Montag, 31. März 2014

Übergänge im Leben

Im Tagesanzeiger heute wird der Berufs- und Laufbahnberater, der in Rente geht, gefragt, was er (ein allerletztesmal) zu sagen hat. Zu sagen hat genau zu seinem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben und seinem Eintreten ins Rentnerdasein.

Er erklärt zu den Übergängen im Leben: "Zuerst findet die Ablösung aus der alten Identität statt, dann tritt eine labile Zwischenphase ein, schliesslich erfolgt die Integration in die neue Identität."

Die Phase zwischen den Identitäten sei heikel, das Individuum sei geschwächt und werde von Geistern bedrängt. Er beendet seinen Artikel mit folgender Hoffnung: "Ich baue darauf, dass mir die Geister nicht übelwollen, sondern mir zu einer passenden Rolle aus altersgemässem Tätigsein und melancholischem Gleichmut verhelfen."

Ich verstehe jedes Wort. Ich schliesse mich seiner Hoffnung an und beanspruche sie auch für mich.

Sonntag, 30. März 2014

Alles schon gewesen

Erstes Erwachen und automatischer Blick auf die Zeit: Acht Uhr auf dem neuen Handy. Ich jumpe auf. Kann ja nicht sein, dann ist ja schon neun Uhr. Heute ist der erste Sommerzeittag. Eiliges erstes Hin und Her, bis ich merke, das neue Ding stellt automatisch auf Sommerzeit um. ES IST ACHT UHR AM SONNTAGMORGEN. Alle Zeit, um die NZZ am Sonntag gehörig zu durchsuchen nach Interessantem. - Aber ist das interessant? Der Herr Mörgeli darf weitere sechs Jahre Professor bleiben. Herr Chodorchowski bekommt die Aufenthaltsbewilligung, weil er reich ist. Vegan ist vielleicht nicht gesünder als herkömmliche Mischkost. Nick Hayek raucht immer noch dicke Zigarren. Und über Ägypten steht, was ich gestern zu Reto gesagt habe. Fast wortwörtlich: "Drei Jahre nach Beginn der Revolution ist Ägypten wieder am Ausgangspunkt angekommen."

Alles schon gewesen. Die Zeit ist nur vermeintlich linear. Es geht nicht immer weiter, weiter, weiter, sondern im Kreis herum. - Frauen gebären Kinder. Kinder werden gross. Sie haben Kinder. Diese werden gross. Immer so weiter. Und alle müssen immer wieder von vorne beginnen. Was war, kommt wieder:

Samstag, 29. März 2014

Buongiornoooo - guete Morgeeee!

Ich war kurz auf Facebook. Mir fällt auf, dass dort ein paar Frauen und seltener Männer der Welt guten Tag oder gute Nacht sagen. - Weil sie einsam sind und keineN in der Nähe haben? Oder weil die Facebook-Gemeinde ihre erweiterte Familie ist? - Vielleicht beides.

Als Kinder haben wir beim Versteckenspielen jeweils gerufen: "Ton agäähh!" (gebt einen Ton von euch!). - Das war auch beides: Der Schrecken darüber, dass man allein im Wald oder sonstwo stand und keineN sah. Aber auch die Gewissheit, dass da ein paar waren, die sich melden konnten und melden MUSSTEN.

Was also tun wir im Facebook? - Ich melde mich meistens nicht. Aber Leute, ich bin da. Einfach nur versteckt. Aber ich denke an euch. Ich sehe euch, auch wenn ihr mich nicht seht.

Freitag, 28. März 2014

Lernen - ein Leben lang

Gerade hat Reto den philosophischen Satz gesprochen: "Wir lernen ein Leben lang." - Wenn Enkelkind Kaya bei uns ist, können wir einem ganz ursprünglichen Lernen zusehen. - Soviel Neues! Soviel Erstmaliges! Durch Wiederholung prägt es sich ein.

Überhaupt "Wiederholung" - Kaya übt und übt jeden Erwerb einer neuen Fähigkeit. Sie dreht und dreht sich vom Bauch auf den Rücken und umgekehrt. Kullert auf ihrem Kinderteppich herum. - Kriechen oder "Schnoogge" ist noch anstrengend und wird darum nur benützt, um etwas Ersehntes zu erreichen. - Vieles wiederholt sie, weil es uns zum Lachen bringt. Erfolg ist eine Motivation zum Lernen.

Lernen - ein Leben lang. - Was lernen wir (noch)? - Altwerden in Würde, solange es geht? Oder Fähigkeiten erhalten durch Üben? Oder Neues wie Reto, der gerade Englisch lernt in der Migros-Clubschule. Erhalten ist wichtig, Neues macht Spass. Was könnte ich anpacken?

Dienstag, 25. März 2014

Akrophobie

Ich war mit meiner besten Freundin in Luzern im KKL. Eine Live-Weltpremiere des 21st Century Symphonie Orchestra der original Filmmusik zum Disney-Film "Alice in Wonderland". Bombastisch. Einnehmend. Ein Erlebnis! - Aber erst, nachdem wir die reservierten Plätze hoch, hoch oben im Konzertsaal gewechselt hatten. Ich bekam nämlich augenblicklich Höhenangst oder Akrophobie, als ich dort oben sass. Drei Stunden sitzen sollte. Und erst noch mich erfreuen wollte am Geschehen. Zum Glück durften wir herniedersteigen auf bekömmliche Höhensphären, und dann war es rundum gut. Wer aber wird nicht akrophobisch, wenn er/sie das folgende Bild vom Konzertsaal sieht? Wir waren in Reihe 16 in der obersten Etage.

Montag, 24. März 2014

Wieder für ein Jahr vorbei

Ich liebe Geburtstag! Am Dienstag hatte ich, und seither feiere ich. Aber jetzt ist Montag und nicht mehr Geburtstagswoche. Fertig gefeiert für ein Jahr. Nachkosten. Nachsinnen. Auch schön.

Ich HABE zehn konkrete Geburtstagskarten bekommen. Dazu schöne, gute, feine Mails und Facebookwünsche ohne Ende. DANKE allen, allen! Und ich darf mir einen neuen Rucksack kaufen, wo doch derjenige, der jetzt in Gebrauch ist, erstens oben Löcher aufweist, die grösser werden. Bald fallen kleinere Inhalte hinaus, wenn ich nicht aufpasse. Und zweitens hat er kleine Löcher im Boden, die wohl grösser werden. Da ist es demnächst fahrlässig, ihn nicht aufzugeben. Obschon - ich hänge an meinem Zeug. Der Rucksack - mein treuer Begleiter im nahen und ferneren Bewegungsraum. Aber alles hat ein Ende.

Alles hat ein Ende, auch das Geburtstag-Feiern. Das Leben wird auch ein Ende haben. Aber so lange es dauert, soll es jeden Tag gefeiert werden. Heute feiern wir mit Kaya. Gerade sucht sie die Haare auf dem Kopf des Grossvaters. Sie sind schwer zu greifen, weil kürzlich "gerasenmähert" ( = mit dem Haarschneider von mir kurzgeschoren) und weil sowieso immer vereinzelter. Macht rein gar nichts. Der Grossvater braucht einfach mehr Kappen und Mützen.

Samstag, 22. März 2014

Gediegene Feier mit grusligem Ende

"Gediegen" kommt von "gedeihen". Das passt. - Das passt selten gut zur Feier des 30-jährigen Jubiläums der "FAMA" (Feministisch-theologische Zeitschrift) gestern Abend im Kunsthaus Zürich. - Der  Grosse Vortragssaal war fast voll, und das Publikum - fast ausschliesslich Frauen - war hochgestimmt. Ich kam müde an und ging mit Power weg. Das Podiumsgespräch "Unverzichtbar? Wie viel Religion und Feminismus brauchen wir" hatte ein hohes Niveau, ohne abgehoben zu werden. - Der Apéro riche mundete. Die Begegnung mit Studienfreundinnen und einer unbekannten Sitznachbarin wärmte. Die Leseproben aus dem druckfrischen Buch "einfach unverschämt zuversichtlich. FAMA - 30 Jahre Feministische Theologie" berührten sehr und machten Appetit auf mehr.

Alles gut und schön. - Am Schluss suchte ich wie einige Frauen mehr, die Toilette auf. Wartenderweise schaute ich auf die Kabinentüren; welche würde sich zuerst öffnen. - DA - unter der einen Tür floss es ROT hervor. Floss wirklich. Wie peinlich, war mein erster Gedanke. Aber als es weiter floss, da kam Schrecken auf: Tat sich hinter der Tür EINE etwas an? - Die Tür ging auf, und die selbst erschrockene Frau rief: "Es ist kein Blut. Mir ist nur eine Flasche Rotwein zerbrochen."

Freitag, 21. März 2014

Bärlauch heisst so, weil...

Sage ich heute Morgen, wo ich noch fast nicht aus den Augen schauen mag, zu Reto: "Und, was hast du dir für heute vorgenommen?" - Sagt er: "Wir könnten im Goldenbergwald noch einmal Bärlauch sammeln und anschliessend auf dem Heimweg alle Wochenendeinkäufe machen." - Puuuhhh, wo ich doch noch so müde bin! Und nachher muss man den ganzen Bärlauch noch verarbeiten. Ohhh, und um 17 Uhr muss ich auf dem Zug nach Zürich sein; ich will an eine Veranstaltung, wo meine Freundin Moni aus dem Buch liest, das sie mit einer andern Frau zusammen gemacht hat. Puuuhhh, puuuhh! Soviel an einem müden Tag.

Bärlauch heisst so, sagt man, weil die Bären nach dem Winterschlaf mit eben dem hellgrünen Knoblauchkraut auf Touren kamen oder noch kommen, wo immer sie sich herumtreiben. - Also los, du Faule, auf dass es besser werde!!!

Donnerstag, 20. März 2014

Was lehrt uns die Finsternis?

Draussen ist es hell. Heller wirds nimmer. Ist ja auch Frühlingsanfang! Aber in meiner "Tagi-Magi-Lektüre" begegnet mir ein Artikel von einem, der auszog, die Finsternis zu finden. In Lü im Val Müstair, wo es am dunkelsten sei schweizweit gesehen. In den Städten sei es ja unterdessen so hell, dass sie in der Nacht aussehen wie gigantische Glühbirnen. In gewissen Orten der Welt wird es nie mehr finster, was die Zugvögel und die Nachtfalter durcheinander bringt. Was wiederum zu Ertragsverlusten in der Landwirtschaft führt (die Nachtfalter sterben an Lichtquellen und bestäuben keine Pflanzen mehr). Der Mensch sei das einzige Lebewesen, das beschlosen habe, die Nacht zu verdrängen.

Verdrängen und Nacht: Ich lese alle meine Tagebücher erneut. Gestern bin ich einem nachtschwarzen Abschnitt begegnet. Erschöpfungsdepression. Seelenfinsternis. Fast verdrängt. Heute bin ich sehr froh, dass es so hell ist. Heller gehts nimmer. Das Sonnenlicht wird am Nachmittag die noch hängende Nachtdüsternis wegbrennen. Ausschreiten in den Frühling. Erneuert nicht nur die Natur. Oder anders: Wir sind auch Natur und blühen erneut auf. Hoffentlich.

Mittwoch, 19. März 2014

Ein Schock - die erste Tulpe blüht

Gestern Abend sassen wir noch gemütlich zusammen mit Schwestern und Schwager. Jetzt, wo wir so nahe wohnen. Käse und Brot vom Markt und zwei Schluck Wein. - Ich habe ein Taschenbuch mit Lebensweisheiten einer Hundertjährigen erhalten: "Du bist nie zu alt, um glücklich zu sein."

"Auf der Veranda
sitze ich
und schliesse die Augen
Wie geht's
fragen mich Wind und Sonne
Wie wär's
mit einem Gang durch den Garten
flüstern sie mir zu"

Ich tue es der Hundertjährigen gleich und mache einen Gang durch den Garten. Da trifft mich der Schock: Wo gestern noch keine Tulpe blühte, steht stolz eine gelbe Blume in voller Pracht. - So schnell geht es mit dem Aufblühen. (Vom Verwelken wollen wir heute nicht sprechen.)

Dienstag, 18. März 2014

Neun Karten...

Ich bin beeindruckt von meinem Alter, dem heute eine Ziffer zugefügt wird! Ausgeschrieben bin ich nun fünfundsechzig Jahre alt. - ALT!!! -  Soll niemand etwas anderes behaupten. Es fühlt sich genau so an wie fünfundsechzig auf dem Buckel. Mit dem ganzen "man fühlt sich so alt wie..." kann ich nichts anfangen. Ich BIN fünfundsechzig. Punkt. An den Kartengrüssen merkt man das z.T. auch: "Wir wünschen dir ein weiteres Jahr..." oder "Am Sonntag sehen wir uns, so Gott will." - Puuuhhh, so unsicher!? - Ich übe seit kurzer Zeit, mich nicht darum zu kümmern, wie lange es noch wird, sondern jeden Tag willkommen zu heissen und mich darauf zu freuen, was er Schönes bringt.

HEUTE ist sehr schön. Ich bin geburtstäglich wie ein Kind - hochgestimmt, erwartungsvoll, euphorisch. Und ich habe neun Karten mit der Post bekommen. Grossartig (auch wenn ich immer auf zehn hoffe, hihi)! Dazu viele facebook-Grüsse, obschon ich selbst dort niemandem gratuliere vor lauter Angst, ungerecht zu sein. Briefmarken wurden mir geschenkt, damit ich der besten und den zweitbesten  Freundinnen schreiben kann. - Was ist mit den Freunden? - Zuerst Reto fragen...Dieser hat fein gekocht, während Judith und ich mit Kaya im Schlepptau in der Stadt "gekäfelet" haben. Erstmals am Graben im Freien. Juhui, der Sommer kommt!

Montag, 17. März 2014

Schuhe

Es ist wahrhaftig Frühling, und es wird warm. Also braucht der Mensch Sommerschuhe. Jedenfalls bald. Hinunter in den Keller. Reingeschlüpft in alles, was da an Schuhwerk für Frühling und Sommer im Regal steht. Kritischen Blick auf die Unterseite der Schuhe. Genügen die Sohlen noch?

Es stellt sich ein krasses Missverhältnis zwischen Taschengeld und extravaganten Schuhwünschen heraus. Wie damit umgehen?

Neue Schuhe müssen eingetragen werden. Das ist oft mit Blasen und Schmerzen und Eiertanz verbunden. "Eitelkeit muss leiden." meinte mein Vater jeweils genüsslich. Aber ich bin einfach zu "reif", um mir das noch anzutun. Also keine neuen Schuhe!

Nur - da steht so ein extravagantes Modell im Gestell, das ich nie eingetragen habe. Macht Atemnot, weil vorne eng. Aber zweifarbig blau-grün. Alt und schön! Diese Dinger nehme ich mit in die Wohnung und trage sie JETZT ein. Wenn der Schuh nur so drückt und nicht im übertragenen Sinn, dann hat man viel Glück. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Wird schon werden.

Sonntag, 16. März 2014

Heute weiss ich nichts

Heute ist Sonntag. Wir hüten Kaya. Wir waren eine Stunde draussen. Der Wind hat derart getobt, dass mir alle Gedanken verblasen wurden. Und überhaupt schneidet Reto-Ehemann die Ostertaube in Stücke mitten in der Fastenzeit, wovon der edle Spender nichts weiss, und schaltet die Kaffeemaschine ein. Kaya's Papi ist zum Zvieri gekommen. Heute weiss ich nichts zu erzählen. Null Idee.

Samstag, 15. März 2014

Seite sechshundert

Ich habe wieder ein Buch fertig gelesen, ein empfehlenswertes besonders für Frauen: "Die Eismalerin" von Kristin Marja Baldursdottir. - Es handelt von drei Generationen und spielt in Island am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht Karitas, die Malerei studiert hat, aber dann ihre Passion nicht leben kann, weil sie einem Mann mit Augen, in die man versinkt, begegnet. - Es handelt aber auch von Frauensolidarität, und besonders ältere Frauen kommen sehr gut weg im Buch.

Ein Satz auf Seite sechshundert ist so stark in mir hängengeblieben, hat sich wie mit Widerhaken festgemacht, dass ich mich frage, was er soll:

"Vielleicht solltest du dich auf den Weg machen, damit du ans Ziel kommst, bevor das Leben zu Ende ist."

Ich werde nächste Woche 65 Jahre alt. Meine Ziele sind ganz klein. Wieder nach Stein am Rhein gehen. Mit Reto im Reussdelta bräteln. Sonst so Sachen.



Mittwoch, 12. März 2014

Generationenvertrag

Gestern ging alles drunter und drüber. - Nein, eigentlich nicht alles. Eigentlich fast nichts. - Nur das Auto unserer Tochter sprang nicht an, als sie uns die Enkelin zum Hüten bringen wollte. - Gingen wir sie halt holen mit ÖV und zu Fuss. Wir fuhren mit dem Zug hin und spazierten nach Hause mit Kaya im Wagen, als sie ihren Mittagsschlaf beendet hatte und gefüttert war. Püriertes Gemüse mit püriertem Lachs. Mmmmhh! (Reto machte "Wäääähhh! Darf er nicht!)

Beim Warten auf ein waches Kind las ich in der Zeitschrift "Wir Eltern". Das Hauptthema war justament, wie Grosseltern ihre Kinder mit dem Betreuen der Enkelkinder entlasten. Jedes dritte Kind in der Schweiz werde regelmässig oder ab und zu von den Grosseltern gehütet. Und das meist gratis. Eine horrende Anzahl Betreuungsstunden pro Jahr wurde aufgelistet und als Freiwilligenarbeit bezeichnet. Das gehört auch zum berühmten Generationenvertrag. Meist wird da nur beklagt, wie immer mehr Junge für die zunehmenden Alten die AHV erwirtschaften müssen. Aber die Alten geben auch etwas zurück.

Wir gehören gern zu den betreuenden Grosseltern. Das hält uns auf Trab. Und es macht Freude. In "Wir Eltern" stand, dass meist die Gossmütter hüten (80%). Reto ist aber als Betagtenbetreuer auch prädestiniert für Kinderpflege. Er macht alles. Nur keine Essensportionen bereiten. Aber für uns koche ja auch meist ich (90%). Ob unser Bischof unsere Nicht-Rollenteilung verwirrlich finden würde? Mann und Frau haben doch ihre ureigenen Aufgaben, oder etwa nicht? - Ich stelle mir unseren Bischof vor, wie er "Breili" eingeben würde. Aber nicht Kaya!!!

Dienstag, 11. März 2014

Medien - und wie sie mit der Wahrheit umgehen

Ich lese. - Ich lese fasziniert den 12 seitigen Bericht über den "Fall Carlos" im letzten Magazin des Tagesanzeigers. (vom 8.3.2014). Wer wann was geschrieben hat und aus welchen Motiven heraus. Wer was behauptet, aber nicht recherchiert hat. Wer wen wann fallen gelassen hat, um seine eigene Haut zu retten. Wer wann nichts sagen wollte oder sagen durfte.

DIE WAHRHEIT weiss man nach 12 Seiten noch lange nicht. Aber man weiss wieder, dass Papier alles annimmt, wie meine Eltern zu sagen pflegten. Was gedruckt ist, entspricht nicht DER WAHRHEIT, aber manchmal ist es schlicht gelogen, um Stimmung zu machen. Um Geld zu machen. Um die Auflage zu erhöhen.

WER IST CARLOS?

Montag, 10. März 2014

Der Bischof von Chur vertrete nur die Lehre der katholischen Kirche...

Das ist doch das Problem in Chur mit dem Bischof und seiner Entourage, dass er ja "nur" die Lehre der katholischen Kirche vertrete. - Nur die Lehre zu vertreten ist eindimensional, ist einfach viel zu wenig. Zur Lehre muss die Haltung der Nächstenliebe kommen, oder weniger fromm ausgedrückt: Alle Menschen sind zu respektieren, zu achten - in ihrem ureigenen Wesen. Es kann nicht sein, dass ein Bischof mutwillig ganze Personengruppen diskreditiert und verletzt. Mit "mutwillig" meine ich, dass ein Bischof nicht ständig mit dem Kirchenrecht herumfuchteln muss. Eher müsste er sich mit anderen Hierarchen hinsetzen und überlegen, wie manche Paragraphen des Kirchenrechtes aufgrund von neuen Erkenntnissen modifiziert werden könnten. Damit die Lehre der Kirche mehr dem entsprechen würde, was jener Jesus von Nazaret vor "uuuuhlanger" Zeit in die Welt setzte: Eine Hoffnung auf eine bessere, lebenswertere, liebenswürdigere Welt.

Sonntag, 9. März 2014

Ein einziges Thema: Demonstration in St. Gallen für eine offene Kirche

Der heutige Sonntag ist geprägt von einem einzigen Thema: Reto und ich fahren nach St. Gallen zur Demonstration für eine offene Kirche. Die Initiantinnen und Initianten haben eine Demo angemeldet von 200 bis 3000 Leuten. Ich hoffe SEHR, dass es nicht nur hunderte, sondern tausende von Menschen sind. Sonst muss ich annehmen, dass man einfach genug hat von einer katholischen Kirche, die sich oben nicht bewegt. - Ich bin auch müde vom Einstehen und Kämpfen und Nicht-Gehörtwerden.

WIEDER ZU HAUSE. DIE INITIANTINNEN WAREN GUT. JACQUELINE KEUNE GENIAL GUT. ABER DER PRÄSIDENT DER BISCHOFSKONFERENZ HAT DAS KARTENHAUS DER AUFKEIMENDEN FREUDE MIT NICHTIGKEITEN ZUAMMENFALLEN LASSEN. WIR BRAUCHEN SPRÜNGLI-TRUFFES ZUM TROST HEUTE ABEND.

Samstag, 8. März 2014

Ich hätte noch eine Frage

Als Kind wagte ich kaum zu fragen, weil eine gängige Antwort hiess: "Frag nicht so dumm!" - Fragen war also dumm. Wer fragt, ist dumm. - Natürlich sehe ich das längst anders, und ich frage gern und oft, was Google meint zu Tausenderlei. Aber Googles Art zu antworten ist ungenügend. Eindimensional. So war es auch im Theologiestudium. Die Professorinnen und Professoren brachten uns bei, wer seit Adam und Eva zu einem bestimmten Thema was gesagt oder geschrieben hatte. Was sie selber dazu dachten oder gar fühlten, teilten sie nur in hochgeschätzten Einzelfällen und -situationen mit uns.

Wie ganz anders ist es, wenn wir mit lieben Menschen zusammensitzen und uns austauschen. Einander erzählen und fragen gehört zusammen. Und ein Thema folgt auf das andere, weil das Leben ein Ganzes ist und alles mit allem zusammenhängt. Und weil das so ist, zeigt es sich immer wieder, dass unsere Meinungen und Haltungen geprägt sind von dem, was wir schon erlebt haben. Weil das Leben so bunt ist, kommt an so einem Gästetisch viel zusammen. Kannst du am nächsten Tag noch lang den Gesprächen nachhängen und wirst du nicht fertig damit zu denken: "Das hätte ich noch fragen wollen und jenes." - Gut, dass wir uns wieder treffen. Ich hätte noch zwei, drei Fragen.

Freitag, 7. März 2014

Auf dem einen Sims der Kater, auf dem anderen ich

Freitagabend - immer noch dieses Gefühl, dass nun das Wochenende kommt! Man könnte ja behaupten, wir hätten die ganze Woche Wochenende. Aber das Gefühl am Freitag ab 17 Uhr ist stark. Es besagt: Du darfst aufgeben, schlapp machen, dich gehen lassen, ein Glas Wein trinken.

Wir bekommen Besuch, aber die Vorarbeiten sind geleistet. So setzte ich mich mit einem halben Glas Rotwein aus Mamis kleinen Gläschen dort hin, wo noch Sonne war - auf den einen Fenstersims auf der Südseite des Hauses, wo wir wohnen. Und siehe, unser Kater legte sich auf den verbleibenden zweiten Sims. Gemeinsam gaben wir uns dem Feierabend hin. Beobachteten die Vorbeifahrenden und Vorbeischlendernden. Keiner, der uns beachtete. Aber wir sahen alles - besonders die Vögel. Wir bedauerten, dass nicht Erika und Kari nahe wohnen und mit uns ein Gläschen trinken oder unser Fell streicheln. Ja, das Urner Oberland hatte was!

Wir bekommen Besuch. Und die Sonne neigt sich. Ich stehe auf, gehe um die Ecke Richtung Westen. Da ist noch ein besonnter Fenstersims. Da sitzt unsere Katze Peppina.

Donnerstag, 6. März 2014

"Wer ein Mobiltelefon besitzt, werfe es weg."

Stand heute in der Zeitung, dass Hans Magnus Enzensberger (deutscher Dichter, 84 jährig) Internet-Abstinenz fordert, weil die Anbieter neue Herrscher seien, uns Beherrschende. Und er geht so weit auszurufen: "Wer ein Mobiltelefon besitzt, werfe es weg." - Ich bin ja im Moment fast seiner Meinung. Aber das hat vor allem damit zu tun, dass ich heute Morgen mein erstes günstiges, einfaches (?) Smartphone gekauft habe. Wohlwissend, dass ich dann Stunden damit verbringen würde, das Ding in den Griff zu bekommen. Statt also eine schöne, erholsame Siesta zu machen, bin ich nach zwei Stunden "Zimmerarrest" mit hochrotem Kopf zum Kaffee gekommen. Stress pur, so ein neues Ding, das abhängig machen kann! Schon bevor man es versteht. Jedenfalls bewegt sich etwas, sobald man nur mit der Fingerkuppe allerleichtestens dran "tätscht"; ist ja auch ein touch-screen- Ding. - Ich kann schon fotografieren und den Weckruf eingeben. Manchmal weiss ich dann nicht mehr, wie ich aus dem Alarm wieder rauskomme. Und wie ich einen Anruf entgegennehme. Müsste ich nicht irgendwie über das Gerät wischen? Nach oben, nach unten, nach rechts, nach links?

Mittwoch, 5. März 2014

Ohne Natel nachts um elf

Mein Natel hat unglaubliche neun Jahre seinen Dienst getan. Aber jetzt hat es "den Geist" aufgegeben. Brauche ich überhaupt ein Natel? Dringend oder einfach für alle Fälle?

Gestern standen Reto und ich nachts um 22.26 Uhr am Bahnhof Räterschen und warteten auf den Zug, der uns heim bringen sollte. Ich hatte Kaya bei ihr zuhause gehütet, während Judith im Volleyballmatch kämpfte und Harry und Reto motivierte Fans markierten. Nach einem Kaffeeabendausklang standen wir nun auf dem Bahnhof. In kühlnasser Nachtungemütlichkeit.

Wir standen und standen, und der Zug war überfällig. Ich glaubte, ein gutes Spässchen zu machen, als ich sagte: "Steht der überhaupt auf dem Fahrplan?" - Er stand nicht. - Aber wir standen. Schon eine Weile.

Das sind die Momente, wo man das Natel zückt und die Tochter anruft und sagt: "Könntest du uns bitte doch nach Hause fahren, wie du es angeboten hattest?!" - Aber wir hatten kein Natel dabei. Meines ist kaputt, und Reto, nicht so sicherheitsbedacht wie ich, hatte seines nicht dabei. Hatte aber zuhause den Fahrplan studiert. - Wir standen und sagten nichts. Ich hätte gern gehabt, dass er sich entschuldigt hätte. Tat er nicht. Wir standen. Achtunddreissig Minuten lang standen wir. Dann kam der Zug. Und in Winterthur hatten wir sofort Busanschluss bis fast vor die Haustür. Ich war froh, dass ich einen "Chriesisteinfrosch" und ein Traubenkernkissen habe, die ich im Backofen heiss machen konnte für meine abgestorbenen Füsse.

Bleibt die Frage, ob ich das Natel benützt hätte, wenn ich ein funktionierendes dabei gehabt hätte. - Nein, ich wäre 38 Minuten standhaft geblieben, weil ich der Kayafamiliy den Feierabend gegönnt hätte. - Morgen gehe ich ein neues Natel kaufen. Für alle Fälle!

PS. Das mit dem Entschuldigen: Männer können das nicht, sagte meine Mutter. Die Frauen müssen Frieden machen. Sie können das besser. - Ich mache Frieden, einfach weil es einfacher ist.

Dienstag, 4. März 2014

"Du bist, was du nicht isst."

Heute ist der "Fastenkalender 2014" gekommen - ein "Reiseführer um die Welt und zu mir selbst". Ich weiss aus Erfahrung, dass mir dadrin alljährlich vorgeschlagen wird zu verzichten. Zu verzichten auf Überfluss. Zu verzichten zugunsten von Menschen in armen Regionen der Welt. Zu verzichten zugunsten der zukünftigen Generationen, denen unser Planet Erde auch noch Lebensgrundlage sein soll.

ICH VERZICHTE NICHT GERN.

Ich habe wieder einmal Zeit, die Migros-Zeitung durchzublättern. Da fällt mir eine Überschrift ins Auge: "Du bist, was du nicht isst." - Dabei habe ich gestern und heute so viele "Schlüfferli gegessen, und sie sind so fein! Dabei obliegt es mir meistens, das Essen zu planen, und viele Rezepte in meinen vielen Kochbüchern lassen mir das Wasser im Mund schon beim Lesen zusammenlaufen, erst recht beim Kochen und Geniessen.

Der "Fastenkalender 2014" spricht mich direkt an:

"Was es jetzt braucht, ist vor allem eines: Menschen wie Sie, die bereit sind, ausgetrampelte Pfade zu verlassen. Wir alle sind heute aufgefordert, unseren Lebensstil zu hinterfragen und konsequent neue Wege zu suchen."

Ausgetrampelte Pfade verlassen...
Neue Wege suchen...
Gefällt mir...

Sonntag, 2. März 2014

Tagwache ganz früh = viel Zeit zum Lesen und Nachdenken

Um 5 Uhr 40 kam unsere Enkelin noch im Pyjama zu uns. Morgenessen mit Reto; Kaya knabberte auch etwas und zappelte mit den Füssen. Dann wurde sie nochmals ins Bettchen gelegt, demselben, in dem ihr Mami früher auch lag. - Zeit zum Lesen und Nachdenken.

Immer noch und immer neu beschäftigt mich der Gedanke, wie wir als Schweizerinnen und Schweizer leben können und vielleicht leben sollen. Welche Werte wir haben - nicht alle dieselben. Wie wir uns gegenseitig verstehen und verständigen können. Was einem plumpen Patriotismus entgegengesetzt werden kann. Welche Zukunft wir haben oder vielmehr unsere Kinder und Kindeskinder haben (können). Ich habe gerade im "Tagi-Magi" (DAS MAGAZIN, Nr. 9, 1.3.2014) von Pascal Couchepin Folgendes gelesen:

" Die Nachkommen werden etwas schaffen, das uns teilweise fremd sein wird, das aber die Schweiz ihrer Generation definiert. Darin besteht Patriotismus: Werte weitergeben, ohne zu glauben, dass die Welt stillstehen wird nach unserer Generation. Wir sollten uns im Gegenteil freuen, dass es Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen und mit verschiedenen Traditionen, den Schweizern eben, gelingt, gemeinsam auf politischer, sozialer und kultureller Ebene etwas Neues zu schaffen, in Zusammenarbeit mit anderen Ländern und ganz besonders mit den befreundeten Nachbarstaaten, die Teil der europäischen Union sind."

Aufbauen statt abreissen. Weiterschreiten statt rückwärts gehen. Die Spannung aushalten, die alles Neue verursacht. Hoffen, glauben, lieben.

Diapositiv

Noch vor kurzer Zeit legte man einen Film in den Fotoapparat ein, damit man dann Fotos knipsen konnte. War der Film voll, musste ihn der Fotograf in der Dunkelkammer entwickeln. Was herauskam, war ein Streifen von Negativen, die dann ebenfalls in der Dunkelkammer zu Positiven, sprich Fotos wurden. - Ein Diapositiv ist ein Positiv, durch das man hindurchsehen kann. Es wird mittels des Diaprojektors an eine Leinwand geworfen, und  - ahhh, da ist das Bild, das Erinnerungen heraufbeschwört. Zum Lachen, zum Weinen.

Wir haben heute alte Diapositive mittels Diaprojektor angeschaut bei Schwester und Schwager. Dias, von denen ich zum Teil gar nicht wusste, dass es sie gab. Von meiner /unserer geliebten Finsterthüelen, wo die Grosseltern mütterlicherseits wohnten. Von uns, als wir Kinder und Jugendliche waren. Von unseren Eltern. Mami mit Zwiebelwickel um den Kopf. Riechst du es?

Mehr, mehr, zeig uns mehr, lieber Schwager! - Er will schon, aber der Diaprojektor ist mehr als 50 Jahre alt. Es stinkt, es schmürzelt, und aus ist die Herrlichkeit. Positiv waren sie allemal, die Diapositive.

Samstag, 1. März 2014

Putzen, Schlüfferli, Besuch

In dieser Reihenfolge gestaltet sich der Tag: Geputzt ist schon. Nach dem Laptop kommt das Wühlen im Mehl > Schlüfferli in der Fasnachtszeit gehören einfach dazu. Familientradition. Dazu kommt zweimal kochen und gemütliches Zusammensitzen bei zwei (?) Glas Wein.

Aber was sind "Schlüfferli"? Das werde ich immer wieder gefragt. Hier ist eines, aber noch nicht meines.

Teig nach Rezept herstellen, dann drachenförmige Plätzchen "rädle" (mit dem Teigrad schneiden). Und dann kommt das "Schlüffe" > oben und unten die Spitze des "Drachens" durch eine gerädelte Lochmitte ziehen. Anschliessend schwimmend backen. Mmmmhhh, ich freue mich schon auf meine Schlüfferli!