Mittwoch, 31. Juli 2013

fremd geworden

Nach Jahren bin ich wieder einmal im Flüeli-Ranft gewesen. Da hat unterdessen die Natur in Unwettern die Landschaft so abgeändert, dass ich meinen Lieblingsweg nicht gefunden habe; es gibt ihn nicht mehr. Die Kapellen aber sind sich gleich geblieben und die Sprüche am Wegrand auch. Sie sprechen immer noch davon, dass wir ein Gott-gefälliges Opfer sein müssten. Früher habe ich mich darüber aufgeregt, heute sind sie mir egal. Ich bin so weit weg von diesem Denken, so weit. Es wird mir fremder und fremder. Nicht nachvollziehbar.

Nur elf Stunden war ich auf Reisen. Jetzt bin ich wieder da, wo ich hingehören will. Wo ich mich wohl fühle. Wo mir die Dinge gut tun. Und die Katzen natürlich auch. (Vom Ehemann sage ich nichts; er ist länger unterwegs als ich...)

Dienstag, 30. Juli 2013

41 Bleistifte

Heute Morgen habe ich einen roten Bleistift zum letztenmal gespitzt. Er war definitiv zu kurz, als dass ich ihn noch schlau hätte halten können, um etwas zu notieren, ein Sudoku zu lösen oder Wichtiges in Büchern zu unterstreichen. Mit etwas Wehmut habe ich den Stummel entsorgt. Ich mag Bleistifte und noch mehr Farbstifte. Ich kann nichts anfangen mit all den Plastikdingern mit Farbe drin, genannt Filzstifte und Leuchtstifte. Ich besitze im Moment 41 Bleistifte und weit über 100 Farbstifte. Tendenz zunehmend.

Wir sahen einen Film über "Messies". Das sind Menschen, die eine Sammelsucht haben. Da war die Rede von einem Mann, der vier Scheunen voll Ware hat, die "man einmal brauchen könnte". Als Theaterutensilien zum Beispiel. Er musste sich entscheiden zwischen dem Verbleib der Ehefrau oder aller Ware. Die Ehefrau ging, und er fand, nun habe es etwas Luft für ihn gegeben. Traurig ist er allemal.

41 Bleistifte, über 100 Farbstifte. Tendenz zunehmend. Ist das der Anfang?

Montag, 29. Juli 2013

Von wegen fauler Tag!

Heute regnet es, also könnten wir uns einen richtig faulen Tag machen. Aber nein, Reto und ich bereiten unsere nächsten Unternehmungen vor. Er hat gerade die Postautos für eine VIER-Pässe-Fahrt reserviert. - "Eine Person?" - "Ja, eine Person." Mich bringt man nicht dazu, von morgens früh bis fast um Mitternacht immer wieder über einen anderen Pass zu fahren. Berg- und Talfahrt habe ich manchmal auf die andere Art, eher innerpersönlich, psychisch. Heute rege ich mich auf über Kleinigkeiten; "Amtswege", die nicht eingehalten werden, Männer, die nicht zuhören können oder wollen, das Grau des Tages, tropf, tropf...

Ich habe auch einen Reisetag vor. Klar, habe ich auch meinen Fahrplan zusammengestellt. Abfahrt um 6 Uhr 15. Sagt Reto: "Ich auch." - "Ich fahre zuerst nach Luzern."- Sagt Reto: "Ich auch." - Das ist lustig. Wollten wir ganz unabhängig unsere Reisen gestalten, und jetzt werden wir einvernehmlich bis Luzern fahren. Aber nachher trennen sich unsere Wege. Das muss sein. Damit wir uns um Mitternacht was zu erzählen haben.

Sonntag, 28. Juli 2013

Von Haus zu Haus

So praktisch! In Winterthur in die S12 einsteigen, in Brugg aus der S12 aussteigen, ein paar Minuten gehen und schon sind wir bei Susanna, Annemaria und Samuel. - Ein paar Stunden später dasselbe in umgekehrter Richtung.

Aber sind wir die Gleichen, die gingen, wenn wir wieder kommen? - Niemals. - Wir sind bereichert durch Begegnung und feines Essen und Trinken. Wir sind angeregt von den Themen, über die es ging: Möbel der höheren Klasse. Pflanzgespräche. Wege, die auf uns warten, weil sie schön sind und gut tun. Erinnerungen. Stammbäume.

Stammbäume? - Woher kommen wir? Wer gehört zu uns? Was haben wir wem zu verdanken.

Samstag, 27. Juli 2013

Ich kann noch schwimmen

Keine Ausrede mehr, nicht schwimmen zu gehen! Gestern bin ich mit dem Bus in die Nähe des Schwimmbades "Geiselweid" gefahren, wo ich vor Jahren schon gern geplantscht habe. Und ja, ich kann es noch, das Schwimmen. Aber ehrlich, ich bin immer in der Nähe der Haltemauer geblieben. Es ist schon soooo lange her, dass ich Längen "gemacht" habe - bis zu einem Kilometer. Verbissen. Das muss jetzt nicht mehr sein. Keine "Verbeissungen" mehr. Aber ich bin meinem Vater dankbar, dass er mich/uns (Schwester) als Nichtschwimmer in der Badeanstalt Aarburg das Schwimmen gelehrt hat. Da hatte ich mehr Glück als Bildungsdirektor Beat Jörg UR, der öffentlich gesagt hat, dass er als Urner Oberländer nie gut schwimmen gelernt hat. Schwimmunterricht gab es in seiner Schulzeit noch nicht. Jetzt schon.

Freitag, 26. Juli 2013

Der Garten des Paradieses

Gestern war es heiss. Wir sind trotzdem auf die Reise gegangen. Mit dem Zug nach Stein am Rhein. Mit dem Schiff nach Steckborn. Auf dem Oberdeck war kein einziger klitzekleiner Platz am Schatten frei. Also brütende Sonnenhitze. Ich ohne Sonnencrème.

Ab Steckborn wollten wir wandern. Bei brütender Sonnenhitze. Der "Steckborner Rundwanderweg" führte ausserdem aufwärts. Und die Bremsen fielen uns auch fast sofort an. Wir wedelten ständig mit den Armen. Wir schauten uns an und dachten dasselbe: Sind wir eigentlich bei Trost??!!!

Dann führte uns der Weg weit über den Ort hinauf. Wir sahen den Untersee unter uns und den Zeppelin über uns. Und dann standen wir an einem Sonnenblumenfeld und schauten den Hummeln zu, die emsig Futter suchten auf den tausenden und tausenden gelben Blumen, deren Köpfe alle in dieselbe Richtung schauten - eben der Sonne zu. In uns wurde es still. Wir waren einverstanden mit unserem Weg, der nicht rundum führte, sondern in den nächsten Ort, nach Berlingen. Hatte nicht Reto gesagt: "Ein Restaurant mit einem Tischchen unter Bäumen wäre schön!" - Wir fanden es in Berlingen. Und ein Schiff fuhr auch noch zurück nach Stein am Rhein. Diesmal mit soviel Schattenplätzen, dass wir uns gleich noch zwei kühle Gläschen Weisswein bestellten, denn wie pflegte mein Mami zu sagen: "Man muss die Feste feiern, wie sie fallen."

Und was sagte der heilige Bernhard von Clairvaux vorausschauend zu unserem gelungenen Tag:

"Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füssen sondern mit offenem Herzen."

Dort waren wir, in einem "Garten des Paradieses" und wohl bei Trost.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Geschichten erzählen

"Wer heute keine Geschichten erzählen kann, ist verloren ... Moderne Werbespots zeigen uns keine Produkte - sie erzählen uns Geschichten von Menschen+Handys, von Menschen+Autos, von Menschen+Biersorten..."

Der Journalist Maximilian Probst erzählt von einem Seminartag an der Journalistenschule in Köln. Ein "Storytelling-Couch" will den Anwesenden das Rezept für eine gute Geschichte verraten. Hier ist es:

"Immer geht es um eine zentrale Hauptfigur, die eine wechselvolle Entwicklung durchläuft, die Rückschläge einstecken muss, Enttäuschungen erlebt, Schwächen zeigt, aber an ihrer Aufgabe wächst. Am Ende wird aus ihr das, was von Anfang an in ihr geschlummert hat: ein Held."

Der Couch behauptet, wir alle wollten Heldinnen und Helden sein oder werden. Der Journalist Maximilian Probst aber warnt vor der Verharmlosung des Begriffes "Held".

Ich erzähle gern kleine Geschichten aus einem kleinen (=normalen, durchschnittlichen) Leben. Ich versuche, einzelne Begebenheiten einzufangen, festzuhalten und in eine Form zu bringen. Das Heldentum geht mir am A... (Allerwertesten) vorbei. Gestern war Enkelin Kaya bei uns - die Prinzessin unserer Herzen. Das ist eine Geschichte.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Morgengymnastik

Früh schlafen gegangen gestern Abend, früh erwacht heute Morgen. Noch so dies und das gedacht im Aufstehen: Der neue Hund von Schwester und Schwager kommt aus Fuerteventura. Das ist eine Insel. Aber wo liegt Fuerteventura?

Ich besitze eine 24-bändige, neuere (2000 n.Chr.) Studienausgabe der Brockhaus-Enzyklopädie.
Enzyklopädie? - "Grundlehre aller Wissenschaften und Künste" gemäss meiner Enzyklopädie.
"Fuerteventura"? - Zweitgrösste der Kanarischen Inseln.
Bewohner und Bewohnerinnen: Ca. 30 000. (Wie der Kanton Uri)
Es gibt ein Museum der Volkskunst der "Guanchen".
"Guanchen"? - Ursprüngliche Bewohner und Bewohnerinnen von Fuerteventura.
Vorstufe der Berberkultur. - Berber?

Da haben wir es! Überall Kolonisation. - "Berber" bedeutet schlicht und einfach "Barbaren". Die Eroberer haben die Ursprungsbevölkerung Barbaren genannt. Wer siegt, bestimmt. Wer Macht hat, macht kaputt. - Warum denke ich da an die/meine katholische Kirche? Warum, warum?

Hiermit ist meine geistige Morgengymnastik, mein Höhenflug auf den Boden gekommen. Abgestürzt. Jämmerlich.

Dienstag, 23. Juli 2013

Für Susanna

Hannah Arendt, Vita activa, Seite 119:

"Die Ausdauer, deren es bedarf, um jeden Tag von neuem aufzuräumen, was der gestrige Tag in Unordnung gebracht hat, ist nicht Mut, und es ist nicht Gefahr, was diese Anstrengung so mühevoll macht, sondern ihre endlose Wiederholung."

Wie recht sie hat, die Frau Arendt, in ihrem klugen Buch, das mich ein wenig überfordert an schwülen Sommerabenden (wohl auch an kaltenWintertagen). Wie recht sie hat, wenn es ums Putzen geht, um die ewigen Krümel am Boden, um den sich Stunde um Stunde vermehrenden Staub auf jedem Ding. Auch wenn es um den Wäscheberg geht, der erneut wächst, kaum ist er abgetragen. Und das schmutzige Geschirr, das sich fortwährend stapelt.

Aber es gibt endlose Wiederholungen, die ich liebe. Gerade sind wir vom Markteinkauf zurück: Himbeeren, Kirschen, Stein- und andere Pilze, Gurken, Zucchetti, Tomaten, Kopfsalat, Zitronen, was noch? - Ich wiederhole mich gern, wenn das alles abgetragen, verspiesen, genossen ist!

Montag, 22. Juli 2013

Faul sein, richtig faul sein!

Ich sitze noch am verflixten Morgen-Sudoku und knoble vor mich hin. Sudokus vom Tagesanzeiger sind eine rechte Herausforderung. Alle anderen sind viel einfacher. Aber der Tagi liegt täglich auf dem Morgentisch. Reto holt ihn aus dem Briefkasten, den ich zwar öffnen, aber mit aller Gewalt nicht mehr schliessen kann. Der Monteur sollte seit zwei Wochen kommen...

Ich sitze noch am verflixten Morgen-Sudoku, da fragt mein aufgeräumter Ehemann, ob ich auch entsorgen und  einkaufen komme. - "Sollte ich?" frage ich einigermassen entsetzt. - "Nein", sagt er, "aber es täte dir vielleicht auch gut, dich ein wenig zu bewegen." - Gerade das habe ich heute nicht vor! Es war so viel Bewegung im Leben in den letzten Tagen. Heute will ich faul sein, richtig faul!

Er geht. Ich sitze. Da hält draussen ein Lieferwagen an. Ein Männergeschrei ertönt. Ich springe auf und schliesse die Sitzplatztüre. Das sind bestimmt Rumänen auf Diebestour. Aber ich höre noch, dass einer "Arschloch" in bestem Schweizerdeutsch krakeelt. Und Diebe werden wohl nicht so laut daher kommen. Was ist eigentlich mit Vorurteilen? Habe ich nicht. Oder nur wenig. Fast gar keine. Halt etwa so wie andere Urner Oberländerinnen. Dort sind auch immer Rumänen eingebrochen. - Sogar in die Kirche. Durch die Glasfenster. Aber das ist wirklich wahr.

Faul will ich heute sein, wirklich faul. Wenn man mich lässt. - Huch, die "Rumänen" kommen. Mit einer Riesenkabelrolle.

Sonntag, 21. Juli 2013

übervolle Tage...

Was berichtet man, wenn die Tage übervoll sind an Eindrücken und Ereignissen? Was pflücke ich heraus und setze es ins Bild? - Den Arnisee mit lieben Menschen? - Kann jeder und jede googeln. Natürlich nur den schönen Bergsee und nicht unsere gute Stimmung vor und nach viel gutem Wein. - Ein wunderbares Essen mehr im Hotel "Gotthard" in Gurtnellen? Kann man auch googeln, aber nicht die Gaumenfreuden und das Wohlgefühl mit Sohn und Partner am ovalen Tisch, nicht die Wohltat eines warmen Regens auf den kaffeeerhitzen Körper beim Warten auf den Bus.

Was berichten von dem Vielen? Hier das Lustigste dieser Tage:

Bisher haben wir in unserer Flüeler-Ferienwohnung unsere Wäsche immer mitgenommen und sie in Wassen in der vertrauten Waschmaschine gewaschen. Aber nach Winterthur wollen wir keine Gebrauchtleintücher mitnehmen. Reto wird abkommandiert, sich mit der Waschmaschine an der Dorfstrasse anzufreunden. Er versucht es, kommt aber bald in die Wohnung zurück und sucht eine "Karte", die es noch brauche. Wir suchen, finden aber (noch) nicht. Reto versucht es ohne das Plastikkärtchending. Die Maschine bewegt sich doch. - Kontrollbesuch in der kleinen Waschküche nach einer halben Stunde und da, oh Schreck, oh Schreck: Der Boden steht unter Wasser. Reto will den Waschpulverkarton, neu gekauft, in Sicherheit bringen. Aber der ist unten schon aufgeweicht. Reto schreit nach mir. Ich eile und finde: Reto in der Ecke im Wasser stehend. Zwischen uns ein weisser Pulverberg, Ausdehnung gemäss  Inhalt eines ganzen Paketes Waschpulver, also recht breit. Fortsetzung: Schweisstriefendes Aufnehmen von Wasser und Waschpulver, vermischt und unvermischt, auf gefährlich schmierigem Boden. Ende der Angelegenheit: Wir finden das notwendige Plastikkärtchen, und die Maschine tut, was sie soll - unsere Wäsche waschen.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Lieblingsplätzchen

Es ist Sommer, und wir sind draussen. Und immer mehr kristallieren sich neue Lieblingsplätzchen heraus. Reto ist nicht sehr sesshaft; er bewegt sich am liebsten mit der grünen Spritzkanne von Blume zu Kräutchen und schaut, ob es all unseren Neuerwerbungen und Geschenkpflanzen gut geht. Der Rosenstock von den Oberminis blüht zum zweiten Mal; dem geht es gut. Vrenys "Tränendes Herz" hat genau heute Morgen den definitiven Erdplatz bekommen; wir hoffen, es ist zufrieden.

Mein Lieblingsplatz ist unter dem Ahorn. Definitiv. Gestern Abend sassen wir mit Anna dort. Anna, eine "meiner" ersten Oberminis in Winterthur, wo sie "Maximinis" hiessen. Anna, die nun Lehrerin ist. Anna mit dem unglaublichen Temperament. So schön war es; wir haben einfach mit Plaudern dort weitergefahren, wo wir vor ein paar Jahren aufgehört haben. Ob das noch mit anderen "alten Bekannten" so geht. Probieren will ich es gern.

Lieblingsplätzchen haben aber auch unsere Katzen gefunden:


 
übrigens beide in Nachbars Garten...

Mittwoch, 17. Juli 2013

"Es Sändwitsch"...

Was "kocht" man an einem warmen Sommertag, wenn man frische Brötchen, aber sonst nur so ein wenig dies und ein wenig jenes vorrätig hat? - Ich habe mich heute für Sandviches entschieden. Brötchen aufschneiden, Klacks Mayo hinein, Salatblätter, Tomatenschnitze und gebratenen Speck drauf, Brötchen zuklappen. Zu wenig lang gekochtes Ei halbiert nebendran legen. Kressesalat aus dem Kräutergärtchen mit Zitronensaft angemacht - leider für Reto. Nächstesmal gibt es individuelle Salatsauce. Tee mit eigenen Teekräutern für mich ungezuckert, für Reto gezuckert. - Alles auf dem Sitzplatz essen und trinken und an Mani Matters Sandvich-Lied denken:

Betrachtige über nes Sändwitsch

Was isch es Sändwitsch ohni Fleisch? - s'isch nüt als Brot.
Was isch es Sändwitsch ohni Brot? - s'isch nüt als  Fleisch.
Erscht wenn'd mit Fleisch dis Brot beleisch,
Erscht wenn'd mit Brot umgisch dys Fleisch,
Bechunnsch es Sändwitsch Brot und Fleisch.

Es gab schon humorlosere Betrachtungen...

Dienstag, 16. Juli 2013

Stadtbibliothek

Eigentlich wollte ich ja erst an einem Regentag gehen, aber heute Nachmittag hatte ich gerade so schön Zeit. Und Mut. - Man braucht nämlich ein bisschen Mut, weil das eine ganz moderne Bibliothek ist, die Stadtbibliothek, wo man alles selber machen muss. Das heisst, wenn man dann eingeführt ist, und das machen nette, ermutigende Frauen.

Jetzt habe ich eine Jahreskarte und kann auf einmal 50 Bücher ausleihen. Aber wie sollte ich die tragen können. Ich habe mich mit dreien begnügt für heute: Ein Buch mit lauter Briefen von Berühmtheiten, weil ich selber gern Briefe schreibe. Ein Buch über das Altwerden und Sterben, weil ich selber definitiv nicht mehr jung bin, um es harmlos auszudrücken. Und ein Buch über Andrea Camilleri, einen meiner Lieblingskrimi-Autoren.

Die neuste Erkenntnis, die mich in der Stadtbibliothek traf wie eine Erleuchtung: Ich habe genug Krimis gelesen. Es darf wieder ein "bitzeli meh" sein. Und in die Bibliothek gehe ich, weil einfach kaum mehr ein Buch in meine Büchergestelle geht in der Puppenstuben-Wohnung, die uns immer lieber wird.

Montag, 15. Juli 2013

Sehr streng und sehr schön

Heute habe ich einen freien Tag. So einen freien Tag erlaubt man sich selbst im Pensionierungsalter. Und man begründet ihn gut vor sich selbst. Schliesslich gibt es immer etwas zu arbeiten. Reto hat zum Beispiel heute schon den Sitzplatz kräftig geschrubbt, weil da immer noch Baurückstände klebten. Und Katzenkotze. Aber, sagt Reto, ich dürfe frei machen, weil ich am Wochenende gearbeitet habe. - Ich habe zwei Taufen so gut und so schön gestaltet und durchgeführt, wie ich konnte. Mich zweimal auf eine Taufgesellschaft eingelassen. Mich zweimal gefragt, was der Bischof sagen würde. Das ist streng. Aber zum Glück war es vor allem auch sehr schön: Bei wunderbarem Sommerwetter von Wassen nach Wattingen gehen. Den Rohrbachfall bestaunen, der rauscht und sprüht und viel Wasser führt. Gutgelaunte Taufgäste begrüssen. Die Eltern nach dem Grund der Taufe fragen. Feiern. Ernsthaft. Gründlich. Modern. Viel Wasser über die Kinderköpfchen giessen. Die Täuflinge salben zu Königin und König, zu Prophetin und Prophet, zu Priesterin und Priester. Dass sie ihr Leben selbst regieren werden. Dass sie ihre Stimme in der Welt erheben werden. Dass sie ihren persönlichen Zugang zu Gott oder dem Göttlichen finden werden. So wichtig ist mir das, so wichtig!!!

Donnerstag, 11. Juli 2013

Was Judith kann, kann ich auch (noch)

Judith hat gestern erzählt, dass sie mit Partner und Kindchen in die Stadt gelaufen ist. Gut eineinhalb Stunden Weg. Was sie kann, kann ich auch und hoffentlich noch lange. Heute Morgen habe ich Reto vorgeschlagen, dass wir "es" auch tun. Allerdings haben wir nur eine Stunde zu gehen, weil wir näher bei der Stadt wohnen als Judith. Wir haben "es" getan und wieder unter den Platanen Kaffee getrunken. Ich will sowieso "Stadtwandererin" werden, weil ich ja nicht die geborene Bergwandererin bin. Gehen ist eine gute Sache. Man sieht zum Beispiel Bäume. Ich mag Bäume sehr gern. Heute habe ich eine Lärche bewusst wahrgenommen. Von den Platanen habe ich schon erzählt. In ihrem Schatten sitzen ist gut. Aber wir müssen gar nicht in die Stadt wandern um der Bäume willen; in unserem Garten steht ein fünfzigjähriger Ahorn. Gestern Abend sind wir auf unseren roten Holzstühlen unter seinen breit ausgestreckten Ästen Probe gesessen. Es fühlt sich gut an.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Vielversprechend

Seit heute Morgen dürfen wir "unseren" Rasen betreten. Das gibt ein Wohlgefühl in den blutten Füssen schon im Voraus. Rasen bei Sonnenschein - warm, weich, sommerig. Rasen im Regenwetter - gruselig, kalt, anhänglich. Am schönsten aber: Rasen in der Morgenfrühe - betaut, frisch und neu, vielversprechend. Ich freue mich auf jeden Rasentag!

Dienstag, 9. Juli 2013

Kerbelkraut im Wind

Trarira, der Sommer, der ist da...
Seltsamerweise steigen in mir heute Liedanfänge und Gedichtzeilen auf - ich glaube vor lauter Freude, dass es Hochsommer ist. Wieder und wieder gehen wir auf den Markt in der Steinberggasse und kaufen, was der Juli reifen lässt. Heute Himbeeren und Kirschen, natürlich Kopfsalat und Freiland-Gurken. Nur Dill haben wir vergessen, den Reto so gern am Gurkensalat mag. - Wie immer lädt eines von uns das andere mit den vollen Taschen zum Kaffee ein. Heute im Graben unter den Platanen mit leisem, lauem Wind.

Der Wind ist es wohl, der eine Gedichtzeile hervorgezaubert hat: "Wiege Kerbelkraut im Wind...", aber dann habe ich nicht weiter gewusst. Unterdessen hat mir Googel das ganze Gedicht von Silja Walter ausgespuckt:

Kraut für meine Ziegen

Wiege Kerbelkraut im Wind,
Wieg und wieg und weine,
Wieg ich doch mein kleines Kind,
Wenn ich's innig meine.

Ja, das kleine Kind! - Wenn wir Enkelkind Kaya im Arm wiegen, dann wiegen wir wohl immer auch unser kleines Kind. Hat es nötig!

Montag, 8. Juli 2013

Es ist getan - und siehe, es war gut

Wir können es noch, und das freut uns: Ein Essen für 15 Leute kochen. Die Logistik bewältigen für ein Fest mit vielen Menschen in kleiner Wohnung. Und tags darauf alles fertig aufräumen und ohne grössere Schäden in den Alltag zurückkehren.

Da sind wir jetzt und sind gut gelaunt, wenn auch ein ganz, ganz klein wenig verkatert. Das legt sich aber Stunden für Stunde mehr. Nach der Siesta sind wir wieder fit und jemand fragt wohl: Und was tun wir jetzt?

Was möchte ich heute tun? - Nachklingen lassen. Endlich wieder einmal Tagebuch schreiben. Gedanklich in das nächste Wochenende einsteigen, wo ich im Oberland taufen darf.

Es war schön, und es wird schön sein, und dazwischen gibt es zu tun.

Freitag, 5. Juli 2013

Markttag

Und wieder sind wir losgezogen auf den Gemüsemarkt in Winterthur. Am Sonntag feiern wir das nächste Fest, ein Dankeschön-Fest für unsere Zügel-Crew. Da braucht es Ware: zwei Kilogramm Bohnen, zwei Kilogramm Tomaten, Champignons, aber nur 200 Gramm. Gefunden haben wir ausserdem frische, süsse, aromatische, weiche, kurz wunderbare Feigen aus einer "cooperativa" von Sizilien. Je eine haben wir auf einer Bank vor der Stadtkirche ganz langsam und bewusst genossen. Mmmmmhhhh!

Donnerstag, 4. Juli 2013

Lesen, lesen, lesen...

Auf meinem Pult liegen ein Buch und mehrere Zeitungsausschnitte, die ich fertig gelesen habe, aber noch "bedenken" will. Das ist ein ganz gehöriges Durcheinander, aber harmloser als das Durcheinander in meinem Kopf, das all die "Leserei" Tag und Nacht verursacht.

Drei Pult-"Kostproben":

"DIE ZEIT", Führungskräfte werden oft krank durch Überlastung:
"Ich habe mich in einem Unternehmen befunden, das ganz viele Schafe hatte. Schafe, die zwar blöken, die sich aber sehr schnell in eine andere Richtung treiben lassen. Ich glaube, dass diese Schafsmentalität repräsentativ ist für viele Firmen...Kaum jemand hat den Mut, etwas zu sagen."
(Kopf-Durcheinander: Wohin wird Ägypten treiben? Was kann der "Hirte" in Chur sich noch alles leisten? Wie lange spricht man noch von Edward Snowden?)

"DIE ZEIT", Die Schweizer Atombombe (Anita Fetz):
"Vor 50 Jahren prüfte unser Land die Produktion von Atombomben. Das Militär wünschte sich 50 Atombomben zu je drei- bis fünffacher Vernichtungskraft der Hiroshima-Bombe."
(Früher einmal habe ich tatsächlich auch geglaubt, dass die Schweiz besser als andere Länder sei, ethisch besser und überhaupt. Der Glaube macht nicht selig sondern dumm.)

Aus dem Buch von Uta Ranke-Heinemann, Nein und Amen:
"Unter Skeptikern verstehe ich nicht Leute, die an der Existenz Gottes zweifeln, sondern Zweifler, die an der Verstandesfeindlichkeit der christlichen Kirche verzweifeln. Bei den christlichen Kirche führt nämlich jeder Konfessionswechsel immer nur vom Regen in die Traufe. Die Traufe, in die ich - auf der Suche nach der grossen Toleranz - durch meine Konversion zum Katholizismus geraten würde, hat mein Vater klar erkannt, den Regen, in dem ich in der evangelischen Kirche stand und stehen gelassen wurde, allerdings nicht...Mein Vater sah, dass das nicht gut gehen konnte, als ich 1953 katholisch wurde, und es ging auch nicht gut."
(Als ich einen katholischen Mann heiratete, sagte mein Vater, ich werde leiden. Trotzdem habe ich 1991 konvertiert, und ich leide.)

Mittwoch, 3. Juli 2013

...und es ist wieder gekippt.

Das Wetter meine ich in erster Linie, das wieder gekippt ist: Von wunderbarer Wärme, ja, schon sommerlicher Hitze zu garstiger Kälte (16 Grad in den Niederungen) mit Regengüssen. Gestern sassen wir an der Sonne; heute bleiben wir drinnen. Gestern kochte ich Sommertee mit eigener Minze und eigener Verveine. Heute ...

Ein bisschen demütigend ist es für mich allemal, wie abhängig ich vom Wetter bin. Gestern war ich fröhlich und voller Energie. Sonnenenenergie. Lebensfreude. Heute...

Dienstag, 2. Juli 2013

Es steht ihm gut.

Gestern schlug Reto vor, heute gefüllte Tomaten zu backen. Das ist eines unserer Lieblingsmenüs, das es aber nur im Sommer gibt. Tomatenzeit. - Sommer genug? - Wir haben Tochter Judith angefragt, ob sie mit uns essen wolle. Und die Tomaten, gefüllt mit Zwiebeln in Butter hellbraun gebraten, Kartoffelwürfeli, Freiburger Vacherin und Schnittlauch haben sie zu uns gelockt. Natürlich mit Kaya, die genau heute drei Wochen alt ist.

Schöne Stunden auf unserem Sitzplatz. Ja, Sommer genug. Und der Freude viel mit Judith und Kaya. - Wir haben die beiden zu Fuss von Oberwinterthur heim nach Elsau begleitet (45 Minuten bei mehr als 30 Grad). Der Grossvater, mein Mann, hat die ganze Zeit den Kinderwagen gestossen. Es steht ihm gut.

Montag, 1. Juli 2013

Winterthur, die waldreichste Stadt der Schweiz

Nach dem Morgenessen noch ein wenig "umeplämperle"(= herumhängen). Dann haben wir den Rucksack gepackt: Zwei gekochte Eier, Rauchwürstli vom Arnold in Altdorf, letzte getrocknete Cherrie-Tomätli vom Dreierlei, nicht allzu frisches Brot, eine reife Nektarine, drei Aprikosen, je eine Aluflasche Wasser. Damit haben wir uns auf den Weg gemacht. Unter dem Bahnhof Oberwinterthur durch, andere Seite hoch, weiter links bis zum Bäumli-Weg und dann kurz, aber steil aufwärts bis zum Aussichtspunkt über die waldreichste Stadt der Schweiz (wer es nicht glaubt, kann googlen).

Nach einer Früchte-Pause weiter zu den Walchenweihern, die zu unserer Überraschung umgestaltet worden sind. Ooohh, das war früher romantischer und naturnaher, aber es kann ja wieder werden. - Endlich gab es Picknick (jemand hatte schon länger "gschtörmet", einfach weil Picknick so gut und so schön ist). Zwei vollkommen zufriedene Pensionierte sassen dann längere Zeit auf einem roten Bänkli und schauten den Enten, den Libellen und den Jugendlichen weiter oben zu und sogen die Waldluft gierig ein.