Montag, 8. Februar 2016

Erschreckend ehrlich

Ich habe den gestrigen Tag fiebrig heiss im Bett verbracht - zwischen Schlafanfällen mit einem Bibliotheksbuch, das ich heute Morgen zu Ende gebracht habe. Simone de Beauvoir, Memoiren einer Tochter aus gutem Hause. Ich bin überrascht, wie erschreckend ehrlich, manchmal schon fast "dégoutant" (abstossend), die grosse Frau über sich selbst schreibt. Sie schreibt über Sartre, ihren späteren Lebensgefährten: "Er fragte sich nicht, was man denken müsste,... sondern nur danach, was er wirklich dachte." Und so tut sie. Sie schaut sehr genau hin und versucht in Sprache zu fassen, was wirklich ist. Über lange Strecken ihrer Autobiografie war mir fast peinlich, wie intim sie über sich selber schrieb. Und "intim" hat nichts mit Sexualität zu tun, sondern mit hin und her wogenden Gefühlen einer jungen Frau, die mal auf "Luder" macht und in Bars alle Männer anredet, und dann wieder grösste Angst vor Nähe hat und sie meidet. - Sehen, was ist, was wirklich ist - ein lohnendes Unterfangen?

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