Freitag, 31. Januar 2014

Schönes Wetter

Die Sonne scheint. Die Haselsträucher blühen. Die Insekten tanzen. - Reto und ich haben wieder unseren grossen Hegirundgang mit Kaya gemacht. Derweil kocht Kaya's Mami Müesli für ihr Meiteli und bringt uns dann auch einen Vorrat davon mit. - Kaya ist heute "nachdenklich", nicht so "lachig" wie sonst. Kommt wohl bald ein neuer Zahn zum Vorschein. - Ich wäre manchmal froh, wenn ich neue Zähne schuld geben könnte. Aber heute scheint die Sonne, blühen die Hasel, tanzen die Insekten.

Donnerstag, 30. Januar 2014

Allein unterwegs

Nein, es ist nicht wichtig, dass ich noch länger lebe. Ich habe meine Aufgaben erfüllt. Ich könnte abtreten. - Möchte ich denn noch länger leben? - Heute auf meinem Spaziergang allein mit mir habe ich gespürt, dass da ein dunkler Unterton ist. Er murmelt, der Ton. Murmelt: "Du könntest gehen. Es sind alle versorgt. Und du hast das grosse Glück, dass du Kaya hast kennenlernen dürfen." - Beim Weitergehen habe ich die Vögel wahrgenommen, die sich endlich wieder bemerkbar machen. Hoffnung auf den Frühling in ihrem Tönen? - Und ich habe fünf "Gisegeiseli" (Gänseblümchen) gepflückt und sie in der warmen Hand nach Hause getragen. - Und dann war der Weg mitten durch die Rebberge des Goldenberges so schön, dass ein Glück aufstieg. Könnte ich Tag für Tag als Geschenk und Anfrage vom Leben an mich sehen? - Ich könnte.

Mittwoch, 29. Januar 2014

My name is...

Nein, langweilig wird uns nicht, und sollte die Gefahr bestehen, tun wir sofort etwas dagegen. Zum Beispiel, indem wir eine Sprache lernen, die wir noch nicht können. Reto ist heute zum ersten- von 24mal in den Englischunterricht gegangen. His name is Reto and my name is Esther. Auffrischen würde mir auch gut tun, aber ich lasse es noch. Kurz bevor Reto mich überflügelt, tue ich den Turbo rein und lerne Wörter. Oder auch nicht.

Derweil mein Herr Gemahl sich dem Englischen gewidmet hat, bin ich einkaufen gegangen im Coop. Dann habe ich gerüstet, gebraten und gerührt, weil Besuch zum Mittagessen kam. Mein Firmgötti mit seiner Frau. Etwa 15 Jahre älter als wir. Je - nicht zusammengezählt. Bei "Härdopfustock ond Sosse draa" haben wir uns bestens unterhalten über unsere gemeinsamen und vereinzelten Altersgebresten und über unsere Kinder, zur Kirche gehend oder nicht zur Kirche gehend. Die Guten sind, die glauben, findet Anni. Aber Alois sagt schlicht: "Viel Platz brauchen unsere Kinder und Kindeskinder auch nicht in den Kirchenbänken."

Jetzt ist Abend, und morgen ist auch wieder ein Tag. Ich werde in den Keller steigen und umräumen und einräumen und Sachen finden und mich freuen. Reto wird auswärts essen gehen mit ehemaligen Kolleginnen. Her names are Doris dies und Doris jenes.

Dienstag, 28. Januar 2014

Dunkel und lang

Heute "taget" es bei mir überhaupt nicht. Wohl, weil die Nacht so dunkel und lang war. Bis zwei Uhr habe ich überhaupt nicht geschlafen. Um drei Uhr wollte ich nachschauen, ob es schneit, aber die Nacht war so undurchdringlich finster, dass rein gar kein Wetter und sonst auch nichts zu sehen war. Mit genauem Meditationsatem brachte ich mich langsam ruhig, und um halb acht Uhr hätte ich wohl wirklich schlafen können.

Der Gründe waren wohl viele. Einzeln unbedeutend, als Gesamtpaket lastend. Ich muss Päckli abbauen. Gerade an hellen, guten Tagen wie heute.

Kaya ist gekommen. Sie lernt gerade schlafen. Sie macht es besser als ich.

Montag, 27. Januar 2014

Besuch, Besuch - wie gut

Gestern hatten wir Besuch und genossen es sehr. Am Schluss nahm der Besuch alle Zügelkartons aus unserem Keller mit. So blieb uns nichts anderes übrig, als heute in den Keller zu steigen und das letzte noch nicht aufgestellte Gestell "zusammenzumechen". Nicht ohne Schimpfen. Nicht ohne Irrtümer,aber auch nicht ohne letztlich gültige Versuche. Die nächsten Tage werden wir weitere Zeit im Keller verbringen. Aber dann, dann werden wir fertig eingerichtet sein!

Die nächsten Tage werden wir auch wieder Besuch haben. Und unsere Liste von demnächst einzuladendem Besuch ist lang. Und sollte sie "abgearbeitet" sein, wird sie sich wie von selbst erneuern. Nie werden wir fertig sein mit "Besuch". Und das ist wunderbar. Denn - wie pflegt meine beste Freundin zu sagen: "Mein grösstes Hobby sind Menschen."

Sonntag, 26. Januar 2014

Im Friedensgebet Frieden FINDEN

Ich lese. Ich rätsle. Ich meditiere gelegentlich. Ich höre Musik. Ich begegne lieben Leuten. ICH SCHREIBE. - Und trotz diesem allem empfand ich bis gestern Abend einen Mangel.

Etwas fehlte. Etwas, das mich rund und ganz macht. Etwas, das einen Hunger der anderen Art stillt.

Zu meiner eigenen Überraschung MUSSTE ich gestern Abend dringend in einen Gottesdienst gehen. Orgel hören. Kirchenlieder singen. Bibeltexte vorgetragen bekommen. Gebete mitsagen. Eine Predigt auf mich wirken lassen. Im Friedensgebet Frieden FINDEN. Mit mir fremden Menschen ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. -

Reto kam mit. Ich wäre auch allein gegangen. Ich brauche das. Manchmal.

Ich bin geborgen in diesem Ritual, das ich vor kurzer Zeit selbst immer wieder mit Menschen gefeiert habe. Ich bin geborgen im Ritual, auch wenn ich eher nicht (mehr) an Gott glaube. Zum Glück hat der Gemeindeleiter von Oberwinterthur alles nicht nur gut, sondern sehr gut gemacht. Wichtig ist, dass Zelebrant oder Zelebrantin nicht stören.

Samstag, 25. Januar 2014

Buchhandlungen sind gefährlich

Ich war in der Stadt heute Morgen. In "Buch am Platz" wollte ich nur ein Buch zu einem Geburtstag kaufen. Aber ehe ich dieses gefunden hatte, fand mich ein anderes, das unbedingt zu mir wollte: "Es muss gar nichts bleiben" - Interviews mit Ilse Aichinger.

Dass Ilse Aichinger noch lebt und oft ihr Lieblingskaffee in Wien aufsucht, hätte ich nicht gedacht. Sie wird dieses Jahr 94 Jahre alt. - Ich lese gern, was noch ältere Leute als ich über das Leben und das Sterben denken. Und Ilse Aichinger formuliert manchmal Sätze, die mich erschrecken:

"Der Krieg war meine glücklichste Zeit...Man wusste sehr genau, wo Freunde sind und wo nicht, was man in Wien heute nicht mehr weiss."

Als ich durch die Marktgasse ging und daran dachte, dass bald Februar ist, dachte ich intensiv an meine 2009 verstorbene Mutter. Der Februar ist ihr Monat. Am Vierten hatte sie Geburtstag. Was Ilse Aichinger über "Abschied" schreibt, kann ich nur unterstreichen:

"Der Glanz, den der Abschied gibt:
Vielleicht erkennen wir einander nur richtig in einem Licht von Abschied, und vieles, das wir sonst vergeuden würden, erscheint uns darüber kostbar."

Der Abschied von meinem Mami hat vier Jahre gedauert; der Glanz nimmt immer noch zu.

Freitag, 24. Januar 2014

Weiterschreiben

Am Morgen haben wir wieder eine ganze Tasche voller Salat und Gemüse vom Markt heimgetragen. Dann habe ich ein neues Chicorée-Rezept ausprobiert, von dem Reto hell begeistert ist. Ich auch. Ein neues Kochbuch ist allemal anregend. Das lese ich so gern wie einen Krimi.

Jetzt habe ich Zeit weiterzuschreiben an meinen Lebensgeschichten. Bevor ich beginne, führe ich mir eine Aussage von Joachim Gauck, Bundespräsident von Deutschland, nochmals zu Gemüte:

"Die Nostalgie schafft sich beständig eine Scheinwelt...Es ist nicht Dummheit, die die Menschen an ihr lieben, sondern die Freiheit von Schmerz."

Das ist meine Angst beim Schreiben - meinen Lebensschmerzen wieder zu begegnen. Aber ich will für Kaya keine nostalgische Geschichte festhalten. Beschreiben, aber nicht "schönen". Beschreiben, aber auch nicht werten.

Donnerstag, 23. Januar 2014

Heute gebe ich mir die Erlaubnis zu hängen

Gestern war meine Freundin Helena mit ihren Zwillingsbuben (7 Monate alt) bei uns. Drei Erwachsene und zwei Babies. Ganz schön lebendig. Da hat man alle Hände voll zu tun. Wenn der eine weint, stimmt der andere ein. Hat der eine die Mamma für sich, will der andere auch. Mal hat dieser Hunger, dann jener - oder beide zusammen.

Für mich "older woman" gibt das fast eine Reizüberflutung. Bin nicht mehr so schnell im Verarbeiten. Aber schön war es, schön! Helena kommt wieder. Hoffentlich kocht dann auch Reto wieder. Hat er gut gemacht. Und ich hatte mehr "Schwatz-Zeit", so uns die Buben Gelegenheit dazu gaben.

Mittwoch, 22. Januar 2014

"Im Vergangenen redet die Zukunft in hundert Zeichen." (nach Friedrich Nietzsche)

Ich habe begonnen, meine Lebensgeschichte(n) für unsere Enkelin in ein grosses, weisses, fast noch leeres Buch hineinzuschreiben. Das ist schwieriger, als es tönt. - Wo beginne ich? Was gehört unbedingt dazu? wie schreiben, dass Kaya verstehen wird?

Meine beste Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass sich Kaya vielleicht gar nicht für meine Aufzeichnungen interessieren wird. - Kann sein, hoffe ich nicht. Mut machen mir neuere Untersuchungen, wie wichtig Generationenbeziehungen heute sind. Im Gegensatz zu Paarbeziehungen halten sie meist ein Leben lang. So ist mehrfach zu lesen.

Es profitieren alle: Die Jungen lernen von den Alten mehr Gelassenheit; die Alten behalten dank der Jungen die Begeisterungsfähigkeit.

Dienstag, 21. Januar 2014

Ablenkung

Reto sitzt am Tisch und löst ein Kreuzworträtsel. Ich habe die Mails gecheckt. Aber ich werde ständig abgelenkt von Kaya, einfach weil sie so neu ist, so herzig ist, so unterhaltsam ist - sogar wenn sie jammert. Dann singe ich, und sie freut sich. Wer sonst freut sich schon, wenn ich singe? Dann mache ich Kapriolen, und sie lacht. Wer sonst lacht, wenn ich "Blödsinn" mache. Dann erfinde ich Sprüchli, und sie hört zu. Wer schon hört mir zu, wenn ich Sprüche mache? - Von Enkelin Kaya werde ich am liebsten abgelenkt.

Montag, 20. Januar 2014

Die grosse Frage

Es ist unglaublich, wieviel immer zu organisieren ist, zu ordnen ist, zu kochen ist, zu glätten ist, zu schreiben ist, zu denken ist, zu fühlen ist. Es ist unglaublich, wie gross das Leben ist!

Heute Morgen habe ich, nachdem ich es gewiss vor nicht allzu langer Zeit eingeräumt habe, ein Gestell ausgeräumt, weil es anders gebraucht wird. Das "Lexikon für Theologie und Kirche" muss  nicht mehr in Griffnähe stehen. Dafür machen mich jetzt dort Kinderbücher, Kinderliederbücher und Kinderbastelbücher "gluschtig". In ihnen zu blättern und zu überlegen, welche Fingerverse ich für Kaya schnabulieren will, welche Liedlein von Geissen und Alpen ich noch kann, wie der Wind in "Muetters Stübeli" geht, das erfrischt die Grossmutter sehr.

Und da liegt auch noch das Bilderbuch von Wolf Erlbruch "Die grosse Frage". Also lautet die grosse Frage: WOZU BIST DU AUF DER WELT?  - Meine Antwort heute: Um zu organisieren, zu ordnen, zu kochen, (nicht zu glätten; das macht Reto), zu schreiben, zu denken, zu fühlen. ZUM BEISPIEL!

Sonntag, 19. Januar 2014

Ich versinke

Sudokus sind eine Plage! Ich versinke in ihnen, ertrinke, versumpfe. Wenn ich sie lösen kann, bin ich mässig zufrieden, weil das nächste Zahlengitter vielleicht mein Unvermögen erneut an den Tag bringt. Ich bin dumm. Kann nicht mal ein Sudoku lösen. Und so löse ich und löse - oder auch nicht. Eine Sucht ist das. Und am allerschlimmsten ist es, wenn ich eines vor dem Schlafengehe ausknoble. Dann träume ich von den Zahlen. Dann sehe ich die Zahlengitter gefüllt und ungefüllt noch die halbe Nacht vor mir.

Derweil ich mir ein Sudoku mit allen schlimmen Gefühlen antue, jagt Katze Peppina auf dem Sitzplatz Insekten oder was weiss ich. Lebt Reto mit den Skifahrern und Reportern on TV mit. Lebt wenigstens. Holt sehr guten Wein im Keller für das Sonntagmittagessen, das er sich gewünscht hat und das ich kochen werde: "Hacktötschli" (Hackbeefsteak), Kartoffelstock und Salat.

Ein Preissudoku habe ich lösen können. Wenn ich gewinne, bekommen Judith, Harry und Kaya den Preis. Sind sechs Tage in einem Kinderhotel. - Ein Sudoku habe ich "unvollendet" weglegen müssen. Bevor der Frust zu gross wird, fange ich an zu kochen.

Samstag, 18. Januar 2014

Alte Zeiten aufleben lassen

Gestern Abend war es so weit: Zwei "Jungs" aus der Jugendgruppe "Grüppli" von St. Urban, Winterthur-Seen kamen mit ihren Partnerinnen zu uns zu Besuch. Jahrelang nicht mehr gesehen (die Frauen zum erstenmal). Geredet, als gäbe es keinen Unterbruch. Es war soooooo schön!

Zum einen jungen Mann sagte ich bei der Begrüssung: "Du siehst dir ähnlich." - Er bezog es auf seine paar Kilo mehr, aber es ist auch sein Gesicht. Das Vertraute ist noch da, aber es ist Neues dazugekommen. Wie es sein soll. Alte Zeiten aufleben lassen ist schön, aber man muss sie in die Gegenwart führen können. Gespräche mit "weisst du noch?" sind einfach, aber herausfinden, was jetzt ist, das wäre spannend. Kommt noch, wir sehen uns wieder.

Freitag, 17. Januar 2014

Und dann bin ich froh...

Die Unterschriften an die Bischofskonferenz sind gesammelt, und es sind bei den 2697 Namen viele, viele dabei, bei denen ich die Gesichter hinter dem Namen sehe. Ich bin nicht allein. Wir sind nicht allein, die wir uns Kirche gaaaanz anders vorstellen als Bischof Huonder von Chur. Darum hoffe ich, dass ich nächstens meine Ruhe wieder finde, meine Seelenruhe. Dass die erhöhte Körperfrequenz sich normalisiert und ich nicht ständig über meine Kapazität leben muss. Wobei nicht auszuschliessen ist, dass Puls und Herzfrequenz sich an anderen Themen erhöhen werden. Womöglich an viel wichtigeren Themen als dem der Kirche.

Wie geht es weiter mit uns allen? Was halten wir für wichtig? Was geht uns an? Was treibt uns an? - Wir leben in einer Umbruchzeit. Kommt mir vor wie im Herbst: Die Erde umbrechen, umstechen, bereit machen, um dann im Frühling zu überlegen, was da hinein soll. - Noch ist nicht Frühling, auch wenn ihn Reto täglich beschwört.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Kultur(abbau) - neue Kultur???

"Jüdische Legende"

"Ein Rabbiner durchquerte ein Dorf, ging in den Wald und dort, am Fusse eines Baumes, betete er. Und Gott hörte ihn. Auch sein Sohn durchquerte dieses Dorf. Er wusste nicht mehr, wo der Baum war, und betete also an irgend einem Baum. Und Gott hörte ihn. Der Enkel des Rabbiners wusste weder, wo der Baum war noch wo der Wald war. Er ging zum Beten in das Dorf. Und Gott hörte ihn. Der Urenkel wusste weder, wo der Baum war noch der Wald noch das Dorf. Aber er kannte noch das alte Gebet. So betete er zuhause. Und Gott hörte ihn. Der Ururenkel schliesslich kannte weder den Baum noch den Wald noch das Dorf noch das alte Gebet. Er kannte aber noch die Geschichte und erzählte sie seinen Kindern. Und Gott hörte ihn."

WIE GEHT ES WEITER???

Mittwoch, 15. Januar 2014

Ein Tag Kirchenpause (Bistum)!!! Muss sein!

Heute habe ich Reto nach Zürich verführt und ihm Gassen und Plätze gezeigt, die mir besonders gut gefallen. Auch in der Predigerkirche waren wir und haben mit einer "Aufräum-und-Präsenz-Nonne" geplaudert. Wir drei sind uns einig, dass die Predigerkirche ein ganz besonders offener Ort ist. Nicht nur die Türen sind offen, sondern weit mehr. Eine Wohnkirche. Eine Kirche zum Aufatmen. Reformiert oder noch viel mehr - echt ökumenisch. Guuuuut!

Im "Pastorini" (Spielzeugladen) haben wir gekauft, was mein Begehren war - ein Schaukelpony für Kaya. Reto schraubt das Ding gerade zusammen und hat noch nie geflucht. Ist eben "Pastorini" und nicht "Ikea". - Morgen kommt Kaya zu uns. Ob sie schaukelt???

Dienstag, 14. Januar 2014

"Die Saat von heute ist das Brot von morgen"

Ich habe vor einiger Zeit Post von "Brot für alle/Fastenopfer" erhalten. Heute Morgen habe ich mir das dicke Couvert erstmals vorgenommen. "Die Saat von heute ist das Brot von morgen" wird das Motto für die Fastenzeit sein - ein gutes Motto, das sehr breit denken und handeln lässt.

"Alle stehen wir auf der einen Bühne der grossen weiten Welt, und alles, was dort geschieht, betrifft uns alle." hat ein gewisser Johann Amos Comenius im 17. Jahrhundert verlauten lassen. Der Satz trifft in unserer Zeit der Globalisierung noch weit mehr zu.

Für heute ist mir die kleine Welt des Bistums Chur nochmals wichtig. Ist es nicht so, dass auch die hirnrissige Idee des Bischofs von Chur mit den verschränkten Armen statt den offenen Händen uns alle betrifft, weil sie  Menschen verletzt, die wir kennen und darüber hinaus viele, die wir nicht kennen. Es betrifft uns, und mehr als 1800 Menschen guten Willens haben schon den Appell dagegen unterzeichnet. Ich wünsche mir noch weit mehr Unterschriften, die man bis Donnerstag noch leisten kann auf der folgenden Internetseite:

www.pfarrei-initiative.ch/medienberichte

(dann unter "Segen statt Brot" > Appell an...)

DANKE!

Montag, 13. Januar 2014

1914 brach ein Krieg aus - 2014??

Im "Tagi-Magi" (Magazin des Tagesanzeigers) vom 17.1.2014 ist ein Artikel des Historikers Philipp Blom erschienen. Er vergleicht darin die Befindlichkeit der Menschen um 1914 (Ausbruch des 1.Weltkrieges) und jetzt, hundert Jahre später. Er kommt zum Schluss, dass es viele Ähnlichkeiten gibt, dass vor allem das Gefühl einer grossen Unsicherheit sich deckt. Und dass wir nicht wirklich weiter gekommen sind. Der christliche Wert vom Leiden bestimme uns nach wie vor (Fitnesskultur, lange Arbeitszeiten, Stress; je schlechter es uns jetzt geht, desto weniger müssen wir leiden im Jenseits).

Lernt man aus der Geschichte? - Das ist eine sehr alte Frage. Blom sagt: "Wenn wir nicht darüber nachdenken...dann lernen wir bestimmt nichts."

Sein Interviewer behauptet, dass wir mit den ganzen elektronischen Medien verdummen. Darauf sagt Blom: "Wir werden nicht dümmer, nur leider auch nicht schlauer, und wir brauchen unsere eigene Intelligenz und unsere existentielle Kreativität seltener in unserer durchorganisierten Gesellschaft."

Über seine folgende Frage will ich länger nachdenken:

"Wir haben einfach das Vertrauen in die Zukunft völlig verloren. Wir wollen, dass die Gegenwart nicht aufhört, aber wollen keine Zukunft."

WAS HEISST DAS FÜR UNSERE KINDER UND KINDESKINDER?

Sonntag, 12. Januar 2014

Ein neues Adressbüchlein

Ewige Arbeitsjahre lang kaufte ich mir gegen Ende des Kalenderjahres immer dieselbe dicke, neue Agenda, um darin alle meine Verpflichtungen, aber auch die geplanten Freuden einzutragen. Wobei Verpflichtungen und Freuden oft sehr wohl ineins fielen. Ist eine Taufe nicht eine der wunderbarsten Freuden? Eine Trauung? Ein Kirchenfest?

Diesmal aber ist meine neue Agenda sehr dünn - der Verpflichtungen sind viel weniger geworden. Die neue Agenda enthält kein integriertes Adressverzeichnis. Also habe ich mir ein kleines, feines, ledernes, weinrotes Adressbüchlein gekauft. Und diese Woche habe ich die gesammelten Adressen übertragen. Das war eine wahrlich langwierige Arbeit. Und sie stellte mich vor Fragen:
  • welche Adressen behalten, welche lassen?
  • wo ist Hoffnung, dass man sich wieder einmal sieht?
  • wo besteht noch Trauer über eine abgelegte Beziehung?
  • wer wird wohl umziehen?
  • wer stirbt?
  • wer hält neu Einzug ins Büchlein, von dem/der ich noch nichts weiss?
Ich erinnere mich gern an das Adressbüchlein meiner Mutter. Eine Fundgrube über ihren Tod hinaus.

Samstag, 11. Januar 2014

Trauer und Hoffnung

Gestern habe ich auf tausend und mehr Unterschriften gehofft für den Appell gegen "Segen statt Brot"; eben sind es schon 1019. Mir mitgeteilt von einer der Initiantinnen. DANKE!!!

Das ist schön. Das ist gut. Nur wird sich in Chur nichts ändern. Und in immer noch breiten Kreisen der Bevölkerung wird sich nichts ändern. Weil es anstrengend ist, sich zu informieren und dann allenfalls zu einer neuen Meinung zu kommen. Es ist viel einfacher, nachzusagen, was viele sagen, was man schon immer sagte, was die eigenen Kreise sagen, als aus den abgefahrenen Geleisen, den rostigen, ewiggestrigen, hinauszuspringen und mutig eigene, neue Wege zu gehen.

So freue ich mich SEHR über die 1019 Unterschriften, aber ich bin voller Trauer über eine Welt, in der weiterhin diskriminiert wird, über eine Welt, in der Faulheit und Dummheit grassieren. Nicht, weil einer nicht intelligent wäre, aber weil er oder sie lieber in der vermeintlichen Sicherheit des eigenen Geistesgefängnisses leben bleibt.

Hoffnung? - Wäre eine schöne Sache.

Freitag, 10. Januar 2014

Bevor ich etwas Schönes, Verlockendes, Neues beginne, muss ich am Alten, Hässlichen, Verstörenden weiter arbeiten: Es sind wieder Unterschriften gefragt. Gegen die Sache von der ich gestern berichtet habe und an die ich fast nicht denken kann, ohne dass mir übel wird. Zu finden ist alles hier:

www.pfarrei-initiative.ch/medienberichte

Wir sind froh um jede Unterschrift. Ich hoffe auf tausend und mehr. Das ist absolut möglich, weil in den ersten 24 Stunden schon dreihundert zusammengekommen sind.

Das Schöne, Verlockende, Neue ist dies: Ich habe gestern ein grosses, leeres Buch gekauft. Da hinein will ich für mein Enkelkind Kaya die Geschichten meines Lebens schreiben. Ich beginne mit den Eltern meiner Eltern - der Finsterthüele und dem Schneckenberg, wo sie gewohnt haben und schreibe dann weiter, so weit mich das Leben lässt. Ich bin gespannt, wohin mich das Schreiben trägt. Ohne Schreiben bin ich nicht - jedenfalls nicht vollständig.


Donnerstag, 9. Januar 2014

Ungleichzeitigkeiten

Ehemann Reto hat heute einen Arbeitstag: Kindergarderobe an die Wand dübeln (sie hält; wirklich wahr!), Weihnachtsbaum so zerkleinern, dass Grobes zum Grillieren taugt, den Rest in den Grüncontainer, Wäsche glätten (bei mir bliebe sie zu lange liegen), Sachen einkaufen, die es nicht in nächster Nähe gibt...

Ich habe heute frei, frei, frei. Ich war in Zürich bummeln und habe wieder gestaunt und mich riesig darüber gefreut, wie schön die Innenstadt ist. Ich war in der Papetterie "Papier 5" und habe herzige Katzenkarten gekauft (z.B. Katzengrossmutter strickend mit Katzenenkelin). Zwar hätte ich eine Schachtel mit Couverts und Schreibpapier gewollt; dem hat man früher "PAPETTERIE" gesagt. Muss man heute erklären. Gibt es fast nicht mehr. Aber in "Papier 5" am Neumarkt konnten sie mir sagen, wo ich finden werde: An der Bahnhofstrasse 65, bei "Landolt-Arbenz" ( seit 1882). ICH HABE GEFUNDEN.

Das ist nämlich so: Wir bekommen keinen 13. Monatslohn mehr. Das vermissen wir. Da haben wir einfach beschlossen, dass je Franken 100.- unsere Gratifikation seien. Diese hundert Franken habe ich heute "verputzt". Mit grossem Vergnügen.

Mittagessen auf einer Bank am See: Brezel mit Rohschinken, dazu Mineralwasser (Fr. 11.- dazu).

Es war ein wunderschöner Tag. Aber es war auch wiederum ein Tag, wo meine Gedanken zu oft bei der letzten Bischofgeschichte weilten. Die neuste Bischofgeschichte geht so: Alle, die in "irregulären Verhältnissen" leben (z.B. Homosexuelle, Geschiedene-Wiederverheiratete, Unversöhnte, solche, die anders als "natürlich" verhüten...) sollen sich beim Kommunionempfang der Gläubigen auch in die Reihe stellen, aber vor dem Priester die Arme verschränken; dieser weiss dann und gibt ihnen einen Segen statt der Hostie.

Ungleichzeitigkeiten noch und noch!

Mittwoch, 8. Januar 2014

Dienstag, 7. Januar 2014

Noch nicht ganz startklar

In zwei Stunden kommt "das Meiteli". Gerade habe ich mein Morgen-Sudoku fertig gekriegt. Hirntraining. Meine Gedanken und Gefühle sind noch ein wenig am gestrigen Sonntag. Gedächtnisübung: Wieviele Tierarten haben wir gesehen im Wildpark Langenberg? - Pferde, Hirsche, Wölfe, Luchs, Hase, Steinböcke, Kolkraben, Elster. Wieviel kostet das Doppelzimmer mit freistehender Badwanne und Morgenessen? - Hundertfünfzig Franken für zwei. Ob man da nachts die Wölfe heulen hört? Ausprobieren.

Reto kriecht auf dem Boden herum und faltet seinen Weihnachtsvorhang zusammen. Der Krippenstall ist schon leergeräumt. Mein Ehemann wartet auf Unterstützung. Ich muss endlich in den Tag hinein starten.

Montag, 6. Januar 2014

Wochenbeginn

Wir planen: Den Menüplan für drei Tage. Einen Ausflug an die Sonne heute. Entsorgen von leeren Flaschen. (Genug getrunken mit Gästen und zu zweit über die Festtage.) Leichte Kost zum Abnehmen des angefressenen Kilos. Mehr vegetarische Tage. - Also zurück zum Alltag!

Wenn da nur die Guetzlibüchsen nicht wären! Wenn da nur keine Schöggeli fein gefüllt am Tannenbaum noch baumeln würden! Wenn da nur die Beinfaulheit nicht wäre, der erdenschwere Körper, der am liebsten ruht!

Zurück zum Alltag? - Jetzt, wo sowieso wieder alles anders wird: Ab morgen haben wir Grosselternpflichten. Einen neuen Monatsplan mit Holen und Bringen einer kleinen Person. Einer kleinen Person, die sich so schnell entwickelt, dass ich meine Mutter sagen höre: "Geniesse es; es geht so schnell vorbei!"

Wir freuen uns un-alltäglich und sind sehr gespannt auf das Abenteuer "Grosselternpflichten". Kindlicher Übermut kommt auf!



Sonntag, 5. Januar 2014

Auslüften

Eigentlich waren wir beide zu faul, aber es war uns klar, dass ein wenig auslüften nur gut tun würde. Also gingen Reto und ich nach dem Käfeli um drei Uhr nachmittags los Richtung Schloss Hegi. Eine grosse Runde forsches Gehen - und immer wieder Stillstehen. Ich sah so viel. Musste genauer hingucken: War das nun eine Haubenmeise oder eine Tannenmeise? - Für Reto waren alles Spatzen, und er war damit zufrieden. - Es war eine Tannenmeise; ich habe nachgeschaut. - Ein kleines Biotop fanden wir auch noch, das uns bisher unbekannt war. Müssen wir im Frühling hin, wenn es quakt. Ob es da auch Salamander gibt oder gar Schlangen. Heute gab es Pferde, beritten und zu Fuss geführt. Die Reiterin machte auch eine grosse Runde und sprach uns auf ihrem Rückweg an mit: "So sieht man sich wieder."- Äusserst zufrieden kehrten wir nach einer guten Stunde in die Puppenstube zurück. Bereichert, erfrischt und Vitamin D - aufgetankt.


Es war keine Tannenmeise, sondern eine Weidenmeise! Korrektur nach intensivem "Studium".
Ist das nun sicher??? - Hm, hm...

Donnerstag, 2. Januar 2014

Alter Kalender - altneue Erkenntnisse

Am Anfang eines neuen Jahres ist viel zu tun: Neue Kalender aufhängen, neue Agenda zum Gebrauch bearbeiten. - Wenn alte Kalender Sprüche enthalten, sichte ich diese auf Unverzichtbare und Papierkorbware. Sprüche zum Paradies gehen unter "Na, ja!" - Meist sind sie wahr und nicht wahr gleichzeitig und jederzeit ergänzbar oder ersetzbar. Aber heute also hier doch ein Paradiesspruch:

"Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben:
die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder."       Dante Alighieri



Mittwoch, 1. Januar 2014

Gar nicht gewusst

Was ist der Mensch? - Da gibt es den "homo erectus", den aufgerichteten Menschen. Den "homo oeconomicus", den wirtschaftlich denkenden Menschen. Den "homo sapiens", den vernunftbegabten Menschen. Den "homo ludens", den spielenden Menschen. Und wie die "homini" alle heissen.

Aber gibt es auch das "Familientier", und kann das ein Mensch sein? "Homo familians", um ihn oder sie superklug zu benennen? - Ich habe gar nicht gewusst, wie sehr ich ein "Familientier" bin (zu "Familie" gehören nicht nur Blutsverwandte!!) Aber ich habe es über Weihnachten und bis Neujahr ganz selbst erlebt. Fast dauernd waren wir unter anderen, und wir waren es gern. Sitzen und reden. Sitzen und essen und trinken. Zusammen sitzen. Zusammensitzen.

Bevor ich aber am Stuhl kleben bleibe, besinne ich mich auf meine weiteren Eigenschaften als Mensch. Gehen statt sitzen. Denken statt reden. Aufspringen, fortrennen. Den Stuhl wechseln. Den Stand-Punkt verändern. Neue Perspektiven entdecken. Allein sein. Das neue Jahr aufspüren.