehemann bekommt nie genug von "allergattig" Lämpchen und weiterem Schmuck. Wo aber all die Lämpchen befestigen, dass die Vorbeigehenden die ganze Pracht sehen? - Da wir seit dem Frühling einen Gartenhag zum Schutz unserer Enkelin haben, könnten da auch Lichtlein drapiert werden. Aber nicht so "blutt". Tannenäste müssen her. Und wie wäre es mit einem Metallbogen über dem Gartentörchen? - Heute hätte ich geholfen, das Metallteil zusammen zu "mechen", aber Reto mochte nicht auf mich warten. Er hat alles selber installiert. Nur in den Wald durfte ich mit, um herumliegende Tannenäste mit schönen Tannzapfen dran zu finden. Tragen durfte ich die zwei Taschen voll dann auch nicht. Männersache! Ich bin zum Staunen da.
Sonntag, 22. November 2015
Was ist Literatur?
Wenn Hansjörg Schneider, der Erfinder von Kommissar Hunkeler, einen Traum schriftlich festhält, wird das veröffentlicht. Wenn er schreibt, dass er nicht viel Spannendes träumt, wird das veröffentlicht. Wenn er ein ziemlich normales Tagebuch schreibt, wird das veröffentlicht. Und ich lese alles gern, was er veröffentlicht. Zuletzt sein öffentliches Tagebuch "Nilpferde unter dem Haus". Einem Schriftstellerkollegen von ihm, Dieter Forte mit Namen, geht es wohl ebenso. Er schreibt: "Ich beobachte mit Vergnügen, wie ein Autor Alltag in Literatur verwandelt. Schneider kann das meisterhaft." - Was aber ist Literatur?
Samstag, 21. November 2015
Amarone
Wir waren zum Mittagessen eingeladen von unseren Vermietern, weil Reto so gut zum Haus schaut. Es hat noch nicht geschneit auf dem Taggenberg, aber kalt ist es geworden. Wir sassen gut. Am grossen Fenster, von dem aus man auf Wülflingen sieht. Nach dem Wülflinger Weisswein kam ein wunderbarer Amarone auf den Tisch. Vor lauter Reden war ich vielleicht die einzige, die den Wein wirklich zu schätzen wusste. Mehr als die Wokpfanne, die auf meinem Teller lag. Gemüse halbroh, sehr knackig. Alles ertränkt in Soyasauce. Viel. Aber der Amarone, der Amarone! - Es braucht nicht alles perfekt zu sein. Wenn das Gespräch leicht und fröhlich läuft, man sich offensichtlich sympathisch ist und der Amarone so wundersam die Kehle hinunterkullert, genügt das vollauf für ein kleines Samstagsglück.
Freitag, 20. November 2015
Jeden einzelnen Regentropfen
Wir sind einkaufen gegangen, und es hat geregnet. Das Einkaufen ist nicht das Besondere, aber der Regen schon. Ich begrüsse jeden einzelnen Regentropfen und freue mich, dass Schlatt u.a. bald wieder eigenes Wasser haben wird. Noch nie bisher konnte ich mich einfühlen in die Medizinmänner ferner Völker, die für Regen getrommelt haben. Noch nie bisher habe ich mir Sorgen gemacht, wie das mit dem Wasser bei uns und weltweit weitergeht. Jetzt haben wir einen winzig kleinen Vorgeschmack bekommen. Die Klimakonferenz in Paris beginnt bald (30. November), aber es reicht nicht, wenn PolitikerInnen sich Gedanken machen. Wir alle sind zum Denken und HANDELN aufgefordert. UMDENKEN!
Donnerstag, 19. November 2015
"Trauerränder" unter den Fingernägeln
Heute Morgen haben wir Enkelin Kaya (bald 2 1/2 Jahre alt) zur Arbeit gebeten. Ihr Gärtchen bei uns war einzuwintern. Sie kam stolz und packte echt mit an. Die noch schönen Ringelblumen zu einem Strauss fürs Mami binden. Alles andere ausreissen und in den Henkelkorb werfen. Gut durchhacken und restliche Wurzeln ausrechen. Neue Erde mit dem "Sändelikübeli" heranschaffen und einhacken. Dann das Schönste: Blumenzwiebeln aussuchen, auf dem Gärtchen verteilen und einsetzen. Schon beginnt die Vorfreude auf den Frühling.
Am Nachmittag dann eine erneute Runde Einwintern. Diesmal nur Reto und ich. Ausreissen, zurückschneiden, abräumen. Reto hat unsere Tulpenzwiebeln um die Akazie gesteckt.
Dass die schwarze Erde unter den Fingernägeln als "Trauerrand" bezeichnet wird, drückt meine Stimmung aus. Sie bezieht sich dieses Jahr nicht hauptsächlich auf den kommenden Winter. Ich trauere um unsere Welt, die längst ein Sturmwind erfasst hat. Niemand weiss, wohin wir geblasen werden, ob, wo und wie wir landen können.
Am Nachmittag dann eine erneute Runde Einwintern. Diesmal nur Reto und ich. Ausreissen, zurückschneiden, abräumen. Reto hat unsere Tulpenzwiebeln um die Akazie gesteckt.
Dass die schwarze Erde unter den Fingernägeln als "Trauerrand" bezeichnet wird, drückt meine Stimmung aus. Sie bezieht sich dieses Jahr nicht hauptsächlich auf den kommenden Winter. Ich trauere um unsere Welt, die längst ein Sturmwind erfasst hat. Niemand weiss, wohin wir geblasen werden, ob, wo und wie wir landen können.
Mittwoch, 18. November 2015
Einwintern
Ich kann es mir kaum vorstellen, dass es am Wochenende schneit bis in die Niederungen. Dass es Minustemperaturen geben wird. Die Vorstellung fällt mir schwer. Ausserdem haben wir "Meteo Schweiz" schon einmal vertraut - und dann gab es keinen verbreiteten Frost, wie sie gesagt hatten. - Trotz allen Unglaubens, Halbglaubens, Wenigvertrauens haben wir heute begonnen, unser Gärtchen einzuwintern. Letzten Rucola ernten und Pesto mixen. Letzte Kapuzinerblümchen in die Vase gestellt. Kaya geschrieben, dass sie morgen zur Arbeit aufgefordert ist: Ihr Gärtchen muss auch gerodet werden. Wäre schön, wenn sie ein paar Blumenzwiebeln selber stecken könnte, auf dass sie im Frühling staunt über Blühendes!
Dienstag, 17. November 2015
Wieder nach Hause gekommen
Kater Nepomuk nervt manchmal, weil er ein ganz grosser Bettler ist. Er streicht mir um die Beine, geht vor meinen Füssen mal links mal rechts. Ich fürchte, dass er mich zu Fall bringen könnte. Und doch - er ist ein "Schmuser". Er ist anhänglich und häuslich. Wie sehr ich ihn mag, habe ich gemerkt, als er gerade mehr als vierundzwanzig Stunden nicht nach Hause kam. Katze Peppina tut das öfters. Wir denken sogar, dass sie eine zweite Familie hat, wo sie auch gefüttert wird. Ist sie sich gewohnt von Pfarrers Köchin in Wassen. - Nepomuk also - überfahren, eingesperrt??? - Ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen. Wie war ich froh, als er heute Morgen wieder da war! Da bekam er ganz viel Streicheleinheiten und noch ein Häppchen und noch ein Häppchen. - Heute nun ist Reto "auf der Leutsch". Ich habe ihm schon mal einen Berliner gekauft als Belohnung, wenn er wieder nach Hause kommt.
Montag, 16. November 2015
Das schöne Wetter trügt
Ich habe das Tagebuch einer palästinensischen Friedensfrau fertig gelesen. Sie hofft ganz stark, dass ihre Enkelkinder Frieden in Palästina erleben werden. Dafür arbeitet sie unablässig. Hält Seminare ab in Palästina selbst vor allem für Frauen und bringt ihnen gewaltlose Friedensstrategien in Familie und Politik bei. Sie fährt wieder und wieder nach Europa, um ihre Anliegen zu vertreten. Sie ist mutig und entschlossen, obwohl sie soooo viel Leid sah und selbst erdulden muss. - Paris ist schrecklich. Syrien ist schrecklich. Die israelische Besatzung in den palästinensischen Gebieten ist schrecklich. Die Hoffnung aufzugeben, dass es besser werden kann, wäre am allerschrecklichsten.
Sonntag, 15. November 2015
Samstag, 14. November 2015
Übersetzung
Ich will keinesfalls über die Walnussschalenrutschbahn - was für ein langes, schönes Wort - erzählen, die gestern erfunden werden musste. Sogar der Grosspapi musste in technischen Fragen zugezogen werden. - Ich will nur über den Süssmost berichten, den Enkelin Kaya sehr liebt. Im Moment haben wir ein Fünfliterpack von Biobauer Valentin Baumann kühl lagernd auf einem roten Stuhl im Freien. Kaya trat mit dem Grosspapi auf den Sitzplatz, um zu sehen, wie dieser das Hähnchen aufdrehte und der Süssmost in Kaya's Fläschchen floss. - Fragte das Kind: "Hat es noch mehr?" - Der Grospapi antwortete: "Noch etwa einen Liter. Sag du das dem Grosi." - Klein-Kaya verstand "Liter" nicht, aber den Sinn der Aussage sehr wohl. Sie übersetzte fürs Grosi: "Es goht no wiiter." (= es hat noch einen Liter.) - Nein, über die Walnussschalenrutschbahn kann ich nicht auch noch berichten.
Freitag, 13. November 2015
Unwissen
Da fällt mir doch der Kinnladen runter: Im Facebook behauptet eine Frau, die Reformierten hätten sich von der Leitkultur abgetrennt anno dazumal und hätten eine andere Religion gegründet, eine nicht-christliche. Reformierte seien also keine Christinnen und Christen sondern nur Reformierte. Die Dame geht dann sehr herablassend mit den Abgesprungenen um.
Ich war reformiert und wurde katholisch und bin heute eher "nichts". Aber es macht mich sternswütend, wenn Leute nichts wissen, nichts wissen wollen, aber alles Mögliche oder Unmögliche behaupten. Mit der gleichen Arroganz richten sie über Menschen anderer Kulturen. Ohne sich kundig zu machen. Ohne sich für die Schönheiten und Feinheiten der anderen im geringsten zu interessieren.
Ich war reformiert und wurde katholisch und bin heute eher "nichts". Aber es macht mich sternswütend, wenn Leute nichts wissen, nichts wissen wollen, aber alles Mögliche oder Unmögliche behaupten. Mit der gleichen Arroganz richten sie über Menschen anderer Kulturen. Ohne sich kundig zu machen. Ohne sich für die Schönheiten und Feinheiten der anderen im geringsten zu interessieren.
Donnerstag, 12. November 2015
Erinnerung und Sehnsucht
Ich behalte ja jedes Fitzelchen-Fetzelchen auf. Einerseits, weil man das alles noch mal brauchen könnte. Andererseits, weil mich an alles etwas bindet. "Etwas" heisst wohl, dass ich mich erinnere, wo ich das rote Papier gekauft habe, wofür ich es ursprünglich gebraucht habe. Ich erinnere mich daran, dass der Blüemlistoff eine selbstgemachte Konfi meines Schwagers dekorierte. Könnte doch ein Höschen für Kaya's Bäbi werden. Oder so.
"Ohne Erinnerung und Sehnsucht ist das Leben sinnlos." schreibt old Lady Jane Gardam, die mit 87 Jahren eine Romantrilogie fertig gestellt hat.
An Erinnerungen mangelt es mir nicht. Ich bewege mich gern in ihnen. Bin recht versöhnt mit dem, was war. Vieles war gut und sehr gut. Über dem Rest liegt Schweigen oder aber Hoffnung - dass ich nämlich noch das und jenes verstehen lerne, dass noch das und jenes abheilt. Ist wohl für jede und jeden so, wenn wir ehrlich sind. - Aber was ist mit der Sehnsucht? - Alles gehabt, nichts mehr nötig? - Zu vernünftig, um noch etwas zu ersehnen?
Die alte Dame, Jane Gardam, erinnert mich daran, dass ich bestimmt nicht die Hände in den Schoss legen möchte, solange noch so vieles möglich ist. Meine Sehnsucht geht dahin, meine Zeit zu füllen und nicht nur verstreichen zu lassen. Wie ist das mit den unzähligen TV-Sofa-Abenden, an denen ich unerfüllt zu Bett gehe? Ich tue nicht, was ich ersehne.
"Ohne Erinnerung und Sehnsucht ist das Leben sinnlos." schreibt old Lady Jane Gardam, die mit 87 Jahren eine Romantrilogie fertig gestellt hat.
An Erinnerungen mangelt es mir nicht. Ich bewege mich gern in ihnen. Bin recht versöhnt mit dem, was war. Vieles war gut und sehr gut. Über dem Rest liegt Schweigen oder aber Hoffnung - dass ich nämlich noch das und jenes verstehen lerne, dass noch das und jenes abheilt. Ist wohl für jede und jeden so, wenn wir ehrlich sind. - Aber was ist mit der Sehnsucht? - Alles gehabt, nichts mehr nötig? - Zu vernünftig, um noch etwas zu ersehnen?
Die alte Dame, Jane Gardam, erinnert mich daran, dass ich bestimmt nicht die Hände in den Schoss legen möchte, solange noch so vieles möglich ist. Meine Sehnsucht geht dahin, meine Zeit zu füllen und nicht nur verstreichen zu lassen. Wie ist das mit den unzähligen TV-Sofa-Abenden, an denen ich unerfüllt zu Bett gehe? Ich tue nicht, was ich ersehne.
Mittwoch, 11. November 2015
Traumtag im Tessin
Ja, ja, ja, wir haben das GA wieder und nutzen es. Mit einigen anderen sind wir gestern nach Lugano gefahren. Und dann war es einfach nur wunderschön. Von den Ossi bucchi mit Safranrisotto auf den Tellern über den langen Spaziergang am See zu den riesigen Vermicelles und schliesslich dem kurzen Besuch in einer Papetterie, in der viel Selbstgemachtes verkauft wird. "Mein Mann ist Buchbinder" sagte die Deutschschweizerin, die mir die Karte mit dem "Gadereeteli" (= Rotbrüstchen auf Urnerisch) und die zwei Minicouvertli verkaufte. So einen Laden wünschte ich unserem Sohn Stefan! Aber eben, die Lage müsste stimmen, und das Handwerk muss gekonnt sein. "Nur mit dem Laden kämen wir nicht aus." bedauerte die Dame. "Wir beliefern noch viele andere mit Selbsthergestelltem." Tönt nach viel Arbeit!
Montag, 9. November 2015
Ausflug am Montag - never again
Aber sicher machen wir auch an Montagen weiterhin Ausflüge, wenn's passt. Nur nicht nach Stein am Rhein. Heute aber waren wir dort. Sehr wenig Leute. Sehr wenig Restaurants offen. Wir wollten endlich Burg Hohenklingen besteigen, aber zum Glück lasen wir vorher, dass zu ist. Könnten wir mit dem Schiff davon fahren? Wo ist der Schiffsfahrplan? Um die Ecke versteckt gefunden. Der Schiffsfahrplan von 2016. Die Saison ist zu Ende. Trost im Schoggiladen. Nach einem sauren Vermicelle - wer parfumiert die Kastanienwürmer mit Zitrone; schräg, sehr schräg - nahmen wir den nächsten Zug nach Hause. Nicht mal ein Reh entdeckte Reto auf der Heimfahrt. Nie wieder am Montag nach Stein am Rhein!
Sonntag, 8. November 2015
Restenessen am Sonntag
Gestern Abend hatten wir Besuch. Ich habe einen Apéro mit Gemüse und drei Dipssaucen gerichtet, noch ein bisschen Weichkäse mit Baumnüssen garniert. Es kam gut an, aber es gab Resten. - Reto hat einen "Suure Mocke" (Rindsbraten drei Tage gebeizt) geschmort. Dazu hat er ein Risotto genau auf den Punkt gebracht. Röselikohl und Rüebli setzten Farbakzente. Fein, sehr fein! Aber es gab Resten. - So werden wir heute ein Restenmahl geniessen und dabei gewiss noch über den gestrigen Abend reden, aber auch über den heutigen Tag und auf morgen vorausschauen. Resten schätzen, aber nicht bei ihnen stehen bleiben.
Samstag, 7. November 2015
Ferien spielen
Gehen und wieder kommen muss man lernen. Kaya übt in meiner Nähe. - "Tschau, tschau!" sagt sie zu mir, wenn sie geht. Und: "Dänn gsehsch mi nümme, wenn ich i de Ferie bi." - Natürlich bedaure ich das lautstark - und schon kommt sie wieder. "Jetz gsehsch mi wieder. Da bin ich." - Und dies zwanzig und mehr mal. Wehe, wenn ich nicht adäquat reagiere! Mein Text muss sitzen. Einfach bloggen, das geht nicht. Muss ... Bis morg...
Freitag, 6. November 2015
Äufnen
Wer hat mir als Kind Geschichten erzählt? - Der Wind, der Wind. - Wer hat meinen Wortschatz geäufnet? - Die Erdkrume, das Katzenbaby, die Blätter am Baum.
Heute sprach klein -Kaya aus dem Kinderwagen dies bedeutende Wort: "Alle Bäume sind kahl." - Mir verschlug es meine abgebrühte Sprache. Das Wort "kahl" habe ich bestimmt in der vierten, fünften Klasse Primarschule kennen gelernt, als unser Lehrer, Paul Rüegger, polterte, wir dürften im Aufsatz nicht immer schreiben "schön, schön, schön". Es gäbe präzisere Adjektive. Allerdings mahnte mein Journalisten-Götti, Adjektive sollte man äusserst sparsam verwenden. Ansonsten werde die Schreibe blumig.
Fast bin ich sicher, aber nicht ganz, dass Kaya das Wort "äufnen" nicht versteht oder verwendet. Kennt es ja nicht einmal mehr mein Duden, nicht einmal mein 24bändiges Lexikon. Ich bin mir gar nicht sicher, dass man mich heute noch versteht.
PS. "äufnen" bedeutet ansammeln, mehren
Heute sprach klein -Kaya aus dem Kinderwagen dies bedeutende Wort: "Alle Bäume sind kahl." - Mir verschlug es meine abgebrühte Sprache. Das Wort "kahl" habe ich bestimmt in der vierten, fünften Klasse Primarschule kennen gelernt, als unser Lehrer, Paul Rüegger, polterte, wir dürften im Aufsatz nicht immer schreiben "schön, schön, schön". Es gäbe präzisere Adjektive. Allerdings mahnte mein Journalisten-Götti, Adjektive sollte man äusserst sparsam verwenden. Ansonsten werde die Schreibe blumig.
Fast bin ich sicher, aber nicht ganz, dass Kaya das Wort "äufnen" nicht versteht oder verwendet. Kennt es ja nicht einmal mehr mein Duden, nicht einmal mein 24bändiges Lexikon. Ich bin mir gar nicht sicher, dass man mich heute noch versteht.
PS. "äufnen" bedeutet ansammeln, mehren
Donnerstag, 5. November 2015
Einmal rundum
Ich habe meinen Mittagskaffee unter dem beinahe entblätterten Ahorn getrunken. Die Sonne war da und ist da. Der Ginkgobaum von Nachbars - welch ein gelbes Leuchten! Ich habe alles getan, was ich tun konnte: Ringelblumen geerntet und in Öl eingelegt für spätere Salbe. Rosenblätter "hampfele"weise (Hände voll) eingebracht für spätere Meersalz-Rosenbäder. Kapuzinerli gelb und orange in Sektglas gestellt für ... - für nichts Besonderes. Weil sie schön sind und mich am Abend an die Sonne des Tages erinnern. Ich vergesse ja so schnell. Vergesse sicher bald, wie es sich anfühlt, mich an der Sonne stehend rundum zu drehen. Gaaaaanz laaaaangsam, dass jeder Körperteil sich wärmen kann. Warmer Rücken, Warme Hüften. Warmer Bauch. Warmes Herz. Bis die kalte Nacht aufsteigt. So schnell vergesse ich.
Mittwoch, 4. November 2015
Heute ist "Rääbeliechtli-Umzug"
Wie sich alles unendlich wiederholt. Rääbeliechtli bei den eigenen Kindern und jetzt also mit Kaya. Sie kann das Lied zum Anlass selber singen, und sie freut sich aufs Mitlaufen heute Abend. Bleibt nur, dass wir unsere zwei Räben beschneiden. Ich darf auch, was neu ist. Bei unseren Kindern war das den Vätern vorbehalten. Von den Kindergärtnerinnen so bestimmt. Das Stöhnen hör ich noch: "Muss das sein?!" - Es musste, aber jetzt ist alles freiwillig. Wir tun es nicht einmal für Kaya - wir tun es für uns. Aber "Rääbebappe" (Räbenbrei) ess ich nicht, nein, ess ich nicht, niemals mehr!!!
Dienstag, 3. November 2015
Wenn ein Philosoph Notizen macht
Dank der Bibliothek lese ich Bücher, die ich mir niemals kaufen würde. - Was schreibt ein Philosoph vor sich hin, wenn er sich nur Notizen macht? - Ich lese "Zeilen und Tage" von Peter Sloterdijk. Manchmal verstehe ich seitenlang nichts oder nicht viel. Gelegentlich drifte ich in Gedanken ab, weil mich nicht packt, was der Mann zu Ödipuskomplex, Freud und Sexualität von sich gibt. Halt ein Mann! Und wo bleibt Sloterdijiks Alltag? Sitzt der Mensch dauernd am Pult und denkt und schreibt, mal unterbrochen von Ehrungen in aller Welt, die er einheimst? Er ist ja in meinem Alter. Muss man ernten, was man gesät hat. Dazu ein Zitat von Seite 150:
"Das Prinzip des höheren Lebens ist übender Fleiss. Geboren sind wir schon, zur Welt kommt nur, wer sich vorwärts arbeitet."
Ein anstrengendes Leben führt der Herr Philosoph. Noch ein Zitat:
" Keine Rechtszusage hält dich am Leben, es ist nur deine eigene von Tag zu Tag erneuerte Unverfrorenheit, die dich weiter auf dem Posten bleiben lässt."
Mich halten ausserdem Spass, Freude, Genuss und Beziehungen auf dem Posten. Gestern habe ich das Kinderlied "I ghöre es Göggli" umgedichtet. Ganz weltlich. Ohne "Glöggli", das ja die "Betzeitglocke" meint, die zum Abendgebet ruft. Dafür bekomme ich keine Lorbeeren.
"Das Prinzip des höheren Lebens ist übender Fleiss. Geboren sind wir schon, zur Welt kommt nur, wer sich vorwärts arbeitet."
Ein anstrengendes Leben führt der Herr Philosoph. Noch ein Zitat:
" Keine Rechtszusage hält dich am Leben, es ist nur deine eigene von Tag zu Tag erneuerte Unverfrorenheit, die dich weiter auf dem Posten bleiben lässt."
Mich halten ausserdem Spass, Freude, Genuss und Beziehungen auf dem Posten. Gestern habe ich das Kinderlied "I ghöre es Göggli" umgedichtet. Ganz weltlich. Ohne "Glöggli", das ja die "Betzeitglocke" meint, die zum Abendgebet ruft. Dafür bekomme ich keine Lorbeeren.
Montag, 2. November 2015
Und dann kam die Sonne
Ich warte heute morgen darauf, dass sie wieder kommt, die Sonne. Gestern hat sie auf einen Schlag alles anders gemacht. Aus Lustlosigkeit wurde überschäumende Freude. Zum "Bäumli" hinaufzusteigen war trotz Rückenweh ein Bedürfnis. Und siehe, auch der Rücken wurde warm und streckte sich wohlig im Sonnenschein. Weil (fast) alle Bänkli besetzt waren, "mussten" wir zur Terrasse des Restaurants Goldenberg weitergehen. Dort war "tout Winterthur", trank Süssmost und ass Vermicelles. Letzteres wir auch. Und wir sassen an der Sonne, bis sie unterging.
Heute lese ich Ingeborg Bachmanns Gedicht "An die Sonne", während Reto seit Stunden unterwegs ist, um die Walliser Sonne zu geniessen.
Heute lese ich Ingeborg Bachmanns Gedicht "An die Sonne", während Reto seit Stunden unterwegs ist, um die Walliser Sonne zu geniessen.
Sonntag, 1. November 2015
Drei Essen, zwei Geburtstage nicht vergessen
Eine Seite wenden in der Agenda - was ist im neuen Monat schon alles vorgemerkt? - Drei Essen und zwei Geburtstage, die nicht vergessen sein wollen. - Ist dies die grosse Freiheit der Pensionierten oder schon eher ein Angstszenarium? Huch, wie füllen wir die Tage?
Aktiv im Alter bedeutet eben auch, dass man sich die Agenda selber füllen muss. Bei uns ist es so, dass wir genug Ideen hätten, es aber bei der Ausführung oft harzt. Wir wissen, dass die Sonne in der Höhe scheint, aber wir wollen nicht in überfüllte Züge steigen. Wir lieben es, mit anderen am Tisch zu sitzen, aber wer von uns zweien greift zum Telefon. - Ich erinnere mich an meinen Götti im Alter, der sich zu nichts mehr aufraffen konnte. Der sagte: "Ich habe auf dich gewartet."
Es kommt wie es kommt. Es novembert.
Aktiv im Alter bedeutet eben auch, dass man sich die Agenda selber füllen muss. Bei uns ist es so, dass wir genug Ideen hätten, es aber bei der Ausführung oft harzt. Wir wissen, dass die Sonne in der Höhe scheint, aber wir wollen nicht in überfüllte Züge steigen. Wir lieben es, mit anderen am Tisch zu sitzen, aber wer von uns zweien greift zum Telefon. - Ich erinnere mich an meinen Götti im Alter, der sich zu nichts mehr aufraffen konnte. Der sagte: "Ich habe auf dich gewartet."
Es kommt wie es kommt. Es novembert.
Samstag, 31. Oktober 2015
Oben blau, unten grau
Noch blühen gelbe, rosa und rote Rosen in unserem Garten. Noch leuchtet der Ginkgobaum von vis-à-vis gelb, gelber geht es gar nicht. Noch stehen die Kapuzinerli aufrecht. Noch hat es ein paar Blätter am Ahorn. Aber morgen ist der November da, und den November fürchte ich Jahr für Jahr. Wohl eher, weil er einen schlechten Ruf hat, als weil er mir etwas angetan hätte. Meist ist er genau wie die anderen Monate so schnell herum, dass ich nicht dazu komme, seiner Schwere zu erliegen. Aber wahr ist, dass wir seit Tagen unter einem grauen Himmel einher gehen, während in den Bergen Sonne pur ist. Den Fotos unserer Facebook Freundinnen haben wir nur Friedhofsbilder entgegenzusetzen.
Freitag, 30. Oktober 2015
Restwärme
Der Sommer ist vorbei. Bunte Postkarten meiner/unserer Freundinnen und Freunde an der Pinwand erhalten eine gute Restwärme in mir. Naxos, Porlezza, Alghero, Gersfeld in der Rhön und wie die Orte alle heissen, wo "man" war. Und überall immer Sonne. Immer klares Wasser und sauberer Strand. Ich freue mich nochmals über die Grüsse, jetzt, wo ich die Karten abhänge mangels Platz an der Pinwand. Der "Highland bull" kommt in mein Zimmer an die Wand. Zu herzig der schottische "Muni" , von dem man vor lauter Zottellocken nur ein Auge sieht! Und ja, ein paar Leute, die Karten geschickt haben, möchten wir gern demnächst sehen. Auch ein paar, die keine Karten geschickt haben. Restwärme erneuern, ergänzen zu Wärme, die im Winter vorhält.
Donnerstag, 29. Oktober 2015
Grauer Allerleitag
Sie sind auch nicht zu verachten, diese Nieselregentage, an denen man keine Ausreden hat und endlich Liegengebliebenes macht. Ich habe ausgeliehene DVDs zurückgebracht und meine Mutter auf dem Friedhof "besucht". Das hat zweieinhalb Stunden beansprucht, ehrlich wahr. Weil ich zwei Busse nehmen muss, um auf den Rosenbergfriedhof zu gelangen. Weil ich die Wohnung des DVD-Besitzers treppauf und treppab suchen musste. Weil ich mich erstmals ins Einkaufszentrum Rosenberg wagte. Dort habe ich Reto ein "Blüemli" gekauft, weil er "echli chrank isch".
Mittwoch, 28. Oktober 2015
Reisen
Seit wir wissen, dass wir bald wieder ein GA haben werden, sprudeln unsere Ideen, wohin wir reisen könnten, was wir uns ansehen möchten. Keine Schere mehr im Kopf, die radikal alles abschneidet, was Reisekosten verursacht. Wir können wieder spontan schnell in den Kanton Uri, der niemals so hinterwäldlerisch oder -berglerisch ist, wie er gerade in den Medien dargestellt wird. Missstände sollen aufgedeckt werden. Unbedingt. Aber alle 39 000 Menschen in einen übelriechenden Topf zu werfen, das geht denn doch nicht! Wo uns doch mindestens 1000 davon sehr lieb sind! - Reisen - schnell nach Stein am Rhein, die kleine Schöne. Aufs Schiff mit dem GA. Meine Freundin treffen. In die Stadt, wann immer. Nicht überlegen, ob man alles zu Fuss machen müsste.
Sind nicht unsere Ansprüche eher bescheiden?! - Ich will nicht nach New York, wo ich noch nie war. Ich will nicht die ganze Welt sehen. Ich bin froh, wenn ich die Freiheit habe, mich in der Schweiz nach Herzenslust zu bewegen. Und Reto freut sich darauf, doch noch das ganze Bahnnetz abzufahren. Irgendwo in der Westschweiz fehlen noch ein paar Bähnchen, und hat er nicht im Wallis noch nicht alles bereist?! - Zwei GAs gegen die Zukunftsangst. Es kommt, was kommt, das Alter. Jetzt reisen wir.
Dienstag, 27. Oktober 2015
Rösslispiel
Ein "Rösslispiel"" ist gemäss Wörterbuch eine "auf Jahrmärkten und Volksfesten aufgestellte, sich im Kreis drehende Scheibe mit verschiedenartigen Aufbauten". Grässlich, diese technische Definition eines Karussells! Wobei "Karussell" in meinen Aargauer Ohren fern tönt, fremd. Ein "Rösslispiel" aber riecht nach Gebrannten Mandeln, schmeckt nach Magenbrot, verspricht schon von fern viel kindliches Vergnügen. Oh, diese Pferdchen! Diese Kutsche! Andere Aufbauten braucht es gar nicht. Kinderglück bis heute.
Nochmals Peter Bichsel: Er hat ein Miniaturrösslispiel, das er laufen lässt, wenn er Stille braucht. Die Musik sei ja so fein, dass sie nicht stört sondern die Stille wohltuend unterstützt. Und dann hat Peter Bichsel erzählt, wie er als Bub das Rösslispiel erlebt hat. Erstmals war er alleine unterwegs - weg von den Eltern, zurück zu ihnen. Alleine unterwegs, aber sicher. Und genau so empfindet er die Eisenbahn - als "spiessbürgerliches Fluchtinstrument mit gesicherter Rückkehr". - Wir haben vor zwei Wochen das GA abgegeben und heute beschlossen, dass wir es unbedingt wieder brauchen. Flüchten müssen wir nicht, aber freiheitlich reisen wollen wir schon.
Nochmals Peter Bichsel: Er hat ein Miniaturrösslispiel, das er laufen lässt, wenn er Stille braucht. Die Musik sei ja so fein, dass sie nicht stört sondern die Stille wohltuend unterstützt. Und dann hat Peter Bichsel erzählt, wie er als Bub das Rösslispiel erlebt hat. Erstmals war er alleine unterwegs - weg von den Eltern, zurück zu ihnen. Alleine unterwegs, aber sicher. Und genau so empfindet er die Eisenbahn - als "spiessbürgerliches Fluchtinstrument mit gesicherter Rückkehr". - Wir haben vor zwei Wochen das GA abgegeben und heute beschlossen, dass wir es unbedingt wieder brauchen. Flüchten müssen wir nicht, aber freiheitlich reisen wollen wir schon.
Montag, 26. Oktober 2015
Peter Bichsel im "Persönlich" (SRF 1) mit Eliana Burki zusammen (Alphorn)
Dass der sich traut! - Zu sagen, was er denkt. Eine Frage erst nach langer Pause zu beantworten. Überhaupt ewige Pausen zwischen den Sätzen, den Wörtern zu machen. Sich zu wiederholen und nochmals zu wiederholen, bis alle es "gekopft" oder "geherzt" haben. - Seine Selbstironie hat mich oft laut lachen lassen. Prosecco z.B. ist ihm zu wenig rot. Seine "arme Geige" hat er jahrelang "gequält" und sie ihn. - Aber er hat die Schweizer Rocker insgesamt beleidigt. Krass übertrieben. Das ist (auch) Peter Bichsel. Er sei ein "trotziger Minderheitenmensch". Und dann sagt er so wunderbare Sachen: "Es ist ein Luxus, in der (finanziellen) Unsicherheit zu leben... Wir haben viel Geld gebraucht, wenn wir viel hatten und wenig, wenn wir wenig hatten. Wunderbar, zwei Wochen reich zu sein. Auf die Länge wäre es langweilig." - Und noch dieses: "Ich hatte zum Glück eine Kindheit ohne Kultur und Hochkultur und mit sehr wenig Büchern. Ich habe alle fünfe mehrmals gelesen."
Sonntag, 25. Oktober 2015
Gestern waren wir im Wald, einfach nur im Wald
Sprach Kaya aus dem Kinderwagen heraus dies wahre Wort: "Es isch es wunderbars Wätter!" - Und wunderbar fanden wir drei die ganze kleine Unternehmung: Am Schloss Hegi vorbei in die Hegmatten einbiegen, bis zum Bach ohne Wasser gehen, dort nach rechts, Kistenpassstrasse überqueren, auf den Waldrand zuhalten und endlich in den Wald hinein tauchen. Wir staunten die hohen Bäume an. Wir zählten auf, was man aus gefällten Baumstämmen alles machen kann. Wir fragten einen Jogger, der dreimal an uns vorbeirannte, ob er im Kreis laufe. "Nein", sagte er, "ich suche meine Frau." - Als er zum vierten Mal kam, rief er schon von weitem: "Ich hab sie." - Die Cevi-Mädchen wiederum hatten etwas anderes - versteckte Orangen hatten sie finden müssen hinter unserem Zvieri-Bänkli. Ganze Schwärme von Vögeln überflogen uns. Ich glaube, es waren Tauben, obschon ein Vater seinem Söhnchen von Zugvögeln nach Afrika erzählte. Pferde sahen wir so viele, dass es fast langweilig wurde. Reh keines. Fuchs keinen. Aber als wir zurück kamen, waren wir Erlebnis-voll und ein bisschen müde, so wie es sich gehört für so einen wunderbaren Tag.
Samstag, 24. Oktober 2015
69 Jahre alt ist sie...
Ich habe einen Artikel über Ursula Hauser gelesen. Lehrerin, Psychotherapeutin, Kämpferin für Gerechtigkeit. Sie arbeitet mit traumatisierten Menschen, vor allem Frauen, in Südamerika und im Gazastreifen. Sie benennt, was sie sieht, mit deutlichen Worten. "Wer ein Bewusstsein hat, kann die Augen nicht verschliessen. Nicht vor dem Leiden, nicht vor dem, was in Syrien oder Palästina passiert. Es ist auch mein Problem." - Kürzlich habe ich von einem SVP-Politiker gelesen, der einer aus Syrien geflüchteten Frau mit kleinen Kindern ins Gesicht sagen würde, sie habe die Reise in die Schweiz umsonst angetreten; sie müsse wieder zurück. - "Wer Bewusstsein hat..." - Mir macht Angst, was passiert. Mir macht vor allem Angst, dass die ohne Bewusstsein die Mehrheit im Land zu sein scheinen. Hoffentlich bleibt die Menschlichkeit nicht auf der Strecke. Oder tut sie das schon? Im heutigen "Tagi" steht, dass ein Mann, der bei uns Asyl bekommt, seine Mutter und seine Schwestern nicht zu sich holen darf. Verschärftes Asylrecht. Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer kann den Gedanken ertragen, dass Familien auseinander gerissen bleiben. Mir macht es das Herz schwer.
Freitag, 23. Oktober 2015
Hilfeeee schon elf Uhr!
Ich darf, muss ein Feuer entfachen. Wir wollen bräteln. Beschlossen haben wir das bei einem blauen Himmelsloch. Unterdessen hat der Hochnebel wieder alles dicht gemacht. Aber ich ziehe keine Handschuhe an, höchstens einen Grillhandschuh rosaroter Farbe. Wäähhh! Essen werden wir an der Wärme. Gut, dass wir eine geheizte Wohnung haben! Ich habe gelesen, dass es einen Schriftsteller sehr nervt, dass wir satten, warmgehaltenen Bürgerinnen und Bürger so wenig dankbar seien. Der Menüplan von Flüchtlingen allüberall in Europa bestehe aus Wasser, Weissbrot, Bananen und Schokolade - wenn überhaupt. Das stand andernorts. Und die Bilder dazu zeigten Kinder, Frauen, Männer, die frieren. Stunden lang, Tage lang, Nächte lang frieren. Sie kommen aus zerbombten Städten. Sie kommen und kommen. Sie wussten nicht, was tun, ehe sie sich auf den Weg als letzte Möglichkeit machten. Und jetzt wissen wir nicht, was tun mit den vielen, vielen. Ich auch nicht. Manchmal weiss ich auch nicht, wie ich mich noch freuen kann oder dankbar sein kann über das Grillgut auf dem Feuer und die warme Stube. Ratlosigkeit, grosse Ratlosigkeit.
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Gemeint...
Bis unlängst habe ich gemeint, dass ich eigentlich nicht gern spiele. Aber das ändert sich vorzu. Gestern habe ich mit Kaya echt Blödsinn gemacht, und wir haben laut gelacht, bis Grosspapi nachgeschaut hat, was im Badzimmer los sei. Eigentlich war er schuld daran, dass wir viel Schaum im Lavabo hatten. Er hätte nur ein bisschen Duschgel ins Händewaschwasser nach dem Malen geben sollen, aber es kam viel aus der Flasche. Ich machte Kaya vor, wie man mit Schaum in die Hände klatschen kann, dass es eine wahre Schaumschlägerei gibt. Schaum am Spiegel, Schaum auf unseren Haaren. Kommentar von Kaya an die Grossmutter: "Du bist doch kein Kind!" - ??? -
Dienstag, 20. Oktober 2015
Neunhundertachtundsechzig Seiten fertig gelesen
William Somerset Maughams Roman "Der Menschen Hörigkeit" ist ausgelesen. Angenehm und unangenehm war die Lektüre. Plätscherte vor sich hin, faszinierte in ihrer "Gewöhnlichkeit", will sagen, ihrer allgemeinen Menschlichkeit. Es heisst nicht "eines Menschen Hörigkeit" sondern "DER Menschen Hörigkeit". Wir alle. Irgendwie. Vielfältig. Immer wieder. Dauernd? - William Somerset Maugham nimmt uns/mir alle Illusionen über das Leben und über unsere Bedeutung für die Welt. Wir sind nur Menschen. Wir tun, was wir sollen und wollen, aber auch NICHT wollen. Wir verstehen uns ein Leben lang selbst nicht. Aber das macht nichts. Ist keine Schuld. Ist einfach so. Wird am besten mit einem Lächeln quittiert.
Montag, 19. Oktober 2015
Oktopusse
Ich habe im "Tagi-Magi" einen Artikel über Oktopusse gelesen. Diese Vielarmigen sind sehr intelligent und in der Lage, eine Beziehung zu Menschen aufzunehmen. Eine Oktopus-Forscherin schwärmt über ihre Forschungssubjekte: "Oktopusse haben mich gelehrt, dass Wunder nicht auf eine einzige Art beschränkt sind und dass unsere Welt viel überraschender, komplexer, heiliger und seelenvoller ist, als wir uns je vorstellten." - Manch eine oder einer wird sich fragen, was ich zu den Wahlen von gestern meine. - Ja, eben, Wunder gibt es trotzdem noch! Man muss sie erhoffen und ersehnen und ihnen eine Möglichkeit geben. Zwar habe ich schlecht geschlafen, aber die Welt und die Schweiz gehen nicht unter - jedenfalls nicht sofort. Und keinesfalls bin ich bereit, die Wahlgewinner als "Proletariat" zu bezeichnen, wie das ein Facebook-Freund tut. Ich verstehe einfach nicht, dass viele Menschen sich von Rüpelinnen und Rüpeln Gutes versprechen.
Sonntag, 18. Oktober 2015
Feiern mit der ganzen Familienbande
Verbunden, verbandelt, Familienbande! - Wir haben heute Feiertag: Zwei Geburtstage werden begossen, und für mich sind 40 Jahre Reto-Kennen und 39 Jahre mit ihm Verheiratet-Sein auch gute Gründe zum Feiern. Sind doch all die lieben Menschen, die heute am Tisch sitzen werden, daraus hervor gegangen. Sei es durch Geburt unserer ewig geliebten Kinder, sei es durch die Liebe unserer Kinder zu ihren Partnern, sei es als Spross aus dieser Liebe. Jedenfalls rüsten und schnippseln Reto und ich gern Kartoffeln, Rüebli und mehr. Öffnen wir gern ein paar Flaschen Weissen und Roten. Es lebe die Sippe! Ich liebe das Festen.
Samstag, 17. Oktober 2015
Aktiv zu Hause
Hey, hey, warum habe ich orange Finger? - Ach, ja, Wasserfarbe - ich habe einen Bilderrahmen selbst gebastelt. Perfekt ist er nicht, aber das Bild hängt. Und an der grünen Hose sind weisse Flecken - Mehlrückstände vom Guetzlibacken. Eingekauft habe ich auch, und das Geschirr von gestern Abend ist abgewaschen. Jetzt um halb vier Uhr nachmittags ist Feierabend.
Freitag, 16. Oktober 2015
Und die Gesundheit?
Wir haben kein GA mehr und müssen grausam aufpassen, das Mehrfahrtenkärtchen abzustempeln. Ich habe die zwei Sorten heute auch noch verwechselt: Mit bestem Gewissen bin ich mit dem Kärtchen für eine Stunde gute zwei Stunden unterwegs gewesen. Habe die Brille nicht aufgesetzt und mich vertan. Echt, ich wollte nicht betrügen. Das erste Mal schon!
Ich fahre gern Bus. Schaue mir die Leute an. Überlege, wie sie vielleicht leben, was ihnen wichtig ist, ob sie schon gewählt haben. - Wer hat noch nicht gewählt? Sofort tun! Rechtsrutsch vermeiden. Bitte, bitte, bitte!!! - Ich höre den Leuten zu, wenn überhaupt wer spricht. Heute ein kräftiger junger Mann zu einem, der mir im Rücken sass: "Und die Gesundheit?" - Der Befragte ist zufrieden, wie es ihm geht. Als er ausstieg, sah ich, dass er sich auf einen Stock stützen muss und schon recht alt ist. Und wohl ein Muslim ist und der junge Mann auch. Sie kennen sich vielleicht von der Moschee. Das hat mich berührt, wo Reto und ich doch die meisten Menschen, die wir kennen, von der Kirche kennen.
Ich fahre gern Bus. Schaue mir die Leute an. Überlege, wie sie vielleicht leben, was ihnen wichtig ist, ob sie schon gewählt haben. - Wer hat noch nicht gewählt? Sofort tun! Rechtsrutsch vermeiden. Bitte, bitte, bitte!!! - Ich höre den Leuten zu, wenn überhaupt wer spricht. Heute ein kräftiger junger Mann zu einem, der mir im Rücken sass: "Und die Gesundheit?" - Der Befragte ist zufrieden, wie es ihm geht. Als er ausstieg, sah ich, dass er sich auf einen Stock stützen muss und schon recht alt ist. Und wohl ein Muslim ist und der junge Mann auch. Sie kennen sich vielleicht von der Moschee. Das hat mich berührt, wo Reto und ich doch die meisten Menschen, die wir kennen, von der Kirche kennen.
Donnerstag, 15. Oktober 2015
Sich warm halten
Die gestrige Nacht haben beide Katzen in der Wohnung verbracht. Das bedeutet, dass es kalt ist oder kalt wird. Im Sommer sehen wir Peppina nicht sehr viel, aber der Sommer ist vorbei. Die siebenjährige Katzendame hat auf meiner Bettdecke geschlafen. Das wird sie jetzt wieder meist tun. Und wir? Was tun wir, wenn der Sommer vorbei ist? Reto hat die letzten Bohnen gepflückt. Ich werde nochmals Kapuzinerkresse-Pesto machen. Auf den Samstag ist Bodenfrost angesagt. Nachher sind die schönen Kapuzinerli hin. Abends brennen wieder Kerzen. Mich dünkt, in der zweiten Jahreshälfte muss man sich sehr darum bemühen, dass es der Seele gut geht.
Mittwoch, 14. Oktober 2015
Das volle Programm
Heute ist der letzte Tag, an dem wir per GA in der Weltgeschichte herum fahren können. Da wir es weit nicht amortisiert haben, verzichten wir in Zukunft auf diese luxuriöse Annehmlichkeit. Etwas Vernunft darf im Spiele sein. - Ich fahre heute nur in die Stadt und zurück. Aber am Montag waren wir relativ spontan in Altdorf. Ich fand, nirgends gebe es besseres Trockenfleisch für die Schneidmaschine als im Kanton Uri. Reto wollte unsere Fleischschneidmaschine im Keller versorgen, aber mir ist sie Symbol für Urner Gastfreundschaft. Ich brauche ihren Anblick in der Küche. - Bevor wir zum "Arnold" gingen, bewegten wir uns im Reussdelta, so weit es mein Fall-Bein zuliess. Mir genügt eine Viertelstunde hin, eine Viertelstunde her, um restlos glücklich zu sein. Wir haben das volle Programm bekommen. Einen Kormoran gesehen, zwei Graureiher, vier Teichhühner, einen Distelfink, einen grossen dunkelgelben Schmetterling unbekannten Namens, viele Blesshühner und Stockenten und vor allem eingetaucht in ein frühherbstliches Gesamtkunstwerk. Vom Liebengott kreiert oder so. Jedenfalls herzstärkend, Jubel auslösend, Wunder-schön. Grosse Dankbarkeit gegenüber den menschlichen Erschaffenden und Erhaltenden! Auch ohne GA kommen wir wieder.
Montag, 12. Oktober 2015
Bruno, mein kleines schwarzes Güggeli
Kinder haben ihre Kuschel- und Schlaftiere. Sie reden mit ihnen, spielen mit ihnen Rollenspiele. - Ich habe mir kürzlich im "Chinerlade" ein kleines, schwarzes, weiches Güggeli, eben ein Kuscheltierchen gekauft. Enkelin Kaya findet das normal, ich selbst schäme mich ein bisschen. - Gestern Nacht habe ich mit Bruno geredet. Bin ich noch normal? - Der Kinofilm "45 years" hat mich arg gebeutelt. Auch, weil Reto wieder mal übersehen hat, wie hübsch ich mich angezogen habe. Das schönste neue Pullöverchen mit weissem Krägli - wirklich apart. Und dann war ich wieder mal soooo enttäuscht, dass mein Aufwand nicht wahrgenommen wurde. Kam der Film mit all seinen Stereotypien von Mann und Frau dazu. Die Frau redet, der Mann schweigt. Sie sieht alles, er übersieht das meiste. - Also, ich habe dann gestern Abend auch nicht mehr viel gesagt, bis ich eben mit Bruno geredet habe. Ist doch so, dass wir alle ständig nebst einem äusseren Dialog auch einen inneren führen. (Erwachsenen-)Ich, Es (Kinder-Ich), Überich (Eltern-Ich) - diese drei Bereiche unserer selbst wollen zum Zuge kommen und sind, wenn es gut geht, in Harmonie. Mein Es, das Kinder-Ich, war traurig. In der Gestalt von Bruno wurde es begrüsst. Mein Über-Ich schmunzelte, und mein Erwachsenen-Ich fand, da hätte ich mich wieder einmal selbst überlistet - im Erbärmlichen wie im Aufbauenden. Die Harmonie ist wieder hergestellt, und Reto darf bleiben, der er ist - ein Mann.
Sonntag, 11. Oktober 2015
Im Kino
Seit gestern ist die vorherrschende Farbe bei uns grau. Grauer Himmel von morgens bis abends. Dazu gemäss Reto "merklich kühler". Mich stört der Biswind weniger. Aber wir haben uns ein indoor-Sonntagsprogramm gewählt: Mit dem Zug in die Stadt. Auf direktem Weg ins Kino "Loge" und dort im Stuhl versinken. In der Pause ein Schoggi-Cornet geniessen.
Der Film "45 years" allerdings ist nicht kuschelig. Es geht um ein Ehepaar, das ein Fest zum 45. Hochzeitstag vorbereitet. Unerwartet wird die ehemalige Freundin des Mannes vom Eis frei gegeben, in das sie vor 50 Jahren gestürzt war (Gletscherspalte). Der Mann versinkt in der fernen Vergangenheit. Seine Frau wird von Unruhe und Eifersucht geplagt. War sie immer nur Ersatz?
Reto und ich haben uns im Oktober 1975 kennengelernt. Es klingen Themen bei uns selbst an im Nachgang an den Film. Auf dem Heimweg haben wir darüber geredet. Leichen im Keller oder im Eis haben wir zum Glück nicht, aber Unsicherheiten manchmal wohl. Und natürlich sehen wir uns im alten Ehepaar auch, was die Körperhaltung und die Bewegungen betrifft. Und die eingespielten "Mödeli".
Einmal fragt sich die Frau, warum man eigentlich vergesse, was glücklich macht.
Der Film "45 years" allerdings ist nicht kuschelig. Es geht um ein Ehepaar, das ein Fest zum 45. Hochzeitstag vorbereitet. Unerwartet wird die ehemalige Freundin des Mannes vom Eis frei gegeben, in das sie vor 50 Jahren gestürzt war (Gletscherspalte). Der Mann versinkt in der fernen Vergangenheit. Seine Frau wird von Unruhe und Eifersucht geplagt. War sie immer nur Ersatz?
Reto und ich haben uns im Oktober 1975 kennengelernt. Es klingen Themen bei uns selbst an im Nachgang an den Film. Auf dem Heimweg haben wir darüber geredet. Leichen im Keller oder im Eis haben wir zum Glück nicht, aber Unsicherheiten manchmal wohl. Und natürlich sehen wir uns im alten Ehepaar auch, was die Körperhaltung und die Bewegungen betrifft. Und die eingespielten "Mödeli".
Einmal fragt sich die Frau, warum man eigentlich vergesse, was glücklich macht.
Samstag, 10. Oktober 2015
Buntes Glück
Während sich die Bäume röten, gelben und bräunen, habe ich gestern meine Postschublade gesichtet und aufgeräumt. Ich musste Platz schaffen für neue Briefe und Karten, die mir erhalten bleiben sollen. Nun liegt eine braune, leere Kartonschachtel bereit, die gewiss Briefkastenkostbarkeiten für ein ganzes Jahr aufnehmen kann. Ich warte also auf ...
Ich warte nicht und erwarte niemals von irgend einem Menschen, dass mir geschrieben wird, auf dass ich zufrieden sei. Ich bin zufrieden, ja, mehr als das! Ich habe voller Glück auf die bunten Karten und Briefe geschaut, die mir in meinem Leben je zukamen. Mein Vater hat nach Israel geschrieben. Mein Götti hat schriftlich erklärt, weshalb er für einmal nicht mit mir Weihnachten feiert. Er hat mir die Bücher erläutert, die er mir geschenkt hat. Und meine Kinder haben in jedem Alter ihrer Mutter Komplimente gemacht. Gar, sie sei eine gute Hausfrau! Reto hat Blümchen gezeichnet.
Mehr, viel mehr an buntem Glück liegt in dieser sattprallen grossen Schublade. Ich habe nur aussortiert, was sich ein für allemal erledigt hat. Auch dies ist manchmal Glück.
Ich warte nicht und erwarte niemals von irgend einem Menschen, dass mir geschrieben wird, auf dass ich zufrieden sei. Ich bin zufrieden, ja, mehr als das! Ich habe voller Glück auf die bunten Karten und Briefe geschaut, die mir in meinem Leben je zukamen. Mein Vater hat nach Israel geschrieben. Mein Götti hat schriftlich erklärt, weshalb er für einmal nicht mit mir Weihnachten feiert. Er hat mir die Bücher erläutert, die er mir geschenkt hat. Und meine Kinder haben in jedem Alter ihrer Mutter Komplimente gemacht. Gar, sie sei eine gute Hausfrau! Reto hat Blümchen gezeichnet.
Mehr, viel mehr an buntem Glück liegt in dieser sattprallen grossen Schublade. Ich habe nur aussortiert, was sich ein für allemal erledigt hat. Auch dies ist manchmal Glück.
Freitag, 9. Oktober 2015
Gestern
Gestern war Reto an der OLMA, und unser Computer ist wieder für einen Tag ausgestiegen. Mein "Fall-Bein" hat nur erlaubt, zehn Minuten im nahen Park zu spazieren. Schritt für Schritt ganz bewusst ein- und ausleiten. Da merkt man plötzlich, wie fein es ist, einfach so vor sich hin zu gehen, ohne sich etwas dabei zu denken. - Ich habe den Tag mit Klaus Merz verbracht. Dem erst gerade entdeckten Aargauer Schriftsteller. Ich habe eine Fernsehproduktion geschaut, wo Klaus Merz zu seinem 70. Geburtstag per Auto in seiner Heimat herumfährt und uns sein Elternhaus und mehr zeigt - natürlich Aargauer Dialekt redet und mir so nahe kommt. Literaturkritiker haben Gedichte von ihm gelesen und interpretiert. Ja, der Klaus Merz kann schreiben! - Ich habe dann gelesen in "Brandmale des Glücks". Wie dieser Merz nur schon auf einen solchen Titel kommt!?
Um halb sechs Uhr abends ist Reto heimgekommen und hat von Käse und Salatsauce berichtet. Er hat degustiert und recherchiert. Zum Beispiel, was es auf dem Markt gäbe, um Fensterscheiben rationeller putzen zu können. Einer von uns muss ja am Boden bleiben und den Alltag aufrecht halten. Ich drifte in den Herbstblues ab.
Um halb sechs Uhr abends ist Reto heimgekommen und hat von Käse und Salatsauce berichtet. Er hat degustiert und recherchiert. Zum Beispiel, was es auf dem Markt gäbe, um Fensterscheiben rationeller putzen zu können. Einer von uns muss ja am Boden bleiben und den Alltag aufrecht halten. Ich drifte in den Herbstblues ab.
Mittwoch, 7. Oktober 2015
Zwischentag
Ich will nicht gerade behaupten, heute müsse ich büssen für den Übermut von gestern, aber heute mag ich nicht. Mein Sturz vom Samstag ist noch nicht auskuriert. Ich schlafe immer noch schlecht, weil mein linkes Bein auf Seitenlagerung schlecht zu sprechen ist. Aber auf dem Rücken hält es mich auch nicht lange. So döse ich nächtens und höre immer wieder Radio. Und doch möchte ich den gestrigen Tag nicht ungeschehen machen. Auch weil es gut tut, etwas auszuhalten, durchzuhalten. Und vor allem, weil es mich heute zum Lachen bringt, an gestern zu denken.
Dienstag, 6. Oktober 2015
Zoo Zürich
Wir hatten Glück: Das Wetter war uns hold, bis wir uns am Schluss ins Restaurant setzten. Kaya fand auch, dass das Grosi einen Kaffee trinken dürfe; sie spiele dann unterdessen auf dem Spielplatz.
Wir hatten Glück: Der Königstiger, der faul hinter einem dicken Baumstamm lag und sozusagen nur die Öhrchen zeigte, stand plötzlich auf und demonstrierte seine ganze Grösse und Herrlichkeit. Was für ein Tier!
Wir hatten Glück: Das Würstchen in Kayas Hot-dog war knapp lang genug, um ihren Hunger zu stillen. Vom Brötchen bekamen dann die hungrigen Spatzen ein wenig, aber nicht viel.
Wir hatten Glück: Dass wir unsere Enkelin für einen Tag ausleihen durften und so den Zoo nochmals neu und anders erleben konnten. Allerdings sprach sie im Zug kurz vor Oberwinterthur ein grosses Wort: "Kaya will Mami und Papi ganz selber erzählen. Du darfst nicht." (Wir haben uns leider kaum dran gehalten. Keine Geduld und selber so viel Lust vom schönen Tag zu berichten.)
Wir hatten Glück: Der Königstiger, der faul hinter einem dicken Baumstamm lag und sozusagen nur die Öhrchen zeigte, stand plötzlich auf und demonstrierte seine ganze Grösse und Herrlichkeit. Was für ein Tier!
Wir hatten Glück: Das Würstchen in Kayas Hot-dog war knapp lang genug, um ihren Hunger zu stillen. Vom Brötchen bekamen dann die hungrigen Spatzen ein wenig, aber nicht viel.
Wir hatten Glück: Dass wir unsere Enkelin für einen Tag ausleihen durften und so den Zoo nochmals neu und anders erleben konnten. Allerdings sprach sie im Zug kurz vor Oberwinterthur ein grosses Wort: "Kaya will Mami und Papi ganz selber erzählen. Du darfst nicht." (Wir haben uns leider kaum dran gehalten. Keine Geduld und selber so viel Lust vom schönen Tag zu berichten.)
Montag, 5. Oktober 2015
Ein erfüllter Tag
Morgens um halb neun Uhr erschien wieder unsere Enkelin bei uns, dann lief der Tag rund und rund. Vom harmlosen Erzählen, Zeichnen zum anspruchsvolleren Zoo Aufbauen mit Playmobilfiguren, die erst im Keller zu suchen und finden waren. Elefanten ohne Ohren aussortieren. Gehege erfinden. Krokodile dürfen niemals mit Kamelen zusammengesperrt werden, Löwen nicht mit Zebras. Aber warum sollen nicht alle, alle Gras und Ringelblumen vom Garten fressen?! Zu realistisch wollen wir heute noch nicht werden. Wir haben ja auch die Amselfedern und -federchen vom Rasen aufgeklaubt, damit wir nicht das Wesen unserer und anderer Katzen erklären mussten. Noch vor dem Mittagessen war der Zoo nicht mehr interessant. Aufräumen mit Kaya. Dann kochen. Den Fischstäbchen sagt sie hartnäckig "Fleisch". Kartoffeln mag sie nicht, aber sie schneidet sie gern zu Brei mit dem Kindermesserchen. Mittagsschlaf geplant, aber zum Schlafen kam Klein-Kaya nicht. Sie eroberte sich zwei Spielkarteien von meinem Büchergestell ums Eck und sagte dann mit Tränen in den Augen als Schutz vor allfälliger grossmütterlicher Verärgerung: "Kaya cha nümme uufruume." - Das bleibt mir also heute Abend zu tun - die Reihenfolge wiederherstellen und überlegen, wo um alles in der Welt ich die Karteien besser hinräume.
Sonntag, 4. Oktober 2015
Gierig zu Fall gekommen
Gestern sind wir zu viert an eine Fotoausstellung im Kanton Bern gefahren. Ich habe auf Facebook Fotos der jungen Frau gesehen, aber jetzt war ich gespannt, was sie öffentlich zeigt. Bei "Glas Trösch" in Bützberg fanden wir den Ausstellungsraum dank guter Unterstützung durch den Bruder der Fotografin.
Die Fotos sind gut. Gute Sujets gewählt und die Bildausschnitte optimal komponiert. Tierbilder, Natur, Objekte aus der bewohnten Welt. Die junge Frau hat ein gutes Auge.
Man konnte einerseits Karten erstehen und andererseits Fotos bestellen. - Nach zwei Schaugängen rundum wollte ich ganz gierig mehrere Fotos bestellen. Diesmal ging ich schnell, schrieb Nummern auf meinen Handrücken, war mit den Augen den Füssen voraus.
Vor lauter Gier bin ich zu Fall gekommen. Eine Werbefläche von "Glas Trösch" hat in Wadenhöhe eine graue Plattform, und auf dieser sass ich plötzlich sehr überraschend und unfreiwillig und bei heftigem Schmerz an der linken Gesässbacke. Auaaaahhh! - Ich wusste nicht, ob ich wieder aufstehen können würde. Und wie sollte ich mit ÖV heim kommen?
Einen Tag danach bin ich zu Hause, aber Reto spaziert ohne mich. Ich habe das Abenteuer Heimreise bestanden, wobei Treppen am schlimmsten waren. - Gut zu erleben war und ist, wieviel Anteilnahme ich bekommen habe. Und gut ist, dass sich nicht alle eilfertig gestellten Diagnosen bewahrheitet haben! Uuuuhhh, diese haben am meisten Angst gemacht!
Die Fotos sind gut. Gute Sujets gewählt und die Bildausschnitte optimal komponiert. Tierbilder, Natur, Objekte aus der bewohnten Welt. Die junge Frau hat ein gutes Auge.
Man konnte einerseits Karten erstehen und andererseits Fotos bestellen. - Nach zwei Schaugängen rundum wollte ich ganz gierig mehrere Fotos bestellen. Diesmal ging ich schnell, schrieb Nummern auf meinen Handrücken, war mit den Augen den Füssen voraus.
Vor lauter Gier bin ich zu Fall gekommen. Eine Werbefläche von "Glas Trösch" hat in Wadenhöhe eine graue Plattform, und auf dieser sass ich plötzlich sehr überraschend und unfreiwillig und bei heftigem Schmerz an der linken Gesässbacke. Auaaaahhh! - Ich wusste nicht, ob ich wieder aufstehen können würde. Und wie sollte ich mit ÖV heim kommen?
Einen Tag danach bin ich zu Hause, aber Reto spaziert ohne mich. Ich habe das Abenteuer Heimreise bestanden, wobei Treppen am schlimmsten waren. - Gut zu erleben war und ist, wieviel Anteilnahme ich bekommen habe. Und gut ist, dass sich nicht alle eilfertig gestellten Diagnosen bewahrheitet haben! Uuuuhhh, diese haben am meisten Angst gemacht!
Samstag, 3. Oktober 2015
Gemischtes Doppel
Nein, von Tennis habe ich keine Ahnung. Schaue ich nie trotz "Roger". Aber heute Morgen bin ich abwechslungsweise am Compi und in der Küche = gemischtes Doppel. - Die Küche ist einfacher. Da backe ich einen Sonntagszopf. Das kann ich. Auch die Speckbananen zum Zmittag werden mich kaum fordern. - Aber am Computer habe ich Restarbeit zu leisten für meinen Pausen-Artikel für die "fama" (Feministisch-theologische Zeitschrift). Die Redakteurin hat sinnvolle Anmerkungen gemacht, und ich muss Änderungsformulierungen "erfinden". Das ist Knobelarbeit. - Gut so! Hirnjogging im Alter ist ein Muss.
Freitag, 2. Oktober 2015
Warum?
Warum malt einer, schreibt eine, filzt die andere, schreinert jener? Warum?
Warum macht die eine ihre Lieblingstätigkeit zum Beruf, bleibt sie doch bei den meisten ein Hobby?
Warum weiss der eine, dass er ein Künstler ist, derweil die andere nicht an sich glaubt?
Warum weiss man so wenig über sich selbst und noch weniger über die anderen?
Warum?
Warum macht die eine ihre Lieblingstätigkeit zum Beruf, bleibt sie doch bei den meisten ein Hobby?
Warum weiss der eine, dass er ein Künstler ist, derweil die andere nicht an sich glaubt?
Warum weiss man so wenig über sich selbst und noch weniger über die anderen?
Warum?
Donnerstag, 1. Oktober 2015
Was ich NICHT gelernt habe
Im Buch "Der Argentinier" von Klaus Merz wird die Lebensgeschichte eines eben Verstorbenen erzählt. Er war jahrzehntelang Lehrer. Aber davor "abenteuerte" er ein paar Jahre in Argentinien als Gaucho und Tangotänzer herum. Deshalb wurde er "Argentinier" genannt und ein wenig bewundert. Die Fähigkeiten, die er sich im fernen Land erworben hatte, flossen in sein künftiges Leben ein. Vor allem Tanzen und Musik machen.
Ich war mit dreiundzwanzig bloss ein halbes Jahr in Israel. Habe ich dort etwas gelernt? (Klar, habe ich.) - Was habe ich in meinem Leben alles NICHT gelernt, das ich nun gern können würde? (Das Eine und Andere könnte ich auch jetzt noch anpacken.) - Ich habe gewiss wie alle ein paar bescheidene Fähigkeiten erworben, aber mir hat immer der Mut gefehlt, etwas daraus zu machen.
PS. Es ist kein Trost nötig, weil ich nach dem Motto lebe "Es ist was es ist". Bei Erich Fried heisst es weiter "Es ist Liebe".
Ich war mit dreiundzwanzig bloss ein halbes Jahr in Israel. Habe ich dort etwas gelernt? (Klar, habe ich.) - Was habe ich in meinem Leben alles NICHT gelernt, das ich nun gern können würde? (Das Eine und Andere könnte ich auch jetzt noch anpacken.) - Ich habe gewiss wie alle ein paar bescheidene Fähigkeiten erworben, aber mir hat immer der Mut gefehlt, etwas daraus zu machen.
PS. Es ist kein Trost nötig, weil ich nach dem Motto lebe "Es ist was es ist". Bei Erich Fried heisst es weiter "Es ist Liebe".
Mittwoch, 30. September 2015
Fort, fort und immer weiter
Bevor ich auf Wanderung gehen konnte, musste ich am Hauptbahnhof in Zürich einen Schal kaufen. Ich hatte mich zu kühl angezogen. Da ist nicht bloss der Herbst gekommen sondern der Vorwinter. Ohne Warm um meinen Hals wollte ich keinen Schritt weiter.
Aber dann gingen wir, meine Beste Freundin und ich, von der Haltestelle "Böni" ob Thalwil zum Waldweiher, wo meine Freundin Schlittschuhlaufen gelernt hat. Wo ihr Götti einem Schwan fast den Hals umgedreht hat, weil dieser Klein-Susi bedroht hatte. - Und wir gingen weiter nach Gattikon oder so, nahmen einen Bus und erliefen den Langenbergnaturpark. Statt Bären zu sichten - ich habe da noch nie Bären gesehen; haben sie überhaupt welche - assen wir Zmittag unter Müttern und schreienden und nicht schreienden Kindern. Weiter ging es zu den Wölfen, wobei wir uns einig sind, dass wir die "Bestien" lieber hinter Gittern haben als in freier Wildbahn.
Irgendwann waren wir wieder in Zürich, wo ich mir das erste Vermicelle genehmigte; das wievielte es bei Susanna war, habe ich vergessen zu fragen.
Und immer wieder stieg bei mir der Liedanfang von "Fort, fort und immer weiter"auf. Beim Weglaufen vom Waldweiher, dem schönen, habe wir das ganze Lied gesungen, manchmal auf lalalala, weil nicht ganz alle Wörter da waren. Aber Google hat sie. Selber kucken bei Bedarf!
Aber dann gingen wir, meine Beste Freundin und ich, von der Haltestelle "Böni" ob Thalwil zum Waldweiher, wo meine Freundin Schlittschuhlaufen gelernt hat. Wo ihr Götti einem Schwan fast den Hals umgedreht hat, weil dieser Klein-Susi bedroht hatte. - Und wir gingen weiter nach Gattikon oder so, nahmen einen Bus und erliefen den Langenbergnaturpark. Statt Bären zu sichten - ich habe da noch nie Bären gesehen; haben sie überhaupt welche - assen wir Zmittag unter Müttern und schreienden und nicht schreienden Kindern. Weiter ging es zu den Wölfen, wobei wir uns einig sind, dass wir die "Bestien" lieber hinter Gittern haben als in freier Wildbahn.
Irgendwann waren wir wieder in Zürich, wo ich mir das erste Vermicelle genehmigte; das wievielte es bei Susanna war, habe ich vergessen zu fragen.
Und immer wieder stieg bei mir der Liedanfang von "Fort, fort und immer weiter"auf. Beim Weglaufen vom Waldweiher, dem schönen, habe wir das ganze Lied gesungen, manchmal auf lalalala, weil nicht ganz alle Wörter da waren. Aber Google hat sie. Selber kucken bei Bedarf!
Dienstag, 29. September 2015
Sich verirren
Wir waren nie in Gefahr, und doch war unsere Verirrung in Edam ein einschneidendes Erlebnis für mich. - Reto und ich wollten den Grosseinkauf für einen Bootstag besorgen. Fröhlich zogen wir los. Edam konnte nicht gross sein, und wir würden schnell einen Supermarket finden. - Die anderen hatten vor, ans Meer zu gehen. Wir dezidiert NICHT. - Aber was fanden wir auf Anhieb? Ein Meer mit besonderer Stimmung. Gerade schien noch die Sonne, aber Wolken zogen auf. Die Fischer sammelten Fische und Gerätschaften ein und verzogen sich nullkommaplötzlich. Wir standen noch und staunten in die aufkommenden dräuenden Wolken. Und rannten dann ins nahe Restaurant.
Eine gute Kaffeeweile später gingen wir wieder los. Nieselregen. Dreimal fragten wir nach dem Supermarket. Beim dritten Mal "stöckelte" Reto vor lauter Verzweiflung fast eine Velofahrerin. Aber sie wies uns den Weg. WIR FANDEN. Wir kauften ein und wollten dann zum Schiff zurück. Und da geschah, was mir eigentlich nie passiert: Ich verlor die Orientierung. Total! Rundum waren Quartierstrassen. Einfamilienhäuser noch und noch. Kein markanter Punkt. Null Kirche. Verlorenheit. Bis wir wieder fragten. "Look there! The Tower!" meinte der Quartiermensch. Und jaaaa, dort war der Kirchturm! Orientierung wiederhergestellt.
Wir müssen normalerweise nicht in der Welt herumirren. Wir haben es seeeeehhhhr gut.
Eine gute Kaffeeweile später gingen wir wieder los. Nieselregen. Dreimal fragten wir nach dem Supermarket. Beim dritten Mal "stöckelte" Reto vor lauter Verzweiflung fast eine Velofahrerin. Aber sie wies uns den Weg. WIR FANDEN. Wir kauften ein und wollten dann zum Schiff zurück. Und da geschah, was mir eigentlich nie passiert: Ich verlor die Orientierung. Total! Rundum waren Quartierstrassen. Einfamilienhäuser noch und noch. Kein markanter Punkt. Null Kirche. Verlorenheit. Bis wir wieder fragten. "Look there! The Tower!" meinte der Quartiermensch. Und jaaaa, dort war der Kirchturm! Orientierung wiederhergestellt.
Wir müssen normalerweise nicht in der Welt herumirren. Wir haben es seeeeehhhhr gut.
Montag, 28. September 2015
Feriensplitter
Heute werde ich Tagebuch schreiben und versuchen, die eben verflossenen Ferien festzuhalten. Sozusagen für immer festzuhalten. Festzuschreiben. Aber es werden nur Kaleidoskopteilchen sein. Farbsplitter. Aufzählungen. Erinnerungsfetzchen. Später erinnere ich mich an die Fotos, die Momente einzufangen versuchen. Später erinnere ich mich daran, dass wir viel gelacht haben. Dass wir gesungen haben. Dass ich gekocht habe. Dass wir gegessen haben. Getrunken haben. Dass ich schlecht geschlafen habe. Dass wir im Hausboot rund um Amsterdam von Brücke zu Brücke fuhren. Dass wir oft warten mussten, bis die Brücken hochgingen und wir passieren konnten. Dass ständig eingekauft werden musste, weil sieben Menschen viel brauchen. Dass recht oft Regenwetter war, manchmal aber auch die Sonne schien. Dass das Wetter in Holland stundenweise stattfindet. Dass der letzte Abend wunderschön war - kleiner Fluss, viel Natur, Sonne zuerst, runder Mond in die Nacht hinein, Pasta zum Znacht, Feuerwerk und Kunstwerk vom Kapitän. - Einfach schön! Und die ganze Woche hat uns die zweieinvierteljährige Kaya aufs Beste unterhalten und erfreut. Ihre Begeisterung hat uns angesteckt.
Sonntag, 27. September 2015
Freitag, 18. September 2015
Weniger Geld haben - ist das so schlimm?
Gerade läuft die Diskussion über die Sicherung der Altersvorsorge. Der Ständerat hat sich entschieden. Einerseits kürzt er, andererseits will er den Alten ein Zückerchen geben in Form von Fr. 70.- pro Monat über die AHV. Sonst, so glauben Politikerinnen und Politiker, wird die Vorlage niemals angenommen werden, wenn sie zur Abstimmung kommt. Na ja, der Nationalrat zerpflückt den Vorschlag sowieso noch. Und unterdessen merken die Medien an, das alles gehe zu Lasten der Jungen.
Brauchen wir Alten die Fr. 70.- pro Monat zusätzlich? - Das ist nicht so einfach für alle zu beantworten. Sicher gibt es viele Pensionierte, die gutes Geld zur Verfügung haben, aber eben auch die anderen, denen es mangelt. Aber ist es so schlimm, weniger Geld zu haben, so fragt eine Journalistin und beantwortet ihre Frage gleich mit der Erkenntnis, dass eine gewisse Einschränkung kreativ mache. Dem stimme ich zu. Als Pensionierte haben wir Zeit, mehr Dinge selber zu machen, Neues zu erfinden, kreativ günstig zu Hause zu kochen.
Reto und ich betrachten unser Budget, das kleiner geworden ist, als echte Herausforderung, gar als Abenteuer. Was können wir Genussvolles tun, das nichts oder wenig kostet? Was ist uns so wichtig, dass wir bereit sind, dafür Geld auszugeben? Worauf wollen wir partout nicht verzichten? (Auf Einladungen zum Essen bei uns!!!) - Und immer wieder finden wir, wie reich wir seien an Beziehungen, an Frieden, an Sicherheit. Mit und ohne dieses Zückerchen von Fr. 70.- geht es uns gut. Gut genug!
Brauchen wir Alten die Fr. 70.- pro Monat zusätzlich? - Das ist nicht so einfach für alle zu beantworten. Sicher gibt es viele Pensionierte, die gutes Geld zur Verfügung haben, aber eben auch die anderen, denen es mangelt. Aber ist es so schlimm, weniger Geld zu haben, so fragt eine Journalistin und beantwortet ihre Frage gleich mit der Erkenntnis, dass eine gewisse Einschränkung kreativ mache. Dem stimme ich zu. Als Pensionierte haben wir Zeit, mehr Dinge selber zu machen, Neues zu erfinden, kreativ günstig zu Hause zu kochen.
Reto und ich betrachten unser Budget, das kleiner geworden ist, als echte Herausforderung, gar als Abenteuer. Was können wir Genussvolles tun, das nichts oder wenig kostet? Was ist uns so wichtig, dass wir bereit sind, dafür Geld auszugeben? Worauf wollen wir partout nicht verzichten? (Auf Einladungen zum Essen bei uns!!!) - Und immer wieder finden wir, wie reich wir seien an Beziehungen, an Frieden, an Sicherheit. Mit und ohne dieses Zückerchen von Fr. 70.- geht es uns gut. Gut genug!
Donnerstag, 17. September 2015
Gut kaufen
Gestern hatte ich in der Stadt zweierlei Kauferlebnisse. Erstens musste ich eine Salbe kaufen, die wir immer haben. Dazu eine Kautablette gegen Magenbrennen. Weil ich gerade im Bioladen eine Spezialbouillon gekauft hatte, die unserer Enkelin auch bekommt, beschloss ich, die Medikamente im unteren Stock in der "Naturdrogerie" zu beziehen. Aber oha lätz - ich kam an eine Verkäuferin, die das "Natur" sehr ernst nimmt und mich zusammenstauchte, dass ich bei ihr "Chemie" kaufen wollte. Puuuhhh, wie konnte ich nur! Lustigerweise hatte sie das Sodbrennenabstellmedikament dann doch im Sortiment. Es wird wohl zu häufig verlangt, und sie musste zugeben, nichts Natürliches zu haben, das sofort wirkt. Aber gern hätte sie mir Saft aus rohe Kartoffeln verkauft. Da verzog ich meinen Mund etwa so, wie sie ihn verzogen hatte über mein ungebührliches Gesundheitsverhalten. Salbe liess ich mir dann eine teure aufschwatzen, die sieben Kilometer weit riecht. Zwar nicht grusig, aber RIECHT.
Hernach ging ich in meine kleine Buchhandlung am "Chileplatz", um Ferienlektüre zu erstehen. Einmal an allen Gestellen ringsum, aber kein Buch sprang mich an, das ich unbedingt lesen wollte. Da fragte ich den Buchhändler nach einem Buch - nicht zu schwer und nicht zu leicht, ein wenig spannend, aber auch bedächtig (bedenkenswert). Und er erwachte aus seiner Lethargie, zog ein 900-seitiges Taschenbuch aus dem Gestell und sagte: "Das habe ich mit grossem Genuss und Gewinn in meinen letzten Ferien gelesen. Meine Tante hat es mir vor Jahren geschenkt, aber jetzt hat es gepasst. Hätte ich es nur früher gelesen, dann hätte ich in meinem Leben weniger falsch gemacht!" - Mit einem solchen Ausbruch hatte ich nicht gerechnet, aber das Buch habe ich gekauft. Ob es wohl noch hilft für mein spätes Leben??
Hernach ging ich in meine kleine Buchhandlung am "Chileplatz", um Ferienlektüre zu erstehen. Einmal an allen Gestellen ringsum, aber kein Buch sprang mich an, das ich unbedingt lesen wollte. Da fragte ich den Buchhändler nach einem Buch - nicht zu schwer und nicht zu leicht, ein wenig spannend, aber auch bedächtig (bedenkenswert). Und er erwachte aus seiner Lethargie, zog ein 900-seitiges Taschenbuch aus dem Gestell und sagte: "Das habe ich mit grossem Genuss und Gewinn in meinen letzten Ferien gelesen. Meine Tante hat es mir vor Jahren geschenkt, aber jetzt hat es gepasst. Hätte ich es nur früher gelesen, dann hätte ich in meinem Leben weniger falsch gemacht!" - Mit einem solchen Ausbruch hatte ich nicht gerechnet, aber das Buch habe ich gekauft. Ob es wohl noch hilft für mein spätes Leben??
Mittwoch, 16. September 2015
Gut lesen
Es ist noch nicht lange her, dass ich meinen Surprise-Verkäufer gefragt habe, ob er das Magazin, das er verkauft, selber auch liest. Dumme, saudumme Frage! Wo er doch nicht wirklich gut deutsch versteht. Aber er hat mir die Titelseite vorgelesen. Er meinte, zeigen zu müssen, dass er lesen kann. Der Arme, weil ich so dumm gefragt habe! Ganz langsam, bedeutungsvoll hat er gelesen. Auf einem Kalenderblatt, das mir meine Beste Freundin geschickt hat, steht:
"Gut lesen, das heisst langsam, rück- und vorsichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Türen, mit zarten Fingern und Augen." Friedrich Nietzsche
Heute Nachmittag kaufe ich mir in der Stadt Lektüre für kommende Ferien. Wohl eher Schnellkost. Aber warum nicht ein kostbares Büchelchen für zarte Finger und Augen, so ich eines finde. Gut kaufen - gut lesen.
"Gut lesen, das heisst langsam, rück- und vorsichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Türen, mit zarten Fingern und Augen." Friedrich Nietzsche
Heute Nachmittag kaufe ich mir in der Stadt Lektüre für kommende Ferien. Wohl eher Schnellkost. Aber warum nicht ein kostbares Büchelchen für zarte Finger und Augen, so ich eines finde. Gut kaufen - gut lesen.
Dienstag, 15. September 2015
All Morgen ist ganz frisch und neu
Ältere Damen und Herren und auch Frauen und Männer schlafen nicht immer gut. Das höre und lese ich landauf und landab. Und doch wird es dann jeweils wieder Morgen. Ein ganz neuer Morgen, in den hinein ich an superguten Tagen springe und an den ich an weniger guten mich anschleiche. Irgendwann bin ich dann immer wach und da. - Heute ist ein weniger guter - also Anschleichtag. Aber es "trüllt" mir das Morgenlied aus dem reformierten Kirchengesangbuch im Kopf herum. Und das tut mir echt gut. Auch wenn "des Herren Gnad und grosse Treu" für mich nicht mehr einsehbar sind. Die Melodie ist schön, und einige Satzsentenzen sind schön. So darf es in mir weiter singen: "All Morgen ist ganz frisch und neu." Nichts geht über einen Lied- und Gedichtefundus in einem selbst drin. (Wobei es mit Gedichten hapert; Kinderverse sind eher aufspürbar.)
Montag, 14. September 2015
Sich nicht ins Bockshorn jagen lassen
Die Redewendung kennen wir, aber was bedeutet sie? - Ich habe dreierorts nachgeschaut, aber überall steht, dass die Deutung unklar ist. Im Herkunftswörterbuch von meinem Götti wird erklärt, dass es sein könnte, aber auch gar nicht sicher ist, dass mit dem Bockshorn eigentlich das Ziegenfell gemeint ist, in das sich zu irgend einer anderen Zeit Delinquenten hüllen mussten, die dann nachts im Dorf herumgetrieben wurden. Strafen erfanden die Leute, unglaublich! Aber besser Ziegenbockfell als Scheiterbeige. - Schnell zu einer anderen Deutung, ehe uns die heutigen Folter- und Mördermethoden vor Augen kommen. Nicht nur, aber auch diejenigen des IS. - Es gab auch noch ein Kräutlein namens Bockshorn(klee), das gemein stinke. Auch damit konnte man den Leuten Angst machen. Und im Urner Wörterbuch, das ich sehr liebe, wird von einem Bockshorn erzählt, das als lautes Musikinstrument an der Fasnacht zum Zuge kommt. Damit kann man wohl die Eine und den Anderen auch jagen.
Lassen wir Bedeutungen Bedeutungen sein und lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen von heutigen Politikern. Sei es in der Rentendiskussion, sei es in Migrations- und Flüchtlingsfragen. Es ist immer zu überlegen, was besagte Politiker von unserer Angst haben. Was sie für sich selbst erreichen oder behalten wollen. Lassen wir uns nicht herumjagen wie aufgestörte Viecherlein. Halten wir Stand.
Lassen wir Bedeutungen Bedeutungen sein und lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen von heutigen Politikern. Sei es in der Rentendiskussion, sei es in Migrations- und Flüchtlingsfragen. Es ist immer zu überlegen, was besagte Politiker von unserer Angst haben. Was sie für sich selbst erreichen oder behalten wollen. Lassen wir uns nicht herumjagen wie aufgestörte Viecherlein. Halten wir Stand.
Sonntag, 13. September 2015
Weiter, immer weiter
Ich habe meinen Pausen-Text gestern hingekriegt. Heute ist Sonntag. Ich heilige ihn, indem ich Arbeiten bis morgen liegen lasse. Ein langsamer, bedächtiger Tag. Vorzu entscheiden, was ich tun möchte. Aber sicher meditieren. Sicher kochen und mit Reto geniessen, was werden wird. Die Himbeeren sind schon gepflückt. Es gibt noch mehr. Mit viel Sonne sind sie süsser als an grauen Tagen. Aber sie reifen so oder so. Wie ich. An warmen Sonnentagen gelingt mir mein kleines Leben besser als in rauer Luft. Aber ständig geht es weiter und weiter, dieses Leben, so oder so.
Samstag, 12. September 2015
Pause
Ich habe meiner Freundin Moni versprochen, einen Artikel über "Pause" zu schreiben. Jetzt ist ein wunderschöner Spätsommertag, und ich sitze unruhig am Pult. So ganz ohne Fleiss kommt kein Text zustande. Sitzleder zu haben ist aber fast unmöglich heute. Der Föhn treibt mich stets an, aber der Abgabetermin droht. Vielleicht sollte ich in die Buchstabentasten greifen statt zu jammern. Immerhin bin ich selbstverantwortlich da hinein gerutscht. Oder mache ich gerade mal eine Pause?
Freitag, 11. September 2015
Unaufhörlich
Hoffnung zu haben für diese verrückte Welt ist nicht immer einfach. Aber wir müssen! Wir dürfen nicht aufgeben, daran zu glauben oder darauf zu hoffen, dass alles auch anders werden könnte. Unaufhörlich sind wir gefragt, wie wir zur Welt stehen. Laurie Penny, Bloggerin, Britin, Feministin, schreibt: "Das Bewusstsein ist wichtig, dass kollektives Überleben nicht ein Nebenprojekt ist, sondern das Projekt an und für sich." - Und: "Aufeinander achtgeben ist ein wichtiger Akt der politischen Wohlfahrt." - Daran glaube ich. Aber als ob dies das Einfachste wäre! Da bin ich froh, dass sie sagt, man dürfe und solle persönlich glücklich sein. Man sei nicht schuld am Zustand der Welt. Wichtig sei, dass man einfach kein Arschloch sei. Diese lockere Aussage von Laurie Penny übersetze ich gern mit meiner Maxime, dass "gut" gut genug ist. Überfordere dich nicht, aber trage bei!
Donnerstag, 10. September 2015
Wenn zwei eine Reise tun...
Heute waren wir unterwegs mit einer Gruppe, zu der Reto gehört. Ursprünglich lauter Männer dürfen heutzutage die Partnerinnen auch mit auf die jährlichen Ausflüge. Wir waren in St. Gallen in der Stiftsbibliothek und in der Kathedrale. Dort durften wir im geschnitzten Chorgestühl sitzen und den Informationen und der Musik des Zweiten Organisten zuhören. Das war für mich das Schönste am Tag. Nachher fuhren wir per Zug nach Gossau, wo es Zmittag gab. Und schliesslich fuhren wir zurück nach Winterthur.
Auf der Rückfahrt sass ich in einem anderen Abteil als Reto, und mir wurde bewusst, dass wenn zwei eine Reise tun, sie keinesfalls dasselbe erleben. Reto war wohl unter seinen Kameraden, während ich mich mit einer mir fremden Frau nur bedingt gut unterhielt. Reto kann Erinnerungen teilen. Man ging einst zusammen durch Dick und Dünn. Mich geht niemand wirklich etwas an.
Jetzt sind wir zu Hause, und ich ordne die Eindrücke. Hat sich der Tag gelohnt? - Ja, weil wir zu zweit eine Reise taten und viel Gesprächsstoff wartet.
Auf der Rückfahrt sass ich in einem anderen Abteil als Reto, und mir wurde bewusst, dass wenn zwei eine Reise tun, sie keinesfalls dasselbe erleben. Reto war wohl unter seinen Kameraden, während ich mich mit einer mir fremden Frau nur bedingt gut unterhielt. Reto kann Erinnerungen teilen. Man ging einst zusammen durch Dick und Dünn. Mich geht niemand wirklich etwas an.
Jetzt sind wir zu Hause, und ich ordne die Eindrücke. Hat sich der Tag gelohnt? - Ja, weil wir zu zweit eine Reise taten und viel Gesprächsstoff wartet.
Mittwoch, 9. September 2015
Nochmals grilliert...
Vielleicht gibt es einen warmen, schönen Herbst. Wer kann das schon wissen. Aber jedenfalls haben wir heute nochmals grilliert und es sehr genossen im Garten unter dem alten Ahorn. Interessanterweise laufen die Gespräche ganz anders als noch vor kurzer Zeit. Fragt unsere Tochter ihr kleines Mädchen: "Und was kann man im Winter alles tun?" - Vor zwei, drei Wochen hätte ich mir den Winter verbeten. "Jetzt ist Sommer!" hätte ich gesagt und mit dem Fuss aufgestampft. Aber heute habe ich mitgemacht beim Reden über Schneemänner und Schlittschuhe. Geniessen wir die Spätsommertage noch. Und sagen wir nicht immer "noch"!
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