Montag, 10. Juni 2013

Reto und ich gehören zur 20%-Minderheit

Meine Mutter hatte Jahrgang 1922. Sie hat mir einmal sehr eindrücklich erzählt, wie ihre Heimatgemeinde im Kanton Aargau arme Bürger mit etwas Geld versehen und sie nach Amerika in das "Gelobte Land" verschickt hat. Sozialproblem gelöst. Aus den Augen aus dem Sinn. Die Leute bekamen nur so viel Geld, dass sie keinesfalls zurückkehren konnten. Brutal.

Die Verfeinerung dieser Methode besteht darin, dass wir arme Menschen, die zu uns kommen wollen, gar nicht in Auge und Sinn kommen lassen. Gestern haben 80% von uns beschlossen, dass Männer, die in irgend einem Unrechtsregime den Militärdienst verweigern, kein Recht auf Asyl bei uns haben. Sollen sie doch im Namen eines Diktators auf andere schiessen oder selbst draufgehen. Was geht es uns an! Und bedrängte Menschen irgendwo auf der Welt sollen keinen Asylantrag auf der Schweizer Botschaft in ihrem Land stellen dürfen. Sollen sie sehen, wo sie bleiben. Nur nicht uns unter die Augen kommen.

Es sind zuviele; wir können nicht allen helfen. - So heisst das Hauptargument. Wir beginnen aber gar nicht wirklich mit dem Helfen. Wir wollen möglichst keine, schon gar nicht Wirtschaftsflüchtlinge. - Vor welcher Wirtschaft flüchten die denn? Flüchten sie nicht eher, weil es da gar nichts gibt für sie und ihre Sippe? Sie wollen sich nicht bereichern an uns, sondern das Leben haben. Waren die armen Menschen von Brittnau damals in Amerika Wirtschaftsflüchtlinge? Wie hat Amerika zu unseren armen Vorfahren geschaut? Immerhin, zurückgeschickt wurden sie nicht.

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