Donnerstag, 31. Mai 2018

Lerne Landwirt, werde Wildhüter

Gut gemachte Werbung für Berufsbildung im Bus! - Während ich das rosa Hausschwein und das widerborstige Wildschwein betrachte, hüpft von meiner Bluse ein kleiner grüner "Heugümper" an die Haltestange vor mir. Es ist seine erste und womöglich seine letzte Busfahrt. Ich wünsche ihm Fluchtglück. Wäre gern Biologin oder Zoologin, um mehr über den kleinen Grünen zu wissen. - Neben mir sitzt ein weiteres "Forschungsobjekt" - ein sehr hellhäutiges, superblondiertes, wenig bekleidetes Mädchen. - Ausser Landwirtin, weniger Wildhüterin, wäre ich gern Soziologin oder Ethnologin. Was bewegt die junge Dame neben mir, die nicht nur körperlich Distanz hält? Was denkt sie von mir? - Ach, möchte ich das wirklich wissen?

Mittwoch, 30. Mai 2018

Coop will uns erziehen

Wir sind einkaufen gegangen. Schön, dass es so reichlich gibt. Heidelbeeren, Tomaten, Peterli, Nostrano-Gurken und mehr. - Dann hatten wir alles im Einkaufswagen und steuerten die Kassen an. Aber oha, das taten gleichzeitig auch andere, und wir waren plötzlich zwei Kolonnen. So ungefähr. Nicht alle wussten ganz genau, zu welcher sie gehören wollten. Wir schon! Zu derjenigen, bei der eine Frau, selten ein Mann, an der Kasse sitzt, unsere Sachen eintippt, ein Wort oder zwei mit uns redet, auch mal lacht über einen tollen Spass von Reto und am Ende des Monats für das alles einen Lohn bekommt. Da stellten wir uns an und warteten halt. Die paar Jungs am Selbst-Einscanning-Dings blieben schliesslich unter sich. Unsere Kolonne wurde lang und länger. Aber wir blieben alle standhaft, redeten ein bisschen über die Kassierin, die wir nicht arbeitslos haben wollen, redeten alle ein bisschen darüber. Und endlich hatte der Coop ein Einsehen - eine zweite Kasse wurde besetzt. Wir sind (noch) unerziehbar. Wenn Coop kein ständiges Chaos will, schicken sie uns genug Personal an die Kasse. Wir haben Zeit!!!

Dienstag, 29. Mai 2018

Mitgegangen

Reto musste auf Rekognoszier-Reise gehen. Eigentlich ein Kamerad mit ihm, aber dieser wurde krank. - Ich hatte meine eigenen Pläne für heute. Aber kann man sich nicht umbesinnen? Immer schön flexibel bleiben? - Ich fuhr mit nach Romanshorn, das keine Stadt zum "Lädelen" ist. Wäre nicht der claro-Laden, es wäre absolut und völlig trist. Ausser wir haben das "schöne" Romanshorn nicht gefunden. - Aber das Restaurant "Hafen", das ist eine Reise wert. Dort haben wir Zmittag gegessen. Eben genau am Hafen und superfein. Der Rotwein samtig und fruchtvoll. Das "Fischli" nicht überwürzt. Die Salate vom Buffet ein Erlebnis. Die meisten schon angemacht, aber jeder einzelne eigenständig und originell. Gurke mit Melone. Rüebli mit Zitrone. Nüsse am Sellerie. Nüsse  über alles gestreut von mir selbst. Ach, solche Salate könnte ich tagtäglich essen. Morgen gibt es kaltes Buffet.

Montag, 28. Mai 2018

"Isch biin Linette" (je suis Linette)

Gerade noch Rollenspiele gemacht mit unserem Hütekind. Bei ihr machten alle Mitglieder der Familie Bär nur noch Pipi und Kaka. Das wollte ich unterbrechen. Ich holte als neue Spielfigur eine pink Bürste mit Damenaufsatz.


"Isch biin Linette" sprach sie in gebrochenem Deutsch und erzählte, dass sie aus "Frankreisch goommt". - Unser Hütekind spielte sofort mit und sprach auch Hochdeutsch. Als Linette Angst hatte, über eine Brücke zu gehen, sagte das Mädelchen: "Muscht keine Angscht haben . Ich hebe dich am Arm."



Sonntag, 27. Mai 2018

Kochen, backen und so weiter

Mir ist die Bewirtschaftung des Kühlschrankes anvertraut. Bei Reto würde sich alles sammeln, der Kühlschrank wäre rappelvoll und das Haushaltportemonnaie meistens leer. - Also, der tägliche Blick auch am Sonntagmorgen: Was tun mit der geöffneten Packung Maroni in süsser Sauce. - Aufgemacht haben wir sie letzte Woche, als die extra für Kaya eingekaufte frische Mango sich als überreif und ungeniessbar herausstellte. Ein paar Maronen sollten die Cashews ungesalzen und die letzte in Schnitze geteilte Orange zum Zvieri aufpeppen. Gegessen haben wir die Orange und die Nüsse, Maroni nur ein paar wenige. - Also, was tue ich mit dem ganzen, grossen Rest? - Ich habe gleich nach dem Zmorge einen Kuchenteig frei erfunden. Sollte das Ergebnis fein sein, kann ich es nicht wiederholen. Was habe ich alles reingetan? - "Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Safran macht den Kuchen gehl." heisst es in einem Kinderlied. - Safran nein! Eier und Zucker schon und noch ein paar Ingredienzien. Sogar Zimt und Koriander sind drin. Backpulver. Was noch? - Der bewirtschaftete Kühlschrank gefällt mir.

Samstag, 26. Mai 2018

Reto macht sich Sorgen

Seit wir den Garten neu gestaltet haben, spinnen wir. Täglich gehen wir x-mal auf den gelegten Platten um unser Gemüse und schauen, ob es gewachsen ist. Wir giessen wie nie und rupfen da etwas aus und setzen dort etwas ein, begradigen die Rasenfläche, "erdünnern" Rüebli und Ringelblumen und - ach, ist es gewachsen? - Reto macht sich Sorgen: Was eigentlich denken die Nachbarn links und rechts, wenn sie unser sonderbares Verhalten beobachten? - Ist mir schnuppe, muss gleich in den Garten: Ob sich noch eine Mohnblume aufgefaltet hat?

Freitag, 25. Mai 2018

Dorothea Mihm

Der Untertitel des von mir gerade ausgelesenen Buches heisst: "Erfahrungen einer buddhistischen Palliativschwester". - Ich habe mir die "Schwester", die Sterbende begleitet,  im Internet angeschaut und bin ganz erstaunt. Sie sieht so anders aus, als ich sie mir beim Lesen vorstellte. Wobei ich beim Lesen gar nicht wahrnahm, dass ich mir eine Vorstellung machte. - Nachdem ich nun seitenweise vom Loslassen und Nicht-Anhaften gelesen habe und Fotos von ihr betrachtet habe, glaube ich, sie ist nach wie vor ein normaler Mensch mit Geltungsbedürfnis. Und - sie sieht viel fröhlicher aus als ich dachte. - Jetzt aber habe ich genug vom Sterben gelesen. Es ist Zeit für einen Apéro mit Reto. Stossen wir an auf unser Leben und das von all unseren Lieben.

Donnerstag, 24. Mai 2018

Guter Tag

Schon morgens schön, wenn auch weniger warm als gedacht! - Wir machten einen langen Gang durch Feld und Wald und darüber hinaus eine lange, lange Treppe hoch. Wir sahen, dass die Brombeeren gut stehen und sich zu blühen anschicken. Dieses Jahr gibt es Holunderblüten in rauen Mengen, wo wir letztes Jahr nichts, aber auch gar nichts fanden. Die Zitronen haben wir auf dem Rückweg gekauft. Ich brauche sie für Holunderblütensekt.

Nachmittags immer noch schön und warm! - Unser Grosskind spielt bei Nachbars. Nur das Zvieri haben die beiden Prinzessinnen unter dem Ahorn genehmigt. Weil die Früchte auf einem goldenen Teller daher kamen, waren sie den holden Damen genehm. - "Grosi, du wärsch d Dienerin!" - "Ja, Kind, ganz zu deinen Diensten!"

Mittwoch, 23. Mai 2018

Rote, winzige Spinnentiere

Ein bunter Tag! - Wir haben mit unserer Enkelin das Fenster meines/ihres Zimmers neu gestaltet. Bei ihr ist das Einhornfieber ausgebrochen, also hat sie ein grosses, buntes Einhorn ans Fenster gemalt. Ich habe aus grünem Seidenpapier ein paar Tannen geschnitten und sie aufgeklebt. Reto hatte die schöne Aufgabe, auch aus Seidenpapier alle Teile für einen Regenbogen zu schneiden. Aufgeklebt haben wir gemeinsam. - Später haben wir auf dem Fenstersims aussen hunderte von winzig kleinen Spinnentieren entdeckt. Diese mussten wir mit der Lupe betrachten. Haben sie acht Beine? - Sie sind viel zu schnell, als dass man die Beinchen zählen könnte. Wohin rennen sie? Was tun sie dort? Faszinierend!


Dienstag, 22. Mai 2018

Es "werk-taget"

Wenn man auf dem Markt Setzlinge kauft, müssen sie gesetzt und gewässert werden. Das ist logisch Aber wenn man gar nichts tut, und es wird trotzdem staubig in der Wohnung und ich muss putzen, ist das nicht logisch. Finde ich. - Ich habe es getan - gesetzt, gewässert, geputzt. Heute muss ich nur noch Znacht kochen, alles andere ist freiwillig und kann nach Lust und Laune ausgewählt oder ausgelassen werden. - Vermutlich lese ich eine Stunde am emotional fordernden Buch "Die sieben Geheimnisse guten Sterbens", das ich auf Empfehlung gekauft habe. - Gestern habe ich auch darin gelesen. Nach einer Sequenz, die unangenehm, weil sehr realistisch war, ist ein Bericht einer Frau gekommen, die schön, ja, wirklich schön erzählt hat vom Sterben ihrer Mutter und vor allem von deren Begleitung durch die ganze Familie bis zum Tod und darüber hinaus. - Sie haben sich (und der Sterbenden) zu helfen gewusst. - Und doch werde ich froh sein, wenn das Buch ausgelesen ist.

Montag, 21. Mai 2018

Es blüht uns schön

Unser Hegifeld, angelegt als Hochwasserschutz von der Stadt und begrünt und beblumt von ebendieser Stadt, verlockt uns immer wieder zu Spaziergängen. Heute Morgen ganz besonders schön. Nur die Wärme beim Gehen sieht man nicht. - Unterdessen räuchert mein Mann unsere Wohnung von draussen mit einem Grillfeuer. Ich walte meines Amtes und hole Pflücksalat und brätle Rosmarinkartoffeln.




Samstag, 19. Mai 2018

"Afro Pfingsten" ein weiteres Mal

Es muss sein! Ja, es muss sein! - Wann immer wir über Pfingsten zu Hause sind, fahren wir in die Stadt, wo wir alles andere als allein sind. Noch ein paar (hundert, tausend) andere mögen die besondere Stimmung in der Stadt, wenn getrommelt wird und Rauchschwaden und fremde Düfte in der Luft hängen und einladen zu allerlei Unvernunft. - Ich jedenfalls werde unvernünftig, wenn die Musik zum mich Wiegen einlädt und alle Gassen voller Marktstände stehen, wo es wirklich schöne Sachen zum Kaufen gibt. - Alle Jahre kaufe ich mir Glasperlen, die pro Stück einen Franken oder so kosten. Schön sind sie. Farbig sind sie. Mit der Hand im grossen Perlenkorb zu wühlen, bewirkt Wohlbefinden pur. Wenn der schwarze Verkäufer sagt, er macht mir einen guten Preis und lächelt mit seinen weissen Zähnen, dann ist alles in Ordnung. Mehr als das. - Dann der Stand mit Musikinstrumenten aus aller Welt! Wir haben nur eine einzige thailändische Windglocke gekauft. Und ein neues Projekt ausgedacht. Unser Ahorn, der die selbstgebastelten Vögelchen verliert und kein Vogelbaum mehr ist, soll ein Klangbaum werden. Erste Anschaffung getätigt und aufgehängt. Es klingt bei Wind.

Freitag, 18. Mai 2018

Gelieger, Gelager, Massenlager

Was tun, wenn  die Enkelin mit allen pädagogischen Massnahmen nicht herunterkommt und doch schlafen sollte? - Sie sitzt auf ihrem Gelieger und schaut sich um. Ist sie ängstlich? - Sie sagt nein, aber. - Sie hört ein Geräusch. Es ist der ständige Luftstrom in unserem Haus; Minergie heisst das System, das ich auch nicht liebe. - Aber jetzt ist es fortgeschrittener Abend. - Sie fragt: "Ist schon Nacht? Vielleicht müssen wir gar nicht schlafen." - Letzteres hoffnungsvoll. - Sie übernachtet selten bei uns. Das bedeutet auch, dass sie in einem anderen Entwicklungsschritt ist als noch letztesmal. Mir scheint, sie nimmt alles viel bewusster wahr und kann sich deshalb nicht fallen lassen. - Da sitzt sie immer noch, schlägt vor, ein wenig zu tanzen, rückt mir und meinem Bett näher. Sie erzählt mir eine Geschichte von einem Samenkind, das nicht in der Wiege bleiben wollte. - Ich teile mein Bett nur mit unserem Kater. Dieser schnarcht nicht und ist ganz schmal und ruhig in Nachtzeiten. - Ich schlage vor, dass wir ummöblieren. Meine Matratze an ihre Matratze. Sie ist begeistert und hilft schleppen. Unterdessen ist es nach zehn Uhr nachts. Sie findet, so könnten wir auch viel besser schwatzen. Dann dreht sie sich - und schläft innert Sekunden ein.



Donnerstag, 17. Mai 2018

Immer besser lernen, im Jetzt zu leben

Wenn die Tage so voll sind wie er heutige, wenn die Agenda strotzt von Einträgen wie in angestellten Zeiten, dann ist die Kunst, im Jetzt zu leben, sehr wichtig. - Ich bin noch nicht kunstfertig, aber ich übe. Wenn nicht, bekomme ich Beengung, kann schlecht atmen - und bin ganz selber schuld daran. - Es ist nämlich alles allerbestens zu bewältigen und alles schön und gut, wenn ich eines nach dem anderen nehme. Und mich frei mache von der Vorstellung, "frei" sei nur, wenn ich von Minute zu Minute entscheiden könnte. - Kann ich nicht wegen der Agenda. Weil da steht, dass in einer Stunde unsere Enkelin zum Übernachten kommt, dass ich nicht weiss, soll ich den Pizzateig jetzt machen oder erst mit ihr, weil da steht, dass sie morgen Freitag früh im "Chindsgi" sein muss, und da steht, dass wir Besuch zum Zmittag haben werden und wir am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen gehen, und so weiter und so fort. Und dann ist schon Pfingsten und bald Sommer, und meine Beste Freundin hat gesagt, Reto müsse schon bald wieder dekorieren. Für Weihnachten!!!

Mittwoch, 16. Mai 2018

Wetter zum Schreien

Heute wird es nicht einmal hell. Dass es regnet, ist notwendig, aber dass es so dunkel bleibt, nicht. - Da ist der Zettel auf meinem Pult, den ich mir am Sonntag geschrieben habe, umso wichtiger:

"Schöne Momente zu geniessen beginnt damit, dass man sie erschafft."

Zu meinem schönen Momenten gehören die paar Minuten, wo ich am Morgen die Nurdin-Decke über mein Bett werfe. - Nurdin ist der Strandverkäufer in der Toscana, dem wir sieben Baumwolldecken abgekauft haben. Eine hatte ich für mich behalten, noch ohne zu wissen, was ich damit wollen könnte. - Unterdessen hat die alte schwere Tagesdecke immer mehr Risse bekommen. Nurdins Decke darf sie ersetzen. Das fühlt sich an wie Strand und Wärme.

Unbedingt dazu gehört die Cashmerdecke, die farblich so gut passt und die aus der Mongolei kommt!


Montag, 14. Mai 2018

"Mutzli guckt in die Welt"

Auf meinem Pult liegt abschiedlich ein Kinderbuch:

Es zeigt in schwarz-weiss-Fotos, wie die drei Bärenjungen von Mama Mutz die Welt entdecken. Das Bilderbuch gehörte Klein-Esther und gehört noch immer der Grossmutter Esther. Es ist abgegriffen, aber intakt. Trotzdem will ich es heute verabschieden. Unsere Hütekinder würdigen es nämlich keines Blickes. Neben all den farbigen, grossen Bilderbüchern fristet es ein kümmerliches Dasein der Nichtbeachtung. Dabei hat es mir einst erlaubt, mir die grosse, weite Welt zu erschliessen wie dem Bärenjungen, den die Bärenfee im Traum die Mauern des Bärengrabens vergessen lässt. - Gut, dass unsere Hütekinder das Buch nicht brauchen. Sie gucken mit lebendigen Augen direkt in die Welt - die kleine und die grosse.

Sonntag, 13. Mai 2018

Die Wolken waren uns gnädig

Gestern war ein guter Abend, um draussen zu feiern. Unsere Nachbarn hinten und unsere Nachbarn gegenüber und wir selbst haben das getan. Sassen alle mit Gästen im Freien und waren glücklich (glaube ich). Aber zeitweise türmten sich dunkle Gewitterwolken - und plötzlich begann es zu regnen. Ich wollte schon die Apérogläser wieder herein holen, da hörte es schon wieder auf. Und gab sogar einen Regenbogen, den wir bestaunen konnten. - Fröhlicher Abend draussen. Als wir zum Kaffee und zu Retos feiner Tarte kamen, wollten die Nachbarn von Judith auch etwas davon haben. Standen plötzlich am Gartenhag und begehrten Einlass. Als Wegpfand brachten sie eine Flasche Beerenlikör mit.

Samstag, 12. Mai 2018

Einfach verschwunden

Gestern sind wir zu Fuss in die Stadt gegangen. (Über die Aktion "neues Kaffeesystem" mag ich heute noch nichts sagen.) Am Graben unter Platanen gab es Macchiato und Cappuccino. Dann erledigten wir unsere "Geschäfte". Mit dem Bus Nummer eins ging es heimwärts. Aber da begannen die Abenteuer erst recht.

Zuerst stieg eine wirklich alte Frau in ganz rotem Gewand zu. sie war derart wacklig auf den Füssen, dass ich ihr sofort meinen Platz anbot und sie auch darauf manövrierte. Als sie später ausstieg, wäre sie aus dem Bus gefallen, wenn nicht ein hilfreicher Mann mit ausländischem Aussehen sie unter den Arm genommen und sicher aufs Trottoir gestallt hätte. - Puuhhh, nochmal gut gegangen! 

Wir hatten uns zu einem Mann mit seltsamen Augen gesetzt, als ich meinen Platz weggegeben hatte. Dieser murmelte vor sich hin. Plötzlich fiel etwas zu Boden, und er schüttelte heftig den Kopf. Erzählte, dass jetzt gerade sein Natel aus der Tasche gefallen sei, das er drei Wochen lang gesucht hatte. "Blöder Türke!" sagte er und wollte, dass wir das wiederholen. Taten wir nicht, aber wir redeten eine Weile mit ihm. Als er ausstieg, bedankte er sich für den Small talk. - Reto fand es sehr seltsam, dass man sein Natel drei Wochen lang sucht, nicht findet - und dann fällt es aus der Tasche.

Zu Hause nähte ich die neuen Hosen meines Ehegatten kürzer. Plötzlich spickte die Nadel weg. Ich suchte und suchte sie - und fand sie nicht. Verschwörung des Türken? - Erneutes Suchen. Wieder kein Erfolg! - "Blöde Schweizerin!" - Bitte wiederholen.

Freitag, 11. Mai 2018

Zuhause

Ich bin sehr gern zu Hause. Immer mehr muss ich sanft gedrängt werden, "my home and my castle" zu verlassen. Das ist ja dann oft sehr anregend, auch schön und vor allem horizonterweiternd. Aber ich bin gern zu Hause. Mein Zuhause ist ein geniales Sammelsurium. Zu fast allen Einrichtungsgegenständen und Kinkerlitzchen kann ich eine Geschichte erzählen. Alles erinnert und kann deswegen nicht weg.

Die Zeitschrift "flow" hat sich auch mit dem Zuhause beschäftigt:

Zur wahren Wohn-Wohligkeit gehören auch die Menschen, bei denen sich unsere Seele zu Hause fühlt."

Nun brauche ich KEINE Wohn-Wohligkeit, aber Menschen schon, die mir Zuhause sind. Mögen sie  real oder in der Erinnerung leben. "Flow"-Frau erzählt von ihrer Grossmutter:

"In meiner Kindheit war es meine Oma, in deren Haus ich oft bis Mitternacht mit ihr Karten spielte, lachte und Pizza ass, die sie für uns bestellt hatte."

Das gefällt mir sehr. Ich als "Grosi"kann an "Verrücktheiten" noch zulegen. Dies ist KEINE Drohung.

Donnerstag, 10. Mai 2018

Angesagt ist angesagt

Gestern war ich erfüllt vom Konzert des Musikkollegiums Winterthur. Heute ist ein anderer Tag. Trotzdem zuerst zum Konzertmeister von gestern: Er heisst Roberto Gonzalez Monjas. Das ist ja schon fast ein Gedicht - so ein Name! - Aber auch so ein Mann! So ein Künstler! Und so lebendig! - Er spielte das "Violino piccolo", von dem ich nicht einmal wusste, dass es existiert. - Dieses kleinere Instrument, nicht etwa eine Kindergeige, erlaubt Doppelgriffe in anderen Tonarten als sonst. Aber diese Doppelgriffe habe ich kaum wahr genommen, dafür die unglaubliche Geschmeidigkeit, Lebendigkeit des Künstlers. Er spielte auswendig und hatte so zusätzlich die Möglichkeit, mit den anderen Musizierenden zu kommunizieren "unterwegs". Er schaute sie an, lachte sie an, bewegte sich auf sie zu, strubbelte dem Dirigenten die Haare und war eigentlich immer in Bewegung. Phänomenal! - Aber heute ist ein anderer Tag. Ich habe die letzten Briefe meiner Briefschublade sortiert - und bin mehrmals sehr berührt worden, habe oftmals gelacht und habe mich sehr gefreut über alte Briefe. Besonders über solche von meinem Götti.

Mittwoch, 9. Mai 2018

Konzert am helllichten Tag

Reto hat gefragt, ob ich mitkomme. Das "Musikkollegium Winterthur" spiele die "Brandenburgischen Konzerte" von Johann Sebastian Bach. Es sei eine öffentliche Generalprobe morgens um zehn Uhr. - Ich habe viele Jahre selber Geige gespielt, auch ein bisschen Bach. Sogar im Zofinger Stadtorchester. Und dennoch ist mir die Klassische Musik" verleidet. (Ich höre ein paar liebe Menschen aufschreien und "Banausin" rufen, aber ich will ehrlich sein, immer oder fast immer ehrlich!) - Heute habe ich mir vorgestellt, das werde so etwa eine gute Stunde, vielleicht anderthalb oder im schlimmsten Fall zwei Stunden dauern. Jedenfalls sagte ich Reto zu. Unterwegs verriet er mir, die Dauer sei zweieinhalb Stunden - bis halb eins?!? - Dann begann das Konzert - oder besser gesagt, der Dirigent fing an, aber nicht zu dirigieren sondern zu dozieren. Gute zehn Minuten Einführung, bis der erste Ton erklang. - Ich gebe aber unumwunden zu, dass es mir gefallen hat. Sehr! - Ich habe gemerkt, dass ich eben nicht nur hören sondern auch sehen muss. Dieser Dirigent in seiner Lebhaftigkeit! Wie er Klangteppiche weben kann. Wie er Dramatik in den Alten Johann Sebastian bringt. Wie er mit seinen grossen und kleinen, hoch ausgreifenden und eng bleibenden Bewegungen auch mich aufmerksam macht. - Aufmerksam macht? - Ja, aufmerksam auf ALLES! (Vom Konzertmeister morgen...)

Dienstag, 8. Mai 2018

Verbesserung gewiss möglich

Seit meine Kinder Kinder waren, habe ich keine Roulade ("Biskuitrolle" heisst sie nach Rezept) mehr gemacht. Aber heute habe ich es versucht. Man wird das Himbeerding essen können, aber meine Leistung ist nicht top. Zwar habe ich das Biskuit genau, aber sehr genau nach Rezept gerührt, es aber zu dick auf das Blech geschmiert. Rollen war dann schwierig, umso mehr, als ich die Füllung "Pi mal Daumen "kreiert habe. Muss ja noch ein wenig Eigenes dabei sein. - Das Eigene fliesst nun aus der Rolle. Nicht so schlimm, aber auch nicht so schön. Ich tröste mich damit, dass unsere Enkelin kommt. Sie sagt sowieso oft (meistens?): "Das han i nid gärn." - Dann macht es ja nichts.

Montag, 7. Mai 2018

Spät dran!

Der Tag war voll. Wir haben den Garten schon wieder gegossen (Hilfe, wann regnet es?), eingekauft (auch einen Elsa-Quark für unser Hütekind), den Kefen die letzten Kletterhilfen gegeben, Dill gesät (soll den Rüebli daneben sehr gut tun), gekocht, gegessen, Pause gemacht mit Kind im gleichen Raum (das auch müde war), gespielt (vor allem Reto; er ist heiss begehrt vom Hütekind), Elsa-Quark gegessen (Reto und ich ein paar Nüsse), mit Wasserfarbe gemalt (Kind hat "geschrieben: "Liebe Mamma, hoffentlich holst du mich ab."), einen Prototyp "Einhorn" gebastelt (sieht wie eine Schildkröte mit Horn aus), Franz Hohlers Kindergedichte  vorgelesen (Reto und Kind mussten die Reime ergänzen), - - - - - und jetzt ist Feierabend. Hurrahhh!!!

PS. Unser Hütekind beginnt klug und witzig zu flunkern:
Sah es den gekochten Kabis im Mittagsteller. Sagte es: "Mamma will nicht, dass ich Kabis esse."
Sah es den Elsa-Quark im Laden. Sagte es: "Das kauft mir Mamma auch immer."

Quizfrage: Was stimmt?
Antwort: Beides NICHT!

Sonntag, 6. Mai 2018

Grüntöne

Gerade noch sass ich unter dem geliebten, uralten Ahorn, der daran ist, die Farbe seiner jungen Blätter von rot zu grün zu verwandeln. Das tut er immer im Frühling. - Grün! - Ich blicke über unser neues Gemüsebeet und stelle mit Erstaunen fest, dass jede Pflanze ihr eigenes Grün hat. Leider kann ich die verschiedenen Nuancen nicht benennen. Ich kenne hellgrün, grün und dunkelgrün. Wenn ich länger nachdenke, kommt mir noch tannengrün und maigrün in den Sinn. - Ich werde später nachlesen, welche Grüns es auch noch gibt. Einfach zum Spass, nicht zum Behalten. - Wenn ich über unser Gemüsebeet schaue, mag ich am besten den Farbton von Rucola, gefolgt von demjenigen der Kopfsalatsetzlinge. Die Kefen tendieren mir zu stark nach Grau, die Ringelblumen nach Gelb. Alles in allem aber - welche Pracht und Überfülle! Gar nicht notwendig, aber da!

Samstag, 5. Mai 2018

Zehn Karten zum Geburtstag

Ich weiss es ja, ich weiss es wohl - heute schreibt kaum noch wer richtige Postkarten oder Briefe. Aber ich bin "echli" unglücklich, wenn ich zum Geburtstag nicht zehn Karten zum Anfassen bekomme. - Heuer am Geburtstag blieb es bei neun (ja, ja, ja, ich habe auch noch SMS und Mails bekommen; ich gebs zu...). - Neun! - Hätte nicht Reto ...?? - Laut gesagt habe ich nichts. Ich werde lernen müssen, dass die Zeiten sich ändern. Oder aber, ich muss Druck machen auf alle, die mich kennen (habt ihr mich denn gar nicht gerne, dass ihr keine Karte...). - Also diejenige von Sepp würde ja locker für zwei zählen (Laubsägevogel extra für mich!). Und überhaupt! Es geht mir gut. Ich bin kein armes Würmchen. Und hallo, Geburtstag hatte ich vor sieben Wochen! Ungefähr. - - - Aber heute, HEUTE, habe ich die zehnte Geburtstagskarte bekommen - mit Geschenk!!! - Wir konnten uns nicht früher sehen. Und das Sehen war viel wichtiger als Karte und Geschenk. Wirklich und ehrlich wahr. - Für nächstes Jahr aber merke man sich: ICH BRAUCHE ZEHN GEBURTSTAGSKARTEN.

Freitag, 4. Mai 2018

"Leutschä"

Wir waren heute erneut auf der "Leutsch" ("leutschä" = sich herumtreiben, gemäss Dialektwörterbuch). - Mit Freunden sind wir per Postauto nach Rafz gefahren, weil das so schön über Land geht. Dort haben wir im Restaurant des Gartenzenters "Hauenstein" fein Zmittag gegessen. Dann sind wir im Areal von Blume zu Blume, von Busch zu Busch geschlendert und haben die Schönheit der Natur bewundert und all die feinen Blumendüfte eingesogen. Etwas Weniges haben wir eingekauft, aber nicht der Rede wert. Unsere Freunde wollen wieder kommen, wenn die nächsten Blumen blühen. Also hört unsere "Leutscherei" gewiss nicht auf.

Donnerstag, 3. Mai 2018

Aller guten Dinge sind drei

Gestern war Poulet-Tag. Das sagen sie in der einen TV-Werbung immer, dass am Mittwoch Poulet-Tag ist. - Aber heute ist auch Poulet-Tag. Wir waren in der "Burgtrotte" in Hettlingen essen mit meiner Schwester plus Ehemann. - Nach meinem exzellenten Poulet aus dem Ofen von gestern gab es exzellentes Poulet geschmort mit Zimt und Salbei. - Morgen sind wir mit Freunden unterwegs. Ich bin fast sicher, dass ich Poulet essen will. Das kann nur gut kommen, und es wird das dritte Mal hintereinander sein. Aller guten Dinge sind drei. - "Püggel" (Pickel) wie in der TV-Werbung gibt es nicht; ich müsste schon über und über voll sein. Oder kommen die erst mit ein paar Tagen Verzögerung?

Mittwoch, 2. Mai 2018

Ein schneller Tag

Wir hatten Kindhütetag, aber er ging so schnell vorbei wie selten - oder aber wie immer, wenn wir viel los haben. Heute mussten wir einkaufen. Unser Hütekind liebt es, mit dem Kindereinkaufswagen im Laden "herumzublochen". Sie macht das gut und fährt niemanden um. Wieder zu Hause widmete sich Reto der grossen Wäsche samt Stubenvorhängen. Bin gespannt, ob ich sie noch erkenne; die Farbe wird eine andere sein, eine saubere. - Ich briet exzellente Pouletschenkel im Ofen. Dazu gab es Tierli-Pasta (Teigwaren in Tierformen) und Rüebli mit Zucchetti. Unser Hütekind ass den Teller leer, was kaum schon vorgekommen ist. - Nach einer grossen Siesta ging es in den Garten. Wir haben ein Gestell für die noch winzigen Kefen gebaut. Die "Stäcke" (Stöcke, Zweige) haben wir letzte Woche im Wald geholt. - Puuuhhh - bis das Gestell stand, hat es gedauert! Es wurde sogar ein Reisbesen zerstört, d.h. der Stiel abgesägt und mehrmals geteilt, um Pflöcke einschlagen zu können. Sturmerprobt ist das Ganze noch nicht. Muss dann noch fotografieren, solange es steht. - Unser Hütekind war bei allen Aktionen dabei, hat auch gehalten, auch den Gartentisch geputzt - und daneben eigene Spiele erfunden. - Die Belohnung für alles Schaffen waren drei Crêpes beim sympathischen CrèpeMann, der jahrelang in der Marktgasse seinen Stand hatte. Jetzt kommt er einmal pro Monat zu uns zum Quartiermarkt. Wie schön, mit ihm zu plaudern!

Dienstag, 1. Mai 2018

Nach(t)räumtag

Bei mir purzeln die Erinnerungen durcheinander. Erlebtes, Gelesenes, Geschautes, Erlauschtes, Zeitnahes, Zeitweitfernes. - Das hat mit Zofingen zu tun, aber nicht nur. - Es hat mit der Fülle zu tun, die sich nach hinten und nach vorn auftut. Ja, ich erlebe schon voraus. In der Agenda steht Gefreutes in den kommenden Tagen. Stehen Menschen, die ich treffen werde. - Menschen, Menschen, Menschen. Sie sind am wichtigsten - Kann sein, ich habe gestern in Zofingen die Tante von Olten gesehen. Bin mir nicht sicher. Aber sofort tauchte vor meinem Erinnerungsauge auch der Onkel auf. Tauchten die Cousinen auf. Tauchten lange Kindertage in der Finsterthüele auf. - Tauchen auf und tauchen ab. Ich tauche...