Mittwoch, 9. Mai 2018

Konzert am helllichten Tag

Reto hat gefragt, ob ich mitkomme. Das "Musikkollegium Winterthur" spiele die "Brandenburgischen Konzerte" von Johann Sebastian Bach. Es sei eine öffentliche Generalprobe morgens um zehn Uhr. - Ich habe viele Jahre selber Geige gespielt, auch ein bisschen Bach. Sogar im Zofinger Stadtorchester. Und dennoch ist mir die Klassische Musik" verleidet. (Ich höre ein paar liebe Menschen aufschreien und "Banausin" rufen, aber ich will ehrlich sein, immer oder fast immer ehrlich!) - Heute habe ich mir vorgestellt, das werde so etwa eine gute Stunde, vielleicht anderthalb oder im schlimmsten Fall zwei Stunden dauern. Jedenfalls sagte ich Reto zu. Unterwegs verriet er mir, die Dauer sei zweieinhalb Stunden - bis halb eins?!? - Dann begann das Konzert - oder besser gesagt, der Dirigent fing an, aber nicht zu dirigieren sondern zu dozieren. Gute zehn Minuten Einführung, bis der erste Ton erklang. - Ich gebe aber unumwunden zu, dass es mir gefallen hat. Sehr! - Ich habe gemerkt, dass ich eben nicht nur hören sondern auch sehen muss. Dieser Dirigent in seiner Lebhaftigkeit! Wie er Klangteppiche weben kann. Wie er Dramatik in den Alten Johann Sebastian bringt. Wie er mit seinen grossen und kleinen, hoch ausgreifenden und eng bleibenden Bewegungen auch mich aufmerksam macht. - Aufmerksam macht? - Ja, aufmerksam auf ALLES! (Vom Konzertmeister morgen...)

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