Samstag, 31. Januar 2015

Brief eines 87-Jährigen

Heute Morgen habe ich wieder mein neues Ritual gepflegt: Zuerst drei Minuten lang einen warmen, nassen Waschlappen auf die Augen gelegt, dann sanft reinigend getupft, hierauf Augensalbe auf den unteren Lidrand gegeben, darauf folgend je ein Tröpfchen des Kortison haltigen Medikamentes appliziert, zum Frühstückstisch geschlarpt, dort die Blutdruckpille neben den Wasserbecher gelegt, zwanzig Vitamin-D-Tröpfchen auf den Müeslilöffel gegeben, staunend den Alkoholcocktail geschmeckt und geschluckt - und dann kam das Morgenessen wie vor Zeiten. - Ich habe an einen alten Freund gedacht, der vor Jahren schon bemerkt hat, dass er am Morgen immer mehr Zeit braucht, bis er "gerüstet" ist.

Dieser alte Freund hat sich gerade für unser Geschenk zum 87.Geburtstag bedankt. Er hat geschrieben, dass er auf der Loipe war. "Es war recht schön, einfach etwas anstrengender als früher...Aber so wie es noch ging, gab es mir Hoffnung, dass ich im Frühling wieder Wanderungen unternehmen kann."

Freitag, 30. Januar 2015

Erbauung meines Herzens

Weil ich dauernd am Motzen bin über mein eigen Altwerden, habe ich mir ein kleines Büchlein von Wilhelm Schmid gekauft. Es heisst "Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden." - Gewinnen? - Ich habe eher das Gefühl, dass ich verliere. Sehkraft, Schmerzlosigkeit, Spannkraft, Ausdauer und was noch alles. Gestern mochte Kaya, 19 Monate alt, länger durchtanzen als ich alte Grossmutter. Dabei tanzen wir beide überaus gern. - Also, was soll das mit dem Gewinnen, wenn wir älter werden? - Wilhelm Schmid, den zu googeln sich lohnt, rät wieder mal zu Altbekanntem, das mir immer wieder verloren geht: Achtsames Leben, Ars vivendi (Kunst des Lebens), Art of Aging statt Anti-Aging.

Ich habe erst das Vorwort gelesen. Ein Satz daraus hat meine hochgehenden Anti-Ärzte-Wogen geglättet, mich zur Ruhe gebracht. Jaaa, dieses schon! Dieses gern:

"Die Natur bevorzugt den langsamen Prozess des Älterwerdens: So bleibt Zeit, dem heranwachsenden Leben beizustehen, Erfahrungen weiterzugeben und neue Erfahrungen zu machen."

Ich werde das kleine Büchelchen mit grosser Achtsamkeit und ganz langsam lesen und mich dazwischen am "heranwachsenden Leben" erfreuen. Nicht gerade Weisheit, aber Erbauung meines Herzens sind:

gugga (Gurke)
gukili (Salzgürkli)

und all die anderen Wörter aus dem wachsenden Wortschatz von Klein-Kaya.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Hässig

Es ist halb zehn Uhr morgens, und ich komme schon wieder von einem Arzt zurück. Mit einem Rezept in der Tasche. Zwar nur Vitamin D; das sei eigentlich nicht ein wirkliches Medikament, sagt mein Arzt, um mich milder zu stimmen. Gerade habe ich gelästert, weil ich mein Badzimmerschränkli umbauen muss. "Kein wirkliches Medikament", sagt er, "aber nehmen Sie es bitte bleibend." - Also Schränkli-Platz fordernd. Da sind nun lebenslang: Blutdruckpillen, Augentropfen, Vitamintröpfli. - Über ein Cholesterinmedi habe ich erfolgreich verhandelt. Drei Monate herausgewirtschaftet, wo ich die Werte verbessern kann. Soll der Arzt nur nicht so milde vor sich hin lächeln. Macht mich nur noch hässiger. - "Eigentlich haben Sie ja gar noch nicht viele Medikamente." sagt der Typ. - "Für mein Alter." sollte er wohl hinzufügen. Das ist es ja gerade - ich hadere mit meinem Alter.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Badzimmerschränkli umräumen

Seit etwa drei Monaten kann ich nachts die Augen nicht auf Anhieb öffnen, sind sie besonders morgens rot, genieren sie mich, spannen sie bis in die Stirn hinauf - befürchte ich allerlei. Aber nein, ich bin nicht innert nützlicher Frist zum Augenarzt gegangen. Ich habe meine Tagescreme gewechselt, meinen Haarlack zum Teufel gewünscht und die "Künstlichen Tränen" appliziert, die mein Hausarzt verschrieb. Unregelmässig, weil er zu wenig verschrieb. Rezept nicht lange genug gültig. Und ich habe langsam Angst bekommen, weil nix besser wurde. - Heute bin ich bei der Augenärztin gewesen. Hildtrud Adam heisst sie und ist eine junge, zackige. Sie hat Entwarnung gegeben und drei Sorten Tröpfchen. Gesagt, dass ich Disziplin brauche, um die chronisch gewordene Entzündung loszuwerden. Aber ich brauche nicht einmal eine Brille. Lesebrille aus dem Warenhaus genügt noch, weil ich nicht Auto fahre. - Also habe ich mein Badzimmerschränkli umgeräumt und Platz geschafft für dreierlei Tröpfchen. Einerlei wird bleiben, auch wenn die Entzündung dank meiner enormen Disziplin heilen wird.

Dienstag, 27. Januar 2015

Warum syt der so truurig...

Wenn mich jemand gefragt hätte, ich hätte keine Ahnung mehr gehabt, dass Mani Matter ein Lied gesungen hat, das hiess: "Warum syt der so truurig?" - Aber eine Melodie kreiste heute und kreiste in mir, während wir von Flüelen nach Winterthur zurück fuhren. Mit je einem vollen Rollkoffer und einem vollen Rucksack. Sachen, die wir behalten wollen, die bisher in unserer Flüeler Ferienwohnung lagerten. Gerade habe ich für alles einen Platz gefunden. Und dabei die Melodie, die Melodie! Und dabei genau dieses Gefühl - Trauer! Und schon erkannte ich die Melodie und sagte mir: "Ja, das darf jetzt sein - ein bisschen Trauer darüber, dass wir meine Fluchtburg aufgeben." - Trauer erkannt, wird das Herz etwas leichter. Ich bin ja einverstanden. Wirklich einverstanden. Aber ich war so gern dort. So gern! Kommt noch eine abschliessende, letzte, allerletzte Ferienwoche im Februar...

Montag, 26. Januar 2015

Gleich fährt der Zug

Immer fährt gleich der Zug. Will sagen, immer ist etwas los. Gestern Abend sind wir bei Harry versumpft. Ich sage "Harry", weil Judith die einzige Aufrechte an solchen Abenden ist. Wo eine schweisstrieffende Nacht folgt, weil, da muss was abgebaut werden. - Und immer denke ich, ich werde klüger und tue meinem Körper was anderes an. Aber schön war es. Fröhlich war es. Und immer mittendrin Klein-Kaya.

Sonntag, 25. Januar 2015

Spontan angemacht

Ich habe gerade ein Buch fertig gelesen, das mich im Laden spontan angemacht hat. Es heisst "Wo ist denn meine Brille?", und es wurde von zwei alten Freundinnen geschrieben. Die eine war siebzig, die andere achtzig Jahre alt, als sie vor zehn Jahren diesen Briefwechsel betrieben. Das Buch war wohl ein Ladenhüter bei Orell Füssli, bis ich es gekauft habe. Und das eigentlich nur wegen des Titels, der bei mir "Nicht ohne meine Lesebrille" heissen würde. - Noch! Denn am Mittwoch der kommenden Woche gehe ich erstmals zur Augenärztin, und ich werde wohl kaum ohne ein Brillenrezept heraus kommen. - Übrigens gehe ich am Donnerstag zum Hausarzt, weil mein Cholesterinspiegel zu besprechen ist. Diese Outings heissen im Buch "tabufreie Bestandesaufnahme der Probleme alter Menschen" und werden als mutig gelobt. - Mutig gestehe ich also ausserdem, dass es mir etwelche Mühe macht, ständig in Arztpraxen erscheinen zu müssen. Oder anders: Diese Arztlauferei macht mir bewusst, dass ich alt geworden bin. Trotzdem freue ich mich jetzt schon auf meinen kommenden 66. Geburtstag, und ich hoffe, dass ich noch ein paar weitere erleben werde bei ordentlicher Gesundheit. So ist es ja allemal. Die Urner Oberländer sagen: "Me mues zfriede sii." - Anzumerken ist noch, dass meine beste Freundin und ich uns auch gegenseitig in Briefen orientieren "über die Probleme alter Menschen" - aber nicht nur, oft haben wir auch zu lachen in unseren Briefen, die wöchentlich hin und her gehen, oder wir informieren uns gegenseitig über Lesenswertes und Sehenswertes. Über Lebenswertes!

Freitag, 23. Januar 2015

Kurz unter der Sonne

Ich bin in Grindelwald unters Postauto gekommen. Nein, nicht so - nicht überfahren worden. Nur von oben bis unten vollgespritzt worden mit Nässe und Dreck. Gruusig! - Aber ebenso sind wir, Reto und ich, gestern in Grindelwald unter die Sonne gekommen. Zwar nur eine halbe Stunde. Aber so schön, dass es für heute auch noch reicht. Nachher haben wir noch fein gegessen an gemütlichem Ort und sind dann stundenlang nach Hause gefahren. GA ausnützen nennt sich das.


Mittwoch, 21. Januar 2015

Orell Füssli-Schock

Vielleicht ein günstiges Taschenbuch für ein Tagesreisli mit dem GA wollte ich mir heute im Orell Füssli in Winterthur kaufen. Eintreten wie immer. Aber da stimmt etwas ganz und gar nicht. Überall hängen Plakate, dass es auf alles Prozente gibt. Und viele Gestelle sind völlig leergeräumt. - Wir kaufen dann statt einem Buch fünf. Und diese kosten einen Drittel weniger als sonst. - An der Kasse zeige ich meine Points-Card und frage: "Was ist damit, wenn der Laden zu geht?" - Die Kassiererin sagt in gereiztem Ton: "Gilt nach wie vor. Wir zügeln ja nur dorthin, wo die Buchhandlung Vogel war." - Dort ist aber Thalia, und Thalia wird über kurz oder lang Orell Füssli schlucken. Ob die Kassenfrau überhaupt mitdarf oder gekündigt wurde? - Ich werde es nicht sehen, weil ich keinen Fuss in den Thalia -Laden setze. Aus gut unterrichteten Kreisen weiss ich, dass die Geschäftsmoral dieser Kette mir nicht entspricht. Zum Glück gibt es die Genossenschaftsbuchhandlung am Kirchplatz. Hoffentlich überlebt der kleine Fisch all die Killerfische.

Dienstag, 20. Januar 2015

Argentinien

Bei uns schneit es, aber nicht so, wie man es am liebsten hat. Es kommt nass vom Himmel und wird sich nicht halten. "Viel zu warm. Kein richtiger Winter!" meckert Reto. - Ich habe derweil geträumt. Dass wir nach Argentinien geflogen sind. Ich, die ich nur fliege, wenn es gar nicht anders geht. Flugangst. Und überhaupt. Die Ökologie. - Aber also. Letzte Nacht bin ich mit Klein-Stefan und Klein-Judith und Ehemann Reto nach Argentinien geflogen. Vom Flughafen mit dem Zug weiter. Unterwegs ist mir zum Bewusstsein gekommen, dass in Argentinien Sommer sei. Ich hatte aber lauter Winterkleider in die Koffer gepackt. Keine Sonnenhütchen für die Kinder. Keine Badesachen. Alles falsch. - Ein Grund mehr, zu Hause zu bleiben. Zum "Bäumli" spazieren ist schön genug.

Montag, 19. Januar 2015

Da will ich hin

Das "Tagi-Magi" vom Samstag hat Bekannte und weniger Bekannte gefragt nach ihren Geheim-Tips für ein "Perfektes Wochenende". Ehrlich gesagt, habe ich längst noch nicht alles gelesen, aber gut gestöbert. Einige Destinationen sind für mich zu weit entfernt und/oder zu teuer. Aber die "Chäsalp" hat es mir angetan. Da will ich hin. Sie ist auf  61702 Zentimeter Höhe über Meer. Und ein normaler Bus der Stadt Zürich fährt hin. Tobelhofstrasse, 8044 Zürich. Sowas - noch nie davon gehört! Zu einem Brunch will ich hin. Da kommt mir für einmal meine bescheidene Körpergrösse zu gut: Pro Zentimeter Körpergrösse bezahlt man 22 Rappen. Und dann darf ich zuschlagen, als wäre ich zwei Meter hoch.

Sonntag, 18. Januar 2015

Konzert abgesagt

So oft gehe ich nicht an ein Konzert. Aber dennoch - noch nie habe ich erlebt, dass ein Konzert abgesagt worden ist. Jetzt schon. - Werner Aeschbacher muss sich einer dringenden Operation unterziehen. Mein Mitgefühl hat er. - Ich glaube, Leute, die öffentlich auftreten, reissen sich zusammen, so lange es nur geht. Aber auch Mütter und Väter versuchen, nicht auszufallen, ebenso Grossmütter und Grossväter. Und jeder und jede von uns will nicht in der Öffentlichkeit zusammenbrechen. Habe ich einmal gelesen. - Und doch! Wir sind alle nur Menschen und verletzlich und sterblich. Ich habe kürzlich beschlossen, jeden Morgen ein bisschen zu feiern, an dem ich gesund genug aufwache, und jeden Abend zu preisen, wo ich zufrieden über den erlebten Tag zu Bett gehe.

Samstag, 17. Januar 2015

Hütet euch!

Reto und ich haben im Teamwork meine Haare geschnitten - er hinten, ich vorn. Ist sehr zu meiner Zufriedenheit herausgekommen. Da könnte ich geradezu in den Ausgang gehen. Aber nicht ins Bundeshaus in Bern. Christoph Blocher hat in seiner Albisgüetlirede radikal davor gewarnt: "Hütet euch vor dem Bundeshaus!" Denn dort gäbe es keine Demokratie sondern nur Demokratieverhinderer. Was sich sein "Mitstreiter" Ueli Maurer dabei gedacht hat? - Frau Sommaruga war Gast. Sie hat vor allem für das Heiligerhalten der Menschenrechte plädiert. Sie wusste ja wohl, dass ihre Worte im Albisgüetli keinen hohen Wert hätten. Aber im Bundeshaus schon und vielerorts im Land auch. Das Volk von Christoph Blocher ist ja nicht das einzige Volk im Land. Und sein Volk wird mit ihm zusammen zum Glück immer älter. Haare färben wäre vielleicht eine gute Idee, damit die Bilder von der Albisgüetlitagung nicht nach so vielen grauen Häuptern aussieht. - Ach ja, kommt mir in den Sinn, am liebsten wäre mir, die SVP würde gewaltig Haare oder Sympathisanten lassen!

Freitag, 16. Januar 2015

Zum drittletztenmal in Flüelen

Die Stunden und Tage in unserer Flüeler Ferienwohnung, die wir viel zu selten aufsuchen (können), sind gezählt. Gerade waren wir zwei Tage dort. Abermal im Danioth Kaffee trinken, im Arnold feines Essen kaufen, im Reussdelta den ewig gleichen Gang tun, der so wohl bekommt. - Eine Spannung zwischen Gefühl und Verstand aushalten. Der Verstand sagt klar: Es war gut, aber jetzt ist es genug. - Das Gefühl jammert ein wenig und trauert. - Wir haben Zeug nach Hause mitgenommen, das wir behalten wollen. Und wir haben Geschirr zerdeppert, das uns noch nie gefallen hat. - Reto hat die Wohnungsabgabe geregelt. Es gilt - wir verkleinern uns, und das ist älterwerdend gut so. Heute nachtwachend in Winterthur kam ein grosses Glücksgefühl auf. Ich bin sehr, sehr gern hier in Oberwinterthur. Aber der Kanton Uri gehört nicht nur untrennbar zu Reto sondern auch zu mir. Morgen gehen wir ins Kino. "Danioth" läuft an - ein Film über einen grossen Urner Künstler.

Dienstag, 13. Januar 2015

Mit Kinderaugen

Für uns Erwachsene ist (fast) alles, was wir sehen obergewöhnlich. Wir schauen kaum mehr recht hin. Und wenn wir schauen, verbinden wir allfällig Neues (Kunst..) mit schon Bekanntem. So wird es entschärft und beunruhigt uns nicht. - Ganz anders ein kleines Kind. Heute waren wir mit unserer Enkelin (19 Mt.) im Eulachpark. Als ich von Reto und Kaya ziemlich weit weg ging, sah ich ihre Verunsicherung. Mit meiner besonderen Art zu winken, konnte sie mich wieder identifizieren. Ich brachte ihr bei, Kusshände zu werfen. Das machte uns beiden Spass. Später versteckte ich mich hinter einer Säule. Nur mein halbes Gesicht zeigte ich. Da hat es Kaya "ausgehängt". Sie war überfordert durch Distanz und Teilsicht. Sie war völlig verwirrt und löste das Problem mit Nicht-mehr-hinschauen. Abwesender Gesichtsausdruck. Auf dem Heimweg spielten wir mit dem Wind. Wir hielten dem Wind in unserer Hand dürre, trockene Blätter hin - und der Wind trug sie meist weit fort. - Heute Abend ist Kaya sehr müde. Ich habe sie gefordert, vielleicht überfordert.

Montag, 12. Januar 2015

"Pflötschle" (= mit Wasser spielen)


Vor dem Kochen sagte ich laut: "Zuerst Hände waschen!" und machte es auch. Das bedeutete dann, dass mit Kochen noch lange nichts wurde, weil Kaya nicht nur Hände waschen wollte, sondern "pflötschle". Ein paar Becher mussten her und das Segelschiff. Dann wurde ausgiebig Wasser von einem Becher in den andern gegossen, das Schiff voll gemacht - und siehe es schwamm mit vollem Wind voraus weiter. - Natürlich goss Kaya auch Wasser auf den Boden. Nicht mit Willen, aber halt schon. Ich zeigte ihr, was sie "getan" hatte. Das interessierte sie sehr; einen Vorwurf konnte sie nicht erkennen. Sie meinte dazu trocken (das einzige, was trocken war): "Osi (=Grosi) Umpe (Lumpen, Lappen). Zu Befehl, kleine Prinzessin!

Sonntag, 11. Januar 2015

Menschen aus der Schweiz, aus Portugal, aus Polen, aus Tschechien und aus dem Irak feiern miteinander

Und wieder haben wir ein Fest in St. Ulrich, Winterthur-Rosenberg mitgefeiert - das zweite schon in kurzer Zeit. - Heute wurde die langjährige Gemeindeleiterin in die Pensionierung entlassen. Ich habe bei ihr und mit ihr vier Jahre teilzeitlich gearbeitet. Die meiste Zeit hatten wir es gut miteinander, am Schluss leider nicht. Aber wir haben uns versöhnt. Sie hat sich heute auch sehr gefreut, dass Reto und ich auch dabei waren.

Ein schönes Fest war das mit einem guten "Erntedankgottesdienst" (Zita's reiche Ernte wurde gefeiert). Dann folgten im Pfarreiheim Reden, Gesänge, Geschenkübergaben, und wir taten uns gütlich an fremdartig-feinen Leckereien und reichlich Wein. Auch hier das bunte Völkergemisch. Und ich bin riesig froh, dass es so viel Frieden auf der Welt auch gibt! Polonaise mit allen zu portugiesischem Gesang. Fast allen - ein paar Leute sind immer tanzresistent, z.B. der Pfarrer von "St.Peter und Paul".

Samstag, 10. Januar 2015

Überall

Gestern Abend ein überraschendes Telefon. Der Papi von Kaya meldet, unsere Enkelin wolle mit Grosi und Grosspapi telefonieren. Es komme von ihr. Sie habe begonnen, von uns zu reden. - Reden?-  Mit 19 Monaten ist da jeweils noch viel Interpretationsspielraum. - Wir "reden" also mit Kaya am Telefon. Das besteht darin, dass wir sie das und jenes fragen, und sie haucht ein Ja in den Hörer. Am Schluss übernimmt Mami. Unsere Tochter fragt, wie eigentlich "überall" zu interpretieren sei. Kaya singe den lieben langen Tag etwas von "überall". - Reto weiss es: Wir haben  in der Weihnachtszeit oft und oft mit Kaya das Lied "Fröhliche Weihnacht überall" gesungen. Es ist das Lieblingsweihnachtslied von Reto. Vielleicht ist es tatsächlich äusserst wichtig, "überall" an die Botschaft von Weihnachten zu denken, auch wenn das Jahr weiterschreitet, wie es zu tun pflegt - mit viel Unfröhlichem leider auch überall.

Freitag, 9. Januar 2015

"Tahin"

Das schreckliche Drama in Frankreich ist nicht beendet. Die schrecklichen Dramen in der ganzen Welt nehmen zu und nicht ab. Es sind so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.

Aber jetzt sind alle "Charlie Hebdo". Alle halten den Bleistift in die Luft. Das ist gut so. Das ist wichtig. Und doch - Solidarität, wie weit reichst du? Wie lange dauerst du an?

In aller Bedrücktheit meine Hoffnung, dass diesmal Christen und Muslime näher rücken. Dass diesmal nicht allen Muslimen angelastet wird, was Terroristen im Namen des Islam, aber nicht wirklich im Glauben verüben. - Meine Hoffnung, dass Bürgerinnen und Bürger wissen wollen, was Juden, Christen und Muslime gemeinsam haben, statt was sie trennt. Sich Urteile bilden aufgrund von Wissen. Nicht blinden Vorurteilen anhängen. - Diesmal zusammenstehen als Menschen!

Inzwischen koche ich Rezepte aus einem Kochbuch, das schlicht "Jerusalem" heisst - und staune  sehr, welch neue Geschmackserfahrungen ich mache. - Ich habe "Tahin" nach Hause gebracht von der Stadt, ein Sesammus. Und ich habe geröstete Pinienkerne über alles gestreut. - Das Fremde kann Himmel und Welten eröffnen. Kann uns einander näher bringen, wenn wir es wollen.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Der Keller verrät das Eine und Andere

Am Keller kannst du erkennen, ob eine Person gedenkt, länger gerade in dieser Wohnung zu leben oder nicht. Jedenfalls bei mir ist es ein Zeichen, dass ich heute Morgen in den Keller gestiegen bin, um dort eine Weile zu "meditieren": Was stimmt noch nicht? Was fehlt? Was muss neu geordnet werden? Wie kann ich einrichten, dass alles sofort greifbar wird? - Ich habe meine Erkenntnisse schriftlich festgehalten und sie meinem Ehemann kommuniziert. Und er hat schon nachgemessen und will fehlende Behältnisse einkaufen. In erster Linie einen PUTZSCHRANK! In diesem Haus gibt es nämlich keinen solchen. Ob der Architekt ein Putzinstitut putzen lässt in seinem Heim? - Wir richten uns für länger ein. Gutes Gefühl.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Bunte Träume

Da habe ich das ganze 2014 kaum so geträumt, dass ich am Morgen etwas wusste. Aber jetzt, im neuen Jahr, träume ich bunt und ausufernd. Da kommen alle vor - mein Ehemann Reto, meine Schwester, der Schwager, unser alter Hund und viele, viele mir Unbekannte. Ich bin allnächtlich in Schullagern, Jugendlagern, Ferienhotels der speziellen Art. Wo es z.B. eine offene WC-Anlage gibt, keine Kabinen. Wo im waldähnlichen Garten wunderschöne Wildkatzen aller Art herumstreifen, sodass ich unseren Hund ins Hotelzimmer einsperre, wo in Zeitungspapier eingewickelt eine Bombe lagert, die noch nicht gefährlich ist. - So träume ich und frage mich beim Erwachen, woher diese ganze bunte Phantasie kommt. Könnte ich sie auch anzapfen in wachem Zustand? Will heute Abend mal nicht in die Glotze gucken sondern kreativ sein.

Dienstag, 6. Januar 2015

Nicht jede will gekrönt werden; nicht jede soll gekrönt werden

Reto hat in der Stadt den teuersten Dreikönigskuchen gekauft, den er finden konnte. Wenn Judith von der Arbeit kommt, um ihr Kind abzuholen, darf sie Kaffee trinken und Königskuchen essen mit uns. - Ich wollte Kaya einstimmen auf das Ereignis und habe im Keller eine alte, goldene Kartonkrone geholt, dazu zwei verschiedene Hüte und Tücher. König spielen war mein Sinn. Aber Kaya hat energisch den Kopf geschüttelt. Weder wollte sie von mir gekrönt werden, noch gestattete sie, dass ich mich selber krönte. Recht ernüchtert stand ich da. Auch der Versuch, das Königsbuch von Heinz Janisch und Wolf Erlbruch anzuschauen, schlug fehl. Wo Kaya doch sonst so gern Bilderbücher erzählt bekommt! Ich komme mir ein bisschen vor wie der König im Buch:

Der König und der Hund

"Sitz! Platz! Komm!", rief der König. "Ich bin dein König!"

"Hierher! Halt! an die Leine!", rief der König.
Dann rannte er dem Hund nach.

Nicht , dass jemand auf die Idee käme, ich würde Kaya mit einem noch so herzigen Hündchen vergleichen. Aber ich - ich renne.

Montag, 5. Januar 2015

Ich wollte, aber nun habe ich mich anders entschlossen...

Listen schreiben - eine gute Sache. - Im neuesten Tagi-Magazin erfreuen mich die Listen von Woody Guthrie, Countrysänger, und Edison, Erfinder. Letzterer hat doch tatsächlich aufgelistet, was er noch alles erfinden wollte. Zum Beispiel einen "Baumwollpflücker" oder "Tinte für Blinde". - Gestern wollte ich dann meine eigene Liste schreiben. Vielleicht tue ich es morgen oder an einem anderen Tag. Heute beschäftigt mich ein anderer Artikel aus dem nämlichen "Tagi-Magi" mehr. Er ist überschrieben mit: "Die Schweiz war nie ein Paradies der Nächstenliebe". Geschrieben hat ihn der Historiker Jonathan Steinberg. - Der ganze Artikel ist gut, aber festgebissen habe ich mich an folgender Passage: "Ich habe mit sehr vielen Studenten zu tun. Diese Generation fasziniert mich. Denn sie wissen nichts mehr. Sie können sich nicht mehr erinnern, was letzte Woche war. Sie kennen die Telefonnummer ihrer Eltern nicht auswendig. Lektüre? Allgemeine Kulturbildung? Kaum. ... Sie kennen keine Kinderlieder mehr." - Da reden wir ständig von Demenz im Alter. Und jetzt dies!!!

Sonntag, 4. Januar 2015

Und weiter mit der Zukunft...

Die NZZ am Sonntag widmet Zeitung und Beilagen der Zukunft(-sforschung). Was man da alles lesen kann, darüber, wie wir in zwei, drei Jahrzehnten leben werden. Wird also Kaya nicht gern selber kochen, sondern lieber abhängen, während ihre Küchentechnologie Food generiert? Vielleicht zieht sie es vor, ihr Essen aus dem 3D-Drucker zu holen. Nur Salat oder Gemüse muss sie noch auf Green-Pads selber ansetzen. - Ihr Auto wird ohne ihr Zutun fahren. Einfach Ziel eingeben, und schon geht es los. Heisst nicht "Auto-Mobil" schon immer "Selbstfahrendes"?

Ich muss lachen - habe ich nicht schon meine Schüler darüber spintisieren lassen, wie sie sich die Welt in 25 Jahren vorstellen?! - Die fünfundzwanzig Jahre sind vorbei. - Ja, einiges hat sich verändert, aber doch nicht so viel, wie erwartet. Der Atommüll von den AKWs ist immer noch nicht endgelagert. Frieden auf der Welt ist Utopie, alles andere als Realität. Aber viele von uns kochen gern selber. Und noch mehr schauen all die Kochsendungen on TV gern. Und - seien wir ehrlich - der Mensch ist sich gleich geblieben. Im Schlechten wie im Guten. - Ich glaube nicht, dass künftige Menschen als SexualpartnerIn einen Roboter bevorzugen.

Samstag, 3. Januar 2015

"Jedes Einzelnen Zukunft hängt ab von allen anderen Zukünften."

Das ist eine lange Überschrift. Aber es muss die Überschrift sein, damit es bewusst gelesen wird. Nicht überlesen wird. Eigentlich müsste man sich diesen Satz von Michael Schindhelm im heutigen "Tagi" wie ein Mantra innerlich wiederholen und wiederholen. Und wenn der Satz dann zum eigenen inneren Schatz geworden wäre, müsste man danach handeln. Verantwortlich handeln. Was sehr anstrengend ist. Es geht ja um das gesamthafte Handeln. Und dies jeden Tag. Man könnte wohl nicht mehr oft gemütlich on TV sitzen oder liegen. Man hätte so viel zu bedenken. Ständig.

Mein Götti hat mir in Jugendjahren beizubringen versucht, dass ich nicht für die ganze Welt verantwortlich bin sondern nur für mich. Und im gleichen heutigen "Tagi" steht ein Artikel, der "uns Zürcher" (keine weibliche Form!) als "Selbstknechter" bezeichnet. Wer sein Leben so optimiert, dass er an die Grenzen seiner Leistungsmöglichkeiten kommt, büsst seinen Übereifer möglicherweise mit einer Depression.

Was nun? - - - Heute Abend will ich bei Birgitt Steinegger abhängen. Reto und ich probieren dann den neuen Wein, den wir geschenkt bekommen haben. Nur eine halbe Flasche. - Halbe Selbstoptimierung?

Freitag, 2. Januar 2015

Schön weiss!

Zum Glück waren wir heute Morgen noch im Schnee! Seltsame Himmelsfarben. Mal Schnee, mal Eis unter den guten Winterschuhen. Ein Freund beim Joggen kommt uns entgegen, hält an, redet, Schweiss triefend, ein paar Worte mit uns. Eine Bekannte stellt sich uns in den Weg. Fast hätten wir sie hinter der Sonnenbrille nicht erkannt. Wir erzählen ihr, dass wir gerade in diesen Tagen das wunderbare Buch, das sie uns einst geschenkt hat, wieder gelesen und geschaut haben. "Wintermärchen" von Hans Christian Andersen. Illustriert von Anastassija Archipowa. Welche Namen! Welcher Klang! Und so viel gemalter Schnee im Buch wie im Hegifeld  heute Morgen. Aber jetzt regnet es. Tropft es. "Macht nichts", sagte der freundliche alte Mann mit den Wanderstöcken und den kleinen, vorsichtigen Schrittchen, jetzt ist es schön!" - Und wenn es nicht mehr schön ist, erinnern wir uns: Dreiunddreissig Zentimeter hat Reto gemessen.


Donnerstag, 1. Januar 2015

Meine Silvestermorgen-Wünsche

31. Dez, 2014

liebe alle

Meine Wünsche für 2015 sind diese:
dass wir zuversichtlich starten in ein neues Jahr,
dass uns wahre Menschlichkeit leite in unserem Tun,
dass wir uns zusammenraufen im Kleinen und im Grossen,
dass wir nicht vereinfachen, was kompliziert ist,
aber auch nicht komplizieren, was einfach ist.

Mein Wunsch ist dieser:
Dass wir ein weiteres Jahr schaffen
und uns dem stellen, was uns entgegen kommt.
30. Dez, 2014
Ich bin sehr verschnupft. Dummer Kopf. Heiss. Trotzdem habe ich mein Zimmer umgeräumt und dabei festgestellt, dass ich meine Wehlein während des Tuns vergessen konnte. Und dass ich neue, alte Prioritäten gesetzt habe: Ich bin Theologin. Alle Bibeln stehen so, dass ich sie jederzeit zur Hand habe. Und die Hoffnung blüht auf, dass ich mal wieder in die griechische und die hebräische Bibel schaue. Wo ich doch sehr gern in die alten Sprachen geguckt habe während meines Studium. Immer im Zug Wörter gelernt. - Es ist ein grosses Glück, dass ich dieses Studium machen durfte, wenn ich auch die liturgischen Bücher "versteckt" habe. Ich bin jetzt lieber Grosi als Pastoralassistentin.

Gehört der Schnee nicht ins Urner Oberland?

29. Dez, 2014

Reto und ich sind heute Morgen durch Schnee und über Eis zum "Bäumli" gegangen. Vorsichtig wie über rohe Eier. War ja auch unter unseren Füssen ständig Eis, nur durch ein Häuchlein Schnee notdürftig und trügerisch verborgen. Oder auch nicht. Die Strassen sind offene Eisbahnen; Winterthur spart beim Winterdienst. Wenn wir nicht gerade dahin starrten, wohin wir unsere Füsse setzen wollten, sahen wir: Alles ist gut gemacht. Alles ist schön gemacht. Diese Winterlandschaft! - Und doch! In meinem Gefühl gehört so viel Schnee eindeutig ins Urner Oberland und nicht hierher. - Einmal in meiner Jugendzeit wollte ich ein wirklich grosses Vermicelle essen. Einmal genug bekommen! Ich bestellte eine grosse Portion - und habe für alle Zeiten zwar immer noch gern Kastanienwürmchen, aber bloss eine kleine Portion auf einmal. - So geht es mir mit dem Schnee. Im Urner Oberland habe ich davon so viel bekommen, dass kleine Portionen - bitte ohne Eis - reichen würden. Für mich!

28. Dez, 2014
Wer weiss schon ganz genau, was in einem anderen Menschen vorgeht. Auch wenn Reto seit Wochen davon geredet hat, dass er endlich Schnee schaufeln möchte, ist es nicht ganz sicher, dass er jede Schaufel voll Schnee mag, die er zur Seite wirft. Ist doch anstrengend, finde ich. Mir ist es recht, dass es nur noch leise, leise rieselt vom Himmel und mein Ehemann sich nicht übertun muss in den nächsten Tagen. - Schön aber ist es, dass unsere Enkelin den ersten "Neemaa" gebaut hat mit Mami und Papi. Was sie dann wohl dazu meint, wenn er an der Sonne schmilzt? - Erinnerungen werden wach: Sohn Stefan hat einmal so bitterlich geweint, als die weisse Pracht hinwegschmolz, dass wir beim nächsten Schnee ganz kleine Schneemänner formten und sie in den Tiefkühler stellten. Im Frühling haben wir sie wieder entdeckt.
27. Dez, 2014
Es war wunder-, wunder-, wunderschön, wieder mit der ganzen Sippe in Wassen und Flüelen Weihnachten zu feiern. Und total überraschend, dass wir alle nicht zum letztenmal am 25. Dezember im MartiniF essen. Die Tradition soll weitergehen, auch wenn wir unsere Ferienwohnung in Flüelen dann nicht mehr haben zum Übernachten und Brunchen.
Ich bin eigentlich überrascht, dass die Vorfreude und die Freude am Geschehen sich gedeckt haben. Kommt doch vor, dass die Vorfreude grösser ist als die tatsächliche Freude.
Jetzt sind ein paar ruhige Tage angesagt. Neue Agenda einrichten. Weihnachtspost weiterschreiben. Lesen. Das neue Radio geniessen. Gesund essen. Wenig naschen. Trotzdem das Leben total geniessen. - Und dann das nächste Fest anrichten und ganz toll feiern. Erste Gesellschaftsspiele an Silvester mit Enkelin Kaya. Meine Vorfreude schlägt Purzelbäume.
24. Dez, 2014
Gerade waren wir auf der Post, die allerallerletzten zwei Päckli aufgeben. Gut, hat es auf meinem Götti-Rüedu-Kasten viel weniger Gelagertes und wieder mehr freien Raum! In der Kartenschachtel nehmen selbstgebastelte Karten und grosse Couverts stetig ab. Sogar mein Pult ist wieder benützbar für Gewöhnliches, weil Schnüerli und Papierli nach und nach verschwinden in alle Himmelsrichtungen als Umwicklung von Geschenken. - Dafür nehmen die Weihnachtskarten mit liebevollen Grüssen und Wünschen unglaublich zu. Und sie sind schön. Und sie berühren. Und sie machen so viel Freude. Da soll noch jemand behaupten, die Leute würden nicht mehr schreiben! Sogar die liebe Frau Huber von Göschenen hat geschrieben. Ich weiss, wieviel Mühe das der alten Dame macht. - Ich bin längst nicht fertig mit meiner Post. Aber ich will gern schreiben, also nicht schnell schreiben. Die Weihnachtszeit dauert bis zum 6.Januar. Es bleibt genug Zeit.
23. Dez, 2014
Reto und ich haben in unserer Ferienwohnung alles bereit gemacht für die Stunden mit unseren Gästen. Geputzt, eingekauft, den Kühlschrank vollgestopft, Stühle und Tische gerückt, Wäsche gewechselt, eine Weihnachtsgirlande aufgehängt. Alles ist bereit. Dann sind wir mit dem Zug nach Hause gefahren. Über dem Zugersee hat der Himmel gebrannt von einer tiefen, späten Wintersonne. Und die Mondsichel spricht vom Wachsen und Mehren. Auf dem Fussweg nach Hause sind die Nachtbäume voller Sterne gestanden. - Jetzt freue ich mich einfach unbändig auf die nächsten Tage. Weihnachtlich gerüstet.
21. Dez, 2014
Mit knapp über zwanzig Jahren verbrachte ich ein halbes Jahr in Israel. In einem Kibbuz mitzuarbeiten war damals angesagt. Ich habe es sogar auf zwei Kibbuzim gebracht. Ein Vierteljahr habe ich in der Wüste Negev Früchte gepflückt und sortiert. Drei weitere Monate war ich in der Nähe von Haifa am Grapefruits und Orangen Pflegen und Pflücken. - Ich habe wunderbare Erinnerungen an Israel, was mich um so trauriger macht bezüglich der Situation heute dort. Immer dachte ich, ich gehe nochmal hin. Aber ich könnte die Trennmauern zu den Palästinesischen Gebieten schlecht ertragen.
In Nürnberg gibt es nebst dem offiziellen Weihnachtsmarkt auch noch einen kleinen Markt der Nationen. Am Stand von Israel habe ich Halva entdeckt - eine krümelige Paste aus Sesam und ich weiss nicht was noch. - Ich liebe Halva. Ich liebe Halva vor allem, weil es mich erinnert. - Weil sie mich erinnern, liebe ich auch Mailänderli so sehr. Und ich liebe die alten Fotoalben und die alten Kinderlieder. Wetten, dass an Silvester alle mit Kaya "Gling, gling, gling, die Poscht isch do" spielen müssen!
20. Dez, 2014
Heute Morgen kamen Tochter, Partner und Enkelin zum Brunch. Weil Kaya ihr Weihnachtsgeschenk schon bekommen sollte, schmückte Reto in der Frühe schon das Tannenbäumchen. - aber wo sind die ganzen Baumvögelchen? In keiner Weihnachtsbananenschachtel. Nirgends aufzufinden. Fortgeflogen. Traurig, aber wahr. - Ich erfuhr von der Unauffindbarkeit, als ich vom Einkaufen zurückkam. Von allem ein wenig, was ich selber gern habe. Insgesamt viel zu viel. Aber fein. - Kaya ist nicht zu klein, um mit dem Puppenhaus zu spielen, und wir spielten alle ein wenig mit. - Schön, wenn Weihnachten schon am zwanzigsten beginnt. Für mich dauert sie eh bis zum 6.Januar. Bis dann erlaube ich mir die Hoffnung, dass ich allen, allen schreibe, die mir am Herzen liegen. Dass es viel zu viele sind, weiss ich jetzt schon. Aber jetzt gilt es, Retos verschwundene Vögelchen aufzuspüren.
19. Dez, 2014
Heimgekommen von Nürnberg, der Stadt, die ich einmal besuchen möchte, wenn nicht Weihnachtsmarkt ist. Obwohl sie auch schön ist, wenn Weihnachtsmarkt ist. - Reto und ich waren zum vierten Mal dort, aber zum erstenmal mit Sepp und Vreny. - Ich mag am liebsten das Drumherum um den Markt. Ein Orgelkonzert. Die junge Frau, die irische Weihnachtslieder sang. Nur sie und ihre Gitarre in einer ordentlich vollen Kirche. Die Schulklasse mit dem Lehrer Alter Schule, die sich aufstellten, um ernsthaft für uns zu singen. Oberstufenschülerinnen und Schüler! - Ich mag die Kerzen tragenden Engel in St. Laurentius und das trauliche Familienbild in der Frauenkirche mit Maria, Josef und dem Kind bei Elisabeth und Zacharias und dem Kind (Johannes). Ein wenig stört mich der Gesichtsausdruck der beiden Väter: Eifersucht und Herablassung? Wer hat das wichtigere Kind? - Aber die Mütter sind einfach Mütter. Sonst nichts. Einander und ihren Kindern zugetan. So ein Bild habe ich noch niemals zuvor gesehen.