Dienstag, 31. Januar 2017

Wir haben es getan

Meine Zimmerfenster sind gross. Riesig. Und sie haben keine weissen Vorhänge, nur gelbe, dicke. Da bin ich immer froh, wenn Kaya mir hilft, diese grossen Fenster etwas abzudecken. - Heute haben wir zuerst vier Fotoapparatlinsen  aus dem Nachlass von meinem Götti mit farbig-durchsichtiger Folie versehen. Gelb, rot, blau, grün. Dann haben wir diese Linsen als Gucklöcher an den Fensterscheiben befestigt. Jetzt kann man wählen, ob man rot, gelb, blau oder grün auf die Welt schauen will. Mit weiterer gelber Folie haben wir eine Sonne und einen Stern gemacht und aufgeklebt. Eine grosse und eine kleine weisse Wattewolke vervollständigen unser/mein neues Fenster. Nun habe ich also einen neuen Blick nach draussen - und die draussen einen neuen nach drinnen.

Montag, 30. Januar 2017

Wer ist sie; wer ist er?

Wir gehen besonders an grauen Tagen gern in die Stadt, trinken einen "Latte macchiato" und beobachten Menschen. Aber wir werden natürlich auch gesehen, manchmal auch angesprochen: "Ihr seid doch Burris. Eeehhm, den Vornamen weiss ich gerade nicht mehr." - Wir sagen unsere Namen und erfragen ihren eigenen. Dann wissen wir, sie heisst Barbara oder Melanie - aber wer ist sie? Woher kennen wir sie? Wann haben wir sie letztmals gesehen? - Die eine Frau hat sich "verraten", als sie von Opfer bringen zu reden begann. - Ah ja, die fromme Melanie! Klar! Die war doch schon immer so. Jetzt muss ihr Mann also immer noch Opfer bringen um Jesu Willen. Die zwei Armen oder nicht Armen, denn gerade lieb sind sie nicht mit allen, die keine Opfer bringen. - Und dann die Barbara - sagt, sie sei wegen Reto in ein Heim arbeiten gegangen. Äxgüsi, was heisst "wegen Reto? - Schwach erinnere ich mich an ihre Söhne, die bei mir in der Jugendarbeit mitgemacht haben. Aber das ist alles sooo lange her. In drei Pfarreien haben wir gearbeitet. Unzählige Menschen kennengelernt. Wunderschön, ein Reichtum, aber wer ist er, der da kommt?

Sonntag, 29. Januar 2017

Gestern und heute

Abends gehen wir nicht mehr oft fort, aber gestern kamen wir erst um halb ein Uhr nachts nach Hause. Sehr zufrieden und glücklich über einen Abend unter Freunden. - Heute waren wir im Züri-Zoo mit Tochter, Partner und Enkelin. Was für ein fröhlicher Tag! Auch auf dem Heimweg hüpfte Kaya noch herum und spielte mit ihrem Biber-Rucksack. Am besten gefallen haben ihr die Seehunde, mir die Gorillas wie immer. Aber wir alle waren auch fasziniert von den grossen Aquarien mit nachgestellten Lebensräumen für "allergattig" Fische, Seesterne, die kriechen, Schlangen in einer Grösse, dass man sie auch als Seeungeheuer bezeichnen könnte. Gar nicht gewusst, dass eine Anaconda so beeindruckend ist. - Ja, und die Pinguin-Parade haben wir auch an uns vorbeiziehen lassen. Eine Viertelstunde am Strässchen-Rand an der Sonne stehen. Etwa gleich viele Tierpfleger wie Tiere watschelten dann an uns vorbei, und hinterher ergoss sich der ganze Menschenstrom in die Gegenrichtung von uns. War uns nur allzu recht, da wir dadurch Platz im Restaurant fanden!

Samstag, 28. Januar 2017

Gute Nachricht

Wir lesen ausser dem Tagesanzeiger auch regelmässig das Urner Wochenblatt. Heute begegnete ich ganz überraschend einem ehemaligen Firmanden von mir in der Zeitung. Er hat gegen Ende seiner Lehre die Vertiefungsarbeit zum Thema "Hirntumor" geschrieben. 2014 war für ihn ein schreckliches Jahr. Er musste in Basel operiert werden und bekam danach Chemo- und Strahlentherapie. - Unterdessen konnte er seine Lehre wieder aufnehmen. Er wird im Sommer abschliessen und gilt als geheilt. Das freut mich SEHR. Allerdings ist die schwere Krankheit nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Und doch - er hat Zukunft. Er lebt. Wenn die Krebsliga den nächsten Einzahlungsschein schickt, werde ich etwas einzahlen vor lauter Freude.

Freitag, 27. Januar 2017

Bevor ich ein neues Buch beginne...

Ich war in der Bibliothek und habe mir zwei dicke neue Bücher geholt. Dann bin ich bei SONNENSCHEIN die Stadthausstrasse hinab spaziert. So viel Freude über Sonne pur und blauen Himmel nach all dem Grau!

Bevor ich aber in ein neues Buch eintauche ein kleiner Abschied vom eben aus gelesenen. "Eierlikörtage. Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen. 83 1/4 Jahre" hat mich gleichermassen amüsiert und traurig gemacht, aber immer berührt. Da schreibt einer vom Leben im Altenheim, von neuen Freundschaften, kleinen Aufständen, Verschwörung, aber auch vom dement-Werden, von einem amputierten Fuss und vom Sterben der liebsten Freundin. - Es kommt nahe, weil ich Tag für Tag älter werde und es spüre - zum Glück nicht Tag für Tag mehr.

Donnerstag, 26. Januar 2017

Piratolino Winterthur

Unglaublich, was wir auf unsere alten Tage noch alles unternehmen! - Heute hatten wir einen langen Hütetag. Da hat unsere Tochter vorgeschlagen, dass wir bei diesem garstig kalten Winterwetter mit Grosskind und Hütekind in die Freizeithalle Piratolino gehen könnten. Sie kam auch mit. - Mit dem Bus ging es in die Nähe und dann nichts wir los: Aus den Schuhen, Mänteln, Kappen. Und rein ins Vergnügen! - Kaya und Sarina bekamen kaum genug von den Irrgärten in luftiger Höhe, aber gut gesichert. Kann nichts passieren. Trotzdem hatte die Grossmutter, also ich, ein mulmiges Gefühl, als die beiden kleinen Kinder in den Tiefen der Plastikelemente und Schnurbrücken und was alles noch einfach verschwanden. Die kleinere Dame (zweijährig) kam bei gewissen Elementen selber nicht hoch, aber die grössere (3 1/2 jährig) vergass nie zu helfen. Stossen von hinten, bis die Kleine oben war, dann half sie sich selbst weiter. Unzählige Male rauf und runter. Reto und ich durften über eine lange Weile an einem Tisch sitzen und den ganzen Betrieb beobachten. Viel Spass für die Kleinen, viel Geld für die Betreiber!

Mittwoch, 25. Januar 2017

Expertentum

Die Expertinnen und Experten zur Steuerreform überbieten sich. Weil die meisten von uns in der Materie nicht wirklich klar sehen, eben keine Experten sind, lassen wir uns von denen beraten, denen wir (mehr) vertrauen. Darf Frau Widmer Schlumpf ihre Meinung öffentlich kund tun? Martullo Blocher speit Gift und Galle. - Ich vertraue Frau Widmer Schlumpf viel eher, bei Martullo Blocher habe ich den Verdacht, dass sie an die Optimierung ihres Unternehmens denkt.

Reto und ich entwickeln uns auch zu Experten, aber nicht in Geldangelegenheiten. - Wir können unterdessen Auskunft geben über (ur-)alte Kaffees, in denen wir den "Silbernen Winkel" von Winterthur stets aufleben lassen: "So schade, dass es dieses Kaffee mit seinem Charme nicht mehr gibt." - Gestern haben wir das "Brändli" in Aarau entdeckt. Wir waren restlos begeistert vom Vermicelle und vom Kellner. Nur auf der Toilette hat sich Reto fast was abgefroren.

Dienstag, 24. Januar 2017

Gereizt

Wir haben uns getäuscht. Meinten, das Wetter sei tagtäglich dasselbe. Glaubten, wir könnten den gestrigen Tag leicht unter dem Nebel verbringen, würden wir doch morgen auf den Üetliberg an die Sonne gehen. - Morgen, das ist inzwischen heute. Und heute gibt es Hochnebel bis 1500 Meter. Üetliberg ade! Keine gute Idee für heute! - Nun bin ich schlecht gelaunt. Schlechtes Wetter draussen und drinnen. Armer Ehemann!

Montag, 23. Januar 2017

In den Keller!

Wir sind wieder mal zu zweit in den Keller gestiegen. Beinahe vier Jahre wohnen wir schon in Oberwinterthur, aber immer noch war der Keller nicht definitiv eingeräumt. Heute also! - Interessanterweise war gar nicht so viel zu tun. Interessanterweise stapelte sich dennoch ein Kubikmeter Zeug im Kellergang, das oben versorgt oder entsorgt werden soll. Nach kräftigem Händewaschen bin ich noch in Gedanken: Heute war es uns möglich, Dinge auszusortieren, an denen wir vor einem Jahr noch hingen. Die Stehlampe, die Reto schon als Lediger hatte - jetzt können wir sie loslassen. Aus den getrockneten "Zierläuchern" habe ich dann doch kein Gesteck gemacht - weg mit ihnen. Und ein überschüssiger Pfannendeckel kann auch weg. - Zwei, drei Knacknüsse habe ich hoch gebracht in mein Zimmer. Behalten, verbrauchen, entsorgen??? - Im Sommer dann werden wir die vier, fünf (?) Luftmatratzen aufpumpen im Garten und prüfen, ob sie die Luft behalten. Was aber sollen wir mit vier, fünf Luftmatratzen anstellen?!

Sonntag, 22. Januar 2017

Florence Foster Jenkins

Wir waren im Nachmittagskino. Die wunderbare Meryl Streep und der warmherzige Hugh Grant. Mal weinen vor Lachen, dann wieder vor Rührung. Und in der Pause ein Schokolade-Cornet wie immer. - Lange hatten wir im Sinn, uns diesen Film anzuschauen, so lange, dass wir meinten, er laufe inzwischen nicht mehr. Aber wir waren auch heute in der zwölften Woche noch ein gutes Grüppchen Cineasten. Eine Frau, die sich überschätzt. Ein Mann, der sie schützt. Eine schöne Geschichte mit schrecklichem Gesang.

Samstag, 21. Januar 2017

Schön, aber unnütz

Einstmals vor langer Zeit im Meiental haben wir in einer Wiese Blumen gepflückt für die Kirche. Eine Frau sah uns als Diebespack an und schrie: "Ihr Nichtsnutze!" - Blumen, Webstücke -schön, aber zu nichts Nutze. - Ich habe heute meine erste Webarbeit seit Jahrzehnten fertig bekommen. Sehr schön. Wunderbar farbig, aber völlig unnütz. - Nach vier Jahren pensioniert sein, bin ich endlich froh und dankbar, dass ich all das tun darf, was während meiner Zeit als Angestellte einfach keinen Raum fand. Es war keine Zeit zum Stricken, Unnützes Schreiben, Sticken, Malen, neue Kochrezepte suchen, Weben und vieles mehr. - Jetzt darf ich. Jetzt tue ich. Es macht Freude.

Freitag, 20. Januar 2017

NICHT Amerika!

Ich schaue heute NICHT nach Amerika, sonst wird mir übel. Stattdessen habe ich Reto am Nachmittag zu einem Latte macchiato in meinem Lieblingsrestaurant eingeladen. Wenn er will, darf er auch ein Vermicelle haben. Und dann beobachten wir einfach, was sich im National so tut. Wer ein geht und wer aus geht. Mit wem die Servierfrau plaudert. Vielleicht hören wir sogar worüber. Aber wenn es um Amerika geht, höre ich schnell weg.

Donnerstag, 19. Januar 2017

Ich mag Obama

Barack Obama war mir so selbstverständlich. Seit Trump an der Türe des Weissen Hauses steht, ist mir bewusst geworden, dass man um ein paar Jahre relativer politischer Ruhe in einer Grossmacht sehr, sehr froh sein muss. Nichts ist selbstverständlich.

Obama ist ein grosser Leser und ein Schreiber. Das ist mir sympathisch. Im heutigen "Tagi" ist ein Interview mit ihm zu lesen über die Bücher, die er gut findet und mehr. Er ist überzeugt davon, dass Geschichten eine Nation oder die Menschen überhaupt zusammen halten.

"Ich glaube, dass eine der Aufgaben für unsere politischen Führer ist, eine bessere Geschichte über all das zu erzählen, was uns als Volk zusammenhält."

Oh, das würde ich mir auch in unserem Land wünschen - eine bessere Geschichte als sie uns die SVP ständig erzählt. Eine Geschichte, die uns ermutigt und nicht ängstigt. Eine Geschichte, die Gräben zuschüttet und nicht aufreisst. Wer kann sie erzählen?

Mittwoch, 18. Januar 2017

Berge von Früchten und Gemüsen

Reto meint, dem Coop sei unsere Gesundheit sehr wichtig. Ich bin da skeptischer. Aber beide haben wir heute bei all den Früchte- und Gemüse-Aktionen zugepackt. Zitrusfrüchte im grossen Plastiksack. Jetzt kugeln sie in die Küche. Mein Turm ist zu hoch geworden. Rüebli sind günstiger, wenn man zwei Pack davon kauft. Na also, heute Rüeblisalat mit frischem Ingwer, morgen gekochte Rüebli und Würstli mit dem Hütekind, am Freitag Rüeblisaft statt Weisswein zum Apéro. - Klar haben wir auch Ungesundes gekauft. Patisserie, die wir mit dem Kafee-Besuch genossen haben. Schweinskoteletten für Sonntag. Wir haben für die ganze Woche eingekauft, weil es mir zu kalt ist draussen. Ich bleibe zu Hause und halte mich warm.

Dienstag, 17. Januar 2017

Ich brauche ein neues Projekt

Reto ist unterwegs mit dem Zug. Sein Projekt heisst: Alle Eisenbahnstrecken in der Schweiz abfahren. Es fehlen nur noch wenige kleine Strecken. Heute ist er im Tessin. - Ich habe viele "Projektli". Im Bereich Schreiben sind es immer ein paar. Gegenstände abzeichnen mit dem Bleistift ist ein neues Unternehmen, das ich mache, bis es mir verleidet. Aber das Handarbeitsprojekt ist mir ausgegangen. Zwar gibt es bei uns ein neues, sehr kleines Bäbeli, das noch keine Kleider hat. Aber echt, das ist mir nicht "drum". Püppchen Mena muss auf bessere Zeiten warten. - Was mich aber seit Monaten reizt: Auf dem Schulwebrahmen ein paar Fäden zu weben und zu verknüpfen. Letzte Woche habe ich die Schachtel mit dem alten Webrahmen schon mal aus dem Keller in die Wohnung geholt. Ich habe die einstmals begonnene Webarbeit entfernt. Wann war das? Vor Jahren oder eher Jahrzehnten? Wie beginnt man? Wie hört man auf? - Ich glaube, ich beginne einfach mal.

Montag, 16. Januar 2017

Grauenhafte Verharmlosung

Ich lese nicht gern Bücher über Kriege. Ich kann Bücher über den Holocaust fast gar nicht lesen. Zu schlimm! Es gibt aber Menschen, die bestehen darauf, dass man darüber lesen müsse, immer wieder, damit das alles nicht vergessen werde. - Ich vergesse es nicht, ob ich Bücher darüber lese oder nicht. - Ich habe ein Buch darüber geschenkt bekommen, und ich habe es nur gelesen, dass ich eine Antwort hätte, falls ich gefragt würde: "Und - wie findest du es?" - Ich finde es noch schlimmer als alles. Es wird die Geschichte von zwei Knaben erzählt - einem diesseits des Zaunes, eines jenseits des Zaunes von Auschwitz. Es wird in sogenannter kindlicher Naivität eine Geschichte von einer Freundschaft erzählt. Die Buben wissen nicht, was passiert, aber die Lesenden wissen es wohl. Wissen schon in der Mitte der Geschichte, wo hinaus es läuft. Der Knabe von diesseits will auch einen gestreiften Pyjama tragen, der von jenseits bringt ihm einen. Zusammen gehen sie in die Gaskammer, nicht wissend. - Das Buch "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist eine grauenhafte Verharmlosung.

Sonntag, 15. Januar 2017

Heimaten

Als wir diese Woche ins Urner Oberland fuhren aus sehr traurigem Anlass, versuchte ich im Zug, an "anderes" zu denken. Das gelang mässig, aber ein seltsamer Gedanke stieg auf. Mehr eine Frage: Warum verspüre ich im Urner Oberland mehr Heimatgefühl als in Oftringen, wo ich her komme? Warum zieht es mich kaum in den Kanton Aargau, dafür aber auf die Göscheneralp, nach Wassen, überhaupt ins Urner Oberland? - Meine vorläufige Antwort hiess, dass ich in Oftringen mit niemandem mehr Kaffee trinken kann, weil ich keine Kontakte mehr habe. - Heimat ist dort, wo ich Menschen kenne. - Mein Gefühl für Heimat und Heimaten hat sich heute bestätigt. Wir waren am Abschiedsgottesdienst mit Fest der Sekretärin, die nun auch pensioniert wurde. Schon in der Kirche stieg dieses Gefühl von Heimat wieder auf. Dort ein Lächeln in unsere Richtung, da ein kleines Winken. Ganz viele älter gewordene, aber vertraute Gesichter. Als dann Giovanni den Ministrantendienst übernahm, weil keine Minis gekommen waren, wusste ich: Heimgekommen bin ich. Das ist die Pfarrei, die mitdenkt und mittut. Ich erkenne sie. Ich erkenne mich in ihr. - Auf ging es dann zum gemeinsamen Essen und Trinken und zu all den Gedichten und Liedern, all dem Lachen, all den geplanten Wanderungen, welche diese Pfarrei ausmachen. - Glücklich, wer Heimaten haben darf!

Samstag, 14. Januar 2017

Ein Junge von fünfzehn Jahren

Ein Junge. "En Bueb". Er sass mehrmals an unserem Tisch in Wassen. Er spielte mit uns, bastelte mit uns, ass mit uns Kindermenüs. An Geschichtentagen im Pfarrhaus. Er war mit uns im Ministrantenlager. - Vor einer Woche ist er mit Freunden zum Skifahren in die Urner Berge aufgebrochen. Jetzt ist er nicht mehr. Eine Lawine hat ihn erfasst. Gar nicht so viel Schnee, aber Steine, Geröll, Felsen. Er hat den Aufprall nicht überlebt. - Vor einer Woche hat er noch gelebt. Jetzt ist er nicht mehr. Gestern wurde seine Asche in die Erde gelegt. Er ist nicht mehr. An der Trauerfeier gestern war die Rede vom unerforschlichen Willen Gottes. - Irgend ein Gott hatte nichts damit zu tun. Auch kein Willen von niemandem. Es war ein Unglück, ein ganz schreckliches Unglück. Am Tisch seiner Eltern, seines Bruders und seiner Schwester klafft eine Lücke. Eine schreckliche Lücke.

Donnerstag, 12. Januar 2017

Aufräumen, aber kunstvoll!

Wir hatten Besuch, und das war schön. Zwei Kinder hatten allerlei Ideen, wollten unzählige Geschichten erzählt bekommen und landeten schliesslich beim Malen mit meinen Farbstiften. Am Schluss haben sie die Buntstifte aufgeräumt. So unnachahmlich, wie es nur Kinder können. Ich kurve seither sorgsam um ihr Kunstwerk auf meinem Zimmerboden. Es wäre schade, nachzuräumen!


Mittwoch, 11. Januar 2017

Teppichkunst aus Marokko

Gibt man/frau bei Google das Stichwort "Berber" ein, bekommt frau Interessantes zu lesen über kriegerische Männer, deren Beleidigungsspruch hiess oder noch heisst: "Dein Vater starb im Bett." - Ein echter Mann stirbt im Kampf. Ein Berbermann. - Über die Berberfrau steht nichts unter dem Stichwort "Berber". Soll ich mich darüber wundern? - Ich habe halt einfach "Berberin" eingegeben. Da wird über Tanz geschrieben und über das Teppich Weben. Sonst auch nicht viel oder nichts.

Wir waren gestern in Zürich im Museum Bellerive. Vom Bahnhof Stadelhofen aus gingen wir dem See entlang Richtung "Zürihorn". Garstig war es. Die Welt kaum zu sehen im Schneewehen. Kalt. Nass. - Dann traten wir in die warmen Räume des Museums. Sahen die wunderbar farbigen Kissen und Teppiche der Frauen aus Marokko. Eben der Berberinnen. Sie weben und knüpfen ihre Teppiche, weil sie sesshaft wurden und auf ihren Lehmböden Weiches brauchen. Dass sie all das Warme, Weiche so farbig und phantasievoll weben, ist lauter Freude am Schönen, nicht Notwendigkeit. Und sie tun es in der Grossfamilie gemeinsam. Trinken dazwischen Tee, weben, schwatzen, erfinden neue Muster. Die Männer kriegen, die Frauen weben. Eintragswürdig?

Dienstag, 10. Januar 2017

Mit einem Wunder-Wannenbad in den Tag

Mir geht es gut. Bin ganz beschwingt heute Morgen. Daran ist, glaube ich, der violette "Knochen" schuld, den ich ins Badewasser habe gleiten lassen. Da hat er sich ausgebreitet und verwandelt. Hat Giftgelb, Maigrün  und Rosarot von sich gegeben. Violett auch und viel weissen Schaum. Ich habe mich in das gerade richtig schmierige Wasser gelegt und das weitere Geschehen mit Erstaunen beobachtet. Alles hat sich in ein Sumpfgrün gewandelt, ausser einer "Tablette" Lila. Die wollte und wollte sich nicht auflösen. Ich habe begriffen: Mindestens so lange muss man sich im Bade suhlen, bis auch das letzte Lila im Algengrün aufgegangen ist. Welche Wonne! Reto sei Dank, der mir den "Knochen" zu Weihnachten geschenkt hat!

Montag, 9. Januar 2017

Ein langer Gang

Immer noch liegt eine durchgehende Schneedecke. Wir sind übers Hegifeld gegangen und haben die weite Weisse bestaunt. Dabei kalte Backen gekriegt und ein wenig gestritten über wie das richtige Leben geht. So Kleinigkeiten. Banalitäten. Sehr beruhigend. Wir haben immer noch Differenzen. Sind jede und jeder ein eigener Mensch. Wären wir uns in allem einig, es wäre sterbenslangweilig. So ist es enervierend, belebend. Der Blutdruck steigt und fällt dann wieder, wenn eine ein versöhnliches Wort sagt.

Sonntag, 8. Januar 2017

Ein Sonntag nach meinem Geschmack

"Geschmack" ist ganz wörtlich zu nehmen. Heute hat Reto ein Poulet im Ofen gebrätelt, wie ich es liebe. Kross und mit Rosmarin. Eine Wohnung voller Duft schon eine Stunde vor dem Essen. Und jetzt, wo ich von der Stadt zurück gekommen bin, riecht es immer noch ein wenig. Es duftet nach. Ich habe den Geschmack in Gaumen-Erinnerung. - Kommt dazu mein Dessert. Ich habe mich mit meiner Besten Freundin im National getroffen. - Was pflegen wir uns zu gönnen zu unserem ausgiebigen Freundinnenaustausch? - Richtig, eine halbe Portion Vermicelles. Dazu für mich zweimal  Latte macchiato. Zuerst löffle ich geniesserisch den feinen, weissen Schaum. Dann ergötze ich mich am starken Kaffee und erhole mich am Schluss am milchigen Kaffeerest. Einfach ein Genuss. Der ganze Tag.

Samstag, 7. Januar 2017

(Fast) alles wird entfernt

Wir sind daran, Weihnachten 2016 aufzuräumen. Reto hat sich den Weihnachtsbaum zur Brust genommen. Das ist ganz wörtlich zu verstehen. An die Brust und raus in den Garten. Dort steht er, grün und schön, aber ziemlich nackt. Vielleicht bekommt er ein paar Meisenknödel angehängt in den nächsten Tagen. - Die Stube sieht ganz unmöbliert aus. Kein blauer Sternenvorhang mehr. Der grosse Engel im Keller. Die Dreikönige schon in der Krippenschachtel, wo sie doch erst gestern den Stall endlich fanden.

Weihnachten und das alte Jahr müssen aufgeräumt werden. Nur so wird der Aufbruch in ein Neues bewusst. Und aufbrechen müssen wir ein Leben lang immer wieder. Neuen Schwung holen in der fahlen Wintersonne. Dem Frühling entgegen träumen. Dabei den Winter nicht verpassen.

Unsere Tochter macht sich auch neu auf. Eine neue Arbeitsstelle ab Februar. Als Königin macht sie sich schon mal sehr gut: Viel Glück, Judith!

Freitag, 6. Januar 2017

Lichterweg von Baar

Gestern Abend haben wir uns auf den Weg gemacht. Ich mit ein wenig Angst vor den Eis-Schnee-Verhältnissen. Aber Reto bot mir seinen Arm. Alte Frauen brauchen einen Stock oder einen Gentleman, wenn sie winters aus dem Haus gehen. Spikes an den Schuhen wären eine weitere Hilfe, habe ich noch nicht. Aber es ist ja alles gut gegangen. Und es war schön. Schöner Schnee. Schöner Abend. Schöner Lichterweg. Nur noch bis Sonntag offen.


Donnerstag, 5. Januar 2017

Arbeitsam ins neue Jahr

Reto sagt, man hört meiner Stimme an, dass ich mich aufrege über das Verhalten unseres Laptops. Ist mein Ehemann womöglich ein wenig schadenfreudig, weil ich ihm immer vorhalte, er rege sich über jeden Mumpitz auf? Aber wo er recht hat, hat er recht. Ich will so schnell als möglich wieder zu meiner Lismete. Sie beruhigt. Bunte Wolle und lange Nadeln habe ich im Griff. Ausserdem wäre  gerade jetzt die beste Zeit für mein fast fertiges Gilet. - Heute sind wir arbeitsam. Reto hat die saubere Wäsche in der Waschküche geholt und sie versorgt. Jetzt glättet er. - Ich bin in der Küche in unseren unmöglichen Vorratskasten gekrochen, um herauszufinden, was da alles lagert. Es gab wenig Überraschungen. Nichts ist verdorben. Aber wo ich da gerade auf allen Vieren war, putzte ich die zwei grossen Tablare auch noch gründlich. Da ist der Frühlingsputz schon begonnen. Nur - heute und morgen ist Winter. Nachher schauen wir weiter.

Mittwoch, 4. Januar 2017

Neues Jahr - wiederholte Schwierigkeiten

Es kommt mir so vor, als wiederhole es sich alljährlich, dass der Laptop alles auf den Kopf stellt, was mir vertraut ist. Nun also wieder. Keine Ahnung, weshalb ich gerade in mein Blogger-Konto kam, nachdem es den ganzen Morgen nicht möglich war. Aber die Favoritenleiste ist nach wie vor weg. Wenn ich hier raus gehe, komme ich vielleicht am Sankt -Nimmerleinstag wieder hinein. Nun, ich will Gelassenheit üben im neuen Jahr. Hier ist mein Übungsfeld. Falls ich ein paar Tage nicht blogge: Mir geht es gut. Ich gehe jetzt "lisme", da weiss ich, was ich habe.

Dienstag, 3. Januar 2017

Schon Abend??

Heute habe ich:
  • echli Schnee geschaufelt; den Rest, den Reto mir auf mein flehentliches Bitten noch liess.
  • ein Käsesoufflée zustande gebracht, das just fertig war, als Reto von der Stadt kam.
  • seine neuen Lammfell gefütterten Hausschuhe gebührend bewundert.
  • lange im Bretonischen Krimi gelesen, ausgeliehen von meiner Schwester.
  • den Geschmack von Muscheln ganz deutlich im Mund gehabt wegen des Krimis.
  • einen Nebel-Schnee-Marsch gemacht mit Reto; bin nicht gestürzt.
  • Judith und Kaya beim Scheemann Bauen zugeschaut, an die Füsse gefroren.
  • einen grossen, warmen Tee getrunken, Füsse wieder gut.
  • vorletzte Weihnachts-Neujahrs-Karten geschrieben, gern, aber nicht zu viele aufs Mal.
Und Du?

Montag, 2. Januar 2017

Kontingenz?

"Kontingenz bedeutet, dass alles, was ist, auch anders sein könnte." 
Philippe Wampfler im Tagi-Magi Nr. 51/52

So erklärt verliert das Wort "Kontingenz" seine Drohgebärde. Kennengelernt  habe ich die Kontingenz in Psychologie angehauchten Settings. Pass auf, wurde mir da suggeriert, es könnte alles ganz anders = schlimmer sein. - Ganz anders oder einfach nur anders - das bedeutet nicht per se gefährlich, unheimlich, sowieso schlecht. Anders ist einfach nicht so, wie ich es gewohnt bin. Anders könnte also auch spannend, belebend, erheiternd, neue Horizonte anzeigend sein. Ein neues Jahr - was mache ich selbst anders? - Ein neues Jahr - ich habe es natürlich nicht im Griff, aber ich hoffe fest, dass vieles gleich bleibt. Dass unsere Freunde uns erhalten bleiben. Dass es der Familie und unseren Sippen gut ergeht. Dass Reto und ich einigermassen gesund bleiben - altersentsprechend, wie diesem Zustand mein ein und einziger Onkel Max sagt. Dass wir unserer Enkelin fortwährend beim Wachsen und Reifen zusehen dürfen. Und daneben darf vieles auch neu und anders werden. Ich bin gespannt.

Sonntag, 1. Januar 2017

Erster Januar 2017

Morgens:
Noch bleich und grau steht der Tag. Der Rauch steigt aus dem Kamin des Nachbarhauses - fast schnurgerade steigt er hoch. Nur manchmal wird er abgelenkt - mal nach rechts, mal nach links. Der Wind hat sich noch nicht entschieden, woher er wehen will. Vor acht Jahren ist "heute" mein Mami gestorben. Gestern hat unsere Enkelin direkt zu Reto und mir gesagt: "Ihr seid schon alt; ihr sterbt zuerst." - Hoffentlich ist das so, aber das Sterben darf sich gern Zeit lassen. Zu schön ist es, mit unseren An-Gehörigen zu feiern, zu lachen, zu leben, verbunden zu sein. Was bringt es, das neue Jahr???

Abends:
Der Himmel hat längst aufgeklart. Das Geschirr vom alten Jahr ist abgewaschen. Die letzten Gäste sind nach Hause gefahren. Noch brennen die Lichtlein von Weihnachten. Die letzten Karten zu Neujahr sind noch nicht geschrieben. Das alte Jahr hängt schlaff ins neue hinüber. Wir sind schon da, aber auch noch dort.