Dienstag, 31. März 2015

All das, all das...

Ein Buch, das mich verzaubert,
geschrieben von einer jungen Türkin,
ein Sturm, der Nachbars Gartenlaube abgedeckt hat,
der unser Windrad zum Erliegen brachte,
ein Sturm, so heftig wie im Urner Oberland noch und noch,
eine Tasse Kaffee, die laut Anpreisung vom Salz der Meeresluft eine Ahnung bringt,
Meeresluft, in der die Bohnen getrocknet wurden,
Kaffee, der nun schmeckt, wie er soll,
ich habe eine Prise fleur de sel dazugegeben,
eine Ahnung, wie weit und wie verbunden die Welten sind,
all das, all das und mehr macht den heutigen Tag aus.

Montag, 30. März 2015

Speck und Spiegeleier sind gesund und machen gute Laune

Im Verlauf des gestrigen späteren Nachmittags haben wir ganz spielerisch Mundartvergleiche angestellt. Ich bin ja jetzt "im Besitz" dreier Mundarten: Aargauer Dialekt (Wörtersammlung der Aargauerzeitung) und Urner und Zürcher Mundart (Wörterbücher). Unser Sohn hat vor allem darüber gestaunt, wie viele Wörter er nie gehört hat, die seiner Mutter völlig geläufig sind. Offensichtlich hat sie sich im Kanton Zürich zu sehr assimiliert. - "Item", pflegte meine Mutter ihre Reden fortzuführen. Item, ein Wort verstehen wir seit gestern wortwörtlich. Wir bekamen alle einen "Güggelifriedhof"  nach reichlichem Essen und Trinken. Poulet gab es wirklich; also ist unser Bauch zum "Güggelifriedhof" (=Ranzen) geworden. Aber das darf gern zwischendurch mal sein, umso mehr, nachdem die NZZ am Sonntag gerade gestern Speck und Spiegeleier rehabilitiert hat: "Sind gesund und machen gute Laune." - Darauf sollten wir unser Augenmerk vermehrt lenken - was gute Laune macht. Heute? Wo es schon wieder regnet? - Ich jedenfalls haue ein paar "Stierenouge" (= Spiegeleier) in die Bratpfanne.

Sonntag, 29. März 2015

Ein Fest ist ein Fest ist ein Fest

Gertrud Stein, eine mir nicht weiter bekannte Dichterin, schrieb den Satz: "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose." - Die Leute lachten, aber ein Schriftsteller und Kritiker schrieb ein ganzes Buch darüber. Über das, was die dreimalige Wiederholung sagen wollte. So soll niemand lachen über meine Abwandlung. Ich meine dasselbe, nämlich eine tief empfundene Gegenwart. Die tiefempfundene Gegenwart einer Festzeit. Heute feiern wir nochmals meinen Geburtstag. So wird er abermals gegenwärtig gesetzt. Und am nächsten Wochenende hört das Feiern von Ostern fast gar nicht mehr auf. Wir feiern so sehr allerorten, dass es für einen Kirchenbesuch nicht reicht. Schade oder nicht schade???

Samstag, 28. März 2015

Wie alt möchte ich werden?

Meine Angehörigen haben etwas dagegen, dass ich manchmal sage, ich möchte 75 Jahre alt werden. Als ein guter Bekannter 75 Jahre alt wurde, sagte er hässig zu mir: "Und - soll ich jetzt sterben?!" Dabei habe ich immer nur für mich allein gesprochen. Im Gegensatz zu meinem Eheliebsten ist mir nicht daran gelegen, 100 Jahre alt zu werden.

Es ist mir absolut klar, dass diese Spekulierereien müssig sind, ja, dass sie Luxusspielereien sind angesichts der Weltlage. In Syrien fragt sich wohl keiner, wie alt er werden möchte.

Aber gemäss der Biomedizinischen Ethikerin Nikola Biller-Adorno im Tagi-Magi gehört es zu unseren Verantwortlichkeiten zu überlegen, wie und unter welchen Bedingungen wir sterben möchten. Lebensverlängernde Massnahmen bis wie weit? Palliativmedizin? - Sie möchte wie ich nicht um jeden Preis möglichst alt werden. Wie sie fragt es sich für mich, ob ich für jemanden noch eine wichtige Bezugsperson bin - oder anders gesagt, ob ich noch in ein soziales Netz oder Netzlein eingebunden bin. Und ob ich noch Sinn und ab und zu Glück empfinde. Die erste Tulpe blüht im Gärtlein.

Freitag, 27. März 2015

Angehörige

In derselben Tageszeitung die Aufdeckung des Co-Piloten, der 150 Menschen absichtlich in den Tod geflogen hat, und der ruhige, schöne Bericht über einen Bestatter von Zürich, der seinen Beruf sorgfältig und gern ausübt. Wer mit 93 Jahren so sterben kann, dass er/sie aussieht, als würde er/sie schlafen und schön träumen, hat grosses Glück und seine/ihre Angehörigen auch. Wer Angehörige in einem so sinnlosen, nur schrecklichen Unglück verliert wie bei diesem Amokflug eines Piloten, ... Mir fehlen alle Worte. Mir tun diese Angehörigen unendlich leid. Auch und besonders die Angehörigen des 28- jährigen, bisher unauffälligen Schreckens-Piloten.

Donnerstag, 26. März 2015

"Ganz die Deine" - Kriminalroman

Gerade mal drei Tage brauchte ich, um den Kriminalroman von Claudia Pineiro "Ganz die Deine" zu lesen - und das machte unglaublich Spass. Was seltsam ist, wenn man es über eine Geschichte sagt, in der es zwei tote Frauen gibt. Die Argentinierin schreibt aber derart ironisch, dass man nichts (tod-)ernst nehmen kann. Im Gegenteil - man reagiert lesend und lachend eigene Wütlein auf den Ehemann ab, der ja auch nicht immer alle Träume erfüllt und wohl auch immer noch anders ist, als man meint. Und selbst? - Vielleicht ist man auch schlauer, als er meint. - Die dumm-schlaue Ines im Krimi merkt, dass ihr Ehemann ihr seinen Totschlag anhängen will. Da erschiesst sie seine Geliebte mit einer Pistole, auf der seine Fingerabdrücke sind. In den ganzen Wirren merken die beiden nie, dass es ihrer Tochter saumässig schlecht geht. Das ist das einzige, das einem leid tut.

Mittwoch, 25. März 2015

Wörter

Meine Schwester hat mich heute zum Essen eingeladen. Schön. Fein. Gemütlich. - Ich habe ihr eine ausgedruckte Liste von Aargauer Mundartwörtern mitgebracht, die ich ihr schon länger versprochen hatte. Sie hat auch nicht auf Anhieb gewusst, dass "stolpern" bei und "störple" hiess. - Ich gehe gern den Mundarten nach zu denen ich einen Bezug habe: Aargauer Dialekt, Urner Deutsch und Züridüütsch.

Heute habe ich im Tagi von einem "Wortsammler" und "Wortjäger" gelesen. Martin Müller heisst er. Er sucht seltene, seltsame schillernde, irreführende...Wörter. "Holderstock" bedeute "Geliebter". Mal ausprobieren, was meine Eheliebster meint, wenn ich ihn "Holderstock" tituliere.

Ernst wird es, wenn Martin Müller sagt:

"Wer sein sprachliches Sensorium trainiert, der erliegt weniger schnell den Manipulatoren. Genauer lesen und hinhören hilft beim Durchschauen demagogischer Verdrehungen."

Das wird in Wahlzeiten wieder besonders wichtig. Und auch in den Kirchen ist es weiterhin zu empfehlen.

Dienstag, 24. März 2015

"De bescht" (das Beste, das Grösste, die Überraschung)


Enthoben aller Politik, aller Grüblerei - ein Nachmittag mit Ehemann, Tochter und Enkelin im Wildpark Bruderhaus. Klein-Kaya entdeckt den Wald. Moos ist weich und rupfbar. Tannenzapfen, Steine, Stecken - alles kann man zum Spielen brauchen. Der Wald ist eigentlich der schönere Spielplatz als der Spielplatz. Kaya hat ihren ersten Baum umarmt. "Das isch de bescht!" haben wir ausgerufen. Antwort der Kleinen: "Kaya bescht!"

Montag, 23. März 2015

Festgefahren

Feste Ansichten zu haben ist nicht falsch. Gerade in einer Zeit, in der alles zu gehen scheint. Gerade in einer Zeit, wo Hemmungen fallen, wo Normen verachtet werden, wo Prinzipien als ewig-gestern gelten. - Ein Wochenprogramm zu machen samt einem Menüplan gibt Struktur. Man weiss, was einen erwartet. - Stilempfehlungen und Verhaltensregeln geben Halt, wenn man sich auf unsicheres Terrain begibt. (Manchmal sind sie einfach nur amüsant.")

Aber man kann auch festfahren. Der Lebenskarren kommt nicht mehr frei, bleibt stecken. - Nebst festen Bräuchen braucht das Leben auch Überraschung und Abwechslung. Braucht es Mut zum Springen. - "Lerne die Regeln gut, damit du sie brechen kannst." sagt der Dalai Lama.

Mache einen Plan - und brich ihn dann fröhlich. - So tun wir heute. Wir können das noch!

Sonntag, 22. März 2015

Historiker widersprechen

Und dann haben wir gestern wieder einmal die schweizerische Politik neu entworfen - bei Freunden am Esstisch. Die originelle Idee unseres Freundes, dass Politiker per Los erwählt werden sollten, wird sich wohl nicht durchsetzen, ist aber bedenkenswert. Umso mehr, als er meinte, es käme wohl nicht schlechter heraus. Zu betonen ist, dass wir nicht der Meinung sind, Politiker würden es nicht gut machen wollen. Gewiss treten sie an mit guten Absichten für unser Land.

Aber das Volk, das Volk will nicht so, wie wir gern wollen. Ich staune immer wieder, wie sehr ich z.B. mit Daniel Binswanger im Tagi-Magi übereinstimme - und wie ganz anders "das Volk" dann stimmt und wählt. Gehöre ich eigentlich nicht dazu? Und warum wird die Linke ständig belacht und herunter gemacht? Verstehe ich echt nicht.

Jetzt hören wir wieder ständig, wie die Neutralitätspolitik entstanden sei und wie schon die alten Eidgenossen fremden Richtern widerstanden hätten. Diese Rede ist das Hohelied der Rechtsparteien. Historiker widersprechen, aber wie Peter von Matt sagt, "perlt die historische Aufklärung an der breiten Öffentlichkeit ab, erreicht die Tiefen des Nationalbewusstseins nicht". Kommt es eigentlich darauf an, wer am lautesten schreit?

Samstag, 21. März 2015

Gute Ratschläge

Ich kaufe keine Lebenshilfebücher mehr. Sie helfen nicht wirklich. Eher geben sie ein schlechtes Gefühl, weil man es trotzdem nicht schafft. Nicht schafft, schlechte Eigenschaften los zu werden, über den eigenen Schatten zu springen, sich grundlegend zu verändern. Und der Partner ist sowieso resistent.

Aber da habe ich gerade gelesen in einer Frauenzeitschrift "für alte Frauen", wie mein Mann zu sagen pflegt, dass kleine Rituale das Eheleben verbessern, ja retten können. - Wir haben auch so ein Ritual: Ich öffne die grosse Sitzplatztüre und atme Luft ein. Ich höre die Vögel draussen. Ich spüre das Wetter. Vielleicht ist es kühl. - Es dauert keine zwei Minuten (oder so...), da steht mein Eheliebster auf und schliesst wortlos meine grosse wunderbare Türe zur Welt. Er friert.

Gute Ratschläge bitte getrennt an uns senden in Couvert, das mit "persönlich" adressiert ist. Es geht um die Rettung unserer Ehe!

Freitag, 20. März 2015

Wie lange koche ich eigentlich schon?

In der Oberstufe in der Bezirksschule Zofingen hatten wir das Schulfach "Kochen". Das gefiel mir sehr, und ich kochte zu Hause gern Rezepte nach. Meinem Mami wiederum gefiel dies. Gefüllte Omeletten war einer meiner Hits. - Ich koche also schon lange. Aber so etwas wie heute ist mir gewiss noch nie passiert! - Es gab zum Zmittag Salattellerchen für Reto und mich. Vorausschauend auf den Abend, wo wir unsere erste Grillbratwurst geniessen werden. Nebst Nüsslisalat, Rüeblisalat und Chicoréesalat wollte ich Kabissalat zubereiten. - Speckwürfeli anbraten, gehobelten Kabis dazu, umrühren, Deckel darauf, abwarten. Dann Deckel wegnehmen und den Kabis weiterverarbeiten. - Wollte ich!!!! Aber der Deckel liess sich nicht wegnehmen, auch nicht mit aller Kraft, auch nicht mit Gewalt. Männlicher. - Es hatte sich ein Vakuum gebildet. Die neue Pfanne und der uralte Deckel aus dem Nachlass von meinem Götti passten allzugut zueinander. - Idee von Reto: abkühlen, dann zieht sich der Deckel zusammen. - Wir assen Zmittag ohne Kabissalat. Viel später holte Reto die Pfannen-Deckel-Einheit wieder aus dem Kühlschrank. Sie wollten nicht voneinander lassen. Aber diesmal half Hauen und Stechen. Morgen gibt es Kabissaltat zur Bärlauchomelette. Bärlauch haben wir unterdessen auch noch geholt im Wald.

Donnerstag, 19. März 2015

Bunt und rund wie ich bin!

Geburtstagskartenlese! - Mein Leben beginnt neu, lese ich auf der einen Karte. Ich soll die Sorgen einfach verschlafen auf einer anderen. Das grosse Glück sei die Summe kleiner Freuden auf einer dritten. - Ich lasse mich bereichern, inspirieren - auch von schönen Fotos on Facebook. Ich lehne mich gemütlich zurück. - Aber hoppla, da schickt mir eine Freundin ganz viele bunte Pünktchen und Punkte und wünscht mir, dass bunte Erinnerungen vor meine Füsse fallen und ich mich freue, "bunt und rund, wie ich selber sei". - Es gab Zeiten, da wäre ich vor Schreck vom Hocker gefallen. Tat ich alles, dass man das "Rund" unter schlabbrigen Pullovern höchstens ahnte (meinte ich). Aber jetzt? Bunt und rund wie ich bin - Oh, jaaaa. Gern! Ich geniesse und mache Schritte in das neue Leben ab sechsundsechzig. Ich freue mich auf das, was kommen will. Wenn es rund läuft umso besser!

Mittwoch, 18. März 2015

Überraschungstag

Ich habe angetönt, dass mein Geburtstag bevorsteht. Da bin ich wie ein Kind, ich habe soooo gern Geburtstag!!! Jetzt neigt er sich dem Ende zu. Ich werde aber bis Mitternacht aufbleiben. So viel Zeit brauche ich gewiss, um mir nochmals alles zu vergegenwärtigen, was heute gelaufen ist. Es kamen Gäste, die waren angemeldet, und es kamen Gäste, die waren nicht angemeldet. Der Kuchen, den Kaya und ich gebacken haben, war fein, und der Schoggimöcklikuchen, den meine Tochter gebacken hat, war auch fein. Reto hat perfekt gekocht. Mmmmhhhh! Kann er gern wieder machen. Mein Onkel Max, der letzte Onkel, den ich noch habe, hat telefonisch gratuliert. Wie schön! - Am allerallerüberraschendsten war der Anruf mit Gratulation eines Lehrerkollegen aus dem Kanton Aargau. Nach bestimmt zwanzig Jahren hat er sich gemeldet und gefunden, dass man sich ja mal zu einem Kaffee treffen könnte, um ein wenig zu erzählen. Damals haben wir zusammen Jugendarbeit gemacht. Mein Gott, ist das lange her...

Montag, 16. März 2015

Wo habe ich das gelesen?

"Wenn die Eltern sterben, geht man ein Leben lang schwanger mit ihnen."
Nicht wörtlich genau so, aber so ähnlich habe ich es irgendwo gelesen. Es hat sich in mir festgesetzt. Vielleicht, weil mein Vater gestern Geburtstag gehabt hätte - den zweiundneunzigsten. Aber er ist schon mit einundsiebzig Jahren gestorben. - Und ich gehe weiterhin mit ihm schwanger. Wie in einer wirklichen Schwangerschaft weiss ich nicht, was dabei herauskommen wird. Und wie in einer wirklichen Schwangerschaft sind die Gefühle ambivalent. Schwanken. - Momentan bin ich latent traurig. Ein bisschen nostalgisch auch. Aber der März hat es eben in sich in meiner Herkunftsfamilie. Hochzeitstag meiner Eltern. Sie durften keine fünfzig Jahre verheiratet sein, aber immerhin sechsundvierzig. Geburtstag meines Vaters. Folgt mein eigener Geburtstag. Und ich werde ja auch schnell älter, alt. Wie es meinen Kindern mit mir geht? Gehen wird?

Sonntag, 15. März 2015

Zuvorderst - zuhinterst

Ich könnte über den gestrigen Tag schreiben. Er war proppenvoll. Im Zug unterwegs entdeckte ich am Himmel zwei Störche, während die allermeisten Zugreisenden in ihre Handis starrten. - Soll ich über die Beerdigungspredigt schreiben, wo das Alter des Verstorbenen als gerecht bezeichnet wurde. 104 Jahre alt wird man, wenn man eine schwierige Kindheit durchstehen musste. Es ist dann nur gerecht, wenn man dafür sehr alt wird. Puuuhhhh! Es war ziemlich grauenhaft, das mit der Gerechtigkeit. Da konnten auch vier Priester am Altar nicht trösten. (Ob es auch gerecht ist, wenn die hohe Geistlichkeit beim einen so überaus präsent ist...) - Ferner könnte ich über das viele Trockenfleisch schreiben, das ich an zwei Orten genossen habe - "Ürner Dürrs" nennt es sich in Absetzung zum Bündnerfleisch. Und ich könnte über den Disput schreiben, den es bei Freunden gab. Nochmals puuuhhhh! Aber daran denke ich nicht gern, also schiebe ich Gewesenes nach hinten. Zuvorderst steht dann das Kommende. Ich treffe heute Nachmittag meine Beste Freundin in der Stadt.

Freitag, 13. März 2015

Laboratorium für zeitgenössischen Tanz

Unser Sohn gewinnt in vielen Wettbewerben die tollsten und "kurligsten" (seltsamsten) Preise. - Gestern durfte ich mit ihm ins "Theater am Gleis" in Winterthur. Improvisierter Tanz war angesagt. Wir machten uns keine Vorstellung. Und so ging es los und ging es weiter:

Eine dunkle Bühne, Ahnung von drei Frauen, die am Boden liegen, zwei Musiker sitzen bereit. Dann nichts. Oder doch etwas. Licht breitet sich in drei Bahnen aus. Je eine Bahn, eine Farbe pro Frau. Sie liegen am Boden. Die Musiker machen keine Musik. Wir warten.

Klopfgeräusche nach langer Zeit. Eine Frau steht auf und bewegt sich. Bewegt vor allem die Arme , die Hände. Auch der andere Musiker bringt sich ein. Trompete mit Dämpfer. Musik, die nervös macht, in die Zähne schiesst, unerträglich wird, schön wird wie Walgesang. Zwei Zuschauerinnen gehen. Wir bleiben bis am Schluss.

Speziell war es, sagen wir beim Weggehen. Speziell bedeutet in unserer Familie, dass man etwas ratlos ist, dass man es nicht einordnen kann, dass es nicht wirklich gefiel. Aber wir waren da und haben uns etwas zugemutet. Handelte der Tanz vom ganzen Leben? Erwachen, aufstehen oder nicht-aufstehen-können, aufeinander zugehen, auseinander gehen, wieder allein, zu Boden gehen.

Reto ist froh, dass er nicht mitgekommen ist.

Donnerstag, 12. März 2015

Zu tun, viel zu tun...

Da glaubte ich noch gestern, heute und morgen seien sozusagen freie Tage. Müssten ja alle sein, wenn frau pensioniert ist. Nach Gutdünken Stunde um Stunde entscheiden, was ich anstellen möchte, so stellte ich mir das vor. Aber die Agenda füllt sich, das Telefon läutet ungebührlich oft, und die Hausglocke bleibt auch nicht stumm. Wie habe ich es früher bloss angestellt, Lohnarbeit zu verrichten?! - Jetzt aber möchte ich in den Garten gehen und Verdorrtes ausreissen und zurückschneiden. Dann habe ich gewiss Hunger, und ich werde gern kochen. Folgt die Siesta. Hernach muss ich einkaufen, weil Salat zum Znacht fehlt. Und dann wird es zweifach an der Haustüre läuten. Lieber Besuch kommt. Am Abend gehe ich mit unserem Sohn in den Ausgang. Wusste ich gestern noch nicht. Frau darf flexibel sein, dann macht das Leben Spass.

Mittwoch, 11. März 2015

Sehnsucht wie verrückt

Hei, hei, hei, was habe ich für eine grosse Sehnsucht nach Schönheit, nach Natur! Sehnsucht wie verrückt! - Ich habe halt die Zeitschrift "Landliebe" gelesen. Nur die letzte Nummer. Aber das genügt, um infiziert zu werden. Nicht alles muss ich haben, aber einiges, was da angepriesen wird. Appenzeller Spitzhühner zum Beispiel oder ein richtiges Seil von der Seilerei Kislig. Ich weiss sogar, wo die in Winterthur zu finden ist. Aber ich habe noch nie ein Seil gekauft. Vielleicht würde es aber auch genügen, ein paar Sorten Schneeglöcklein für den Garten zu kaufen. Gerade habe ich noch gemeint, es gäbe die "richtigen" Schneeglöggli und dann noch die grossen Schneeglöckchen, die Märzenbecher oder so. - Am allerallerliebsten aber hätte ich einen neuen Gartentisch mit einer Wasserrinne in der Mitte, wo ganz richtig immer Wasser läuft. Diesen Tisch habe ich heute an der Gartenausstellung "Giardina" in Zürich gesehen. Bei fliessendem Wasser würde ich meine Grillwurst essen und meinen Rotwein trinken und tiefgründige Gespräche mit Gästen führen, weil das Wasser so belebt. Bitte, bitte, ich habe bald Geburtstag! Wer schenkt mir so einen Tisch, damit meine Sehnsucht gestillt wird!


Dienstag, 10. März 2015

Ab in die Stadt

Wir brauchen noch Salat und Früchte. Das bekämen wir in der Nähe. Warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? sagt das Sprichwort. Aber manchmal braucht der Mensch eine Abwechslung, und mein Ehemann will heute nicht schon wieder in den Eulachpark zum Spielen. Also fahren wir in die Stadt, wo die Grossmutter sicher im Kinderladen ein Gartenwerkzeuglein für Kaya findet. Milch, Brot und Salat werden sich auch einfinden. Mal abwarten - gerade erzählt der Grossvater noch eine Geschichte von der Kuh.

Montag, 9. März 2015

Frühling

Es gibt Erwachsene, die lernen in Kursen Bäume umarmen. Sie haben das Gefühl für sich selbst und für die Natur verloren. - Es gibt Erwachsene, die lachen über Erwachsene, die Bäume umarmen, weil sie gar nicht spüren, was sie alles nicht spüren. - Ich bin in Baumumarmestimmung - einfach, weil der Frühling da ist. Ich habe zwei Stengelchen Schnittlauch aus meinem Gärtchen gegessen. Und ich habe mich nicht sattsehen können an Enkelin Kaya, welche alle Krokus im Rasen zart gestreichelt hat und dabei gemurmelt hat: "Wiisses, gääls, chlises, gosses, dü, vie, eis." (Weisses, gelbes, kleines, grosses, drei, vier, eins...) - Kaya braucht  keinen Kurs zum Bäume umarmen, auch wenn sie den Schnittlauch klein nicht essen wollte.

Sonntag, 8. März 2015

Zehn Uhr morgens, Sonntag

Es ist zehn Uhr morgens. Immerhin Sonntag. - Mein Körper schläft weiter, während mein Geist tüchtig Zeitung inhaliert hat. In fünf Minuten sagt mein Mann: "Schuhe anziehen. Wir gehen." - Jedenfalls hoffe ich, dass er es sagt, sonst bleibe ich unter Umständen einfach sitzen. Merke nicht, dass bald der Zug fährt. Merke nicht, dass die Krokus blühen und schon viel wacher sind als ich. Merke nicht viel. Bin noch müde.

Samstag, 7. März 2015

GWUM

Ich habe über Abkürzungen nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass ich sie nicht mag und nicht mehr will. Jedenfalls nicht oft. Nur selten.

Ich wohne an einer Strasse, nicht an einer Str.! - Meine Strasse ist lang, und ich bin da wohl. Eine Str. würde mir aber nicht behagen. Ich würde sie schnell hinter mich bringen, um sofort ins Haus Nummer einundfünfzig zu verschwinden.

Gestern war ich mit den GWUM zusammen. Das sind die lieben Studienkamerädli von Luzern. Wir sieben treffen uns in regelmässigen Zeitabständen bei einer/einem zu Hause. GWUM bedeutet "ganz wunderbare Menschen". - Müsste ich das nicht jedesmal aus schreiben, damit das Wunder sich voll entfalten kann?! - Ich gehöre zu einer Gruppe von ganz wunderbaren Menschen. Macht glücklich! Ich danke Euch.

PS oder Postskriptum:
Mein nächster Blog könnte die Anredefürwörter aufnehmen. Ich schreibe auch die wieder gross, die ich klein schreiben müsste. Ich denke eben gross von Dir und Euch, nicht nur von Ihnen. Wer sind Sie überhaupt?

Freitag, 6. März 2015

Frauen der Grossmütterrevolution

Morgen Samstag findet eine nationale Demo in Bern statt. Frauen verlangen Lohngleichheit jetzt! - Mein Gott, wieeee lange verlangen wir das schon! Und ein paar weitere Verlangen hätte ich, die sich auf die katholische Kirche beziehen. Aber erfüllt wird das alles kaum. Kaum in meiner Lebenszeit. Was nicht heisst, dass ich mich dafür nicht einsetzen sollte und wollte.

Unter den aufrufenden Organisationen zur Demo in Bern bin ich auf die "Frauen der Grossmütterrevolution" gestossen. - Klar, dass mir das gefällt! Ich habe mich schon für den Newsletter angemeldet und freue mich auf neue Anregungen von "militanten" Frauen in meinem Alter.

Eine Info schon mal jetzt von der Homepage der Grossmütter: Unsereins leistet pro Jahr Kinderhütedienste im Wert von über zwei Milliarden Franken. Ha, da fühle ich mich sofort sehr viel wertvoller und unter meinesgleichen wohl!

Donnerstag, 5. März 2015

Nachtrag von gestern


So also sieht der Boden meines Zimmers aus, wenn Kaya gespielt hat. Und so mag ich ihn, den Boden meines Zimmers. - Kaya wiederum mag mein Zimmer, weil es da so viele (seltsame) Dinge hat.Sie will hochgehoben werden und "luege".

Ich bin gern umgeben von Erinnerungen. So ist z.B. die Räuberflagge vom Piratenschiff im Wassener Garten ständig um mich und erinnert mich an die "Gschichtetäg" im Pfarrhaus. Oder aber zwei Kartenausschnitte von einer Frankreichkarte. Dieppe und Rouen erinnern an Ferien mit Reto. Dieppe zusätzlich an die Panne mit unserem VW-Reisebus "Gogo", die uns so unglaublich viele neue Erfahrungen beschert hat. Rouen hingegen hat mir mit der Kathedrale im Morgenlicht zu meiner ersten Predigt verholfen. Auferstehung. Ostern. Geheimnis der aufgehenden Sonne, des neuen Tages.

Das gerahmte Bild über meinem Pult ist eine Kinderzeichnung von Tochter Judith, die so unglaublich farbig und phantasievoll gemalt hat, ehe sie einer pastellverliebten Lehrerin in die sonst guten Hände fiel. Da war die Malerinnenkarriere meiner Tochter schon zu Ende.

Seit unsere Flüeler Wohnung aufgehoben ist, fliegt über meinem Bett der Andenkondor aus Chile. Allerdings in einer "munzigen" (sehr kleinen) Version. Aber er erinnert an den König der Lüfte mit einer Flügelspannweite von drei Metern. - Die Dinge in meinem Zimmer sind nicht das Leben, aber sie erinnern daran, dass es sich lohnt, das Leben zu suchen. Offen zu sein. Weit offen.

Mittwoch, 4. März 2015

"Gosse Tei - chine Tei"

Nein, ich möchte eventuelle Leserinnen und Leser nicht raten lassen, welcher Sprache der Titel entstammt. - Wir waren gestern mit Klein-Kaya auf dem grossen Spielplatz, und sie hat eine geschlagene halbe Stunde lang mit allerkleinsten, runden Kieselsteinen gespielt. Aufklauben mit den Fingerchen, fünf Schritte gehen zum Rand des Rasens, Steinchen dort streuen, zurück zum Anfang. - Reto hat derweil eiskalte Füsse bekommen. Mir ist ein bisschen langweilig geworden. Aber das Kind hatte zu tun. - Ob ich mit meinen eigenen Kindern je soviel Geduld gehabt habe? - Aufklauben, gehen, streuen. - "Kaya, wir gehen nach Hause." - "Neiiiii!!!!" - Ein zappelndes, schreiendes Kind hinter dem Grosspapi hertragen. Wieder auf den Boden stellen, als die Steinchen weit weg genug sind. - Da stürzt sich das Meiteli auf die Büsche und beginnt braune Blätter abzureissen und dem Wind entgegen zu strecken. Dieser trägt sie fort oder rollt sie über den Weg. - "Kaya, wir gehen nach Hause." - "Neiiii!!!!" - Der Grosspapi geht. Wir lassen ihn ziehen. Und dann darf das Grosi das Kind nach Hause tragen. Dort spielt es eine weitere halbe Stunde mit Grosi's gesammelten Steinen. Aus der Kartonschachtel kippen, in drei verschiedengrosse Gefässe verteilen, umschütten, auf den Boden leeren, auflesen und dabei kommentieren: "Gosse Tei - chine Tei - Äzlitei." (Übersetzung: Grosser Stein - kleiner Stein, herzförmiger Stein.)

Dienstag, 3. März 2015

Wozu ist Emörung gut?

Heute Morgen bin ich gar nicht fertig geworden mit dem Tagi Lesen. In einem Interview äussern sich Moritz Leuenberger und Peter Schneider (Psychoanalytiker) über den neueren Begriff des "Wutbürgers". Diese ständige Empörerei, die durch Medien und Social Media gefördert wird, passe gar nicht in eine direkte Demokratie. Wo wir doch alle als Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, uns politisch einzubringen.

Ich wundere mich immer wieder, wenn ich mit ÖV unterwegs bin, worüber die Leute die ganze Zeit schimpfen. Sind die alle ständig schlechter Laune? Warum denn bloss?

Sorgen machen mir die Shitstorms im Netz - da kann jemand in Kürzestzeit Ehre und Würde unverschuldet verlieren. - Ob wir nicht alle wieder lernen müssten, zuerst zu denken, nochmals zu denken und abermals nachzudenken, bevor wir unsere massgebliche oder unmassgebliche Meinung zum Besten geben? - Ausser, wenn wir Gutes sagen wollen, bene dire, Segen verbreiten. Das dürfen und sollen wir reichlich und jederzeit. Ohne vorher Bischöfe oder Politiker zu fragen.

Montag, 2. März 2015

Waaaau!

Noch selten hat jemand am Tisch zu meinem Randensalat "waaaau!" gesagt. Und so viel davon gegessen, dass man das von Herzen kommende "Wow" auch glaubt. - Wenn man noch nicht ganz zweijährig ist, dann ahmt man das Mami nach oder andere nahe Angehörige oder auch mal jemanden von unterwegs. Aber man füllt die Wörter mit eigenem Gefühl. Und sowieso - Gefühl! - Das ist stark und ungefiltert im Guten wie im Schwierigen. Da kann der Randensalat eine Herrlichkeit sein und das Grosi, das das Holzigeli nicht zum vierten Mal von der Stube ins Zimmer ziehen will, tiefes Elend. Da wird geweint, dass Herz erbarm. - Ablenkung ist immer gut in so einem Fall. Fragt das Grosi: "Kaya, was willst du morgen essen, wenn du mit dem Mami zum Zmittag kommst?" - "Randensalat." sagt sie und weint nicht mehr.

Sonntag, 1. März 2015

Mit freundlichen Grüssen

Ich habe meine Beste Freundin getroffen in der Stadt. Wir haben uns wieder auf "den Stand der Dinge" gebracht, wie Florian Inhauser jeweils am Schluss der Tagesschau zu sagen pflegt. - Meine Beste Freundin hat nun auch genug vom Lehrerinnendasein; sie freut sich auf die Pensionierung. Sie hat mir Müsterchen von ihren SchülerInnen erzählt. Am besten fand ich die Schülerin, die ihr zusah, als sie Notizen machte. Das Mädchen fragte, ob sie dem Schulleiter das Schülerverhalten melden wolle. Stinkfrech sagte die junge Dame: " Sie sollten Ihre Probleme schon selber lösen." - Ja, ja, ich erinnere mich!!! Oft erinnere ich mich, und ich wünsche meinen ehemaligen "ugattlige" (die sich nicht benahmen, wie sie sollten) Schülern aus der Ferne alles Gute in ihrem Leben. "Mit freundlichen Grüssen" füge ich ohne weiteres den Titel des kleinen Büchleins mit Texten von Peter Bichsel hinzu. Ich habe mir die paar Kolumnen heute am Bahnhof erstanden.