Sonntag, 9. November 2014

Kontroverse um Betty Bossi

Steigen wir hoch ein: Ich habe kürzlich einen vielseitigen Bericht über den Spitzenkoch Andreas Caminada gelesen. Was er so kocht. Wie es schmeckt auf Schloss Schauenstein. - Der Berichterstatter war "bestürzt", ob des genialen Geschmacks der Speisen, die ihm für 249 Franken vorgesetzt wurden. Und er zitiert einen britischen Schriftsteller, dass es Kombinationen gäbe, "deren Beziehung nicht lediglich komplementärer Natur ist, sondern von einer höheren Schicksalhaftigkeit zu künden scheint - von einem Geschmack, den nur Gott erfunden haben kann."

Ehemann Reto hat uns gestern Abend verwöhnt mit einem Gericht nach Betty Bossi. Hackbraten, aber nicht so, wie ich ihn ganz gewöhnlich nach Mamma und Grossmamma koche. Reto hat lange gearbeitet am Herd. Käsestängelchen in die Fleischmasse gesteckt und Specktranchen darum herum gefügt. Sauce nach Rezept. Beilagen frei nach dem Koch. - Es schmeckte ganz hervorragend. Aber ob Gott den Geschmack erfunden hat?? - Solch hoch philosophische Fragen wurden beim Essen nicht erörtert. Aber Sohn Stefan warf ein, dass er Betty Bossi einfach blöd finde. Weil man zu fast jedem Rezept neues Küchenzubehör kaufen müsse. - Ich habe meine Gründe, weshalb ich die Angebotsprospekte, die immer mit der Betty Bossi-Zeitung mitkommen, sofort zum Altpapier lege. Und blöd oder ungeheuer bestürzend finde ich die ganze Gourmet-Entwicklung. Auf sehr hohem Niveau suchen wir ständig nach neuem Gaumenkitzel und ergötzen uns an göttlichen Kombinationen. Hat uns die höhere Schicksalshaftigkeit doch in ein Land gesetzt, wo das möglich ist!??

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