Freitag, 31. Juli 2015

Ein altes Puppenhaus - Eigenbau

Tagelang hat Ehemann Reto restauriert. Das Puppenhaus, das er vor uuuhhh-langer Zeit für unsere Kinder gebaut hat. Heute wurde es erstmals von der Enkelin Kaya bespielt.


Schon bald stand ich als Zuseherin/Mitspielerin vor Problemen. "Wo ist der Garten?" fragte die Kleine, und flugs wurde auf Karton Grün aufgezogen. Simon und Schwester Sophie spielten Fussball mit einer roten Aufziehkugel für Hals- und Armkettchen. Aber gopf - das Tor fehlte. Also hirnen, wie man schnell ein Tor bastelt. Reto zückte das Japanmesser und halbierte ein Schächteli - zwei Tore. Nach dem Tschutten musste gebadet werden. Schliesslich gibt es eine Badewanne im Puppenhaus. "Wo ist das Badetuch?" - Ich habe genug Waschlappen; einer wurde geopfert für mehrere Badetücher für die Puppenhausfamilie. Ich bin sehr gespannt, was wir noch alles zaubern werden!

Donnerstag, 30. Juli 2015

Den Tag planen

Frühmorgens erwacht, herumgewälzt, bis es Zeit war aufzustehen. Am Zmorgentisch genossen, was alle Tage aufgetischt wird - kleines Müesli, ein Stück Brot mit Butter und selbstgemachter Konfitüre, Milchkaffee, Wasser, Tablette, Vide-3-Tröpfchen. Zeitung.

Das Geschirr ist gespült. Jetzt ist es Zeit, den Tag zu planen. Ich bin spät dran. Reto hat nicht geplant, aber schon viel getan. Jetzt ist er unterwegs, um noch mehr Farbe zu kaufen für das Puppenhaus, das er renoviert. Mir obliegt, die Möbelchen zu sichten, zu putzen und zu flicken. Mache ich gern, aber kann es das schon sein als Plan für heute?

Was möchte ich? - Ich möchte ausbrechen. Etwas Ungewohntes, Verrücktes tun. Nur weiss ich nicht, was das sein könnte. Deshalb gehört zu meiner heutigen Planung das Meditieren, das da bedeutet: still sitzen, zu mir kommen, Weite finden. Das Wissen zurückgewinnen, dass ich sein darf, die ich bin. Dieses Wissen geht mir immer wieder verloren. Die Gründe kenne ich, die Abhilfe auch. Aber tun muss ich. Mich nicht ergeben und nicht treiben lassen.

Den Tag planen. Prioritäten setzen. Sitzen. Still.

Mittwoch, 29. Juli 2015

Cookies blockieren oder zulassen

Zwei Tage lang beschloss unser Laptop, uns nicht mehr zuzulassen. Da konnten wir auf alle Tasten hämmern, er erbarmte sich nicht. Wir schauten oben, wir schauten unten, er verriet nicht, wie wir erneut zu Anschluss an die Welt kommen könnten. Heute ist der Computer-Doktor gekommen und hat - natürlich nicht gratis - den Laptop dazu gebracht, uns wieder zu akzeptieren. Da sind wir! Schön, seid ihr alle auch noch da. Hallo, Welt!

Aber nun hat mich Google (Blog) gefragt, ob ich der EU-Norm entspreche bezüglich der Cookies, die ich zulasse oder blockiere. - Cookies, sind das nicht Guetzli? Ham, ham, esse ich gern. Isst Kaya auch gern. Darf ich zulassen oder nicht?

Cookies auf dem Computer setzen sich irgendwie selber fest (die Cookies aus dem Backofen ja auch an Hüfte und Bauch). Ich bin dann aber verantwortlich für sie. Ist das nicht ungerecht? Da kenne ich sie nicht einmal und trage Verantwortung. Das geht mir zu weit. Manchmal wäre ich froh, nicht zu hängen an dem Ding. War doch auch eine gute Zeit ohne Computer, ohne Cookies und nur mit Guetzlis!

Montag, 27. Juli 2015

Sprachbilder können das politische Verhalten einer Nation lenken

Menschen mit Zivilcourage bewundere ich. Gern hätte ich ein wenig mehr davon. Manchmal sage ich, ich wäre gern eine grantige Alte. Aber ich meine damit nicht, dass ich hässig herumtue, sondern dass ich sage, was ich wirklich denke. Bei einem blöden Witz nicht lache. Politisch nicht dem Mainstream nachplappere, sondern selber denke und selber formuliere, was ich ausdrücken will. Und dass ich mich nicht über den Tisch ziehen lasse. Kritisch bin und bleibe.

Ich bewundere Vivienne Westwood, die gemäss Tagesanzeiger mit 74 Jahren "rüstig und rebellisch" sei. - Warum muss das Alter erwähnt werden? Traut man den Alten die Rebellion nicht zu? - Vivienne Westwood kämpft im Moment gegen Shell und will die Arktis retten. Immerhin 60 Berühmtheiten hat sie gewonnen, die öffentlich und auf Plakaten ihr selbst entworfenes T-Shirt tragen mit der Aufschrift "Save the Arctic". "Sie meint es ernst" fügt der "Tagi" an. Selbstverständlich meint sie es ernst, wie auch Frau Sommaruga ernst meint, was sie sagt, wie auch ich ernst meine, was ich schreibe und sage.

Sprache ist mächtig, sehr mächtig. Die Frage ist ständig, wessen Reden wir trauen. "Ständig werden wir mit Sprache manipuliert." steht in einem "DIE ZEIT" - Artikel. Und weiter:

 "Wie ich die Dinge bezeichne - einen Gegner, ein Projekt, ein Produkt - bestimmt mit, was andere darüber denken. Andererseits werde ich täglich mit Worten manipuliert, von Politikern, Werbern, von Journalisten und Juristen, von Kollegen und Geliebten."

Es war einmal, als Reto noch überzeugt war davon, dass er durch Werbung nicht zu beeinflussen ist. Es war einmal, als wir noch unschuldig glaubten.

Sonntag, 26. Juli 2015

Unser letzter Ferientag - ein weiteres Erlebnis!

Klar, alle wissen, dass wir in Pension sind, aber weil der Mensch Ferien braucht, jedenfalls fast jeder Mensch das Feriengefühl liebt, haben wir uns zwei Wochen Ferien gegeben. Heute ist der letzte Tag davon. Wir haben unser spezielles Feriengeld aufgebraucht (und noch etwas dazu gelegt vom Sparsäuli) und sind nach Herrliberg gefahren. Im Restaurant "Buech" hoch über dem Ort (Bus nehmen oder wandern) haben wir getafelt. Es war sooo fein und sooo schön und sooo teuer)! Ein genialer Ferienabschluss.

Die Hitliste unserer zwei Ferienwochen? - Arosa zum Ersten, Buech zum Zweiten, dass die Familie Burri/Hipp gesund heimgekommen ist und Kaya uns schon vollgeschwatzt hat zum Dritten, Türlersee zum - - - ach, was soll das Ranking! Geht doch gar nicht. War doch alles schön und bedeutend, auch der Tag mit Sohn Stefan und ehemaliger Nachbarin und der Abend mit Reinhard, Schwester und Schwager und, und, und...

Morgen beginnt der Alltag "again". Kaya hat gehört, dass das alte Puppenhaus einen neuen Anstrich braucht. Da hat sie resolut gesagt:" Grosspapi, malen!!!"

Samstag, 25. Juli 2015

Gute Nachricht: Die Sonnerie hat schon mehrere Stunden einwandfrei funktioniert

Gestern waren sie eine ganze Stunde lang an der Arbeit, die Männer der Spezialfirma. Und es scheint zu funktionieren. Das Misstrauen bleibt. Aber bitte, man kann spontan zu uns kommen. Mindestens im Moment läutet es, wenn es läuten soll.

Und sonst? - Zu viel gelesen, zu viel Hitze aufgenommen, die ich nicht los werde, zu viele Gedanken schwirren, zu viele Bilder sirren, zu, zu, zu.

Da kommt das "Tagi-Magi" (Tagesanzeiger Magazin) gerade recht: Auf der Frontseite steht nur "Einatmen". Blättert man um, steht "Ausatmen". Das ist gut. Das tue ich mal zehn Minuten - einatmen, ausatmen. Natürlich nach den zehn Minuten auch. Hoffentlich noch Jahre. Aber diese zehn Minuten nur das, aufmerksam. Wenn das geht mit all den Mückenstichen...

Freitag, 24. Juli 2015

Ein schönes Lachen

Ich denke an die ehemalige Nachbarin, die ich gestern mit meinem Sohn im "Vögelipark" getroffen habe. Wie anders sie lebt. Wie anders ihr Leben verlaufen ist als meines. Dass sie mit einem Computer nichts anfangen will. Dass sie kaum Bücher liest, aber in der Bibel, was ziemlich schwierig ist. Dass sie aber ihr altes, schönes Lachen behalten hat. Wo sie doch von meiner Warte aus gesehen nicht viel zu lachen hat.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Voll daneben - voll fein!

Gestern sind wir bei schwül-heissem Wetter nach Schaffhausen gereist. Einfach ein bisschen bummeln. Einfach etwas Feines essen in einem Gartenrestaurant. Reto hatte "Gluscht" nach Pommes frites, sehr "Gluscht". Hatte er schon soooo lange nicht mehr gegessen. - Wir fanden ein passendes Restaurant in den Stadtgassen am Schatten und bestellten Cordon bleu mit Pommes frites und Salat. Zu trinken nur Mineralwasser. Trotz Ferien zu heiss für Wein.

Es dauerte lang, sehr lang, bis unsere Cordons bleus kamen. Aber wie kamen sie? - Auf einem Holzteller ein ofentüchtiges Keramikgeschirr mit je einem riesigen, heissen, feinen, braungebratenen, brutzelnden gut gefüllten Wunschteil. - So ein Ofenkeramikgeschirr bleibt ewig heiss. So ein Riesenfleischstück lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Kann nicht warten, bis der Winter kommt. Muss jetzt essen.

Wetter und Essen und Stadtluft und Zugklima - gestern haben wir nur einmal zusammenhängend geschwitzt. Noch selten war mir Regen so lieb.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Gut zu Fuss

Meine Schwester ist passionierte Schuhverkäuferin. Wir kaufen wenig Schuhe. Obschon - ich hätte gern haufenweise spezielles, originelles Schuhwerk in meinem Besitz. Meine Schwester wird in ein paar Tagen pensioniert. - Gestern kam unser Freund vom Urner Oberland extra nach Winterthur, um ein letztesmal bei meiner Schwester Schuhe zu kaufen. Er und meine Schwester haben am gleichen Tag Geburtstag. Das verbindet. Reto und ich gingen mit in den Schuhladen der gehobenen (Preis-) Klasse. Einfach ein bisschen herumgucken, herumstehen, zuschauen. Zuerst sah es fast so aus, als ob der Weitgereiste nichts finden würde. Die schönen Schwarzen mit der Schnalle gab es nicht mehr in seiner Grösse. Die Zerknitterten passten nicht an seine Füsse. - Aber dann! Aber dann fanden sich Schuhpaare noch und noch - zwei für Reinhard, eines für Reto und eines für mich. Und ich freue mich wie ein Kind, dass ich nun im Besitz bin von einem Paar ganz spezieller, origineller Schuhe. Gelb und schwarz, gängig, die letzten, die ich bei meiner hochkompetenten Schwester gekauft habe.

Dienstag, 21. Juli 2015

Besonderheit

Wir sind das Haus ohne funktionierende Sonnerie. Seit dem achten Juni nützt es rein gar nichts, auf einen Läuteknopf neben der Haustüre zu drücken. Läutet nicht! - Dreimal war inzwischen ein Monteur da, aber nett sein und ein tolles Auto fahren bringt es auch nicht. Und der Herr Chef der Firma? - ??? - Unser Vermieter hüllt sich in Schweigen. Wir im Haus sind geduldig, was wollen wir sonst sein. Lieber kein Läuten als ein Tag- und Nachtläuten ohne greifbare Verursacher. Nur Reto kocht langsam über. Begreiflich. Letzte Woche waren wir einmal ganztags weg. Am nächsten Tag telefonierte der Sonnerie-Chef und sagte: "Wo waren Sie gestern, wir wären gekommen?" Seither ist wieder Schweigen im Läutwerk.

Wenn wir ein Paket erwarten, tigern wir an den Fenstern herum zur Zeit, wo der Päcklipöstler kommt. Wir wollen nicht bei grösster Sommerhitze zur Post pilgern, um die bestellten Bücher - in der Schweiz bestellt! - auf dem Buckel heimzutragen. Welche gute Fee hat unsere Weissweinlieferung für die nächsten zwei Jahre entgegen genommen? - Gut gemacht, liebe Hausgenossin! - Allfälligem Besuch teilen wir vorher mit, wo man klopfen oder schreien kann. Spontanen Besuch sehen wir nur mit Glück.

Wir sind das Haus ohne funktionierende Sonnerie. Nur beim Sommerhäuschen hängt das Glöcklein so, dass es sogar der Wind zum Läuten bringt. Aber das Sommerhäuschen ist verwaist, weil Kaya in den Ferien ist.

Montag, 20. Juli 2015

Menschen, Orte, Bücher

Ich habe mir das neuste Buch vom Theologen Fulbert Steffensky gekauft. Alles kleine Arbeiten zu verschiedenen Themen. Nichts Spektakuläres. Und doch! Steige ich in den Zug ein, um meine Freundin in Zürich zu treffen und lese ein paar Sätze. Und sitze ganz still, ganz still, weil ich getroffen bin. Warum? Verstehe ich nicht! Hier die harmlosen ersten drei Sätze, deretwegen ich gestern Nacht noch Bücher sortiert habe:

"Man kann nicht allen Menschen in gleicher Weise nahe sein. Man kann nicht an allen Orten in gleicher Weise beheimatet sein. Man kann nicht alle Bücher in gleicher Weise lieben."

Gestern lernte ich mit Susanna einen neuen Ort kennen - den Türlersee. Wir spazierten bei Sommerhitze und guten Gesprächen ringsherum. Nahe sein - das heisst, einander vertrauen, das Leben mit (fast) allen Facetten miteinander teilen, Wege zusammen gehen, essen und trinken und sich daran freuen, hoffen, dass die andere noch sehr lange lebt!

Samstag, 18. Juli 2015

Regen!

Es kommt mir vor, als hätte es Ewigkeiten nicht mehr geregnet. Schon hatte ich mir Sorgen gemacht, wie weit das kostbare Gut "Wasser" reicht. Und ich bin nicht die einzige. Bauersleute, Fischer, VogelbetreuerInnen, Igelkundige und viele andere haben kundgetan, was passieren könnte, falls es weiterhin nicht regnen würde. - ES REGNET! - Und schon fällt unsere Planung für den heutigen Ferientag ins Wasser. Ausflug? Nein, danke. Höchstens in die Stadt. Reto, der vor kurzem keinerlei Interesse an der Stadtbibliothek hatte, will schon wieder hin. Nicht den Büchern zuliebe sondern um neue Musik zu finden. Klassik wie immer, aber neu. Dazu braucht er ein Abspielgerät. Immer Stöpsel auf den Ohren tut nicht gut. Was ich mir anschauen könnte, weiss ich noch nicht. Mich treiben lassen wie in einer fremden Stadt. Finden, was ich nicht gesucht habe.

Freitag, 17. Juli 2015

Nachrichten

Oftmals höre ich frühmorgens Radio und schlafe dabei nochmals ein. Heute bin ich erwacht, weil der Moderator gerade "durchgab", wo wieviele Menschen durch Terroranschläge gestern getötet wurden. Müsste er nicht auch sagen, wieviele Menschen an Hunger starben und wieviele auf den Strassen der Welt "unter ein Auto kamen"? - Und wo bleiben die Nachrichten, wo Frieden gemacht worden ist, damit niemand umkommt? Wo Geld und Nahrungsmittel gespendet wurden, damit weniger Menschen Hungers sterben? Wo Leute auf ein Auto verzichten oder wenigstens defensiv fahren und wenig fahren, damit der Tod auf der Strasse minimiert werden kann?

Die Sonne scheint immer noch. Gestern hat mich Reto gefragt: " Findest du das nicht langsam auch unheimlich, dieses Wetter?" - Unheimlich. Vieles.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Nie mehr in die Badi?

Reto hat eigentlich angenommen, dass er nie mehr in die Badi geht. Aber ich habe ihm erzählt von den Libellentümpeln und dem Naturbad im "Geisi" in Winterthur. Ich habe ihm begeistert das Lied vom warmen Wasser gesungen, so warm, dass man ohne zu frösteln einfach die Treppe ins Wasser hinunter steigt. Da hat er seine Badehose gesucht. Und gefunden. Anprobiert. Geht ja gerade noch. Zum Glück befinden sich die Altherrenbäuche über der Badehose. - Heute ist er mitgekommen. An der Treppe ins Wasser hat er ein paar Menschen herzlich zum Lachen gebracht mit seinem Geschrei: "Oh, ist das kaaalt! So kaaalt!" - Aber "schwupps di wupps" war er auch im Wasser. Und wir können noch schwimmen! Es tut gut. Dazu den Flug der Schwalben beobachten und den Rotmilan entdecken. Den Libellen zuschauen. Die Seerosen bewundern. Und vor einem möglichen Ansturm von Badegästen wieder heimfahren mit dem Bus und herrlich tafeln in der kühlen Wohnung.

Mittwoch, 15. Juli 2015

Fortsetzung Uhu-Ferien

Der Mensch kann in seinen Ferien ja doch nicht jeden Tag unter seinem Ahornbaum sitzen. Es braucht neue Bilder, die er später dort meditiert. So waren wir gestern auf einem wunderbaren Ausflug. Arosa im Sommer mit vielen Erinnerungen an Arosa im Winter, wo ich viermal im Skilager der Bezirksschule Zofingen war.

Arosa "near the station" ist nichts Besonderes. Wie hält man Grindelwald und Arosa und wohl noch ein paar Fremdenorte auseinander? - Indem man den Ort zügigen Schrittes aufwärts verlässt und dann das "Hörnli" erblickt. Das Hörnli von Arosa! In besagten Skilagern gab es immer eine Tagestour mit Fellen unter den Skis zu besagtem "Hörnli". Aber ich will nun nicht in der Vergangenheit weilen sondern erzählen vom Restaurant "Alpenblick", wo wir zweimal einkehrten. Sagenhafter Russischer Kirschenkuchen zum Kafi. Aber noch besser war das eiskalte Brunnenwasser, das wir unterwegs zum "Schwelliseeli" zum besten Wasser aller Zeiten erkoren.

Um sechs Uhr abends verliessen wir unser neues Arosa mit dem roten Bähnchen nach Chur. In einem Nostalgiewagen mit Glühbirnen an der Decke und altmodischen Sitzbezügen. Zum Glück konnte man die Fenster herunter ziehen wie früher. Da stand auch noch "Ne pas se pencher en dehors" wie anno dazumal, als wir jung waren. Bis vor Chur atmete ich den Wald- und Blumenduft tief ein, der durch die offenen Fenster strömte. Heilduft für Stadtlungen!



Montag, 13. Juli 2015

Etwas soll rufen

Das kann besser werden heute! Schlechte Nacht gehabt. Schlechtes Buch fertig gelesen. Ja, ja, meine Vergänglichkeit ist auch ein Thema, nicht nur diejenige der Hauptperson im Buch, die sich zu Tode gefressen hat. Ich habe die letzten zwei Tage auch zu volle Teller bewältigt. Schlägt sich nieder. Heute gehe ich nicht in die Badi. Aber was tue ich dann, wo ich doch Ferien habe? - Mich freuen auf die Älplermagrone, die Reto heute kocht? - Ha, da gehört ein kurzes, trockenes Lachen hin. Ich setze mich vorerst mal in mein Zimmer. Da wird schon etwas rufen. Da wird mich schon etwas packen. Ist alle Tage so.

Sonntag, 12. Juli 2015

Machen, was wir wollen

"Was machen wir heute?" fragen wir jeweils in den Ferien beim Zmorge. So auch heute. - Wir haben um zehn Uhr den Bus zur Endstation Oberwinterthur genommen und sind von dort unbekannte Wege zum Wald hinaufgegangen. Am sonnigen Waldrand mussten wir den Bremsen so gut wie möglich entkommen. Im Wald drin durften wir jeweils einen Augenblick stillstehen, um lila und tiefblaue Glockenblumen zu bestaunen. Die Brombeeren sind noch nicht ganz reif, aber die Ernte wird gross ausfallen. Wir kommen wieder. - Der Wanderweg führte uns quer durch den Wald zum Goldenberg. Dort sürfelten wir unter Platanen (schon wieder!) je ein Glas weissen "Goldenberger". Aromatisch, süffig, frisch. Dann spazierten wir gemütlich heim, wobei die Wärme allmählich ungemütlich wurde. der Griechische Salat war bald zubereitet. Jetzt dürfen alle machen, was sie wollen. Ich ergebe mich den Büchern und vielleicht einem Schläfchen.

Samstag, 11. Juli 2015

Wir wollen auch...

Alle haben Ferien. Wir wollen auch Ferien haben. Soll keiner sagen, wir hätten ja das ganze Jahr Ferien. Pensioniert zu sein ist mit dem Fluch überlagert, sich dauernd beweisen zu müssen, man sei (noch) ein nützliches Mitglied der Gesellschaft. Hat eine Ferien, muss sie gar nichts beweisen. Und genau dieses Gefühl wollen wir auch haben. Jetzt!

Auf dem Bus in die Stadt, wo wir sowieso hin wollten, haben wir beschlossen, dass wir jetzt Ferien haben. Wie lange? Zwei oder drei Wochen? Gehen wir fort oder machen wir Uhu-Ferien?

Wir haben zwei Wochen Ferien und bleiben ums Haus "ume" (Uhu). Wir bekommen Feriengeld. Damit wir merken, dass die Ferien anfangen, sind wir in die Spahettifactory essen gegangen. Unter Platanen. Angenehmer Wind. Guter sardischer Wein. Hübsche Stadt.

Kann sein, wir schicken ein paar Postkarten. Kann sein, wir gehen baden im Naturbad. Kann aber sein, wir liegen auf der faulen Haut. Alles kann sein. Wir haben Ferien.

Freitag, 10. Juli 2015

Alter Tisch, deine Schönheit...

Heute Morgen haben Reto und ich unserer Tochter einen alten Tisch gebracht. Sie hat noch Platz in ihrer neuen Wohnung und nimmt ihn gern. Er wird in der Küche stehen und als Ablagefläche dienen.

Vorher stand das gute Stück in Flüelen und war mein Schreibtisch in unserer Ferienwohnung, die wir aufgegeben haben. Ach, was sass ich gern vor der Schublade am schönen alten Holz! Da kam sofort meditative Stimmung auf. Ich fühlte mich verbunden mit der Familie von Reto und überhaupt mit der "Guten Alten Zeit". Der Tisch hat nämlich meiner Schwiegermutter gehört. Er stand bei ihr im Schlafzimmer. Was sie wohl damit verband? Was im Schublädchen Geheimes lagerte? Gern hätte ich hineingeschaut.

Hineinschauen, zuhören, fragen, viel mehr fragen - all das hätte ich tun sollen und tun können. Aber damals, als die Nächstvorderen noch lebten, hat mich nur mein Leben interessiert. Bin ich jetzt ein bisschen hart zu mir?

Donnerstag, 9. Juli 2015

Zu Braten gehört Wein

Weil ich Bohnen gekauft habe, habe ich im Fleischvorrat gesucht, was passt. Halsbraten gefunden. Er schmort. Die Bohnen sind nicht gefädelt, weil sie keine haben, aber gerüstet. Muss Kartoffelstock dazu? - Jaaaa, heute ist ja nicht so heiss, da vertragen wir das schon. Aber ohne Wein, weil Donnerstag ist, nur Donnerstag? - Geht nicht. Zu diesem feinen, runden Essen gehört einfach ein Glas Rotwein. Und überhaupt - Prinzipien sind des Teufels! Gute Laune kommt vom Sich-Gutsein! Jedenfalls hoffe ich das und probiere es heute aus. Hat mich doch meine Beste Freundin im letzten Brief gefragt: "Was brauchst du?" - Diese Frage hängt nach und will beantwortet werden.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Dreck und schlechte Laune

Unsere Tageszeitung blieb aus. Reto holte am Kiosk eine andere. Da stand drin, dass Schweden zu wenig Müll hat. Probleme haben die! Aber allen Ernstes - Schweden hat drei grosse Kehrichtverbrennungsanlagen, die nicht ausgelastet sind. Dran hängen Fernheizungen, Wassererwärmungsanlagen, und was weiss ich noch. So genau habe ich nicht gelesen. Schweden löst "das Problem", indem es Müll importiert. Da mache ich mir doch ein paar Gedanken zu Ökologie, Sinn und Unsinn und zu Lösungsansätzen im Besonderen und im Allgemeinen. Und komme einmal mehr zum Schluss, dass wir (wer?) in gängigen Modellen denken und wenig sinnvoll Neues erfinden. Dass es sich rentiert, ist oberste Maxime. Oder war Chris von Rohr in Schweden und hat gesagt: "Meh Dräck!" - Ich bin heute schlecht gelaunt. Merkt man es?

Dienstag, 7. Juli 2015

Heilige Pflanzen

Wir haben auf dem Markt vor allem Früchte eingekauft. Jetzt ist Mittagszeit. Kaya schläft und Reto auch schon halb. Am Nachmittag wird es wieder so heiss, dass wir in der Wohnung bleiben. Obschon - Wasser wäre auch eine schöne Sache. In der Nacht kommt es wahrscheinlich von oben. Vielleicht mit Sturm und Hagel. Reto hat ja seit einiger Zeit ein heiliges Feigenbäumchen. Nun überlegt er sich schon die ganze Zeit, wie er es auch mitten in der Nacht vor Hagel schützen könnte. Mit dem Einsatz all seiner körperlichen und geistigen Kräfte. Der Aktionsplan ist gediehen. Nun muss er nur zur richtigen Zeit wach sein und hören, was draussen sich tut. Mein heiliger Ahorn muss sich selbst zu helfen wissen. Das erwarte ich von ihm. Er ist ja auch schon alt genug.

Montag, 6. Juli 2015

Gern Geschirr abwaschen

Das war schon immer so: Nach einem schönen Abend mit Besuch bei uns wasche ich gern das ganze Geschirr ab. Jedenfalls das, was nicht in den Geschirrspüler gehört > Weingläser weiss und rot, Besteck silbrig und alltäglich, grosse Pfannen und kleine Pfannen, Glasschüssel und Glasschälchen für Salat und Dessert, Krimskrams. Reto hat mich beim Morgenessen geneckt: "Jetzt wasche ich gleich das Geschirr ab." - Puuhhh, ich bin reingefallen und habe mich erschreckt für mein Arbeitsvergnügen gewehrt. Wo er doch ganz froh ist, dass ich das mache. Er mäht lieber den Rasen.

Unterdessen ist zehn Uhr vorbei. Vom gestrigen Abend ist alles verräumt. Der Rasen ist kurz. Wir dürfen uns überlegen, was wir als nächstes planen wollen. Irgend etwas Verrücktes, Sommerliches, Fröhliches.

Sonntag, 5. Juli 2015

Wie heiss ist eigentlich unseren Katzen?

Reto und ich halten uns so kühl oder lauwarm es geht. Morgens Storen runter und unten lassen bis am Abend. Sitzplatztüre bleibt zu, obwohl ich mich ein bisschen eigesperrt fühle. Sommer und ständig rein und raus - das gehört für mich zusammen. Aber nun! Nun mit soviel Grad Celsius! Türe bleibt zu, Katzen also draussen. Peppina ist mehrheitlich verschwunden. Tag und Nacht. Nur abends geruht sie, sich zu uns unter den Ahorn zu legen (also, wir sitzen). Bis Nepomuk sie nervt, dann verschwindet sie erneut. - Dieser Nepomuk ist ständig da. Mal unter meinem Bett, dann in Kayas Sommerhaus oder einfach langgestreckt im Gras. Sehr lang gestreckt. Keine Ahnung, wie er sich fühlt. Mir aber geht es gut. Ich koche, dann bin ich. Ich lese, dann bin ich auch. Ich schreibe. - Und ich habe mir die Zehennägel neu lackiert, weil die Stilberaterin im NZZ am Sonntag-Stilmagazin geschrieben hat, ungelackte oder schlecht gelackte Zehennägel gehen nun gaaaar nicht!!!

Samstag, 4. Juli 2015

Heute leben wir auf morgen hin

Morgen Abend haben wir Besuch. Alle im Haus und Nachbars sind bei uns turnusgemäss zu Gast. Neun Menschen am Tisch. Deshalb leben wir schon heute auf morgen hin. Wir haben geplant und genug Bier in den Kühlschrank gestellt. Wir sind einkaufen gegangen vor der grössten Tageshitze. Und gerade vorher haben wir die Wohnung geputzt. Jetzt bleibt noch, uns zu freuen auf die Gäste. Für heute ist die Arbeit erledigt. Morgen geht's weiter. Bleibt heute als Hauptaufgabe, uns immer wieder abzukühlen und genug zu trinken. Gut, sind wir nicht themenmässig überhitzt! Auch nicht heisshungrig. Und heisse Boys and Girls brauchen wir auch nicht (mehr) zu sein.

Freitag, 3. Juli 2015

Grossmutters Freude an der Enkelin

Gestern Abend habe ich mit Interesse die TV-Sendung über Grosseltern geschaut. Francois Höpflinger und seine Frau waren mit im Beitrag - er als Grossvater und Soziologe, sie als Grossmutter, beide zusammen regelmässig Enkelkinder hütend. Was wundert es, dass im Dok-Film unterschiedliche Meinungen präsent waren. Menschen im Grosselternalter, die gern hüten, andere, die sich schwer tun und vor allem beklagen, dass die Gesellschaft erwartet, dass man/frau sich regelmässig der Enkelkinder annimmt. Damit beide Elternteile arbeiten gehen können. Die Wirtschaft braucht die Frauen (wieder einmal).

Mich regt auf, dass die Wirtschaft, seit ich erwachsen bin (und schon immer?), je nach Bedarf an Frauen, die Mütter beredet, unbedingt zu Hause zu bleiben und die Kinder selbst zu betreuen oder aber, unbedingt auswärts arbeiten zu gehen und ihre Ausbildung ja nicht auf Eis zu legen. Wir wähnen uns frei, unser Lebensmodell selbst zu wählen - und sind doch so sehr gegängelt. Arbeitstätige und Pensionierte.

Da ist es unbedingt nötig, dass wir uns auf uns selbst besinnen und allenfalls mutig gegen den Strom schwimmen.

Das alles ändert nicht einen Deut daran, dass ich zu den Grossmüttern gehöre, die gern hüten. Ich habe heute zu Kaya gesagt: "Das Grosi hat Freude, dass du da bist." Da hat sie zur Antwort gegeben: "Kaya hat auch Freude am Grosi."

Was ist mit meinen Unzulänglichkeiten, dem, woran ich selbst keine Freude habe? - Vertagen auf den Winter. Oder so.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Ich laufe zu Höchstform auf

Wenn genug Wärme da ist, geht meine "Gsüchti" weg. Wenn die "Gsüchti" weggeht, macht das Leben doppelt Spass. So war ich heute leichtbefusst und hochbeschwingt zweimal unterwegs - am Morgen in der Badi. Ich kann im Fall noch schwimmen, und das freut mich sehr. Die Badi Geiselweid ist einerseits in die Jahre gekommen, andererseits sehr gut umgestaltet worden mit Naturbad und Libellentümpeln. Ich habe geschaut, Lindenduft eingesogen, und natürlich war ich lange, lange im Wasser. -
Am Nachmittag bin ich eingekaufen gegangen, einen ganzen Rucksack voll. Auch eine Illustrierte, weil da drin eine Reportage über einen schwulen Stier ist. Wo ich doch dem Herrn Michael Dahinden noch eine Briefantwort schuldig bin betreffs natürliche Schöpfung Gottes und so. Oder betreffs der unendlichen Erfindungen der katholischen Kirche, um die Schäfchen zu gängeln und "sauber" zu halten. Die Schäfchen! - Jetzt trinke ich zur inneren und äusseren Abkühlung kaltes Winterthurer Wasser. Bevor der Brief in Angriff genommen wird, will ich noch schnell echli Aprikosenkonfitüre kochen. Wohl bekomms!

Mittwoch, 1. Juli 2015

Zu Hause bleiben kostet weniger

Erster Juli - das bedeutet nichts mehr und nichts weniger als dass neues Haushaltsgeld und neues Taschengeld hereingekommen ist. Herrlich! Macht Freude! Erweckt Bedürfnisse wie Sand am Meer. - Soll ich endlich ansehnliche Unterwäsche kaufen? Ein oder mehrere Stück? Gibt es Bedarf an mehr ärmellosen Oberteils, wie die auch immer heissen mögen, jetzt wo der Sommer über uns hereinbricht? Oder folge ich der Stilberaterin, welche Frauen ab 50 abrät, ihre schwabbeligen Oberarme der Öffentlichkeit zuzumuten? Gehorche ich überhaupt noch irgend einem oder einer? Oder ist die Frau ab 66 endlich selbständig und eigenverantwortlich? (Ja, ja, ja!!!)

Heute Morgen fuhr ich per Bus in die Stadt und flanierte durch die noch angenehm temperierten Gassen. Bei Wachter habe ich das zweite leere, gleiche Buch für meine Lebensgeschichte gekauft, wo doch das erste schon fast voll ist. Dazu Kleinigkeiten. Dann habe ich mich im claro-Laden  umgeschaut. Mohnblumen machen sich auch auf Papierservietten gut. Muss so ein Pack fünf Franken kosten? Trotzdem, ich nehme sie. Wir brauchen. Im Weltbild erstehe ich nur ein Pixi-Büchlein für Klein-Kaya. All die Bücher da lasse ich stehen. Dann nur noch in den Regenbogenladen, um echli Zässe einzukaufen.

Das kalte Mittagessen schmeckt wunderbar. Aber echt - so ein Ausflug in die Stadt ist kostspielig! Und neue Unterwäsche habe ich keine.