Montag, 31. August 2015

Der letzte Sommertag???

Wenn das heute der letzte Sommertag war, dann haben wir ihn in vollen Zügen genossen. Zwar waren wir nicht noch einmal in der Badi, weil mit Kaya finde ich Badi noch nicht so cool. Aber wir waren am Morgen mit Kaya in der Stadt. Weil wir Darvidas vergessen hatten, mussten wir als erstes eine "Murre" kaufen. Das haben wir so lange nicht mehr getan, dass Reto ganz überrascht wurde vom Namen. - Was eine "Murre" ist?
 Hier ist sie selbdritt oder viert.
 

Dann kauften wir das Spiel vom Mistkäfer, der Mistkugeln rollt. Cool. Weiter gings zum Kaffee für Grosi und Grosspapi. Geduldsprobe für Kaya. endlich ging es auf den Spielplatz im Stadtpatk. Total lässig für alle. Nach Zmittag und Siesta wurde gebädelet im Garten. Gespielt. Gepflotscht. Jedenfalls ging der wunderbare Sommertag wie nichts dem Abend zu. Gerade ist Judith gekommen, und der Grosspapi und Kaya erzählen unseren Tag. Sie wissen noch alles, alles!

Samstag, 29. August 2015

Es wird nicht so heiss gegessen wie gekocht

Die Redewendung "Es wird nicht so heiss gegessen wie gekocht." plädiert für Gelassenheit. Reg dich nicht gleich auf, es wird schon nicht so schlimm kommen. - Allerdings gibt es Themen und Probleme, bei denen ist Gelassenheit fehl am Platz. So müssen in der Asylproblematik endlich wieder die Menschen im Fokus stehen und nicht die unseligen politischen Ränkespiele. Behaupten kann jeder alles. Die Chaostheorie geht um und wird leider nicht wirklich widerlegt. Schlangenfängerei ist ein allzu schönes Wort für das, was bei uns läuft. Der Abstimmungskampf scheint wichtiger zu sein als die Schicksale von tausenden von Menschen. Ein zweijähriges Mädchen ist im Lastwagen erstickt mit vielen anderen zusammen. Da geht fast unter, dass auch wieder ein Boot gekentert ist und zweihundert ertrunken sind. Wir dürfen uns nicht abstumpfen lassen.

Und doch - wir müssen auch unser Leben leben. Zum Beispiel mit einer zweijährigen Enkelin zusammen, die gestern beim Wickeln gequengelt hat. Da hat das Grosi auch ein wenig gejammert: "Ich muss dich doch wickeln!". - Sagt die Kleine: "Lass dich nicht stören."

Freitag, 28. August 2015

Bereit

Zurück von einer langen Reise stehen wir vor neuen Herausforderungen, die wir gern bewältigen wollen. Dreimal Essensbesuch in drei Tagen - das stellt uns vor logistische Fragen. Aber Reto hat bereits eingekauft bei noch nicht dreissig Grad im Schatten. So ist der Hauptpart erledigt. Jetzt bin ich dran mit Kochen. Aber ich habe mir nicht allzu schwere Aufgaben gestellt. Muss nur zeitlich aufpassen, dass es gut kommt.

Hier noch eine Mini-Foto-Nachlese von gestern. Engstligenalp:


Donnerstag, 27. August 2015

Alles heute!

Eine Frau im Zug hat heute Abend zu ihrer Kollegin gesagt: "Und das alles hütt! - Da kann ich mich nur anschliessen. Wir waren auf der Engstligenalp ob Adelboden im Kanton Bern. Das war ein langes Hinfahren und ein langes Heimfahren und ein kurzes dort Sein. Unsere Bilanz ist negativ; wir gehen nicht mehr hin. Die Alp ist ein wenig langweilig, weil man auf der Rundwanderung immer halt die Alp sieht, aber sonst nichts.  Sonst fast nichts. Zwei Enziane, viele Disteln violett und silbern, ein Rinnsal, Gipfel, noch Kühe, Rinder und Kälber bis am Dienstag (dann ist Alpabzug). Und viele, viele Seniorinnen und Senioren von alt bis ururalt. Ja, ich begreife langsam, dass wir den Jungen Angst machen, weil wir so viele sind und immer mehr werden (im Verhältnis).

"Alles hütt!"- Viele Eindrücke auch in den Zügen und Bussen und in der Gondelbahn. Seh- und Höreindrücke. Zum Lachen oft, wenn die Eine vom Tante Marie erzählt und wohin sie geheiratet hat. Nachdenklich machend, wenn der dicke Muselmann seine Kopftuchfrau mit dem Zeigefinger heisst, wohin sie sich setzen soll und dann einfach in den nächsten Wagen geht und sie allein lässt. Was war oder ist mit dem jungen Mann neben mir mit den zwei Bierdosen und zitternden Beinen? Alkoholkrank mindestens. Und die Frau, die am Flughafenbahnhof völlig erschöpft nicht mehr gerade gehen kann?

Und dann waren wir zu Hause - und da bleibe ich gewiss ein paar Tage. Genug gesehen. Genug gehört. Alles heute.

Mittwoch, 26. August 2015

Cordoba

War ich eigentlich in Cordoba, als ich mit zwanzig an der Ferienreise meines lieben Gotti mit Familie teilhaben durfte? Frankreich, Spanien, Portugal. Mit PW und Zelt und Picknickkorb für alle Situationen. Mein Onkel hatte die Reise konzipiert. Leider konnten mein Cousin und ich den Wert der möglichen Erkenntnisse noch nicht fassen. Oft war uns zu heiss, um noch eine Kathedrale und noch eine zu besichtigen. Dafür wären wir gern länger am Strand von Nazare mit seinen farbigen Fischerbooten geblieben.

Waren wir in Cordoba? - Jedenfalls wäre ich gern dort gewesen und hätte gern die einzigartige Moschee-Kathedrale in mich aufgenommen. Cordoba erzählt von einer Zeit, in der Muslime und Christen harmonisch und sich gegenseitig bereichernd zusammenlebten. Leider, so habe ich in der heutigen Zeitung gelesen, will davon die katholische Kirche nichts mehr wissen. Sie nennt die Moschee-Kathedrale seit 1998 eigensinnig nur noch Kathedrale und hat diese Bezeichnung staatlich durchgesetzt. Schande!

Die gebildete Muslima Salma Al-Faruki, gebürtige Palästinenserin, macht der Streit traurig. Ihr Haus mit grünem Innenhof ist ein Treffpunkt für Menschen verschiedener Religionen. Salma träumt den Traum der Toleranz. Der Toleranz, die in Cordoba einst vom Mystiker Muhyddin Ibn Arabi gelehrt und gelebt wurde:

"Mein Herz hat sich für jegliche Form geöffnet
Es ist eine Weide für Gazellen
und ein Kloster für christliche Mönche
und ein Tempel für Götzenbilder
und die Kaaba der Pilgernden
und die Tafeln der Thora
und das Buch des Korans."

Ich habe Sehnsucht nach dieser Welt und dem Innenhof von Salma Al-Faruki.

Dienstag, 25. August 2015

Eile zu leben...

Lucius Seneca war der Lehrer von Nero, was nicht unbedingt für ihn spricht. Aber ausserdem war er ein Philosoph und wollte ertragen, "was das Schicksal für mich bestimmt hat". Scheint mir auch nicht wahnsinnig bedeutend zu sein. Müssen wir das nicht sowieso alle? - Aphorismen von Seneca stehen halt da und dort, und sie gefallen oder gefallen nicht. Sie machen nachdenklich oder nicht. Mir gefällt :

"Eile zu leben und sieh die einzelnen Tage als einzelne Leben an!"

Mir kommt es oft vor, dass ich heute nicht dieselbe bin, die ich gestern war, und wer oder wie werde ich morgen sein? Kleinigkeiten schon können meine Weltsicht verändern. Sonne oder Regen? Allein oder mit anderen zusammen? Feines Essen oder Resten von gestern? Ein Satz, ein Spruch, ein Zeitungsartikel. Nachrichten im Radio.

Jeden neuen Tag als neues Leben, als neue Chance nehmen, das hat etwas für sich. Ich eile zu leben. Die Sonne lockt ins Freie.

Montag, 24. August 2015

Lärm

Sich über den Mittag ein wenig aufs Ohr zu legen, gehört zu den schönen Bräuchen einer Pensionierten. Aber heute hat diese Siestazeit nur zu Verstimmung meinerseits geführt. Irgend eine Strassenmaschine war ewig am Werk. Als diese noch nicht zu Ende war mit ihrem Lärm, trat unser Home-Service in Aktion. Diese Hauspflegemänner kommen immer kurz nach dem Mittagessen, und sie machen immer einen gewissen Radau. Aber heute haben sie beschlossen, es sei nun Herbst, und sie haben ihren Laubbläser in Gang gesetzt. Strassenmaschine, Laubbläser - an ein Schläfchen war nicht mehr zu denken. Blöd, dass ich nun nicht ausgeruht bin, aber noch viel schlimmer, dass mein Nervenkleid total zerzaust ist und irgendwie gepflegt werden müsste. Kaffee und Schokolade könnten es richten, aber gerade ist die Meldung unserer Tochter gekommen: Es wird bei ihr später. Da möchte ich doch gleich wie Kaya heute Morgen wegen eines aufgeschobenen Apfelsäftleins zu "stürmen" (betteln) beginnen. Kaya hat ausgehalten bis zum Mittagessen, aber wer soll mich aushalten bis zum Kaffee mit Schöggeli?

Sonntag, 23. August 2015

"Chomm, mer wänd go Beeri sueche" (Komm, wir wollen Beeren suchen)

Heute Morgen habe ich Plastiksäcke und Becken mit Deckel in den Rucksack gepackt. Man weiss nie, was man findet im Wald. - Am Waldrand zum Goldenberg haben wir "Niele" gefunden; ich wollte sie rauchen, aber Reto will ein Gesteck daraus machen. Da habe ich nachgegeben und verzichtet. Später sind wir mit Brombeeren fündig geworden, aber spärlich, spärlich. Mit viel Geduld haben wir gewiss dreihundert Gramm gepflückt, die ich einkochen will. Die Hauptbelohnung für unseren Sucheifer waren aber die Leute, die uns angeredet haben und uns erzählt haben, wie sie selber es mit den Beeren hatten und haben. Cool war der "Amerikaner", der immer "yep" statt "ja" gesagt hat und uns seine halbe Lebensgeschichte in den USA und der Schweiz erzählt hat - mit seinen gelben Zähnen. Ach ja, genug Holunder für ein Holundermus haben wir auch geerntet. Gibt es erstmals morgen zum Nachtessen. Soll "altbewährt" sein, schreibt meine bevorzugte Kräuterfrau.

Samstag, 22. August 2015

Die anderen...

Gestern war noch so ein Spätsommerabend, an dem man zwar eine Jacke brauchte, aber wo man bis in die Nacht hinein unter Mond und Sternen zusammensitzen konnte. - Wir waren an eine sehr lange, schön aufgetischte Tafel eingeladen. Wir kannten alle Gäste. - - - Aber was heisst "kennen"? Mit wem hatten wir schon persönliche Gespräche gehabt? Von wem wussten wir Alter und Schuhgrösse?

Immer schön, ja, wunderbar, wenn man mit "den anderen" in ein wirkliches Gespräch kommt. Gestern ist mir eines einfach so zugefallen. Das freut mich noch heute. Aber da waren noch ein paar andere, mit denen habe ich noch nie wirklich geredet. Kommt Zeit, kommt Sommerabend.

Freitag, 21. August 2015

Einfach leben!

Wir waren gestern bei Freunden zu Besuch, die in unserem Alter sind, die unsere Themen vor sich her wälzen, die gleiche Sorgen haben, die sich wie wir noch an vielem freuen wollen. Wir sassen am Schatten und an der Sonne. Wir haben Weissen und Roten getrunken. Wir haben Fleisch vom Grill und Reissalat gegessen. Wir waren wohl miteinander.

Was uns nicht gut tut: Ständig besorgt in die Zukunft äugen. Was wird kommen?! - Jetzt ist! Leben wir immer unser Heute! (Leicht gesagt und schwer zu vollziehen. Meditation!!!)

In der Zeitung Altersforschung:
"Wenn die Ars moriendi, die Kunst des Sterbens, verschwindet, dann verschwindet auch die Ars vivendi, die Kunst des Lebens." (Helmut Bachmaier im Tagi von gestern)

Im Studium haben wir uns mit Professor Mühling genau mit diesen Themen ein halbes Jahr lang befasst. Ich habe beste Erinnerungen. Aber jetzt ist! Es wird Zeit, ein Mittagessen auf den Tisch zu bringen. Und bald, bald sitzen wir mit unserem Sohn plaudernd unter dem Ahorn. Und bald, bald sind wir an einen weiteren Grill bei unserer Tochter und ihrer Familie eingeladen. Jetzt ist! Jetzt ist gut sein!

Mittwoch, 19. August 2015

Der grosse Zusammenhang der Welt

Wo stehe eigentlich ich selber im grossen Zusammenhang der Welt? Wo doch schon Kaya ihre Zusammenhänge langsam entdecken sollte. Ist der grosse Zusammenhang nicht ein bisschen zu gross? Würden kleine Zusammenhänge nicht genügen?

Wo stehe ich im kleinen Zusammenhang meiner Familie? Was ist meine kleine Welt? - Gestern habe ich ein Stück erklärt bekommen. Natürlich von Enkelin Kaya. Wir sassen in vermeintlich meinem Zimmer am Boden und haben gespielt. Da hat sie mir erklärt: "Das Zimmerli isch am Kaya ond Grosi sis Zimmerli, will am Kaya sis Bettli do isch." - Da meinte ich, ein eigenes Zimmer zu haben, und jetzt erhebt Kaya teilig Anspruch darauf. Klar, dass sie immer wieder verlangt, befiehlt, dass ich meinen Kasten öffne. Inspektion unserer Habe. Wahr nehmen, was wir haben. Gemeinsam.

Teilen, mitteilen, austeilen, verteilen...Ich glaube, ich bin gut im Teilen. Aber manchmal ist es auch wichtig, etwas für sich zu haben. Wo bin ich im Ganzen? - Um das zu spüren, muss ich immer wieder meditieren, sonst verliere ich mich, werde nervös, verflattere. Wie schaffen das eigentlich die Mütter von kleinen Kindern, die auch noch auswärts arbeiten? - Kommen sie von der Arbeit nach Hause, sind da sofort die Kinder. Zeit zum Meditieren?

Dienstag, 18. August 2015

Autobiografisches Gedächtnis

Judith fragt beim Mittagessen Kaya: "Was hast du heute Morgen gegessen?" - Kaya gibt zur Antwort: "Spaghetti." - Judith sagt: "Das war aber gestern Abend."

Ich habe mich auf Google schlau gemacht und erfahren, dass es zur Ausbildung des "autobiografischen Gedächtnisses" gemäss Hans J. Markowitsch, einem deutschen Gedächtnisforscher, dreierlei braucht:
  1.  Sprache
  2. Hirnreifung
  3. Ich-Entwicklung
Zwischen zwei und drei Jahren entwickeln Kinder eine Vorstellung davon, wer sie sind. Etwa ab drei Jahren ist auch das Netzwerk der Nervenzellen so weit ausgebildet, dass Erinnerung abgerufen werden kann, die aber versprachlicht sein muss. Die Kinder lernen, sich in den grossen Zusammenhang der Welt einzuordnen und zu erkennen, was gestern, heute oder morgen ist.

An das, was Kinder vor dieser Zeit erleben, ist schwer oder gar nicht heranzukommen, auch wenn es nicht nicht passiert ist. Urvertrauen oder Urmisstrauen?

Montag, 17. August 2015

Gedächtnis

Ich habe keine Ahnung, wie sich das Gedächtnis eines Kindes entwickelt. Ich erlebe nur gerade, dass die zweijährige Kaya schon ein gutes solches hat. Aber immerhin glaube ich, dass ich noch mithalten kann.

Nach sehr langer Sommerferienzeit, wo Kaya nicht zum Hüten kam, aber am Samstag zu Besuch, fand sie, wir könnten wieder einmal mit den gesammelten Knöpfen meiner Mutter spielen. Ich befand am Samstag, das würden wir am Montag tun. - Heute ist Montag. Das Kind kam zum Hüten und sagte fast als Erstes: "Grosi, mit de Chnöpf spiele!" - Ich hatte es vor gehabt, also auch noch erinnert. Aber ich war einigermassen überrascht, dass Kaya das so gut gespeichert hatte und es auch immer noch wollte, wo es doch bei uns sehr viel zum Spielen gibt.

Wir haben die Knopfdose auf meinen Zimmerteppich geleert, Gesichter und eine Blume gelegt und schöne Knöpfe eigens benannt und separat hingelegt. Dann wollte sie sehen, was mein Zimmer sonst noch hergibt. Die fünf Engel mussten vom Schrank geholt werden, und es stellte sich heraus, dass es auch bei den Engeln ein Mami, einen Papi und Kinder gibt. Hatte ich nicht gewusst. Dafür wusste ich wiederum, wie man Wollknäuel am Besten von hoch oben fallen lässt, so dass sie fort rollen. Reto hat die Dinger dann wieder ordentlich aufgewickelt, und ich habe die Leiter wieder in den Keller gebracht, bevor wir auf den Spielplatz gingen.

Bald kommt das Mami von Kaya, unsere Tochter. Mal sehen, was die Kleine erzählt. Ich vermute, dass sie mich als Erstes daran erinnert, dass ich die Guetzli in Hundeform zum Kaffee versprochen habe. Ich habe sie gestern von meiner Besten Freundin erhalten. Daran erinnere ich mich genau.

Sonntag, 16. August 2015

Aus Käse ist keine Milch mehr herzustellen

Darüber habe ich noch nie nachgedacht - dass aus Käse keine Milch mehr herzustellen ist. Es gibt also vollendete Tatsachen, die nicht rückgängig zu machen sind. Und es gibt natürliche Entwicklungen, die nur in eine Richtung gehen können. Mir fällt dazu ein, dass es nichts nützt, als älterer Mensch auf jung zu machen. Der öde Spruch, dass man so alt ist, wie man sich fühlt, entlockt mir nur ein müdes Lächeln. - Wie ist es mit der Klimaerwärmung? - Rückgängig ist sie nicht zu machen, glaube ich, aber haben wir noch Zeit, einiges besser zu machen, dass es nicht zu unwägbaren Katastrophen kommt, die unsere Enkelkinder und Urenkelkinder und Urur...betreffen? - Wie ist es mit unserer Politik in Zeiten der neuen Völkerwanderung? Wollen wir friedliche Lösungen finden oder es mit Bunkern versuchen, was nichts löst, aber Feindseligkeiten fördert?

Aus Käse ist keine Milch zu machen. - Ein Appell an ein langsames, umsichtiges Handeln.

Samstag, 15. August 2015

Kindertaugliches Sofa

Drei zweijährige Kinder und vier bis sechs Erwachsene - die Bilanz des Tages? - Viel lachen, echli essen, wenig schwatzen, viel spielen, sehr viel freuen! Ja, so stimmt es. Und unser Sofa ist absolut kindertauglich, wie man sieht.


 
 


 



Freitag, 14. August 2015

Eine ziemlich teure Peperoni

Das ist sie - die einzige Frucht eines Setzlings, den ich im Frühling auf dem Markt gekauft habe. Eine Blüte - eine Frucht. Schon ein bisschen teuer! Aber haben wir je ein Peperönchen mit mehr Andacht verspiesen? Ganz schön kräftig im Geschmack, leicht bitter im Abgang vor lauter Konzentration, schönes, sattes Rot. Und sie sagt uns: Mitte August ist hohe Erntezeit. Geniessen, geniessen! Rauere Winde blasen. Die Sommerglut geht dem Ende zu. Der Herbst lässt grüssen.


PS. Um das Peperönchen ins richtige Licht zu setzen, habe ich es auf dem Gartenhag postiert, den Ehemann Reto gebaut hat zum Schutze unserer Enkelin. Es tut sich ständig was - und vor allem: er tut ständig was, mein lieber rastloser Ehegespons.

Donnerstag, 13. August 2015

Home again...

Wir sind wieder zu Hause und bleiben das für ziemlich lange. Kater Nepomuk ist mir gestern Abend erst von der Seite gewichen, als er kapiert hat, dass ich da bin und nicht gleich wieder "abhaue" (vielleicht wartete er auch nur auf den Kaffeerahm, den er so liebt).

"So nes Züüg go mache", wenn man gerade mal drei Tage in den Schwyzer Bergen war mit dem 87- jährigen Pfarrerfreund, der uns jedes Jahr einlädt, mit ihm wandern zu gehen. Aber echt, man ist weit weg von allem, wenn man im Schweisse seines Angesichts am Fusse der Mythen herumwandert oder Direttissima auf die Schwammhöhe über dem Klöntalersee steigt. - Bin ich froh, dass ich nicht mehr Auto fahren muss! Und dann noch so schmale Bergsträsschen wie gestern Reto musste - über den Pragelpass, wo es dauernd Gegenverkehr gab, aber nur zeitweise Ausweichstellen hat. Puhhh! Wir sind mit einem kaputten Rückspiegel davon gekommen. Am Auto unserer Tochter.

Jetzt also wieder in Winterthur. Ich habe heute Morgen mehr als eine halbe Stunde verblühte Minze und Zitronenmelisse abgeschnitten und damit den Kompostkontainer gefüllt. Der Salat ist in unserer Abwesenheit aufgestängelt, der freche. Stangenbohnen sind 15 Stück gross geworden. Die roten Himbeeren reichen auch nicht weit. Aber ich bin mit Nepomuk zusammen glücklich, wieder da zu sein.

Sonntag, 9. August 2015

Zeruya Shalev

Das Buch heisst "Für den Rest des Lebens" und handelt vom Rest des Lebens von drei Hauptpersonen. Eine bettlägerige, alte Mutter und ihre mittelalterliche Tochter und ihr ebensolcher Sohn zeichnen denkend, redend und handelnd ihr Leben nach. alles hängt zusammen, driftet auseinander und kommt wieder mehrheitlich zusammen. Grosse Linien werden gezeigt. Abzweigungen gedacht. Familie beleuchtet.

"Man muss fest im Wichtigen und grosszügig im Unwichtigen sein."

Dieser Lebensmaxime bin ich beim Sohn begegnet.

Ist das ein Sonntag?

Wir waren gestern den ganzen, heissen Tag lang unterwegs. Bis in die tiefe Nacht hinein. Um Viertel vor sechs Uhr morgens standen wir auf. Viertel nach sechs Uhr fuhr unser Zug in Oberwinterthur ab, in dem wir ganz und gar nicht die einzigen waren. Kurz vor neun Uhr waren wir in Gurtnellen, wo wir am Abschiedsgottesdienst für eine Frau teilnahmen, die Reto und ich gekannt hatten. Nach einer Tasse Kaffee im Garten vom Hotel "Gotthard" mit lieben Alten Bekannten fuhren wir weiter nach Altdorf, wo wir zur Unzeit (12 Uhr, Mittagessenszeit ohne genaue Voranmeldung) unsere Freunde Sepp und Vreny besuchten. Sie teilten ihr Essen unkompliziert mit uns. Es reichte für ein Rundumgespräch, dann ging es schon wieder zum Bahnhof und in leider saumässig heissem Wagen gen Zürich. Wir konnten nur schlafen oder dösen. Abends dann waren wir in einem weiteren Garten bei weiteren Freunden zu einem weiteren Essen. Diesmal war die Hitze weniger schlimm als die Wespen.

Heute nun ist Sonntag. - Ist das ein Sonntag, wo wir aufräumen, was war und planen für das, was kommt? Wo sind die Sonntage geblieben, die nach Sonntag schmeckten? Sonntage, die sich abhoben von den Alltagen?

Freitag, 7. August 2015

Rabenschwarz aus dem Leben gegriffen

Ich gestehe, dass ich vom siebzigjährigen, vielfach ausgezeichneten Schweizer Autoren Klaus Merz noch nie etwas gelesen habe. Aber jetzt. In der neusten Ausgabe von "Surprise" eine Kurzgeschichte.

Der Text beginnt fulminant:
"Der Lehrer sass vor seinem Bierglas voll Schnaps und betrachtete durch den Frühnebel die Welt."

"Gopf!" (kleines Fluchwort!) - Zu diesem Satz liesse sich  seitenlang schreiben. Ich tue es nicht. Aber ich verstehe den Lehrer so gut, der Angst hatte, es mit seinen grossen Schülern nicht bis zur Pensionierung zu schaffen. Was wäre aus mir geworden, wenn mich mein Mentor Sepp, auch Lehrer, nicht gerettet hätte?! - Ich durfte ein Jahr vor der Pensionierung mit den grossen Schülern im Religionsunterricht aufhören. Bevor ich unterging.

In der Kurzgeschichte kommt ein weiterer alter Mann, Kleinbauer, vor. Peter heisst der eine, Paul der andere. Sie stützen einander, so lange sie können. Dann gehen beide unter.

Donnerstag, 6. August 2015

Mit dem linken Fuss aufgestanden, mit dem rechten ins Kühle Nass gewatet

Heute Morgen war mir schummrig-wummrig - kurz, ich war nicht von dieser Welt, aber auch von keiner anderen. Einfach mit dem linken Fuss aufgestanden. Den Bischof im Genick. Hässig, traurig, was noch? - Dann haben wir unsere Badehosen montiert und das Badetuch eingepackt. Sind los ins "Geisi" (ältestes Schwimmbad von Winterthur, glaube ich). Sind ins 25° warme Wasser gestiegen, losgeschwommen mit Fröschli-Technik oder nicht. Jedenfalls tat es unendlich gut. Den Libellen zugeschaut. Die komischen Grosis leise belächelt (die mit violettem Schwimmgurt, die mit Plastikhaube über einem Sonnenhütchen im Wasser). Sind irgendwann nach Hause gekommen. Haben Spaghettis mit Kapuzinerli-Pesto gegessen und Tomatensalat mit den feinen "Bernerrosen" vom Markt. Jetzt ist die Welt mehr als in Ordnung. Jetzt ist die Welt wieder geniessbar.

Mittwoch, 5. August 2015

Meier

Gestern war ich in der Stadtbibliothek und habe meiner Meinung nach ein Buch von einem mir bekannten Autor heimgetragen. Schon in der Bibliothek habe ich ein paar seiner Gedichte gelesen und mich ein wenig über ihre Form gewundert. Aber sind nicht die Dichter frei? - Nur,  Hans ist nicht Heiri, und Meier ist zwar Meier, aber man beachte den Vornamen! Herbert Meier ist nicht Gerhard Meier. Und der Gerhard ist schon tot, und der Herbert lebt noch. Den Gerhard habe ich gemeint, und den Herbert habe ich nach Hause getragen. So lerne ich Neues kennen. Oder finde mich wieder im Text eines Herbert, der kein Gerhard ist:

"Noch war eine kleine Weile ein Gott in uns
und mit ihm das Heilige;
ihn aber vergass man,
jetzt löst sich vieles in nichts auf."

Ich habe nicht einmal mehr einen Leserinbrief geschrieben gegen das Ungeheuerliche, das der Bischof von Chur gerade wieder von sich gegeben hat. Ich mag nicht mehr. Ich muss nicht mehr.

Dienstag, 4. August 2015

Mein Surprise-Verkäufer heisst Negasi Garahassie.

Immer auf dem Gemüsemarkt in Winterthur begegnet mir mein Surprise-Verkäufer. Am Anfang habe ich das Strassenmagazin gekauft, um diesen ein bisschen verloren wirkenden Mann zu unterstützen. Unterdessen lese ich das Heft gründlich und finde es gut. Nicht unverzichtbar, aber gut. Und unterdessen wechsle ich zwei, drei Sätze mit meinem Verkäufer, der mich immer schon von Weitem mit einem Kopfnicken aufmunternd grüsst. Habe ich sein Heft schon gekauft, winkt er ab. Er hat alles im Kopf. Hat den Überblick. - Heute habe ich ihn gefragt, ob er das Heft auch liest. Er hat mir den Titel vorgelesen: "Ich bin nicht stark. Ich bin wütend." - "Stark" versteht er, hat er gesagt, "aber was ist "wütend"?" - Herr Garahassie spricht wenig deutsch. Ich möchte mehr von ihm erfahren. Woher er kommt. Wie lange er hier ist. Welche Sprache(n) er spricht. - Seinen Namen habe ich im Surprise-Heft gelesen. Dort steht "Negasi Garahassie, Winterthur".

Montag, 3. August 2015

Barfuss

Gerade sind wir nach Hause gekommen. Gerade habe ich meine Trockenschlammfüsse gewässert, eingeseift und sanft abgetrocknet. Ahhhh, tut gut! - Schön war es und wohltuend auf dem Barfussweg von Gontenbad nach Jakobsbad "near" Appenzell. Über weiches Gras zu gehen ohne Strümpf und Schuh und all die Hügel und Wiesen und Bäume des typischen Appenzellerlandes zu geniessen, war extra. Unter einer mindestens 200jährigen Linde - hat der Vater seiner Tochter auf dem Bänkli neben uns erklärt - haben wir gepicknickt. Alles, was unsere Küche am Morgen noch hergab - zwei "Ostereier ungefärbt", eine Tomate, echli Räucherwurst vom Markt, Brot, weiche Aprikosen und Wasser. Kaffee haben wir auf der Heimreise in Appenzell getrunken. Und wir haben nicht vergessen, für unsere Katzen ihr Morgenessen heimzubringen. Wo doch Peppina einen ganzen Tag lang verschwunden war. - Ob ich jetzt noch einen  Leserinbrief schreiben soll/muss? Der huondrige Bischof hat wieder, er hat, er hat...Er kann es nicht lassen. Aber ich eigentlich schon.

Sonntag, 2. August 2015

Zweiter August

Der Nationalfeiertag ist vorbei. Die Katzen wagen sich wieder ins Freie, nachdem sie gestern Nacht bei mir im Zimmer Zuflucht vor den Raketenknallern gesucht haben. Gedanken zur Lage der Schweiz haben wir uns auch gemacht. Keine rosigen. Wenig optimistisch. - Am meisten vermissen wir Stellungsnahmen der eher linken Parteien. In den Printmedien war am 29. Juli nur die SVP präsent. Sie übernimmt die Meinungsmache im Land. Übernimmt sie gar die anderen Parteien? - Heute habe ich in der NZZ am Sonntag gelesen, wie die CVP auf die SVP reagiert. So, dass ich in Zukunft keine CVP-Kandidaten mehr auf meine linken Wahllisten panaschieren und kumulieren werde. Wer sich der SVP angleicht, hat es mit mir verspielt. Um nicht so düster daherzukommen - die 1. August-Feier beim Schloss Hegi war wieder gediegen. Und jedesmal kommen wir mit netten Neu- oder Alt-HegemerInnen ins Gespräch. Gestern mit einem älteren Paar, das im Mehrgenerationenhaus "Giesserei" wohnt. Begeistert.

Samstag, 1. August 2015

Alte verstellen den Weg

"DIE ZEIT" ist eine mächtige Zeitung. Damit meine ich ganz einfach ihre Dimension. Sie beherrscht den ganzen Zmorgetisch. Heute, wo keine Tageszeitung kommt. - Reto hat mir meine LieblingsZEIT gestern auf den Tisch gelegt. Geschenkt mit seinem Taschengeld. - Ich habe heute Morgen die zweieinhalb Seiten starke Erzählung über Herrn Vahl gelesen. Quer mich über das Zeitungspapier gelegt, dass ich alles mitbekam. Grosse Zeitung - grosse Geschichte. Dabei geht es nur um die Pensionierung dieses Herrn aus Deutschland, der 49 Jahre bei der Bahn gearbeitet hatte und dann eben pensioniert wurde. Wie wir alle es früher oder später werden. - Herr Vahl hat so ehrlich wie möglich beschrieben, wie es ihm mit der Pensionierung davor und danach ging. Laut lachen musste ich bei der Stelle, wo er beschreibt, dass Einkaufszentren der neue Treffpunkt der Pensionierten seien. Gerade gestern kam Reto vom Einkaufen heim, ein wenig bleich im Gesicht und sagte:
"Meine Güte, im Coop kommt man fast nicht mehr durch. Lauter Alte verstellen den Weg." - Ein bisschen bleich war er, weil er weiss, dass ich ihn sofort bezichtige, da auch dazu zu gehören. Er will das (noch) nicht wahr haben.