Montag, 31. Dezember 2012

Und schon...

Und schon ist Susanna wieder abgereist, und ich sollte das Hafersüpplein kochen, das Reto und mir einen guten Boden legen wird für die Abendausschweifungen. - Ich habe einen genauen Zeitplan aufgestellt, wann Fürbitten zu schreiben sind, Salate zubereitet werden müssen und wann der Brotteig für das Schinkli geknetet wird, wie lange er "gehen" darf, wann eingewickelt wird, was Reto zu tun hat, wann ich meine Schuhe "schnappe", um in den Wiler zum Gottesdienst zu fahren. - UND DORT WERDE ICH ZUM THEMA BISCHOF PREDIGEN. - Und dann ist es schon bald Ende Jahr. Und schon schweift mein Blick ins neue hinein und hofft mein Herz...

Sonntag, 30. Dezember 2012

Meine beste Freundin

Heute kommt Susanna zu uns. Ich freue mich riesig. Sie ist meine beste Freundin, auch wenn das nicht alle gern hören. Und dabei geht es nicht etwa um andere GUTE, LIEBE, WERTGESCHÄTZTE Freundinnen, die eifersüchtig wären. Nein, es geht um Männerspott. - Männer brauchen ja keine Freunde; sie sind im allgemeinen einsame Wölfe, die durch die Lande streifen - sich selbst genug. - Ich eile sie abholen am Bus, meine beste Freundin. Ich freue mich!

Samstag, 29. Dezember 2012

"Ürner Chässuppe"

Gestern flog Reto mit Judith und Harry aus und kehrte heute zurück.Wann, weiss ich nicht, denn da war ich längst ausser Haus. Ich bin mit dem sechs-Uhr-Bus heimgekehrt. Jetzt schaut Reto Sport on TV, was mich nicht interessiert. Später werden wir einander bei einer "Ürner Chässuppe" erzählen, was wir erlebt haben.

Ich war in Zug und habe mich mit  Studienkolleginnen und weiteren Kirchenfreaks getroffen. Wir träumen miteinander von einer Kirche, die sich verändert. Und wir träumen nicht nur, wir verändern sie schon.

Als ich am Morgen los ging, war ich hundemüde, weil ich schlecht geschlafen hatte; jetzt, nach stundenlangem Arbeiten an unseren Visionen, bin ich belebt. Nur das Bauchweh ist mir geblieben, das sich eingestellt hat beim Schreiben des Briefes, den der Bischof verlangt, weil ich mit 475 anderen die Pfarrei-Initiative unterschrieben habe. - Die "Ürner Chässuppe" wird das in Ordnung bringen mit ihrem Zwiebelsegen.

Freitag, 28. Dezember 2012

Staunen

Mein Adventskalender, der bis zum 6. Januar geht, fragt mich heute: Worüber staunst du? - Ich staune sehr darüber, dass ich mittlerweile 63 Jahren alt bin und bald pensioniert werde. Heute schicke ich die Kündigung meines letzten Arbeitsverhältnisses ab. Eingeschrieben, wie sich das für so bedeutende Schriftstücke gehört.

Ich staune ferner, dass unser Kind schwanger ist und wir uns damit befassen dürfen, nächsten Sommer Grosseltern zu werden. Generationen folgen sich.

Und ich staune über die Welt, die noch so unendlich viel Entdeckenswertes für mich ältere Frau bereit hält; alt ist man ab achtzig, jedenfalls hielt das meine Mutter so. Ich möchte Schönheit entdecken, Gutes beachten, das Mindere drängt sich ganz von selbst auf.

Ich staune über den Flug der Dohlen vor meinem Fenster, jetzt und immer wieder.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Ich habe eine Schwester

Gestern hat sich ein "n" zuviel in meinen Bericht geschlichen. Ich habe eine Schwester, nicht mehrere Schwestern. Das war immer so und ist gut so. Ich habe eine Schwester, und darüber bin ich froh.- Und meine Schwester hat einen Ehemann, der mein Schwager ist. Und mit dem war ich schon in England vor unendlich vielen Jahren - meine Schwester besuchen, die dann noch nicht seine Frau war, aber es dann wurde. Und auch das ist gut so. Meine Schwester und mein Schwager haben drei erwachsene Kinder, und das ist supergut so. Und diese alle waren bei uns am Weihnachtstag und gestern. Das war unglaublich gut so.
Ich bin heute zufrieden und glücklich und glaube, dass sich ein wenig Altersgelassenheit einzustellen beginnt bei mir. Ich habe das bei meinem Götti erlebt, der in frühen Jahren manchmal äusserst bissig war, aber im Alter unendlich gütig wurde. Warum aber bin ich heute Morgen mit folgendem Satz im Kopf erwacht: "Befreie uns von der Wut, die auf uns liegt und lastet?" - Verdammt, was soll der Satz, wo ich doch so zufrieden bin???!

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Oh, du fröhliche, oh du selige ...

Die Weihnachtsgottesdienste sind  vorbei - ich glaube, dass es gut und schön war. Aber das weiss man nicht wirklich, weil nicht viele etwas dazu sagen. Vielleicht genügt es, selbst ein gutes Gefühl zu haben.

Die Stimmung in Wassen war wunderbar mit Retos 618 Kerzengläschen - es wären 620 gewesen, aber Ernst und ich haben je eines beim Verteilen und Anzünden fallen lassen. Es waren ziemlich viele Leute in der Kirche; im Dunkeln habe ich längst nicht alle gekannt.

Schöne Musik in Wassen, Gurtnellen und Göschenen. Sologesang von Sepp, Orgel, zweimal Kirchenchöre. - Nicht selber Lieder anstimmen und durchtragen müssen - das ist auch Weihnachten.

Jetzt ist noch die Stube voller lieber Gäste: unsere Kinder mit Partnern, meine Schwester mit erwachsenen Kindern, insgesamt 10 Gäste, die zum Fondue Chinoise bleiben; Judith und Harry bleiben noch länger. - Ich liebe Weihnachten und meine erweiterte Familie.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Der Countdown läuft

Der Heiligabendtag ist da! Noch ist Morgen. Reto und ich haben Merkzettel geschrieben. Noch scheint genügend Zeit für alles zu sein. Aber manchmal oder oft kommt es anders als man denkt. Und es soll Zwischenräume geben, Möglichkeiten für  Unvorhergesehenes. Da ein Hauseckentratsch und dort ein Tässchen Kaffee. Ich will noch zu einer Frau, die mich schon abgeschrieben hat: Nein, Frau X, das war es noch nicht! Glauben Sie bloss nicht, dass ich mich "verdünnisiere", nur weil wir in einer Sache nicht gleich ticken!

Heiligabendtag - verbunden mit Erinnerungen. Immer noch würde ich gern zu meinem Götti gehen zum obligatorischen Glas Wein vor dem Feiern zu Hause. Es gibt Dinge, die vermisst man ewig. Ob ich ein Fläschchen Roten zu Frau X mitnehmen könnte? - Neue Traditionen beginnen...

Da waren wir doch mal weg

Zwar sage ich nach wie vor, dass wir, Reto und ich, Idioten sind, weil wir so kurz vor Weihnachten für drei Tage in Nürnberg waren. Unsere Arbeit zu Hause macht sich nicht von selbst. Deshalb sind wir vor Nürnberg herumgerannt und werde es nach Nürnberg tun. Und wir sind Vollidioten, weil wir in Nürnberg im Chaos der immensen Zugverspätung in den FALSCHEN Zug gestiegen sind. Die Heimreise dauerte dann noch drei Stunden länger. Normalerweise ACHT Stunden, jetzt fast zwölf Stunden. - Vollidioten.

ABER wir haben Josef, Maria und das Kind gekauft. Naiver polnischer Künstler: Andrzej Wojtczak. Stefan und Judith: Dermaleinst nicht ins Feuer werfen. Verkaufen. Es gibt Sammler, die genau so Sachen suchen.

Uns hat es einfach nur gefallen. Es ist vom gleichen polnischen Stand, wo ich vor vier Jahren einen"wüsten Engel" gekauft habe, weil der besser zu mir passt als all die schönen.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Sind wir noch bei Trost??!

Reto und ich haben vor langen Wochen beschlossen, morgen für drei Tage an den Weihnachtsmarkt von Nürnberg zu fahren. Vier Tage vor Weihnachten! Wir, die wir in der Kirche arbeiten! Sind wir noch bei Trost!!? - Nein, sind wir nicht. Wir rennen im Dreieck und unsere Gedanken "verhürschen" sich andauernd. Krippe in der Kirche, wann aufstellen? 600 Yoghurt-Lichtlein, wann verteilen? Kindertag im Advent? Beginnt in einer Stunde mit 16 Kindern!

Pfarrer Ernst und Reto bereiten zwei grosse Pizzas vor für die zehn Kinder, die schon zum Zmittag kommen. Ich will gleich noch zwei Gottesdienstabläufe fertig stellen. Dann muss ich in Nürnberg nur noch zwei Predigten schreiben.

Heute Abend? - Wäre da noch Zeit? - Nein, da ist Bussfeier in Göschenen. Nicht vergessen, das Friedenslicht mitzubringen. Und die Musikanlage, die geht, die einzige. Und nachher packen und keine Unterlagen vergessen.

Sind wir noch bei Trost? - Wir kommen bestimmt wieder zu Trost, wohl bald schon, wenn fröhliche Kinderstimmen durchs Haus schallen. Und am Abend, wenn wir das Friedenslicht nach Göschenen bringen. Das Friedenslicht von Bethlehem!

Montag, 17. Dezember 2012

Hinter mir - vor mir

Es ist noch nachtschlafene Zeit - sieben Uhr fünfzehn. Ich bin schon eine Stunde auf, weil in der Kirche nebenan ein Adventsfrühgottesdienst ist, den Reto begleitet. "Rorate" heissen diese schönen, stillen, kerzenlichtrigen Gottesdienste. - Ich bilde mir ein, keine Zeit zu haben und bin deshalb zu Hause geblieben.

Hinter mir liegt bereits das Füttern der Katzen und ein erstes Schimpfen mit Kater Nepomuk, der sich gerade in pissbereite Stellung gebracht hatte, um seinen "feinen" Duft in unseren heiligen Räumen weiter zu verbreiten. Er ist im nassen Schnee gelandet. Seine Zeit der intakten Männlichkeit ist wohl bald vorbei. Selber Schuld?! -

Hinter mir liegt das Lesen eines Artikels von Weihbischof Eleganti, einfach aus Neugier. Nichts Neues vom Churer Hof: Auch er versucht in Disziplin zu machen. Auch er glaubt, dass Gott nur Papst und Bischöfe erleuchtet, ausschliesslich die katholischen natürlich. Katholisch ist einzig göttlich, römisch-katholisch natürlich. Müsste doch allen einleuchten. Oder nicht? - Grummel, grummel. -

Besser vorwärts schauen: Vor mir liegt das Vorbereiten des Kinderadvent. Morgen kommen ein paar Kinder zu uns ins Pfarrhaus, und das ist eine grosse Freude. Vor mir liegt auch eine Tour ins Tal heute Nachmittag mit Reto, zwanzig Orte, dreissig Besorgungen und nichts vergessen! Auch das Friedenslicht holen wir fürs Oberland. Frieden auf Erden soll werden! Frieden liegt immer vor uns.

Päckliabend

Heute Abend sind Reto und ich am "Päckle", d.h. ich schreibe und lege bereit samt Adresse, und Reto macht die Finissage. Morgen wird sich unser Sekretär und Postbeamte wundern, was wir ihm alles mitgeben auf den Heimweg!

Schade, dass die Zeit nicht reicht, alles so zu tun, wie ich gerne möchte. Ich wollte z.B. eine Geschichte erfinden zu einem Geschenk und längere Briefe schreiben und noch mehr Päckli machen. Aber es geht nicht. Alte Weisheit: Der Tag hat nur 24 Stunden.

Manche Stunden dieser Tage sind aber gut gefüllt und schön gefüllt. So kamen gestern Abend zum "Offenen Pfarrhaus im Advent" sechs Frauen und ein Mann aus drei Pfarreien. Es war genau so, wie es sein muss: Glühwein selbst gemacht, Lieder selbst gesungen, Geschichten vorgelesen und geplaudert über die Pfarreigrenzen hinaus. Wie kam eine Brasilianerin nach Göschenen? Wir wissen es und freuen uns an dieser wahren Geschichte.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Gaudete

Der 3. Adventssonntag hat einen zusätzlichen Namen: Er heisst Gaudete-Sonntag. Gaudete ist lateinisch und heisst einfach: Freut euch! - Also freue ich mich!

Dass in Gurtnellen-Dorf "e Hampfle Chind" im Gottesdienst waren.
Dass die kleine Pia mich von weit her so fröhlich angelacht hat.
Dass Raphael und Matthias so ernsthaft ministriert haben.
Dass es von Gurtnellen gleich auf die Göschener-Alp ging - mit dem Skibob!
Dass ich im Anhänger gut sass und Reto zum erstenmal auf dem Töff sitzen durfte.
Dass wir ein (erotisches) Marienlied sangen von der schönen Maid.
Dass ich auch Weisswein bekam, obwohl ich eine Frau bin.
Dass die Talfahrt mit Christoph am Lenker rassig war, und der Schnee stob.
Dass wir im "Gotthard" in Gurtnellen so fein essen gingen.
Dass der Mann, der am Freitag bei uns Kaffee trank, nun ein guter Freund von uns ist.
Dass ich jetzt eineinhalb Stunden lesen oder schlafen darf.
Dass heute Abend "Offenes Pfarrhaus" ist und ich Glühwein kochen werde.

Gaudete - freut euch!
Wenn ihr noch keinen Grund habt, so schafft euch einen...

Freitag, 14. Dezember 2012

Nun ruhst du aus in Gottes Frieden

Heute Abend ist das Fürbittegebet für einen Mann, der am Sonntag im Betagtenheim gestorben ist. Unerwartet, und doch nicht überraschend. Er hat ein hohes Alter erreicht. Wir haben ihn gemocht, auch wenn er nicht "pflegeleicht" war, feste Meinungen hatte und diese vehement vertrat.

Einer seiner Söhne schaufelt heute den ganzen Tag Schnee und Eis weg rings um Kirche und Totenkapelle. Ich habe den Eindruck, er will seinem Vater nahe sein, dessen Urne blumengeschmückt in der Totenkapelle steht.

Wir haben vorher mit dem Sohn Kaffee getrunken und dabei erfahren, dass unsere Ahnungen und Gefühle betreffs des Verstorbenen stimmig sind. Was uns freut, ist der Satz über der Todesanzeige:

Nun ruhst du aus in Gottes Frieden am Ziele deiner Lebensbahn.


Donnerstag, 13. Dezember 2012

Es blüht in unserem Keller

Draussen treibt der Wind den Schnee vor sich her; es ist unter Null. In unserer Kirche ist  auch "Stein und Bein" gefroren". Ich habe heute einen Brief vom Bischof bekommen, weil ich die Pfarrei-Initiative unterschrieben habe. Ich muss bis am 15. Januar Red und Antwort stehen. Schriftlich. - Das werde ich tun und davon schreiben, wie wichtig mir eine Kirche ist, die barmherzig ist und die Frauen ernst nimmt und sie tun lässt, was sie gelernt haben. Ich habe sechs Jahre lang Theologie studiert und im Pastoraljahr predigen gelernt. Niemand hat gesagt, ich lerne für die Katz.

Ja, ich bin traurig und bitter. Aber gerade war ich in unserem Keller: Unter der Pflanzenlampe blüht die grosse Fuchsie mir entgegen. Reichlich Blütenknöpfe hat sie gemacht - im Keller. Sie blüht den widrigen Umständen zum Trotz, was sie kann!

Dienstag, 11. Dezember 2012

Der Fredi ist zu mir gekommen!

Es ist eine strenge Zeit, und ich habe Aufmunterung und Trost nötig. Schon Schnee-halber! Und Bischofs-wegen! Es wird immer schlimmer. Ich bin (fast) hilf- und trostlos. Aber heute ist der Fredi zu mir gekommen - eine kuschelwarme Botschaft aus dem Dreierlei Laden, vermittelt und bezahlt von meiner Freundin Helena. Hey, ich freue mich! Einerseits, weil das schon das erste Weihnachtsgeschenk ist und eine Verheissung für eine gute oder bessere Zeit. Und andererseits, weil ich Froschkönige so gut mag. Ich fühle mich ihnen  verwandt, möchte so gern verwandelt werden in etwas Wunderschönes, Liebes. Es ist noch nicht so weit, ich meckere noch an meinem Ehemann herum und bin "uliidig" wegen den neusten Geschichten aus dem Hof in Chur, nicht dem Königs-, aber dem Bischofspalast. Ihro Ehren belieben zu disziplinieren unter dem Vorwand der Einheit der Kirche.

Montag, 10. Dezember 2012

Da geht es in unseren Garten


Da geht es in unseren Garten, aber ich gehe nicht. Ich bin zu klein. Mag nicht bis zum Hals im Schnee stecken...




Die Dohlen, die gewaltigen Flieger, haben da weniger Probleme als ich. Sie bleiben in der Luft.

Samstag, 8. Dezember 2012

Der Samichlaus bei den Ministrantinnen und Ministranten

Unglaublich, wieviel ein Anlass mit 36 Kindern und Jugendlichen zu tun gibt - davor, während und danach! Aber ich finde immer noch, dass es sich lohnt, die Kinder an einen Ort zusammenzuholen zu einem fröhlichen Spielabend, und dass es sich lohnt, die Oberminis erfahren zu lassen, was sie alles können. "Meinst du, das macht in Zukunft noch jemand?" fragt mein Mann, der alt - bewährte Chlaus. Und schon stellt sich wieder diese Traurigkeit ein, dass man im Seelsorgeraum einen priesterlichen Mitarbeiter sucht, der die Messfeiern aufrecht hält, aber keinen und keine, die das bisschen Kinderarbeit weiterführt. War das der letzte Chlaushock im Pfarrhaus von Göschenen?

Zum Schmunzeln: Ich habe noch nie im Leben eine so weiss überpuderte Küche gesehen wie die im Pfarrhaus von Göschenen nach dem "Mehlspiel". Aber meine Hochachtung: Die Oberminis haben blitzblank geputzt!

Freitag, 7. Dezember 2012

Viel Wind oder "es chuutet"

Im Urner Oberland gibt es auch einen kalten Föhn. Dieser bläst heute Morgen  in Stössen um unser Haus und über die Berggipfel. Er bereitet uns ein interessantes Schauspiel, bringt er doch ganze Schneeschwaden dazu, sich um Haus und Kirche zu bewegen wie in einem grossen Tanz. Aber in Färnigen hinten, im Meiental, ist schon eine Lawine niedergegangen. Die Naturgewalten sind nicht in erster Linie schön, sondern unheimlich und unberechenbar. - Unberechenbar ist sowieso das Wetter, und so wissen wir noch nicht, können heute Abend alle Minis zum Chlaushock kommen oder nur diejenigen, die von den Gefahren und der Höhe des Schnees nicht sehr betroffen sind. Reto hat schon alle Bagage bereit gestellt; wir müssen Autofahren können!

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Nachtwache - nein, wache Nacht

Einen Abend und einen Tag frei! Und was passiert? - Ich bin ab vier Uhr morgens wach, und alle Sorgen und Sörgelein stellen sich ein und hocken um mich herum und engen mich immer mehr ein. Zwischendurch "haue ich ab" und stelle mich ans Fenster - dem Schneetreiben zuschauen. Mehrere Versuche zu schlafen, schlagen fehl. Ich muss bei meinen Sorgenschatten bleiben, sie anschauen, sie aushalten. Dann höre ich ab sechs Uhr Radio DRS 1. In den Nachrichten erzählen sie mir, welches echte SORGEN sind. Meine jedenfalls nicht!

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Bei diesem Schnee...

 Bei diesem Schnee hat unser Pfarrer mit dem Schneeschaufeln bereits um halb vier Uhr morgens begonnen! Bei diesem Schnee sind die alten (und jüngeren) Damen von Göschenen trotzdem zum Gottesdienst gekommen! Bei diesem Schnee gehe ich wie eine alte Frau hügelan und hügelrunter! Bei diesem Schnee sehne ich mich nach der Sonne, die vielleicht, mit viel Glück, heute mal durch die Wolken guckt! Bei diesem Schnee hat Reto das Menü "Siedfleisch" putzrichtig gewählt! Bei diesem Schnee ist gut Kaffee trinken mit lieben Menschen! Bei diesem Schnee verstecke ich mich nun hinter der Zeitung, bis das Mittagessen gar ist!  - Verstecken in der Zeitung? - Geht gar nicht, weil ich drin stehe mit meiner Ansprache an das Polizeikorps des Kantons Uri. Thema : Hierarchie in der Kirche und bei der Polizei.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Regen, Sonne und wieder Schnee

Gestern hat es in den schönen, leichten Schnee hinein geregnet, das tut sogar mir sehr leid, wo ich gar nicht so gern Schnee habe. Heute Morgen waren alle Wetterelemente aufgeboten: Regen, Wind, Nebel, Sonne und erneut Schnee. Jetzt wird es spannend: Wieviel kommt? Kann ich heute Abend nach Göschenen an eine Sitzung? Brauchen die Frauen in Gurtnellen bald ihre Vorräte, weil der Bus ihr Dorf nicht mehr bedienen kann? - Heute Morgen waren zwei Frauen bei mir an einer Sitzung. Sie haben von ihren Vorräten erzählt, die man immer haben muss, weil man nie weiss...Peinlich ist es, wenn Leute zum Bäcker im Dorf gehen müssen, weil sie nichts mehr haben, die sich sonst immer im Tal in den Einkaufszentren mit Lebensmitteln eindecken. "Weisst du noch, anno 1999...?" sagt eine Frau, und die andere nickt bedeutungsvoll.

Montag, 3. Dezember 2012

Gestern Abend kam der Samichlaus in Wassen an

Es gibt ein paar Bräuche hier im Urner Oberland, die ich heiss liebe, z.B. den Samichlaus-Einzug von der Schanz herunter ins Dorf Wassen. Die Laternen heissen "Iffelen" und die Glocken "Trychlen". Der urtümliche Rhythmus der Trychlen breitet sich im Bauchraum aus und erfasst mich jeweils ganz und gar - so, dass ich nicht einfach weiter reden könnte mit lieben Nachbarn von Wassen. Ich stehe da und gebe mich ganz hin.

Samstag, 1. Dezember 2012

Geglückter Tag

Peter Handke, ein Schriftsteller, den ich gar nicht so mag, hat ein Buch geschrieben, das heisst "Versuch über den geglückten Tag". Auf Seite neun fragt er:

"Wer hat schon einen geglückten Tag erlebt? Sagen werden das zunächst von sich wahrscheinlich die meisten. Und es wird dann nötig sein, weiterzufragen. Meinst du "geglückt" oder bloss "schön"? Sprichst du von einem "geglückten" Tag oder einem - es ist wahr, ebenso seltenen - "sorglosen"? Ist für dich ein geglückter Tag allein schon, der ohne Problem verlief? Siehst du einen Unterschied zwischen einem glücklichen Tag und einem geglückten?" ...

So geht es weiter mit den Fragen von Peter Handke. Ich, Esther Burri, will Antwort geben: Gestern glückte mir mein Tag.


Der Besuch kommt...

Der Besuch kommt, und das Fleisch ist noch nicht lind. Langsam Salat essen, fröhlich reden, den ersten Schluck Wein schlürfen. - Ich höre die zwei lieben Urner Ehepaare; die Frauen haben uns im Minilager gekocht. Da war alles zur Zeit lind und fein!!!

Freitag, 30. November 2012

Mailänderli

Gestern Abend habe ich sie gebacken, die Weihnachtsguetzli, die sein müssen! Mailänderli backe ich immer zuerst, manchmal dann gar keine mehr als zweite, dritte. In den letzten Jahren nimmt mir ja Reto fast alles ab, was früher, als ich noch eine richtige und ausschliessliche Hausfrau war, in mein Ressort fiel. Er macht den Adventskranz und meint, das hätte ich noch gar nie gekonnt. Und er bäckt Weihnachtsguetzli, was das Zeug hält und ist, wie die meisten männlichen Köche und Bäcker-Konditoren überzeugt davon, dass ein Mann das am besten kann. - Na ja, ich sage nichts, ober besser gesagt, ich sage: "Danke." Und: "Mmmmh, fein! Das hast du gut hingekriegt."

Ist auch wahr! Mein Ehemann kann heutzutage alles, was ich auch kann. Meistens freue ich mich sehr darüber. Nur ganz selten denke ich an frühere Zeiten, wo ich noch wirklich etwas zu bieten hatte, Dinge konnte, die er damals nicht fertig brachte und auch gar nicht fertig bringen wollte. Nur manchmal denke ich daran, dass ich damals unentbehrlich war.

Donnerstag, 29. November 2012

Der Schnee ist da, die Bäume biegen sich

Immerhin, der Spätherbst war lang und warm! Am letzten Sonntag haben wir letztmals im Freien Zmittag gegessen. Ich muss/müsste zufrieden sein. Aber ich "leike" es nicht (i don't like it), wenn die Bäume sich biegen unter der Last des Schnees. Dann ducke ich mich auch und wünsche mir die Erlaubnis zu einem Winterschlaf.

Erlaubnis zu allem Möglichen und Unmöglichen kann man sich nur selbst geben. Vor Jahren habe ich einmal meinen Traum wahr gemacht und bin an einem Arbeitstag einfach weitergefahren mit dem Zug, statt auszusteigen und arbeiten zu gehen. Klar, dass ich darauf Rücksicht genommen habe, dass niemand anders betroffen war von meinem spontanen Ausflug in ein Time out. Aber schön war es, und gut hat es getan. Vor allem eben auch, so mutig zu sein. "We can do it" ist ja die Maxime des amerikanischen Präsidenten. Wir können viel mehr tun, als wir normalerweise meinen. Genau das ist es: Nicht immer so normal sein! Das Aussergewöhnliche ausdenken und wagen!

Dienstag, 27. November 2012

Mehr Zeit dank weniger Krimi

Wie so viele in unseren Tagen verschlang ich bis gestern Nacht Krimi um Krimi. Aber jetzt wird alles besser. Nach zwei langweiligen, öden "Donna Leons" habe ich genug vom Bösen. Ich werde nur noch schöne Literatur lesen, und diese liest man viel langsamer, häppchenweise. Ich bekomme also viel mehr Zeit für das Gute. Und wenn ich wieder mal gruselige Gefühle haben will, brauche ich bloss Nachrichten aus aller Welt zu sehen on TV oder in der Bibel die Texte vom erwarteten Weltende zu lesen.

Kurlige Fehlleistungen

Ist gerade so eine Phase, wo besonders ich, aber auch Reto vor lauter viel denken krumm handeln. Gerade hat die Bank telefoniert: Reto hat von einem Konto Geld transferieren wollen, das da gar nicht lag. Aber ich! Ich habe an einem Priestergewand zwei Druckknöpfe falsch angenäht - Gegengleiche, die nicht passten. Und der Pfarrer drückte und drückte und bekam die falsch angenähten Druckknöpfe natürlich nicht zu. Ich darf dann noch einmal abtrennen und neu annähen. Diesmal mit Qualitätskontrolle am Schluss! Ach ja, heute Morgen habe ich mein Musikmaschinchen in der Kirche an keiner Steckdose voll Strom gekriegt. Ich habe vergessen, den Schalter an meinem Player richtig zu stellen. Mussten wir halt singen statt Musik zu hören!

Sonntag, 25. November 2012

Keine Zeit zum Trödeln - ich habe frei

Gestern Abend habe ich zum Sakristan, meinem Mann, gesagt: "Morgen habe ich frei; ich will endlich mal wieder ein bisschen länger schlafen und mich nicht deiner Kirchentüre anpassen, die geöffnet werden muss." - Gesagt - nicht getan! - Ab halb sieben Uhr war kein Auge voll Schlaf mehr zu kriegen. Ich war und blieb wach. Und ich war ganz begierig, meinen freien Tag zu beginnen. Ich setzte mich ans Pult und bestellte als erstes ein paar Bücher. Kann ich im Kinderadvent brauchen oder wenn wir doch einmal Grosseltern werden. Und andere kann ich auf Weihnachten verschenken oder auch nicht. Jedenfalls sind die Bücher bestellt. Morgen entsorge ich wahrscheinlich ein paar ausgelesene, vergilbte Exemplare. Wir wollen  bis zum Frühling viel Materie weg haben, damit das Zügeln einfacher wird. Jedes Buch, das keineR tragen muss, ist ein gutes Buch. Paradox, ich weiss. Genau so paradox wie die Tatsache, dass ich heute keine Zeit zum Trödeln habe, weil ich frei habe.

Rosenkohl, Schöfigs (=vom Schaf) und Bratkartoffeln

Es ist der 25. November 2012. Reto und ich haben im Freien Zmittag gegessen. Ich bin glücklich. - Glücklich, dass der grosse Schnee noch nicht gekommen ist. Glücklich, weil ich an diesem Wochenende wieder an zwei Kirchen-Stammtischen sitzen durfte und mich willkommen fühlte. -  In Meien gestern Abend sprachen wir über "Stürzel" und Esel. Stürzel sind grobes Heu, das Esel fressen würden, andere "Viecher" eher nicht. Esel würden Subventionen eintragen, aber es müssen mehr als einer sein. Der eine oder andere Bauer würde sich als zweiter Esel hergeben. - Auf der Göschener Alp floss der Weisswein und die leichte Rede. Mir war einfach nur wohl. Tierisch wohl!


Samstag, 24. November 2012

Was sich lohnt

Der heutige Tag wurde propagiert als "Chouf-nüt-Tag". Von wem weiss ich nicht, aber ich habe es im Internet mehrfach gelesen. Finde ich gut. Nur nicht gerade heute. Hole ihn nach, den "Chouf-nüt-Tag". - Reto und ich waren heute in Langenthal im Dreierlei Laden unseres Sohnes, dem alles andere lieber ist als ein "Chouf-nüt-Tag". Im Dreierlei Laden kann man lauter Schweizer Produkte kaufen - zum Essen, zum Spielen, zum Verschenken. Ich mag besonders die getrockneten Erdbeeren und Zwetschgen und die Schokolade, die im Mund kleine Explosionen macht. Und die eine Seife riecht sooooo gut! Und wenn wir bezahlt haben, was wir ausgesucht haben, beginne ich bestimmt nochmals mit Aussuchen. Noch eine witzige Karte und doch noch ein Scherenschnitt-Fensterbild und noch einen Tee aus dem Puschlav.

Heute war Teedegustation. Hat sie sich gelohnt? - Falsche Frage oder Frage, die wir lieber nicht beantworten? - Es kamen Leute, aber nicht genug. Es wurde gekauft, für heute genug. Für uns hat sich die Reise gelohnt, aber ob es sich für unseren Sohn lohnt, den Dreierlei Laden zu führen an all den Tagen, wo die meisten Leute schauen, wo sie für ihr Geld am meisten bekommen und nicht, wer eine gute Idee hat? Genau wie wir es auch zu oft tun.

Freitag, 23. November 2012

"Christkönig"

Ich habe in der Nacht davon geträumt: Vom Christkönigstag, an dem ich predigen muss an drei Orten. Ich habe schlecht geschlafen, weil mir einfach nichts einfiel ausser Banalitäten. Banalitäten will ich nicht verpredigen. Also habe ich heute einen gewaltigen Effort gemacht per Internet und gelesen und gedruckt und wieder gelesen, Stichwörter eingegeben wie wild, Papiere durcheinander gewürfelt, das und jenes endlich ausgewählt - und jetzt habe ich eine informative, anspruchsvolle Predigt zum Christkönigsfest beieinander. Ich darf also morgen in den Dreierlei Laden gehen mit Reto, zur Degustation bei Stefan. Ich freue mich auf Schokolade und Trockenfrüchte und auf die Leute, die vielleicht kommen. Es täte dem Dreierlei gut und seinem Inhaber auch.

Nochmals Christkönig! - Papst Pius XI. hat den Tag erfunden, als die Monarchien in Europa zerfielen nach dem 1.Weltkrieg. Er wollte den weltlichen Machthabern einen himmlischen Machthaber ganz anderer Art entgegensetzen. Christkönig ist ein Ideenfest und fragt auch uns Heutige an: Wo stehst du? Wem läufst du hinterher? Was tust du oder tust du nicht?

Ein Gedicht von Erich Fried, einem Überlebenden des Hitler-Regimes beginnt so:
Was hast du damals getan, was du nicht hättest tun sollen? - Nichts.
Was hast du nicht getan, was du hättest tun sollen? - Das und dieses und jenes: Einiges.


Donnerstag, 22. November 2012

Alles!

Es ist unglaublich, wie voll meine Agenda ständig ist. Als ich jung war, hätte ich mir gar nicht vorstellen können, so oft zu reisen, so viele verschiedene Dinge pro Woche zu tun und zu erleben. Aber jetzt, wo ich alt werde, ziehe ich mir das alles rein und will es haben. Alles! Von links bis rechts, von konservativ-bewahrend bis umstürzend-neu, von nah und von fern, privat und beruflich. Alles! Ein ganzes, volles, spannendes, ausgespanntes, verrücktes, berührendes, bestürzendes, blühendes und verwelkendes Leben. Alles!

Nur manchmal, gerade vorher unter der warmen Mittagsdecke, werde ich zappelig, kann nicht mehr ruhig atmen und denken, fühlen, sein. Zappele herum und weiss: Pausen müssen sein. Ich bin überfressen; ich muss verdauen.

Mittwoch, 21. November 2012

Wahlen in den Kleinen Landeskirchenrat

Gestern die verrückte Idee, dass es um eine neue Kirche geht - initiiert von Frauen. Heute ein markanter Wechsel im Kleinen Landeskirchenrat im Kanton Uri. Ich habe mitgemacht, gestern und heute. Und gestern und heute habe ich mutige Statements genossen, aber keine abgegeben. Zuhören ist manchmal auch schön. Zum Reden braucht es noch ein wenig Nachdenken.

Dienstag, 20. November 2012

Eine neue Kirche

Ich bin heute nach dem Gottesdienst mit den lieben Menschen im Wiler nach Zug gefahren und bis nachmittags nach drei Uhr mit einer Gruppe von Frauen zusammen gewesen, die nichts weniger will als eine neue Kirche. - Letzte Woche war ich in Zürich bei einer Gruppe von Männern und Frauen, welche mit ihrem Tun schon daran sind, die Kirche zu verändern. - Und heute habe ich von weiteren Gruppen gehört, welche die gleiche Absicht haben: Die Kirche zu verändern. - Alle tun es ein wenig anders, aber alle verbindet das Gefühl und das Wissen, dass es so nicht mehr weitergehen kann wie in den letzten Jahren. - Es bewegt sich etwas. Es entsteht eine neue Bewegung. Ich gehöre dazu.

Montag, 19. November 2012

Zufrieden und glücklich

Alle, die nicht dabei waren, haben viel verpasst. Das Bibelweekend mit Dr. Moni Egger, die meine Freundin ist, war überaus intensiv, spannend, berührend. Ich bin heute zufrieden und glücklich und erfüllt von Gedanken, Gefühlen und inneren Bildern. Reich bin ich geworden.

Nein, es haben nicht viele Menschen teil genommen. Aber ja, alles konnte stattfinden, weil mehrere zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Ich habe über das Hauptgebet der Christen in aller Welt viel dazu gelernt. Das VaterMutter-unser ist neu gefüllt; ich bete es anders. "Wie im Himmel so auf  Erden" hiess die Veranstaltung, und mir ist der Himmel (wieder) näher gekommen.

Alles war gut und schön, aber zusammengefasst wurde es im Schlussgottesdienst. Wir haben unsere Bilder in der Kirche aufgehängt und die Neufassungen zum Schlusslob im VaterMutter-unser. Und wir haben das Brot geteilt, das die Kinder im Kinderteil gebacken haben zum Vers "Gib uns heute unser tägliches Brot". Das strahlende Gesicht von Selina werde ich nicht so schnell vergessen, die beim Brotbacken dabei war und im Schlussgottesdienst.

Wir haben auch den kleinen Kindern von unserem Brot gegeben. Es war Brot, einfach Brot, und niemand musste theologisches Wissen zum Genuss dieses Brotes haben. Brot, das satt macht, das gut schmeckt, das uns verband miteinander. Ich habe zum Pfarrer gesagt: "Schade, dass wir den Kindern vor der Erstkommunion sonst nichts verteilen dürfen." - Er hat gesagt: "Das kommt auch noch."

Freitag, 16. November 2012

Vor dem Bibelweekend

Auch im Urner Oberland ist viel los. Ob überhaupt irgend eine Menschenseele zum Bibelweekend kommt, das Moni und ich vorbereitet haben? Bin aufgeregt, und mir ist ein wenig mulmig.

Stress!!!

Gestern um Mitternacht heimgekommen von der Delegiertenversammlung, die so lebendig war wie noch nie. Schade, dass einer austritt, der offene Worte wagt Heute Morgen um sechs Uhr unruhig erwacht. Die Unruhe steigert sich stündlich. Kopfweh und Bauchweh haben sich auch schon eingestellt. ICH MÖCHTE SO SEHR, DASS DAS BIBELWOCHENENDE GELINGT! Und ich kann so wenig beitragen, weil die Zeit einfach zu knapp oder sonst zu voll war. Und dann noch der Hirtenbrief von Chur, der mich "durenand" bringt. Moni aber hat gesagt, dass sie den Fallschirm zu meiner Rettung mitbringt, sprich, sie wird es im Griff haben. Das beruhigt, aber ich möchte auch gross und stark sein, wie ich als Kind immer gesagt habe. Noch keine Ahnung, wie ich den Stress unter Kontrolle bringe, aber jetzt gehe ich erstmal zum Gottesdienst im Betagtenheim.

Mittwoch, 14. November 2012

Schweigen und hören

"Schweigen und hören" heisst ein Lied, das ich sehr mag. - Ich bin aus dem Tritt und aus der Ruhe geraten durch "Das Wort des Bischofs" zum Konzil vor 50 Jahren, das er so ganz anders einschätzt als ich und als es die meisten tun. Ich bin aus dem Tritt geraten, weil ich als Frau, die unter dem Patriarchat aufgewachsen ist,  grundsätzlich immer noch zu wenig Selbstwertgefühl habe. Deshalb kann ich mich nicht so leicht über die Befehle des Bischofs hinwegsetzen. Ich fühle mich erneut gedemütigt und bedroht. Aber jetzt will ich meine Ruhe wieder finden und deshalb schweigen und hören.

Dienstag, 13. November 2012

Sechs Grad am Schatten

Es ist zehn Minuten nach zwei Uhr am Nachmittag. Reto und ich haben an der Sonne Kaffee getrunken. Sechs Grad im Schatten, aber viel, viel wärmer an der Sonne. Ich habe meinem Mann ein Blümlein aus dem Garten gepflückt, ein rosarotes Primeli. Er hat gesagt: "Der Winter ist aber schnell vorbei gegangen. Schon ist wieder Frühling?" - Ginge der Winter nur in der katholischen Kirche endlich vorbei! Eiseskälte verbreitet unser Bischof um sich, so sagen verschiedene Leute, die ihm in letzter Zeit begegnet sind. "Wir müssen tun, was wir glauben und wovon wir begeistert sind." sagt ein Ordensmann. "Man kann eh nichts machen." sagen so viele um mich her. "Es nützt alles nichts. " Darum waren wir gestern in Zürich nur gut dreissig Leute am Vernetzungstreffen derer, welche die Pfarrei-Initiative unterschrieben haben. Mir stinkt alles, nur nicht bei sechs Grad am Schatten Kaffee trinken.

Montag, 12. November 2012

In Zürich

Wir haben unseren Pfarrer-Freund Josef besucht, der in der Hirslanden-Klinik in Zürich liegt nach einer Operation. Er redet davon, dass er in wenigen Wochen wieder fünf Kilometer pro Tag laufen darf und können wird. Hoffen wir das mit ihm. Hoffen wir, dass wir nächsten Sommer wieder zusammen wandern werden. - Reto hat Zürich so richtig genossen und erstaunt festgestellt, dass er es (auch) mag, wenn so viele Leute herumwuseln, ein paar mehr als in Wassen.

Sonntag, 11. November 2012

Gefühlschaos - nein, Wut!

Heute Sonntag-Morgen wieder einmal auf der Göscheneralp. Ich hatte den herrlichen, kräftigen, zweistimmigen (Männer-)Gesang fast vergessen seit dem letztenmal, wo ich da oben Gottesdienst feiern durfte. Diese Menschen tragen mich beim Feiern und fachen meine Freude und Liebe an, stärken meinen Glauben durch ihre grosse Präsenz und geistige Wachheit. Vor dem Kommunion-Austeilen habe ich wieder einmal gesagt: Kommunion kommt von Communio=Gemeinschaft. Durch "das Brot des Lebens", das wir teilen, sind wir untereinander und mit Jesus Christus so innig verbunden, wie es nur geht.

Wieder zu Hause habe ich den neusten Hirtenbrief unseres Bischofs Huonder von vorne bis hinten gelesen: Eine einzige Lieblosigkeit! Heuchlerische Sorge um die korrekte Feier der Eucharistie, welche die einzige Feierform am Sonntag-Morgen sei. Kein einziges Wort der Liebe. Keine Freude. Kein Glaubensfeuer. Alles nur Schelte, Zurechtweisung - und die Aufforderung an die Mitfeiernden, Fehler zu melden in Chur oder Rom.

Frauen kommen im Dokument dort vor, wo es um die richtige Kleidung beim Besuch der Messe geht und dann noch als Krankenkommunion-Helferinnen: gut gemeint, aber eigentlich sei auch dort der Priester erforderlich. Pastoralassistentinnen werden mit KEINEM Wort erwähnt. Uns gibt es nicht. Wortgottesdienste sollen nur in Notlagen und mit Erlaubnis des Bischofs stattfinden.

Ich feiere gern Gottesdienste. Ich predige gern. Ich habe in meiner Ausbildung zur Pastoralassistentin das Predigen gelernt. Ich wurde ausgesandt (Missio), auch zu predigen. Ich bleibe am Sonntagmorgen nicht zu Hause. Und ich bin keine Frau nur für Notlagen. Nein, das bin ich nicht.

Samstag, 10. November 2012

Ein schöner Tisch voll Leute

Gestern haben wir einen schönen Tisch voll Leute bei uns gehabt, bei uns im Sekretariat. Zuerst haben wir den Tisch schön gemacht: Weisses Papier, Efeu, Rosenblätter, Kerzen. Dann haben wir aufgetischt - und die Teller gleich wieder eingezogen. Umdisponiert. Wie organisieren wir das eigentlich alles? Wer serviert? Wer schenkt Wein ein? - Ich bin lieber diejenige, die kocht, als diejenigen, die den Leuten den Speck durch den Mund zieht. Aber Reto hat das wieder hervorragend gemacht. Ebenso Kollegin Andrea. Ich bin einfach nur gelaufen mit vollen Tellern - und habe nur ein Omelettenröllchen der ältesten Sakristanin in den Schoss geworfen aus Unachtsamkeit. 17 Leute haben Chinesische Reispfanne gegessen und Rotwein und Mineralwasser getrunken und geredet und gelacht und sich mit uns über den Bischofsbrief an alle Gläubigen geärgert, von dem wir aus der Presse erfahren haben. Aber da sind wir nicht stehen geblieben. Wir haben den schönen Abend mit den lieben Mitarbeitenden in den Sakristeien mit Dank und Hoffnung beendet. Bei uns geht die Kirchenwelt noch lange nicht unter.

Freitag, 9. November 2012

Rundum zu tun

Zum Glück habe ich zu den Spaghettis ein Glas Rotwein getrunken, sonst wäre mein Gefühl stressig, hypperig geworden, war nahe dran. Aber es wird schon alles gehen, das Viele, das kommt. Eine Stunde nach der anderen nehmen und nicht faul sein, das geht nicht, sonst kommt es doch nicht gut. Wie es auch kommt, und ob es geht oder nicht geht, jedenfalls geht alles vorbei. Was dann auch wieder schade ist. Jetzt gehe ich mit Reto nach Erstfeld einkaufen: 2kg 500 g Fleisch und sonst noch so einiges. Wir haben heute Abend 18 Sakristaninnen und zugehörige Seelsorgende zu Besuch. Mal schauen, wie das geht mit dem Kochen...

Donnerstag, 8. November 2012

Heute glücklich, dass ich arbeiten darf - hier und jetzt

Weiss nicht warum. Und warum gerade heute. Aber als ich vorher auf  Fehlerpirsch war im Pfarreiblattvorabdruck von unserem lieben, tüchtigen, fast wieder gesunden Sekretär, stellte sich ein grosses Glücksgefühl ein. Ich sah die vielen Gottesdienste, die ich an vielen Orten in nächster Zeit halten darf. Ich sah Gesichter von Menschen vor mir, die ich dann hoffentlich, wahrscheinlich sehen werde. Ich war froh, dass ich noch nicht pensioniert bin. Ich darf noch viel tun. Zum Beispiel ein ganzes Bibelweekend gestalten mit Moni Egger, meiner klugen Freundin.

Dienstag, 6. November 2012

Für alle, denen Schadenfreude gut tut

Ich bin eine schlechte Autofahrerin und habe heute den rechten Kotflügel geschrammt beim Ein- und Ausparkieren. Ausserdem habe ich sehr schlecht geträumt und von vier Uhr morgens an kaum mehr geschlafen. Und jetzt bin ich doch auch noch erkältet, wo ich stolz war darauf, dass mir Reto seine Verschnupfung nicht anstecken könne. - UND ES SCHNEIT IN WASSEN!!!

Montag, 5. November 2012

Vier-Uhr-Tee

Ich habe das Wasser aufgesetzt, bevor ich mich ganz verzettle, trinke ich Tee. - "Abwarten und Tee trinken" heisst ein bekannter Spruch. Zwar will ich nichts abwarten, aber Ruhe bringen in meine selbstgemachte Hektik. Ausserdem steht am Rand meiner Agenda heute gross: MEDITATION. - Ich vergesse es immer wieder. Ich vergesse immer wieder, dass man weiter kommt, wenn man unterwegs immer wieder anhält, um sich einen Überblick zu verschaffen über das, was getan ist und das, was noch kommen soll. Und wenn man vom Liebengott predigen will, muss man IHM Zeit lassen und Raum geben, dass er bei einem selbst ankommen kann. - Jetzt trinke ich Tee.

Sonntag, 4. November 2012

Heute Familienfeier

Stefan, Judith und Harry sind zu uns gekommen, und wir haben mit einem feinen Essen im "Stern und Post" in Amsteg Retos Geburtstag nachgefeiert. Panzerotti mit Kürbisfüllung und Amaretto - mmmmmhhhh!!! Dann sind wir zu uns hoch gefahren und haben stundenlang geplaudert. Die Ferien vom nächsten Herbst geplant. Über gute und schlechte Anstellungen geredet. Alle haben erzählt, welche Arbeit bis jetzt die beste war und welches die schlechteste. - Es ist mega, wenn man mit seinen Nächsten so persönlich und ehrlich reden kann.

Samstag, 3. November 2012

"iiwintere" - den Garten für den Winter bereit machen

Ich mache eine kurze Pause, nachdem ich das ganze Dahlienbeet, das im Frühling wieder ein Tulpenbeet sein soll, umgestochen habe. Mit dem "Karst", wie mein Vater der Stechschaufel sagte, ein Stück Erde nach dem andern abstechen, umkehren, hinwerfen und klein schlagen. Ohne die Regenwürmer zu verletzen, wenn möglich. Jetzt verteilt Reto den reifen Kompost auf dem Beet und bringt es wieder in Form. Nachher werden wir gemeinsam ein spiralförmiges Beet abmessen und zwägstampfen . Und am Schluss verteilen wir die Tulpenzwiebeln  auf der Spirale und die andern Frühlingsblumenknollen und bringen sie unter die "murbe" Erde. "Murb" ist auch ein Vaterwort und heisst krümelig, locker. Eine gute Erde, wie man sie sich wünscht. - Wie sehr wünsche ich mir im Frühling anderswo gute Erde, die ich bepflanzen darf. Wie sehr!

Freitag, 2. November 2012

Capuns

Weil uns einer wunderkräftige Krautstiele geschenkt hat, MUSSTE ich gestern Abend zum erstenmal in meinem Leben Capuns kochen, eine Bündner Spezialität, die ich an der Dekanatsweiterbildung in Chur in diesem Herbst auch zum erstenmal gegessen habe . - Meine Capünser haben NOCH besser geschmeckt als die in Chur. Ich bin ganz stolz. War auch ein schöner Tagesabschluss - zum Einpacken der Krautstielpäckli wurde mir schon ein Glas Rotwein kredenzt vom Herrn Pfarrer in unserem Haus. Und dann waren wir zu dritt ganz gespannt, ob es schmecken würde. Wir haben ALLE Capünserli aufgegessen, rübis und stübis,  und dazu genug Rotwein getrunken, welcher noch vom Priesterjubiläum von Ernst im Keller lag. Und anschliessend haben wir je den Schlaf der Gerechten geschlafen, individuell geträumt und Allerseelen und Capuns verdaut. Alles bestens.

Donnerstag, 1. November 2012

Noch zwei Allerseelen-Gottesdienste

Pfarrer Ernst Spichtig und ich sind von Gurtnellen-Dorf zurück, Reto von Meien als Aushilfssakristan noch nicht. In zwei Stunden gehen wir wieder los zu zwei weiteren Allerseelen-Gottesdiensten mit Weihwasser-Besprengung auf den Friedhöfen. Und am Abend möchte ich zum erstenmal Capuns kochen, eine Bündner Spezialität: Krautstielpäckli mit Spätzli und Reibkäse. Gibt viiiiiel Arbeit! - Ich bin glücklich und zufrieden - auch weil mir die Predigt sozusagen zugefallen ist aus dem Jenseits. Ich habe beim Aufräumen einen Text gefunden, den mein Vater (ab-)geschrieben hat über die Zehn Gebote. Eine Botschaft von lange her, gesendet aus dem Jenseits, mir zur Hilfe? - Da könnte ich (fast) wieder Wunder-gläubig werden.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Sitzungen - überhaupt nicht öde

Gestern Abend war Lektorinnen-Sitzung in Göschenen. Das einzige Ziel besteht darin, für ein weiteres halbes Jahr zu allen Gottesdiensten in Göschenen eine Frau einzuteilen, welche die biblische Lesung liest und die Fürbitten mit uns betet. Das ist das einzige Ziel. Aber darüber hinaus sind diese LektorInnen-Sitzungen an drei Orten für mich ein unbezahlbares Reservoir für das Aufnehmen von Stimmungen und Meinungen in den entsprechenden Pfarreien. Ich komme von diesen Sitzungen in Göschenen, Wassen und Gurtnellen-Wiler heim, reich an Informationen und voll von Lachen und Mitfühlen. Ich höre, wie die Frauen (und wenigen Männer) an Ort, die kirchliche Lage und die Weltlage einschätzen. Ich bekomme neue Blickwinkel und merke, wo wir besser oder anders informieren müssen vom Team oder vom Vorstand her. Schwer wiegende und unbezahlbare Stunden und überhaupt nicht öde! Schoggistängeli inklusive, die eine der Frauen für jede mitgebracht hat.

Montag, 29. Oktober 2012

Über den Tod hinaus

Mein Vater ist vor 18 Jahren gestorben. Das ist eine lange, lange Zeit. - Heute habe ich aufgeräumt - auch alte Zeitschriften. Ich habe ein altes "Du" von 1983 in die Hand genommen: "Rudolf von Salis" stand auf dem Titelblatt als Hauptthema. Der alte Herr hat sich immer zur Geschichte und zur politischen Aktualität in der Schweiz geäussert. Mal sehen, was in diesem alten Du-Heft steht, ob ich das zum Altpapier lege oder behalte? - Ich schlage das "Du" auf, und entgegen fliegt mir ein A4-Blatt, vollgeschrieben mit der Handschrift meines Vaters. Ich habe dieses Papier noch nie gesehen. Mein Vater hat zwanzig Stichwörter zu den "Zehn Geboten" aufgeschrieben, Konkretisierungen der Zehn Gebote, z.B. Verantwortungsbewusstsein, Toleranz, Friedensliebe, usw. als zwanzigstes Stichwort "Demut". - Ich habe bis heute nicht gewusst, dass sich mein Vater je so ernsthaft mit hochreligiösen Themen befasst hat, so ernsthaft, dass er das alles abgeschrieben und in das alte "Du" gelegt hat. Ich habe heute eine Botschaft aus einer längst vergangenen Welt bekommen.Sie ist angekommen. Danke, Paps! gut gemacht!

Sonntag, 28. Oktober 2012

Die Büchse rinnt

Kerzen ziehen gibt bei mir immer eine Sauerei in der Küche. Aber heute, wo es schneit, ist es einfach an der Zeit, die Kerzenresten vom letzten Winter in zwei neue, grosse, dicke, blau-rot-gestreifte Kerzen zu verwandeln. Andere gehen ins Schneegestöber; ich bleibe zu Hause und halte mich warm. Ärgerlich ist nur, dass meine altgediente hohe Aludose, in der ich den Wachs am liebsten schmelze, rinnt. Jahrzehntelang habe ich Kerzenreste in dieser Dose geschmolzen, und nun ist sie hinüber! Ach, sage ich mir, schon wieder etwas, das ich im Frühling nicht zügeln muss. Das ist die Losung dieses Winters: Alles verbrauchen, was man kann - Konfitüre, Wein, Bastelmaterial. Alles kontrollieren auf Tauglichkeit oder Unverzichtbarkeit im nächsten Lebensabschnitt. Aber wie pflegt Reto zu sagen: "Jetzt bin ich noch hier!"

Samstag, 27. Oktober 2012

Felix der Hase und ich

Heute Taufe in Elsau! - Leider konnte ich mit den Kindern nicht das Taufwasser holen am Brunnen; es kam zuviel Nass vom Himmel auf uns herab. Aber wir hatten eine schöne Tauffeier mit Felix dem Hasen, der in die Welt hinaus ging und Briefe schrieb. In der reformierten Kirche von Elsau. Und danach wurde uns ein  gediegenes thailändisches Essen kredenzt beim Täufling zu Hause. - Wir sind froh, dass der angekündigte Schnee unsern Heimweg nicht behindert hat. - Was Felix der Hase und ich gemeinsam haben? - Wir schreiben gern auf, was wir erleben.

Freitag, 26. Oktober 2012

Die Welt entdecken

Die Taufe morgen, die ich spenden darf, steht unter dem Motto "Die Welt entdecken". Das ist gut so. Das gefällt mir. Wir alle tun das ein Leben lang - die Welt entdecken. Am Anfang geht es nicht sehr weit, in der Mitte des Lebens vielleicht schon, und am Ende beschränkt sich unser äusserer Horizont erneut. Aber es gibt ja nicht nur ein Weltentdecken nach Kilometern, nach Flugzeit; nach Anzahl geschossenen Fotos. Mich dünkt, dass man die Welt nicht nur entdeckt, wenn man weit fort geht, sondern auch, wenn man da bleibt und mit offenen Augen die Umgebung anschaut oder neugierig ist auf  liebe Mitmenschen. - Ich bin sehr neugierig auf die neuen Menschen, die ich morgen kennen lerne, und ich freue mich auf diejenigen, die ich wieder einmal sehe und die ich gern habe - auch über Distanz.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Viel zu faul

Sage ich zu Ehemann Reto beim Morgenessen: "Du, wenn ich pensioniert bin, lege ich mich aufs Sofa und sehe nur noch fern; ich bin viel zu faul für alles." - Schöne Vorstellung, einfach da liegen unter einer warmen Decke und gucken, was die mir in die Stube flimmern! Dann muss ich über nichts mehr nachdenken, schon gar nicht über die katholische Kirche in all ihren Ausfaltungen. Dann muss ich mich nicht mehr aufrappeln und   gute Ideen haben. Dann lasse ich los und komme mir abhanden, verschwinde in dem ganzen Geflimmer und Geflunker on TV. - Sagt mein Ehemann ganz ruhig: "Das glaube ich dir nicht." -

Eine halbe Stunde später kommt mir ein Satz in die Hände:
"Oft zeigt sich, dass der Mensch wird, was er glaubt."

Huch, ich glaube sofort, dass ich eine aktive Alte sein werde. Nix Sofa for ever!

"umeläutsche"

Ich habe online im Schweizer Idiotikon nachgeschaut, was "läutsche" bedeutet. Weil ich am "Umeläutsche" bin. - Da gibt es zwei Erklärungspfade: 1. Eine Läutsche ist ein weiblicher Hund. Diese Läutsche strielt herum, um ihr "Wohlgefühl" zu suchen, wie es heisst. - Na ja! - 2. Läutsche heisst auch ein berühmter Weinberg. - Ich stelle mir natürlich lieber vor, dass ich in einem schönen Weinberg herumschlendere, ein bisschen ziellos, mit viel Zeit, mich der Musse hingebend. - Tatsache ist, dass ich viele Termine an unterschiedlichen Orten habe und also läutschen MUSS.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Mit den Sternen aus dem Haus, im Nebel zurück

Ich habe in Zürich vom Wetter im Urner Oberland "bluffet". Habe meiner Freundin erzählt, dass wir eigentlich NIE Nebel haben. Dass bei uns die Sonne sozusagen IMMER scheint. Und dass  ich deswegen nur das leichteste "Lismerjäggli" angezogen habe für meine Reise nach Zürich. Dass ich nun in Zürich, dem Nebelloch, zuerst eine billige, aber warme Jacke habe kaufen müssen, um in dieser kalten, grauen, nassen Luft nicht zu erfrieren. - Meine Freundin wurde richtig neidisch. Wir haben trotzdem ein paar feine Stunden miteinander verbracht und uns warm verabschiedet. - Was aber habe ich im Bus ab Erstfeld "obsi" erfahren? Dass mich die Sterne am frühen Morgen nur genarrt haben. Dass nachher der Nebel auch hier heroben Einzug hielt. Dass ich irgendwie eine Lügnerin bin.

Montag, 22. Oktober 2012

Äs Gschänk vom Himmel

Am nächsten Samstag darf ich taufen. Ich freue mich darauf. Da wird ein Mundartlied von Andrew Bond vorkommen - "Äs Gschänk vom Himmel" heisst es. Natürlich geht es um unsere Kinder, welche ein Geschenk vom Himmel sind. Ob wir uns dessen immer bewusst sind? Oder nur, wenn alles rund läuft; das Kind herzig und brav ist? - Ach, wenn wir uns dessen immer wieder bewusst sind, ist es gut. Mehr schaffen wir doch gar nicht. Wir sind auch nur Menschen. - Aber im Lied geht es auch um das Leben, das ein Geschenk des Himmels sei. - Immer oder nur, wenn es rund läuft; der "Liebegott" brav ist? - Nur ein Kinderlied singt Andrew Bond. In einfachen Worten. Aber man könnte ins Grübeln kommen. Wenn das Wetter nicht so wunderschön wäre! Wenn diese (letzten) goldigen Herbsttage nicht ein wahres Geschenk des Himmels wären! - Ich muss die letzten Sonnenstrahlen geniessen...

Sonntag, 21. Oktober 2012

Forfait geben

Das ist ein alter Ausdruck aus meiner Herkunftsfamilie: "Ich muss forfait geben." - Das meint so viel wie: "Ich gebe auf; es geht nicht mehr." - Man gibt nicht gern forfait. ICH gebe nicht gern forfait. Ich komme mir vor wie eine Memme, schwach, ungenügend. - Aber heute muss ich forfait geben. Ich kann am Abend nach der Chilbi in Wassen mit Kabis und Schaffleisch und hoffentlich vielen Begegnungen nicht noch nach Luzern reisen zu einem Arbeitsnachtessen, wo ich doch gestern in der Nähe von Liestal war und am Donnerstag noch im Kanton Bern, und am Dienstag gehe ich nach Zürich, am Samstag nach Winterthur, wo ich taufe. Ich gebe forfait. Ich bin keine Memme.

Samstag, 20. Oktober 2012

Zwei Tage später

Am Donnerstag sind wir vom Mini-Lager zurück gekommen - jetzt ist Samstagmorgen. Auf meinem PC findet sich die Frage einer Oberministrantin, wie ich jeweils das Geld einteile übers Jahr, das für die Mini-Arbeit zur Verfügung steht. - Tolle Frage. Bedeutet, dass die jugendliche Lager-Leitung weiter geht. Dass sie es wissen wollen. Dass sie die Leitung hoffentlich von mir übernehmen, wenn ich das Feld räume. - Ich gebe gern alles an sie weiter, was ich in langen Jahren selbst gelernt habe über das Leiten, usw. Aber sie dürfen es dann auf ihre Art tun. Sie dürfen es auch viel besser tun, als ich es getan habe. Hauptsache, sie tun es, oder jemand tut es. Das Lager haben sie ganz toll "gemanaged". - Ich bin zwei Tage danach immer noch fast ständig im Lager. Gedanklich. Bildlich. Gefühlsmässig. Und ich freue mich über Rückmeldungen von Müttern, die bestätigen, dass es gut war. - Und siehe, es war gut, was wir getan haben! Das ist eine religiöse Aussage. Ich glaube an Lagergemeinschaft. Und mehr.

Und hier waren wir: Im Lagerhaus "Alpenblick", Schwarzenegg

Freitag, 19. Oktober 2012

Mich einfinden im normalen Leben

Die vier Tage Mini-Lager sind vorbei. Sie waren so ausserordentlich, so jenseits des Gewohnten, dass sie mir vorkommen wie gefühlte zwei Jahre Lebenszeit. Natürlich, weil sie so anstrengend waren, aber nicht nur deshalb. Sie machen auch so froh wie mehrere Geburtstage zusammen. Sie sind so eindrücklich wie eine Reise um die Welt. Sie bieten so viele Erfahrungen wie eben zwei Lebensjahre, komprimiert auf vier Tage. - Du lernst in vier Tagen viele Kinder und Jugendliche kennen, und du lernst dich selber besser kennen, wenn du drei Nächte kaum schläfst. Das gibt einen Flash. Das hat Rauschwirkung. Ohne alle gefährlichen Nachwirkungen. - Heute versuche ich mich wieder einzufinden im normalen Leben. Aber was ist schon normal hier im Urner Oberland? - Nach viereinhalb Jahren hier reibe ich mir immer noch oft die Augen und weiss nicht, wache ich oder träume ich?

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Minilager Schwarzenegg 2012

Unser letztes Lager ist Geschichte! - Oder eher Erinnerung. - Wir sind voller Bilder von müden Kindern und Jugendlichen. Von selbstbewussten Kindern und Jugendlichen. Von  mutigen. Von hilfsbereiten. Von fürsorglichen. Von fantasievollen. Von freundlichen. Von hungrigen. Von einsatzbereiten. Von total dreckigen...Wir sind voller Bilder von einem guten Lager mit tiptoppen OberministrantInnen und zwei unbezahlbaren freiwilligen Köchinnen. Wir sind froh und glücklich und ziemlich müde!

Sonntag, 14. Oktober 2012

Um drei Uhr wach, um vier Uhr wach, um fünf Uhr ...

Nervös? - Wer ist da alles nervös vor dem Minilager? - Iiiiich! Und Reto und einige von unserem jugendlichen Leitungsteam. - Aber jetzt geht es bald los, und dann wird es besser. 40 Kinder und vier Erwachsene fahren "in ein unbekanntes Land".  Das Land ist immer noch geheim. Psssst! Aber Reto hat eine Flagge gamalt - nur kennt die wohl niemand...Ich muss. es geht los!!!

Morgen 65, heute feiern...

Morgen wird Reto 65 Jahre alt - ein markanter Geburtstag. Wir fahren aber morgen ins Minilager. Deshalb gehen wir heute auswärts essen; mmmmh, ich freue mich. Und ich habe Reto meine Geburtstagswünsche heute beim Morgenessen überbracht: 65 selbstgemalte Miniaturblümchen, für jedes Lebensjahr eines, keines gleich wie das andere, immer reicher werdend, wie das Leben selbst. - Zum Glück ist mein kostenfreies Geschenk angekommen!

Samstag, 13. Oktober 2012

Ein Jahr lang schlafen

Reto und ich haben zusammen geputzt -  im Schweisse unserer Angesichter. Jetzt geht es weiter mit Kochen (Reto) und kopierte Lieder zusammentragen und zusammenheften (ich). Die grösste Aufgabe am heutigen Tag besteht darin, alles für das Minilager bereit zu stellen. Nichts Wichtiges vergessen! - Wir alten/älteren/halbpensionierten und fast pensionierten Leutchen sind "afig echli müed". Müde von??? - Wohl vom Leben, oder einfach davon, dass dauernd sehr viel läuft. Könnte man das nicht besser verteilen? Wenn wir dann ganz pensioniert sind, vermissen wir vielleicht den ganzen Betrieb. Jetzt aber möchte ich am liebsten ein Jahr lang schlafen.

Freitag, 12. Oktober 2012

Es ist halb zwölf Uhr, und die Haut spannt

Das Schafsvoressen, das uns gestern geschenkt worden ist, schmort im Dampfkochtopf. Im Gang stapeln sich Einzelteile wie Pfadikessel, halbfertige Lagerfahne, Musikanlage mit Lichtshow-Effekt, usw. - Reto malt fürs Lager. Ich habe den Taufablauf fertig gestellt für eine Taufe nach dem Lager. Die Predigt fürs Wochenende steht noch nicht, aber die Utensilien, die ich brauche, liegen kreuz und quer vor dem Computer. Lieder muss ich noch kopieren. Der Köchin müssen wir telefonieren. Die Oberminis bekommen noch ein Mail. - Warum spannt mich die Haut im Gesicht? - Ich bin gar noch nicht fertiggestellt für den Tag. Habe keine Tagescrème eingeschmiert, keinen Lippenstift aufgelegt, ja, mich nicht einmal richtig gekämmt. Gut, dass ich wenigstens gebadet und in respektablen Kleidern bin!

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Bin ich schon alt, oder werde ich es erst?

Gerade habe ich getan, was schon lange meine Absicht war. Täglich wollte ich es tun, aber ich habe es doch nicht getan. Es gab da Widerstände, und die haben mit der Frage zu tun: Bin ich schon alt, oder werde ich es erst? - Jetzt habe ich es getan: ICH HABE MEINE ANMELDUNG FÜR DIE AHV AUSGEFÜLLT. Ich habe mich angemeldet für meine Altersrente. Bin ich schon alt, oder werde ich es erst? - Der Satz, den ich in meiner Situation am meisten hasse, heisst: "Man ist so alt wie man sich fühlt." - Ich will genau so alt sein dürfen,wie ich bin. Ich bin 63 Jahre, 6 Monate und 24 Tage alt. Wenn ich richtig gerechnet habe. Wenn ich das noch auf die Reihe kriege...

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Was macht aus einem Ort ein Daheim

Gestern sind wir aus den Ferien zurück gekommen; wir waren in den Bergen. Gestern Abend in Wassen habe ich gedacht: Huch, da sind ja auch lauter Berge! - Weiss ich ja eigentlich schon ziemlich lang, aber warum fahre ich von Bergen zu Bergen in die Ferien? Wo ich doch das Meer lieber habe! - Ist doch alles nicht so furchtbar wichtig, wenn dort, wo man heimkommt, Leute wohnen, mit denen man wohl ist. - Das hat gestern schon angefangen, als wir mit den Rollkoffern am Betagtenheim vorbeikamen: Lauter strahlende Gesichter an den Fenstern und winkende Hände! Und dann heute Morgen: Unser Sekretär, der die Treppe zu uns hinauf rennt, um eine gute Nachricht zu überbringen. Später der Pfarrer und Chef, der zum Kaffee bleibt. Und noch später Sepp, der einen Kürbis und eine Rose bringt und gern ein Glas Weisswein zum Apéro trinkt mit uns. - Daheim ist, wo man mit Menschen vertraut und wohl ist.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Der Murmeltierflüsterer

Wir waren noch nie vorher in Saas-Fee in den Ferien. Und wir haben noch nie vorher die Bekanntschaft von handzahmen Murmeltieren gemacht. Aber jetzt hat sich Reto ob Saas-Fee zum Murmeltierflüsterer entwickelt. Und ich habe fast hundert Fotos geknippst.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Marco aus Mazedonien

Die Tomatensuppe stand auf dem Herd, das Brot auf dem Tisch. Zwei Gläser noch leer. Da läutete es. Reto ging nach unten, redete ein wenig und rief dann nach oben: "Ein Pilger...!" - Es tönte wie: Sollen wir ihn hereinlassen? Und die Frage hinter der Frage hiess: Haben wir noch Zeit für einen Pilger, wo doch  Kirchenchorprobe ist, und wo doch noch an einer Taufe gearbeitet werden muss. - Ich gab zur Antwort: "Essen kann er, aber nicht bleiben über Nacht." - Marco aus Mazedonien wäre gar nicht geblieben. Er muss im Freien nächtigen, in der Natur. Er kommt nicht klar mit den Energien anderer Leute. Er will mit Gott und der Natur verbunden sie. Basta! - Er hat das Tischgebet gesprochen, Suppe, Brot und Käse gegessen und sich über den Energiedrink "Rivella" gefreut. Wir haben erfahren, wohin seine Pilgerroute schon geführt hat und wohin sie noch führen wird. Wenn er gut gegessen hat, wandert er 50 Kilometer am Tag. Er hat kein Zelt, nur eine Isomatte und einen Schlafsack. Minus zehn Grad kann er aushalten im Freien. Er ist nordwärts unterwegs. Der Winter kommt. Gott sei mit ihm!

Rosarote Wölkchen

Mein Tag hat früh begonnen, geweckt vom leisen Miauen von Katze Peppina. Bevor sie ins Freie ging, wollte sie ausgiebig gekrault werden. Das tat ich. Auch Kater Nepomuk hatte Bedürfnisse. Das kommt nicht alle Tage vor. Ich gab mich ihm hin, aber meine blutten Zehen rettete ich vor seinen scharfen Zähnchen, ebenfalls die Hände vor seinen spielfreudigen Krallen. Als ich aus dem Fenster schaute, war der Himmel voller rosaroter Wölkchen. Ich nahm es als gutes Zeichen für den Tag. Aber die Tage sind Gemischtwarenläden. Sie bleiben nie rosarot, sondern gleichen eher einem farbigen Schleckstengel. Man beginnt mit rosa und arbeitet sich durch alle Farben hindurch. Muss ja nicht mit schwarz enden...


Montag, 1. Oktober 2012

Es hat auch Reto erfasst

Am 15. Oktober reisen wir ins Minilager mit 40 Kindern und Jugendlichen. Schon jetzt schlafe ich schlecht, weil mir ausgerechnet in der Nacht Tausenderlei einfällt, was noch zu Ende zu denken ist. Gestern Abend habe ich Reto vom Problem der Zimmereinteilung im Lagerhaus erzählt. Zuerst hat er ganz motzig gesagt: "Da sagen wir , wer wohin kommt. Fertig!" - ABER: Geschwister wollen zusammen sein. Freundinnen können nicht ohne einander. Und da sind immer die EinzelgängerInnen, denen es auch wohl sein soll. SONST NIMMT DAS HEIMWEH ÜBERHAND. - Jetzt hat Reto auch schlecht geschlafen. Er hat die ganze Nacht Zimmer eingeteilt.

Heute Lange- Weile

Heute bin ich mutterseelenallein zu Hause. Reto macht mit Sohn Stefan einen "Mannetag". Früher, als die Kinder noch Kinder waren, haben wir das immer wieder gemacht - "Manne- ond Frouetäg". Reto mit Stefan, ich mit Judith. - Ich bin also allein im Pfarrhaus. Die Hauptarbeit für heute ist getan. Natürlich liegt noch manches, und ich werde auch das Eine und Andere noch anfassen, wenn nicht anpacken. Kann ich nicht so genau wissen, weil ich so viele Bilder im Kopf habe von den letzten Tagen, dass ich ein wenig Lange-Weile brauche - Zeit, um zu verdauen. Bilder in Kopf-Schubladen einordnen. Sätze im Tagebuch festhalten oder wie einen Ballon loslassen, wegfliegen lassen. Verweilen. Spreu vom Weizen trennen; Unverdauliches vom Verdaulichen. Dass dann wieder Hunger kommt. Hunger nach Leben.

Sonntag, 30. September 2012

Ballon fahren wäre heute nicht falsch gewesen!

Heute war Pfarreienausflug nach Maria-Rickenbach auf 1100 Meter Höhe. - Zu tief, um auch nur ein wenig Sonne zu bekommen. Zu tief, um irgend etwas von der Landschaft mitzubekommen. Wir steckten im dichten Nebel, der uns anfeuchtete, uns immerhin nicht eintrocknen liess. Mit einem Ballon über den Nebel aufzusteigen, wäre wohl traumhaft gewesen. Zum Trost hier die Ballone, die Reto gestern bei seiner Verabschiedung im Betagtenheim bekommen hat - mit guten Wünschen für sein zukünftiges Leben. Möge ab und zu ein Höhenflug dabei sein!

Samstag, 29. September 2012

Retos Letzter!

Unglaublich - Reto ist gerade zum letzten Mal ins Betagtenheim arbeiten gegangen! Dann ist er pensioniert. Und ich habe gerade mit Kollegin Andrea den letzten Gottesdienstplan erstellt, in dem ich noch vorkomme. Im Frühling werde ich auch pensioniert. - Es fühlt sich zwiespältig an - nach grosser Freiheit, aber auch nach Ausgrenzung. Das Alter grenzt uns aus dem Erwerbsleben aus und gibt uns neue Möglichkeiten der Wahl - solange wir gesund sind. Ob wir es packen, die grosse Freiheit? - Jetzt ist erst mal feiern angesagt, wenn mein Mann nach Hause kommt.

Freitag, 28. September 2012

In ruhiger Gelassenheit

Vier Tage im Priesterseminar Chur mit 22 anderen Frauen und Männern, die in den Dekanaten Uri und Innerschwyz kirchlich arbeiten. - Frauen und Männer? - Frauen waren wir vier, Männer 19. Die Frauen sind durchwegs sogenannte Laien, während die Männer sich aufteilen in geweihte Priester, geweihte Diakone und ein paar wenige Laien, sprich Pastoralassistenten, Jugendbeauftragte, Katecheten. - Im Priesterseminar wohnen zurzeit 10 Priesteramtskandidaten und ein paar wenige Dozentinnen und Dozenten. In einem riesigen Haus, in dem ich mich immer verlaufe. - Ich beschreibe. Ich habe die Tage gut erlebt. Es gab kaum Spannungen. Schon am ersten Tag hat sich in mir eine Gelassenheit eingestellt, die ich so das erstemal erlebt habe. Wenn etwas schwierig war, z.B. vier Männer am Altar in der Eucharistiefeier, dann habe ich einfach die Augen geschlossen. Ob Augen-Schliessen die Lösung für die Kirche ist, weiss ich nicht.

Montag, 24. September 2012

Ich packe.

Ich breche bald auf zu meiner wohl letzten Weiterbildung im kirchlichen Dienst: "Glaubensbildung für Erwachsene" mit deutlichem Aspekt auf unsere eigene Befindlichkeit im Glauben. Ich bin "süderig" und habe geträumt, dass ich nicht rechtzeitig in Chur war, weil mir das Packen so schwer fiel. Heute fällt es mir schwer, mein "home and my castle" zu verlassen, sprich das Pfarrhaus als Heim und sichere Burg. Wie wird es mir gehen im Priesterseminar in Chur? Kann ich wieder nicht schlafen in diesem grossen, alten Bau mit den Verwirrgängen ob der hübschen Stadt???

Sonntag, 23. September 2012

Und jetzt Siesta

Schöner Besuch gestern Abend. Feiner, gehaltvoller Rotwein gestern Abend. Gelungenes neues Dessert gestern Abend (Zwetschentiramisu). Stürmischföhnige-schlafschwierige Nacht. - Schlecht erwacht. Trotzdem Kirchgang. Trotzdem Hirschen-Tour. - Dann Bohnen gepflückt, Rüebli von Sepp gerüstet durch mich, Lammkoteletten aus der Schweiz mariniert, festkochende Kartoffeln gewaschen, gestückelt und alles in vier Pfannen gekocht und gebraten. Punkt zwölf Uhr alles gar. Zu dritt alles verspiesen, noch weiter geplaudert, aber jetzt kommt der schönste Teil des Tages: Meine Siesta mit Lesen und Schlafen und ganz Für- mich-Sein. Wohl bekomms!

Samstag, 22. September 2012

Mein alter Rezeptordner

Wir haben heute Besuch. Zuerst wollte ich etwas Himmlisches kochen, schon weil ich ein witziges, neues Rezeptbüchlein mit dem Titel "Himmlische Küche" gekauft habe. Nur - wer will schon von Ambrosia und Nektar leben, wenn der feine Rotwein, der schon bereit steht, nach Deftigem verlangt! - Lieber koche ich so richtig herbstlich. "Jägerpfanne" heisst das Rezept, das ich in meinem alten Rezeptordner suche. - Suche und suche. Zweimal, dreimal von vorn bis hinten durchblättere. Ich weiss doch genau, wie die "Jägerpfanne" aussieht. Wo ist sie bloss? - Umgekehrt eingeklebt; nur das geschriebene Rezept gibt es im Ordner. Das lecker anmutende Bild war einmal, als das Rezept noch freifliegend war und nicht im Ordner klebte. - Mein alter, uralter, vergilbter Rezeptordner. Ich muss ihn mal aufräumen und neu ordnen. - "Das sagst du seit Jahren." meint mein Mann.

Freitag, 21. September 2012

Es ist so

Es ist so, dass mich heute die "Pfarrei-Initiative Schweiz" am meisten freut. Schon 219 Theologinnen und Theologen, Laien und Priester, haben sie unterschrieben. In der Unterschriftenliste stehen viele, viele Namen, die mir vertraut sind. Das tut wohl. Und es tut besonders wohl, den Wortlaut der Initiative zu lesen. Da wird davon gesprochen, was die Unterschreibenden schon lange oder erst seit kurzem sowieso tun. - Nicht tun, um gegen die Bischöfe zu sein. Das wäre ja lächerlich und kindisch, sondern tun, um dem Evangelium mehr zu entsprechen als der Tradition. Auch dies hat das Zweite Vatikanische Konzil festgehalten, dass das Evangelium vor der Tradition kommt. Und Mitmenschlichkeit oder religiös gesagt "Liebe" kommt vor allen überkommenen Regeln. So ist mir wohl. Und so bin ich mit meinem Fünkchen Hoffnung, das noch glutet, nicht allein. 218 andere denken wie ich. Es werden jeden Tag mehr, die sich outen.

Donnerstag, 20. September 2012

Unsere Wassener Schanz

Gestern Morgen plötzlich Kuhglockenlaute in der Luft. Wir stellen uns mit und ohne Feldstecher ans Stubenfenster und sehen: Es ist Alpabzug, und die Kühe kommen recht geordnet, aber ziemlich schnell die Schanz herunter ins Dorf. Die Kälber hinterher sind in hellem Galopp und fabrizieren ein Hüst und ein Hott, dass die Sennen und Bauern auf alle Seiten rennen müssen, um mit ihren Stöcken die Alpenkälber wieder auf den rechten Weg zu bringen. - Mir kommen die Tränen. Es ist das letztemal, dass ich den Alpabzug am Stubenfenster im Pfarrhaus miterlebe. - Die Schanz - immer werde ich damit gefühlsstarke Momente verbinden: Alpabzug, Chlauseinzug, Schulereignisse, eigene kleine Andachtsgänge. Die Schanz. Unsere Schanz!

Mittwoch, 19. September 2012

www.dreierleiladen.ch

                                             
                                         Stefan im Dreierleiladen in Langenthal BE

"Einmal im Monat komme ich." habe ich Stefan "angedroht", als er seinen kleinen, aber feinen Laden in Langenthal eröffnet hat. - Gestern ist Papi Reto auch mitgekommen, und wir sind zu zweit durch schöne, grüne Landschaften nach Langenthal gefahren. (Jedenfalls auf der Hinreise war es so; im Rückweg waren ein paar andere zu viel auf den Strassen!) - Ein paar seiner feinen Ess- und Trinkwaren  mussten wir schon nachkaufen, weil sie zu Hause in Wassen ausgegangen waren. Ein paar Sachen haben wir neu entdeckt. Jedenfalls sieht heute unser Stubentisch fast aus wie Stefans Ladentisch - übersät mit schönen und/oder feinen Dingen, die wir am liebsten selbst behalten, aber manchmal doch verschenken.

Dienstag, 18. September 2012

Achtung! Bin heute nicht mehr, wo ich gestern war!

Heute hier, morgen dort! Jedenfalls bin ich nicht mehr, wo ich gestern war. Bin wieder mit voller Kraft voraus. Ist ja verständlich, ich habe heute frei. - Durchatmen. Nicht vorpreschen! Nicht schneller reden als denken. - Ich komme vom Werktagsgottesdienst im Wiler. Sechs Frauen haben gesungen wie eine Kirche voller Leute. Sechs Frauen haben gebetet wie ein Kloster voller Nonnen. Fünf  Frauen hätte ich glatt umarmen können, weil ich sie so mag. - Und jetzt frei. Ich habe mir ein Reislein gewünscht von Reto, mit Reto. In Zofingen Zmittag essen. Nostalgie pur. In Zofingen bin ich acht gute Jahre in die Schule gegangen. Zofingen, wir kommen!

Montag, 17. September 2012

Es gibt einen wunderschönen, goldigen Tag.

Ich bin "überfressen". - Ja, ja, gewiss  auch mit Essen, aber mehr noch mit Erlebnissen, Eindrücken, Ereignissen. - Events heissen die Dinger heute. Manchmal sind sie aus zweiter Hand. Ein schrecklicher "Tatort" gestern Abend. Viel "Mörgeli" in der Zeitung. Aber auch ganz viel live. Telefonate, Mails, Gespräche, Gottesdienste, Teamsitzung und mehr. - Jetzt ist es zu viel. Wieder einmal. "I ma nümme". In mir ein Gefühlschaos, das ich nicht mehr aufdröseln kann. Ich bin gleichzeitig traurig, schwindlig, überdrüssig des Ganzen. Möchte nach Chile fliegen zu meiner Freundin, die nicht mehr dort ist. Einfach weit fort. - Aber ich habe ein Mail bekommen, in dem steht: "Es gibt einen wunderschönen Tag." Und das ist so. Die Sonne scheint. Es ist warm. Herz, was willst du mehr? - Vielleicht nur die Erlaubnis, mich eine Stunde ins Freie zu setzen oder ein paar Schritte zu gehen. Vielleicht Richtung Schanz. Vielleicht bis zur Grotte. Vielleicht sollte ich mir nur Zeit lassen, und die Gefühle entwirren sich.

Sonntag, 16. September 2012

Zusammenhalten und auseinandergehen

Nein, ich verrate es nicht! Niemals! Niemandem! - Mein Gewicht. Bald bin ich breiter als hoch, und ich hasse es. Aber ich liebe es, mit Reto und/oder anderen lange und langsam Znacht zu essen und zwei, drei Gläser roten Wein zu trinken. "Nehmen wir noch etwas Süsses?" fragt mein Mann, und wir nehmen es. - Wir wissen, dass wir Glück haben, viel Glück, dass wir in diesen Breitengraden leben dürfen. Dass die Himbeeren im Garten so verführerisch duften, und die Schokolade auf dem Küchenkästchen bereit steht. Um fünf Uhr heute entfacht Reto ein Feuer in der Grillpfanne, und ich werde die Kartoffeln mit Sauerrahmsauce um sechs Uhr bereit halten. Es geht uns gut, sehr gut. Nur habe ich heute Morgen einen veritablen Schock erlebt: Meine neuen cognac-farbigen Hosen bedürfen eines Gürtels um den Bauch. Gürtel hat es in meinem Kasten zu Hauf! Welche Farbe passt? Da gibt es rot, blau grün und braun. Nehmen wir den braunen. Einfädeln und feststellen: ich bin auseinander gegangen. Der grüne ist auch schön. Dasselbe Ergebnis; da ist kein Löchlein in der Luft, in das der Stift passen würde. Und so weiter. - Schadenfreude, als ich in meines Mannes Kasten einen Gürtel für mich suche - und finde, der passt. Aber mein Mann und ich müssen zusammenhalten, ich verrate nicht, dass er auch Bauch...tzz, tzz, tzz...

Samstag, 15. September 2012

So ein richtiger Samstagmorgen

"Hast du auch Zeit mitzukommen?" hat mich gestern mein Ehemann gefragt. Mitkommen ins Tal hinunter. Von Altdorf Lehnplatz her aufrollen und überall erledigen, was zu erledigen ist: In der Papeterie Karton posten für eine Sitzung; im Herrenkleiderladen Jeans aussuchen und "lo umestecke"; in der Chemischreinigung die Priestergewänder abholen; im Coop ein Grillpoulet und noch ein paar Fressalien einkaufen; auf dem Markt Sonnenblumen für ein Gesteck kaufen; in der Migros wegen der Armbanduhr "motzen", die nach einer Woche schon wieder still steht. - "Haben Sie den Kassenbon für die Batterie noch?"  - "Nein, natürlich nicht." - "Dann müssen Sie halt nochmals eine kaufen." - "Grrrr!" -Zuletzt noch Benzin tanken und dann ab aufwärts an die Sonne. - Kehrichtsäcke haben wir zum drittenmal vergessen.

Freitag, 14. September 2012

Kardinal Martini

Am 31. August ist ein Kirchenmann gestorben, den ich seit Jahren hoch schätze. Er war ein Mensch - das ist das wichtigste! Und er hat sich in der Öffentlichkeit immer wieder höchst originell bemerkbar gemacht, z.B. in einem Briefwechsel per Zeitung. Oder mit einem gemeinsamen Buch mit Umberto Eco - "Woran glaubt, wer nicht glaubt". Im "forum", dem Pfarreiblatt im Kanton Zürich ist er gewürdigt worden. Mir gefällt eine seiner Ideen so gut: "Ich empfehle dem Papst und den Bischöfen, in ihre Leitungsgremien zwölf ungewöhnliche Menschen aufzunehmen." - Wen würde ich aufnehmen? - Klar, dass in meinem Leitungsgremium meine Kinder Einsitz hätten, Stefan und Judith. Sie bringen mich vorwärts.

Donnerstag, 13. September 2012

Hab Sonne im Herzen

Zum Glück brennt mein Gesicht noch von gehabter Sonne, sonst... Brrrr! Fünf Grad in Wassen! - Ich sitze zwischen der Sitzung. Das heisst, dass wir eine Sitzung begonnen haben, sie aber nicht zu Ende brachten. Ausser mir sitzen die gleichen Kamerädlein  mit weiteren hochgestellten Personen zusammen, um die Zukunft des Seelsorgeraumes sicher zu stellen - vielleicht - hoffentlich. Ich habe eine kleine Auszeit, aber nachher geht die erste Sitzung weiter. - Eine Auszeit waren die drei Tage in der Kaplanei Ob-Häg. Wandern, diskutieren, lachen, essen, zwei Schluck Wein trinken, beten  -  mit Ehemann Reto und Pfr. Josef Maria Gwerder. Ich habe also noch Sonne im Herzen und im Gesicht, aber Mühe, die Auszeit zu verlassen und wieder einzusteigen.

Mittwoch, 12. September 2012

Vier Tage - 1000 Erfahrungen

Reto und ich waren vier Tage weg. Jetzt sind wir zurück, und das erste: So viele und so gute Mails in der Mailbox! Ist doch gut heimzukommen, wenn Leute einem was mitteilen möchten. Sie bringen dich zum Lachen - das ist das allerbeste. Sie bringen dich zum Nachdenken - das macht Freude. Und da meldet sich jemand, wo ich rein keine Ahnung habe, wer es sein könnte - jemand aus einem früheren Leben? - Jedenfalls bin ich zurück nach vier Tagen und 1000 Erfahrungen.

Sonntag, 9. September 2012

Dreierlei Berge

Ich wohne in den Bergen, und manchmal kommen sie mir eng vor. Heute fahre ich in andere Berge und freue mich auf den Blick von hoch oben in ein anderes Tal. Am Mittwoch wechsle ich die Berge noch einmal und erwandere sanfte, grüne Hügel in der Ostschweiz mit Blick von unten auf massive Felsgebirge. - Dreimal Berge, aber nur einmal das Gefühl von Daheimsein. Ein wenig. Hier, im Urner Oberland. Hat jemand auf facebook geschrieben: "Zuviel Zürcher schadet der Gesundheit". Dann ist ja gut, dass wir im Frühling wieder dorthin gehen, wo wir hergekommen sind - in den Kanton Zürich. Wir wollen ja niemandem schaden allhier.

Freitag, 7. September 2012

Zmittst ( = in der Mitte)

Gestern Abend war Oberministranten-Sitzung. Weil das Pfarreilokal überraschend besetzt war, schlugen die Jugendlichen den Sportplatz des Schulhauses vor für die Sitzung. Aber "zmittst" wollten sie sitzen. Wortwörtlich. "Zmittst" hat es einen aufgemalten Kreis mit Mittelpunkt. Da setzten wir uns auf den roten Sportplatzbelag und besprachen unser Herbstlager ein Stück weiter. Es war gut, da zu sitzen, in der Mitte. In der Mitte von allem. Da sitzen und weiterkommen. Nur, als ich alte Frau wieder aufstand vom Boden, da wusste ich erneut: Es ist Zeit zu gehen. Es ist Zeit, die Ministrantenarbeit in jüngere Hände zu geben, in ganz junge, in die Hände dieser Jugendlichen auf dem roten Boden, die Sinn für die Mitte haben. - Ich musste meine Knochen langsam wieder in Stellung bringen, meine Gelenke ermuntern, ihren Dienst zu tun. Langsam aus der Mitte nicht treten, sondern humpeln.

Donnerstag, 6. September 2012

Home alone

Es ist kurz vor zwölf Uhr mittags. Ich habe einen Morgen lang im Papier gewühlt. Es gibt in meinem Büro/Zimmer etwa fünf  grössere oder kleinere Papierstapel, die bearbeitet werden müssen oder dürfen. Einen davon nehme ich mir nach dem Mittagessen vor: Erntedankfest in Gurtnellen-Wiler. Ich tue das gern, bin aber ein wenig ängstlich, ob mir Schlaues einfällt. - Ich bin allein im Haus. Reto ist ins Betagtenheim arbeiten gegangen und Reinhard nach Bristen auf die Post. Ich habe also alle Ruhe der Welt, um mich meiner Arbeit zu widmen. Zuerst gibt es aber ein einsames Mittagessen an der Herbstsonne.

Mittwoch, 5. September 2012

Ja, ja! Die Aareschlucht!

Weiterbildung nennt sich das, wenn ein paar Katechetinnen aus dem Kanton Uri sich mit ein paar Katechetinnen aus dem Kanton Bern treffen und durch die Aareschlucht wandern. - Aufgabe: sich in der Schlucht den dunklen Gedanken widmen, die aufsteigen können. Mit dem eigenen Glauben dagegen halten. Was geschieht? - Ich musste den Psalm 23 beten, so weit ich ihn auswendig kann: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, und wanderte ich im finsteren Tal, kein Unglück... Dein Stecken und Stab trösten mich. Du deckst mir den Tisch im Angesicht meiner Feinde... -  Feinde? Meine? - Langes Gehen und Nachdenken. Ergebnis: Ich habe keine äusseren Feinde, so weit ich weiss. Die Ungeheuer lauern in mir selbst. Ich werde weiter darüber nachdenken. Auch darüber, wie ich die inneren Tatzelwürmer behandeln will...

In die Aareschlucht gehen, um etwas zu erleben, erfahren? - Ja, ja! - Weiterbildung in der Aareschlucht? - Unbedingt!


Dienstag, 4. September 2012

Besuch in Intschi

Vor fünf Jahren habe ich noch nie von Intschi gehört. Hätte jemand das Wort gebraucht, ich hätte den Ort im fernen Osten vermutet. In-tschiii, Intschallah, Intschutschuna. Geheimnisvoll! Schön auch, aber völlig unbekannt! - Heute war ich dort. Intschi ist Ausgangspunkt fürs Arni, das schöne (Seelein). Intschi hat ein tolles (Garten-) restaurant. Intschi hat eine hübsche, gut gepflegte Kapelle. Intschi gibt es.

In Intschi wohnt der viermonatige Marcel in einem Vier-Generationen-Haus. Drei Generationen habe ich heute  gesehen, mit ihnen am Kaffeetisch sitzen dürfen. Und Marcel wurde von Arm zu Arm gereicht; ich durfte ihn auch halten. Er ist ein neugieriger, aufgeweckter, "friiner" (lieber), hübscher kleiner Kerl. Wie kann das anders sein in diesem Haus! Da sind sogar die Hunde (gross, drei Stück) "friini", und die junge Katze ist überall und nirgends und geliebt, auch wenn sie sich heute im Risotto umgesehen hat.

Montag, 3. September 2012

Peppina wird häuslich

Auch dies ein Herbstzeichen: Unsere Katzen sind wieder mehr zu Hause. Sie haben es auch nicht anders als wir Menschen. Im Sommer sind wir gern ewig draussen - den ganzen Tag, die halbe Nacht. Aber wenn es kälter wird, schliessen wir die Türen und besinnen uns auf uns selbst. Und suchen die Wärme im Haus. - So Peppina, unsere Kätzin. Schon hat sie wieder ein paar Nächte zu Hause verbracht. - Gestern Abend, als es Zeit war schlafen zu gehen, lag sie auf meinem Bett. Ich mochte sie nicht verjagen und nahm mit dem restlichen Platz an ihrer Seite vorlieb. Deckte mich mit Harrys- Cashmere-Decke zu. - Ja, ja, gohts no, ist doch nur eine Katze! Aber MEINE Katze, die wohl weiss, was mir gut tut: Ihre Nähe. Ihre Wärme. Ihr Schnurren. Ich habe SEHR gut geschlafen.

Sonntag, 2. September 2012

Kalte Füsse

Erstaunlich, dass wir im Freien Zmittag essen konnten: Härdöpfustock, eigene Bohnen, heute Morgen gepflückt, und den Rest vom "Coq au vin", der auch mit Zapfenwein wunderbar wurde. - Wir konnten draussen essen, aber ich habe kalte Füsse. Das Thermometer zeigt 13 Grad an. Nein, Sommer ist es nicht mehr. Den Zucker auf den Bergen übersehe ich einfach. Aber leider ist auch mein Herz nicht warm temperiert. Immer die Kirche und das Scheinheilige oder so tun, als wäre alles in Ordnung. Wir sind doch alle so lieb. Oder eben doch nicht? Was staut sich da in mir an, sodass  ich fast platze, schwitze, "uliidig" bin, so sehr, dass ich heute Morgen die Fieber gemessen habe. Leider kommt das Krankheitsgefühl von anderswo.

Samstag, 1. September 2012

Noch nicht

Schon halb sechs Uhr abends, und ich habe die drei WCs im Haus noch nicht geputzt. Ich habe die Sichtmäppchen noch nicht gesichtet, die ich sichten wollte. Ich habe die Gottesdienste für das nächste Wochenende noch nicht angeschaut, Erntedank und Minilager nicht weiter bearbeitet. - Das alles habe ich nicht. Dafür habe ich am Morgen einen sehr schönen Besuch bei einer alten Dame gemacht, und wir haben Pläne zur Seniorenbildung ausgeheckt. Und ich war mit Ehemann Reto im Tal unten, um Tausenderlei einzukaufen, was man halt so braucht. Und ich habe den Schnee gesichtet auf den Bergen ringsum, ohne in den Winterblues zu verfallen. Darauf bin ich stolz. Den Rest besorge ich morgen.

Freitag, 31. August 2012

Heute Telefonwetter

Was sich wohl zeigt, wenn das Nebelgeschwader aufklart und die Bergspitzen frei gibt? - Ich rechne mit Schnee. Sowieso sollte ich die Tür zum Garten schliessen; ich friere. Aber ich bin dauernd am Telefonieren, mal erfolgreich, mal nicht. Der Erfolg besteht darin, dass ich nächste Woche allerlei Neues in der Agenda stehen habe, heute abgemacht am Telefon. - Jetzt muss ich aber unbedingt ins Dorf hinunter steigen und Essen einkaufen. Welche Jacke ziehe ich mir über? - Eine Frage, von der ich ganz entwöhnt war.

Donnerstag, 30. August 2012

Kontrastprogramm

Gestern am See in Flüelen mit Reto gebrätelt. Spüre heute noch die Sonne auf meinen Schultern, glutheiss, hautverbrannt. Heute zehn Grad kühler - die Luft und die Stimmung. Manche Leute kompensieren die Kälte mit ihrem aufgeheizten Gemüt!

Dienstag, 28. August 2012

Der Herbst naht

Wir werden am 19. September im Wiler ein wunderbares Erntedankfest haben. Gestern Abend bin ich mit den Lektorinnen im Pfarreilokal zusammengesessen und habe mir erzählen lassen, wie sie früher die Kirche geschmückt haben, und wie sie früher den Apéro dargeboten haben. Jeh! Ich freue mich. Und heute in der Badewanne ist mir das Drumherum eingefallen, zugefallen, war einfach plötzlich da - Bibelstelle, Kinderbuch...Muss ich Kollegin Andrea mitteilen, dass sie mit den Kindern fröhliche Lieder singen kann.

Einhalten und nachdenken

Morgen habe ich einen Frei-Tag, aber heute Morgen durfte ich mit den Frauen im Wiler Werktagsgottesdienst feiern. Ich habe ihnen am Schluss gesagt, dass sie mir geholfen haben, friedlicher zu werden. Zur Ruhe kommen im Gottesdienst - wäre das nicht immer noch eine gute Sache. Mir hilft es.

Mir hilft es zu spüren, dass mir die katholische Kirche manchmal auch gut tut. Manchmal aber macht sie mich krank. - Mit einem veritablen Krankheitsgefühl bin ich zum Gottesdienst gegangen, weil man mich als Frau in der Kirche wieder mal ausgebootet hat. Schon abgemacht, dass ich Wortgottesdienst halte, bin ich sang- und klanglos durch einen Priester ersetzt worden. Das macht mich krank; es ist eine chronische Krankheit, weil ich mich von Demütigung zu Demütigung nicht erholen kann.

Aber mit den Frauen im Wiler bin ich friedlicher und ruhiger geworden. Und mit den Rückmeldungen für zwei Gottesdienste am Samstag muss ich mich nicht verstecken, sondern darf aufrecht und stolz gehen. Ich habe für die katholische Kirche viel erreicht. Und manchmal bin ich glücklich in der katholischen Kirche.

Montag, 27. August 2012

Nicht sehen, nicht hören, nicht reden

Seit letzter Woche weiss ich, dass unser hochgeschätzter Pfarrer und Freund aus dem Muotathal viele Wochen nicht reden darf wegen einer Halsentzündung. Seit heute Morgen weiss ich, dass unser mitarbeitender Priester und Mitbewohner im Pfarrhaus Wassen mit seinem gesunden Ohr "ein Problem" hat und heute zum Ohrenarzt geht. Ich selber sehe nur wieder nicht "dure" - will sagen, ich verstehe so das Eine und Andere nicht, das läuft. Dazu fallen mir die berühmten "Weisen Affen" ein. - Warum weise? Nicht viel eher überfordert, allem überdrüssig, überlastet wie manchmal der Server am Computer, der dann lauter Fehlleistungen bringt???
Gemäss der katholischen Kirche ist die heilige Odilia bei  Augenleiden zuständig, und der heilige Heinrich von Ebrantshausen ist bei Ohrenleiden anzurufen. Der heilige Blasius aber schützt vor Halskrankheiten. Wahrscheinlich beten wir Kirchenleute zu viel für andere und helfen uns selbst gar wenig. Oder vielmehr: LASSEN UNS NICHT HELFEN. - Ich habe das dringende Bedürfnis einzuhalten im Getriebe und darüber nachzudenken, was das alles bedeutet.

Sonntag, 26. August 2012

Be-hütet

Er hat stattgefunden, der versprochene Gottesdienst mit Hüten auf den Köpfen. Drei Männer und zwei Frauen haben sich getraut. Haben ihren Hut während des ganzen Gottesdienstes getragen. Und ein paar Leute ohne Hut sind gekommen. Ob alle Freude hatten, weiss ich nicht, aber ein paar hatten Freude. Im "Hirschen" kam dann noch eine verspätete Dame mit Hut vom Besten. Dunkelblau mit Netzumrandung und blauer Blume an der Seite. Ein Prunkstück. Reto trug einen schwarzen Hut, den seine Ohren knapp hoch genug hielten. Als wir auf dem Heimweg waren, liess ich die be-hütete Dame und Reto vorausgehen. Nebeneinander. Sah aus, als kämen sie von einem Kostümfest oder gingen sie zu einem nostalgischen Theater. Ich bin zufrieden mit uns.

Samstag, 25. August 2012

Viel zu müde

Es ist 22.18 Uhr. Samstagabend. Ich bin viel zu müde, um noch einen klaren Gedanken zu fassen. Ich gehöre ins Bett und nicht an den Computer. Muss sowieso morgen früh aufstehen. Den "Be-hütet- Gottesdienst nochmals durchgehen. Wir werden Hüte tragen. Hoffe ich. Ein paar Frauen getrauen sich unterdessen nicht mehr. Wir werden sehen.- Heute hatten wir ein Kontrastprogramm: In Meien Trauung/Taufe mit einer Schülerband. In Gurtnellen-Wiler einen Gedenkgottesdienst "25 Jahre seit dem Unwetter in Uri", dem schlimmsten seit Menschengedenken, wie UNSER Regierungsrat gesagt hat. UNSER bezieht sich darauf, dass er ein Gurtneller ist. - Ich habe ein Bilderchaos im Kopf. Ich gehöre ins Bett. Sortiert wird morgen.

Mittwoch, 22. August 2012

nicht laut sagen

Talwärts geht mein Blick; ich verreise. Und dort, wo ich hin will - das erste Nebelmeer von diesem Herbst, jedenfalls so weit ich das wahr genommen habe. HERBST, das Unwort, das ich noch lange nicht aussprechen wollte , weil ihm folgt der winter . Nicht laut sagen, sonst hört er es. Nicht rufen, er soll bleiben, wo er ist. Ich fürchte ihn. - Heute ist nichts zu fürchten. Ich sehe Menschen, die ich mag. Ich bekomme Essen, ein Glas Wein. Wir rücken zusammen am Tisch. Ich freue mich. Es ist Sommer.

Dienstag, 21. August 2012

Voller Leben

Es ist Morgen. In Gurtnellen-Dorf regnet es aus Kübeln. In Wassen scheint die Sonne. In Meien ist einer seit Tagen krank, und wir haben nichts gewusst. In Wassen ist eine zu Besuch, die ein halbes Jahr nicht mehr hier war. In Göschenen geht es - so höre ich - einer Frau gut, die ich heute habe anfragen wollen, ob es ihr gut geht. In Gurtnellen-Wiler fand gestern Abend ein Gottesdienst mit über 40 Leuten statt. Morgen Donnerstag fahre ich zu meinem Gottenkind, die unterdessen selber zwei Kinder hat. Am Freitag bin ich bei Judith und darf den Tag mit unserer Tochter geniessen. Am Wochenende habe ich vier ganz verschiedene Gottesdienste. Darf nichts durcheinanderbringen. Muss jetzt unbedingt "schaffen" gehen. Und eine Zwetschegenwähe backen. Gestern hat Reto Zwetschgen geerntet von unserem Baum, der nicht unser Baum ist. Er steht ausserhalb des Gartens, aber der Besitzer vergisst immer, dass es den Baum gibt. Wir dürfen ernten und Wähe backen und Konfi kochen. Nur der Sepp bekommt gern auch noch ein paar Früchte. Soll er gern haben. Soll er holen, dann gibts Kaffee. Gibts sowieso, aber erst, wenn ich was getan habe. Die Tage sind voller Leben.

Stimmungen

Ich habe Reto gefragt, ob er auch findet, wir hätten es gar nicht so schlecht (zusammen). "Ja", sagte er, "das liegt sicher (auch) am wunderschönen Sommerwetter." - Debi hat telefoniert; sie ist von Brasilien zurückgekommen. Ich habe gefragt: "Wie ist es, wieder hier zu sein?" - "Bei diesem Wetter sind auch die Göschener froh gestimmt und locker. Ich bin gut wieder eingestiegen." - Sie ist sogar in die Reuss hineingestiegen in Göschenen. Und da waren andere. Spontan hat man sich eingefunden, und es wurde ein kleines Sommerfest.

Aber gestern Abend kam ein Gewitter. Die Stimmung wurde düster. Nacht um sechs Uhr abends. Reto ging. Ich blieb. Es regnete. Auch meine Stimmung kehrte sich wie das Wetter. Wetterwendisch. Die meisten von uns. Trost vom Regenbogen hinter der Kirche in Wassen. Dass dieser Bogen uns immer noch zu trösten vermag, wo wir doch sein Entstehen wissenschaftlich begründen können. Nix Liebergott. Oder doch? - Eine Erinnerung...

Montag, 20. August 2012

D Wänd uuf goh

Sitzen wir unter der Birke. Es ist heiss, aber da und dort gibt es Schatten. Den lichten unter dem Baum, den wir mögen. Und zuoberst an der Kirchenmauer, die wir im Blick haben, fast schwarzen Schatten. - Die Kirchenmauer. Der Schatten ganz oben. - Dort bewegt sich etwas. Nein, mehreres. Und die schwarzen Dinger sind langgezogen, schlank, schnell. Schnell wie Eidechsen. - Und es sind Eidechsen! Eidechsen, die einfach die Wände hoch eilen bis ganz zuoberst unter das Kirchendach, wo sie wohl Insekten jagen. Was sollten sie sonst dort oben tun, die neun oder zehn kleinen, flinken Tierchen? - "D Wänd uuf goh" - manchmal lohnt sich das echt.

Sonntag, 19. August 2012

Über den Gartenhag...

Meine Mutter hat immer über den Gartenhag mit Frau Stettler Nachbarinnen-Gespräche geführt. Sie haben nie Kaffee getrunken miteinander, aber der Gartenhag war ein guter Ort, um miteinander über Familie und Weltgeschehen zu reden oder auch einfach über das Wetter. Heute ist das Wetter ein tolles Thema, und ich bin auch schon am Gartenhag gewesen. Habe dort erfahren, dass Reto und ich als Dazugehörige gelten in Wassen, und dass es schade ist, dass wir gehen, weil wir doch so gut integriert sind. "Aber", so haben wir philosophiert am Gartenhag, "das Leben ist Veränderung; das ist das einzig Sichere, dass sich immer alles ändert." - Auch bei meiner Mutter hat es sich damals geändert. Als sie alt wurde, hat Frau Stettler jeden Tag darauf geachtet, ob bei Frau Haller die Fensterläden aufgingen. Sie hat von Garten zu Garten, von Haus zu Haus ein Auge auf meine Mutter gehabt, hat auf sie geschaut. Ein Lob dem Gartenhag und dem rechtzeitigen Gespräch darüber her und hin!