Samstag, 29. Juni 2013

Bringen Scherben Glück?

Es duftet speziell in unserer Wohnung. - Reto und ich haben geputzt. Also Putzmittelduft. Sauber! Aber leider, leider, leider ist mir aus meinen seifigen Händen mein einziges, noch fast volles "Eau de Parfum- Fläschli" entflutscht. Mindestens sechzig Franken futsch und dazu ein Gefühl von Enttäuschung und Frust. Ausserdem verbindet sich der Putzmittelduft nicht harmonisch mit dem Parfumduft. Gemein! Wenn es doch wenigstens drei Tage himmlisch-paradiesisch riechen würde. - Himmlisch und paradiesisch - schliesst sich das aus oder ein? Und bringen Scherben wirklich Glück? Darauf warte ich nun, auf das Glück.

Freitag, 28. Juni 2013

Salz und Pfeffer

Heute haben wir den "Antrittsbesuch" in unserer neuen Pfarrei "St. Marien" gemacht und nebst feinem Kaffee und dem Gefühl, willkommen zu sein, Salz und Pfeffer als Geschenk bekommen. - "Salz und Pfeffer" heisst das Jahresmotto in St. Marien. Bei uns werden in naher Zukunft Salz und Pfeffer auf dem Esstisch stehen - nicht unbedingt zum Nachwürzen aber zum Nachdenken. Das Hochanden-Salz aus Peru weitet unseren Horizont, nicht nur die Nasenflügel, welche Bergminze, Oregano, Berg-Petersilie, Basilikum und Koriander im Pfarrei-Salz auszumachen suchen. Die Bergkräuter verbinden für uns die ganze Welt - Göscheneralp und Anden, Chile, wo wir gereist sind, und Oberwinterthur, wo wir jetzt wohnen.
 
Infos über das Hochanden-Salz

Donnerstag, 27. Juni 2013

Zwischen zwei Besuchen

Ich wollte sticken. Sticken für Kaya, unser Enkelkind. Aber oha lätz, es kam wieder anders, als ich dachte. Ein befreundetes Ehepaar von Seen stand mit einem Blumenstrauss vor der Tür und wollte uns einfach in Winti wieder willkommen heissen. Natürlich tranken wir zusammen Kaffee. Natürlich hatten wir einander viel zu erzählen. Und jetzt sticke ich nicht mehr. Judith und Kaya sind nämlich der nächste Besuch heute. Es reicht gerade für einen kleinen Post zwischen zwei Besuchen. - In letzter Zeit denke ich sowieso oft über meine Schreiberei nach. Ich schreibe gern. Aber ist nicht das Leben selbst so unglaublich viel wichtiger als die Niederschrift desselben?!

Mittwoch, 26. Juni 2013

Vermutungen

Ich mag Peter Schneider, Philosoph und Psychoanalytiker. Er schreibt jeden Mittwoch im Tagesanzeiger eine Kolumne, d.h. er beantwortet auf witzige und oft tiefgründige Art eine LeserIn-Frage. Heute die Frage, wozu Vermutungen gut sind.

Peter Schneider antwortet, dass wir ohne Vermutungen nicht auskommen. Es folgt der schöne Satz:

"Vermutungen sind der Kredit, den wir bei der Realität aufnehmen, in der berechtigten Hoffnung, ihn in absehbarer Zeit wieder zurückzahlen zu können."

Reto und ich sind gross im Vermuten. Meist vermutet Reto Regen oder sonst etwas Unangenehmes bis zum Weltuntergang. - Ich vermute dann fast reflexartig das Gegenteil. So bleibt unsere Partnerschaft sehr lebendig.

"Wissen ist Macht? Weiss nichts, macht nichts." meint Peter Schneider und grinst wohl dazu (meine Vermutung.)

Jetzt aber vermute ich stark, dass ich die Zähne putzen sollte, weil Reto mit mir ausfliegen will. Wohin weiss ich (Bruderhaus ob Winti). Wie es sein wird, kann ich nur vermuten.

Dienstag, 25. Juni 2013

Schon Abend??

Morgenessen ohne Sudoku, weil wir auf den Markt wollten. Kopfsaltat Fr. 1.50 und erst noch gross und schön. Erste Bohnen. Sagt der Marktfahrer: "Wissen Sie, warum sie Höckerli heissen? - Weil ich gestern Abend zwei Stunden in den Bohnen gehockt bin, um sie zu ernten." - Wir haben sie mit viel Respekt und Freude an der Zartheit verspiesen. Zusammen mit Sohn Stefan, der in der Nähe einen Job hatte für heute.

Nach dem Kaffee musste Stefan wieder zur Arbeit, und wir stiegen in den Keller, um ein weiteres Gestell zusammenzubauen. Wie immer mit einigen Kraftausdrücken von Retos Seite, und leider mit blutenden Schrammen an seinen Händen. Stand ja auch in der Bauanleitung, dass man Handschuhe tragen sollte beim Zusammenbauen. Aber Reto kann mit Handschuhen nicht arbeiten. - Das Gestell steht und ist schon vollbepackt mit Retos Werkzeugen und Elektrosachen. - Nächstesmal, wenn wieder gebaut wird, bekomme ich Stauraum. Für Textiles. Will heissen "Verchleiderlisache", Wollknäuel, Stoffresten aller Art und Grösse, alte Leintücher, weitere Tücher, Kinderbettli-Zubehör, usw.

Ja, und gewaschen haben wir noch und telefoniert. Und jetzt ist schon Abend und ich wüsste noch viel, viel, viel zu machen.

Montag, 24. Juni 2013

Frittata

Schauen, was noch im Haus ist. Überlegen, was ich daraus kochen könnte. Das mache ich gern. - Heute waren neue Kartöffelchen da und zarte, junge Karöttchen. Eier im Kühlschrank. Und daraus die Idee, eine Frittata zu braten. Ein Rezept fand sich auch schnell: Kartoffeln vorkochen, Scheiben schneiden, ebenso Rüebli und eine Zwiebel "ringeln"; dies alles eine Weile braten. Dann gewürzten  Omelettenguss darüber, wieder braten, einmal wenden (mit flacher Platte und einiger Mühe), fertig braten und Salat dazu. - Fein!!!

Ein bisschen "Frittata" ist auch mein derzeitiges Leben: Man nehme die Stunden, die der Tag hergibt; dazu die Programmpunkte, die fest stehen; mische ein wenig Hobby-Würze dazu (= Briefe schreiben, lesen) und lasse sich von Unvorhergesehenem, Unabwendbarem (= unangemeldete Handwerker) nicht aus der Fassung bringen und freue sich am Ergebnis - dem kleinen Glück des Alltages.

Sonntag, 23. Juni 2013

Vom Aufräumen geträumt

Eine Viertelnacht lang - gegen Morgen zu - habe ich vom Aufräumen geträumt. Aber nicht von den herumliegenden Zeitungen, die richtig abgelegt werden sollten; nicht von Katzenhaaren fliegend; nicht von Katzentrockenfutter liegend; nicht vom einen und anderen, das am falschen Ort steht. - Nein, das nächtliche nötige Aufräumen meinte "alte Geschichten aufräumen". Hängt sicher mit der Frau von gestern zusammen, die auf der Kirchentreppe von Zofingen mit mir über gemeinsame Bekannte plauderte. Für sie waren es Bekannte, bei mir sind es Verwandte. Alte Geschichten! Aufräumen! Warum soll ich das? - Vielleicht, um neue Sichtweisen zu bekommen, neue Weite zu gewinnen. Es ist nicht immer so, wie es scheint. Es gibt Aspekte, die noch nicht bedacht wurden. Finsterthüele - wo meine Mutter herkam. Schneckenberg - wo mein Vater herkam. Da wieder einmal verweilen nächste Woche. Aber heute räume ich nur die Wohnung auf, putze ein bisschen, weil HEUTE Enkelkind Kaya erstmals zu uns kommt.

Samstag, 22. Juni 2013

Eine weitere Welt

Heute war Sternfahrt angesagt: Reto kam von Flüelen, unser Sohn von Langenthal und ich von Winterthur. Getroffen haben wir uns in Zofingen AG vor der Stadtkirche. Dort waren wir am Ziel der Reisen - mitten im Bio Maché von Zofingen. Uiuiui, was gab es da nicht alles zu probieren! Besonders Reto war schwer begeistert, dass alle Anbieter so freigebig waren. Er liess wenig aus.

Es war herrlich, durch die Gassen zu flanieren zu dritt, zu schauen, zu kosten, ab und zu zu kaufen, fast immer mit der Absicht, am Schluss alles zu teilen: Stefan eine halbe Salami, wir die andere, wir ein Räucherwürstchen, Stefan das andere, getrocknete Mangos von der süssen Sorte zur Hälfte in das eine Säckchen und zur Hälfte in das andere.

Die Rostbratwürste assen wir auf der Treppe neben der Stadtkirche, wo Stefan unversehens von einer Bekannten in Beschlag genommen wurde - und oh Wunder, diese Bekannte von Stefan kennt ganz viele Verwandte von mir, die ich in Oftringen neben Zofingen aufgewachsen bin. In Zofingen acht Jahre zur Schule ging. Und mein Kindheitsparadies die Finsterthüele ob Küngoldingen, nahe Zofingen war. - Eine gute Bratwurstlänge lang wurden Bekannte hin und her gereicht im Pingpong: "Kennen Sie den? " - "Ist mein Cousin." - "Und jene?" - "War eine Schulfreundin."

Unversehens redete ich Oftringer Dialekt. " I cha s no, mou, mou!"

Freitag, 21. Juni 2013

Welten

Von einer Welt in die andere und zurück!
Winterthur - Wassen - Winterthur.
Sommerhitze - Föhnsturm - Feuchtwärme.
Ruhe - Sturm - Sofabequemlichkeit.
Eindrücke - Ausdruck - Garnichtsmehr.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Handwerkerwahnsinn

Wir setzen uns an den Zmorge-Tisch, und da steigen auch schon die Plattenlegerfreunde vom Gerüst und grüssen uns freundlich. Die beiden Männer steigen mit ihren Platten und Sand- oder anderen Säcken seit Tagen auf und ab und gehen hin und her vor unseren Nasen. Wir haben sie richtig gern bekommen.

Heute Morgen sind aber auch noch die Schlüssel-Monteure angemeldet. Zwar kommen sie nicht um 8.15 Uhr, aber um 9.15 Uhr sind sie da. Was tun Schliessfachleute? - Sie läuten alle vier, fünf Minuten, und Reto muss bestätigen, dass die Türe auf geht oder zu ist, je nachdem. Mindestens zwanzig mal läuten sie. Als unser Telefon klingelt, beachte ich das schon gar nicht mehr.

Die Gärtner, nein, die kommen heute nicht, aber die Sprinkleranlage liegt noch auf dem Rasen und wird nach Zeitschaltuhr immer mal Wasser versprengen. Unser Aussenwasserhahnen ist teilblockiert. Hat man uns informiert oder sogar gefragt, ob wir das gutheissen?

Morgen oder übermorgen kommen die Storenfachleute. Wir sind selber schuld. Wir haben gemeldet, dass die eine Store immer mal hängen bleibt und dann irgendwann nachts zu Boden knallt. Eine neue Store! Soll bloss nicht unsere Katzen erschlagen!

Der Ablauf in der Garage ist schon bereinigt; Reto ist instruiert, was zu tun ist bei weiteren Überflutungen. Wie dieser Fachmann sich nennt, weiss ich nicht. - Gern hätten wir noch bessere Erde vom Gärtner. Einfach so einen Lastwagen voll. Und - muss ich mein weiteres Leben lang Angst haben, dass Reto vor lauter Interesse an der GANZEN Welt von der anfangs ungesicherten Eingangs-Rampe auf die Garage-Einfahrt stürzt? Ein Geländerfachmann möge kommen! Und demnächst brauche ich eine Fachfrau, die mich Gelassenheit lehrt.

Dienstag, 18. Juni 2013

Sommermorgen in der Stadt

Aufgestanden um halb sieben Uhr. Sudoku fertig um Viertel vor neun Uhr. - Ab in die Stadt!

Zuerst in die Genossenschaftsbuchhandlung. Zwei bestellte Bücher abholen und mit dem Buchhändler über Genossenschaft und Gebaren der Stadt Winterthur quatschen. Die Stadt will die neuen Bücher für alle Bibliotheken ausschreiben und das billigste Angebot annehmen. Bedeutet, dass die vier kleinen Buchhandlungen von Winti 30 bis 40% ihres Umsatzes verlieren. Eine Petition dagegen läuft. Wir haben unterschrieben.

Dann Markt. Griechischen Basilikum und Kapuzinerli in Setzlingsform erstanden. Grosser Kopfsalat für Fr. 1.60 und 500 Gramm Chriesi für Fr. 6.50.

Und dann bin ich "käfele" gegangen. Im Schatten einer grossen Linde sassen wir zuhauf vor der Kaffeebar. Kind und Kegel und ein paar Erwachsene. Einmal standen sechs Kinderwagen um mich herum. Wer fürchtet da, dass die Schweiz ausstirbt??!

Montag, 17. Juni 2013

Nachtzug nach Lissabon - der Film

Es gehört zu meinen zwanzig Lieblingsbüchern - "Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier. Das Buch ist verfilmt worden. Ich bin immer ein wenig skeptisch bezüglich Verfilmungen von Literatur. Aber eine Freundin hat uns geraten hinzugehen. So sind wir gestern Abend ENDLICH wieder einmal im Kino gewesen. Und wir waren beide, Reto und ich, hin und weg. Spannend gemacht. Schön gefilmt. Nahe am Buch. Und immer noch sehr philosophisch.

Ein kleiner Textausschnitt aus dem Buch, der uns auf uns zurückwirft:

Nicht nur in der Zeit sind wir ausgebreitet. Auch im Raum strecken wir uns weit über das hinaus, was sichtbar ist. Wir lassen etwas von uns zurück, wenn wir einen Ort verlassen, wir bleiben dort, obgleich wir wegfahren. Und es gibt Dinge an uns, die wir nur dadurch wiederfinden können, dass wir dorthin zurückkehren.

Wir reisen einzeln und gemeinsam vor und zurück.

Sonntag, 16. Juni 2013

Ein ruhiger Tag

All die grossen Ereignisse haben sich ereignet: Pensionierung, Ende der Arbeitstätigkeit, Abschiedsfest, Umzug nach Winterthur, Einrichten einer neuen Wohnung, Geburt unserer Enkelin Kaya, Ankommen von Kaya zu Hause. - All das hat sich ereignet, und ich habe es überlebt. Und so ist heute der erste Sonntagnachmittag seit "Menschengedenken", an dem alles in mir ruhig ist. Zufriedenheit breitet sich aus, ruhige Zufriedenheit. Was für ein neues Gefühl! Fühlt sich so "Glück" an? Kein ungestümes Glück wie in jungen Jahren, sondern ein ruhiges Glück, wie es den reifen Jahren entspricht. Ganz einfach herzbekömmlich gut. Heute!

Samstag, 15. Juni 2013

Einkaufszettel schreiben

Es war auch schon einfacher, den Einkaufszettel für das Wochenende zu schreiben. In diesen einfachen Zeiten hiess die Frage: Nach was haben wir "Gluscht"; was möchten wir gern (wieder einmal oder erstmals) essen? - Das Angebot ist riesig, und unsere Kochbücher sind längstens noch nicht ausgekocht. - Aber in letzter Zeit war so viel von uns bösen Konsumentinnen und Konsumenten die Rede. Was wir alles falsch machen. Was wir alles wegwerfen. Mir steht die begründete Aussage im Nacken, dass wir alle (ich?!) rund ein Drittel dessen, was wir einkaufen, ungenutzt, verdorben, zu viel gekauft wegwerfen. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Und deshalb ist das Schreiben des Einkaufszettel zu einer mittelschweren Aufgabe geworden. Die neue Frage heisst: Was liegt noch im Kühlschrank, und wie könnte man die verschiedenen, noch nicht vergammelten Einzelteile zu einem neuen Ganzen verkochen? Wenn es dann auch noch kreativ und fein ist, umso besser. Heute ist der Einkaufszettel sehr kurz geraten. Zum Mittagessen gibt es Spargelsuppe aus dem Sud der Spargeln, die wir vorgestern gegessen haben. Dazu Käse und Brot. Diesmal frisches Brot; das ältliche habe ich gestern in Würfel geschnitten und in Olivenöl mit einem neuen Gewürz bestäubt gebraten. Fein und überraschend!

Freitag, 14. Juni 2013

wer weiss...

Heute war ich mit meiner Freundin, die uns Vorhänge nähen wird, Stoff einkaufen. Wie der Laden heisst? - Weiss ich nicht mehr. Dann waren wir zusammen in einer kleinen uuuuuh-herzigen Buchhandlung mit einem netten Buchhändler. Ich habe natürlich nicht widerstehen können und doch ein Buch gekauft, obwohl ich Bücher nur noch ausleihen wollte. Wie das Buch heisst? - Weiss ich nicht mehr genau. Müsste ich nachschauen im anderen Zimmer. - Wie der Bücherladen heisst? - Weiss ich nicht mehr. Aber vielleicht weiss es der Geheimdienst der USA; schliesslich habe ich eine Petition unterschrieben, die verlangt, dass der Whistleblower Edward Snowdon nach einer Verhaftung gerecht und menschenwürdig behandelt wird.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Wir haben Zeit

Wir haben Zeit, und das ist grossartig! - Heute waren wir mit dem GA in Langenthal bei Sohn Stefan. Morgen geht es nur in die Stadt, um Vorhangstoff zu kaufen. Übermorgen ist Fest im Garten meiner Schwester. Wir feiern den dreissigsten Geburtstag ihrer jüngsten Tochter. Und am Sonntag nehmen wir das Postauto zu unserer Tochter mit Familie und feiern dort Klein-Kaya und Götti Stefan, der am Samstag 36 Jahre alt wird. Wir haben Zeit, das alles und noch mehr zu geniessen.



Mittwoch, 12. Juni 2013

Rychenbergstrasse

Wunderschönes Sommerwetter! - So habe ich beschlossen, von uns in Oberwinterthur aus über die Rychenbergstrasse zur Brauerei  Haldengut zu wandern und dann die paar Meter abwärts zum Spital zu kommen, um Judith und Baby Kaya zu besuchen. Dort traf ich eine Freundin von Judith mit ihrem einjährigen Lausbuben an, die ich Jahrzehnte (bin ich schon sooo alt?) nicht mehr gesehen habe (den Buben eh noch nie!). Schön! Frauen mit Kindern unter sich. Fachsimpeln übers Gebären und Stillen. Als Grossmutter darf man mitreden, muss aber nicht mehr alles so genau wissen.

Zurück zur Rychenbergstrasse - sie hat mich erschüttert. Hohe schöne Bäume. Die Robinien in voller Blust. Der Goldenbergrebberg grösser, als ich ihn in Erinnerung hatte. Blühendes allerorten. Und die Häuser, die Häuser - gross, riesig, noch grösser! Oftmals unzugänglich für Normalsterbliche. Und ganz bestimmt niemals finanzierbar für Normalsterbliche. Manchmal sogar mit privatem Standseilbähnchen, weil je höher umso Sicht.

Seit heute weiss ich, weshalb die Rychenbergstrasse heisst, wie sie heisst: Da wohnen die Riichen  - pardon, die Reichen; keine anderen. Aber auf dem Gurtnellerberg hat es viel buntere Blumen, vielfältiger und natürlicher. Und immer mal winkt eine, kennt man einen. Da ist man reich an Glück.

Dienstag, 11. Juni 2013

Jetzt ist sie da!

Seit heute Morgen darf ich meinen Ehemann ungestraft "alter Grossvater" nennen. Wir sind es - Grosseltern, seit heute Morgen um 6.15 Uhr. Ein neues Kapitel unseres Lebens beginnt. Ein Grosskind ist uns geboren. Ich fasse es nicht, ehe ich sie gesehen habe, die kleine neugeborene Person.

Montag, 10. Juni 2013

Reto und ich gehören zur 20%-Minderheit

Meine Mutter hatte Jahrgang 1922. Sie hat mir einmal sehr eindrücklich erzählt, wie ihre Heimatgemeinde im Kanton Aargau arme Bürger mit etwas Geld versehen und sie nach Amerika in das "Gelobte Land" verschickt hat. Sozialproblem gelöst. Aus den Augen aus dem Sinn. Die Leute bekamen nur so viel Geld, dass sie keinesfalls zurückkehren konnten. Brutal.

Die Verfeinerung dieser Methode besteht darin, dass wir arme Menschen, die zu uns kommen wollen, gar nicht in Auge und Sinn kommen lassen. Gestern haben 80% von uns beschlossen, dass Männer, die in irgend einem Unrechtsregime den Militärdienst verweigern, kein Recht auf Asyl bei uns haben. Sollen sie doch im Namen eines Diktators auf andere schiessen oder selbst draufgehen. Was geht es uns an! Und bedrängte Menschen irgendwo auf der Welt sollen keinen Asylantrag auf der Schweizer Botschaft in ihrem Land stellen dürfen. Sollen sie sehen, wo sie bleiben. Nur nicht uns unter die Augen kommen.

Es sind zuviele; wir können nicht allen helfen. - So heisst das Hauptargument. Wir beginnen aber gar nicht wirklich mit dem Helfen. Wir wollen möglichst keine, schon gar nicht Wirtschaftsflüchtlinge. - Vor welcher Wirtschaft flüchten die denn? Flüchten sie nicht eher, weil es da gar nichts gibt für sie und ihre Sippe? Sie wollen sich nicht bereichern an uns, sondern das Leben haben. Waren die armen Menschen von Brittnau damals in Amerika Wirtschaftsflüchtlinge? Wie hat Amerika zu unseren armen Vorfahren geschaut? Immerhin, zurückgeschickt wurden sie nicht.

Sonntag, 9. Juni 2013

Schuld ist der Espresso

Sicher, sicher, ich weiss, was mir blüht, wenn ich abends um zehn Uhr noch Kaffee trinke! Aber es wiegt nicht immer gleich schwer, wirkt sich nicht immer gleich stark aus. Nur - ein Espresso nachts um zehn Uhr und dazu assortiert das ganze Leben - das vergangene, das gegenwärtige und das mögliche zukünftige - da kann die nervenstärkste Frau nicht mehr schlafen!

Versäumtes, "Vergeigtes", Gelungenes.
Geliebtes, Fragmentiertes, Anfängliches.
Erhofftes, Erträumtes, Gefürchtetes.

Mein Gott, zuviel für eine Nacht! Zuviel für morgen, für die nächsten Tage. - Ich schreibe morgens um halb fünf Uhr mal eine Liste der "to do's" (= was zu tun ist). Listen sind mein halbes Leben. Zum Glück gibt es noch eine andere Hälfte.

Samstag, 8. Juni 2013

Die nächsten Wochen sind durchgeplant

Mir fällt auf, dass Reto täglich viel arbeitet. Wo er doch pensioniert ist (habe ich das schon mal erwähnt??). Und wo wir doch einigermassen eingerichtet sind. Nur die Liste der Geburtstage haben wir noch nicht gefunden. Liebe Leute, soll uns niemand übelnehmen, wenn wir nicht an Geburtstage denken. Wir können (fast) nichts dafür. Und das eine oder andere Buch fehlt mir. Entweder es steht am falschen Ort, oder es ist doch noch in einer Zügelkiste, oder ich habe es entsorgt und werde es ewig vermissen. - Beim Kleiderschrank ist es umgekehrt. Er ist übervoll. Wo waren vorher all die Kleider? Wie verbraucht man Kleider in nützlicher Frist? Oder bin ich noch mal froh um all das, weil ich ja die Zweitwohnung im Kanton Uri möglichst lange (=immer!) behalten will, während Reto immer sagt: So lange es geht. Da müssen mir die Kleider also lange gehen, dass ich keine neuen brauche, und Bücher hole ich in der Bibliothek, dass die Wohnung bleibt, und ich bin bereit, einmal oder zweimal pro Woche mehr als vorher auf Wein zu verzichten. (Vorher habe ich nicht verzichtet.)

Aber ich wollte sagen, dass Reto so erstaunlich viel arbeitet. Mein Verdacht ist einfach, dass er seine Pensionierung noch nicht ins Bewusstsein geholt hat. Darum sind auch unsere Agenden in den nächsten Wochen so voll. Durchgeplant wie zuvor. Ist das gut oder schlecht?

Donnerstag, 6. Juni 2013

Morgenstund hat Gold im Mund

Es ist zehn Minuten vor sieben Uhr morgens, und ich bin schon seit fast zwei Stunden auf den Beinen. Beine in Ordnung, aber Schmerzfuss hat mich nicht mehr schlafen lassen. Jetzt ist er längst Kamillosan-gebadet und neu eingesalbt und fühlt sich wohl, wenn ich mich still halte. Dabei möchte ich über alle Berge - oder eher durch alle Täler. Jedenfalls auf und davon. Nicht weit. Nur in die Umgebung. Sehen, wie es Sommer wird.

Zu Hause bleiben müssen hat auch was für sich. Gedanken sortieren. Mich ganz toll freuen, dass Freundin Helena Zwillingsbuben bekommen hat. Alles Glück des Himmels und der Erde für die vier! Ist ja verrückt: Am Mittwochmorgen waren es noch zwei, nun sind es vier, die ganz eng zusammen gehören! Müssen sie sich kennen lernen. Eltern und Kinder. Eltern in der neuen Rolle. Spannend.

Gestern war Tochter Judith bei uns zum "Käfele". Mit sooo dickem Babybauch! Wir warten. Und wir freuen uns riesig darauf, Grosseltern zu werden. Dieser Tage...

Der Sommer ist da, trara!

Und jetzt ist er also da, der Sommer. Den Frühling haben wir ausgelassen, aber mit viel Hoffnung gehen wir in die warmen Tage hinein. - Gehen? - Ich hüpfe eher oder gehe an einer blauen Krücke. Gestern Abend habe ich wieder einmal meine kleine Zehe links verstaucht oder gezerrt oder was weiss ich. Das ist schon so oft geschehen, dass ich schon beim Anstossen an einem Gegenstand, der gestern noch nicht dort stand oder lag, weiss, was mich erwartet: Eine schmerzhafte Nacht, zwei, drei oder mehr Tage hüpfen. Ausserdem habe ich leichtes Fieber und einen dummen Kopf. Und all das, wo genau jetzt der Sommer gekommen ist. Keine Lust auf Grillfleisch, nicht draussen an der Sonne sitzen. Lieber liegen und mich ein bisschen, aber wirklich nur ein bisschen bedauern. Morgen bin ich wieder gesund, und der Sommer ist immer noch da.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Drei Tage Wolkenbruch - drei Tage Aufhellungen

Jedes Jahr seit so langer Zeit, dass wir nicht mehr wissen, wie lange schon, verbringen wir einmal im Jahr ein paar Wandertage mit unserem langjährigen Pfarrerfreund in der Kaplanei Ob-Häg über dem Sattel SZ. Diesmal sechs Tage. So lange waren wir noch nie, aber wir sind ja nun pensioniert.

Drei Tage lang hat es fast unaufhörlich "gepisst", die folgenden drei Tage wurden immer Wetter-schöner.

Was macht man, wenn es dauerregnet? - Lesen, sticken, Briefe schreiben, Karten verfassen, kochen, essen, trinken, zusammensitzen und plaudern, Zopf backen, so lange kneten, wie noch nie, Zopf essen, so gut, wie noch nie, Sudokus lösen, bei Kreuzworträtseln assistieren oder mich aufdrängen, frieren, so sehr frieren, dass man sich fürchtet, unter die eiskalte Decke zu schlüpfen, Bettflasche mit heissem Wasser füllen, weniger Angst vor dem Zu-Bett-Gehen, noch ein Glas trinken vor dem Schlafengehen...

Was macht man, wenn das Wetter schöner und schön ist? - Wandern, wandern, wandern...

Nein, eintönig ist auch das Wandern nicht, nur liebt die Schreiberin irgendwie auch die Regentage. Natürlich nur so lange, bis der Sommer kommt.

Was macht man im Sommer?