Montag, 31. Dezember 2012

Und schon...

Und schon ist Susanna wieder abgereist, und ich sollte das Hafersüpplein kochen, das Reto und mir einen guten Boden legen wird für die Abendausschweifungen. - Ich habe einen genauen Zeitplan aufgestellt, wann Fürbitten zu schreiben sind, Salate zubereitet werden müssen und wann der Brotteig für das Schinkli geknetet wird, wie lange er "gehen" darf, wann eingewickelt wird, was Reto zu tun hat, wann ich meine Schuhe "schnappe", um in den Wiler zum Gottesdienst zu fahren. - UND DORT WERDE ICH ZUM THEMA BISCHOF PREDIGEN. - Und dann ist es schon bald Ende Jahr. Und schon schweift mein Blick ins neue hinein und hofft mein Herz...

Sonntag, 30. Dezember 2012

Meine beste Freundin

Heute kommt Susanna zu uns. Ich freue mich riesig. Sie ist meine beste Freundin, auch wenn das nicht alle gern hören. Und dabei geht es nicht etwa um andere GUTE, LIEBE, WERTGESCHÄTZTE Freundinnen, die eifersüchtig wären. Nein, es geht um Männerspott. - Männer brauchen ja keine Freunde; sie sind im allgemeinen einsame Wölfe, die durch die Lande streifen - sich selbst genug. - Ich eile sie abholen am Bus, meine beste Freundin. Ich freue mich!

Samstag, 29. Dezember 2012

"Ürner Chässuppe"

Gestern flog Reto mit Judith und Harry aus und kehrte heute zurück.Wann, weiss ich nicht, denn da war ich längst ausser Haus. Ich bin mit dem sechs-Uhr-Bus heimgekehrt. Jetzt schaut Reto Sport on TV, was mich nicht interessiert. Später werden wir einander bei einer "Ürner Chässuppe" erzählen, was wir erlebt haben.

Ich war in Zug und habe mich mit  Studienkolleginnen und weiteren Kirchenfreaks getroffen. Wir träumen miteinander von einer Kirche, die sich verändert. Und wir träumen nicht nur, wir verändern sie schon.

Als ich am Morgen los ging, war ich hundemüde, weil ich schlecht geschlafen hatte; jetzt, nach stundenlangem Arbeiten an unseren Visionen, bin ich belebt. Nur das Bauchweh ist mir geblieben, das sich eingestellt hat beim Schreiben des Briefes, den der Bischof verlangt, weil ich mit 475 anderen die Pfarrei-Initiative unterschrieben habe. - Die "Ürner Chässuppe" wird das in Ordnung bringen mit ihrem Zwiebelsegen.

Freitag, 28. Dezember 2012

Staunen

Mein Adventskalender, der bis zum 6. Januar geht, fragt mich heute: Worüber staunst du? - Ich staune sehr darüber, dass ich mittlerweile 63 Jahren alt bin und bald pensioniert werde. Heute schicke ich die Kündigung meines letzten Arbeitsverhältnisses ab. Eingeschrieben, wie sich das für so bedeutende Schriftstücke gehört.

Ich staune ferner, dass unser Kind schwanger ist und wir uns damit befassen dürfen, nächsten Sommer Grosseltern zu werden. Generationen folgen sich.

Und ich staune über die Welt, die noch so unendlich viel Entdeckenswertes für mich ältere Frau bereit hält; alt ist man ab achtzig, jedenfalls hielt das meine Mutter so. Ich möchte Schönheit entdecken, Gutes beachten, das Mindere drängt sich ganz von selbst auf.

Ich staune über den Flug der Dohlen vor meinem Fenster, jetzt und immer wieder.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Ich habe eine Schwester

Gestern hat sich ein "n" zuviel in meinen Bericht geschlichen. Ich habe eine Schwester, nicht mehrere Schwestern. Das war immer so und ist gut so. Ich habe eine Schwester, und darüber bin ich froh.- Und meine Schwester hat einen Ehemann, der mein Schwager ist. Und mit dem war ich schon in England vor unendlich vielen Jahren - meine Schwester besuchen, die dann noch nicht seine Frau war, aber es dann wurde. Und auch das ist gut so. Meine Schwester und mein Schwager haben drei erwachsene Kinder, und das ist supergut so. Und diese alle waren bei uns am Weihnachtstag und gestern. Das war unglaublich gut so.
Ich bin heute zufrieden und glücklich und glaube, dass sich ein wenig Altersgelassenheit einzustellen beginnt bei mir. Ich habe das bei meinem Götti erlebt, der in frühen Jahren manchmal äusserst bissig war, aber im Alter unendlich gütig wurde. Warum aber bin ich heute Morgen mit folgendem Satz im Kopf erwacht: "Befreie uns von der Wut, die auf uns liegt und lastet?" - Verdammt, was soll der Satz, wo ich doch so zufrieden bin???!

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Oh, du fröhliche, oh du selige ...

Die Weihnachtsgottesdienste sind  vorbei - ich glaube, dass es gut und schön war. Aber das weiss man nicht wirklich, weil nicht viele etwas dazu sagen. Vielleicht genügt es, selbst ein gutes Gefühl zu haben.

Die Stimmung in Wassen war wunderbar mit Retos 618 Kerzengläschen - es wären 620 gewesen, aber Ernst und ich haben je eines beim Verteilen und Anzünden fallen lassen. Es waren ziemlich viele Leute in der Kirche; im Dunkeln habe ich längst nicht alle gekannt.

Schöne Musik in Wassen, Gurtnellen und Göschenen. Sologesang von Sepp, Orgel, zweimal Kirchenchöre. - Nicht selber Lieder anstimmen und durchtragen müssen - das ist auch Weihnachten.

Jetzt ist noch die Stube voller lieber Gäste: unsere Kinder mit Partnern, meine Schwester mit erwachsenen Kindern, insgesamt 10 Gäste, die zum Fondue Chinoise bleiben; Judith und Harry bleiben noch länger. - Ich liebe Weihnachten und meine erweiterte Familie.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Der Countdown läuft

Der Heiligabendtag ist da! Noch ist Morgen. Reto und ich haben Merkzettel geschrieben. Noch scheint genügend Zeit für alles zu sein. Aber manchmal oder oft kommt es anders als man denkt. Und es soll Zwischenräume geben, Möglichkeiten für  Unvorhergesehenes. Da ein Hauseckentratsch und dort ein Tässchen Kaffee. Ich will noch zu einer Frau, die mich schon abgeschrieben hat: Nein, Frau X, das war es noch nicht! Glauben Sie bloss nicht, dass ich mich "verdünnisiere", nur weil wir in einer Sache nicht gleich ticken!

Heiligabendtag - verbunden mit Erinnerungen. Immer noch würde ich gern zu meinem Götti gehen zum obligatorischen Glas Wein vor dem Feiern zu Hause. Es gibt Dinge, die vermisst man ewig. Ob ich ein Fläschchen Roten zu Frau X mitnehmen könnte? - Neue Traditionen beginnen...

Da waren wir doch mal weg

Zwar sage ich nach wie vor, dass wir, Reto und ich, Idioten sind, weil wir so kurz vor Weihnachten für drei Tage in Nürnberg waren. Unsere Arbeit zu Hause macht sich nicht von selbst. Deshalb sind wir vor Nürnberg herumgerannt und werde es nach Nürnberg tun. Und wir sind Vollidioten, weil wir in Nürnberg im Chaos der immensen Zugverspätung in den FALSCHEN Zug gestiegen sind. Die Heimreise dauerte dann noch drei Stunden länger. Normalerweise ACHT Stunden, jetzt fast zwölf Stunden. - Vollidioten.

ABER wir haben Josef, Maria und das Kind gekauft. Naiver polnischer Künstler: Andrzej Wojtczak. Stefan und Judith: Dermaleinst nicht ins Feuer werfen. Verkaufen. Es gibt Sammler, die genau so Sachen suchen.

Uns hat es einfach nur gefallen. Es ist vom gleichen polnischen Stand, wo ich vor vier Jahren einen"wüsten Engel" gekauft habe, weil der besser zu mir passt als all die schönen.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Sind wir noch bei Trost??!

Reto und ich haben vor langen Wochen beschlossen, morgen für drei Tage an den Weihnachtsmarkt von Nürnberg zu fahren. Vier Tage vor Weihnachten! Wir, die wir in der Kirche arbeiten! Sind wir noch bei Trost!!? - Nein, sind wir nicht. Wir rennen im Dreieck und unsere Gedanken "verhürschen" sich andauernd. Krippe in der Kirche, wann aufstellen? 600 Yoghurt-Lichtlein, wann verteilen? Kindertag im Advent? Beginnt in einer Stunde mit 16 Kindern!

Pfarrer Ernst und Reto bereiten zwei grosse Pizzas vor für die zehn Kinder, die schon zum Zmittag kommen. Ich will gleich noch zwei Gottesdienstabläufe fertig stellen. Dann muss ich in Nürnberg nur noch zwei Predigten schreiben.

Heute Abend? - Wäre da noch Zeit? - Nein, da ist Bussfeier in Göschenen. Nicht vergessen, das Friedenslicht mitzubringen. Und die Musikanlage, die geht, die einzige. Und nachher packen und keine Unterlagen vergessen.

Sind wir noch bei Trost? - Wir kommen bestimmt wieder zu Trost, wohl bald schon, wenn fröhliche Kinderstimmen durchs Haus schallen. Und am Abend, wenn wir das Friedenslicht nach Göschenen bringen. Das Friedenslicht von Bethlehem!

Montag, 17. Dezember 2012

Hinter mir - vor mir

Es ist noch nachtschlafene Zeit - sieben Uhr fünfzehn. Ich bin schon eine Stunde auf, weil in der Kirche nebenan ein Adventsfrühgottesdienst ist, den Reto begleitet. "Rorate" heissen diese schönen, stillen, kerzenlichtrigen Gottesdienste. - Ich bilde mir ein, keine Zeit zu haben und bin deshalb zu Hause geblieben.

Hinter mir liegt bereits das Füttern der Katzen und ein erstes Schimpfen mit Kater Nepomuk, der sich gerade in pissbereite Stellung gebracht hatte, um seinen "feinen" Duft in unseren heiligen Räumen weiter zu verbreiten. Er ist im nassen Schnee gelandet. Seine Zeit der intakten Männlichkeit ist wohl bald vorbei. Selber Schuld?! -

Hinter mir liegt das Lesen eines Artikels von Weihbischof Eleganti, einfach aus Neugier. Nichts Neues vom Churer Hof: Auch er versucht in Disziplin zu machen. Auch er glaubt, dass Gott nur Papst und Bischöfe erleuchtet, ausschliesslich die katholischen natürlich. Katholisch ist einzig göttlich, römisch-katholisch natürlich. Müsste doch allen einleuchten. Oder nicht? - Grummel, grummel. -

Besser vorwärts schauen: Vor mir liegt das Vorbereiten des Kinderadvent. Morgen kommen ein paar Kinder zu uns ins Pfarrhaus, und das ist eine grosse Freude. Vor mir liegt auch eine Tour ins Tal heute Nachmittag mit Reto, zwanzig Orte, dreissig Besorgungen und nichts vergessen! Auch das Friedenslicht holen wir fürs Oberland. Frieden auf Erden soll werden! Frieden liegt immer vor uns.

Päckliabend

Heute Abend sind Reto und ich am "Päckle", d.h. ich schreibe und lege bereit samt Adresse, und Reto macht die Finissage. Morgen wird sich unser Sekretär und Postbeamte wundern, was wir ihm alles mitgeben auf den Heimweg!

Schade, dass die Zeit nicht reicht, alles so zu tun, wie ich gerne möchte. Ich wollte z.B. eine Geschichte erfinden zu einem Geschenk und längere Briefe schreiben und noch mehr Päckli machen. Aber es geht nicht. Alte Weisheit: Der Tag hat nur 24 Stunden.

Manche Stunden dieser Tage sind aber gut gefüllt und schön gefüllt. So kamen gestern Abend zum "Offenen Pfarrhaus im Advent" sechs Frauen und ein Mann aus drei Pfarreien. Es war genau so, wie es sein muss: Glühwein selbst gemacht, Lieder selbst gesungen, Geschichten vorgelesen und geplaudert über die Pfarreigrenzen hinaus. Wie kam eine Brasilianerin nach Göschenen? Wir wissen es und freuen uns an dieser wahren Geschichte.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Gaudete

Der 3. Adventssonntag hat einen zusätzlichen Namen: Er heisst Gaudete-Sonntag. Gaudete ist lateinisch und heisst einfach: Freut euch! - Also freue ich mich!

Dass in Gurtnellen-Dorf "e Hampfle Chind" im Gottesdienst waren.
Dass die kleine Pia mich von weit her so fröhlich angelacht hat.
Dass Raphael und Matthias so ernsthaft ministriert haben.
Dass es von Gurtnellen gleich auf die Göschener-Alp ging - mit dem Skibob!
Dass ich im Anhänger gut sass und Reto zum erstenmal auf dem Töff sitzen durfte.
Dass wir ein (erotisches) Marienlied sangen von der schönen Maid.
Dass ich auch Weisswein bekam, obwohl ich eine Frau bin.
Dass die Talfahrt mit Christoph am Lenker rassig war, und der Schnee stob.
Dass wir im "Gotthard" in Gurtnellen so fein essen gingen.
Dass der Mann, der am Freitag bei uns Kaffee trank, nun ein guter Freund von uns ist.
Dass ich jetzt eineinhalb Stunden lesen oder schlafen darf.
Dass heute Abend "Offenes Pfarrhaus" ist und ich Glühwein kochen werde.

Gaudete - freut euch!
Wenn ihr noch keinen Grund habt, so schafft euch einen...

Freitag, 14. Dezember 2012

Nun ruhst du aus in Gottes Frieden

Heute Abend ist das Fürbittegebet für einen Mann, der am Sonntag im Betagtenheim gestorben ist. Unerwartet, und doch nicht überraschend. Er hat ein hohes Alter erreicht. Wir haben ihn gemocht, auch wenn er nicht "pflegeleicht" war, feste Meinungen hatte und diese vehement vertrat.

Einer seiner Söhne schaufelt heute den ganzen Tag Schnee und Eis weg rings um Kirche und Totenkapelle. Ich habe den Eindruck, er will seinem Vater nahe sein, dessen Urne blumengeschmückt in der Totenkapelle steht.

Wir haben vorher mit dem Sohn Kaffee getrunken und dabei erfahren, dass unsere Ahnungen und Gefühle betreffs des Verstorbenen stimmig sind. Was uns freut, ist der Satz über der Todesanzeige:

Nun ruhst du aus in Gottes Frieden am Ziele deiner Lebensbahn.


Donnerstag, 13. Dezember 2012

Es blüht in unserem Keller

Draussen treibt der Wind den Schnee vor sich her; es ist unter Null. In unserer Kirche ist  auch "Stein und Bein" gefroren". Ich habe heute einen Brief vom Bischof bekommen, weil ich die Pfarrei-Initiative unterschrieben habe. Ich muss bis am 15. Januar Red und Antwort stehen. Schriftlich. - Das werde ich tun und davon schreiben, wie wichtig mir eine Kirche ist, die barmherzig ist und die Frauen ernst nimmt und sie tun lässt, was sie gelernt haben. Ich habe sechs Jahre lang Theologie studiert und im Pastoraljahr predigen gelernt. Niemand hat gesagt, ich lerne für die Katz.

Ja, ich bin traurig und bitter. Aber gerade war ich in unserem Keller: Unter der Pflanzenlampe blüht die grosse Fuchsie mir entgegen. Reichlich Blütenknöpfe hat sie gemacht - im Keller. Sie blüht den widrigen Umständen zum Trotz, was sie kann!

Dienstag, 11. Dezember 2012

Der Fredi ist zu mir gekommen!

Es ist eine strenge Zeit, und ich habe Aufmunterung und Trost nötig. Schon Schnee-halber! Und Bischofs-wegen! Es wird immer schlimmer. Ich bin (fast) hilf- und trostlos. Aber heute ist der Fredi zu mir gekommen - eine kuschelwarme Botschaft aus dem Dreierlei Laden, vermittelt und bezahlt von meiner Freundin Helena. Hey, ich freue mich! Einerseits, weil das schon das erste Weihnachtsgeschenk ist und eine Verheissung für eine gute oder bessere Zeit. Und andererseits, weil ich Froschkönige so gut mag. Ich fühle mich ihnen  verwandt, möchte so gern verwandelt werden in etwas Wunderschönes, Liebes. Es ist noch nicht so weit, ich meckere noch an meinem Ehemann herum und bin "uliidig" wegen den neusten Geschichten aus dem Hof in Chur, nicht dem Königs-, aber dem Bischofspalast. Ihro Ehren belieben zu disziplinieren unter dem Vorwand der Einheit der Kirche.

Montag, 10. Dezember 2012

Da geht es in unseren Garten


Da geht es in unseren Garten, aber ich gehe nicht. Ich bin zu klein. Mag nicht bis zum Hals im Schnee stecken...




Die Dohlen, die gewaltigen Flieger, haben da weniger Probleme als ich. Sie bleiben in der Luft.

Samstag, 8. Dezember 2012

Der Samichlaus bei den Ministrantinnen und Ministranten

Unglaublich, wieviel ein Anlass mit 36 Kindern und Jugendlichen zu tun gibt - davor, während und danach! Aber ich finde immer noch, dass es sich lohnt, die Kinder an einen Ort zusammenzuholen zu einem fröhlichen Spielabend, und dass es sich lohnt, die Oberminis erfahren zu lassen, was sie alles können. "Meinst du, das macht in Zukunft noch jemand?" fragt mein Mann, der alt - bewährte Chlaus. Und schon stellt sich wieder diese Traurigkeit ein, dass man im Seelsorgeraum einen priesterlichen Mitarbeiter sucht, der die Messfeiern aufrecht hält, aber keinen und keine, die das bisschen Kinderarbeit weiterführt. War das der letzte Chlaushock im Pfarrhaus von Göschenen?

Zum Schmunzeln: Ich habe noch nie im Leben eine so weiss überpuderte Küche gesehen wie die im Pfarrhaus von Göschenen nach dem "Mehlspiel". Aber meine Hochachtung: Die Oberminis haben blitzblank geputzt!

Freitag, 7. Dezember 2012

Viel Wind oder "es chuutet"

Im Urner Oberland gibt es auch einen kalten Föhn. Dieser bläst heute Morgen  in Stössen um unser Haus und über die Berggipfel. Er bereitet uns ein interessantes Schauspiel, bringt er doch ganze Schneeschwaden dazu, sich um Haus und Kirche zu bewegen wie in einem grossen Tanz. Aber in Färnigen hinten, im Meiental, ist schon eine Lawine niedergegangen. Die Naturgewalten sind nicht in erster Linie schön, sondern unheimlich und unberechenbar. - Unberechenbar ist sowieso das Wetter, und so wissen wir noch nicht, können heute Abend alle Minis zum Chlaushock kommen oder nur diejenigen, die von den Gefahren und der Höhe des Schnees nicht sehr betroffen sind. Reto hat schon alle Bagage bereit gestellt; wir müssen Autofahren können!

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Nachtwache - nein, wache Nacht

Einen Abend und einen Tag frei! Und was passiert? - Ich bin ab vier Uhr morgens wach, und alle Sorgen und Sörgelein stellen sich ein und hocken um mich herum und engen mich immer mehr ein. Zwischendurch "haue ich ab" und stelle mich ans Fenster - dem Schneetreiben zuschauen. Mehrere Versuche zu schlafen, schlagen fehl. Ich muss bei meinen Sorgenschatten bleiben, sie anschauen, sie aushalten. Dann höre ich ab sechs Uhr Radio DRS 1. In den Nachrichten erzählen sie mir, welches echte SORGEN sind. Meine jedenfalls nicht!

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Bei diesem Schnee...

 Bei diesem Schnee hat unser Pfarrer mit dem Schneeschaufeln bereits um halb vier Uhr morgens begonnen! Bei diesem Schnee sind die alten (und jüngeren) Damen von Göschenen trotzdem zum Gottesdienst gekommen! Bei diesem Schnee gehe ich wie eine alte Frau hügelan und hügelrunter! Bei diesem Schnee sehne ich mich nach der Sonne, die vielleicht, mit viel Glück, heute mal durch die Wolken guckt! Bei diesem Schnee hat Reto das Menü "Siedfleisch" putzrichtig gewählt! Bei diesem Schnee ist gut Kaffee trinken mit lieben Menschen! Bei diesem Schnee verstecke ich mich nun hinter der Zeitung, bis das Mittagessen gar ist!  - Verstecken in der Zeitung? - Geht gar nicht, weil ich drin stehe mit meiner Ansprache an das Polizeikorps des Kantons Uri. Thema : Hierarchie in der Kirche und bei der Polizei.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Regen, Sonne und wieder Schnee

Gestern hat es in den schönen, leichten Schnee hinein geregnet, das tut sogar mir sehr leid, wo ich gar nicht so gern Schnee habe. Heute Morgen waren alle Wetterelemente aufgeboten: Regen, Wind, Nebel, Sonne und erneut Schnee. Jetzt wird es spannend: Wieviel kommt? Kann ich heute Abend nach Göschenen an eine Sitzung? Brauchen die Frauen in Gurtnellen bald ihre Vorräte, weil der Bus ihr Dorf nicht mehr bedienen kann? - Heute Morgen waren zwei Frauen bei mir an einer Sitzung. Sie haben von ihren Vorräten erzählt, die man immer haben muss, weil man nie weiss...Peinlich ist es, wenn Leute zum Bäcker im Dorf gehen müssen, weil sie nichts mehr haben, die sich sonst immer im Tal in den Einkaufszentren mit Lebensmitteln eindecken. "Weisst du noch, anno 1999...?" sagt eine Frau, und die andere nickt bedeutungsvoll.

Montag, 3. Dezember 2012

Gestern Abend kam der Samichlaus in Wassen an

Es gibt ein paar Bräuche hier im Urner Oberland, die ich heiss liebe, z.B. den Samichlaus-Einzug von der Schanz herunter ins Dorf Wassen. Die Laternen heissen "Iffelen" und die Glocken "Trychlen". Der urtümliche Rhythmus der Trychlen breitet sich im Bauchraum aus und erfasst mich jeweils ganz und gar - so, dass ich nicht einfach weiter reden könnte mit lieben Nachbarn von Wassen. Ich stehe da und gebe mich ganz hin.

Samstag, 1. Dezember 2012

Geglückter Tag

Peter Handke, ein Schriftsteller, den ich gar nicht so mag, hat ein Buch geschrieben, das heisst "Versuch über den geglückten Tag". Auf Seite neun fragt er:

"Wer hat schon einen geglückten Tag erlebt? Sagen werden das zunächst von sich wahrscheinlich die meisten. Und es wird dann nötig sein, weiterzufragen. Meinst du "geglückt" oder bloss "schön"? Sprichst du von einem "geglückten" Tag oder einem - es ist wahr, ebenso seltenen - "sorglosen"? Ist für dich ein geglückter Tag allein schon, der ohne Problem verlief? Siehst du einen Unterschied zwischen einem glücklichen Tag und einem geglückten?" ...

So geht es weiter mit den Fragen von Peter Handke. Ich, Esther Burri, will Antwort geben: Gestern glückte mir mein Tag.


Der Besuch kommt...

Der Besuch kommt, und das Fleisch ist noch nicht lind. Langsam Salat essen, fröhlich reden, den ersten Schluck Wein schlürfen. - Ich höre die zwei lieben Urner Ehepaare; die Frauen haben uns im Minilager gekocht. Da war alles zur Zeit lind und fein!!!