Mittwoch, 30. April 2025

Im Schweisse meines Angesichts

 Kürzlich hat ein Kind gefragt: "Wie ist es eigentlich, wenn man immer Ferien hat?" - Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was gemeint war. Aber natürlich, von Kindern aus gesehen haben Rentnerinnen immer Ferien. Das haben wir gestern ausgenutzt, als wir picknicken und wandern waren mitten unter der Woche. Aber was ist mit heute? - Zu tun überall! Kann der Garten in einem Tag zuwachsen? Roden, roden. Ausgerissenen Efeu zu Kränzen flechten. Verblühte Tulpen auf eine Decke betten zum Austrocknen. Aus drei Eigelb, die Reto hinterlassen hat feine Mandelguetzli backen. Heruntergerissenen Saum an Retos Hosen flicken. Knopf an meine Bluse nähen. Risotto kochen. So viel Salz dran, dass wir verlorenes wieder auffüllen können. Verloren durch den Schweiss, der all die Arbeit von Pensionierten verursacht.

Dienstag, 29. April 2025

Wanderprojekt Oberwinterthur - Aarau

Heute fuhren wir zum Hauptbahnhof Zürich. Wir waren riesig gespannt, wo wir Wanderwegweiser finden würden. Wir brauchten kaum drei Minuten. - der gelbe Wegweiser wies uns zum Landesmuseum und dann an die Limmat. Er verhiess, dass wir in gut sechs Stunden in Baden sein könnten. - Wir kamen nur bis nach Höngg, mit einem Umweg übers Werdinselchen, wo viele Menschen, vor allem Männer, ihren ganzen Körper sonnten. Sie lagen im grünen Gras zwischen gelbem Hahnenfuss und wurden braun. - Wir picknickten auf einem roten Bänkli und verteidigten unsere Cervelats gegen diverse Hunde. Einer sabberte vor lauter Gluscht Retos Hosen voll. - Die Sicht über die Limmatlandschaft war betörend.


Gern hätten wir irgendwo Kaffee getrunken, aber auf dem Weg zurück fanden wir kein Restaurant, nicht einmal ein "wüstes". Schliesslich fanden wir wenigstens die Tramstation "Hardturm". Zurück im Hauptbahnhof nach 2 1/2 Stunden wandern trank ich Apérol Spritz und Reto heissen Kaffee. Es war sehr, sehr schön, aber jetzt müssen wir unsere müden Glieder zur Ruhe kommen lassen.

Montag, 28. April 2025

Kayahäuschen renovieren

 Die Mädels haben sich für heute Nachmittag angemeldet: Sie wollen das Häuschen im Garten renovieren. Ich habe nicht so genau gewusst, was sie sich darunter vorstellen, aber echt, das war viel Arbeit. Ausräumen, putzen und darüber staunen, wie viele Insektengespinste überall klebten, nebst toten Spinnen, Wespe lebendig und Wespe tot - und Mäusekot. Aber putzen mit dem Wasserschlauch macht ja auch Spass. Moos entfernen mit Retos Spachtel auch. Am Schluss wurde das Häuschen mit Ölkreide schön gemacht. Perfekt!





Samstag, 26. April 2025

Das Highlight des Tages kommt noch

 Heute vor 45 Jahren wurde uns ein Kind geboren; Judith sollte es heissen. - Unsere Tochter ist längst kein Kind mehr, aber unser Kind bleibt sie doch. Wir haben das Glück, dass sie in unserer Nähe wohnt und wir sie oft sehen. - 45 Jahre ist sie alt, und ich glaube, es ist das erstemal, dass ich mir überlege, von wem hat sie eigentlich mehr - von den Burris oder von den Hallers. Damit meine ich nicht Haarfarbe oder so,  sondern Eigenschaften. Aber ich überlege mir das erst, ich bin noch zu keinen Schlüssen gekommen. Und ich werde heute Abend nicht Detektivin spielen, wo wir bei ihr eingeladen sind. Ich freue mich einfach, mit ihr zu feiern! Gratulation, liebe Judith!

Freitag, 25. April 2025

Leandra

 Leandra ist eine der Frauen, die alljährlich einen Tag bei uns verbringen, worüber wir uns immer sehr freuen. Leandra hat Reto, mich und Enkelin Kaya eingeladen, bei und mit ihr in Intschi einen Tag lang zu filzen. Sie ist eine Künstlerin - nicht nur im Filzen. Und sie ist die Frau, die einen Viergenerationen- Haushalt zusammenhält. Und die Frau, die "vorige" (nicht mehr gewünschte) Tiere aller Art in Obhut nimmt. Sie ist eine meiner Heldinnen.

Gestern Morgen vor acht Uhr sind wir Kaya abholen gegangen, gespannt auf den Tag. Zug nach Zürich. Zug nach Erstfeld. - Stopp! - Vermeintlicher Zug nach Erstfeld. Fröhlich plaudernd schauten wir auf den Zürichsee, den Zugersee, den Lauerzersee und den Vierwaldstättersee. Gedachten in Erstfeld auszusteigen. Aber seit wann kommt vor Erstfeld ein Tunnel?? - Der Tunnel war der Gotthardtunnel; unser Zug hielt in Erstfeld nicht, erst wieder in Bellinzona. Wie ist das nur gekommen? Reto überlegte dies und das, aber Kaya sagte: "Grosspapi, zerbrich dir nicht den Kopf darüber." Und dann lachten wir.

In Bellinzona fuhr bald ein Zug zurück nach Göschenen, wo uns Otti, Leandras Mann abholte mit dem Auto. Bald schon sassen wir am grossen Esstisch und genossen Gitzi, Kartoffelstock, Gemüser und Salat. Natürlich schauten wir uns alle Tiere an, die Leandra im Moment behütet: 42 Kilo schwerer, lieber Hund, Katze, die immer Hunger hat, Güggel so gross, wie wir noch nie gesehen hatten, Kaninchen in allen Kaninchenfarben, Schildkröten, Laufenten, Aquariumfische, Achatschnecke.

Erst jetzt ging es ans Filzen. Ich einen Ball, Reto ein Vögelchen, Kaya eine Schale und ein grosses Herz, in das Hundehaare von Yumis Mamma verfilzt wurden. Glücklich, sehr glücklich fuhren wir nach Hause.





Mittwoch, 23. April 2025

So eine nette Kassiererin

 Nach dem feinen Kaffee am Graben in der Sonne trennten wir uns, Reto und ich. Jedes von uns machte seine eigenen Besorgungen. - Ich suchte neue Jeans im Coop-City und fand sie auch nach längerer Anprobiererei. Ich hasse es. Und ich verrate meine Hosengrösse niemandem. Aber immerhin bekam ich ein Trösterchen in Form von 30 % auf alle Kleider, also auch auf meine Elefantenhosen. - Die Einsparung verjubelte ich sofort im oberen Stock: Ich kaufte mir ein 300er Puzzle. Ein Faultier inmitten von Natur. Ab an die Kasse mit dem Fund. Ich klaubte aus meinem Portemonnaie viel Münz heraus. Mühsam, aber das Lederding war eben voller, voller Münzen. Und dann stimmte mein Betrag nicht, weil es auch auf Puzzles 30 % gab. Die Kassiererin sah mein perplexes Gesicht und meinen vollen Geldbeutel und sagte: "Leeren Sie doch alle Münzen hier vor mich hin. Wir zählen mal alle kleinen, dann gibt es Platz." - Tat es und hatte alle Zeit der Welt ganz für mich. Wohlfühlmoment! Mit schlankem Portemonnaie ging ich weg. Lächelnd. 

Dienstag, 22. April 2025

Auge in Auge

 Wir haben einen klitzekleinen Spaziergang gemacht. Um zu spüren, woher der Wind weht. Wie warm die Luft ist. Was im Park wächst und blüht. Wir haben einen stolzen Graureiher gesehen, dort, wo die Eulach gleich unterirdisch weiterfliesst. Und wie sie fliesst! Graureiher nimm dich wohl in acht! Das tut er auch. Er setzt langsam Fuss vor Fuss. Weiss genau, wo es glitschig ist. - Reto und ich sprechen zuerst über ihn, dann mit ihm. Wir hängen über die Brücke. Er steht untendran und schaut uns mit einem Auge an. Aufmerksam. Lang. Er hört uns zu - bilden wir uns ein. Jedenfalls fliegt er nicht weg. Schüttelt nur elegant sein Gefieder und verschwindet dann unter der Brücke.

Montag, 21. April 2025

Froher Ostermontag

 


Schon neigt sich unser Familienfest dem Ende zu, aber schön war es. Vor dem Dessert haben alle ein Büchlein wie das vor Reto bekommen. Wir haben einander reihum Osterwünsche hinein geschrieben oder etwas Schönes gezeichnet. Herzerwärmend. - Kaya hat sich dann von allen einen Lieblingssong nennen lassen, diese auf dem Handy gesucht und alle gefunden und der Reihe nach abgespielt. Der Schlusssong war "Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich..." von Herman van Veen. 

Sonntag, 20. April 2025

Probeliegen

 Morgen ist das grosse Osteressen bei uns. Aber schon heute habe ich mich versichert, dass der Lammgigot auf dem Backblech Platz hat. Er musste probeliegen. Zuerst auf der Platte; da habe ich ihn eingesalzen. Dann auf dem Blech. Supi, Herr Luzza braucht nicht zu kommen mit der Knochensäge. Hab ich doch gewusst. Ich kenne die Masse meiner Küche im Schlaf.


Im Schlaf habe ich schon mal das Dessert vorbereitet. Träumenderweise. Aber das wird nichts nützen morgen. Soll ja auch frisch sein, das Dessert. - Jetzt stelle ich noch bereit, was wir für ein "Spiel" brauchen werden. Auf dass es Kaya nicht langweilig ist!


Samstag, 19. April 2025

So viele Leute

 Dabei habe ich gelesen, dass Zehntausende wegfliegen über die Ostertage. Zehntausende! - Warum hat es dann trotzdem derart viele Leute im Coop? - Buben, die der Mama sagen, was sie wollen an Schokoladezeug. Esther und Reto im Gegenverkehr: Dessert vergessen dort vorn. Kirschtörtli und Vanillecornet. Man/frau gönnt sich etwas. Wenn wir schon daheim bleiben. Herr Luzza, unser Metzger,  will nicht glauben, dass ich die Lammkeule mit dem ganzen, langen Knochen will. Er sei dann am Ostermontag nicht vor Ort mit der Säge. - Drei Kassen sind offen, was nur noch selten vorkommt. Und die Wartezeit ist trotzdem beträchtlich, besonders weil die Kundin vor uns ihre Bananen nicht auf die Waage gelegt hat. Sagt sie zur Kassiererin: "Sie oder ich?" Und die Angestellte eilt zur Waage. Schon ein bisschen frech. - Die Surprise-Verkäuferin wartet auf uns; sie trägt weisse, gute Turnschuhe, die unter dem langen, bunten Rock hervor leuchten. Der Kassenzettel zeigt einen Betrag an, den wir gut und gern für eine weite Flugreise hätten einsetzen können. Aber ich freue mich so auf" tutta la famiglia" an meinem Tisch am Ostermontag.

Freitag, 18. April 2025

Immer am Karfreitag

 Karfreitag färben wir unsere Ostereier. Immer gleich: Reto mit buntem Seidenpapier, ich mit Kräutern, befestigt mit einem Stück Strumpf, gekocht in Zwiebelhültschen, die ich das ganze Jahr sammle. (Ich könnte noch verschenken oder verkaufen.) 


 Früher empfand ich Karfreitag als schweren, traurigen Tag. Jetzt sind alle Tage schwer und traurig vielerorts in der Welt. Das tut mir sehr leid. Und doch darf ich mich über die Blumen im Garten freuen. Die erste Klematisblüte ist heute aufgegangen. Und wir haben gut gegessen und ein Glas Rotwein getrunken. Das haben wir bei unseren Priesterfreunden gelernt: Dass man die Verordnungen von Rom nicht allzu ernst nehmen soll. - Jetzt widme ich mich ein paar Schreibereien. Mein Pult sieht aber auch aus!




Mittwoch, 16. April 2025

Acht Quittungen

Mit einer abzuarbeitenden Liste ging ich in die Stadt. Acht Quittungen sprechen davon, dass ich die meisten "To dos" abhäkeln konnte. Hauptsächlich aber war ich bei Nina. - Nina ist seit einiger Zeit meine Coiffeurin. Sie ist eine temperamentvolle junge Frau. Dementsprechend versteht sie, dass ich keine brave "Altfrauenkurzhaarfrise" will. Ich will einen "Coup Windstoss". Als hätte eine frische Brise meine Haare erfasst. Sie macht es gut, die Nina, und ist ausserdem sehr sympathisch. Am Schluss föhnt sie fürsorglich meinen Pullover trocken, der beim Haarewaschen feucht geworden ist. Uuuhhh, das ist aber heiss! Dafür gibt es zum Abschied eine warme Umarmung. 

Dienstag, 15. April 2025

Yumi erstmals zu Besuch

 Hinter vorgehaltener Hand und bitte niemandem sagen, schon gar nicht meiner Tochter und meiner Enkelin: Ich frage mich immer noch, weshalb man/frau/kind einen Hund braucht. Ich jedenfalls bin mit einer Katze vollkommen zufrieden. Die kommt und geht. Man kann sie auch mal eine Nacht lang draussen lassen, einen Tag sich selber verpflegen lassen. Wozu hat man Nachbarinnen! - - - Aber also, meine Tochter braucht einen Hund. Das brauchte sie schon als elfjähriges Kind. Das braucht sie immer noch. Und ich gebe es ja zu: Hündchen Yumi ist herzig. Wenn sie ein bisschen herumbeisst, z.B. in meine Ferse, dann meint sie es nicht so. Und wenn sie schläft, so tief, tief, dann ist sie süss. Waren nicht auch meine Kinder als Welpen, eh Babys, am herzigsten!



Montag, 14. April 2025

Frühling über Frühling

 Auch das gehört zum Frühling: Unsere Mädels bringen die Bäbis an die Sonne und bädelen sie, lange bevor sie selber im Gartenpool pflotschen können. Dahinter auf dem Tisch steht eine Anzuchtschale von Reto. Auch das Frühling. Ich habe Reto gefragt: "Gehst du am Nachmittag in den Garten?" - Ja, dort ist er und verteilt Universalerde und Samenkörner, während es mir schon ein erstesmal zu heiss ist. Am 14. April!




Sonntag, 13. April 2025

Ich bin mit ihm alt geworden

 Er will noch lange, lange, lange leben - Herman van Veen, der holländische Liedermacher, der im März achtzig geworden ist. Gestern Abend war ich mit Sohn Stefan an seinem Konzert in Zürich. Geschenk von Stefan zu meinem Geburtstag. Nicht das erste van Veen-Konzert, das wir zusammen besucht haben. Diesmal waren wir besonders gespannt, ob der Erfinder von Jodokus Quak noch zwäg ist. Und das ist er, und wie! Er hat einfach alles, alles noch drauf: Singen, Violine spielen, trommeln, tanzen, herumalbern und hüpfen. - Herumalbern - Herman van Veen hat eine höchst sympathische Selbstironie, aber auch immer noch eine Zärtlichkeit für uns alle. Gestern war mein Happy Day. 

Samstag, 12. April 2025

Gratis Dünger

Bei uns im Garten riecht es. Ja, nach blühendem Busch und nach allergattig Blumen. Aber das meine ich nicht. Es riecht nach Pferdestall, und zwar je nach Wind ziemlich heftig. - Reto und ich waren am Morgen im Hegifeld laufen. Reto mit Rucksack und im Rucksack mit zwei Kübel und einer kleinen Schaufel. Er sagt, ohne diese Dinge geht er nicht mehr ins Hegifeld. - Es ging gar nicht lange, noch vor dem Segelflugplatz, ging Reto auf die Knie und packte seine Dinge aus, um Rossbollen aufzusammeln und einzukübeln. Dann weiter. An einem Bächlein helle kam die zweite Kniebeuge. So ein frischer, saftiger Haufen! Ausser dem zweiten Kübel musste noch ein Plastiksack her. Dann war gut für heute. Zu Hause ging ich in die Küche, Reto in den Garten. Es gab dann ein wenig später unter dem Ahorn  Tomatenspaghetti mit Pferdestallgeruch.

Freitag, 11. April 2025

Wochenmarkt

 So viele Blumen - geschnitten und zum Setzen! So viele Käsesorten, dass man Mühe hat sich zu entscheiden! So viele Menschen jeglichen Alters! So lange Kolonnen an den beliebtesten Ständen, dass Reto damit rechnet, keine Spargeln von Flaach mehr zu bekommen, bis wir an der Reihe sind! Und dort unser Surprise-Verkäufer, warm eingepackt; wir haben ihn lange nicht gesehen. - "Wie geht es Ihnen?" - "Wieder gut." - "Was war?" - "Ich hatte eine Herzoperation in Zürich." - Er meint, man muss weiter machen. So ist es eben. Wir wünschen ihm Gutes und machen auch weiter. Trinken Kaffee am Graben, wo Fachkräftemangel ist, aber der Kaffee doppelt so stark wie sonst. Neuer Barista? - Zu Hause macht Reto ein Feuer, um die Koteletten zu braten...die wir dann gar nicht gekauft haben sondern Ossobuchi. Was tun wir aufs Feuer? - Würste, die alles Fett verlieren und nach Leberwürsten ohne Blutwürste schmecken.

Donnerstag, 10. April 2025

Den Garten wässern

 Mir macht das Sorgen: Es ist 10.April - und schon wächst alles grün, bunt und wild. Und die Erde ist trocken, so trocken, dass ich (fast) alles gewässert habe. - Sollte der April nicht launisch, oft nass und kühl sein? - Die Mauersegler hoch am Himmel, die kommen doch Wochen später, oder nicht? Für gewöhnlich. Aber sie sind schon da. Dort oben fliegen sie. Ich kenne sie gut. - Ich mache mir Sorgen. Vor allem, weil viele nichts mehr wissen wollen von meinen Sorgen.

Mittwoch, 9. April 2025

Hurrah, ich darf abwaschen

 Immer, wenn wir schönen Besuch hatten am Tag zuvor, wasche ich am nächsten Morgen gern das Geschirr ab. Ich denke dann beim sorgfältigen Abtrocknen der 15 Gläser an den schönen Tag, den wir hatten. Beim Abtrocknen des Silberbestecks an die Gespräche, die warm und wesentlich waren. Beim ängstlichen Hintragen der grossen Glasschüssel ins nächste Zimmer an das Thema "Endlichkeit", das immer öfter zum Thema wird. In unserem Alter und dem Alter unserer meisten Freundinnen und Freunde (Verwandte eingerechnet). - Ich schneide die Tulpe in der Vase kürzer, die über Nacht gewachsen ist. Ich denke dabei daran, wie das Wetter uns gestern hold war; wir genossen Dessert und Kaffee unter dem alten Ahorn. Der auch sterblich ist - und doch so nützlich für Insekten und Vögel in seinem letzten, hoffentlich langen Lebensabschnitt. Möge unser altes Leben auch nützlich sein! Moos ansetzen und verwittern macht nichts, aber aufgeben wollen wir nicht. Schöne Sonne, die heute wieder scheint.

Montag, 7. April 2025

Brennnesseln

 Immer wollte ich Brennnesseln haben im Garten. Für die Schmetterlinge, die Raupen und mich. Ich esse nämlich Brennnesselspinat ab und zu. Und ich liebe Brennnesselsamen am Müesli. - Eines Tages waren sie da, die Brennnesseln im Garten. Und "heuer" sind sie überall. Genau wie die Zitronenmelisse. Überall! - In der Eile schaue ich manchmal nicht genau, wo hinein ich meine Pflückhände stecke. Aber ich spüre sofort, wenn die Brennhaare ihre Injektionen in meine Hände spritzen. Soll gesund sein...Heute habe ich mit Gartenhandschuhen ein bisschen gerodet. Reto und ich haben die Grenzen für die Brennnesseln besprochen und festgelegt. Fürs Ausreissen bin ich zuständig. Ich habe gerade eine grosse Portion des Gemüses in die Küche gebracht. Ein paar Blätter zu Chips gebraten. Den Rest blanchiert und eingefroren. Und gespürt, wie glücklich mich das macht, dass ich wieder ernten darf.

Sonntag, 6. April 2025

Pflanzen zuhören

Ich habe von einer Frau gelesen, die wollte die Sprache ihres indigenen Grossvaters lernen. Es war einfach, so wie kleine Kinder Tiere, Pflanzen und Dinge zu benennen. Aber dann wurde es schwierig: In der Grossvatersprache war fast alles belebt. Und es gab weder männlich, noch weiblich, noch sächlich. "Das ist ein Apfel" - Nein! Sondern "Apfel ist." - Es gibt ein Wort für das Aufploppen von Pilzen über Nacht: "Puhpowee", heisst es. Und die Sprache des indigenen Volkes heisst "Potawatomi". Nur noch neun Menschen sprechen sie fliessend. Sie wird aussterben, wenn niemand sie mehr erlernt. Und damit wird eine andere Art zu denken verloren gehen. Dieses der-Natur-lauschen und mit ihr ganz verbunden sein wird weniger bis gar nicht mehr sein. Die Biologin Robin Wall Kimmerer, von der ich gelesen habe, schreibt: "Wenn wir der Natur lauschen, hören wir Gespräche in einer Sprache, die nicht die unsere ist. Heute denke ich, dass ich zur Wissenschaft gekommen bin, weil ich diese Sprache, die ich in den Wäldern höre, verstehen wollte, weil ich mit den Jahren lernen wollte, fliessend Botanisch zu sprechen." (Tagimagi Nr. 10, 2025) - Ich setze mich nun unter den alten Ahorn und lausche.-  "Ahorn ist."

Samstag, 5. April 2025

Hamburg

Einmal mit dem Schlafwagen in eine noch unbekannte Stadt fahren! - Wir wählten Hamburg aus und fuhren am Dienstagabend um 20 Uhr in Zürich in die Nacht hinein.- Luxuriös? - Unser Schlafkabinchen für zwei war gerade mal zwei mal zwei Meter gross. Das Hotelzimmer dann hanseatisch komfortabel. Und wir haben die kurze Zeit sehr ausgenützt und genossen. Riesiges Wetterglück im hohen Norden! Auch da hat das grosse Blühen begonnen. Am Hafen konnten wir im Freien Matjeshering und Hamburger mit saurem Fleisch geniessen. (Wer ächt was??) Unsere Barkasse für die Hafenrundfahrt fanden wir fast nicht. Wo ist die "Randolf"? Dafür vergessen wir den Namen nimmermehr.



 

Dienstag, 1. April 2025

Vom Hundertsten ins Tausendste kommen

 Reto ging "fitten" wie fast immer am Dienstagmorgen. Ich "machte" die Küche. Den Tisch abräumen. Geschirr abwaschen. Mit dem Küchenlappen da ein bisschen "pützerlen" und dort. Oh, hinter der Kaffeemaschine ist es auch nötig. Und was ist mit der einen Besteckschublade! Beim Katzenfutter aufwischen. Sauberes Tuch hinlegen. Die Katzenschälchen gründlich schrubben. Im Kühlschrank herausholen, was ich zum Kochen brauche. Die Tomatenpuréetube hat gesaftet. Putzen. Gemüsetruhe? Putzen.

Reto kommt ganz fröhlich und mit vielen Eindrücken nach Hause. Er war noch Kaffee trinken. "Was hast du gemacht?" fragt er. - "Oh, so das und jenes. Nichts, was irgendwer sehen würde."