Freitag, 31. August 2018

Keine Ausrede mehr

Heute ist es so nass und so grau, dass man gemäss Redewendung "keinen Hund vor die Türe schickt". - Mein Ehemann aber ist ganz freiwillig mit recycelbarem Plastik auf den Weg gegangen. - "Ich nehme den Schirm vorsichtshalber mit." hat er noch gesagt, dabei hat es schon geregnet, und unterdessen giesst es. - Ich halte mich an Redewendungen. Eine davon lautet ja "verschiebe nie auf morgen, was du heute kannst besorgen". - Ich verschiebe es immer wieder, am Buch für Kaya weiter zu schreiben. Zwar meine ich, dass ich das will und gern tue, aber offensichtlich strengt es mich mehr an, als mir lieb ist. Ich schreibe mein Leben für meine Enkelin handschriftlich und ohne vorherigen "Sudel" in ein leeres Buch. Das ist wie Seilakrobatik. Ich kann abstürzen. Fehler schreiben, die nicht zu korrigieren sind. - Na, na, na, na - übertreib mal nicht! Es geht nicht um Leben oder Tod. Es geht bloss um mein Leben. Mein einzigartiges und unbeschreibliches ganzes Leben. - "Geh schon; heute gibt es keine Ausrede!" (Sagt wer?)

Donnerstag, 30. August 2018

Neue Definition von Grösse

Nach langer Sommerpause haben wir heute unser Hütekind wieder mal geniessen dürfen. Am Sonntag wird sie vier Jahre alt und ist stolz darauf. Ihre Grösse ist ihr wichtig. Wir haben ihr versichert, dass sie über den langen Sommer tüchtig gewachsen ist. - "Ja", hat sie gesagt, "schau, wie gross ich bin! Von da (sie zeigt zur Herzgegend )bis zu den Füssen." - Das kleine Fräulein ist bestimmt nicht nur bis zu den Füssen gewachsen - ganz tüchtig mitgehalten hat ihr Plappermäulchen. - Das blubbert und plappert die ganze Zeit. Übertönt nur vom Weckergerassel, das sie stolz selber auslösen kann. Ein grosser pinkiger Wecker mit zwei Glocken obendrauf. Irgendwann sagt sie: "Jetzt ist er kaputt." - Möge er das bleiben! - Stille ist beim Dessert, das ich gezaubert habe. Ein paar Himbeeren aus dem Garten, eine kleine Kugel Vanilleglace und ein Haselnüsschen mit Schokolade überzogen oben drauf. - Nach dem letzten Löffelchen voll fragt sie: "Einmal oder zweimal?" - Wir verstehen nicht. - "Einmal oder zweimal Dessert?"

Mittwoch, 29. August 2018

Vielfältiges Bastelpaket

Wir haben zu viel gegessen, zu schwere Gedanken gewälzt und für Probleme keine Lösung gefunden. Aber dann wollte Kaya basteln mit dem Bastelpaket, das ihr Papi gestern mitgebracht hat. Ich wehrte mich noch kurz, indem ich vorgab, diese bunten Vogelfedern, die Glitzerherzen und den Glitzerstaub hätte ich bekommen. - "Aber doch wir, oder?" schmeichelte eine zarte Kinderstimme. Also haben wir gebastelt. Ich einen Waldmann mit grünen Federhaaren. Sie eine Fee mit pinker Schmuckfeder. Aber sie behauptete, das sei ein schreckliches Monster. - Wenn schon ein schrecklich schönes! - Jedenfalls war unsere Laune nach einer Stunde allerbestens. Dank sei dem edlen Geber aller guten Gaben!

Dienstag, 28. August 2018

Dumme Leute

Politisch korrekt ist die Bezeichnung "dumme Leute" bestimmt nicht. Aber heute haben wir im Bus Richtung Stadt und Gemüsemarkt eine Familie beobachtet. Die Frau hat ein Gipfeli zerzaust und gegessen und ständig mit vollem Mund geredet. Der Mann musste eigentlich dauernd nachfragen, was sie gesagt habe. - "Weisst du noch, der Abend, wo ich gesagt habe, ich mache ein Kind?" sagt sie und lacht laut und ordinär. Er pflichtet bei, dass er es wisse, und dass er wisse, wie sie drauf gewesen sei. - Tönt nach viel Alkohol. Um ein Kind zu machen? - Und so geht es weiter Richtung Stadt. Ich höre zu, schaue, wie unverschämt viel Platz sie räumlich und akustisch einnehmen und komme schliesslich zum Schluss: Die sind dumm, einfach nur dumm. - Können sie etwas dafür? Merken sie es selbst? Tut es weh? - Eine Hoffnung gibt es - die beiden kleinen Buben sehen so süss aus, sind so lieb, gesittet. Vielleicht geht es besser weiter.

Montag, 27. August 2018

Stiller Tag

Reto ist um sieben Uhr aufgebrochen auf ein weiteres AHV-Reisli, wie er es gern hat.  Zürich - Luzern - nach Flüelen mit dem Dampfschiff - per Postauto über den Klausenpass - Heimkehr noch nicht definiert. - So bin ich allein zu Hause. Hüte auch kein Kind. Habe aber mit Judith telefoniert. Allein, aber keineswegs einsam. - Ich möchte ein bisschen nähen, vielleicht "lismen", viel schreiben und insgesamt mich treiben lassen. Ich bin die einzige im Haus. Halte die Stellung. Und ich fühle mich pudelwohl.

Sonntag, 26. August 2018

So ein schönes Fest gestern

Unsere Nichte Katrin ist vierzig geworden. Gerade gestern, und gerade gestern hat sie ein Fest gemacht mit 22 Personen. Reto und ich durften dabei sein und am Familientisch sitzen im Restaurant "Burgtrotte" in Hettlingen. Schön war es und informativ. Die Umfrage, wie gut man Katrin kennt, fand ich Klasse. Ich war oft daneben. Habe von mir aus geantwortet - meine Vorlieben auf Katrin projiziert. Aber ich habe dazu gelernt. Frederica de Cesco mochte sie als Kind am liebsten, nicht Astrid Lindgren. Sie war zu selten bei uns in den Ferien!

Samstag, 25. August 2018

Achtung Gefahr



Bilder enträtseln! - Auf dem oberen gibt es einen Sonnenschirmständer und irgendwo "in der Luft" zwei rote Stofffetzen. Sie hängen an einer Schnur. - Das zweite Bild gibt Auskunft darüber, was da mit Schnur gesichert wird - nämlich die hohe Sonnenblume vor dem Sturm, der vorgestern drohte. - Auf die Idee mit dem Sonnenschirmständer kam unsere Enkelin. Die Stoffteile wegen möglichem "Dreinlaufen" hängte ich auf. - Unterdessen hat Reto richtige Pfosten erstanden und die Sonnenblume ordentlich gesichert. - Eigentlicher Zweck der Bilder - die hohe, hohe Sonnenblume zu zeigen, die nicht in den Himmel, aber in den Ahorn gewachsen ist.

Freitag, 24. August 2018

Ein ganz normales Leben

Manchmal denke ich, wer will schon von meinem ganz normalen Leben lesen. Ist nichts Aussergewöhnliches. Besteht aus Alltag und Alltag und Freitag. (Freitag ist mein Lieblingswochentag, weil wir da unsere Rituale haben.) Auch aus Sonntag, wobei Sonntag nicht mehr ist, was es war. (Schluchz!) - Heute habe ich im "Tagi-Magi" vom letzten Samstag über eine Autorin ( Leslie Jamison) gelesen, die findet:

"Die Vorstellung, dass eine Geschichte aussergewöhnlich sein muss, damit es sich lohnt, sie zu erzählen, klingt befremdlich für mich."

Fahren wir also fort und fort - mit Schreiben (weil es mein täglich Aufgäbchen ist) und Lesen aus welchen Gründen auch immer.

Gestern wurden meine Vorschläge für Aktivitäten sehr gern angenommen. Kaya und ich haben Stoff gefärbt (in Abbindetechnik). Kurkuma färbt ganz wunderbar. Früchtetee ging nicht, und Zwiebelschalen obendrein ergab ein "Gaggi-Braun" - wääähhh (Kindersprache). - Zwetschgenwähe wurde mit Himbeeren ergänzt ganz fein. Kaya hat wirklich geholfen. Immer mehr kann sie und wagt sie. - Am Abend war ich richtig glücklich über unsere gemeinsame Zeit. (Reto inklusive!)


Donnerstag, 23. August 2018

Viel vor

Bald holen wir unsere Enkelin ab im Kindergarten. Nachher soll es rund laufen. Zvieri essen, Stoff färben, Holundergelée kochen, Zwetschgenwähe backen. Aber vielleicht wird alles ganz anders. Kinder sind immer für Überraschungen gut. - Auf der Zwetschgenwähe bestehe ich aber!

Mittwoch, 22. August 2018

Der Herr Doktor

Ich streite gern ein wenig mit meinem Hausarzt. Ich widersetze mich seinen Vorschlägen. Er weiss unterdessen, dass ich keine Medikamente nehme im Zusammenhang mit Cholesterin. Und er "stürmt" nicht. Er stellt mich auch nicht mehr auf die Waage, seit ich hässig gesagt habe: "Ich weiss, dass ich Übergewicht habe." - Er glaubt mir, dass ich auch weiss, wie ich ein paar Kilo loswerden könnte. Er lächelt milde. Was ich nicht mag. - Aber heute bin ich seines Lobes voll. Er hat mich entschwindelt in einer Behandlung. Ich bin gesund und tatkräftig am Putzen. Gestern hätte ich das nicht tun können. Und ich weiss, welche Übung ich beim nächsten Schwindel machen kann. Ganz selber und ohne Chemie. - Ich habe ihn gelobt, meinen Hausarzt, und ihm gedankt. Das hat er gern. Jedenfalls möchte er mich bald wieder sehen. Ich habe verstopfte Ohren, sagt er. Wie er das wohl meint?

Dienstag, 21. August 2018

Schwindel

Heute Morgen wollte ich das Fenster schliessen und bin fast auf die Liegestätte unserer Enkelin gefallen. Schwindel! - Ich habe mich wieder ins Bett verkrochen und noch eine Runde gedöst. Als ich definitiv aufstehen wollte, packte mich ein solcher Schwindel, dass ich sitzen blieb und einen gehörigen Schreck bekam. Der sich auf den Blutdruck auswirkte. Was mich den Arzt anrufen liess. Vorher aber wäre ich fast in den Kleiderschrank gefallen, nur weil ich eine frische Bluse herausnehmen wollte. - Da ich schon seit drei Tagen ein Krankheitsgefühl habe mit Kopfweh, leichtem Benommensein, Hitzeanfällen war ich gespannt, was das alles sollte. Doch eine Zecke? - Nein, dort suchte der Arzt nicht. Er liess sich auch nicht verwirren von den verschiedenartigen Symptomen. Ich bin wirklich froh, dass unser sorgfältiger Hausarzt gesucht und gefunden hat: Einerseits leichte Blasenentzündung, andererseits "benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel". Davon habe ich noch nie gehört, aber ich weiss nun, dass mein Schwindel unangenehm ist, aber nicht gefährlich. Und dass ich selbst eine Übung dagegen machen kann.

Montag, 20. August 2018

Es wird gebeichtet

Ich lese mit sehr viel Interesse, sogar mit Spannung, ein Buch über eine Gruppentherapie. "Die Schopenhauer-Kur" heisst es und kommt von Irvin D.Yalom, der selber Psychotherapeut ist. Gut, wirklich gut! - Die Gruppe therapiert sich sozusagen selbst, d.h. jede und jeder wird von den anderen auf so vieles hingewiesen, das man selbst vielleicht nicht bemerkt. - Es wird viel "gebeichtet" in dem Buch. Die Teilnehmenden erzählen einander mehr und mehr das, was sie noch nie und niemandem offenbart hatten. Wie in der katholischen Kirche geht es allermeist um Sexuelles. Oft ist es mit grosser Scham verbunden. - Ich möchte auch beichten, wenn das doch so gut tut. Ich schäme mich auch. - Also, ich habe heute so einen Blödsinn gemacht, dass es nicht zu fassen ist. - Am Morgen waren Reto und ich im Wald und haben viel Zeit gebraucht, um eineinhalb Kilo kleine Brombeeren zu pflücken. (Sie vertrocknen allmählich in der Sonnenglut dieses Sommers.) - Wir haben wirklich viel gearbeitet. - Nach der Siesta, noch ein wenig verschlafen, habe ich den gekochten Saft in das Safttuch geleert, das ich ins Löcherbecken gelegt hatte. BEICHTE: Ich hatte vergessen, ein Gefäss darunter zu stellen. Ich schaute meinem kostbaren Saft einen Moment lang zu, wie er den Abfluss hinunter rann. - NEEEEIIIINNN!!!! - Dafür presste ich das Safttuch so sehr aus, wie noch nie. Und jetzt haben wir nur halb so viel Brombeergelée, dafür geschmacklich den allerbesten. Heisst das Wiedergutmachung?

Sonntag, 19. August 2018

Das könnte unser neues Sonntags-Ritual werden

Wir brauchen Distanz zur Kirche - leider. Nachdem wir Jahrzehnte lang in ihr gelebt hatten wir die Fische im Wasser, mögen wir zu unserer eigenen grossen Überraschung nicht mehr. Hie und da bekommen wir Kunde von Geschichten, die uns nur bestätigen. Letzte Woche über die Jugendseelsorge Zürich. Mobbing, Entlassungen, hätte ich NIE für möglich gehalten. Also, wir bleiben fern, um nicht wieder hinein gezogen zu werden. Aber es sind Lücken entstanden. Einige Lücken. Niemand kann sie schliessen. Ich lebe in einem selbstverschuldeten Mängelzustand. - wir haben EIN neues Sonntags-Ritual gefunden. Statt zum Gottesdienst in einer Kirche spazieren wir zum Restaurant "Goldenberg" hoch über Winterthur. - Wir schauen. Wir reden. Wir trinken je ein Glas frischen, kühlen, wunderbaren Weisswein. - Dann  geht es wieder heimzu. Und siehe, es ist gut!

Samstag, 18. August 2018

Iva - der Geist der "wilden Fräuleins"

Wir haben gestern Abend geschlemmert mit unserer Tochter und ihrer Familie. Chips zum Apéro, Weisswein, Pizokels (eine Art grosse Spätzli) mit Vollrahm, Saltimbocca, Salat, Rotwein, Süssmostcrème, Schoggiguetzli frisch gebacken, Cappuccino. Dann waren wir voll wie Max und Moritz, nachdem sie der Witwe Bolte ihre gebratenen Hühner verspiesen hatten. - Jetzt hoffe ich nur, dass "Iva" allen Erwachsenen gegen Grimmigkeit geholfen hat. Mir schon!


"Iva" ist ein Kräuterlikör mit Schafgarbe, die höher als  2000 m über Meer wächst. Wir haben den Likör von Guarda heimgebracht und gestern Nacht erstmals "gebraucht". Als ich beim Kauf fragte für oder gegen was der Schnaps gut sei, bekam ich zur Antwort: "Gegen Grimmigkeit!" - Gemeint ist vor allem Bauchgrimmen, also Völlegefühl u.a. - wie gesagt, mit hat es genützt.

PS. Die Blätter der Schafgarbe aus den Bergen heissen auch "Wildfräuli-Chrut"


Freitag, 17. August 2018

Gartenhag- und Landstreicher

Zuerst und vor allem anderen: Der neue Milchschäumer ist da - und macht Milchschaum! Wirklich und in echt! Reto hat es nur zaghaft glauben können, aber jetzt ist er glücklich. - So glücklich eben, wie man mit anderen kleinen Ärgernissen glücklich sein kann. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist der Kehrichtcontainer vor dem Haus spurlos verschwunden. - Wer klaut Kehrichtcontainer? - Eher waren es Lausbuben irgend einer Art. Jedenfalls hat unsere Tochter in Parknähe einen verwaisten Container gesichtet und uns gemeldet. Reto hat ihn "heimgeholt", und jetzt "bemalt" er ihn mit weisser Farbe. Solcher, die niemals ausgeht. Malt darauf, dass dieser Container zu unserer Strasse und Hausnummer gehört. Dann mag es wieder ein wenig gut sein mit den Ärgernissen. Obschon wir uns bewusst sind, dass es ein Leben ohne Ärger nicht gibt, und dass es allemal Nichtigkeiten sind. Finde ich.

Donnerstag, 16. August 2018

Milchschaum

Wer hätte gedacht, dass "Milchschaum" zu einem tagesfüllenden Thema werden könnte. - Von vorne: In unserer wunderbaren Ferienwohnung in Guarda gab es einfach alles, was das Herz begehrt, wie Reto zu sagen pflegt. Wir machten uns sogar einen Spass daraus, einander zu fragen, was wir gerade noch brauchen könnten. Dann suchten wir - und es war da. Einfach alles. Unter anderem der beste Milchschäumer, den Reto sich vorstellen konnte. Ach, gab das einen feinporigen, elastischen, unbeschreiblichen Cappuccino-Schaum! - Wieder zu Hause und immer noch im Besitz von viel Taschengeld bestellte Reto sofort so ein Ding. Und es kam am nächsten Tag. - - - Und machte keinen Schaum! - Reto probierte alles aus. Kalte Milch, warme Milch, Milchdrink, Vollmilch, kurz auf den Knopf drücken, lang auf den Knopf drücken, zweimal drücken...Nichts wurde gut. Eine riesengrosse Enttäuschung. - Aber heute hat mein Ehemann telefoniert, und wie! - Morgen kommt die teurere Version. Dann wird alles gut. Die Frau am Telefon hat es versprochen.

Mittwoch, 15. August 2018

Ich verstehe meinen Ehemann nicht

Einundvierzig Jahre verheiratet und doch - mein Ehemann, das unbekannte Wesen! - Heute Morgen ist er um fünf Uhr aufgestanden, um was zu tun??! - Er ist aufgebrochen, um per Zug und Postautos VIER Pässe "zu machen". Das kann ich nicht nachvollziehen. Sitzt und sitzt und lässt sich kurven! Derweil ich es gaaanz ruhig habe. Meistens jedenfalls. - Nach meinem Kontrollgang durch den Garten inklusive Turtelminütchen mit Kater Nepomuk habe ich alle Fenster und Türen geschlossen. Esther allein zu Hause und willens aufzubrechen in die Natur. - Aber da ist ein Geräusch. Ganz nahe und ganz grässlich. Es kann gar nicht sein und ist doch! - Die Nachbarskatze hat sich eingeschlichen und kotzt in meine Stube. Das Futter, das sie wohl gerade meinem Kater weggefressen hat. Fort, fort mit ihr und kurz an mein Pult (nach dem Aufputzen). Alle Katzen weit fort, denn drei Distelfinken picken Kerne von den Sonnenblumen vor meinem Fenster! Ich bin versöhnt - mit allem.

Dienstag, 14. August 2018

Wolkenbilder

Wenn ich will, kann ich vom Laptop aus den Himmel sehen. Wolkenbilder. - Gerade wandert eine Zwergin weitausgreifend dahin, gefolgt von einem Frosch mit grossem Maul. Ob er vielleicht die Mücke fangen und fressen könnte, die mich gestern Nacht gestochen hat, so sie nicht in meinem Zimmer auf mich wartet? - Gestern war ich froh und glücklich über den kräftigen Regenguss, der unseren und viele andere Gärten netzte. Da wir aber heute Setzlinge in die Erde gebuddelt haben, wissen wir, dass soviel kräftiger Regen doch nur bis zehn Zentimeter unter die Oberfläche gereicht hat. Also, liebe Wolken, leert euch aus über uns und vor allem über den Landstrichen, die noch nichts bekommen haben!

Montag, 13. August 2018

Uorsin

Unsere neuesten Mitbewohner sind jung, sehr jung. Unter dreissig. Sie ist eine Sportlehrerin. Sie hat unserem Garten und unserer Katze geschaut, als wir in Guarda in den Ferien waren. - Gestern Abend brachte sie uns unseren Wohnungsschlüssel zurück. Wir erzählten vom Schälle-Ursli-Dorf und vom Schälle-Ursli-Weg. Waren wieder und immer noch begeistert. Da sagt die junge Lehrerin: "Schälle-Ursli???" - Für uns ein Kulturgut, mein Lieblings-Kinderbuch. Aber sie kennt es nicht. - Flugs habe ich mein zerfleddertes, von Alois Carigiet signiertes Exemplar hervorgeholt. Im Schnelldurchgang hat sich die junge Frau die Geschichte angeeignet. - Aber wir sind nachdenklich geworden. Unsere Favoriten, unsere Kultdinge sind späteren Generationen nicht mehr bekannt. Sie gehen verloren. - Stunden später, eine Nacht darüber geschlafen: Gehen sie wirklich verloren? Haben wir nicht in Guarda viele Kinder gesehen, die mit ihren Eltern durchs Dorf gingen und nur von einem redeten - vom Schälle-Ursli. Drei Geschwister haben sogar den Briefkasten von Guarda-Menschen auseinander genommen, weil sie überzeugt waren: Hier wohnt er, der Uorsin (rätoromanisch für Urs). - Alle Kinder haben so lebhaft vom Schälle-Ursli geredet, als lebte er. - Und ja, so lebt er wirklich, in echt. Er wird weiter gegeben. Auch von uns an eine junge Lehrerin.

Sonntag, 12. August 2018

Von den Murmeltieren

Am letzten Ferientag haben wir nochmals unsere Rüstabfälle im dichten Buschwerk am Berg entsorgt. Seit wir so stolz sind auf unseren eignen Kompost zu Hause, mögen wir wertvollen Bioabfall nicht im allgemeinen Kehricht entsorgen. Ich bin sicher, dass ein paar Waldtiere grosse Freude haben an Rüeblischalen, Sellerierüstzeug und Ähnlichem. Kleinstlebewesen werden sowieso alles bis zum Letzten zerlegen und verwandeln. - Reto fragte mich nach seinem grossen Armschwung zur Verteilung unserer Gaben zurück an die Natur, ob ich gleich wieder talwärts wolle. - Nein, mein Begehr war es, den wilden, wilden Bergbach nochmals zu sehen. - Und da sahen wir SIE, die zwei Murmeltiere weit oben auf einem Felsen. Reto feldstecherte, und ich schaute mit blossen Altersaugen. Sperbermässig. Jedenfalls sah ich, dass eines ein Junges war. - Wir schauten und schauten und freuten uns. Und endlich bemerkten wir, dass wir von einem nahen Felsen selbst beäugt wurden. Von einem Murmeltier mit dicken Backen.

Samstag, 11. August 2018

Zurück von den Bergen


Sieht man es mir an - die Heimreise "stinkt" mir. Aber ich habe eine sehr erlebnisreiche, gute Ferienwoche in Guarda/Schälle-Ursli-Dorf sozusagen im Rucksack. Alles zum Heimnehmen. Eindrücke von Landschaft, Engadiner Häusern, Bergblumen, vielfältigen Schmetterlingen, drei Murmeltieren, Käse, Honig, usw. - eine Menge zum Freuen. - Und verwöhnt vom persönlichen Barista Reto, der alle Kaffees in der Ferienwohnung gemacht hat und sogar einmal Bündner Gestensuppe gekocht hat. Von den Barock-Konzerten im kleinen Dorf später. Ich hole jetzt reife Tomaten in unserem Garten. Unsere Wohnungshüterin Sarah hat alles gut gemacht. Die Katze ist gesund und zufrieden. Der Rasen ist mehrheitlich grün. Der Salat blüht.

Samstag, 4. August 2018

Ewige Fragen

Und dann beginnt das neue Bibliotheksbuch mit einer schlimmen Diagnose. Die Hauptfigur hat ein Melanom. Ein Jahr zu leben. Es ist ja nur ein Buch. Nur ein Roman. Steht vorne drauf. Aber hallo - die Frage betrifft uns doch alle und jederzeit. Wie wollen wir leben, wo das Leben doch jederzeit abbrechen und im Tod münden kann? - Der Autor Irvin D. Yalom ist ja auch Psychotherapeut. Er will was von mir. Aber ich falle nicht herein. Erstens kann man die Frage nicht rein theoretisch bewältigen. Zweitens habe ich sie längst beantwortet für mich. Ich muss nichts ändern an meinem Leben. Leichen im Keller schon gehoben und anständig begraben. Träume keine mehr. Grosse. Unerfüllbare. Zu neuer Bescheidenheit gefunden, wo ich doch das Wort lange gehasst habe. Es ist gut so. Es kann von mir aus gern noch eine Weile genau so weiter gehen. Ich lese das Buch dennoch.

Freitag, 3. August 2018

Bücher, Bücher, Bücher

Einen Morgen für Bücherinvestieren zu dürfen, macht so viel Freude! - Ich war in der Bibliothek. habe abgegeben, was ausgelesen war. Das eine Buch von Christian Haller ist so dick, dass der automatische Einzug es nicht angenommen hat: "Ihr Buch kann nicht eingelesen werden." stand da Versuch um Versuch. An der Infotheke wurde ich den 900-seitigen Band los. Im Herzen trage ich die Geschichte wohl noch lange. Familienroman nach dem wirklichen Leben geschrieben. Nicht geschönt. Wahr. in echt! - Ich habe neue Bücher ausgesucht. "Neuer Tag, neues Glück" heisst es normalerweise. Für mich stimmt auch "Neues Buch, neues Glück". - Das Sahnehäubchen habe ich dem Büchermorgen aufgesetzt mit dem Kauf eines Taschenbuches per Bücherbon noch vom Geburtstag. Lesetage und -nächte, ihr könnt kommen!

Donnerstag, 2. August 2018

Fünf Uhr morgens

Wir haben unseren Vorsatz wahr gemacht und sind heute um fünf Uhr morgens aufgestanden, um in den Brombeeriwald zu gehen. Aber die Tiere, die wir sehen wollten, haben nicht auf uns gewartet. Wir haben nur eine Katze, der wir Wildkatze gesagt haben und eine rote Katze, der wir Fuchs gesagt haben, gesehen. Dafür gab es Brombeeren vom schönsten zu ernten. Noch keine Jahr, weit wir hier wohnen, haben wir in kurzer Zeit so viele, recht grosse Beeren gefunden. Gut zwei Kilo waren es am Schluss. Unsere Gefässe waren voll, deshalb haben wir aufgehört. Jetzt duftet unsere ganze Wohnung vom kochenden Brombeersaft, der Gelée werden soll. Meine Nase meldet Herz, Körper und Seele Wohlgeruch, Wohlbefinden.

Mittwoch, 1. August 2018

Schon spaziert

Um zehn Uhr sind wir losgegangen. Es wehte ein angenehmes Windchen und war deshalb nicht nur erträglich sondern schön. Das gute alte Hegifeld!  Milane am Boden wie Hühner. Ein Vogelgesang von der grossen Weide wie Nachtigallgeflöte. Drossel? Ein Gelbkehlchen, das bestimmt anders heisst. Reife Schlehen. Kleiner als gewöhnlich, aber reichlich, reichlich. Und immer wieder staunten wir über grüne Flächen trotz Trockenheit. Sogar das Lauchfeld steht sehr gut. - Jetzt duftet es vom Backofen her himmlisch. Reto, der alle Gutscheine einlösen will und mich manchmal konfus macht mit seinen ganzen Rabatten, hat mir einen Bon für vergünstigtes Poulet hingestreckt. Ja nu, haben wir eben eines gekauft. Jetzt bin ich auch ganz glücklich damit. Ob die Temperatur in der Wohnung sehr ansteigt, weil der Backofen heizt?