Mittwoch, 30. September 2020

Nichts "verschreien"

 Wer fast nicht wagt an sein/ihr Glück zu glauben, will nichts "verschreien". Sagt lieber noch nichts. Wartet noch ein paar Tage. - Ich will nichts "verschreien", aber ich glaube, ich bin meine Bett-Tierchen endlich los. Schon viele Tage keine neuen (Wanzen)Stiche. - Meiner Besten Freundin ist es lange nicht gut gegangen. Am Sonntag durften wir sie bei uns haben. Sie hat gesagt: "Ich will nichts "verschreien", aber es geht mir wieder gut." - DARÜBER FREUE ICH MICH sehr!!!

Dienstag, 29. September 2020

Und wieder Markt

 "Hast du die Maske eingepackt, Smartphone aufgeladen und dabei?" - Mal fragt Reto, mal frage ich, ehe wir aus der Türe treten. Die Reise geht heute nur in die Stadt. Einkaufen auf dem Markt an unseren Lieblingsständen. Das ist einerseits die umtriebige Käserin, die feine Butter hat, feinen Rahm und natürlich eine Riesenauswahl an Käse. Und andererseits sind es Bio-Gemüsestände. Wir kaufen zarte grüne Bohnen, den ersten Endiviensalat. Zwiebeln bei einem Grossmütterchen. - Aber dann, dann gehts zum erstenmal seit Corona ins Kaffee Vollenweider. Lieber wären wir an der frischen Luft, aber da es regnet...Wir bekommen einen hervorragenden Kaffee und, oh Wonne, ein gefülltes Amaretto. So fein, dass Reto sagt, er kann den Kaffee nicht sofort trinken. Sonst geht der Gout vom Amaretto weg.

Montag, 28. September 2020

Kräuterbündel anzünden - Wohlgeruch oder Gestank

 Hütetag. - Wir haben zu dritt im Garten aufgeräumt. Zuerst das Sommerhaus von Bär Ernest und Maus Célestine. Die beiden wollen nun wieder nur in der Stube wohnen. - Dann hat Reto alle Stauden geschnitten, die zum Nachbarn hinüber gewachsen sind. Das Hütekind hat sie mir zum Gartentisch gebracht, und ich habe sie zusammengebunden zu Kräuterbündeln. Diese werden gut getrocknet und später in der Grillschale angezündet. Wir haben heute drei vom letzten Jahr zum Flammen und Räuchern gebracht. Reto und ich fanden: "Oh, wie fein!" - Unser Hütekind sagte: "Ekelig" - Dafür fand sie mein frischgebackenes Brot lecker.

Sonntag, 27. September 2020

Sechs schöne, gesunde Kinder

 Ein Neffe von Reto ist 50 Jahre alt geworden. Wir waren eingeladen zu einem Apéro. - Eigentlich erschien mir die Reise etwas lang, um dann zwei Stunden zu "apérölen". Aber Reto wollte hin. Wir fuhren. - Einen Tag später habe ich immer noch die sechs schönen, gesunden Kinder des Neffen und seiner Frau vor Augen. Ein Erlebnis! - Die Kleinste ist gut jährig. Sie wird von allen fünf Grösseren liebevoll umsorgt. Da ein Streicheln über den Kopf, dort ein wenig herumtragen. So eine Kleinste müsste man sein! - Der einzige Bub hat es faustdick hinter den Ohren. Er trug vielleicht zum erstenmal eine Krawatte mit Gummizug. Kam ihm ein wenig seltsam vor, aber den Gummizug kann man so schön spicken lassen. - Ich bin wirklich beeindruckt und finde diese Grossfamilie eine Bereicherung für mein Weltbild. Aber ehrlich, ich möchte nicht, dass tagtäglich acht Menschen an meinem Mittagstisch sitzen würden.

Samstag, 26. September 2020

Unser Kater merkt viel

 Immer wieder staunen wir, was unser Kater Nepomuk alles weiss, spürt oder was auch immer. - Er merkt es, wenn wir in die Ferien gehen. Er will ins Freie, wenn wir erst dran denken, dass wir bald einkaufen gehen. Vor allem aber ist er ein guter "Wetterschmöcker". Wetterfrosch will ich ihm nicht sagen. - Gestern Nacht hat er auf Winter umgestellt. Vorher ist er jede Nacht draussen gewesen. Mein Bett war Fremdland. Aber letzte Nacht hat er auf meiner Bettdecke verbracht, wie er das winters meistens tut. - Eine neue Saison hat definitiv begonnen. Es gilt sich einzustellen. Unser Kater macht es vor.

Freitag, 25. September 2020

Winterschlafen

 Der Sommer ist vorbei und nicht nur dies - vier garstige, kalte, feuchte Herbsttage liegen vor uns. Einer ist schon fast vorbei. - Ich habe mir vorgestellt, ich mache einen ersten kleinen Winterschlaf. Kuschele mich in Warmes ein und gehe in mich. Dort, in mir, ist noch einiges an den richtigen Platz zu rücken. Ich träume ja ständig vom grossen Aufräumen. Jetzt habe ich Zeit, dachte ich. - Aber heute ist nichts mit Kuscheln und träumen. Ständig lauern kleine Pechstücke darauf, dass wir darüber stolpern. - Mein Whats App Konto ist abgestürzt. Gestern Abend. Seither habe ich Stunden damit verbracht, es wieder einzurichten. Vergeblich. - Reto musste im Coop um seinen Einkaufswagen fighten. Eine Dame behauptete partout, seiner sei der ihre. Lautstark schlug sie ihn fast in die Flucht, ehe sie ihre Handtasche an einem anderen Wagen entdeckte. - Ha, dann habe ich gekocht, und Reto hat später die Saucisson zu schneiden versucht. War fast der ganze Küchenboden voller Fett, das in hohem Bogen heraus gespritzt hatte. - Alles nur halb so schlimm. Um Whats App kümmere ich mich erst nächste Woche. Dann kann ich doch noch etwas winterschlafen.

Donnerstag, 24. September 2020

Tagebuch

 Ich schreibe Tagebuch und blogge, was sehr ähnlich, aber nicht gleich ist. - Beim Tagebuch Schreiben beschäftigt mich die Sinnfrage nie. Ich spüre, dass es mir gut tut, und dass sich Gedanken und Gefühle klären. Und manchmal kann ich etwas nachlesen. Wann waren wir das letztemal in der Toscana? Mein Traum von kürzlich? - Beim Bloggen frage ich mich oft, wen das interessieren soll, was ich da fast täglich eintrage. Da mein Leben nicht (mehr😉) spektakulär ist, habe ich auch keine Wahnsinnsgeschichten zu erzählen. Da ermutigt mich der Tagi-Magi-Redaktor Finn Canonica:

"Jedes Leben ist auf seine Weise banal, aber gleichzeitig verdient alles, was geschieht, gleichermassen unsere Aufmerksamkeit." (Nr. 34, 22. August 2020)

Meine Aufmerksamkeit richtet sich gleich auf Retos Füsse, die ich mit MEINEM Johanniskrautöl massieren werde.

Mittwoch, 23. September 2020

Ein Satz zum Überlegen

 "Irgendwann fragte man nicht mehr, was man gewollt hatte; man betrachtete, was man bekommen hatte."                                                                                           Charlotte Link, Die Rosenzüchterin

Es muss am Alter liegen: Die Frau im Buch, die den Satz sagt, ist so alt wie ich. Wenn man/frau jünger ist, hat man Wünsche, stellt man sich das Leben in den schönsten Farben vor. Schaut man/frau nach vorne.  Dann ist man/frau älter oder alt geworden. Der Blick rückwärts wird häufiger. Ich habe mehr Jahre schon gelebt als ich noch leben werde.

Betrachten, was man bekommen hat. - Glücklich, wer mit Wohlwollen zu schauen vermag! 


Dienstag, 22. September 2020

Reto sieht etwas...

 ... und macht eine Geschichte daraus. 

Zum Beispiel: Am Strassenrand steht ein rotes, etwas verbeultes Auto, dessen Nummer im Inneren liegt. Vorne dran ein quergestellter Polizeitöff. Dahinter ein Polizeiauto. Mehrere Polizisten. Einer schreibt. - Reto erzählt: "Der Fahrer ist abgehauen. Jetzt müssen sie den Fahrer des abgestellten Autos suchen."

Zum Beispiel: Der Pöstler kommt mit einem Paket in der Hand auf unser Haus zu. Dann passiert nichts mehr. Reto erzählt: "Der Pöstler ist im Haus zum Apéro eingeladen worden. Das ist ihm noch nie passiert, deshalb hat er die Hecktüre des Paketpost-Autos offen gelassen. Ich passe jetzt auf, dass nichts weg kommt. Dann kann der Pöstler den Apéro geniessen."


Montag, 21. September 2020

Dominant für drei Tage

 In meinem Alter war mein Vater schon ein halbes Jahr tot. Gestorben an Darmkrebs. Ich werde die Zeit vor seinem Tod nie vergessen. So viel Leid und so früh musste er gehen. - Aus Vorsicht/Vorsorge gehe ich alle fünf Jahre zu einer Darmspiegelung. Das ist nicht schlimm, aber jedenfalls kein Vergnügen. - Seit Freitag musste ich aufpassen, nichts Körniges mehr zu essen. Gestern stand der ganze Sonntag im Zeichen der Vorbereitung. Znacht gab es keines. - Heute Morgen bin ich hin gegangen. Ich habe keine Ausrede gefunden, nicht zu gehen. Aber nach diesen drei Tagen ist jetzt gut. Alles sei bestens, sagte der Arzt nach der Untersuchung. Frei gesprochen für die nächsten fünf Jahre. Allerdings gibt es weit mehr Gründe zu sterben als eine einzige Krankheit. Heute freue ich mich am Leben. Morgen auch.

Samstag, 19. September 2020

Das Grillpoulet, die grünen Fliegen und Kater Nepomuk

 Ich gebe es zu, ich war heute nicht motiviert zu kochen. Deutlicher, ich wollte nicht kochen. Aber es gibt am Samstag in Oberwinterthur köstlich gewürzte Grillpoulets zu kaufen. Im Coop ein knuspriges Baguette dazu. Alles in den Garten gebracht. Wasser zum Trinken. - Kaum auf dem Tisch flogen die ersten grünen Aasfliegen herbei, die "gruusigen". - Herumgewedel von Reto und mir. - Nepomuk erwachte aus dem Katzentiefschlaf. Ein Duft hatte seine Nase gekitzelt. Er umrundete den roten Gartentisch und streckte seine Nase in die Luft. Achtete genau darauf, ob wir aufmerksam seien. Schnell auf die Knie von Esther springen, aber die schickte ihn weg. Dann wieder Fliegen wedeln. - Und doch war das Poulet köstlich, so köstlich, dass wir Erbarmen mit unserem Kater hatten, nicht aber mit den grünen Fliegen. - Nepomuk hatte sich beleidigt zurückgezogen. Als wir ihn zu seinem Futtergeschirr riefen, blieb er misstrauisch sitzen. Später stürzte er sich auf die feinen Häppchen und liess kein kleinstes Fitzelchen stehen.

Freitag, 18. September 2020

Neue Briefmarken

 Meine Beste Freundin hat mir manchmal Briefe mit Sondermarken geschickt. Da bin ich auf den Geschmack gekommen. Und die Post hat mich am Wickel. Die schicken mir regelmässig derart einfache Bestellscheine mit oft schönen neuen Briefmarken. Da kann ich nicht anders als bestellen. - Gestern sind die Neuen eingetroffen - Globi und Street Art. Gleich versorge ich sie, wohin sie gehören, bevor sie die Reise antreten. - Vor unendlich langen Jahren hat mir Freundin Moni ein Schächteli gefaltet. Aus Papier, grüngelb marmoriert. Ich falte die Briefmarkenbogen so, dass sie im Schächteli genau Platz haben. Heute Nachmittag schreibe ich sicher einen Brief. Welche Briefmarke? So eine schöne Auswahl!

Donnerstag, 17. September 2020

Wie eine Königin

 Die Freudenkreisübungen (Feldenkraisübungen) heute waren schräg. Wir mussten immer wieder die Zunge rausstrecken. Mal einfach so, dann in rechte, linke Mundecke, hierauf gen Nase und endlich Kinn wärts. - Das war natürlich nicht alles. Rechte Hand auf linke Schulter, mit linker Hand rechten Ellbogen fassen und nach links führen. Nicht vergessen, mit der Zunge in die angegebene Richtung lecken, Kopf leicht rollen und atmen. Okey, nun alles seitenverkehrt. Eine Stunde lang. - Dann war ich auf dem Heimweg und sass wie eine Königin im Bus. Rücken gerade, Nacken beweglich wie nie. Ich schaute huldvoll rechts und links nach den Leuten und dachte an Pfarrer Kari Muoser. Einmal war ich mit ihm durch Schattdorf gefahren, wo er früher "gepfarrert" hatte. Er hob huldvoll die Hand im Auto und grüsste links und rechts - niemand sah ihn.

Mittwoch, 16. September 2020

Eine Feige

 Wenn du gewartet hast. Im Frühling, dass das Feigenbäumchen nicht erfriert. Im Sommer, dass es nicht verhagelt wird. - Wenn du gewartet hast, ob sich Früchte bilden. Gewartet hast und gewartet hast, dass sie grösser würden. - Sie wurden nicht grösser. Wenn du trotzdem die Hoffnung nicht aufgegeben hast. Wenn du die Früchte immer wieder gezählt hast. Und gewartet hast. Gewartet hast. - Und dann, Mitte September, eine Frucht bläht sich auf, wird grösser, dicker, weicher, violetter. - Jetzt nur noch warten, bis du denkst, sie ist reif, die erste Feige dieses Jahres. - Wenn du so lange gewartet hast, dann ist es ein grosses Glück, diese reife, saftige, süsse Feige mit Reto zu teilen und sie zu geniiiiiiessen!

Dienstag, 15. September 2020

Oh, wie schön - ein SommerFerienTag

 Kurz entschlossen fuhren wir gestern an den Untersee nach Gottlieben. Reto hat für uns direkt am Wasser einen Tisch in noblem Restaurant reserviert. Geniessen ohne Worte.



Weil Reto das so gern tut, sind wir nachher mit dem Schiff bis Stein am Rhein gefahren. Ganz gemütlich und mit Wind in den Haaren (meinen!).

Sonntag, 13. September 2020

Spiegeln

 So sagen die Urner Oberländer*innen, wenn sie mit dem Feldstecher etwas anvisieren. Auf der Göscheneralp laufen die Männer (fast) immer mit dem umgehängten Feldstecher herum. Spiegeln immer wieder. Mit Geduld. Mit Interesse an der Natur. Sehen Tiere, die ich nicht entdecke. - Spiegeln. Etwas zu mir her holen, das entfernt ist. - Im Tagesanzeiger Magazin vom 15. August ist das Schauen durch den Feldstecher das Hauptthema. - "Ein Erlebnis jenseits der Reizüberflutung des Alltags". - Der Autor lobt "das reine Schauen", das kein Sammeln von Trophäen sei wie etwa das Fotografieren. - Er schreibt, dass wir mit dem wahllosen und massenhaften Fotografieren das Sehen verlernen. Wir haben gar keine Zeit mehr, uns das einzelne Bild einzuprägen. Und er meint wirklich "ein -prägen", das Bild soll in uns eingehen. Sind wir mit dem Feldstecher, dem Spiegel, unterwegs und entdecken mit viel Ausdauer einen unbekannten Vogel, eine Gämse, einen Steinadler, werden wir uns daran erinnern. Werden wir eine Geschichte haben. - Kinder können mit dem Feldstecher Geduld und Gelassenheit einüben. Sagt der Autor.

Samstag, 12. September 2020

Magisches Johanniskrautöl

 Mit grosser Sorgfalt und viel Geduld habe ich mein erstes Johanniskrautöl angesetzt und diese Woche abfiltriert. Heute hat Reto eine Fussmassage damit bekommen. Beide Füsse und bis zu den Knien. Sorgfältig und behutsamkräftig. Johanniskraut sei eines der wichtigsten magischen Kräuter, habe ich mehrfach gelesen. Sei es! Jedenfalls duftet es so fein, dass man glatt davon heil werden kann. Ich wünsche mir sehr, dass Reto bald wieder ohne Schmerzen gehen kann. Wünschen ist auch magisch. 

Freitag, 11. September 2020

Erzählungen über die Generationen hinweg

 Ich habe heute Morgen mein Gottenkind besucht. Mami von zwei Kindern. Tüchtige Frau. Wir sind sofort in grossen Gesprächen gewesen. Eine Tasse Tee in der Hand, und ab ging es vom hundertsten zum tausendsten. Viele Erzählungen von den Kindern. Sie hat von Sohn und Tochter erzählt. Ich habe auch von Sohn und Tochter erzählt. Das ist lustig, weil meine Kinder in ihrem Alter sind und ich natürlich von der Enkelin hätte erzählen müssen, damit Vergleiche möglich wären. Aber es muss nicht verglichen werden. Erzählen ist wichtig. Sich hören, sich spüren, ohne sich in die Arme zu fallen (Corona). Und immer wieder die Wüstenspringmäuse im grossen Terrarium beobachten. 

Donnerstag, 10. September 2020

Zungen Muskelkater

 Donnerstag - Feldenkraistag. Manchmal sage ich "Turnen für alte Frauen", aber seit kurzem ist ein Mann in unserer Gruppe. - Heute habe ich wohl zum ersten Mal in meinem Leben mit der Zunge "geturnt". Ich zähle jetzt nicht auf, wofür man die Zunge so brauchen kann. Normalerweise. "Turnen" gehört kaum zu dem, woran man/frau so denkt. - Seitenlage, Kopf rollen, mit der Zunge an die Wange tippen. Natürlich innen drinnen. Und dann wie immer: Alle Varianten durchspielen. Kopf rechts, Zunge links, Schulter nach vorn, und was noch alles. Vor allem alles auch umgekehrt. - Irgendwann hat meine Zunge genug vom ungewohnten Herumturnen. Gerade habe ich denselben Gedanken, als Leni fragt: "Haben wir morgen alle Zungen Muskelkater?"

Mittwoch, 9. September 2020

Gestern fort und heute nicht

 In vier Wochen waren wir dreimal im Kanton Uri. Schade, dass die Reise so lang dauert; ich ginge noch öfter. 💓 Und doch bin ich froh, dass ich heute nicht unterwegs bin. Ein Tag ohne Maske. Nicht in meinem Gesicht und nicht in demjenigen von anderen, die ich beim Spazieren sehe. Gestern war es echli gruselig. So viele, viele Leute im Zug. Fast alle mit Masken. Meine Theorie, dass vor allem junge, rebellische Männer sich dem Gesichtsschutz verweigern, hat Risse bekommen. Oder Maskenfalten. Gestern waren es fast nur alte, eigensinnige Mannen, die gar keine Maske trugen oder die Nase frei liessen. Trotzige Runzelgesichter. - Ich werde neue Theorien entwickeln und mich weiter gruseln und meine Haare weiter wachsen lassen. Ich bin am liebsten zu Hause, aber nicht nur.

Montag, 7. September 2020

Erneut Montag

 Gestern Sonntag habe ich viel über vorgestern Samstag nachgedacht. An die Menschen gedacht, die wir bei einem Geburtstagsessen wieder einmal ganz wirklich sehen konnten. Ich durfte vis-à-vis des Geburtstagskindes sitzen. Sie habe ich am Schluss auch umarmt. Vernünftig oder nicht, manchmal muss etwas sein. - Alle zwölf Menschen kennen wir aus der Kirche. Und "Kirche" war auch ein Hauptthema. "Kirche" als Institution, mit der wir alle Mühe haben. Aber auch "Kirche St. Ulrich", die eine Heimat für viele ist. - Ich habe lange überlegt, ob ich von meiner Albe erzählen will, die ich verrissen habe. - Ich habe es getan. Erzählt. Und gefühlt, wie richtig es (für mich) war. Richtig und wichtig, ein Kapitel zu schliessen. Mit der Institution Kirche zu brechen. Dennoch aber nicht das Kind mit dem Bad auszuschütten. Ich bleibe vielen, vielen (Kirchen)Menschen verbunden. Heute Montag spüre ich vor allem Dankbarkeit. 

Samstag, 5. September 2020

Hin und her gerissen

 Die Stimmunterlagen für den 27. September liegen auf dem Pult. Ich habe mich kundig gemacht. Ich habe hin und her abgewogen. Ich habe mir meine Meinungen gebildet. Ich könnte zur brieflichen Stimmabgabe schreiten, wenn nur nicht diese Sache mit dem Wolf wäre. - Es nennt sich "Änderung des Jagdgesetzes". - Ich gebe zu, ich bin keine Freundin des Wolfes. War ich nie. Aber ich bin eine Verfechterin der Biodiversität. Da gehört der Wolf dazu. Soll man ihn verschärft regulieren dürfen? - Als Städterin müsste ich dagegen sein. Der Wolf hat seine Bedeutung in einem Gesamt. Sicher! Klar! - Aber ich lebte (nur) fünf Jahre im Urner Oberland. Ich habe das Meiental vor Augen mit seinen Schafen, die Göscheneralp mit den Geissen. Da und dort ist der Schutz der bäuerlichen Tiere vor dem Wolf schwer einzurichten. - Meine Stimmunterlagen bleiben vorerst liegen. Der Wolf ist schuld.

Freitag, 4. September 2020

So war es

 Gummifäden zwar gestern gefunden, aber farblich assortierte Bändel sind viel schöner an den Bäbihüten. Kaya war zufrieden mit der Grossmutter. Die Grossmutter war zufrieden mit sich selbst.


Was sollten wir weiter tun? - Ich hatte da noch eine Frage: "Kaya, ich habe einst ganz viele Kugeln in verschiedenen Grössen und aus unterschiedlichen Materialien gesammelt. Du hast damit gespielt, als du klein warst. Soll ich sie behalten oder weiter geben?" - "Behalten. Können wir alle Kugeln in der Wohnung zusammensuchen? Wir spielen dann Ballschule." - Das Hütekind kam auch noch dazu. Wir suchten Bälle und Kugeln bis hin zu Baumnüssen und der Strumpfkugel. Auch die Kartoffel, die später in der Gemüsesuppe landete, durfte Ball in der Ballschule sein. - Die beiden Mädchen waren die Lehrpersonen. Reto und ich mimten die Schüler*innen. - Oh, war das streng! Bälle fangen, prellen, rollen, ständig in Bewegung. Aber auch schön war es und einfach superspannend, was die Kinder schon drauf haben an Ideen. Aber dann lockte der Opa des Hütekindes. Er spielte Akkordeon im Garten. Weg waren die Kinder. (Aber sie halfen aufräumen, zum Glück!)

Donnerstag, 3. September 2020

Wo sind die Gummifäden?

 Keine Zeit für lange Geschichten. Kaya kommt zu Besuch. Sie will mit ihren Bäbis spielen. Umziehen, hinaus in den Garten mit ihnen... Ich soll den zwei Sonnenhütchen Gummifäden anmontieren...

Mittwoch, 2. September 2020

Das Steinchen

 Ohne Brille sehe ich wirklich nicht mehr gut. Aber ich weiss, dass das graudunkle Knäuel mit Strichen dran wie Sonnenstrahlen eine Spinne an der Badzimmerdecke ist. Ich finde den richtigen Lippenstift im Schränklein. Nur, was ist der dunkle Punkt in der Badwanne? Schon zwei Tage rätsle ich brillenlos herum. - Insektenkacke? Gartenerde? - Heute habe ich ihn berührt, den dunkelgrauen Punkt: Ein Steinchen! Zwei Millimeter lang, eineinhalb breit, dreidimensional. - Wie kam das Steinchen in die Badwanne? Mit dem Schirm vielleicht, den wir da zum Trocknen aufspannen? - Es kam jedenfalls aus ferner, ferner Zeit auf dem Gletscherrücken daher. Wurde abgelagert. Heisst Sedimentgestein. War vielleicht viel grösser. Rollte in der Eulach herum. Verlor an Volumen, aber nicht an Schönheit. Kam mit uns nach Hause, als wir den Pegelstand der Eulach betrachten gingen nach dem grossen Regen. - Ich mag das Steinchen. Jedenfalls viel mehr als das eine Tierchen, das mit mir das Bett teilt. Bettwanze oder Katzenfloh? Ich lebe in Symbiose.

Dienstag, 1. September 2020

Hände in den Schoss

 Ich werde am Samstag liebe und überaus tüchtige Frauen im Pensionsalter sehen. Die werden fragen: "Was machst du so?" - Sie meinen damit nicht, dass ich einkaufe, koche, Badzimmer regelmässig putze, gern die Stube wische, ungern und selten abstaube, gelegentlich aufräume, ein bisschen handarbeite und so weiter und so fort. - Die meinen: "Was machst du ausserdem? Wofür setzest du dich ein? Was tust du Wertvolles?" - Ich habe dann nichts zu bieten. Punkt. Punkt. Punkt. - Ich will nämlich nicht mehr. Ich bin pensioniert. Sollen nun Jüngere übernehmen. Ich schaue zu mir und zu Reto. Und zu Kater Nepomuk. Interessiere mich für meine Lieben, als da sind Kinder, Enkelin, Freund*innen (Verwandte inbegriffen) und Nachbar*innen. Ich lese, stimme ab, wähle (links). Ich lebe Nachhaltigkeit. Kaufe BIO. Fliege nicht. - Ich sitze immer öfter einfach unter dem alten Baum im Garten und lege die Hände in den Schoss. Ich bin im Ruhestand.