Samstag, 30. November 2013

Ich hänge...

Gestern war ich wieder unterwegs. Wann schon nicht? Die Idee für morgen ist jedenfalls auch schon geboren. - Also gestern war ich unterwegs. Zuerst in der Stadt - das bestellte Buch in der kleinen Buchhandlung am Kirchenplatz abholen. Zwar gibt es dort kaum je etwas sofort, aber ich mag kleine Buchhandlungen in der Schweiz. Ich möchte, dass sie überleben. - Dann in die Papetterie. Auch beim "grossen Wachter" ist nicht das da, was ich möchte, aber etwas Ähnliches, wenn auch weniger Schönes. Dann durch die sehr belebte Marktgasse zum Bahnhof und weiter nach Luzern. Wir hatten GWUM = Treffen der ganz wunderbaren Menschen = Treffen mit Studienkamerädli; so sage ich dem Anlass, der viermal jährlich stattfindet. Wunderbar ist es, mir diesen Menschen zusammenzukommen.

Heute hänge ich. - Ich hänge Gesichtern nach. Ich hänge dem Buch nach, das ich gekauft und schon ausgelesen habe. Ich hänge.

Das Buch! - Eine Frau gewinnt 18 Millionen in der Lotterie. Aus Angst, dass dieses Geld ihr Leben und das von ihren Nächsten vollständig und womöglich nachteilig verändern könnte, versteckt sie den Check sehr gut. Aber ihr Mann findet ihn zufällig nach Monaten und macht sich damit aus dem Staub. Und dann kommt es schlecht. Grottenschlecht. Und es wird auch nicht wieder gut. Das enttäuscht mich. Aber ich hänge an den Themen der Geschichte. Ich komme nicht so schnell los. - Gut, dass morgen der Advent beginnt. Advent zielt in die Zukunft. Was brauche ich am Vergangenen zu hängen.

Freitag, 29. November 2013

Und jetzt druckt er

Nur schnell die "Schleppe mit Bischof" ausdrucken, um das Bild heute Abend Studienkolleginnen eines anderen Bistums zu zeigen! Die Frauen werden Augen machen! Und wir werden lachen und dann ganz viel reden. Über den Papst, der allerlei Schönes über die Frauen geschrieben hat. Wie einfühlsam sie sind von ihrer Natur her. Nur Priesterinnen können sie halt nicht werden. (Da sollten wir wohl so einfühlsam sein und das verstehen?!)

Nur schnell dieses Bild ausdrucken! Aber der Drucker geht nicht und geht nicht und geht immer noch nicht. Ich habe doch alles gecheckt. Papier ist da. Tinte auch. Nachgelesen, was sein könnte. Mir den Kopf zermartert. Er tut nicht.

DA! Das richtige Kabel ist nicht eingesteckt. Der direkte Kontakt fehlt. Wie derjenige vom Papst zu uns Frauen.

Donnerstag, 28. November 2013

Schleppe mit Bischof


Am Montag hatten wir Besuch von einem jungen Paar - Theologin und Theologe. Beide haben die Pfarrei-Initiative unterschrieben. Sie würden gern gemeinsam eine Pfarrei leiten. Jede Pfarrei könnte sich riesig freuen, eine solche Leitung zu bekommen. Aber sie bekommen keine Möglichkeit, weil der Bischof nicht mit Leuten zusammenarbeiten will, die nicht mehr richtig katholisch sind. Was der Bischof unter richtig katholisch versteht, hat Michael Meier heute im "Tagi" gezeigt:
www.huonder.tagesanzeiger.ch

Weitere Kommentare sind überflüssig. Woher kommt der bittere Geschmack in meinem Mund?

Mittwoch, 27. November 2013

Der Zeit vorauseilen und hintennach hinken

Reto hat in seinem Zimmer einen Sternenvorhang installiert, der vom Sonntag an leuchten wird, wie es die Zeitschaltuhr vorgeben wird. Auf dem Sitzplatz liegen Tannenäste bereit, aus denen der Adventskranz 2013 entstehen wird. Und in der Küche stapeln sich Zucker, Eier, Butter, Schokolade für die Weihnachtsguetzlibäckerei, die heute Nachmittag beginnen wird. Judith wird mittun, und Kaya wird alles beschauen und in ihrem kleinen Köpfchen bedenken. Vorwärts schauen, Weihnachten zu eilen.

Ich aber brauche Zeit. Zeit, die Besuche der letzten Tage einzuordnen, nochmals vor Augen zu holen, Schlüsse zu ziehen und dann weiterzugehen. Ich brauche vor allem Zeit, meinen Mund wieder in eigenen Besitz zu nehmen nach dem Zahnarztbesuch gestern. Ich brauche Zeit, nicht nur Essen zu verdauen, Wein zu integrieren. Ich brauche Zeit.

Dienstag, 26. November 2013

Er hat...

Er hat gebohrt mit sirrendem Bohrer
                       mit knurrendem Bohrer
                       mit gurrendem Bohrer
Sie hat Wasser in meinen Mund gespritzt
            Tupfer zwischen Zahnfleisch und Wange geklemmt
            Instrumente spitz und stumpf gereicht

WO WAR ICH? WARUM SCHMERZEN DIE MUNDWINKEL? - - -
Next week is my next date.

Montag, 25. November 2013

Wir sollten backen

Heute Morgen auf dem Weg zum Einkaufen des Lebensnotwendigen erschreckte mich Reto mit der Bemerkung: "Wir sollten langsam mit "Guetzle" (Backen von Weihnachtsgebäck) beginnen." - Was? Schon? Ist aber auch wahr, am nächsten Sonntag ist "Erster Advent".

Ich habe dann vorgeschlagen, einmal ein paar neue Sorten zu backen. Aber es hat sich ergeben, dass wir unbedingt Mailänderli wollen (ich), Zimtsterne (Reto), Fricktaler Nussschiffchen (beide), Spitzbuben (ich) und Änischräbeli (beide). Also alles wie gehabt.

Sind nicht Traditionen etwas Schönes, wenn sie nicht stur gelebt werden?! Jedenfalls freue ich mich auf  so Vieles, was kommt, das alle Jahre gleich ist. Und weil es gleich ist, kann ich mich schon freuen. Vorfreude basiert auf der Vorstellung, die man von etwas hat. Wenn dann noch Freuden eintreffen, die ich nicht erwartet habe, nehme ich sie gern!

Sonntag, 24. November 2013

Seemannsgarn

Lotti hat uns sechs bestickte Küchentücher geschenkt, dabei ist doch gar noch nicht Weihnachten. Reto freut sich über das Zwergenvolk in allen Farben und ich mich über die feinen Blumen und Vögelchen. Beide freuen wir uns über den gelungenen Sonntag.

Die Stickereien erinnern mich an Mami. So wie Lotti heute ihre Werke zum Bestaunen ausgelegt hat, so hat Mami in späten Lebensjahren ganze Tischtücher und Deckeli bis Bilder mit den Worten: "Jetz müend er aber luege!" zur Begutachtung ausgebreitet.

Und damals wie heute gehört dazu, dass Geschichten-Garn gesponnen wurde. Familiengarn, kein Seemannsgarn. Letzteres meint, dass man ein bisschen übertreibt mit dem, was man zu erzählen hat. Aber wir erzählen nur, was ganz wirklich stimmt. Ehr und redlich wahr. - Habe ich schon gesagt, dass Heinz eine Eisenbahnanlage gebaut hat, die ein ganzes Zimmer füllt und dann zum Fenster hinaus, der Hausmauer entlang über den Balkon wieder in die Wohnung führt. Und dass er 1000 Lämpchen der kleinsten Sorte erstrahlen lässt und das Karussell in irrem Tempo kreist, sodass die Passagiere in den Raum katapultiert werden. Habe ich das schon gesagt? Wirklich wahr. Was?

Samstag, 23. November 2013

Heimkommen ist Spanische Nüssli essen (??)

Ich bringe Ehemann Reto gern zum Lachen. Das gelingt mir nicht allzu oft. Er ist halt der Lustigere von uns. - Heute sind wir heimgekommen von drei (ich) oder zwei (Reto) Tagen in Flüelen. Heimgekommen vom Kanton Uri. Zuerst habe ich die Schuhe ausgezogen. Gehört sich so. Aber dann bin ich mit dem Rucksack am Rücken in die Wohnküche oder Kochstube gesteuert und bei der Glasschüssel mit den Spanischen Nüssli stecken geblieben. Mmmmmhh, wie fein! Hatten wir nicht in Flüelen. Ist heimkommen.

Heimkommen ist aber auch: Die Post durchsehen. Den Bücherprospekt aufatmend weglegen, weil ich nichts brauche, was angepriesen wird. Den Rucksack endlich auspacken. Die Sachen an ihren Platz bringen. Heimkommen ist, die Katzen knuddeln und ihnen ein wenig Milch geben. In Flüelen gibt es keine Katzen - keine Katzen, die unsere Katzen sind. Heimkommen und mich wohl fühlen und mit der Zunge die Nüsslirestchen zwischen die Zähne bringen, darauf herumknabbern und lange Genuss haben. Am Heimkommen!

Donnerstag, 21. November 2013

Der Kabarettist Dieter Hildebrandt ist gestorben

Er, Dieter Hildebrandt, ist 86 Jahre alt geworden und bis im September öffentlich aufgetreten. Nun ist er gestorben an Prostatakrebs. - Er sei der bedeutendste deutsche Kabarettist unserer Zeit (gewesen). Das ist mir leider irgendwie entgangen. Wohl, weil mein deutscher Lieblingskabarettist Hanns Dieter Hüsch war, ist und bleibt, der aber auch schon gestorben ist (2005).

Hanns Dieter Hüsch, der Kabarettist, war auch mein Lieblingstheologe. Er hat einen Gott postuliert, der lachen kann. Menschlichkeit war für Hüsch unabdingbar. Auch sein Gott und dessen Sohn kamen aus seinen Texten überaus menschlich daher. Die Theologenformel "Gott ist in Jesus Mensch geworden" erweiterte er noch und schrieb ein ganzes Buch über den Himmel, wo Rotwein in bester Gesellschaft getrunken wird und wo Jesus mit dem Fahrrad Wäsche austrägt. - Klar, dass dies nicht jedermanns und -fraus Sache ist, aber mir hat dieses Augenzwinkern gut getan. Kein Gott der hohen Dogmatik, aber einer, der nahe ist. In diesem Himmel würde ich auch gern sein. Oder aber noch besser: Diesen Himmel sollten wir uns auf die Erde holen.

Hier die ersten vier Zeilen aus dem Gedicht "Ein Stück Tag":

Ich hänge mich über eine Brücke
Vom Himmel seh ich nur Stücke
Ich spucke ins Wasser, das gibt Ringe
Und hilft über viele Dinge

Mittwoch, 20. November 2013

Wieviel Phantasie braucht der Mensch

Ich lese ununterbrochen Bücher. Die Sorte "Kirchenkritik" beginnt mich zu langweilen. Was der Kirchenvater Augustinus um 400 nach Christus alles verbockt hat, weiss ich längst. Kann ja nicht sein, dass er immer noch Schuld ist an den Versäumnissen unserer Zeit. - Die Buchsorte "Tagebuch von SchriftstellerInnen" hat mir bewiesen, was ich geahnt habe - die Grossen der Sätze, Wörter und  Konzepte kochen auch nur mit Wasser, und wenn sie älter werden, kommen auch bei ihnen die Zipperlein, die sie "ungefasst" tragen wie ich auch. - Die Sorte "Krimi" bleibt mir weg wegen Überdosis in jüngster Vergangenheit. Mag nicht noch mehr Tote als mir on TV zugemutet werden. - Bleibt die Sorte "Belletristik" oder so. Da habe ich aus der Bibliothek gerade den kurzen, aber vollkommen spinnigen Roman "Im Namen des Lexikons" gelesen. Amélie Nothomb heisst die Autorin und wird im Roman am Schluss von der Hauptfigur mit dem ausserordentlichen Namen "Plectrude" erschossen. Es geht um den Wunsch der Mutter, ein absolut ausserordentliches Kind zu haben/machen. Verrückt, das Buch! Und auch wieder nicht. - Manchmal frage ich mich, ob ich statt zu lesen meine eigenen Phantasien walten lassen könnte.

Dienstag, 19. November 2013

"Fürchte-Liese"

Letzte Woche hat Freundin Moni in Zürich das Märchen von "Hans, mein Igel" erzählt. Da war die Rede vom tiefen Wald, der aber einen höchsten Baum hat, auf den sich Hans setzt. Es war die Rede von der irrsinnig langen Zeitspanne, die nötig war, bis Hans zum König seines Lebens wurde.

Letzte Nacht lag und stand und sass ich wach. Zuerst lag ich und wollte wieder einschlafen. Dann stand ich und machte Turnübungen. Dann sass ich und häkelte um 1.30 Uhr rote und grüne Seide. Und dabei schrieb ich "Hans, mein Igel" ein bisschen um. Die Geschichte heisst jetzt "Fürchte-Liese", und sie handelt von mir. Ich bin dem tiefen Wald auch entronnen, aber ich brauche wieder mehr Zuspruch. Von niemand anderem als von mir. Ich habe mir gesagt: "Du darfst dich beruhigen, Fürchte-Liese. Ich bin bei dir." Und ich habe aufgeschrieben, was die Liese braucht in nächster Zeit. Viel Schönes und Warmes. Nachher habe ich allerbestens geschlafen.

Montag, 18. November 2013

Gut fünf Kilo Kerzen

Wir sind extra früh aufgestanden heute. Reise von Oberwinterthur nach St. Gallen und weiter nach Altstätten. Mal Fahrt im dichten Nebel, dann Hoffnungssonne, die ein Blau-Fenster eröffnete und wieder zurück zum Anfang. Und dies den ganzen Tag lang. Macht nichts. Wir wollten zur Kerzenfabrik "Hongler", und diese fanden wir auch im Nebel. Dort kommt man vor lauter Kerzenduft kaum noch zum Atmen. Aber man schwelgt in einer Fülle von Kerzen aller Grössen und Farben, und im Hinterzimmer gibt es auch noch Kerzen mit extra günstigem Kilopreis. Wenn es solchen Nebel hat wie heute, braucht man viele Kerzen. Deshalb haben wir gut fünf Kilo davon heimgeschleppt. Dazu ein St. Gallerbrot von St. Gallen, aber keine Bratwurst; diese haben wir dort gegessen. Mit den Kerzen auf dem Rücken.

Samstag, 16. November 2013

How to do - wie macht man

Gerade als ich die Restensuppe aufsetzen wollte, telefonierte unser Sohn, um zu fragen, wie man Gemüsezwiebeln im Ofen macht. Ich hätte doch auf dem Schiff vor zwei Jahren... - Weiss ich doch nicht mehr, was ich vor zwei Jahren! Aber dass ich zwei Rezepte für Gemüsezwiebeln im Rezepteordner habe, den unsere Tochter mir vor wahnsinnig vielen Jahren in der Schule gestaltet hat. Den Ordner - die Rezepte haben sich "nodigsnoh" (nach und nach) eingefunden. Auch Gemüsezwiebeln. Einmal mit Rotwein, einmal Jens-verträglich.

Mit ein bisschen Stolz gebe ich weiter, was ich habe, und freue mich. Das bringt auch das Alter mit sich, dass man einiges angesammelt hat, das "es bringt". Und anderes eignet man sich an, wenn sich die bisherige Art, es zu tun, nicht mehr bringt. So habe ich Jahrzehnte lang meine Äpfel immer "rübis und stübis" (ganz und gar) aufgegessen. Nur den Stiel der Natur zurück gegeben. Aber  jetzt mag ich keine Kerngehäuse mehr knacken und verdauen. Seit kurzem schneide ich meine Äpfel zu aparten Scheibchen, die auf ein Tellerchen gelegt, mir ganz neu schmecken. - Hat übrigens Reto angefangen, das mit dem täglichen Apfel. Wie sagt die Engländerin: "An apple a day keeps the doctor away." (Ein Apfel jeden Tag hält den Arzt auf Distanz.)

Freitag, 15. November 2013

"Spinnereien"

Ein dunkler, windiger Tag. Zeit zum "Vertun". Ich habe sie mir ausbedungen. Morgen wird geputzt. Morgen werden Haare geschnitten. Morgen bin ich nützlich. Aber heute will ich ein bisschen "spinnen". Und mich erfreuen an anderen, die auch ein bisschen "spinnen".

Zuerst die anderen: Auf dem Markt standen wir eine Ewigzeit am Demeter-Stand. Die drei älteren Naturmannsvölker, die bedienten, schauten sich jedes Rüebli nochmals an vor dem Einpacken, fragten, ob mit Papiertüte oder ohne, zählten die Batzen zweimal und reihten sie andächtig in ihre Kasse ein. Wir warteten. Und sahen, dass die Kundschaft auch "so" war. Weitgehend. So anders als wir. Nicht in Eile. Andächtig.- Zeigte eine Mutter ihrem kleinen Mädchen einen besonders kleinen (mickrigen?) Fenchel und sagte versonnen:"Gäll, dä isch schööön." - Bis wir an die Reihe kamen, waren wir auch "so". Beruhigt. Knapp vor dem Eindösen im Gehen. "Schööön".

Jetzt ich: Der Name unseres Enkelkindes beginnt mit "K". Ich habe vorher lange, lange Zeit Lieblingswörter mit "K" ersonnen. Hier sind die gefundenen:

Kolibri, Kaffee, Kaminfeuer, Kakaobohne, Kosewort, Kolkrabe, Konfitüre, Kontrabass, Kaleidoskop, Kalifornien, Kometenschweif, Kondor, Kobold, Kachelofen, Königin, Kalahariwüste, Kapitän, Kapriolen, Klugscheisser, Kormoran, Karfunkelstein, Kaschmir, Kathedrale, Knopfloch, Kerbholz, Klause, Klapperschlange, Katamaran, Kasimir, Kindergeschichte, KAYA.

Donnerstag, 14. November 2013

Drei Stunden wie nichts

Ich habe im März Geburtstag, aber heute bekam ich ein, nein, mehrere Geburtstagsgeschenke: Ein ausgiebiges feines Frühstück an schönem und spannendem Ort (Gleis 3, Bahnhof Räterschen), ein Schildkrötli-Schreibblöckli (unser "Schildkrötli" ist Kaya, unsere Enkeltochter; jedem Kind seinen Kosenamen!) und eine rote Sternenkerze (Esther bedeutet übersetzt "Stern", deshalb liebe ich Sterne aller Art). Und ausserdem bekam ich Zeit geschenkt, die wie im Flug verging. Drei Stunden wie nichts. Frauen im gleichen Alter haben viel zu vergleichen: Momentane Lebensinhalte, die Ehemänner, die Kinder und Kindeskinder, die Schwiegertöchter und Schwiegersöhne (ich nur letztere), die Altersunbequemlichkeiten, die Hoffnungen, den nüchtern gewordenen Glauben (an sich selbst, an das Leben und dass der Frühling wieder kommt). Gute Stunden. Wertvolle Stunden.

Wertvoll wie die Stunden am gestrigen Abend: Freundin Moni hat in Zürich das Märchen von "Hans mein Igel" (Gebrüder Grimm) erzählt. Eine Geschichte von den Wirren des Lebens. Eine Geschichte vom "Gut-Kommen". Eine wahre Geschichte; ich habe es selbst erlebt.

Dienstag, 12. November 2013

Kapuzinerli noch am Leben

Kalt, aber nicht grimmig kalt. Es blüht weiter in unserem Garten. Und das noch länger: Reto hat sich seinen Wunsch erfüllt auf dem Markt und eine Christrose gekauft. Zu Hause sofort gesetzt. Ich habe sofort gekocht. Blut- und Leberwürste, Karoffelscheiben gebraten und Endiviensalat frisch vom Markt.

Ist das alles erzählenswert? - Das alles ist eingebettet in das Weltgeschehen. Beim Baden heute Morgen habe ich an die Menschen auf den Philippinen gedacht: Sie haben kein Trinkwasser, während ich mir eine Wanne voll davon gönne zum eigenen Genuss. Und wenn wir frische Bio-Bauernprodukte kaufen auf dem Markt, ist uns wohl, weil da die Syngenta hoffentlich nichts daran verdorben hat. Blut- und Leberwürste? - Reto sagt, ein Armeleute-Essen. Ich finde, das Säuli besteht nicht nur aus Koteletten und Filet; wenn schon schlachten, dann möglichst alles essen.

Und im Bus erzählen wir uns, was wir in den Zeitungen Bedenkenswertes gelesen haben, und wie immer streiten wir ein wenig. Aus-Einander-Setzung tut gut. Wir sind keine Siamesischen Zwillinge.

Montag, 11. November 2013

Seiner Zeit voraus

Heute Morgen um fünf Uhr wollten unsere Katzen in den kühlen Tag hinaus. Reto öffnete ihnen die Türe zum Sitzplatz und hegte dabei die grosse Hoffnung, den ersten Schnee im Unterland anzutreffen. Aber es war nichts. Zu warm.

Zum Trost ist mein Ehemann in den Keller gestiegen und hat die Weihnachtsbeleuchtung in sein Zimmer geholt. Jetzt überprüft er die elektrischen Kerzchen und misst die Fenster aus, um die bestmögliche Weihnachts-Installation im neuen Heim herauszufinden. Mich dünkt, Reto ist seiner Zeit voraus. Was hat der Mann für ein irres Tempo drauf! Hoffentlich will er nicht schon bald Schneeglöcklein pflücken.

Ich bin da ganz anders. Ich musste heute auf die Post "speeden" und ein Geburtstagspäckli A-Post aufgeben, damit es rechtzeitig beim Geburtstagskind ist. Und ich lese Tagebücher von Leuten, die schon gestorben sind und tue, als wären ihre Erzählungen Gegenwart. Ich lebe gerade ein wenig mit Christa Wolf. Sie ist 2011 gestorben im Alter von 81 Jahren. Ich lernen von ihr, was es mit dem Altwerden auf sich hat. Sie soll bloss noch nicht kommen, die Hochaltrigkeit. Nur nicht so durch die Zeit rasen wie Reto, sonst ist sie zu schnell vorbei!

Sonntag, 10. November 2013

Heute tun wir nichts, aber in Erwartung sind wir trotzdem

Das war schon gestriger Beschluss, dass wir heute nichts tun. Wir setzen keinen Schritt vor die Haustüre, weil das Wetter genau so schlecht ist, wie es angekündigt wurde. "Aber", sagt Reto, "die grossen Blumenstöcke müssen in den Keller." - Ja, das finde ich auch. Es wäre jammerschade, wenn die teils mehrjährigen, gut gehüteten Pflanzen erfrieren würden. Das Olivenbäumchen, das ein so knorriges Stämmchen entwickelt hat über die Jahre. Die riesige Fuchsie, die unter dem Rotahorn so gut aussah diesen Sommer. Die Drillingsblume oder Bougainvillea, die geblüht hat, was das Zeug hielt. Und die Verveine, deren Blätter ich nicht sehr oft als Tee aufgegossen, aber sehr oft durch die Hände gezogen habe, um dann den Duft in mich aufzunehmen. - Sie alle also haben wir im Keller unter eine Pflanzenlampe gestellt, denn, wir tun zwar nichts, aber wir erwarten den Winter. Und Reto hat einen Wunsch: Er möchte heute noch Schneeflocken zählen.

Samstag, 9. November 2013

Zwischen Bazar und Chorkonzert

Wir sind noch ein Stündchen zu Hause, bevor wir zum Chorgesang ins Stadthaus pilgern. Am Morgen haben wir am Bazar in St. Ulrich Zmorge gegessen und wie immer mehr eingekauft, als wir vorhatten. Ein "Glismetes" für um meinen Hals hat Fr. 35.- gekostet. Und dann haben wir tatsächlich das kleine Gesteck im roten Töpfchen gekauft, das ich selbst am Donnerstag kreiert habe. Zehn Franken hat mein Werklein  aus zehn Hagebutten um ein Föhrenzäpfchen, umgarnt von einem weissen Kleinblütengezeug gekostet. Es steht nun auf unserem Esstisch und gefällt mir ungemein gut. Das sind die kleinen Erfolge einer Pensionierten. Und die Freuden bestehen aus dem Wiedertreffen von lieben jungen und alten Bekannten. Zum Beispiel heute von Katharina, der ich Firmgotti bin. Was ist sie unterdessen eine schöne junge Frau geworden!

Freitag, 8. November 2013

Heiss, heiss, heiss...

Achter November und 19,5 Grad AM SCHATTEN! Wir werden auf dem Sitzplatz Zmittag essen, wenn dann der Rotkabis - oder heisst er Blaukabis - "lind" (=gar) ist. Ich schreie schon wieder: "Heiss, heiss, heiss!" Aber wir werden doch wohl den Sonnenschirm nicht mehr hervorholen. Am ACHTEN NOVEMBER!

Am Morgen waren wir auf dem Markt in der Stadt - erstmals mit Judith und Kaya. Aber unser Grosskindchen zog es vor zu schlafen. Der Grosspapi wird ihm später im Leben schon noch die Schönheit der Blumen und die Farben der Gemüse nahe bringen. Das Grosi auch. Besonders die Farben. Die Farben aller Jahreszeiten. Die Farben des Lebens. - Sollte das Wetter garstig sein, nehmen wir halt die FARBstifte zur Hand und malen uns eine bunte Welt.

Donnerstag, 7. November 2013

Heute nix los?

Wieder einmal die Kapuzinerli beschauen; alle aus einem einzigen Setzling gewachsen. Ihre Tage sind womöglich gezählt. Eine einzige Frostnacht genügt, und sie sind hin.
Wieder einmal Kaffeekapseln entsorgen und Haushalt machen. Ein paar aussergewöhnliche Tage, und man sieht es überall. Rüeblisuppe zu essen vergessen. Quittengelée, den Reto gestern gekocht hat, noch nicht angeschrieben und in den Keller gebracht. Keine Wäsche gewaschen.


Aber ist heute wirklich nix los? - Am Nachmittag fahren wir mit zwei Heckenscheren bewaffnet nach St. Ulrich und helfen Adventsgestecke zu machen, Adventskränze zu binden. Am Samstag kaufen wir dann einen am Basar, den schönsten, den andere gemacht haben...

Mittwoch, 6. November 2013

Ich will!!!

Mein Götti hatte wenig Geld, manchmal zu wenig. Aber nie trank er billigen, ungeniessbaren Wein, und nie verwendete er ein anderes als gutes Olivenöl. Ach ja, und er kochte den besten Kaffee meiner Jugend- und frühen Erwachsenenzeit. Von ihm habe ich das Wort "Qualität" gelernt mit Inhalt zu füllen. Von ihm habe ich gelernt zu geniessen. Auch Musik. Auch Architektur. Vieles.

Darum kann ich jetzt nicht einfach in der Stadt ein Paar billige Finkli kaufen, weil der Boden in der Stube kühl bis kalt ist. Ich will Lammfell-Pantoffeln. Ich will!!! - Heute Morgen bin ich in der Stadt herumgestrolcht. Immer auf der Suche nach Lammfell für die blutten Füsse. Gefunden habe ich nicht. Dafür Mittagessen und Ringelblumensalbe und eine Fairtrade-Schokolade für mich allein. Reto isst keine dunkle Schoggi. Selber schuld. Und ich war in der Stadtbibliothek, die auch ein wahrer Genuss ist und im kleinen Buchladen bei der Stadtkirche, den ich unterstützen will. Mein bestelltes Buch ist Fr. 2.- teurer als angesagt im "Tagi". Macht nix. Ich will!!!

Dienstag, 5. November 2013

Lärm

Was ist Lärm? - Gerade ist Enkelkind Kaya bei uns. Sie hat sich eine halbe Stunde lang auf Grosspapis Arm in den Schlaf geweint. Ist kein Lärm, aber schwer auszuhalten. Und es gibt keinen Knopf um abzustellen. - Aber Lärm sind die ganzen Gebläserohre, welche nun "zäntume" (=überall) das Laub aufsaugen. MUSS DAS SEIN? schreie ich täglich, und Reto findet, die gute alte Zeit mit den Metallrechen sei besser gewesen. - Ja, ja, die gute alte Zeit. Immer mehr verfallen wir ihrem Sog.

Samstag, 2. November 2013

Was für ein Tag?!

Ich verstehe den Tag nicht mehr: Sonn- oder Feiertag? Einfach Samstag? Eventtag? -
Jedenfalls haben wir am Morgen getan wie oft am Samstag: geputzt, eingekauft, etwas gekocht.
Aber gekocht für Besuch. Wir wollten Super-Moni kennenlernen, eine Freundin unseres Sohnes. Die aufgewachsen ist, wo ich aufgewachsen bin. Die Leute kennt, die ich auch gekannt habe, aber seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen habe. Und es war super mit der Super-Moni, und ebenso super mit Stefan, und ganz super, dass Judith mit Kaya auch noch gekommen ist. Nur mag ich eigentlich das Wort "super" nicht. Woher kommt es, wie könnte man es ersetzen? - Lateinisch "super" = "über".  Also war heute ein überdurchschnittlicher Tag. Eben ein Feiertag. Superb! Was auf französisch "grossartig" bedeutet.

Freitag, 1. November 2013

Auf dem Friedhof

Ein bemooster Brunnen. Aus vier Hähnchen an einer Kugel unter einem Stern rinnt Wasser in eine Schale, läuft über und tröpfelt über zwei Moosstufen in ein rundes Becken. Ich sitze auf einer schmutzigen Bank; es ist ein nur noch wenig "bewohnter" Teil des Friedhofs. Die kleinen Vögel im Baum fallen Äste tiefer, als wären sie Herbstblätter. Von diesen halten sich noch ein paar an ihren Zweigen fest. Es ist erster November. - Ich habe Mami an der Urnenwand gesprochen. Gesagt, ich vermisse sie. Gesagt, eines Tages komme ich auch auf diesen Friedhof. Es trifft alle.