Samstag, 30. Juni 2012

Mal unten mal oben

Die Liste im Kopf, was alles noch zu tun ist, bevor ich Ferien verdient habe, wird immer kürzer, hurrah! Und bald, bald, nach drei Gottesdiensten und zweimal schlafen, ist es so weit. Reto und ich haben uns entschieden, im Kanton Uri zu bleiben und schon mal zu üben, wie es nächstes Jahr sein wird, wenn wir das Auto abgeben für allezeit. Mir kommt das wie ein neues, spannendes Abenteuer vor. Und ich freue mich, in den nächsten Wochen mal unten und mal oben zu sein. Das ist nicht stimmungsmässig gemeint, sondern heisst, mal sind wir in Flüelen, mal sind wir in Wassen. Man weiss nie, wo wir uns herumtreiben. Wir wissen es auch noch nicht.

Freitag, 29. Juni 2012

Wünsche sind verschieden

Das Thema "Wünsche" stellt sich ganz anders, ob man es am Schulschluss darbietet oder es im Betagtenheimgottesdienst  in die Mitte stellt. Oder ob es sich um die ganz persönlichen, vielleicht sogar heimlichen Wünsche handelt. Aber ALLE haben Wünsche, ausgesprochene oder unausgesprochene. Wenn sie nicht in Sprache gefasst werden, zeigen sie sich als diffuse Sehnsucht. Wenn wir wunschlos glücklich sind, handelt es sich um Sternstunden, die leider bald vorüber sind, oder man ist tot. Oder ein Weiser, eine Weise, wie es sie nur äusserst selten gibt. - Ich bin nicht so weit. Zwar habe ich keine heimlichen Wünsche mehr, aber viele kleine, wechselnde Wünschlein und Wünsche: Dass ich schon geputzt hätte in Wassen - ich habe nicht. Dass die Ferien beginnen - sie beginnen nicht. Dass es schon Abend wäre - es ist dreizehn Uhr. Dass es den Menschen, denen es nicht gut geht, besser ginge - geht es hoffentlich bald. ICH WÜNSCHE ALLEN EINEN SCHÖNEN SOMMER! Das wünsche ich.

Donnerstag, 28. Juni 2012

Oh, oh, oh, die Ferien kommen rasch näher!

Was für ein Wetter heute! - Ich war in Gurtnellen-Dorf, Gottesdienst mit vier Leuten. Zu Fuss vom Wiler. Aber schön, richtig schön! - Bald fahre ich nach Flüelen. Wir haben dort eine Tal-Wohnung, und es kommen Feriengäste am Sonntagabend. Da will ich putzen und frische Tüechli aller Art aufhängen. Gut lüften und einen Notvorrat in den Kühlschrank legen. Dass es die Feriengäste zwei Wochen lang gemütlich haben.

Wer kommt? - Reto und ich.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Nach dem Regen

Heute Morgen ist alles noch nass, aber das Blau am Himmel nimmt stündlich zu. Die Blumen werden ihre Köpfe heben, je wärmer und trockener es wird. - Also geht es auch mir immer wieder. Jeden Tag neu beginnen. Den Kopf  heben. Nicht aufgeben. Alt werden ist keine Krankheit.

Dienstag, 26. Juni 2012

Schöner Tag

"Wie schön es regnet
heute regnet...
schöner als heut kanns
auch morgen nicht regnen."
So schreibt Kurt Marti in einem Gedicht.
Ich höre jedermann und jede Frau schimpfen über den Regen und schimpfen über sonst noch tausend Dinge. Aber ich schimpfe heute nicht. Weil ich ein Gegengewicht bilden will, und weil ich die Schulhausschlüssel abgegeben habe. Das macht mich leicht und fröhlich. Es geht der Pensionierung zu, der frei verfügbaren Zeit, so hoffe ich. Aber erst im Frühling 2013. So lange mag ich noch arbeiten hieroben, wenn mir die Schule abgenommen ist. Dafür bin ich jetzt zu alt. Wie schön, schöner kanns auch morgen nicht sein.

Montag, 25. Juni 2012

Teamsitzung

Früher an anderen Arbeitsstellen haben wir manchmal gespottet und gesagt: T-e-a-m, das bedeute "Toll, ein anderer machts." - Allerdings habe ich schon früher meist in Teams gearbeitet, wo es nicht so war. In Teams, wo man gemeinsam etwas erreichen wollte. Ich habe sehr gute Erinnerungen gerade auch an die Zusammenarbeit mit Frauen. Wo man doch immer behauptet, Frauen wären schwierig. Nein, so sehe ich das nicht, im Gegenteil. Ich bin euch dankbar für die gute Zusammenarbeit Karin, Margrit, Helena mal zwei, Astrid, Anni, Susanne, Bettina, Anna, Katharina...Und jetzt Andrea!

Heute Morgen hatten wir Teamsitzung. Fünf Menschen, die alle dasselbe wollen: Dass es im Urner Oberland den Menschen gut geht. Dass Kummer und Sorge mitgetragen wird. Dass Anlässe zur Freude gestaltet werden. Dass Kinder gute Erfahrungen mit der Kirche und ihrem Personal machen.

Anschliessend an die Teamsitzung waren wir bei Andrea zum Zmittag eingeladen.

Samstag, 23. Juni 2012

Harmlos gibt es nicht

Wieder so eine Nacht, wo der Schlaf nicht kommt. Harmlos! - Oder gar nicht so harmlos, weil dieses Wort "heimlifeiss" ist. "Harm" bedeutet Kränkung, Qual, Kummer. Und diese wachen Nächte sind nicht Harm-los. Da erwachen uralte und neuere Gespenster und bedrängen dich von allen Seiten. Gut, wenn du davon stark wirst, wenn du gut kämpfst und am Morgen mehr weisst über dich als vor der harmlosen Nacht, in der alle Leute im Dorf geschlafen haben, nur du nicht. Habe es selber gesehen von hoch oben im Pfarrhaus.

Freitag, 22. Juni 2012

Ich selber

Ich bin immer so überrascht, dass ich mich ständig selber überrasche. Da will ich nur schnell die Brille holen im oberen Stock - und komme eine Stunde später ohne Brille zurück, habe aber eine Schublade ausgeräumt, geputzt und den Inhalt sortiert. Das wollte ich doch heute überhaupt nicht. Dafür ist die Predigt für Sonntag nur "angedacht", wie die deutschen KollegInnen zu pflegen sagen. Apropos deutsche Kolleginnen - ich wollte doch Katja wieder mal sehen. Ob ich sie anrufen soll? - Aber da liegt noch der Gottesdienstplan vom Kirchenchor Meien, der in Wassen singt, und der Pfarrer weiss noch nicht , was. Den, den Gottesdienstplan, sollte ich ins Egghus bringen. Dann könnte ich gerade einkaufen im Volg. Aber vielleicht bekomme ich ein Kafi bei Erika, wenn ich läute. Und wenn ich nicht läute, findet der Kari-Pfarrer den Gottesdienstplan nicht. Was tue ich jetzt? - Ich hole die Post im Briefkasten; da komme ich gewiss auf neue Ideen...

Donnerstag, 21. Juni 2012

Grasfrösche beim Sonnenbad

Ich hatte frei und war in Flüelen. Was man nicht alles sieht und hört im Reussdelta! Am lustigsten waren die drei Grasfrösche, die auf einem schwimmenden Holzbrett an der Sonne sassen. Sah aus wie in der "Fröschenbadi". - Und all die Jungtiere! Am herzigsten finde ich im Moment die Blässhühnchen, die wohl erst wenige Tage alt sind, während eine Stockente schon respektable Junge vorzeigen kann, um die man nicht mehr Angst haben muss.

Als ich in Wassen ankam, begegnete ich einem Ehepaar, das 15 Ehejahre feiert in meinem Lieblingsrestaurant. Sie war ganz entsetzt, als ich sagte, ich brächte es auf zwanzig Jahre mehr als sie. Warum entsetzt? Ich sagte tröstend, es sei nicht so schlimm. Sie weiss noch nicht, dass man in späten Jahren wieder echt froh ist um den Partner. Bei mir nimmt es zu.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Und doch wieder Neues...

Da habe ich das Gefühl, dass so das Eine und Andere den Bach hinunter geht. - Altershalber. - Ist ja normal. Da muss man sich damit befassen. Wird immer "echli minder". - Aber gestern hatte ich mit Kollegin Andrea abgemacht, und sie hatte gesagt, du kannst mit mir zu mir fahren. Ich dachte natürlich mit dem Auto. Aber sie kam mit dem Töff angebraust und streckte mir einen Helm hin. Zuerst sagte ich: "Nein, nein, ich komme mit dem Bus." Aber sie meinte: "Du kannst doch noch etwas Neues lernen." - Dann habe ich das halt gelernt. Musste einfach ein wenig Vertrauen mobilisieren. Und am Schluss machten die Kurven nicht mehr Angst, sondern "echli Freud". Es kommt auch noch Neues; es geht nicht alles den Bach hinunter.

Dienstag, 19. Juni 2012

An allen Fronten

Nähert sich uns eine Wetterfront irgendwelcher Art? - Bis sich das Wetter entschieden hat, arbeite ich an allen Fronten: Gottesdienst für morgen. Eingestiegen in die Zeit der Propheten Elija und Elischa und in meine Träume und Visionen. - Ich habe geträumt, dass meine hölzigen Flügel abgefallen sind und den Bach hinunter treiben.

Das Telefon läutet: Der Herr, der unser Herbst-Lagerhaus verwaltet, möchte uns nicht dann zum Rekognoszieren haben, wenn wir gern möchten. Uuuuh, da sind viele Rücksprachen nötig! Aber nicht heute.

Heute fahre ich noch zu meiner Kollegin, um mit ihr zu besprechen, wie nach meiner Pensionierung mit meiner Arbeit umgegangen wird. Was wohl alles den Bach hinunter geht? Aber dann haben andere Flügel und nehmen einen neuen Aufschwung mit dem Seelsorgeraum Urner Oberland. Und mögen besser als ich alte Tante arbeiten an allen Fronten.






Montag, 18. Juni 2012

Ich erwarte Besuch

Nächstes Jahr werde ich pensioniert. Heute beginnen die "letzten Anlässe". Zum letzten Mal die katechetisch Tätigen einladen. Zum letzten Mal mit ihnen Daten koordinieren, die mich zum Teil schon nichts mehr angehen. Heute beginnt es, aber ich bin noch da bis zum Frühling 2013. HEY,  ICH BIN NOCH DA!

Jetzt aber: Tisch decken, Teig kneten, Kräuter schneiden, Salat waschen, Blumen pflücken und einstellen und -  MICH FREUEN! (Nicht, dass es das letztemal ist, sondern dass es ist.)

Sonntag, 17. Juni 2012

Auf Gottesdiensttour

Gestern Abend in Gurtnellen-Dorf, wo es wunderbar nach frischem Heu roch. Und nach Erinnerung an meine Onkel, die in der Finsterthüele, auf dem Heimetli meiner Grosseltern, das Heu einbrachten.

Heute Morgen in Gurtnellen-Wiler. Die Wiler ausgeflogen bei dem schönen Wetter, jedenfalls in der Kirche waren sie nicht. Ausgeflogen samt dem Organisten. Aber wir haben auch ohne ihn prächtig gesungen. Ätsch!

Anschliessend auf der Göscheneralp, wo im Gottesdienst das Hobby-Chörli von Bürglen beeindruckend gesungen hat. Wo der Pfarrer Sprüche gemacht hat, die ankamen. Wo ein Apéro vom Feinsten geboten wurde unter freiem Himmel. Wo ich eine Frau zu mir zum Kafi eingeladen habe, die ich gar nicht kenne. Wo ich mich wohl gefühlt habe "wie verruckt". Wo ich wieder gewusst habe, warum ich da bin: Weil es (manchmal) schön ist.

Samstag, 16. Juni 2012

Ein voller, ein erfüllter Tag

Es ist zehn vor sechs Uhr abends, und ich weiss nicht, wie das sein kann. Schon so spät, und ich bin noch kaum zu Atem gekommen. Oder atme ich im Gegenteil intensiv und beständig, weil der Tag so voll, so erfüllt ist?

Am Morgen ein Gedenkgottesdienst in Seelisberg. Anschliessend Mittagessen im Restaurant mit anderen geladenen Gästen. Fein und intensiv. Schräg vis-à-vis sitzt ein alter Herr mit Welle im grauen Haar. Ich denke: Der war Coiffeur, und er war Coiffeur. Seine Frau aber ist die Cousine eines Mannes, der an der gleichen Strasse in Winterthur wohnt, wo wir auch viele Jahre gewohnt haben. Den Sohn kenne ich besonders gut aus der Jugendarbeit von der Jugendgruppe "Grüppli". Was er wohl heute macht???

Nach Hause und kurz ausspannen. Dann los zur Spielpatzeinweihung hinter dem Hotel Gerig. Von nahem anschauen, über was wir uns schon lange gewundert haben von hoch auf dem Kirchenhügel. Es ist ein tiptopper Spielplatz geworden, und wir dürfen an einem langen Tisch mit Bekannten und Unbekannten im Schatten "apérölen". Bis dass ich nach Hause musste, um die Sachen für den Gottesdienst zusammenzuraffen, den ich mit Pfr. Kari Muoser bald halten werde in Gurtnellen-Dorf. Worüber geht meine Predigt schon wieder? Vergessen...

Freitag, 15. Juni 2012

Gerettet

Das Herbstlager für die Minis vom Urner Oberland ist gerettet: WIR HABEN EINE KÖCHIN! Und nicht irgendeine, sondern die gleiche wie vor zwei Jahren. Einfach genial! Ich bekomme Hunger...

Mittwoch, 13. Juni 2012

Tag danach

Habe ich gestern zu wenig Rotwein getrunken - Reto half, die feine Flasche zu leeren - oder ist das einfach ein einschneidender Punkt in meinem Leben? - Zu denken, dass es mit der Schule aus ist! Wo ich doch als Primarschullehrerin mein Berufsleben begonnen habe! Wo ich doch gern Lehrerin war! Das ist gar nicht so einfach. Und es ist noch schwieriger zu akzeptieren, dass es höchste Zeit ist mit dem Aufhören. Schwierig, mich mit dem Altwerden zu befassen. Kommt der Verdacht auf, dass es mit der Pensionierung nächstes Jahr auch nicht nur leicht sein wird. Aber was will ich - so geht es allen. "Condition humaine" - das, was menschlich ist, das, was sich hindurchzieht durch alle Generationen: Wir kommen und wir gehen. - Jetzt gehe ich nach Flüelen.

Dienstag, 12. Juni 2012

Untergegangen im Chaos

Ich weiss schon eine ganze Weile, dass ich am Ende dieses Schuljahres mit dem Religionsunterricht an der Schule aufhören darf. Das hat auch dazu geführt, dass ich nicht mehr "durchgegriffen" habe. Das heisst, ich habe keine Strafen mehr verteilt und mich auf unsägliche Diskussionen eingelassen. Die "Früchtchen" haben gemerkt, dass ihnen nichts (mehr) passiert. Ich bin sehr anständig mit ihnen umgegangen, aber sie haben das als Freipass empfunden.

Heute war zu meinem Erstaunen und völlig aus dem Nichts mein letzter Schulnachmittag. IN MEINEM LEBEN!!! (Nächste Woche ist Schulreise, übernächste Woche fallen sowieso die Spezialfächer aus, die nicht der Klassenlehrer gibt.)

An der Uni war meine allerletzte Prüfung die allerschlechteste unter meist guten. Und jetzt heute: Ich bin im Chaos untergegangen. Schlimmer gehts nimmer. - Warum kann man nicht mit einem guten Gefühl gehen??? Ich will diesen Buben doch überhaupt nicht schlecht. Warum, warum, warum?

Dass ich aufhören DARF, muss erst noch ankommen. Ich werde heute Abend genug Rotwein trinken, um ein wenig "unfühlig" zu werden. Ich habe nicht gesagt, dass dies gut sei, aber es ist einfach so. Mein Blog soll ehrlich sein. Das soll er!

Montag, 11. Juni 2012

Insel Ufenau

Da war ich noch nie, und es hat sich herausgestellt, dass ich auch sonst noch an ganz vielen Orten in der Schweiz noch nie war. Wo es schön wäre, wenn man ginge und sähe. Wenn man nicht zu Hause sitzen bliebe und Trübsal bliese.

Die Insel Ufenau hat eine Kapelle, die ganz leer war, als ich sie betrat. So leer, dass ich zu singen wagte. Welch eine Akkustik! Kam meine Freundin und sagte erstaunt: "Bist du das?"

Wenn man geht und sieht und tut, lernt man auch sich selber immer neu kennen.





Samstag, 9. Juni 2012

Verblödet

Gestern Abend bin ich einfach vor der Glotze liegen geblieben. "Töfflibuebe" - was für eine öde, langweilige Sendung! Die nachfolgende Alpsendung war geradezu spannend: Bringen die Studenten aus Deutschland einen guten Käse fertig? Halten alle durch auf den verschiedenen Alpen? - Ich habe den Abend verblödet mit dem Leben aus zweiter Hand. Ja, wenn ich selber mit einem Töffli durch die Schweiz tuckern würde! Wenn ich selber Käse herstellen würde! Das wäre ganz etwas Anderes. Aber ich rede und schreibe nur immer vom Leben. Von wessen Leben? Dem von Jesus von Nazareth zum Beispiel. Und dem von Hildegard von Bingen. Ja, und manchmal auch von meinem eigenen. Morgen steige ich in den acht-Uhr-Bus und fahre mit Bus und Zug nach Zürich. Dort treffe ich Susanna, die so alt ist wie ich. Die ich ewig lange kenne. Die ich viel zu selten sehe. Aber wir schreiben uns Briefe - von unserem Leben, das wir nicht immer verblöden.

Freitag, 8. Juni 2012

Heute weiss ich nichts

Seit fünf Uhr morgens bin ich auf, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Es gibt diese Nächte und frühen Morgen, wo das Leben sich dreht. Wo ich das Leben drehe und wende. Ich bin still liegen geblieben. Ich wollte Reto in seinem Morgenritual nicht stören. Er musste früh arbeiten gehen. Aber dann bin ich doch aufgestanden zum Erstaunen meines Ehemannes. Habe mich entschuldigt für die Störung seiner Gewohnheiten. Aber er sagte, das Gegenteil sei der Fall; er freue sich, mich zu sehen am frühen Morgen. - Auch wenn ich heute nichts weiss, nicht, was ich tun soll und nicht, was ich lassen soll, war das ein guter Anfang. Und so kommt eins zum andern: die Wäsche ist versorgt; die Couverts mit der Ministranten-Lager-Anmeldung sind unterwegs; ein paar Gedanken sind gedacht; ein paar Papiere sind bearbeitet und abgelegt. Jetzt ist Mittagspause. Ich darf heute nichts wissen; morgen ist ein neuer Tag.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Im Garten des Betagtenheimes

Heute Morgen wehte ein kräftiger Föhn im Garten des Betagtenheimes von Wassen. Wir haben im Freien Fronleichnam gefeiert. Jesu Gegenwart im Brot und im Wein. Ein seltsamer Name für ein einfaches Fest. Die katholische Kirche ist eine sinnenfreudige Kirche. Sie findet für Glaubensinhalte Symbole, die man sehen, hören, schmecken, riechen, betasten kann. Heute also für die Gegenwart des Göttlichen die Hostie, die zuerst vom Priester gezeigt wird - auch in der Monstranz - und die man in die Hand bekommt und dann essen kann. Sich das Göttliche einverleiben. Das macht Sinn, wenn man es sich überlegt. Da kann man nicht dagegen sein. Wohl aber gegen einige vorgeschriebene liturgische Texte. Gegen den Sühnopfergedanken. Gegen die Bezeichnung von Jesus als "Hohepriester". War er doch alles andere als ein Mann des Kirchen-Establishments. Gerade das nicht!

Mittwoch, 6. Juni 2012

Ausserordentlich und einmalig

Eine Freundin von mir ist gerade auf den Galapagos-Inseln in den Ferien. Ich habe nachlesen müssen, wo das überhaupt ist: 1000 km westlich von Südamerika. Eben Inseln im Meer. Und wie ich gelesen habe ist die Fauna und Flora dort ausserordentlich und einmalig. - Reto und ich haben uns einen Vogelstimmentrainer gekauft, und wir haben noch sehr viel zu tun, bis wir zu Kuckuck, Amsel, Dohle und Schwalbe noch ein paar Vogelstimmen mehr sicher erkennen. Nicht einmal den Buchfink kennen wir wirklich. Was also sollten wir auf den Galapagos-Inseln, wo alles ausserordentlich und einmalig ist? Wenn wir in Flüelen in unserer Talwohnung sind, sitzen wir bei offenen Fenstern bis zum Boden mitten in den Schwalben, die uns mit ihren Flugkünsten erfreuen. In harmonischen Wellenbewegungen steigen und sinken sie und schreien dazu. Und im Storenkasten sitzt eine Spinne, die blitzschnell zur Stelle ist, wenn etwas an ihr Netz rührt. Spannung pur in unserer Mietwohnung in Flüelen!

Dienstag, 5. Juni 2012

Müde

Nach der Schule bin ich wieder sehr müde. Und enttäuscht. Ich bringe es nicht mehr. Alteisen. Zum Glück darf ich in drei Wochen aufhören. Ich erfinde dann gleich etwas, das ich noch kann. Es gibt so viel Schönes. Jetzt mache ich grosse Pause. Bis zum Abwinken, nicht bis zum Läuten der Schulglocke.

Montag, 4. Juni 2012

Ein seltsames Buch

Ich lese ein seltsames Buch. Es hat 957 Seiten. Ich bin auf Seite 131. Es handelt von einem Mann. Der Mann schreibt über sich. Über die Jahrzehnte seines Lebens. Er ist etwas über siebzig und wohnt in Schweden. Er stammelt an seinem Leben herum. Er will mit Wörtern einfangen, wie er zu verschiedenen Zeiten war. Er war kein Held. Er ist kein Held. Er ist nicht besonders gut und nicht besonders schlecht. Er ist ziemlich gewöhnlich. Und ziemlich eigenbrötlerisch. Er hat Mühe, sich anderen zu öffnen. Nahe zu kommen. Aber er versucht es in seinem Buch. Immer wieder. Immer neu. Ein Satz zieht sich hindurch, ist schon auf meinen gelesenen 131 Seiten mehrmals vorgekommen: "Wir fangen noch einmal an. Wir geben nicht auf." Der Satz setzt sich in mir fest. Ich gebe auch nicht auf. Ich fange auch immer wieder an. Das Buch ist langweilig. Ich lese es. Es ist von Lars Gustafsson.

Viel besser als erwartet

Ich komme gerade von einer Verabredung. Wir hatten verabredet, dass von neun Leuten diejenigen kommen, die halt können, und die anderen kommen das nächstemal. Da muss man mit allem rechnen. Ganz wörtlich. Dass alle neun kommen, aber auch, dass man allein bleibt. Und man dürfte das Alleinbleiben nicht einmal übel nehmen. - Es sind fünf gekommen. Das ist schon mal schön. Und diese fünf haben sich supergut eingebracht. Wir haben mehr erreicht, als ich im besten Fall erhofft habe. Ich bin sehr zufrieden und viel besser dran, als wenn niemand gekommen wäre. Zwar würde ich es nicht übel nehmen, aber ich wäre niedergeschlagen, verunsichert, geknickt, elend, unwert, am Boden. Ich Dumme!

Sonntag, 3. Juni 2012

Dort, wo ich gestern aufgehört habe, will ich heute fortfahren: Dankbar annehmen, was der schöne Tag uns bietet. - Das Wetter ist von Sonne zu Regen gekippt. Meine flaue Energielage ist unverändert. Heute ist ein Arbeitstag mit drei Gottesdiensten an drei Orten.

In Wassen war eine Schulklasse von Erstfeld im Wortgottesdienst. Ein Mädchen sagte zur Begleitperson: "Noch interessant, dass hier eine Pfarrerin ist." Die Begleitperson holte mich zu den SchülerInnen, damit ich erzählen konnte, wie das ist mit "Pfarrerin" in der katholischen Kirche. Vor diesen Mädchen sagte ich mit Überzeugung, dass eines Tages Frauen Priesterinnen sein werden. Ministrantinnen gibt es immerhin schon.

Auf der Göscheneralp war die Kapelle dreiviertel voll. Ein schönes Gefühl, dass auch Freunde da waren, die wir ganz und gar nicht erwartet hatten. Sie luden uns spontan zum Mittagessen ein. Dankbar annehmen, was der schöne Tag uns bietet. Was kommt in Meien dazu, wo ich abends noch hinfahre?

Samstag, 2. Juni 2012

Hildegard

Hildegard von Bingen (1098-1179) gilt kirchenoffiziell erst seit Mai dieses Jahres als Heilige. Aber sie inspirierte schon die Menschen ihrer Zeit und seither Generationen und Generationen vor allem von Frauen. Sie war Künstlerin und Wissenschaftlerin, Mystikerin und Ärztin, Dichterin und politisch Engagierte. Ihre Regeln für eine gesunde Lebensweise geben noch heute beachtenswerte Hinweise. Sie lebte in einer von Männern dominierten Zeit, aber machte sich öffentlich mutige und richtungsweisende Gedanken zur Rolle der Frau. - Erstaunlich, dass sie heilig gesprochen worden ist und nicht als Hexe auf dem Scheiterhaufen geendet hat.

Ein kleiner Text zum Wochenende, damit wir geniessen:
Aus nacktem Fels wächst nur Dornengestrüpp. Genauso schwächt übertriebene Enthaltsamkeit in der Ernährung den Menschen. Er dörrt davon aus.


Dankbar annehmen, was der schöne Tag uns bietet!!!


Freitag, 1. Juni 2012

Im Garten buddeln

Auf dem Heimweg von Flüelen haben Reto und ich in der Gärtnerei allerlei gekauft: Eine schwarzäugige Susanna, 12 Kopfsalatsetzlinge, 2 Speisekürbissetzlinge und zwei Zuchettisetzlinge. Das ist ja schön und gut. Aber als wir mit all den Sachen oben waren, mussten wir Platz schaffen (und müssen es morgen noch intensiver). Also ab ins Tulpenbeet und zerren und "murksen" an den Tulpenstengeln und sie hoffentlich mit der Zwiebel aus der Erde bringen. 2013 gibt es womöglich auch einen Frühling. Als wir für heute aufgegeben haben, waren meine Füsse dunkelerdig und meine Fingernägel nur mit Bürste sauber zu kriegen. Jetzt geht es frisch und ein bisschen hungrig vor die Flimmerkiste. Ich freue mich auf die Kürbisse und Zuchetti und auf den Salat, den ich nicht den Schnecken überlasse. Beim Buddeln heute habe ich alle Schnecken ins Schneckenausland fliegen lassen. In hohem Bogen in die tiefe Wiese. Hoffentlich finden sie den Heimweg nicht!