Montag, 29. Februar 2016

Peter Studer, Flavia Kleiner

Zwei Namen, die Personen bezeichnen, die sich durchgesetzt haben GEGEN die Durchsetzungsinitiative! Was bin ich erleichtert, froh, dankbar. Denen dankbar, die dafür gesorgt haben, dass viele aufgewacht sind und abgestimmt haben, weil es plötzlich wirklich wichtig wurde. - Es wird wichtig bleiben, dass wir die SVP nicht (mehr) durchmarschieren lassen, wo es um Menschenwürde und Menschenrechte geht.

Als es gestern schon klar war, wer gewinnt, machte ich mich auf den Weg in die Stadt. Als Erste kam mir eine Frau entgegen, die vielleicht von Lappland oder so kommt. Sie lächelte mich freundlich an, und ich konnte zurücklächeln, ohne mich schämen zu müssen. Dann kam ein dunkelhäutiges Paar. Lächeln, zurücklächeln, grüssen. Wissen die "Ausländer" schon, wie wir abgestimmt haben? Menschen - wir sind alle Menschen und leben in der einen Schweiz.

Sonntag, 28. Februar 2016

Während ich warte...

Heute kommt es aus, in welcher Schweiz ich wohne. Aber bis die Abstimmungsergebnisse da sind, geht das Leben weiter und immer weiter. Morgenessen, Zeitung lesen, Badewelten, Gemüse rüsten, vegetarische Lasagne zubereiten, brutzeln lassen, Bärlauch schnippeln, Salat machen, beschliessen, dass ich keinen Wein brauche. Reto auch nicht. Vielleicht am Abend. Je nach Warte-Ergebnis...

Samstag, 27. Februar 2016

Ersten Bärlauch gepflückt

Gestern ein deftiges, rahmiges Nachtessen mit dem Fleisch, das der Metzger nicht empfohlen hat. Es ist supergut gelungen und hat geschmeckt. Heute dann ein Spaziergang an der Sonne und im Wald. "Unser" Bärlauchplatz war frei, und wir haben die ersten zarten Blättchen gepflückt. Morgen kommen sie in den Salat. Was im Frühling die ausgeschlafenen Bären wieder munter macht, nützt auch uns. Jedenfalls bin ich voll motiviert, etwas zu basteln oder häkeln auf Ostern hin. Ab zu meinem farbigen Wollvorrat!

Freitag, 26. Februar 2016

Ich koche, also bin ich

Es hat schon heute Morgen an der Theke der Coop-Metzgerei angefangen - die Freude auf heute Abend. Der junge Metzger wollte Reto nicht das Fleisch abschneiden, das ich haben wollte. Genauer - er sagte, gerade jetzt habe er kein Kalbfleisch, das passe, ob er nicht Rindsfleisch nehmen wolle. Aus denen und denen Gründen. - Ich wollte nicht. Mein uraltes Rezept verlangt für einmal Kalbfleisch (das wir nur sehr, sehr selten kaufen. Sollen doch die Tiere etwas länger wachsen dürfen...). Ich setzte mich durch und hatte echt Spass am jungen Fachmann, der so einstand für seine Meinung.  - Unterdessen köcheln die Fleischvögeli nach Tessiner Art in der Pfanne unter dem Glasdeckel. Und ich habe den Bio-Nüsslisalat gut gewaschen. War eine rechte Verlesarbeit, aber eben Bio, da muss noch Dreck dran sein. - Reto spaziert an der Sonne, aber ich habe keine Zeit. Ich habe nur keine Zeit, weil ich aus Vorfreude zu Hause bleiben will. Will den Tisch decken. Will die Salatsauce machen. Ich koche, hoffentlich kommt der Besuch BALD.

Donnerstag, 25. Februar 2016

Schnee bis in die Niederungen

Schon fast vergessen, wie sehr ich den gestrigen Tag genossen habe. Heute ist es langweilig und mir fehlt eine veritable Aufgabe. Reto tut und macht und lässt mir kaum etwas übrig. Darüber hinaus plant er grosse Basteleien. Echt ein Handwerker! Ich glaube, mir hat es in die Seele geschneit. Aber ich weiss, dass das vorübergehende Anwandlungen sind. Und doch verstehe ich heute meinen verstorbenen Onkel Jean, dem seine Arbeit ewig gefehlt hat, als er pensioniert war. Es ist eben schwieriger, sich täglich selbst zu motivieren, als das zu tun, was vorgegeben ist. Gut war es, rings um den Park zu laufen und die ganzen Schneemänner zu bestaunen, die da gebaut worden sind. Und jetzt zünde ich mir eine Kerze an und meditiere eine Runde.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Der Mensch denkt, die SBB lenkt...

Unser Sinn stand nach einem Ausflug nach Appenzell. Den duften Blumenladen besuchen und den aparten Buchladen heimsuchen. - Wir standen auf dem Perron für die Ostschweiz. Da war aber ein Durcheinander. Ein Durcheinander auf dem ganzen Bahnhof von Winterthur. Fast alle Züge (in unsere Richtung) hatten laut Angabe "unbestimmte Verspätung" oder fielen ganz aus. Wir stiegen in einen Zug ein und auf Befehl wieder aus. Und standen weiter und waren solange ratlos, als wir unbedingt nach Appenzell wollten. Sobald wir unser Reiseziel den Gegebenheiten angepasst hatten, lief es wieder. Nämlich ein Zug fuhr mit uns ohne weiteres nach Zug. Wo wir in einer Pizzeria wunderbar, aber wunderbar assen und je ein Dezi spanischen pfeffrig-blumigen Rotwein tranken. Nach dem Bewundern der Vögel in der nahen Volière - Goldfasan, Lachender Hans und andere - wanderten wir dem See entlang bis Cham, und ich konnte nicht aufhören zu sagen: "Wie schön ist es hier, so schön, so wunderschön, wohl schöner als in Appenzell!"

Dienstag, 23. Februar 2016

Kräuterheilkunde

Mit wichtigen Dingen soll man sich möglichst früh befassen. Und es soll nicht so sein, wie ich in "Schilten" von Hermann Burger gerade gelesen habe, dass man nämlich mit dem, was man in der Schule lernt im Leben nichts anfangen kann. - Sitzen wir mit Kaya am Esstisch und sie schaut in den regenverhangenen Garten. "Das haben wir auch in unserem Garten." sagt sie freudig bewegt. Mit "das" ist Salbei gemeint. Ich frage, ob ihr Mami oder ihr Papi damit manchmal auch kochen wie ich. Sie sagt: "Nein, aber wenn wir "echli Buuchweh" haben, dann kochen wir Fencheltee." Hans was Heiri oder Salbei was Fenchel - das ist nicht so wesentlich, dass sie aber schon weiss, dass man  mit Kräutchen etwas Wohltuendes bewirken kann, das ist grossartig.

Montag, 22. Februar 2016

Jetzt kann ich Gnocchi

Ich bin nicht mit Polenta und Gnocchi aufgewachsen, auch nicht mit Pizza und Raclette. Alles nicht so einheimisch oftringisch. Dabei hat mein Mami wunderbar gekocht. Aber sie hatte nur ein Kochbuch. Jedenfalls erinnere ich mich nur an das eine, das in der Küchenschublade lag, zusammen mit den Rabattmarkenbüchlein.  - Ich koche und esse gern, was es bei uns zu Hause gab, aber ich versuche mich auch an Neuem, z.B. an Gnocchi. Und endlich habe ich es im Griff, nachdem ich zwei-, dreimal nur eine Pampe fertig brachte. Gebe ich ungern zu. Heute haben sogar alle Tageskinder von Judith meine Bärlauchgnocchi gemampft. Nur Kaya fand die Rüebli besser als die Gnocchi. Und der Gugelhupf war am allerbesten.

Sonntag, 21. Februar 2016

Ziwitt, ziwitt

Ganz Neuhegi unterwegs - mit Velos, Velöli, Kindern, Hunden, Pferden oder wie wir einfach zu Fuss. Zwei Sunden an der Sonne und man glaubt wieder an alles. Dass der Frühling kommt. Dass es noch Hoffnung gibt für die Welt. Überhaupt. - Dass aus drei gesteckten Zwiebeln vor zwei Jahren unterdessen manchmal zwölf Krokusse geworden sind, das ist ein Wunder der Natur. - Erstmals wieder unter dem Ahorn gesessen. Kater Nepomuk unweit auf dem Fenstersims - und auf dem Ahorn eine Kohlmeise. Klar, dieses "Ziwitt, ziwitt" unterwegs, das gehört definitiv zu ihr. Amseln singen auch wieder - oder habe ich sie nur nicht mehr gehört, weil ich "am Schärme" war?

Samstag, 20. Februar 2016

Etwa fünfzehn Sorten

Wir haben heute Abend Besuch und werden Raclette essen. Ich mag in der Marktgasse von Winterthur den Laden mit italienischer Feinkost besonders gut. Deshalb habe ich Reto vorgeschlagen, den Raclette-Käse dort zu kaufen - in der Annahme, er sei dann besonders fein. Zwei Sorten hatten sie, und die Verkäuferin sagte, die Saison sei eben sozusagen vorbei. Reto machte ein langes Gesicht. Ich fragte, ob das nicht reiche, zwei Sorten. Mein Ehemann ging lieber weiter. Schliesslich gibt es auch einen Käseladen in der Marktgasse. Also dorthin! Und da war die Auswahl überwältigend. So um die fünfzehn Sorten nur Käse fürs feine Raclette. So enttäuscht Reto am ersten Ort gewesen war, so überfordert fühlte ich mich im zweiten Laden.

Freitag, 19. Februar 2016

Und noch einmal und noch einmal Durchsetzungsinitiative

Eine deutsche Freundin von mir überlegt sich, nach Deutschland zurückzukehren. - Nein, sie hat nichts ausgefressen - im Gegenteil. Sie macht seit Jahren zusammen mit ihrem ebenfalls deutschen Ehemann ausgezeichnete Arbeit in der katholischen Kirche. Übrigens wäre die katholische Kirche im Kanton Zürich ohne die deutschen Pastoralassistentinnen und - assistenten so ziemlich verloren. Viel zu wenig Schweizer Personal. - Weshalb aber überlegt sie sich zurückzukehren? - Sie kann die Werbezettel für die Durchsetzungsinitiative nicht aushalten, die auch in ihren Briefkasten flattern. Diese eiskalte Unmenschlichkeit. Diese Verdachtshaltung den ausländischen Menschen gegenüber generell. Wen man da alles ausschaffen würde ohne Ansehen der persönlichen Umstände. Ehemänner, Mütter, junge Erwachsene weg von der Familie, weil sie sich einen Sozialbezug zu viel ausbezahlen liessen. Hand aufs Herz - wieviele Schweizerinnen und Schweizer kennen wir, die sich rühmen, eine Versicherung, die Steuerbehörde oder wen auch immer "ausgetrickst" zu haben! - Meine deutsche Freundin ist permanent tieftraurig. Die Durchsetzungsinitiative macht krank, ob sie angenommen wird oder nicht.

Donnerstag, 18. Februar 2016

Damma-Gletscher in der Sonne

Ich bin gestern frühmorgens in Oberwinterthur losgefahren, um einer Frau in Göschenen zum 90. Geburtstag zu gratulieren. - "Was war los in Göschenen; weshalb bist du dahin gefahren?" hat mich unser Freund Sepp in Altdorf später am Tag gefragt. Er konnte meine Beweggründe nicht nachvollziehen, aber es reichte dann doch zu sagen, dass ich an dieser Frau "den Narren gefressen habe". - So sass ich eineinhalb Stunden an ihrem Stubentisch mit wechselnden anderen Gästen. Das Gespräch war auch diesmal spannend, z.B. die Frage, welches Alter man gern nochmals erleben würde. Die Jubilarin wäre gern nochmals sechzig. Erfahren genug und noch körperlich mobil. - Und dann die Frage, was man mit der ganzen Zeit anfängt, die man hat, die aber zu viel ist. Die Tage ziehen sich, die Nächte erst recht. Und ein weiterer Diskussionspunkt, den die Gefeierte aufs Tapet brachte: Sind die heutigen Kinder nicht zu bedauern, weil sie in diese heillose Welt hinein geboren werden? - Über allem hat der Damma-Gletscher in der Sonne gegleisst. Das tut er seit ewigen Zeiten und wird es weiterhin tun bei gutem Wetter.

Dienstag, 16. Februar 2016

Eigentlich ein guter Tag

Sechzehnter Februar - ich wünschte, es wäre der neunundzwanzigste. Dann wäre die Abstimmung über die Durchsetzungsinitiative durchgelitten - so oder so. Ich hoffe natürlich so, wie ich es möchte. Ich fürchte mich aber von Tag zu Tag mehr. Fürchte mich vor der Rohheit von vielen Schweizerinnen und Schweizern. Vor der Menschenverachtung, die z.B. in Facebook-Diskussionen aufscheint. Gerade habe ich eine solche gelesen. Erschreckend. Sehr, sehr erschreckend. Und das alles haben wir der einen, unsäglichen Partei zu verdanken, deren Vertreter nicht genug bekommen davon, andere zu verhöhnen und zu Boden zu schreien. Noch nie habe ich das ertragen, dieses Herumgeschreie. Wer laut ist, hat noch lange nicht recht. Und nicht einmal wer gewinnt, hat immer recht.

Reto und ich haben heute mit unserem Sohn in einem Indischen Restaurant Zmittag gegessen. Wie wurden wir freundlich und leise bedient von lauter ausländischen Männern! Eine Wohltat!

Montag, 15. Februar 2016

Kurz an der Fasnacht

Reto hat eine gruselig schöne Perücke angezogen - Altrocker, obwohl er nie Jungrocker war. Ich ging in einem uralten Büsi- Gewand, das ich vor langer, langer Zeit genäht hatte - mit einer Larve, die ich damals selbst bemalt hatte. Aus der ich nicht allzu viel sah. Aber weil Kaya ein wunderhübsches Kätzchen war, wollte ich eine alte Katze sein. Unterwegs war ich nicht nur an der heutigen Kinderfasnacht, sondern in Gedanken auch an all den verflossenen Fasnachten. Das passiert mir immer öfter - dass sich Ereignisse vervielfachen in Vergangenheit und Gegenwart. Eigentlich schön, dass ich auf viel Gutes, Schönes zurückgreifen kann. Aber auch schade, wenn ich manchmal innerlich Hitlisten aufstelle. 1992 war vielleicht meine schönste Kinderfasnacht. Als Jugendarbeiterin stand ich der Kinderfasnacht in St. Ulrich vor. Genauer gesagt, ich tanzte ihr vor als wilde, unermüdliche Hexe. Könnte ich gar nicht mehr. Und mit Kaya bekommt in der Jetzt-Zeit alles einen neuen "touch". Nächstes Jahr darf ich als Hexe gehen. Sie hat es mir erlaubt. Heuer hat sie noch Angst vor Hexen.

Sonntag, 14. Februar 2016

Liebesbriefe an das Leben

Zwar ist in Winterthur gerade jetzt Fasnacht, aber dennoch hat die Fastenzeit begonnen mit dem Aschermittwoch. Alle Jahre wieder flattert der Fastenopfer-Kalender ins Haus. Immer mit einem Focus-Thema. Diesmal soll ich Liebesbriefe ans Leben lesen und bedenken. Das fällt mir gerade schwer, da die Weltlage dagegen spricht. Sind wir doch unterdessen offiziell wieder in einem Kalten Krieg. Russland hat gesprochen.

Wenn wir trotzdem Liebesbriefe an das Leben nicht nur lesen sondern auch schreiben würden? - So tun als ob. - Als ob es Gründe für die Liebe zum Leben gäbe. So viele davon gäbe, dass man Liebesbriefe im Plural zu schreiben vermöchte? - Bin gerade daran, einen Spruch "par Coeur" zu wiederholen, bis er sitzt: "Fake it till you make it." (Tu als ob, bis du es wirklich tust.) Imagination setzt Wirklichkeit - im Schlechten wie im Guten.

Samstag, 13. Februar 2016

Nicht mein Tag

Vor Minuten schien die Sonne vom blauen Himmel. Ich beschloss, mich wie jeweils in den Skiferien an eine Alphüttenwand an unsere Hauswand zu lehnen und mich der Sonne hinzugeben. Da war sie schon wieder weg. Ähnlich mit dem Mittagessen. Ich wartete gefühlte Stunden auf Reto, der an einem "Tag der Offenen Türe" war. Um 13.10 Uhr nahm ich an, dass er mich versetzt habe mit meiner Kocherei und begann (hässig) zu essen. Um 13.20 Uhr trat er fröhlich ein. Was ihm aber bald verging. Aber am schlimmsten war die Zeitung am frühen Morgen. Da stand so viel Schreckliches aus aller Welt drin, dass mir übel wurde. Wo ich doch sonst so gern Zmorge esse. Und als mir mein Surprise-Verkäufer heute zum erstenmal freundlich die Hand schüttelte, obschon auf seiner Zeitung die Karikatur eines SVP-Schafes prangt, da verstärkte sich die Übelkeit noch. Jetzt fülle ich meine Stimmzettel aus. Schade, dass man nicht ein 1000-faches Nein zur Durchsetzungsinitiative setzen kann!

Freitag, 12. Februar 2016

Nur Freitag!

Ein Hochgefühl in mir - einfach nur Freitag. Ist wie früher Sonntag. Freitag ist der neue Sonntag. Sozusagen. Das Gefühl, dass ich völlig relaxen DARF. Auch Pensionierte genieren sich, dem Liebengott die Zeit zu stehlen. Man ist gern beschäftigt, wichtig, gebraucht. Am besten, die Welt braucht mich, ist angewiesen auf mich. Was täte ich sonst noch da, wo meine grössten Aufgaben erledigt sind. Kinder erwachsen. Beruf abgegeben, an den Nagel gehängt. Ganz wörtlich. Letzte Woche habe ich mein Berufskleid, die Albe, sorgfältig zusammengefaltet und in der Reisetasche im Keller hinterlegt, wo auch meine Taufutensilien liegen und träumen von vergangenen Zeiten. Aber jetzt ist Freitag. Es ist gut. Bald greifen wir zur Rotweinflasche und stossen an auf nichts Bestimmtes, aber alles, das uns freut.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Archäologie...

...gräbt aus. Und meint dann, aus dem Gefundenen ALLES herauslesen zu können. Geschichtsschreibung hangelt sich den Funden entlang und beschreibt Entwicklung anhand von Materie. Werkzeuge und Waffen lassen Rückschlüsse zu auf Jagd- und Kriegserfolg. Nicht gefunden und deshalb weitgehend unbeachtet bleiben Beziehungsmodelle. Umgeben die Mütter (und Väter) einer Kultur ihre Kinder mit Nähe und Wärme und verlangen Väter (und Mütter) keinen Gehorsam, entwickeln sich friedliebende Menschen, die Probleme durch Kooperation und nicht mit Gewalt lösen. Diese Art von Entwicklung, die Entwicklung von Menschlichkeit, von Empathie, kann unsere Gattung "Mensch" retten, schreibt Arno Gruen in seinem letzten Büchelchen "Wider die kalte Vernunft".

Mittwoch, 10. Februar 2016

SMS aus dem Tessin

Ich habe Reto an die Sonne geschickt. Er muss mich nicht hüten. Kann ganz allein husten und schwitzen. Mit einem SMS hat er mir bestätigt, dass er im Garten seines Lieblingsrestaurants seine Lieblingspizza isst. Während es hier hudelt. Windet. Schneit. Kalt ist. - Ich habe erste neue Lebensgeister eingesetzt, um zweiunddreissig Bücher umzuplatzieren. Vielleicht, vielleicht backe ich morgen "Schlüfferli", das Fasnachtsgebäck, das meine Tante Anni vom Bühnenberg immer vorbei gebracht hat. Schliesslich hat sich Judith mit Kaya zu einem Krankenbesuch demnächst angemeldet. Da will ich bereit sein. Überhaupt - jetzt ist genug gejammert. Auf geht's!

Dienstag, 9. Februar 2016

Schühlein

Was tut Frau, wenn sie noch nicht aus dem Haus geht von wegen Grippe oder so? - Sie liest, sie schläft, sie träumt, sie "sudokut", oder sie versucht das Kranksein zu überlisten, indem sie sich sehr konzentriert auf etwas Schwieriges. Ich habe heute Morgen für Kayas Puppe Lederschühlein genäht. - Puuuhhh, war das schwierig! - Zuerst musste ich ein Schnittmuster von einem Buch adaptieren. Dann vergeudete ich ziemlich viel Leder (Resten), weil die Grösse noch und noch nicht stimmte. Aber dann! Stiche vorlochen und ab durch die Löcher mit Nadel und Garn! Als Reto zu Kartoffeln und Apfelschnitzchen rief - er ass noch Blut- und Leberwurst dazu - waren die kleinen unperfekten Kunstwerke fertig. Bin stolz auf mich, aber immer noch krank.

Montag, 8. Februar 2016

Erschreckend ehrlich

Ich habe den gestrigen Tag fiebrig heiss im Bett verbracht - zwischen Schlafanfällen mit einem Bibliotheksbuch, das ich heute Morgen zu Ende gebracht habe. Simone de Beauvoir, Memoiren einer Tochter aus gutem Hause. Ich bin überrascht, wie erschreckend ehrlich, manchmal schon fast "dégoutant" (abstossend), die grosse Frau über sich selbst schreibt. Sie schreibt über Sartre, ihren späteren Lebensgefährten: "Er fragte sich nicht, was man denken müsste,... sondern nur danach, was er wirklich dachte." Und so tut sie. Sie schaut sehr genau hin und versucht in Sprache zu fassen, was wirklich ist. Über lange Strecken ihrer Autobiografie war mir fast peinlich, wie intim sie über sich selber schrieb. Und "intim" hat nichts mit Sexualität zu tun, sondern mit hin und her wogenden Gefühlen einer jungen Frau, die mal auf "Luder" macht und in Bars alle Männer anredet, und dann wieder grösste Angst vor Nähe hat und sie meidet. - Sehen, was ist, was wirklich ist - ein lohnendes Unterfangen?

Sonntag, 7. Februar 2016

Erwischt!

Wir hatten Pläne für heute und Pläne für morgen. Die liegen jetzt flach. Besser gesagt, ich liege flach. Husten, Fieber, kein Hunger, Durst. Kaffee ist grusig. Fleisch ist noch grusiger. Nennt sich wohl "Grippe". - Genug gejammert. Besser, ich lege mich wieder ins Bett und bleibe dort für eine gute Weile.

Samstag, 6. Februar 2016

Wir waren kurz in den Tropen.

Automatische Türe auf, zwei Schritte und dann waren wir in den Tropen! Noch nie habe ich meinen Wintermantel so schnell ausgezogen, mein Halstuch so fliegend weggerissen und trotzdem in Strömen geschwitzt. Fünfundzwanzig Grad Wärme und fünfundsechzig Prozent Luftfeuchtigkeit waren daran schuld. Trotzdem haben wir uns an einen Tisch unter Palmen gesetzt und ein göttliches Essen bestellt. Schon der Salat mit der fruchtigen Salatsauce hat das unangenehme Feuchtegefühl fast zum Verschwinden gebracht. Der Buntbarsch auf  Ingwer-Risotto mit Wasabi-Sauce zog die ganze Konzentration in die Mund-Gaumen-Region. Und allmählich kam auch der Kreislauf klar mit den neuen Bedingungen. Wohlgemut spazierten wir nach dem wunderbaren Essen unter Palmen, Bananenbäumen, Teebaumgestrüpp und inspizierten junge Kaffeepflanzen und viele, viele Würzpflanzen. Endlich auch haben wir Spanische Nüssli beim Wachsen gesehen. Und zwischen allem flogen Hummeln und wuselten ein Wachtelmami und ihre Kleinen. Später der kalte Kaffee, schwarz und süss, war abermals ein Gedicht (wert). Lecker, lecker! - Wo wir waren? Im Tropenhaus in Wolhusen.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Glücksmomente

Gerade habe ich gelesen, wie das Glück funktioniert (Tagi-Magi 4/16). Sehr interessant und gaaaanz neu (haha!) steht da, dass das Glück kein Dauerzustand sei. Trotzdem weiterlesen, weil doch eine jede gern möglichst viele Glücksmomente erhaschen täte. - Da wird ziemlich bald angegeben, ab wie viel Einkommen das Glück zu haben ist. Wir sind nicht dabei. Knapp darunter. Soll ich nun unglücklich sein? - Dann darf ich mich auf einer Skala von eins bis zehn verorten. Ich bezeichne mein durchschnittliches Glücksgefühl mit einer Sieben. Aber das ist so eine Sache - mein Glücksbarometer schwankt enorm. Ich bin von diesen Menschen, die auch mit 66 Jahren immer noch "himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt" zu sein vermögen. Ich betrachte diese Fähigkeit zu den Extremen als Glück. Und ich bin schnell mit dem Ansteigen von Glücksgefühlen. Es reicht, dass ich von reifen, saftigen Erdbeeren lese oder mich auf die ersten Spargeln freue. Klar, wenn Reto ohne einen ersten Frühlingskopfsalat vom Einkaufen zurückkommt und darauf hinweist, dass ja doch erst erster Februar sei, dann kriege ich mich vor Enttäuschung mindestens drei Minuten nicht ein. Aber wenn dann eine glückstrahlende Enkelin zur Tür herein kommt, dann ist mein Glück auf dem Level zehn und kann nicht überboten werden. Das hält Stunden an nicht nur Minuten.

Mittwoch, 3. Februar 2016

Bastelmorgen mit Folgen

Enkelin Kaya hat bei uns ein Schublädchen, in dem (fast) immer ein kleines Geschenk für sie liegt. Gestern war ich in der Stadt, um im "Chinderlade" Nachschub zu holen. Allerlei "Gäggelizüüg" (Krimskrams). Heute legte ich Ausnähbilder ins Schublädchen und war sehr gespannt, ob Kaya den "Schuhbändel" (Wollfaden mit verdickten Enden) durch die kleinen Löcher fahren und hinten wieder herausziehen kann. Anspruchsvoll für die Feinmotorik. Sie hatte zwar nicht viel Ausdauer, aber sie schaffte es. - Weiter wollte die Grossmutter wissen, ob das Kind auch schon mit einer Kinderschere hantieren kann. Abermals anspruchsvoll, aber das Kind "bestand", und die Grossmutter ist begeistert von den neuen Möglichkeiten, die sich bieten. - Schliesslich habe ich  Kaya auch noch das Bibliotheksbuch mit den Anleitungen für Bäbikleidchen gezeigt. Die Blüschen und Höschen und Jäckelchen liessen sie eher kalt. Aber da wurde auch noch gezeigt, wie man aus Holz ein Puppenbett bauen kann. Kaya ab zum Grossvater: "Kannst du das machen für Kaya?" - Er hat gesagt, er kann.

Dienstag, 2. Februar 2016

Das kann ich nicht verstehen!

In Winterthur ist eben die Ausstellung von Christoph Blochers Bildern zu Ende gegangen. Ich habe mit eigenen Augen die Warteschlangen vor dem Museum gesehen. Mehr als eine Stunde Wartezeit haben besonders viele ältere Menschen in kauf genommen, um sich anzusehen, was normalerweise in Blochers Haus hängt. - Nachdem auch die Autogrammstunde mit dem ehemaligen Bundesrat Massen anzog, ist es klar, dass die Leute nicht vor allem wegen der Bilder kamen sondern wegen der Bilder, die Blocher gehören. Eine Winterthurer Gratiszeitung hat Leute nach ihrem Eindruck von Blocher gefragt. Zwei der Befragten kennen wir als "gute" (konservative) Katholiken. Sie schwärmen von der Ausstrahlung von Blocher und attestieren ihm was-weiss-ich-nicht-alles Tolles. Nein aber auch, was er doch für unser Land alles getan hat. - Das kann ich nicht verstehen. Wie kann man einen Mann verehren, der laut und unhöflich herumpoltert und alle, die nicht in der SVP oder auf seiner Linie sind, verunglimpft. Der Bundesrätinnen und Bundesräte verlacht. Der das Vertrauen in unser Rechtssystem untergräbt. Der Zwietracht sät und Unmenschlichkeit propagiert. Was ist nur mit "dem Volk" los? Ich verstehe das nicht.

Montag, 1. Februar 2016

Wöchentliche Aufgabe

Immer am Montag kommt unsere Tochter Judith mit Kaya und den zwei Tageskindern zu uns zum Mittagessen. Diese kleine wöchentliche Aufgabe fordert und freut mich gleichermassen. Was kochen, das alle essen und doch nicht immer Pasta?! - Heute gab es Mini-Pizzen mit Gemüse und Chicoréesalat dazu. Ergebnis noch nicht überzeugend. Wiederholung mit Verbesserungen später. Der halbe Vanille-Flan mit Gesicht in Form von Früchtestücklein? - Na ja, den Flan haben alle mindestens zur Hälfte gegessen, aber die Früchtchen blieben mehrheitlich zurück. - Ich werde weiter üben. - Übrigens essen die drei Erwachsenen immer alles. Wir bekommen auch immer Kaffee, während die drei Mädchen spielen. Vorwiegend in meinem Zimmer, dem Kaya Spielzimmer sagt.