Montag, 8. Dezember 2014

Aber sonst gehts mir gut

Nach zehn oder mehr Jahren meldete ich mich bei einem neuen Arzt an für einen Gesundheitscheck. Sagte der Herr Doktor zu mir: "Machen Sie dies immer mal wieder, einfach so zum Arzt gehen?" - Puuuhhh! Seither sind erneut Jahre ins Land gegangen. Ich vermeide wenn möglich allergattig Arztbesuche. Aber einer muss mir hie und da das Rezept für meine Blutdruckpillen neu verschreiben. Und nach drei Monaten Augenentzündung habe ich mir heute erlaubt, meinen Hausarzt aufzusuchen. Ich habe einen Gel erhalten, der sich "Künstliche Tränen" nennt. Wo ich doch so viel zu lachen und so wenig zu weinen habe wie selten im Leben. Und dann fragt mich der Herr Doktor: "Wäre es nicht gut, ich würde Sie bei der Augenärztin anmelden?" - "Ja, wäre gut." - "Und dann ist es auch wieder Zeit für eine Darmspiegelung, da Sie familiär belastet sind." - "In Ordnung, mache ich (ungern)." - "Haben Sie eine Gynäkologin?" - "Ehh, nein, mein Mami ist auch nicht gegangen." - "Also im Januar Augenärztin und Darmspezialist!" - "Grummel, grummel, dann halt." - Wenn man älter wird, mehren sich nicht nur die Lebensjahre sondern auch die Fachärzte, die man an die Seite gestellt bekommt. Aber sonst gehts mir gut.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Ein überaus netter alter Herr

Mein Ehemann heisst Reto. Das ist nach 1001 Posts bestens bekannt. Hier ist es wichtig. Ich bin Esther. Auch wichtig. - Als wir letzte Woche in Altdorf waren und auf der Höhe Telldenkmal flanierten, kam uns ein alter Herr entgegen. Schmal geworden, aber unverkennbar der geistliche Herr, der früher meine Schwiegereltern ab und zu besucht hat. Der geistliche Herr, dem ich immer im Dekanat begegnet bin, der Versammlung der kirchlichen Angestellten. - Ich freute mich übers ganze Gesicht, ihn zu sehen und ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Er zeigte auch Wiedersehensfreude, und wir plauderten fünf Minuten über dies und das. Dann verabschiedete er sich von uns: "Das war jetzt schön, euch zu sehen. Tschau Cécile; tschau Meinrad." - Mein jäher Gedanke: Wissen wir eigentlich immer und ganz gewiss, mit wem wir gerade nett plaudern?

Samstag, 6. Dezember 2014

Ein alleiniger Tag in Flüelen

Es kam mir ein bisschen schräg vor, meinen Ehemann wegzuschicken, aber hie und da brauche ich das - einen alleinigen Tag mit mir. - Es ist dasselbe passiert wie immer: Zuerst fühlte ich mich ein wenig traurig, ein wenig einsam. Ich musste mich zwingen, in der Stille zu sein. Keinen Aktivismus betreiben, nicht flüchten, aber ein Mandala malen. Meditieren und eine "Verdichtung" schreiben. Und als dann der Mond... Steht in der Verdichtung:

Vierter Dezember

Den ganzen Tag gesucht
ob ein Sonnenstrahl durch das Grau
gesucht und ein Vielleicht-dort erhofft
das Grau hielt stand und ich gab auf

Den lieben langen Abend vergessen
dass ich gesucht dass ich gehofft
in Griess gerührt das Einerlei
und weggeräumt was geträumt

Die frühe dunkle Nacht erreicht
vom Tage müde setz ich mich - -
guckt mir der Mond zweitags vor voll
von oben ins Gesicht ins Herz

a day without sun but now the moon
hopeless hopefull

Dienstag, 2. Dezember 2014

Mein tausendster!

Post natürlich. Mein tausendster! - Vor drei Jahren (Dez.2011) habe ich mir die Aufgabe gestellt, täglich oder fast täglich einen kleinen Text zu schreiben. Und ich habe durchgehalten - und ein paar Leserinnen und Leser auch. Zwischen siebzehn und vierundachtzig pro Tag lesen, was ich zu "pläuderlen" habe. Werbung habe ich nicht gemacht. Aber klar, dass ich gern von ein paar Leuten gelesen werde. Wenn ich mich denn schon bemühe zu schreiben. (hihi!) - Eigentlich ist es gar nicht schwierig, jeden Tag etwas "zu haben". Aber nicht jeden Tag bin ich fröhlich disponiert. Das merkt man. Besonders ich merke das. Wenn mir rundum wohl ist, schreibt es sich leicht von der Leber weg. Nagt etwas an mir, kommt die Schreibe schwerfällig. - Ich will ehrlich sein, mir selber treu bleiben. Deshalb kommt immer wieder die katholische Kirche quer daher. Deshalb erzähle ich von meinen Liebsten und Nächsten nicht nur, dass sie die Besten sind, sondern manchmal auch, dass ich mir Sorgen mache. - Wenn unser Sohn wieder eine Stelle suchen muss, aber zum Glück eine gefunden hat. Wenn Tochter und Partner krank sind, und hoffentlich ihre Kleine gesund bleibt. - Am meisten "dran" kommt mein Ehemann Reto. Zur allgemeinen Beruhigung: Ich frage ihn immer, ob er es erträgt. Er, der im Urner Oberland immer gehofft hat, im Narrenblatt zu kommen. Hat selber Geschichten geliefert. Wirklich wahr. - Mein tausendster Post im Blog "Klingklang" - jetzt hole ich eine Flasche Roten und stelle sie warm.

Montag, 1. Dezember 2014

Eins

Versuche einmal, einem eineinhalb-jährigen Kind beizubringen, dass beim Adventskalender jeden Tag nur ein Türchen geöffnet wird. Dass es nur noch ein Weihnachtsguetzli gibt. Dass du die Geschichte mit Madita und Lisabet nur einmal erzählen willst.

Kaya sagt einfach andauernd eins und besteht darauf, dass eins auch in Serie möglich ist. Eins und eins und wieder eins. - Kommt mir der Ausdruck "Serielle Monogamie" in den Sinn. Jedesmal die Überzeugung, dass es jetzt für immer ist. - Ist kein "Beschiss" sondern das Leben. - Für Kaya gab es heute nur ein Türchen zum Öffnen, aber die Guetzli gab es in Serie. Eins? - Ja, eins. - Eins? - Ach ja, wieder eins. Und noch eins. - Warum hat die Grossmutter Magenbrennen? He?

Sonntag, 30. November 2014

Lindengrün

Draussen herrscht Grau vor, aber mir hat lindengrün geträumt. Lindengrüne KURZE Hosen wollte ich heute anziehen, wo ich doch in meinem Alter überhaupt keine kurzen Hosen mehr trage. Nicht einmal im höchsten Hochsommer, so es den wieder einmal geben sollte. Im Traum wusste ich bloss noch nicht, welche Bluse passt. Mir passt. Welche mir gefallen täte. Im Traum ging es um mein Gefallen. Wohlgefallen. Ach, und Mami hatte sich angemeldet. Am Abend wollte sie zu Besuch kommen. Freude. Passt.

Draussen herrscht Grau vor, aber zum Glück habe ich lindengrün geträumt. Sinnenfreudig. Darum habe ich an meinen Guetzliteig nicht einfach Vanillezucker geworfen, sondern ich habe Vanillestengel, ganz echte, ausgekratzt. Schmeckt besser. Und man sieht die schwarzen Vanillepünktlein in den Guetzli. Freude. Passt.

Samstag, 29. November 2014

Blog schreiben und Blog lesen

Schon bald erstelle ich meinen tausendsten Post in meinem Klingklang-Blog. Das werde ich mit mir selber feiern. Versprochen. Mir versprochen. - Mein kleiner Lebenskrimskrams ist ja vielleicht nicht veröffentlichungswürdig. Aber wer schon will das beurteilen, wo doch Kunst auch das sei, was jemand als Kunst ausgibt. - Ich bin nicht nur "Posterin" sondern auch regelmässige Leserin des Blogs von Luisa Francia, von der ich auch mehrere Bücher besitze, und die ich in Luzern ganz selber gesehen und gehört habe. Im Schneidersitz sass sie auf dem Stuhl mit blutten Füssen. So referierte sie über ihre Sicht eines guten Lebens. - Luisa Francia hat in Portugal eine Zweitwohnung. Meistens, wenn sie drei Tage nicht postet, ist sie auf dem Weg dorthin. Und dann schreibt sie wilde Sachen von einer wilden Natur und einer wilden Seele. Und ich bewundere sie, wo doch bei mir gar nichts mehr wild ist. Und wo wir doch unsere Zweitwohnung in Flüelen bald aufgeben. Zügeltermin schon bestimmt. Da werden mich nicht einmal mehr die harmlosen Wellen des Sees bewegen. Da wird die Weitsicht übers Wasser fehlen. Der Aufblick auf den "Gitschen" (-berg). Woher kommen mir nochmals tausend Blog-Ideen zu? - Ich sehe es als Übung der Wahrnehmung und als Disziplin. Die tägliche Aufgabe. Mir selbst gegeben. Damit ich nicht "vergagere" (nicht zu übersetzen).

Freitag, 28. November 2014

Knöpfe selber machen

Noch alle Tassen im Schrank und alle Knöpfe in der Knopfschatulle? - Ich glaube wohl. Trotzdem habe ich heute aus der Bibliothek das Buch "Knöpfe selber machen" heimgetragen. Einfach, weil es schön zum Anschauen ist. Bunt. Fantasievoll. Gefällt mir. I like it. - Und darüber hinaus gefällt mir, dass mein bestelltes neues Kochbuch "Jerusalem" (ja, Moni, dasselbige) angekommen ist. Brauche ich ein neues Kochbuch? - Ich habe schon dreiundvierzig an der Zahl (gemeinsam mit meinem Ehemann, der auch kocht) - und dazu lose Blätter mit zu kochenden Rezepten und einen Ordner, pumpenvoll mit bewährten Rezeptpapieren. Mit Fleisch und ohne Fleisch. Familien-Hits. Desserts. - Und jetzt ein dickes neues Kochbuch. So fremdländisch wie mein riesiges Chinesisches, aus dem ich noch nie gekocht habe. Aber ich habe es oft und oft angeschaut. Reicht das? - Ich glaube wohl. Oder habe ich doch nicht alle Tassen im Schrank?

Donnerstag, 27. November 2014

Bestellter Andventskalender ist da!

"Weihnachtsschmuck." - Ein Wort, das mein Ehemann nun täglich ausspricht und nicht nur dies - er redet nicht nur, er tut. Er schmückt und schmückt. Hat DREI Bananenschachteln voller Weihnachtsschmuck vom Keller hoch geholt. Hängt goldene Sterne als Vorhang auf, die nachts leuchten werden. Hat die Ligusterhecke an der Strasse mit Lichtpünktlein versehen. Verschiebt Blumenstöcke, damit dann die Krippe Platz hat. Und hängt den traditionellen blauen Sternenvorhang ans Stubenfenster.

Und ich? - Ich sitze nach dem Entwirren vom "Gnusch" in den Sternenschnüren an meinem Pult und blättere verzückt im Adventskalender "Der andere Advent", der gerade mit der Post gekommen ist. Oh, am Samstag beginnt er schon. Dann täglich Geschichten, Gedichte, Bilder. Mir gramselt freudig. Einen Monat lang Licht ins Dunkle, Poesie ins Alltägliche, das halbvolle Glas sehen statt das halbleere, die Welt nicht vergessen, aber den Himmel feiern. Advent üben!

Mittwoch, 26. November 2014

Und meistens kommt es anders, als du denkst

Sage ich heute beim Morgenessen zu meinem Ehemann: "Heute mache ich mir einen faulen Tag." - Meint er: "Wir könnten doch dies und das." - Will ich eben nicht - planen für heute. Ich will die Minuten kommen lassen, wie sie kommen und die Stunden verstreichen lassen, wie es ihnen beliebt. - Geht es keine halbe Stunde, höre ich meinen Ehemann am Telefon sagen: "Oh, ihr Armen. Natürlich hole ich Kaya-klein. Sie kann heute bei uns sein." - "Was ist denn los?" meine Frage, als ich die Zähne fertig geputzt habe. Papi und Mami von Kaya liegen darnieder, von einer Grippe flachgelegt. - Mein fauler Tag dauert noch ziemlich genau eine Stunde. Schnell, schnell, ich will ein paar Minuten kommen und gehen lassen.

Dienstag, 25. November 2014

Alt und wütend

Gestern standen mir meine Altersgenossinnen und -genossen alle als "goldene Drachen der Weisheit" vor Augen. Je älter, desto friedlicher, weil weiser. Aber oha lätz, heute kam ich in die Realität zurück! Ehemann Reto und ich weilten nur ein gutes Stündchen in der Stadt und erlebten zwei "oberhässige" Alte.

Auf dem Markt kaufte eine alte Frau am Bio-Stand allerlei Gemüse ein. Als es ums Bezahlen ging, da konnte sie den genannten Betrag nicht fassen und nicht gutheissen. Sie begann zu lärmen, sie hätte auch einen Garten und wüsste, was Gemüse wert sei. Jedenfalls niemals so viel wie verlangt. Niemals! So ein mickrig kleiner Sellerie. Der könne ja gar nichts kosten. - Es endete damit, dass der Verkäufer seine Ware wieder einforderte und die Alte schimpfend wegging.

Kamen wir in die Papetterie. Stand da ein alter Mann an der Kasse. Er wollte ein Klebstreifen-Röllchen zurückgeben. Die Kassiererin monierte, das gehe nicht ohne Kassenzettel, ob er diesen noch habe. Da legte der alte Herr erst richtig los. Ob sie denn glaube, er behalte so einen lumpigen Kassabon vier Wochen auf. Sie sei ja völlig...Er habe eine Qualitätsmarke Klebestreifen gekauft, und jetzt liessen sich die nicht recht abrollen. Das sei der Gipfel, und jetzt wolle sie noch diesen blöden Kassenzettel.

Wir sind geflüchtet, kennen den Ausgang dieser Geschichte nicht und fragen uns bloss, ob wir auch so werden. Vielleicht wenn uns alles weh tut. Wenn unser Geist so klein ist wie der mickrige Sellerie oder so dumm tut wie das Klebestreifen-Röllchen. Man kann nie wissen.

Montag, 24. November 2014

Goldener Drache der Weisheit

Ich bin Büchernärrin und insbesondere Kinderbuchliebhaberin. Eines meiner Lieblingsbücher, die nicht Astrid Lindgren geschrieben hat, stammt von Michael Ende und heisst "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Das Buch und seine Fortsetzung nicht zu kennen heisst eine Bildungslücke zu haben. - Jedenfalls geht es in der Geschichte unter anderem um Frau Mahlzahn, die ein schrecklicher Drache ist und Kinder in Gefangenschaft hält. Selbstverständlich kommt am Schluss alles gut. Wirklich alles. Und Frau Mahlzahn muss nicht einmal ihr Leben lassen. Sie verwandelt sich, weil sie am Leben gelassen wird, in den "Goldenen Drachen der Weisheit". - So wäre das auf der Welt, wer Aggression nicht mit Aggression zu bekämpfen wüsste, könnte einen viel tieferen und echteren Frieden erreichen. Wo sind die Weisen der Welt? - Ich habe heute mein zweites Gold in den Mund gesetzt bekommen. Ob ich daran bin mich zu verwandeln? Kann sein, ein bisschen langsam.

Sonntag, 23. November 2014

Winterschlaf

Ich habe heute ein Buch oder Büchlein fertig gelesen. Das Thema ist der Winterschlaf. Die meisten Menschen schlucken drei kleine Pillen und schlafen dann drei Monate. Nur wenige Leute entziehen sich diesem Ritual. Von drei dieser "Wachen" handelt das Buch. - Seltsame Idee. Märchenbuch. Und doch - wie wach bin ich eigentlich? Oftmals scheint es mir, als würde ich träumen. Bin ich wirklich schon so alt? Ist es wahr, dass ich Grossmutter bin? Und dann dieses lange Leben mit seinen vielen Stationen! Wo war ich gern? Wo weniger? Was möchte ich noch? Woran liegt es, dass ich es nicht verwirkliche? - Es ist Sonntag um siebzehn Uhr. Ehemann Reto zieht die Vorhänge zu und lässt die Rollläden runter. Eine neue Nacht kommt. ICH WILL NICHT WINTERSCHLAFEN!

Samstag, 22. November 2014

Die "Apfändszyt" naht

Ich habe eine Karte mit 24 Türchen zum Aufmachen bekommen. Erst noch mit dem "kleinen Maulwurf" drauf, den Enkelin Kaya und ich heiss lieben. Er lacht so herzig.

In der Bahnhofstrasse von Zürich ist die Adventsbeleuchtung eingeschaltet worden. Das sei der Beginn des Adventsgeschäftes. Ich werde nicht an die Bahnhofstrasse, aber zum Rindermarkt in Zürich gehen. Stimmung tanken, nicht einkaufen. Heisse Schokolade trinken, nicht Glühwein.

In der katholischen Kirche ist morgen "Christkönigssonntag" - der letzte Sonntag vor der Adventszeit. - Ich habe dieses Jahr Abstand gehalten von meiner Kirche. Sonst verliere ich ständig meine innere Ruhe. Aber trotzdem finde ich einiges, was diese Kirche im Repertoire hat, gut. Gut für mein Leben. So die Adventszeit in ihrer Bedeutung als Vorbereitungszeit.

Ich bereite mich vor auf das, was kommen will. Empfangsbereit. Hoffnungsvoll.

Freitag, 21. November 2014

Ich bin eine Flau.

Zehn Jahre lang bin ich fast jeden Fleitag zu Chan Saeng velogefahren. Ich habe versucht, der Frau aus Laos das Lesen beizubringen. Ohne Erfolg. Schlechte Lehrerin. Aber ich habe für mich viel gelernt. Was es heisst, von weit her aus Not in der Schweiz zu landen. Wie schwierig es ist, ein eigenes Leben zu leben hier. Als Flau. Chan Saeng kann das "r" nicht aussprechen. Wir haben über Monate die Sätze: "Heute ist Freitag. Ich bin eine Frau." an den Anfang unseres Morgens gestellt. - Ich bin eine Flau oder eine Frau sollte unser beider Selbstwertgefühl stärken. Wie schwierig es ist, ein eigenes Leben zu leben hier - als FRAU, das galt und gilt für uns beide. Frau aus der Schweiz. Frau aus Laos in der Schweiz. Vorauseilender "Gehorsam" den Mannen gegenüber. Es "recht" machen - ihnen. "Was Vater tut ist immer recht" heisst ein bekanntes Märchen. Ich bin so aufgewachsen. Und immer noch ist es schwierig mit dem Recht-geben und mir das Recht-nehmen. Ich sitze ohnmächtig vor der Tageszeitung und lese wieder und wieder, ewige Jahre, von vergeblichen Versuchen, Gleiche Rechte für Mann und Frau durchzusetzen. Festgeschrieben in der Bundesverfasung wurde das 1981!!!

Donnerstag, 20. November 2014

Die Geschäftskultur der Bücherkette "Thalia"

Gerade noch hatte unser Sohn bei Orell Füssli gearbeitet. Gern. Dann wurde fusioniert, und die Orell Füssli-Mitarbeitenden waren plötzlich Teil der "Thalia". Neuer Chef, neue Sous-Chefin, neuer Arbeitsort, neue Geschäftskultur.

Was er uns erzählt, führt bei mir dazu, dass ich keinen, aber auch keinen Schritt in eine Thalia-Buchhandlung setze und setzen werde. Alles, was ein menschliches Arbeitsklima ausmacht, fehlt am neuen Arbeitsort unseres Sohnes. Kein Lob, dafür enorme Forderungen. Dass die Mitarbeitenden im Dezember an drei Samstagen arbeiten sollen und täglich sowieso eine Stunde mehr abzuleisten haben, finden die Chefpersonen "normal", nicht der Rede oder des Fragens wert. Bonus oder Weihnachtsessen oder eine Anerkennung irgendwelcher Art ist nicht vorgesehen. Muss man sich wundern, dass die ehemaligen Orell Füssli-Mitarbeitenden reihenweise kündigen?!

Geschäftskultur bei Thalia? - Keine!

Dienstag, 18. November 2014

Es ist halb vier Uhr nachmittags

Die Sonne hat sich hinter die Wolken zurückgezogen. Deshalb wohl sind unsere beiden Katzen schon heim gekommen und haben es sich in meinem Zimmer gemütlich gemacht. Nepomuk seufzt im Traum.  Peppina hat den Kopf auf die Pfötchen gelegt und schläft adrett. - Reto glättet einen Korb voller Wäsche und hört dazu ab CD das Konzert nach, das wir am 1. November life verkosten durften.- Schön, stellenweise sehr anrührend. - Für mich ist heute ein Zwischentag. Zwischen Tag und Traum. Halbwach. Aber auch zwischen grossen Aktivitäten. Und zwischen zwei Büchern. Manchmal mag ich auf ein gelesenes nicht sofort ein neues anfangen. Dann lese ich mich durch Papiere, die herumliegen. Zeitungsseiten, die ich aufgehoben habe. "Wichtige" Ratschläge aus "Heftli für alte Frauen", wie Reto "woman" und "donna" nennt. Zwischenzeiten - in vier Monaten werde ich 66 Jahre alt. Hoffe ich. Wer kann wissen, was kommt.

Montag, 17. November 2014

Wie beschreibt man Klänge?

Nach einem Brunch zum 70. Geburtstag von Reto's Schwester in Altdorf fuhren wir mit dem Bus nach Amsteg. In der Kirche fand ein Konzert statt. An der Orgel brillierte Alois Koch, der grosse, feine Musiker von Luzern. Ich durfte bei ihm im Jahr 2000 Vorlesungen zur Kirchenmusik hören. Besonders schön war, dass am Schluss nur Genuss stand und keine Prüfung. - Jetzt also sein Spiel auf der Orgel von Amsteg, die ihm ganz besonders gefällt. - Mir gefiel ganz besonders, dass er so wunderbare, unerwartete Klänge aus dem Pfeifeninstrument hervorlockte. Mal füllte die Musik den Raum mit vollem, breitem, lautem Klang - als wären wir in einer Kathedrale. Dann wieder fielen die Töne Wassertropfen gleich von oben auf uns herab, oder sie sprangen auf und ab, als würde einer Yoyo spielen. Der Walzertakt bringt mich stes zum Mich-Wiegen. - Nur "Bach" war einfach "Bach" . Johann Sebastian.

Samstag, 15. November 2014

Schuhe

Du bist was du isst, heisst es für gewöhnlich. Könnte man den Satz abwandeln auf "Schuhe"? - Deine Schuhe verraten, wer du bist. Ein ordentlicher Mensch putzt seine Schuhe regelmässig oder mindestens nach Bedarf. Ein zwanghafter Mensch putzt sie täglich (mehrmals) und wienert sie auf Hochglanz. Eine Schuhfetischistin hat tausendundein Paar Fussbekleidungskunstwerke vorrätig. Wählt täglich daraus das der Stimmung entsprechende Paar aus. Passend zu den übrigen Klamotten. Schuhe machen Leute. Ganz gewiss.

Ich habe heute meine alten schwarzen gut gangbaren, bequemen Trotteurs oder wie immer meine Schwester, die Schuhfachfrau sie nennen würde, gründlich gebürstet. Mit aller Kraft. Sie waren voller Eulachpark. Die Sohle mit Sand und Steinchen, sogar Gras gespickt voll. - Was mir meine Schuhe verraten? - Dass der halbe Tag im Eulachpark intensiv war. Dass ich mich ausgegeben habe und nicht auf dem betonierten Weg geblieben bin. Bei Rotkäppchen kam das schlecht heraus. Ich musste heute einfach etwas Zeit und Kraft anwenden. Sonst geht es mir gut. Kein böser Wolf in der Nähe.

Freitag, 14. November 2014

Gut geblufft

Greenpeace war Absender der Infos zu den Jodtabletten. Also kein Bundesamt. Aber bemerkenswert ist, dass niemand den Inhalt der Infos kritisiert hat, so weit ich sehen konnte. Offensichtlich stimmt, was da steht. Zur Beruhigung gibt es keinen Grund, zur Beunruhigung tausend Gründe.

Weil man nicht ständig im Zustand der Beunruhigung leben kann, sichte ich heute alte CD-Roms mit Fotos aller Art. Sollen die schönen Erinnerungsbilder meine Augen besänftigen, die immer noch entzündet sind!

Donnerstag, 13. November 2014

Das darf doch nicht wahr sein!!

Wir haben sie noch nicht erhalten - die angekündigten Jodtabletten für den Fall eines Kernkraftwerk-Unfalls. Aber heute lag ein riesiger Informationsbrief von der "Geschäftsstelle Kaliumiodid-Versorgung" im Briefkasten. Nicht zu übersehen. Wichtige Informationen! Falls man sich noch nie wirklich Sorgen gemacht hat - ist in der Schweiz doch alles ganz, ganz sicher - dann bekommt man nach dem Lesen dieses Riesenteils kräftig Angst. - Für mich steht nichts Neues drin. Sorgen mache ich mir, so lange ich schon von AKWs Kenntnis habe. Nie, aber gar nie habe ich akzeptieren können, dass "wir" eine Technologie brauchen, die nicht bis zum Ende durchdacht ist. - Wohin mit den Abfällen? - Die Frage ist nach Jahrzehnten nicht beantwortet. - Was, wenn ein Unglück passiert? - Passiert schon keines. Und jetzt diese Info:

"Wir möchten betonen, dass die Stilllegung der fünf Schweizer Kernkraftwerke einen wirksameren Schutz gegen nukleare Risiken darstellen würde als Jodtabletten."

Dieser Satz, nachdem uns in sechs Punkten die Hölle heiss gemacht worden ist. - Puuuhhh, ist das Menschenfreundlichkeit oder Stimmungsmache? Politisches Kalkül oder einfach die nackte Wahrheit?

Mittwoch, 12. November 2014

Fauler Tag

Ich wüsste so vieles zu machen, aber heute bin ich faul. Eine Tasse Kaffee in der Stadt mit einer Freundin getrunken, die ich lange nicht gesehen habe. Weniges eingekauft. Eine Idee fürs Nachtessen bekommen. Haufenweise Sudokus gelöst. - Aber nicht weitergeschrieben an den Erinnerungen für Kaya. Mein Testament weiterhin nicht gemacht. Keine Briefe beantwortet. Nicht weitergeschnippselt an den Weihnachtskarten. - Meinen Sehnsüchten nachgespürt. Es gibt sie doch, dabei meinte ich, wunschlos nüchtern zu sein.

Dienstag, 11. November 2014

Zwei Katzen in meinem Zimmer - es muss Abend sein

Um halb sieben Uhr bin ich aufgestanden, um mit Ruhe in den Zahnarzt-Tag zu kommen. Der Bericht über das Gespräch zwischen Bischof Huonder, Generalvikar Grichting und zwei Menschen der Allianz "es reicht" hat mich nicht beruhigt. Dann lag ich wieder kopfunter zwei Stunden dem Zahnarzt zu Willen. Er hat sich gefreut, dass er eine Teilkrone anlegen darf links oben irgendwo. Eine Teilkrone zu machen ist nämlich schwieriger als eine Totalkrone. Ha! Wie mich das stolz macht für ihn!! - Beim Mittagessen lief mir nicht alles Wasser aus dem linken, tauben Mundwinkel, aber mein angetöntes Lächeln war schräg. - Kaya rettete den Nachmittag mit ihrer blendenden Laune. Und jetzt muss Abend sein, denn zwei Katzen liegen in meinem Zimmer und draussen ist dunkel.

Montag, 10. November 2014

Feierabend um 17 Uhr

Heute Morgen um acht Uhr begann unser Hütetag. Kaya wurde uns von ihrem Papi übergeben. Dann haben wir uns von ihr anregen lassen von einem Ding zum anderen, denn man kann mit allem, wirklich allem spielen. Lichtschalter, Farbstifte, Schwarze Peter-Karten, Farbwürfel, Stall, Baby-Puppe, Nachzieh-Igel, Plastikente, usw., usw.! Dazwischen nach den Katzen Ausschau halten, den Rauch aus dem Kamin des Nachbarhauses beim Aufsteigen beobachten, DVD "Der kleine Maulwurf" zum hundertsten Mal anschauen, ein Darwida betteln, noch ein Darwida betteln...

Der Wortschatz von Kaya nimmt zu, braucht aber Übersetzung:

Muf = Maulwurf > bitte, DVD einlegen
Mämi = Chämi = Kamin > bitte mit mir Rauch beobachten
Beebiii = Baby-Puppe > bitte Nuggi geben oder Kleider an- oder ausziehen oder Schöppeli geben
Go = je nachdem Grosspapi oder Grosi > bitte kommen oder helfen
mitneeee = etwas mit nach Hause nehmen > heute den Farbwürfel
neiiii = nein > nicht wickeln, nicht ins Bett, nicht Flöte blasen

Jetzt ist es bald sechs Uhr abends. Wir haben Feierabend. Ein bisschen herumlesen, herumplämperle (sich verweilen), vor dem TV liegen, am Compi sitzen - dann ist der Tag vorbei. Es war ein guter. Die Zeit ist verstrichen, man weiss nicht wie.

Sonntag, 9. November 2014

Kontroverse um Betty Bossi

Steigen wir hoch ein: Ich habe kürzlich einen vielseitigen Bericht über den Spitzenkoch Andreas Caminada gelesen. Was er so kocht. Wie es schmeckt auf Schloss Schauenstein. - Der Berichterstatter war "bestürzt", ob des genialen Geschmacks der Speisen, die ihm für 249 Franken vorgesetzt wurden. Und er zitiert einen britischen Schriftsteller, dass es Kombinationen gäbe, "deren Beziehung nicht lediglich komplementärer Natur ist, sondern von einer höheren Schicksalhaftigkeit zu künden scheint - von einem Geschmack, den nur Gott erfunden haben kann."

Ehemann Reto hat uns gestern Abend verwöhnt mit einem Gericht nach Betty Bossi. Hackbraten, aber nicht so, wie ich ihn ganz gewöhnlich nach Mamma und Grossmamma koche. Reto hat lange gearbeitet am Herd. Käsestängelchen in die Fleischmasse gesteckt und Specktranchen darum herum gefügt. Sauce nach Rezept. Beilagen frei nach dem Koch. - Es schmeckte ganz hervorragend. Aber ob Gott den Geschmack erfunden hat?? - Solch hoch philosophische Fragen wurden beim Essen nicht erörtert. Aber Sohn Stefan warf ein, dass er Betty Bossi einfach blöd finde. Weil man zu fast jedem Rezept neues Küchenzubehör kaufen müsse. - Ich habe meine Gründe, weshalb ich die Angebotsprospekte, die immer mit der Betty Bossi-Zeitung mitkommen, sofort zum Altpapier lege. Und blöd oder ungeheuer bestürzend finde ich die ganze Gourmet-Entwicklung. Auf sehr hohem Niveau suchen wir ständig nach neuem Gaumenkitzel und ergötzen uns an göttlichen Kombinationen. Hat uns die höhere Schicksalshaftigkeit doch in ein Land gesetzt, wo das möglich ist!??

Samstag, 8. November 2014

Nur ganz schnell - ich habe zu tun

WCs geputzt. Tischtuch drappiert. Kerzenteller aufgeschönt. Aber wie schmeckten nun mal die Buttercreationen in dem tollen Restaurant in Wölflinswil? Ob ich auch so etwas hinkriege? Probieren geht über studieren. Los, in den Garten, Zutaten holen! Dann die Butter, die schon zwei Stunden in der Wärme steht, schaumig rühren. In drei Schälchen und drei Farben anrühren. Mal mit grünen Kräutern und Salz, mal mit Peperoncini, Ketchup und Salz, mal mit Curry, Ingwer und Salz. Glattstreichen, und fertig ist der Apéro. (Butter kommt auf Crackers, Darvidas und Brot)

Ich mag es, mal etwas anderes zu tun zu haben als Bücher zu lesen!

Freitag, 7. November 2014

Logistische Leistung gefragt

Ich liebe Besuch, und morgen haben wir Besuch. Reto wird den Hauptgang kochen. Drumherum gibt es noch überraschend viel zu beschliessen und zu beschaffen. - Apéro? - Die ewigen Paprikachips sind nichts für ein kleines Kind, also braucht es für uns alle sieben eine Alternative. - Dessert? - Retos Geburtstag wird nachgefeiert. Geburtstagskuchen. Punkt. Kann man heute schon backen. - Morgenessen am Sonntag? - Ich backe wieder einmal einen Zopf selber, obschon Reto die Zöpfe vom Coop lieber hat. - Überhaupt Brot - es muss genug vorhanden sein. Und Milch. Und Wein. - Welcher Wein zum Hauptgang? - Nein, im Keller liegt kein passender. Also herschaffen. Und alles zu Fuss. - Und heute? - Essen wir heute auch etwas? - Heute ist Logistik gefragt, laut Google bedeutet das:

Logistik sorgt für die Sicherstellung der Verfügbarkeit insbesondere von Gütern, Ressourcen und Informationen.

Dann wollen wir mal!

Donnerstag, 6. November 2014

Meine Grossmutter war auch mal jung!

Gestern Abend habe ich statt vor der Glotze zu liegen, Fotoalben durchgeschaut. Mein Erstaunen war gross, als ich entdeckte, dass meine Grossmutter mütterlicherseits auch mal jung war. Meine Güte, sie hatte gar nicht schon immer graue Haare, die zu einem "Huppi" (Hochsteckfrisur) zusammengenommen wurden! Und mein Grossvater, ihr Mann, konnte lachen! Staun! Ich habe ihn als ziemlich wortkargen alten Mann gekannt. - So kann man sich täuschen.

Richtig wohl wurde mir, als ich in Göttis Album drei schwarzweisse Bilder vom Bauernheimetli in der Finsterthüelen entdeckte. - Da in der Ecke hat der Grossvater die "Sägisse dängelet" (Sense zurecht geklopft). Und dort stand ja wirklich der Holunderstrauch. Nahe dem Plumpsklo über der "Bschütti" (Jauche). Und siehst du den Hauseingang? - Eintreten in das Dunkle. Rechts ist dann die Küche mit dem Holzherd.

Geschichten steigen auf. Geschichten. Keine Zeit mehr zum Bloggen. Muss weilen in alten Bildern.

Mittwoch, 5. November 2014

Hühner halten will ich nicht

Heute hatte ich etwas zu gut - von mir selbst. Weil ich gestern tapfer gewesen war beim Zahnarzt. Ist für mich schlimmer als eine mündliche Prüfung an der Uni während des Studiums. Aber methodisch gehe ich gleich vor wie damals: Mich selber leiten und gut atmen. Atmen nicht vergessen. Wieder atmen. Den Atem beobachten. - Aber was habe ich mir heute gegönnt? - Schokolade ist immer fein und macht glücklich. Aber nein, diesmal nicht. - Ein Frauenheftli mit Ideen für Weihnachten? Liebe ich, aber heute nicht. - Eine Tasse Kaffee bei Vollenweider, wo es am besten ist? Heute nicht. - Ein Besuch beim Coiffeur? Was is'n das - Coiffeur? - Was also dann?

Ich habe mir einen Bücherwunsch erfüllt. Ein Buch über HÜHNER. Wollte ich schon lange, und heute habe ich genau das richtige gefunden: "Aufs Huhn gekommen" von Roland Wiedenmann. Ich freue mich darauf, von Blacky, Quax und Bella und vom Seidenhuhn Wuschel zu lesen.

"Jetzt spinnt die!" höre ich raunen im Internet. - Tu ich nicht. Meine Grossmutter war die Eierfrau des Dorfes. Ich bin in Erinnerungen.

Dienstag, 4. November 2014

Eineinhalb Stunden Kopf nach unten

Ich habe mich in den letzten drei Wochen wieder in Meditation geübt. Das ist überlebenswichtig, wenn ein Zahnarzttermin ansteht. Heute bin ich eineinhalb Stunden lang mit dem Kopf nach rückwärts abwärts auf dem Zahnarztstuhl gehangen. Augen zu und durch. Ich habe geatmet, was das Zeug hält. Regelmässig. Und der Zahnarzt hat eine alte Plombe herausgebaggert und eine neue einzementiert. Nun habe ich das Gefühl, mein Mund sei einseitig breiter geworden. Die rechte Mundecke braucht Pflege und die ganze Psyche auch. Vor allem, weil ein breites Lachen verfrüht ist - in genau einer Woche hänge ich wieder dort. Unterschied zu heute? Die Mundbreite wird sich angleichen. Zahn auf der anderen Seite wird "gemacht".

Montag, 3. November 2014

Wahnsinnig

Am Samstagabend waren wir an einem Konzert, bei dem insgesamt gut 230 Musizierende und Sängerinnen und Sänger mitgewirtk haben und 700 Leute zugehört und zugeschaut haben. Es waren also knapp 1000 Menschen in der Parkarena in Winterthur. Ich habe noch nie so viele Blasinstrumente auf einmal tönen gehört. Ich habe noch nie soviele Singende laut und leise und sehr laut ihre Stimme erheben gehört. Und noch nie gab es drumherum so viel zu schauen. Wahnsinnig! - Aufgeführt wurde "Stabat mater" von Karl Jenkins. Ein liturgisches Gedicht über das Leiden Marias beim Tod Jesu. - In unserer Nähe hat ein etwa vierjähriger Knabe gelitten. Er hat anfallsmässig geheult. Crescendo. Und liess sich nicht beruhigen. Sein Grossvater geriet dadurch auch in Schwierigkeiten. Wiegte sich hin und her und brauchte die Hand seiner Tochter (?) auf seiner Schulter. Ein anderer Junge hat sich immer wieder die Ohren zugehalten. - Dass ein Konzert in diesen Dimensionen für die einen und anderen zuviel des Guten ist, das verstehe ich. Nicht wahnsinnig zu werden bei diesem Grössenwahnsinn ist ein Anspruch. Zu staunen und zu geniessen schon fast hohe Kunst. Es war ein wahnsinnig tolles Konzert.

Samstag, 1. November 2014

Erster November

Schon immer habe ich den November nicht gern. Hoch- und Bodennebel. Keine Klarsicht. Und das Jahr geht zu Ende. Ich liebe Enden nicht. Weder das Ende einer Freundschaft oder Liebe oder eines Lebens, noch das Ende eines Jahres. - Aber heute ist wunderbares Herbstwetter von Anfang an. Wir haben am Gartentisch Zmittag gegessen. Nirgends das kleinste bisschen Nebel. Keine Endzeitstimmung. Der Ahorn in seinem roten Prachtsgewand. Die Kapuzinerli feuerfarben. Die Himbeeren immer noch reifend. (Gestern habe ich zwei vegetarische gegessen.) Die Halloween-Geister wieder brave Kinder. - Alles (noch) bestens. Nur ich bin hässig, als wäre es November.

Freitag, 31. Oktober 2014

Filtervielfalt

Mein Ehemann hat gern zu tun. Da hat keine etwas dagegen. Dass er oft unsere Wäsche in die Maschine schmeisst, ist angenehm. Dass er im Gegensatz zu mir bei passablem Wetter alles im Freien aufhängt, ist grossartig. Dass er bei schlechtem Wetter nach dem Trocknen im Tumbler auch den Filter von Fusseln säubert, erwartet man bei so viel Tatkraft ohne weiteres. - Nun aber geht es mir zu weit: Mein Ehemann hat nicht einen Filter gefunden, auch nicht zwei, sondern deren drei, die er reinigen kann. Und er versteht partout nicht, dass ich nur zwei kenne. Auf dem Weg in die Stadt erläutert er mir minutenlang, wo ich das dritte Teil auch finden könnte. - ICH WILL ABER NICHT!!! Zwei genügen. Unsere Kleider haben doch gar nicht so viele Fusseln, dass sie für drei Filter reichen würden. - AUFHÖREN, AUFHÖREN!!!

Dienstag, 28. Oktober 2014

Zeitverschwendung??

Wir waren in der Stadt - auf dem Markt Äpfel und Marroni posten, im "Chinderlade" etwas für ein krankes Meiteli kaufen, im Kleiderladen ein schwarzes Hemd für Reto finden, im Best-Coffee-Vollenweider es Käfeli trinken. Und nach diesem allem sind wir in den Bus Nummer 10 gestiegen und heimgefahren. - Der Bus Nummer 10 ist die langsamste Verbindung zu uns, und eine liebe Freundin von uns findet es Zeitverschwendung, auf dieser Linie zu fahren. Sie hat uns das recht vorwurfsvoll klar gemacht. Aber wir lieben es, uns durch diese vornehmen Quartiere chauffieren zu lassen und die "Aalegi" (Kleider) der Bewohnerinnen zu bewundern. (Die Bewohner müssen Geld verdienen und sind noch nicht im Bus.) Heute eine Frau ganz in Schwarz mit eleganten halbhohen Stifeletten und einer Ledertasche, die bestimmt sechshundert Franken gekostet hat. - Ich schaue gern und stelle mir vor, wie diese Dame lebt. Tauschen möchte ich nicht mit ihr. Ich bin mit meinem Leben zufrieden.

Montag, 27. Oktober 2014

Kleines Kind krank

Reto und ich warten. Auf den Bericht von Tochter Judith, ob Enkelin Kaya wirklich die Hand-Fuss-Mund-Krankheit hat. Und wie die Nacht überlebt wurde. Und was wir für Mutter und Kind tun könnten. - Wir warten, und ich versuche mich daran zu erinnern, wie das war, als unsere Kinder noch Kinder und krank waren. Zum Glück kam das nicht sehr oft vor. Und ich glaube, ich habe das in jungen Jahren sportlicher genommen als jetzt. Gehörte einfach dazu, dass wir Stefan eine Nacht lang herumtrugen Gang auf, Gang ab, wenn er keine Luft bekam vor lauter Erkältung. Und es wurde dann schnell immer besser, kam immer seltener vor. - Wir hatten unglaubliches Glück, dass nie eines ernsthaft in Gefahr war. Judith war sowieso hart im Nehmen. Deshalb realisierten wir auch ziemlich spät, dass ihre Fussschmerzen, die sie hie und da anmerkte, von einer eingefangenen Glasscherbe stammten. Im Kinderzirkus hatte sie das Kunsstück des Scherbenlaufens vorgeführt. Erst nach der kleinen Operation erfuhren unsere Kinder, dass Zirkusleute die Scherben jeweils stundenlang auskochen, ehe sie darüber spazieren. - Noch kein Berich von Judith. Wir warten weiter.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Von Stunde von Stunde überzeugter vom Sonntag

Es sei wieder Normalzeit, hat Riccarda Trepp am Radio gesagt. Aber mein Organismus findet die Umstellung auf die Winterzeit gewöhnungsbedürftig. Statt schön lang zu schlafen, bin ich um halb sieben Uhr definitiv hellwach gewesen - eben normal. So habe ich vor dem Aufstehen ganz abnormal eine Stunde lang in Drewermanns Kommentar zum Lukasevangelium gelesen. Richtig sonntäglich. Nur ist das 1000-seitige Buch etwas schwer zu "handeln" liegenderweise auf der Matratze am Boden, wo ich schlafe. Aber der Drewermann hat gut getan wie immer. Er ist mir mehr Psychologe und Poet als Theologe. Ich mag seine Art aufs Leben zu schauen sehr. - Dann kam das lange Morgenessen mit Reto und der NZZ am Sonntag. Ich habe Müesli gegessen und zwei Sorten Brot mit Butter drauf und Retos neuem, perfektem Quittengelée. In der Stil-Beilage zur NZZ am Sonntag habe ich dann genüsslich die Vorschläge für ein intensives Zeitgefühl bedacht. Briefe schreiben ist auch dabei. Und das tue ich nun; ich schreibe meiner BestenFreundin einen Brief - nicht zur Lage der Nation, aber zu meinem sonntäglichen Wohlbefinden.

Samstag, 25. Oktober 2014

Miau mal drei

Gestern war Besuchstag. - Meine Freundin Helena war bei uns mit ihren 16 Monate alten Zwillingsbuben. Und Judith mit Kaya waren auch da. Ich habe es gewagt, für vier Erwachsene und drei Kinder Omelettes mit Hackfleisch zu machen. - Das Wagnis liegt bei den vielen Omelettes aus zehn Eiern. Da wird man sogar mit zwei Bratpfannen nicht auf die Schnelle fertig. Aber es ist alles gut gekommen. Helena hatte es stressiger als ich: Mit zwei Buben auf dem Schoss Essen verteilen und erst noch selber essen. Ganz schön heftig! - Lustig war, als alle drei Kinder nebeneinander am grossen Stubenfenster standen und alle mit gleicher Begeisterung nach draussen zeigten und "miau" sagten. Unsere Katzen als Highlight des Besuchs!

Freitag, 24. Oktober 2014

Voll krass

Gestern Abend habe ich gemäss meiner Vorfreude im Erinnerungsbuch für Kaya über die jährliche "Metzgete" auf dem Schneckenberg geschrieben. Dass das Säulischlachten ein Fest war. Dass es endete mit einem Wurst- und Gräubi (ausgelassener, gebratener Speck) -Essen. Dass meine Schwester sich fürderhin weigerte, Säulifleisch zu essen.

Wie Kaya dereinst auf meine Erinnerung reagieren wird? - Im Moment ist sie ein "Fleischtiger", ohne allerdings zu wissen, was sie isst. - Wenn sie wissen wird, wird sie dann Vegetarierin oder Veganerin? Empfindet sie ihre Grossmutter dann als Barbarin?

Ich bin noch so aufgewachsen, dass ich sah, woher das Fleisch kommt. Ich habe meiner Grossmutter auch zugeschaut, wenn sie ein Huhn gemetzget hat. Es war normal, dass Hühner, die nicht mehr gut legten, in die Pfanne kamen. Aber Poulet haben wir nie gekauft. - Die Schweine meiner Grosseltern beiderseits wurden mit dem "Gwäsch" gemästet, dem, was in der Küche anfiel an organischem Abfall oder an Essensresten oder an angekarsteten Kartoffeln. Das machte alles Sinn. War ein Kreislauf, in den wir hineingehörten. Für ein Kind hier und jetzt tönt das vielleicht voll krass.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Am Abend will ich...

Ich habe mich nicht gefreut auf den Herbst. Aber nun, wo er schon hier ist, will ich ihm seine guten Seiten abgewinnen. - Stop. Ich muss eine Katze ins Haus lassen. - Drinnen ist es warm, draussen kalt. Da werden mir alle Decken mit Kuscheleffekt wieder lieb. Das Chriesisteisäckli (Stoffbeutel gefüllt mit Kirschensteinen) kann aber noch warten. - Stop. Ich muss eine Katze ins Freie lassen. - Am Abend wird es nun schon früh wieder dunkel. Es ist erneut Kerzenzeit. Das ergibt ein schönes, warmes Licht zum Sein, zum Träumen. Und die Abende werden wieder so lang, dass ich Pläne schmieden kann, wie ich sie füllen will.

Heute Abend will ich Rilkes "Herbstgedicht" ganz langsam und mehrmals lesen. Und dann will ich am Erinnerungsbuch für Enkelin Kaya weiterchreiben. Ich freue mich richtig auf das Kapitel, das kommt und im November handelt, also im tiefen Herbst. Es heisst "Säuli metzge - ein Fest". Das geschah alljährlich auf dem Schneckenberg. - Stop. Schon wieder eine Katze. - Herbst bedeutet, dass die Sitzplatztüre nicht mehr einfach offen steht.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Der PC-Doktor war da

Vor ein paar Tagen habe ich Dokumente gelöscht, die ich nicht mehr brauche. Da bin ich auf Videos gestossen, die von Anfang auf dem PC waren,  die ich aber nicht drauf getan habe und die ich auch nicht brauche. Harmlose Landschaftsbilder. - Alles andere als harmlos wurde es dann, als ich aus PC-Dummheit alle meine Daten gelöscht habe. Alles, was ich über Jahre gearbeitet, geschrieben habe. Alle meine Fotos. Alles weg. - Zuerst war ich wie vor den Kopf gestossen. Wörtlich! Poing! Ich konnte nicht mehr essen. Nicht mehr klar denken. - Aber dann fand ich - ah, bah, hätte Grossmutter gesagt - das Leben geht "erleichtert" weiter. Neubeginn. - Schritt für Schritt hat uns der PC-Doktor dahin geleitet, dass nicht nur der Mai alles neu macht, sondern ausnahmsweise auch der November.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Wer ist Cuca?

Seit gestern haben wir ein Sonnenstäubchen Anteil an der Ewigkeit. Retos Cousin, René Burri, ist gestorben. Ja, der bekannte und berühmte Fotograf! On TV war mehrmals zu hören, er habe Fotografien für die Ewigkeit geknipst. Und eben, wir kennen ihn von Burri-Familienfesten. Wir haben ein Fotobuch von ihm geschenkt bekommen. 2008 war das. Deshalb haben wir nun Anteil an der Ewigkeit.

Humor sei eine seiner Eigenschaften und Menschenliebe, so haben sie es gesagt on TV. Aber, so sagen wir, er wusste schon, dass er ein Grosser sei. Und er vermittelte uns schon, dass wir Kleine seien. Aber macht es etwas? Humor haben wir auch ein wenig. Das gehört zwar nicht zur Haller-, aber zur Burri-Sippe. Hauptsache, wir haben nun ein Sonnenstäubchen Anteil an der Ewigkeit.

Kaum für die Ewigkeit ist der Name, den mir Enkelin Kaya heute gegeben hat - und der Reto jedesmal sehr zum Lachen bringt. Sie nennt ihr Grosi "Cuca". Auf Spanisch sei das ein Würmchen, ein Räupchen, aber auch eine Hexe. Und es muss eine Comicfigur sein - ein Krokodil. Wer ist Cuca?

Montag, 20. Oktober 2014

Synode in Rom - nichts Neues im Nebel

Am Sonntagmorgen beim Hahnenkräh habe ich das Radio eingeschaltet. Eine Frauenstimme hat Nachrichten durchgegeben. Mein erster Satz in den Morgen lautete:

"Die katholische Kirche weiss nicht, ob sie Homosexuelle bei sich willkommen heissen will."

Den Hahnenkräh habe ich erfunden, sonst nichts. - Verrat am Mann von Nazaret! Falls dieser noch eine oder einen interessiert.

PS. Warum sollen Schwule und Lesben überhaupt speziell willkommen geheissen werden? - Sie sind doch schon immer mit dabei, ganz normal. Sie sind getauft und gefirmt. Sie bezahlen Kirchensteuern. - Für die Hierarchen beginnt das Problem ja erst, wenn homosexuell empfindende Menschen eine Partnerschaft leben wollen. Da stolpern die alten Herren in Rom über ihre mittelalterliche Sexualmoral - und diskriminieren ganz normale Kirchenangehörige, die genau an einem Punkt nicht der Mehrheit entsprechen. Statt sich über gelingende Liebe in jedem Fall zu freuen! - Die Botschaft in die säkulare Gesellschaft hinein ist verwerflich und gefährlich.

Samstag, 18. Oktober 2014

Wie in der Mode so in der Erziehung

Vor urewigen Zeiten, so kommt es mir vor, habe ich Neills Buch über antiautoritäre Erziehung eingesogen, aufgesogen. Eine Offenbarung war das. Und obwohl die antiautoritäre Erziehung in Verruf geraten ist, habe ich nie daran gezweifelt, dass Herr Neill mit seinen Darlegungen voll recht hatte und immer noch recht hat. Ist halt nur ein bisschen schwierig zu verstehen. Nicht so schwarz-weiss. Bedeutet nicht, das Kind einfach machen zu lassen. Bedeutet aber, es wirklich ernst zu nehmen. Es zu achten in seiner Persönlichkeit.

Ich bin sicher, die Welt sähe anders aus, wenn alle Erziehenden in Neills Schule gegangen wären.

Heute bin ich ihm wieder begegnet im Mamablog des Tagesanzeigers. Monika Zech hat ihn aus der Abstellkammer hervorgeholt. Und sie zitiert ihn so:

"In einem Heim, in dem Disziplin herrscht, haben die Kinder keine Rechte. In einem Heim, in dem sie verwöhnt werden, haben sie alle Rechte. In einem guten Heim haben Kinder und Eltern jedoch gleiche Rechte."

Mode und Erziehungsmethoden kommen und gehen. Bei der Mode ist dies belanglos, aber in der Erziehung sind die Folgen einschneidend.

Freitag, 17. Oktober 2014

Wo um Himmels Willen ist Wölflinswil?

Ich bin eine Aargauerin meiner Herkunft nach, aber ich habe bis vor kurzem  nichts von "Wölflinswil" gewusst. Obwohl es per Postauto gerade mal zwanzig Minuten von Aarau entfernt liegt. Das weiss ich seit heute. Wir sind mit dem Postauto von Wölflinswil nach Aarau gefahren.

Der Reihe nach: Auf Weihnachten haben wir ein Geschenk erhalten, das man selbst weiterentwickeln darf - eine "smart-box". Da kannst du zu einem bestimmten Thema aus ganz vielen Möglichkeiten wählen. Wir durften ein Gourmet-Essen auswählen. Vorerst das Restaurant, das uns dieses zubereiten würde. Wir haben im smart-box-Katalog geblättert nach hinten und nach vorn, und vieles erschien uns gut und verlockend. Nach längerer Reifezeit haben wir uns für den "Ochsen" in Wölflinswil entschieden.

Gestern sind wir in das Juradorf gefahren. Wir haben sogar ein Zimmer für eine Nacht genommen, um nach gehabtem Gourmet-Menü nicht noch weit reisen zu müssen. Wir wollten am Abend bei Kerzenschein tafeln - dies an unserem Hochzeitstag.

Um 19 Uhr haben wir uns zu Tisch gesetzt, und dann war es einfach nur noch mmmmhhhh, oooohhh, ahhhhh. - Wir bekamen:
  • es Cüppli
  • Brötli zom Usläse mit Preiselbeerianke
  • es erschts Grüessli vo de Chuchi > es Süppli us verschiedene Linse
  • es zwöits Grüessli vo den Chuchi > Matjes-Hering uf  gheimnisvolle Sösseli mit rote Chressigblättli
  • en Chörbis-Cappuccino
  • Rehschnitzeli mit uuuhhh-guete, eierige Chnöpfli, Röselichöublätter, Chörbisschnitz ond Paschtinake
Dessert konnten wir nicht mehr, und Kaffee wollten wir nicht mehr. Aber ich bin jetzt noch glücklich über das Erlebnis. Danke dem Weihnachtsmann und der Weihnachtsfrau!

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Ein ... kommt selten allein

Gestern hatte Reto Geburtstag - heute feiern wir unseren 38. Hochzeitstag.- Das ist so viel, dass man es sich gar nicht richtig vorstellen kann. Was ist eigentlich passiert in all den Jahren? Gleichzeitig viel und nicht viel. Wir haben gestern Abend darüber geredet, dass wir nichts wirklich Bedeutendes für die Welt getan haben. Man wird nicht mehr von uns reden in einiger Zeit. Es bleibt nichts. So wie das für die meisten gilt. Aber macht es etwas? Ist es falsch? - Es ist wie es ist. Und wenn Liebe dabei war und ist, dann ist es gut. - Das Sprichwort heisst: "Ein Unglück kommt selten allein." - Bei uns soll es heute lauten: " Ein Fest kommt selten allein." - Wir feiern.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Anachronismus oder nicht?

Gestern ein schöner Tag in Flüelen - heute ein schöner Tag in Winterthur. - Reto hat Geburtstag, also ist Feiertag von morgens bis abends. Trotzdem war ich in der Stadt und dort unter anderem in der Bibliothek. Ich habe nebst Essenseinkäufen ein 1000-seitiges Buch heimgetragen. Ein Buch, das ich früher als Theologin nicht nur gern gelesen, sondern gern auch besessen hätte. Aber ein Anachronismus ist, wenn es zeitlich nicht mehr passt. Das Buch kommt verspätet, aber ich habe es trotzdem ganz liebevoll heimgewiegt. Es ist der Kommentar zum Lukasevangelium von Eugen Drewermann. Und so (sprachlich schön) beginnt es, das Buch:

"Zur Feder greift nur, wer, dem Vogel Phönix gleich, sich über Zeit und Raum hinwegzuheben denkt. Da hat in früheren Tagen etwas sich begeben, das dem Vergessen nicht anheim gegeben werden darf; da ist in fernen Orten etwas auszurichten, das, unvermutet oder längst erwartet, von Belang sein sollte."

Ich freue mich auf 1000 Seiten Drewermann. Ich werde langsam und mit Genuss lesen, obwohl. - Obwohl was eigentlich?

Montag, 13. Oktober 2014

Erneut im Kino

Es gibt Zeiten, da gehen wir kaum je ins Kino - und plötzlich lesen wir über Filme reihenweise, die wir sehen möchten. - Am Samstag "Der Kreis", gestern Sonntag "Calvary". Da kommst du heim und denkst noch lange, lange an diverse Themen, die in diesem schweren Film aufscheinen. Zuvorderst und drängend die Vergebung.

VERGEBUNG KANN NIEMALS ANGEORDNET WERDEN. WENN SIE ZUM ZUGE KOMMT, IST SIE OFT SCHWER ERRUNGEN.

Ein Priester in Irland wird mit dem Tode bedroht. Er soll büssen, was ein Berufskollege von ihm, der gestorben ist, einem Jungen fünf Jahre lang angetan hat. Schwerer sexueller Missbrauch überschattet das Leben des längst Erwachsenen unerträglich. Er will Genugtuung. Er will Rache.

Der ausgewählte Priester, der sterben soll, bekommt eine Woche Zeit, sein eigenes Leben in Ordnung zu bringen. Das tut dieser, und er ringt sich ausserdem dazu durch, die Tötung auf sich zu nehmen. Stellvertretend.

Erschreckt hat mich im Film die Verachtung, die Verlachung, die Feindschaft vieler Menschen der katholischen Kirche gegenüber. So viel Schuld hat die katholische Kirche auf sich geladen, die Genugtuung erfordern würde! Aber in Rom wird gerade jetzt Kosmetik betrieben anstelle von porentiefer Erneuerung (es müsste "ans Läbige" gehen). Die Menschen sollen belehrt werden statt dass die Hierarchie lernt. - Und doch möchte ich die Themen "Schuld und Vergebung" nicht von mir selbst wegschieben. Jede schaue zuerst bei sich selbst.

Sonntag, 12. Oktober 2014

"Der Kreis" - ein eindrücklicher Film

Wir sahen gestern mit weiteren acht Personen den Film über Ernst Ostertag und Röbi Rapp, die als erste ihre Partnerschaft in Zürich eintragen liessen (2003). Die beiden sind unterdessen über achtzig Jahre alt und immer noch erstaunt darüber, dass Schwule ihrer Beziehung einen rechtlichen Status geben können. Sie haben in den sechziger Jahren Diskriminierung und Verfolgung in Zürich erlebt. Razzien. Homoregister. Unwürdigste Behandlung. Angst vor Jobverlust.

Der Film handelt vom Umfeld der Homosexuellen-Zeitschrift "Der Kreis". Das Thema geht nicht einzelne an, sondern die Gesellschaft. Heute weiterhin. Ich habe Jungs erlebt, die fragten, ob ich sie schwul machen wolle, als ich ihnen ihre diskriminierenden Sprüche verbat. Als ob man das könnte - "schwul machen"!

Ich werde nie verstehen, dass es Minderheiten aller Art so schwer haben unter uns. Ist es nicht eine grosse Bereicherung, dass wir so verschieden sind? Könnten wir uns nicht füreinander interessieren? - Rechtshänder, Linkshänderinnen, Menschen verschiedener Hautfarbe und Sprache, Gläubige von "allergattig" Religionen, Menschen in soooo vielen Berufen, Grosse, Kleine, Alte, Junge. Wir lebt es sich hier und dort, so und anders???

Samstag, 11. Oktober 2014

Kleine Wörtchen gesucht

Die "Organisation Gebet für die Schweiz" hat in Hallau gebetet, dass die Kirschessigfliege den reifen, roten Trauben nicht schade - und siehe da, es kam Kälte auf und die Maden starben. - So steht es im heutigen Tagesanzeiger.

Wie froh wäre ich, wenn ich noch glauben könnte, dass genug Betende alles Unheil auf der Welt webeten könnten! Wie froh! Aber habe ich nicht selbst in "meinen" Kirchen noch und noch für den Frieden gebetet, und er traf nicht einmal ganz nahe ein. Ich bin desillusioniert und suche nach kleinen Wörtchen, weil ich an die grossen Worte keineswegs mehr glaube.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Vogelgezeter

Ehemann Reto reist an die Olma in St. Gallen, die heute eröffnet wird. Er ist ein grosser Fan der Messe "für Landwirtschaft und Ernährung" und geht jedes Jahr seine St. Galler Bratwurst essen - und allerlei Feines degustieren.

Derweil halte ich zu Hause die Festung und schaue zum rechten. Das ist nicht immer einfach. Vor einer halben Stunde (zehn Uhr morgens) war ein vielfältiges Vogelgezeter im Quartier. Ich raus -sind unsere Katzen die Ursache? - Katzen zu Milch nach Hause locken, aber das Gezeter bleibt. - Als ich meine Augen mit der Hand vor der Sonne schütze und hoch in die nahen Birken gucke, entdecke ich dort mindestens fünf Elstern, die sich auf den Wipfeln tummeln.

Elstern sind Nesträuber, also schon ein Grund für ein Vogelgeschrei. Es gibt nach Schätzungen der Vogelwarte 40000 bis 80000 Elstern in der Schweiz. Sie rauben nach einer belgischen Studie jedes vierte Singvogelnest aus in Frühling und Frühsommer. Das wird besser, wenn die Elsternbrut flügge ist. - Die Singvogelpopulation hat nicht abgenommen, obwohl die Elstern mehr geworden sind. Die Singvögel gleichen aus durch eine zweite Brut.

Katzen gibt es allerdings 1,35 Millionen in der Schweiz. Jeder vierte Haushalt beherbergt eine oder mehrere. Kürzlich hat Reto berichtet, dass Kater Nepomuk eine Maus fresse auf dem Rasen. Mir tun Mäuse und Vögel leid, die in die Krallen unserer Hauskatzen geraten. Aber die beiden können nicht gegen ihre Natur an. Milch ist kein Ersatz für die Jagd. - Ich habe mir den Mäusefang von Nepomuk auch angeschaut. Man/frau muss den Tatsachen ins Auge sehen. - Nach Inspizieren des Tatortes habe ich Reto gefragt: "Bist du sicher, dass Mäuse Federn tragen?"

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Das pulsierende Leben fand statt

Das Neue am Tag haben wir dem Scheissdreck zu verdanken. Sehr wörtlich zu nehmen. Kaya hat ein paar Gräserchen ausreissen wollen auf dem Schulhausrasen, aber da war ein Hunde- oder Katzenscheissdreck. Hat sie mit voller Hand reingelangt. - Dafür haben wir nachher am Lavabo nicht nur die Händchen gewaschen, sondern eine halbe Stunde lang Wasserspiele betrieben. - Schon oder noch gewusst, dass man "Ausleeren" üben muss?? Und dass die Qualität "Wasser" erspürt werden kann.

Eine Art "Dèja-vue" war das heute: Sohn Stefan hat als kleiner Bub gern stundenlang am Lavabo "göötschet" oder "gchoslet" oder "geplanscht".

Warten

Katze Peppina stiefelt durch das hohe Gras. Schritt für Schritt vorsichtig Bein hochziehen und wieder abstellen. Möglichst wenig nass werden. Langsame Suche nach Tagesaktivitäten. Sie war ja die ganze Nacht draussen.

Reto kann den Rasen noch nicht mähen, weil er zu nass ist. Wartenderweise geht er dafür einkaufen. Will Sachen "posten", die ich stehen lassen oder aufschieben würde. Putzmittel. Aktionszeug.

Ich warte auf das pulsierende Leben, das in eineinhalb Stunden beginnt. Judith und Kaya kommen. Ich werde kochen, spielen, Kaffee trinken, abräumen, aufräumen, Neues hervorzaubern, mich freuen, mich abrackern, lebendig sein. Wenn genug gewartet ist.

Montag, 6. Oktober 2014

Schon, schon, schon

Eigentlich alle Leute, die ich kenne, klagen, dass die Zeit so schnell vergehe. Schon sei es wieder Herbst. Bald komme der Winter. - Mein Mann sagt: "Schon muss ich die Zehen- und Fingernägel wieder schneiden. Wachsen die eigentlich schneller als früher?"

Was bleibt von der Zeit, die angeblich so schnell vergeht? Und was wäre, wenn sie nicht schnell vergehen würde?

Auf dem Tisch steht der bunte Teller, den uns die Frauen vom Urner Oberland geschenkt haben. Er steht und steht und erinnert mich zuverlässig an den Besuch der lauten, lustigen, geliebten Frauen und ihren Fahrer. Die Zeit bleibt einen Moment stehen, wenn ich den kleinen grünen Kürbis und die allergattig Gemüserchen drumherum betrachte.

Daneben steht eine halbvolle Rotweinflasche. Auch ein Geschenk. Von gestern. Soll heute ausgetrunken werden. In Musse. Ohne dass die Zeit eilt.

Haben wir es ein bisschen selbst in der Hand, wie wir die Zeit erleben? Können wir sie anhalten? Können wir ihr einen Rhythmus geben? Können wir ihr Glanzpunkte abtrotzen? Oder sind wir dem "Schon, schon, schon" unterworfen. Ausgeliefert? - Die Zeit geht immer gleich schnell.

Überhaupt - sind es wirklich Klagen von uns, dass die Zeit so schnell vergehe, oder sind wir nicht froh, dass wir uns nicht langweilen müssen? Froh, dass uns die Zeit so und so viele Vorsätze zunichte macht, weil sie darüber hinweg fegt und schon Neues am Horizont aufscheint? - Die Zeit vergeht kaum mehr, wenn wir alt und unbeweglich im Körper und im Geist werden. Dann bleibt sie scheinbar stehen. Aber jetzt? - Schon ist es nach zehn Uhr morgens. Schon müsste ich die Fingernägel schneiden. Und es ist allerhöchste Zeit, den Tag zu planen.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Vier anstelle von hundert

Es ist erneut bewiesen, dass ein paar Leute meinen Blog lesen. Will man ja auch, sonst würde man in ein papierenes Tagebuch schreiben. Tu ich darüber hinaus ausserdem. - Also, es ist bewiesen. Ich habe nämlich heute vier Gewürzgläschen bekommen, deren Inhalt von weit her kommt, nämlich von Israel.

Zimt und Kardamon, gemahlene Minze und Curry scharf. Ist das nicht ein halbes Gedicht? - Machen wir ein ganzes draus:

Zimt und Kardamon, gemahlene Minze und Curry scharf
die Weltenköchin auf die Erde warf.
Curry scharf, Minze fein, Kardamon und Zimt,
dafür und damit die Menschin an die Herdplatte springt.

Wenn ich nächstesmal koche, dann soll Monis Curry-Saucen- Rezept zum Zuge kommen:

Zwiebel und Knoblauch gelb anbraten, Curry zugeben, 2 Minuten köcheln, mit Bouillon ablöschen, 1 Stange Zimt dazu, aufkochen, 1/2 Glas Orangensaft, aufkochen, verdicken (Mehl, Kokosmilch...). Mit Reis, Kartoffeln und gebratenen Bananen.

Aber so ein Currypulver, wie ich ein Currypulver habe, hat nicht schnell eineR ein Currypulver. Hirnverbrannt!! Scharf!!

Samstag, 4. Oktober 2014

Wenn ich Geburtstag hätte

Das habe ich gewusst, dass die Globus-delicatessa in Zürich neueröffnet. Eigentlich ist das nicht mein Laden. Ich verzweifle, wenn ich aus soooo vielen Tees den einen auswählen soll, wenn die Käsetheke unendlich lang und das meiste viel zu teuer ist für mich. Aber die Gewürze!!! So viele Gewürze aus aller Welt! - Ich will rein gar keine Weltreise machen, aber ich verstehe gut, dass Gewürze in früheren Zeiten Gold wert waren, dass es eine Gewürzstrasse gab, die den fernen Osten mit dem mittleren Westen verband, dass frau ihren Liebsten mit Zimt- und Nelkenduft betören wollte, statt ihm täglich Salzkartoffeln vorzusetzen.

Flattert also heute eine Sonderbeilage unserer Zeitung ins Haus über die neue Globus-delicatessa. - Alles kann ich mir mit ruhigem Puls ansehen, bis ich auf die Seite "100 Herbs and Spices" gerate. - Uuuuhhh, da kann frau für nur Franken 99.90 hundert "populäre Einzelgewürze und Mischungen in handlichen Portionen" erwerben. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Meine Augen schweifen ab in ferne Fernen. Meine Nase zieht ungeahnte Düfte ein. Mir wird schwindlig vor lauter Wünschen.

Wenn ich Geburtstag hätte... - Aber er hat Geburtstag in diesem Monat, mein lieber Ehemann, und er hat andere Wünsche. Seine verwirklichen zu helfen ist auch schön. Aber schöner wäre...

Wer Wünsche hat, ist lebendig. - Hurrah, ich lebe noch! Und lebe glücklich und froh, wie die Maus im Haberstroh. - Riechst du es, das Haberstroh??

Freitag, 3. Oktober 2014

Mobile Beichtstühle

Ich quäle mich seit Wochen, ja, seit Monaten mit wiederkehrenden Augenentzündungen. Wahrscheinlich eine Allergie, aber worauf? - Die Salbe der Apotheke hat alles nur schlimmer gemacht.

Ein James Graham Ballard soll eine Kurzgeschichte über einen Mann geschrieben haben, der eine Augenerkrankung hatte. Am Ende entschloss er sich, sein Augenlicht zu zerstören, um mehr zu sehen. (So weit bin ich nicht, komme ich nicht, aber ich frage mich...)

Sehen - unsere Gesellschaft gilt als Transparenzgesellschaft. Von morgens bis abends werden wir überflutet von Reizen. Wir lesen (Reto und ich) alle Zeitungen, die uns in die Hände kommen. Wir sind auf Facebook. Wir schauen fern. Plakatwände schreien ihre Botschaft aus. Wir sehen, sehen, sehen, ob wir wollen oder nicht.

Halt! - Die Augen kann man schliessen. Nicht aber die Ohren. - Entzündete Augen brauchen Ruhe und Dunkel. In mich gehen. Reize hinunterfahren. Und Facebook und Blog nicht als mobilen Beichtstuhl benutzen. Und schon gar nicht als Voyeurin auf alles linsen, was mir unter die Augen kommt!


PS. Den Ausdruck "Mobiler Beichtstuhl" habe ich im Tagi-Magi 39/2014
      beim Philosophen Byung-Chul Han entliehen.

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Philosophia

Erste Philosophieprüfung an der Uni Luzern im Jahre 2000: "Was bedeutet das Wort Philosophie?" - "Liebe zur Weisheit", ist die richtige Antwort. - Ich konnte noch ein paar andere richtige Antworten geben, und so sagte Professor Ferber am Schluss zu mir: "Sie können logisch denken." - Das tat unsäglich gut, weil mein lieber Vater immer das Gegenteil behauptet hatte: "Frauen können nicht logisch denken."

Na ja, Tempi passati. - Erstaunt hat mich eine Notiz in einer meiner Lektüren: Eine junge, sehr gut aussehende deutsche Philosophin ist in einem grossen Spital angestellt zur Beratung von Patientinnen und Patienten. Keine Theologin sondern eine Philosophin! - Mir scheint das sehr logisch zu sein. Erstens sind viele Menschen heute den Kirchen gegenüber misstrauisch (mit Grund). Zweitens ist die Theologie als "Lehre von Gott" längst nicht mehr jedermanns und jederfraus Sache. Und drittens müssten wir zuerst diskutieren, welchen Gott wir meinen oder anrufen wollen. Nebst multikulturell ist unsere Welt auch höchst multireligiös geworden.

Das alles kann ängstlich machen. - "Wie leben wir das richtige Leben in einer massstabslosen Zeit, in der alles und jede Lebensweise möglich scheint?" das fragen sich laut Dr. Rebekka Reinhard viele Menschen. Sie sagt, es bedeute mutig zu sein, wenn eine wage, sich ihren Massstab selbst zu setzen und nicht einfach mache, was "alle" machen. Aber dieser Mut lohne sich, denn "nachhaltiges Glück wird immer aus dem Bewusstsein von Freiheit geboren."

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Bis Mitternacht

Den ganzen Morgen schon hatte ich Kaya gestern aufgezählt, wer alles zu uns zu Besuch kommen würde: Reinhard und Leandra und Marlen und Elisabeth und Greth und Brigitte und Maria. - Dann kamen sie, und unsere kleine Wohnung war voller Lachen. Wie immer mit dieser Gruppe von Gurtnellen Wiler. Wir tranken Weisswein und tranken Rotwein und assen Poulet à l'Estragon und schleckten Mouse au chocolat weiss und braun. Und wir lachten. Und wir redeten. Laut. Deutlich. Ehrlich. Alles wie immer (= wie fünf Jahre lang im Oberland bei den Sitzungen der Liturgiegruppe).

Kaya war mitten unter den Leuten und ass ihre ersten Paprika Pommes-chips. Und lehnte sich beim Essen immer wieder an Maria an, bevor sie zu ihrem Mami Judith hinüberkippte, schlafmüde von uns allen, aber zufrieden wie wir alle.

Nach einem Stadtbummel fuhr die Gruppe heim. Reto und ich blieben. - Aber der Tag war nicht zu Ende. Bis Mitternacht kamen Bilder und Lachen auf mein Handy > ich musste lachen, als ich sah, dass die Frauen noch bei Reinhard gelandet waren. Wir klamaukten weiter. Ich fand > siehe Kirchengesangbuch 689 "Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen." - Die Antwort kam postwendend > Kirchengesangbuch 600 "Schweige und höre".

Montag, 29. September 2014

Erster gemeinsamer Kuchen

Lautes Jubeln von Enkelin Kaya, wenn ich ein Ei aufschlage und es in die Schüsel fallen lasse. Ich muss nach jedem Ei den Zustand des Kuchenteigs vorzeigen, dass auch ja alles gut kommt. Sie rührt mit ihrer Holzkelle, ich mit meiner. Wenn sie den Schwingbesen weglegt, spritzt Teig durch die Küche. Den Teig  des Heidelbeergugelhupfs zu fabrizieren dauert zweimal so lang wie sonst, macht aber doppelt Spass. Das Ergebnis ist fein, aber nicht sehr ahnsehnlich. Der Hupf ist nicht in einem Teil aus der Form gehüpft. Daran hat Kaya keine Schuld. Ausserdem legt sie mehr Wert auf Essgenuss als auf perfekte Form. Sie war beim Kaffee mit Judith die erste, die nach dem Kuchen gegriffen hat. mmmmhhhh!!! (Body-Mass-Index???.......)



Sonntag, 28. September 2014

Body-Mass-Index

So ein höllischer Schreck morgens früh beim Essen des Kirschen-Konfi-Brotes mit nicht zu viel Butter! Falls ich nicht falsch gerechnet habe, dann bin ich gewaltig übergewichtig.

So ein Schreck? - Weiss ich doch längst. Ich esse gern und gut und reichlich. Ich trinke oft zwei (?) Glas Rotwein, seltener auch noch Weisswein davor. Eine Apéro-Kultur etabliert sich ganz allmählich.

Schrecklich, wenn ich hier beichten würde. Bekäme wohl von niemandem die Absolution. - Habe ich im Sinn, mich zu mässigen? - Nicht wirklich. Ich habe schon das Rezept für einen Heidelbeergugelhopf vor mir. Will ich morgen backen. Und übermorgen haben wir Besuch. Das vorgesehene Menü verrate ich nicht, aber es wird deftig. Versprochen.

Body-Mass-Index - hat mich vielleicht mein neuer Arzt falsch gemessen? Kann doch nicht sein, dass ich vier Zentimeter kleiner geworden bin in den letzten Jahren! Mit nur einem halben Zentimeter mehr Körpergrösse wäre alles in Butter. - Was Butter! Davon weniger in nächster Zeit. Aber Kirschenkonfi reichlich. Zu fein!!!

Samstag, 27. September 2014

Wir Grosseltern kommen...

"Man muss positiv denken." So ein Leitspruch meiner Mutter. Ihr fiel das positive Denken leicht. Wenigstens gab sie uns allen dieses Gefühl. Aber mein Vater war das Gegengewicht; er schaffte es nicht, das Negative auszublenden. Meine Eltern ergänzten sich gut.

Heute im "Mamablog" des Tagesanzeigers:
"Nur Mut, liebe Eltern. Es kommt schon gut mit den Kindern."

Die Ex-Chefredaktorin von "Wir Eltern", Monika Zech,  beklagt, dass die Medien Schule und Familie zur "Kampfzone" erklärt hätten und ständig lamentierten über Probleme und Schrecknisse in der Erziehung. Zum Glück habe ein deutscher Journalist herausgefunden, dass es "den allermeisten Kindern noch nie so gut ging wie heute". - Auch hier wird die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen, nehme ich an.

Mir gefällt, dass Frau Zech den Vätern und Müttern zuruft: "Nehmts locker, verliert nicht den Humor!" (Sie betrauert die ständigen Schuldgefühle und das Streben nach Perfektion, welche die Medien bei heutigen Eltern bewirkten.) Aber am allerbesten gefällt mir der Satz:

"Liegen die Nerven blank, lasst die Grosseltern ran."

Hipp, hipp, hurrah, wir gehen gern ran!

Freitag, 26. September 2014

Peppina, die Gute

Wir haben zwei Katzen - Peppina und Nepomuk. Für Nepomuk war heute wieder ein Horrortag. Ständig fühlte er sich von Klein-Kaya bedroht. Ein Tag, wo er rennen und rennen musste. - Anders Peppina, Nepomuks Mutter. Sie hat sich das Schnäuzchen berühren lassen vom "Meiteli" und ist nicht einmal dann weggegangen. Und als Kaya stürzte und weinen musste, da kam Peppina ganz, ganz nah zu uns, als wollte sie trösten. - Kaya hatte heute viel Freude mit "Mia" (das "u"  von miau sagt sie noch nicht). Und die Katze machte auch nur gute Erfahrungen. Wir passten auf, dass nicht am Schwanz gezogen wurde und Kinderhändchen keine Katzenhaare ausrupften.

Peppina und Nepomuk - ein Gleichnis! Wer macht neue Erfahrungen? Wer gewinnt dazu? - Jedenfalls nicht der oder die, welche dauernd (vor etwas) davonrennen.

Donnerstag, 25. September 2014

Ameisen im Innendienst, Würmchen im Aussendienst

Ich sitze am Stubentisch, und bald kommt unser Sohn zu Besuch. In der Waschküche trocknet die Wäsche beim Drehen der Tumblertrommel. Vor dem Fernseher sitzt Reto und zieht Infos über Ameisen rein. - "Wer bestimmt die Architektur des Ameisenhaufens?" fragt der Moderator, und ich höre mit einem Ohr Wortfetzen von Form und Temperatur und Sonne, "wenn sie brauchen". Mein rechtes Auge linst zu den Himbeersträuchern, aber ich will nicht wissen, dass es sich in den wunderschönen, grossen, roten Früchten so viele Würmchen wohl sein lassen, dass wir rein gar keinen Appetit mehr haben auf Himbeeren dieses Jahr. - Mein anderes Ohr hört den Feierabendverkehr auf der Strasse, während mein anderes Auge kontrolliert, was die Finger in die Tasten tippen.

Multitasking nennt sich das Ganze wohl, und es sei sehr gut für älter werdende Leute. Trainiert das Gehirn extrem. - Trotzdem flüchte ich zu meinem "gescheiten" Buch über die "Religiösen Ideen der Menschheit". Das Buch liegt auf meinem Pult in meinem Zimmer. Soll mich keine Ameise stören und kein "Bücherwurm". - Eehhh, bin ich wohl selbst, der Bücherwurm.

Mittwoch, 24. September 2014

Nur drei Tage

Drei Tage in Flüelen, um die Wohnung gründlich zu putzen, weil Ferienbesuch einzieht demnächst. Nur drei Tage weg von zu Hause - und ich konnte die Post fast nicht tragen, die gekommen ist. Viele abonnierte Zeitungen und Gratiszeitungen - lese ich alle nicht mehr. Morgen steht was Neues drin, oder das Alte wird neu aufbereitet. Aber auch ein Zeitungsbericht, wo wir drin vorkommen. Liest sich gut. Betrifft die Reisefrauen von kürzlich. - Freude macht eine Geburtsanzeige von einer kleinen Louise. Was für ein Name! Stolz und aufrecht kommt er daher. Mutig. - Den Kleiderkatalog mit Winterkleidern werde ich genau studieren. Liegt fast nichts Neues drin, weil ich mein Geld auch gern für Briefmarken, Farbstifte, Geschenklein, Rauchstäbli, Vollenweider-Truffes und Kinderspielsachen ausgebe. - Ach, und dann kommen bald weitere Besucherinnen und ein Besucher aus dem Urner Oberland zu uns. Wir haben das Programm bekommen. - Und schliesslich hat uns Nespresso 10 Kapseln Kaffee geschickt/geschenkt, weil wir so treue Kunden seien. Dabei sind wir längst beim  "Zmorgekafi" untreu geworden aus Kosten- und Umweltgründen. - Dies alles in drei Tagen! Im Briefkasten.

Sonntag, 21. September 2014

Am Sonntag in der Zeitung

In der gleichen Zeitung steht heute für mich Widersprüchliches, aber vielleicht nur für mich. - Ein Designer aus Deutschland meint, dass in (näherer oder fernerer?) Zukunft in Städten Wohnungen ohne Küche und Bad gebaut werden könnten. Man kann ja im Fitnesscenter duschen. Übers Kochen und Essen in der Zukunft sagt er nichts. Aber wenn man/frau die grosse Reportage über den "grossen Bluff mit dem Essen" liest, dann will ich unbedingt selber kochen mit selber Eingekauftem. Da wird auf vier grossen Seiten erzählt, wie die Nahrungsindustrie uns ständig übertölpelt. Rindsbouillon, in der kein Milligramm Rindfleisch steckt. Peterli ist nur "Schaugemüse", um uns meinen zu lassen, es sei Gemüse drin. Fruchtjoghurt, in dem kaum Früchte stecken, dafür mega viel Aromen und Zucker. Vom Schlimmsten finde ich, dass nach Aussagen der Zeitung heutige Kinder lieber künstliche essen als richtige Früchte. Erdbeeraroma schmeckt erdbeeriger als die Früchte, die man den Schnecken im Garten entrissen hat. Mein lieber Reto isst auch lieber gekauften Sonntagszopf als meinen selbstgebackenen. Wahrscheinlich, so lerne ich heute, habe ich die ewige Verletzung meines Stolzes, den Zusatzstoffen im Biozopf zu verdanken: Milchprotein, Acerolapulver, Amylasen, Pentosanasen. Das füge ich alles nicht zu. Auch in naher oder fernerer Zukunft nicht.

Samstag, 20. September 2014

Bunt, schön, verheissungsvoll

Manchmal ein Satz - einfach nur ein Satz, der mich packt. Zum Beispiel heute der aus der Tagesanzeiger-Beilage "Luxus":

"Ich schaue, zu was der Stoff bereit ist."

Eine Modedesignerin hat den Satz über wirklichen textilen Stoff gesagt. Ich kenne das Gefühl vom Speckstein. Wenn ich zu alten Zeiten an einem Stück des weichen Steins schliff, dann kam immer ein Kreuz aus dem Stein. Es musste schon drin gewesen sein. Der Stein war bereit, zu einem Kreuz zu werden. - Oder war der Stoff meines Lebens so, dass er mir kreuzesschwer über den Schultern hing? Angstkrank wie ich war. - Gestern habe ich zwölf neue Farbstifte geschenkt bekommen. Mitten in der Nacht habe sie ausprobiert. Auf meinem Pult liegt das Blatt Papier mit den schraffierten zwölf Farben. Bunt, schön, verheissungsvoll. Darunter steht:

"Landessprachen üben!"

Habe ich mir nachts um halb drei Uhr vorgenommen. Wo doch die ganze Schweiz über den sprachlichen Zusammenhalt diskutiert. In Deutsch, Französich oder Englisch? (Vom Italienischen oder Rätoromanischen ist eh nicht die Rede!) - Nach schlafarmer Nacht erscheint mir der Stoff meines Lebens verheissungsvoll bunt. Zu was ist er bereit??

Freitag, 19. September 2014

Und der absolute Hit sind...

Heute ein Tag im Züri-Zoo mit Ehemann, Tochter, Schwiegersohn und Enkelin. - Und was findet Enkelin Kaya den absoluten Hit? - Nicht die Affen. Nicht die Pfauen. Nicht die Elefanten. Auch nicht die Tiger. Und schon gar nicht die Fische. - Sie findet die Pinguinfiguren aus Kunststoff im Eingangsbereich den absoluten Hit. Wie andere Kinder auch. Ich habe einen Mann sagen hören: "Die Kinder reden mit denen. Sie streicheln sie, herzen sie." - Das haben auch zwei neun bis zehnjährige Jungs getan - der Baby-Pinguinfigur über den Kopf gestrichen, sich zu ihr gesetzt, leise mit ihr gesprochen. Da staunt die Grossmutter und schüttelt ein wenig den Kopf. Leben wir heutzutage von Anfang an in einer fiktiven Welt? Nicht das Leben zählt (am meisten) , sondern das Bild vom Leben? Oder aber können wir uns einfach von Herzen freuen, wenn irgend etwas, lebendig oder bildhaft, unsere Kinder berührt und ihre Phantasie anregt? Wenn sie hegen und pflegen möchten. Wenn sie FÜR sind und nicht gegen.

Donnerstag, 18. September 2014

Winke, winke...

Jetzt sind sie schon wieder abgefahren, die Frauen aus dem Urner Oberland. Aus dem Car haben viele, viele Hände gewunken, wir vom Schlossvorplatz aus.

Der Morgen hat mit ein bisschen Stress begonnen. Der Chauffeur Urs war viel schneller, als wir gedacht hatten. Als wir noch zu Fuss Richtung "Bäumli" stiegen, kam das SMS der Vorstandsfrau Judith, sie seien bereits in Effretikon. "Dank" einer Baustelle waren wir dann doch schneller oben als der Car.

Vom "Bäumli" aus sieht Winti einfach phänomenal aus. Da war eitel Loben und Preisen um uns. Nach einem Käfeli fuhren wir per Car zum Eulachpark. Dort parkierte Urs sein "Äütöli", und wir spazierten zu uns zum Apéro. Später assen wir im Restaurant "Eulachpark" Zürigschnätzlets und Nüdeli. Das Truffe von Vollenweider, das wir allen spendeten samt Wirt und Kellner, kam sehr gut an.

Den Ausklang machte das Schloss "Hegi". Es machte sich gut. Den Frauen gefiels. Als alle schon ein bisschen müde waren, stand auch schon der Car bereit, und siehe Anfang: Winke, winke!

Mittwoch, 17. September 2014

Es chunnt güät (es kommt gut)

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des morgigen Tages: Zweiundzwanzig Frauen aus Gurtnellen machen ihren Jahresausflug (FMG) zu uns. Wir freuen uns sehr und sind schon ein bisschen aufgeregt. - Reto hat schon Staub gesaugt, und ich bin einkaufen gegangen für den Apéro, zu dem wir bei uns einladen. - Ja, in unserer kleinen Wohnung! Mit der Hoffnung, dass es warm genug ist, dass wir den Garten einbeziehen können. Zweiundzwanzig Frauen - und ich will mit allen ein Wort reden. Zweiundzwanzig Frauen, und alle müssen nach der langen Fahrt aufs WC. Zweiundzwanzig Frauen verschieben sich nachher in den Eulachpark zum Mittagessen. Und wir begleiten sie zum und ins Schloss Hegi. - Ich hoffe, dass zweiundzwanzig Frauen morgen Abend zufrieden ins Urner Oberland zurückfahren und wissen, in der Stadt lässt es sich auch leben. - Es chunnt güät. Es wird ein besonderer Tag.

Dienstag, 16. September 2014

Der Königsbär geht schlafen

Den weichen Bären mit der Krone auf dem Kopf habe ich auf einem Kinderflohmarkt gekauft, als ich noch Kinder- und Jugendarbeiterin war. Unterdessen ist er der Liebling von Klein-Kaya. Sie trägt ihn herum und herzt ihn, gibt ihm Küsschen und legt ihn schlafen.

Heute war wieder Enkelin-Tag. Die Grossmutter braucht morgen auch frische Kleider. Sand lässt sich ausbürsten, aber wenn Kaya Cherry-Tomätchen isst, dann spritzen die Kerne weit. Aber sie ist sehr zufrieden, die Grossmutter, hat sie doch am riesengrossen Sandkasten im Eulachpark, der eher eine Landschaft ist, gute Gespräche mit unbekannten Frauen gehabt. Mit einer Lehrerin und mit einer ehemaligen Nachbarin.

Jetzt ist Zeit für ein kleines Nachtessen, dann für einen kurzen Krimi - und schon bald legt sich auch die Königin-Grossmutter schlafen. Sehr zufrieden. In ihrem Königreich ist alles in Ordnung. In bester Ordnung.

Montag, 15. September 2014

Muss ich nicht mehr haben...

In letzter Zeit sagen uns manchmal Bekannte, es sei wieder irgend etwas mit dem Bischof von Chur. - Wir haben nichts gelesen und nichts gesehen. Wir wollen es gar nicht mehr wissen. Und nein, wir gehen auch zu keiner Missio-Feier und schon gar nicht zu einer Priester-Weihe. Wir werden weltlich.

Seit meinem 16. Altersjahr bis zu meinem 64. Altersjahr haben mir die Kirchen - zuerst die reformierte, dann die katholische - sehr viel bedeutet. Sie waren mir Heimat und Herausforderung. Sie gaben und nahmen alles, was ich bereit war zu geben. In ihnen war mein Leben. Sie gaben mir Sinn.

Dann kamen die Bischöfe Haas und Huonder und weitere Erfahrungen davon, dass in der (katholischen)Kirche das Heil nicht ist. Dann kam meine Auseinandersetzung mit der Kirchengeschichte, um meinen SchülerInnen im Urner Oberland zu zeigen, dass die (katholische)Kirche, wie sie ist, nicht vom Himmel gefallen ist. Dass sie vielmehr so geworden ist, weil sie immer alle Abweichler in die Schranken gewiesen und ihre breite Strasse geteert und betoniert hat. Da ist kein vielfältiges, buntes Leben, sondern verlangt ist ein braves, zustimmendes Schafsgeblök. Je mehr ich las, je mehr ich erfuhr und verstand, umso bitterer wurde mir. Mein Leben eingesetzt in dieser  (katholischen)Kirche??!

Wir werden weltlich. Wir müssen die Berichte über das Bistum Chur nicht mehr lesen. Wir müssen das nicht mehr haben - das Bittere, Schwere. Ein bisschen spät im Leben erkennen wir, dass wir leichter und froher und beschwingter gehen ohne Bischof und Papst. Und sie können uns rein gar nichts anhaben. Zum Glück sind wir dem Mittelalter entronnen.

Sonntag, 14. September 2014

Ich mag ihn doch - den Herbst

Gerade noch wollte ich endlich den Sommer bekommen. Unbedingt. Keine Frage, dass zuerst Sommer sein müsse, ehe der Herbst einziehen dürfe! - Unterdessen freunde ich mich an mit Tagen, die mit Hochnebel beginnen und dann sonnig, angenehm-warm werden, um mit kühlem Schatten zu enden. 

Heute fuhren wir unter besagtem Hochnebel zum Herbstfest der Pfarrei St. Ulrich. Wir sangen, beteten, hörten zu und staunten vor allem darüber, wie alt gewisse Leute geworden sind. (Ob sie dasselbe von uns denken?) Oh, der herzige Pater Antonin - wie ist er doch kleiner und grauer geworden! Und Pfarrer Stefan Staubli war nicht bei so lauter Stimme wie ehedem. - Erschrocken bin ich, als eine Bekannte im Rollstuhl in die Kirche gefahren wurde. Das war doch erst noch, als sie mir einen knallroten, total warmen Schal fürs Urner Oberland gestrickt hat. Und jetzt...

Das Motto des Gottesdienstes war die Freude. Aber, liebe vier Zelebranten aus den Missionen und liebe Gemeindeleiterin, man nimmt euch die Freude nicht ab, denn ihr strahlt sie nicht aus. Trotzdem war es ein gutes Beisammensein in einer vollen Kirche. Und ich liebe es, in fünf Sprachen gleichzeitig zu singen und zu beten.

Sonnig, angenehm-warm war es dann, als Reto und ich den Kaffee unter dem Ahorn im Garten tranken. Unterdessen haben sich die Schatten auf den Rasen gelegt. Vermutlich kommen bald beide Katzen heim, um sich auf warmen Decken auf dem Sofa einzukuscheln. Das mag ich auch am Herbst, dass unsere Katzen wieder mehr zu Hause sind.

Samstag, 13. September 2014

Wirklich wahr - ihr denkt noch an uns?

Gestern war ein langer, schöner Tag. Lang machte ihn die SBB, der es wieder einmal nicht gelang, zu Fahrplanzeiten zu fahren. "Allergattig" Störungen und ein "Ereignis im Ausland" waren schuld daran, dass wir bedeutend später nach Hause kamen als geplant. Eigentlich egal. Wir haben Zeit, und Zeit hatte auch meine Schwester, mit der wir unterwegs waren.

Wir trafen in Gurtnellen unseren geschätzten ehemaligen Arbeitskollegen, der am gleichen Tag Geburtstag hat wie meine Schwester. Zu viert feierten wir im "Gotthard" etwas verspätet die beiden Wiegenfeste. Natürlich bei feinstem Essen und gut bedient! Und in "gmögiger" Runde.

Was rundherum war, ist ebenfalls der Rede wert: Wie immer im Urner Oberland begegneten uns reihum ältere und junge Menschen, die wir kennen und mögen. An allen Fronten konnten wir ein paar Wore wechseln, ehe der Bus uns talwärts fuhr. Eine Frau war ausserordentlich überrascht, dass wir uns nicht einfach aus dem Staub gemacht haben, als wir pensioniert wurden, sondern uns immer noch verbunden fühlen mit den Menschen im Urner Oberland. - "Wirklich wahr, ihr denkt noch an uns??" rief sie aus. - "Aber sicher." sage ich. Ist doch wahr! Ist absolut wahr!

Donnerstag, 11. September 2014

Schon wieder!

Nein, nein, nein, es kann nicht sein, dass meine Bibliotheksbücher schon wieder zurück müssten in ihre Gestelle in der Stadtbibliothek Winterthur! Aber doch, es ist wieder ein Monat gelaufen, und ich habe von drei Büchern erst eines gelesen. Obwohl ich gestern Nacht um halb drei Uhr fünfzig Seiten bewältigt habe. Obwohl ich täglich lese - aber zugegebenermassen nicht immer in den Bibliotheksbüchern. Da gibt es ja auch noch liebe Frauen, die mich mit Lesestoff beglücken. (Und ich meine "beglücken" im positiven Sinn!)

Ich bin langsam geworden. Während Ehemann Reto ringsum alle Fenster putzt und dazwischen noch Wäsche hängt im Freien, packe ich ein (!) Postpaket ein und verlängere eben die Bibliotheksfrist. Jedenfalls so ungefähr. Aber das unterschiedliche Tempo von Reto und mir war schon immer da. Für mich schwieriger als für Reto. Schnell sein ist gefragt, langsam sein ist verdächtig.

Ich bin sooo langsam, dass ich immer noch im Dienstag feststecke, wo doch schon Donnerstag ist. Hier Dienstag: Unsere Enkelin malt erstmals mit einem weissen "Dings" an eine grüne "Dings".




Mittwoch, 10. September 2014

Gleis drü, Räterschen

Ein neuer Tag - ein neues Programm! Ich komme gerade recht vom Morgenessen mit einer Freundin im "Gleis drü" zum Mittagessen mit dem Ehegefährten. Ein weiterer schöner Tag, wenn auch herbstlich. Auf dem Tisch neben mir wird es winterlich, weihnächtlich. Reto hat Prospekte geholt, weil wir mit Freunden nach Nürnberg an unseren geliebten "Wienelimäärt" (Weihnachtsmarkt) wollen, wenn das Jahr sich noch ein bisschen mehr geneigt hat. - Heute aber viel Kaffee im Bauch und viel gute Laune im Herzen. Hier, Gleis drü:

Dienstag, 9. September 2014

Muss auspacken

Es ist zehn Uhr morgens. Der Vollmond ist überstanden. Gut geschlafen. - Ich war schon einkaufen, und das riesige "Postichäreli" (Einkaufswagen) steht noch dreiviertelvoll gepackt bei Fuss oder neben dem Tisch. Ich sollte auspacken. Feigen von der Türkei probieren. Zwetschen sortieren nach vollreif und halbhart. Guetzli mit weisser Schokolade Reto unter die Nase halten (er "muss" sie dann allein essen; ich mag weisse Schokolade nicht). Milch in den Kühlschrank. Brot ins Brotchörbli. - Jeden Moment kommt Judith und gibt ihr Meiteli für einen langen, vollen Tag ab. Was wir wohl heute spielen? - Ich möchte die grosse Wandtafel vom Keller herauf holen und erstmals mit farbiger Kreide das Meiteli verzaubern. Oder "ächt" (wohl) vor allem mich??!

Montag, 8. September 2014

phones, phones, phones

Ich telefoniere nicht wirklich gern, aber heute habe ich es dreimal getan. Es hat meinen Tag verändert. Ganz konkret: Statt, dass ich auf den Friedhof gehe und zum Grab meines Götti schaue, verbringe ich den Nachmittag auf dem Spielplatz mit Judith und Kaya. Mein Götti nimmt mir das nicht übel. Ich aber werde viel Spass haben und ganz vergessen, dass ich ein wenig wacklig auf den Beinen bin. Hitzeunverträglich oder mondkrank??

Und das zweite Telefonat? - Murmeli-Briefmarken bestellt auf der Post von Gurtnellen. Freu mich schon darauf, und ich bekomme sie sehr bald. Dann kann ich auch mit dem Überbringer wieder mal so richtig "quatschen" (reden), jedenfalls zweieinhalb Stunden lang.

Drittens den alten Freund erreicht, von dem ich schon bald meinte, er wolle mich nicht mehr hören. - Ich sage ja immer zu Reto, Interpretationen sind gefährlich. Oftmals ganz daneben. - Jetzt bin ich wieder "auf dem Stand der Dinge", wie Florian Inhauser am Ende der Tagesschau zu sagen pflegt. "Der Stand der Dinge" ist heiter bis wolkig, aber ganz anders, als ich dachte.

Sonntag, 7. September 2014

Mein nächstes Buch??

"Stille Post" heisst ein Buch, das mich interessiert. - Es handelt von den Botschaften, die unausgesprochen innerhalb der Generationen weitergegeben werden. Seit Enkelin Kaya da ist, ist mir meine Einbettung in eine Erbfolge bewusster denn je. Ich komme von weit, und es geht weiter. So normal und so einfach ist das. Aber was ist die "Stille Post", die auch ich lagere in Schränken und Schubladen in Form von Bildern und Handfestem wie überlieferten Weingläsern (die letzten zwei von der Finsterthüele) und Löcherbecken (aus der Küche von Oftringen)? Die "Stille Post", die in mir selber herumwabert und mein Sein und Tun (mit-)bestimmt? - Gestern Nacht habe ich Fotos hervorgekramt und ganz still und ganz lange betrachtet. Vor allem diejenigen von meinem Fest zum 50. Geburtstag auf einem Zürichseeschiff. Da haben fast alle Altvorderen noch gelebt. Und diejenigen von meinem "Königinnenfest" in Luzern. Da waren Freundinnen dabei, die ich schmerzlich vermisse in meinem Leben. Morgen rufe ich an. - Nicht alles, was vorbei zu sein scheint, ist auch vorbei.

Freitag, 5. September 2014

Stickereien

Manchmal vermisse ich meine Mutter. Aber auch meine Gotte, Mutters Schwester. Und meine Grossmutter mütterlicherseits. Sippen-Geborgenheit. Eine Arbeitsseilschaft. Frauenpower pur. Vorbilder.

Was ist geblieben?

Erinnerungen. Bilder zuhauf. Und Stickereien meiner Mutter.

Gestern habe ich im Buch "einfach unverschämt zuversichtlich. FAMA - 30 Jahre feministische Theologie" unter dem Titel "Gestickte Beziehungen" gelesen:

"Beim Sticken, so erzählte mir die Freundin, konnte ihre Mutter meditieren, sich versenken, in Verbindung treten mit denjenigen Menschen, denen sie die Stickerei zugedacht hatte, z.B. mit ihren... Töchtern."

DARUM war es meiner Mutter so wichtig, meiner Schwester und mir ihre Arbeiten bei jedem Besuch zu zeigen. Zu vermerken, dass sie sie nichts so sehr wünsche, wie dass wir ihre künftigen Stickgeschenke dann auch ständig brauchen täten. - Mami, ich brauche sie ständig, und sie erzählen mir von Dir. Und von Deiner Sippe. Von der Lebensseilschaft. Ich gehöre dazu.

Donnerstag, 4. September 2014

Momente

  • Am Morgen unsere zwei Katzen, die vor mir einträchtig zu ihren Futternäpfen gehen und sich übers "Felix"- Nassfutter hermachen.
  • Kaffee malen in der elektrischen Mühle und das Pulver in den italienischen Espressokocher füllen. Wenn das Wasser aufsteigt, erfüllt sich die Küche mit Kaffeeduft. Der Tag kann beginnen.
  • Den Tagesanzeiger lesen bis zur Neige und dann auch noch das Sudoku lösen.
  • Enkelin Kaya, die mich bei zwei Fingern nimmt und weiss, wohin sie will.
  • Beim Mittagessen mit Tochter Judith ständig den Befehlston von Kaya im Hintergrund: Sie liebt meine Spaghettis und will mehr, mehr, mehr.
  • Kaya räumt gern ein und aus. Heute wirft sie den Holzgüggel in Retos halbvolle Kaffeetasse. Ist nicht bös gemeint.
  • In meinem gerade aktuellen Buch versinken und schwer wieder aus der Geschichte um die demente Claire aussteigen. - Mir fällt ein Name nicht ein; beginnt das auch schon bei mir, oder hat es längst begonnen?
  • Wieder einmal scheint die Sonne. Die Wärme des Spätsommertages geniessen.
  • An unseren Rosen riechen, die noch einmal verschwenderisch blühen und wunderbar duften.
  • Ein Zwetschgenmuffin vom Markt im Eulachpark verspeisen.

Mittwoch, 3. September 2014

Was ins Auge geht

Der Wind. Die Sonne. Staub. Mein Haarlack. - Ich weiss nicht, was mir ständig ins Auge geht. Aber dass ich es leid bin, alle paar Wochen entzündete Augen zu haben. - Nein, Reto, ich gehe nicht zum Herrn Doktor! Was soll er machen? Mir Antibiotika geben? Ich habe eine Allergie auf fast alle diese Starkmittel. - Heute Morgen bin ich zu meiner Therapeutin für Akupressur gegangen. Sie hat nur mit ihren Händen an mir gearbeitet. Sie sagt, das hört jetzt auf mit der Entzündung. Ich will es gern glauben. Und schon bald spiele ich wieder mit unserer Enkelin im Sand des Eulachpark-Spielplatzes. Und es muss drinliegen, dass da ab und zu der Sand fliegt. Das ist es NICHT, was ins Auge geht.

Montag, 1. September 2014

Schlangenbohnen

Ich weiss, dass sie Stangenbohnen heissen. Aber wir haben sowieso heute zum Zmittag Buschbohnen gegessen. Ganz genau betrachtet hat Enkelin Kaya fast allein die grünen Dinger verspiesen, die ich auch gern habe/hätte. Die kleine Dame, die am Anfang begeistert alles gegessen hat, entscheidet nun, wer weiss nach welchen Kriterien, dass sie vom Einen isst, aber vom Anderen nicht. Heute also NUR Bohnen. Dabei hatte ich extra viel verschiedenes Gemüse und fast kein Salz zum Pouletfleisch getan. Und Kartoffelstock, so sagt mein Mann, hat doch jedes Kind gern. Na ja, ich denke mir nun die Bohnen zur Schlange, die ich am Wochenende mit meiner besten Freundin auf dem Weg der Schweiz vor Sisikon gesehen habe, und mache daraus Schlangenbohnen.

Donnerstag, 28. August 2014

"Vornehm muss die Welt zugrunde gehen"

Gestern war ich mit Tochter Judith in Zürich. Das Kindchen Kaya wurde vom Grossvater Reto gern und bestens gehütet. - Judith und ich haben seit einem Jahr eine neue Rollenverteilung. Sie ist Mami, und ich bin Grosi. Natürlich nicht nur, aber stark und fest verankert in unserem Gemüt. So waren die Fixpunkte unseres Zürichbesuchs der "Kinderbuchladen" und der Spielzeugladen "Pastorini". Wir haben geschwelgt und hätten Kaya gern soviele Bücher und Qualitätsspielzeug mitgebracht, wie wir es gar nicht hätten tragen können. Aber man darf nicht übertreiben.

Übertrieben haben wir es dann ein bisschen mit der Wahl unseres Mittagessenslokals. Wir sind die Treppe mit dem roten Teppich im "Storchen" hochgegangen und haben uns auf die Terrasse durchgefragt. Mein Gott, welch schöner Ort! Allerdings gab es nicht allzuviel Essbares, das ich auch zu zahlen bereit war. Es war aber ein überraschender Zusatzgenuss, als der Kellner uns MIT WEISSEN HANDSCHUHEN Käse vom grossen Stück auf unsere KALBFLEISCHRAVIOLI rieb. Mit weissen Handschuhen!!! - "Vornehm muss die Welt zugrunde gehen". hätten dazu meine Eltern gesagt.

Mittwoch, 27. August 2014

Angewärmter Stuhl

Wir geben uns gegenseitig die Tasten in die Hand - diejenigen des Laptops. Und ich habe den Stuhl von Ehemann Reto gerade auch übernommen - angewärmt, wie er ist. - Angenehme Wärme. Vertraut. Nicht auf jedermanns Stuhl setzt man sich gern. Wie man auch nicht jederfraus Standort einnimmt. - Aber fertig philosophiert. Meine Tochter kommt. Wir gehen aus.

Dienstag, 26. August 2014

War gestern Montag - ist heute Dienstag?

Es läuft ständig etwas. Wir auf den Goldenberg. Gestern. In die Stadt auf den Markt. Heute. - In meinen Büchern laufen die Leute auch dahin und dorthin. Und erst noch an Orten, die ich manchmal auch kenne. Was ist mir passiert, was ihnen?

Wohin ich morgen gehe, weiss ich. Was ich übermorgen tue nicht. Aber Freitag bis Sonntag ist es klar, wo ich mich bewege. - Heute kommt Besuch angelaufen. Gut.

Aber ist heute wirklich erst Dienstag, wo doch so viel läuft, dass schon Donnerstag sein könnte...

Montag, 25. August 2014

Im Schlaf

Zwar haben Reto und ich den Film "Ziemlich beste Freunde" im Kino gesehen, aber gestern on TV waren wir gern wieder mit dabei. Anschliessend geht man wirklich zufrieden und fröhlich zu Bett.

Kater Nepomuk hat sich mit mir zusammen zurückgezogen. Er liebt meinen schwarzen Lederstuhl, eines meiner ersten Möbelstücke aus meiner jungen Erwachsenenzeit. Lebt immer noch. Sitzt sich gut. Schläft sich gut.

Mitten in der dunklen Nacht bin ich erwacht. Nepomuk hat geträumt und zarte, sanfte Laute von sich gegeben. Ich habe gar nicht gewusst, dass Kater im Schlaf reden können. Das musste ein schöner Traum sein - vielleicht auch von Freundschaft oder Liebschaft. Ich habe selig weitergepennt.

Sonntag, 24. August 2014

Was machst du an einem Sonntagmorgen?

Reto sammelt im Garten Verblühtes und Verdorrtes zusammen. Ich habe zwei reife Walderdbeeren gefunden - eins für dich, eins für mich. Eine Nacktschnecke gemordet. Ich will nicht teilen. Nicht mit Schnecken, nur mit Raupen, weil ich Schmetterlinge mag. Alltägliche Diskriminiereung.

Was bloss tun wir mit den "grosskopfeten" Lattichen? Auf dem Markt als Endiviensetzlinge gekauft. Sollen sie uns die Bitternis des Lebens nahe bringen? Ist es gut, nicht immer Süsses und Megafeines zu essen? - Ich glaube schon.

"Was machst du an einem Sonntagmorgen?" stand im facebook zu lesen. - Der Sonntagmorgen ist viel zu schnell vorbei. Als ich noch zur Kirche ging, dauerte er länger.

Samstag, 23. August 2014

Ausscheren

Es ist erst halb elf Uhr am Samstagmorgen, aber ich bin proppenvoll von Themen und Gefühlen. Habe nur die Zeitung gelesen. Steigen nur Bilder von den letzten Tagen in TV und Zeitung erneut auf. Bin nur angefragt online, ob ich nicht dies und jenes - alles sehr wichtig - auf facebook veröffentlichen könnte. Ich bin proppenvoll.

Proppenvoll auch vom gutem Essen der letzten Tage. Mit der Frage: Haben wir richtig eingekauft? Fleisch aus tiergerechter Haltung? Salat without Novartis und Co.?

Zuviel, zuviel, von allem zuviel!

Ausscheren möchte ich. Mich kurz halten. Kahlschlag.

Gut, dass es doch etwas zum Lachen gibt! - Reto hat sich von mir die Haare scheren lassen. Hat den Aufsatz nicht auf den Scherkopf gesetzt. Nun ist der Kahlschlag auf seinem Kopf perfekt. Ihm gefällts. Ich frage: "Warum hast du so grosse Ohren, lieber Ehemann?"

Freitag, 22. August 2014

"Zettelitis"

Überall liegen Zettel. Einkaufszettel, Menüplan übers Wochenende. Finanzplan bis Ende Monat. Eine verlangte Telefonnummer zum Weitergeben. Gästeliste für Gäste in der Zukunft, damit wir nicht einsam werden. Merksprüche für stille Minuten. - Aber der fröhlichste Zettel heute heisst so: "Rehbock statt Vogel gesehen". Meine beste Freundin war mit einer Gruppe Vögel beobachten, und da hat sie als Erste (!) einen Rehbock gesehen statt irgendwelche Vögel.

"Rehbock statt Vogel" - welch schöne Aussichten für den heutigen Tag! Bloss nichts partout erwarten, dann siehst Du Unerwartetes.

Donnerstag, 21. August 2014

Der Tarten-Wahnsinn

Kauf deinem Ehemann ein Tarten-Kochbuch, und du erlebst etwas! - Das war so: Ich hatte ein bisschen zusätzliches Geld bekommen, und wir hatten ein bisschen zu viel Zeit am Hauptbahnhof von Zürich. Wir streunten durch "Press and Books", wie heutzutage der Kiosk im Untergrund heisst. Da sah Reto ein rund-wähenförmiges Kochbuch mit dem Namen "Kuchen und Tartes". Ich sah seine Wunschaugen und kaufte es ihm. - Heute nun ist die erste Tarte am Entstehen.

Wir sind früher als sonst aufgestanden. Wir haben den Kaffee schneller als sonst ausgetrunken. Ich bin geflüchtet. Aber ich höre von weit (5m oder so; unsere Wohnung ist klein), wie aufwändig und kompliziert diese Tarte zu machen ist. Und welche unvorhergesehenen Schwierigkeiten sich auftürmen. Liest mein Mann doch plötzlich und erstmals, nachdem er das Rezept gestern "gründlich" durchgesehen hat, dass er eine Tartenform mit Hebeboden hätte beschaffen sollen. - Will ich aber nicht. Ist kein Platz in unserer rudimentär eingerichteten Küche. Wir haben ja nicht einmal mehr einen Handmixer. - Ha, das ist auch so eine Sache, da muss mein lieber Reto Rahm von Hand "schwingen" wie früher sein Vater ein Leben lang tat! Wahrscheinlich kommt nächste Woche überraschend ein neuer Mixer ins Haus?!

Unterdessen ruht die Tarte, und Reto arbeitet an der gefüllten Zucchetti fürs Gäste-Mittagessen, auch ein neues Rezept. - Wenn ein Mann kocht, dann aber recht! Nicht einfach so "Härdöpfelstock ond Sosse dra". Ehrlich wahr. Ich bin voller Bewunderung für meinen Helden am Herd!

Mittwoch, 20. August 2014

Andreas Flückiger

Wer ist Andreas Flückiger? - Nie gehört? - Wie ist es mit Endo Anaconda? Sänger von "Stiller Has"? - Ah, ja, kenne ich. Habe zwar keine CD von ihm, aber gefällt mir nicht schlecht. - Andreas Flückiger und Endo Anaconda sind derselbe Mensch. Halt Geburtsname und Künstlername.

Frauen ab fünfzig, so meine Erfahrung, verändern oft ihren Vornamen. Entweder sie heissen ganz anders, oder allfällige gebräuchlichen Verkleinerungsformen auf "li" oder "i" werden definitiv abgelehnt. Recht haben sie. Endlich!

Möchte ich auch anders heissen oder eine andere sein oder werden? - Frau kann ja spielen mit Phantasien. Ohne Selfies in der Welt herumzuschicken! - Wer oder wie wäre ich gern. Gerner. Am liebsten? - Ist ein bisschen spät im Leben, mir das zu überlegen. Aber immerhin habe ich einen neuen Namen, den ich neben meinem gebräuchlichen führe; ich heisse auch noch "Grosi". Muss mich aber noch ganz gehörig daran gewöhnen.

Dienstag, 19. August 2014

"Schiffli ha!"

Nein, Klein-Kaya kann noch nicht wirklich betteln. Ich meine in Worten. Bis jetzt zeigt sie mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf das, was sie will. Wenn es nicht kommt, macht sie so etwas wie "öhhh, öhhhhh, öhhhhhhh...". Sie wird dabei immer lauter und "überzeugender". - Aber heute im "Vollenweider" in der Stadt vor dem wunderfeinen Macchiato war ich es, die sagte: "Schiffli ha." - Übersetzt in Erwachsenendeutsch: "Ich will über die Strasse in den Spielzeugladen "Spikus" gehen; ich muss ein Schiffchen haben." - Vorgegeben habe ich, dass es für Kaya sei, weil wir am Sonntag auf dem Vierwaldstättersee waren. Aber in Wirklichkeit habe ich an dem blau-weissen Segelschiffchen viel mehr Freude als sie. Weil ich schon weiss, wie man damit spielen kann. Kuh einladen und ausladen. Matrose ahoi! Die Holzfrau dort will auch noch einsteigen. "Halloooohhhh!" schreit sie laut. - Ich spüre die Weite und den Wind. Ich sehne mich nach dem Meer. Wie ist es schön, unser Holzschiffchen, Kaya's und meins.

Montag, 18. August 2014

Krapplackrosa

Wer braucht schon 192 Farbstifte ausser Enkelin Kaya und mir?! - Sie hat heute voller Energie und Ausdauer alle Farbstifte einzeln und Hände-voll auf meinen Teppich geknallt. Dann war der gelbe Topf leer, und wir haben die Hände hineingehalten, um das Leer zu spüren. Eingeräumt habe ich viel, viel später. Andächtig, weil ich eben meine Farbstifte mag.

Insbesondere mag ich die Namen der Farben, die Verbindungen herstellen, die Inspiration bedeuten, die erinnern. Manchmal machen sie einfach gute Laune wie "lichtblau" oder "maigrün".

Ich nehme dann zwei oder drei schon sehr kleingespitzte Farbstifte aus dem Topf, um mit ihnen Bücher zu lesen, bis sie verbraucht sind, fertig gebraucht. Ich habe immer ein Buch in Arbeit, das ich gründlich lese und wichtige Stellen mit Farbe unterstreiche.

Heute habe ich wieder zwei solche Arbeitsstifte ausgesucht: lichtblau und krapplackrosa. In Englisch "pink madder lake".  - Man sieht nur noch die englische Bezeichnung, weil der Stift schon so kurz ist. Was bloss habe ich mit dem grösseren Rest gemalt, wo ich doch pink nicht am liebsten habe?

Was mit "krapplackrosa" gemeint ist, musste ich mir mit  allen verfügbaren Nachschlagewerken zusammenreimen. "Färberröte" oder "Krapp" ist eine Pflanze, deren Wurzeln schon im Mittelalter zum Färben von Stoffen gebraucht wurden. Pink = rosa. Madder = Krapp. Lake gleich nicht See, sondern Lack. Pink madder lake oder krapplackrosa. Alles klar?! - Unter www.color-check.com gibt es zu hunderten Farbnamen. Einer sammelt sie. Man kann alles sammeln.