Mir läuft wieder mal die Zeit davon; ich hänge hintennach. Bin zum Beispiel immer noch in Thalwil mit meinen Studienfrend*innen. Im Atelier Otto. Am Freitag war das; heute ist Montag. Eine neue Woche. Aber ich freue mich immer noch über den wunderschönen Abend bei Moni. Ich freue und freue mich und bin dankbar, zu dieser kleinen Gruppe gehören zu dürfen. In das Atelier Otto werde ich wieder gehen. Weil es inspirierend ist. Ein guter Ort. Schade, dass ich keine Untermieterin sein kann. Lismen kann ich auch zu Hause.
Montag, 1. September 2025
Sonntag, 31. August 2025
Reto wartet auf seine Wurst
Einmal im Jahr gehen wir nicht nur zum Apéro zur Schloss-Schenke - wir essen dort Zmittag. Reto liebt die grillierte Schlosswurst sehr. Dazu gab es heute je ein Einerli Roten. Reto vom Hegemer, ich vom Barbera. Unter den Bäumen war kein Platz mehr frei, aber im luftigen Zelt war es auch gemütlich. Sogar da hörte man das gelbe Motorflugzeug vom nahen Flugplatz Hegmatten. Und ja, die Wurst war sehr fein, aber auch sehr heiss.
Samstag, 30. August 2025
Iss auf!
Dieser Imperativ steckt seit Kindertagen in jeder Faser meines Wesens und meines Körpers. Iss auf! Mach es fertig! Deshalb gibt es heute, wo Reto weg ist, für mich Brotsuppe. Deshalb habe ich fünf Löffelchen Holunderkonfi aufgegessen; das Gläschen ist schön leer.
Auf-essen, auf-räumen gehören ins gleiche Kapitel für mich. Mach es fertig! Bring alles in Ordnung! Darf nichts übrig bleiben! - Als ob man/frau das könnte! Leben ist doch eigentlich Chaos, das sich ständig erneuert.
Ich will einen neuen Blick auf das Thema etablieren: Vor das Auslöffeln schiebe ich die Frage: Macht es mir Freude oder gehorche ich dem Imperativ? - Fünf Löffelchen Holunderkonfi - jaaa, mmmhh! Zuerst aufräumen, dann an die Sonne? Sicher nicht! Jetzt ist Apéro-time für mich! An der Sonne!!!
Freitag, 29. August 2025
Heute gehe ich aus
Ich fühle mich ganz aufgeräumt. Beschwingt. Heute Abend treffen sich die "Ganz Wunderbaren Menschen" (GWUM) in Thalwil bei Moni. Ich lerne die Märchenbibliothek kennen und sehe meine Studienfreund*innen. Sieben an der Zahl sind wir, die dazu gehören. Ich werde zeitig gehen, so dass ich noch durch Thalwil flanieren kann. Was ich wohl alles erleben werde?
Donnerstag, 28. August 2025
Meine Kartoffelernte
Gestern war es trocken, und die Sonne schien. Ich habe meine 890 Gramm Kartoffeln aus dem Pflanzkübel gebuddelt. (Fast) jedes Jahr setze ich drei Kartoffeln mit kurzen Trieben in die Erde. Pure Nostalgie! Als Kinder haben wir jedes Jahr in den Frühlingsferien in der Finsterthüele "ghärdöpflet" (Kartoffeln gesetzt). Hand in Hand mit der Grossmutter. Sie hat gezeigt, wie die Abstände von Kartoffel zu Kartoffel sein mussten. Wir haben gelegt, die Erwachsenen haben zugedeckt und angehäufelt. Pure Nostalgie!
Mittwoch, 27. August 2025
Der Mittwoch ist mein Tag
Das beginnt beim Morgenessen. Reto will meinen Teller abräumen, dabei habe ich mein "Houderegomfi-Schnitteli" (Holunderekonfitüre-Brot) gar noch nicht fertig gegessen. Ich bestehe auf meinem Tempo und fühle mich dabei voll in Ordnung (nicht doof, weil langsam).
Ich lasse das Zmorge-Geschirr stehen; ich will zuerst mein Basilikum-Salz aufmischen. Es soll trocknen auf dem ausgebreiteten Küchentuch.
Ich hole Putzessig vom hohen Badzimmerschränkli. Nicht mit dem blöden weissen Hocker, der mich kürzlich abgeworfen hat. Ich trage einen guten, schweren Stuhl ins Bad. - Na, auch erledigt. Stuhl zurück am Pult. - Jetzt will ich ans Geschirr.
Am Abend ist Reto im Kirchenchor, und ich mache TV-frei. Self-care! Ein duftendes Vollbad. Kleider für morgen aussuchen. Lesen. Mein Mittwoch!
Montag, 25. August 2025
Über den Sommer
Heute sind unsere beiden Mädels wieder zum Mittagessen gekommen. Über den Sommer sind aus Kindern Jugendliche geworden. Uuu-lange Beine und überhaupt - sie wachsen mir über den Kopf. Aber das ist nicht alles: Sie sprechen anders. Sie bewegen sich anders. Sie sind neu. Ich muss sie neu kennenlernen. Reto und ich empfinden es als Privileg, ihren Gesprächen unter Freundinnen zuhören zu dürfen. Wir erfahren, wie es in der Schule zugeht. Wie eine Geburtstagsparty vorbereitet wird. Wie sie kommunizieren - über Mamis Handy oder das eigene. Dass in der Kochschule zubereitete Ofenkartoffeln sogar der jungen Dame schmecken, die sonst Kartoffeln nur als "Pommes" mag. Aber "bhüetis", die Grossmutter soll sich dennoch nicht einfallen lassen "Härdöpfustock" zu machen! - Die Zähne putzen die beiden immer noch ziemlich schludrig. Nicht ladylike.
Sonntag, 24. August 2025
Mein Jahrbuch 1949
Braucht der Mensch eine Chronik des Jahres, in dem er geboren wurde? - Das versuchte ich heute Morgen ab sechs Uhr herauszufinden. Senile Bettflucht. Die Zeit nutzen. - Ich blätterte also das schöne Buch, das ich zu einem Geburtstag geschenkt bekommen hatte, Seite um Seite durch. Leider sehr Deutschland lastig. Aber ich bekam ein Gefühl für die Zeit, aus der ich komme. Nachkriegskind, aber in Deutschland waren die Trümmer längst noch nicht weggeräumt. Wohnungen fehlten ob all der schrecklichen Zerstörung. Israel war ein Jahr alt und musste sich wehren gegen die umliegenden arabischen Staaten, welche diese Staatsgründung vehement ablehnten. Mao ergriff in China die Macht. - In die Ferien fuhren nur ganz wenige, die es sich leisten konnten.
Ich wurde 1949 geboren. Sehr lange wusste ich nicht, dass mein Vater im Krieg in Basel unsere Grenze verteidigt hatte. Für mich als Kind war die Welt in Ordnung, und sie wurde immer besser. Wir konnten uns Ferien leisten, als ich in die fünfte Klasse ging. Aber nach meiner morgendlichen Chronik-Lektüre ist mir klar, dass mein Vater und ich nicht aus derselben Zeit kamen. Es ist gut, sich hie und da zu fragen, woher man kommt. Woher die anderen kommen. Aber das ganze Buch mit all seinen Details brauche ich nicht mehr. Markante Seiten habe ich heraus gerissen; der Rest ist Altpapier.
Samstag, 23. August 2025
So viel zu Nachhaltigkeit
Gerade noch hatte ich einen nachhaltigen Kleiderversand: Waschbär nannte er sich. Ein paar Jahre lang habe ich ab und zu, wenn ich genug Kleidergeld hatte, bestellt, was mir gefiel. Lieblingsstück war mein weinroter Wintermantel. Ich habe ihn getragen, bis er fast auseinander fiel. So kuschelig warm und erst noch nachhaltig! - Aber jetzt musste Waschbär Insolvenz anmelden. Überlebt nicht. Zu wenig KundInnen. Das betrübt mich.
Freitag, 22. August 2025
Meine Jeans fordern mich
Ich bin stolz auf mich: Ich habe Jeans von "Circular Vision 360°" gekauft. Das Versprechen ist, dass mindestens 20 % meiner "neuen" Jeans aus recycelten alten gefertigt wurde. Das entspricht meinem Denken zu Nachhaltigkeit. Freue mich. Die Welt hat neue Ideen.
Aber hallo, frau nimmt etwas in kauf mit "Circular Vision 360°". Meine "neue" Jeans reisst da und dort und dort auf. Zum Beispiel dort, wo die Taschen aufgenäht sind. Auch vorn neben der Gurtschlaufe. - Was tun? Enttäuscht sein und die Jeans entsorgen? - Meine Kreativität ist gefordert.
Ich nähe Stöffchen über die maroden Stellen und erfreue mich weiterhin an den neuen, alten Hosen. Die werden wohl immer spezieller werden. Passt!
Donnerstag, 21. August 2025
Nichts und alles
Reto ist notfallmässig Herr Präsident vom Kirchenchor, und ich bin nichts. Ich bin überaus gerne nichts. Bar aller Rollen und Titel und Funktionen. Nicht einmal Kräuterhexe will ich sein und schon gar nicht "Lismitante" (Strickfrau). Auch keine Leseratte und keine "Gute Köchin". Dass ich einstmals Theologin war, habe ich schon fast vergessen.
Ich tue das alles gern - Kräuter sammeln und wissen, wofür sie gut sind; warme Sachen stricken und mich darin einkuscheln; Bücher lesen und meinen Horizont erweitern; fein kochen und all die Düfte und Geschmäcker in der Küche einsaugen und Reto beim Kreuzworträtseln unterstützen mit den Namen der biblischen Propheten. Das alles tue ich gern, aber es definiert mich nicht. Ich bin nichts und kann alles sein, was ich gerade sein will.
Mittwoch, 20. August 2025
"Houderegomfi"
In Dänemark habe ich mit Kaya zusammen Mirabellen- Konfitüre gekocht. Schade, dass ich nur ein Glas voll mit nach Hause nehmen konnte. Mein Gepäck war auch so verboten schwer für eine Sechsundsiebzigjährige. Das kommt (auch) davon, dass ich in die Ferien immer so viel "für alle Fälle" mitnehmen muss: Kann ich zu Hause schon wissen, ob ich lismen, basteln oder nur lesen will! Kann ich wissen, ob es kalt oder heiss wird! Kann ich wissen, ob mich Mücken stechen oder ich den Fuss verknackse. "Für alle Fälle " nehme ich alles mit, obschon ich mir Jahr für Jahr vornehme: Diesmal nehme ich ganz wenig mit!
Die Mirabellen fielen uns sozusagen vor die Füsse, so, wie zu Hause die Holunderbeeren. Die Natur ist grosszügig. Manchmal. Jedenfalls habe ich drei Gläschen "Houderegomfi" eingekocht anstelle von mehr Mirabellen. Jetzt weiss ich am Morgen nie, ob gelb oder dunkelblau aufs Brot.
Dienstag, 19. August 2025
Ein Leben lang
Sie geht seit zwei Tagen in die Sekundarschule, und ich denke an meine Zeit in der Bezirksschule in Zofingen zurück. "Sie" ist unsere Enkelin, die sich seit einiger Zeit unglaublich in die Höhe streckt. Und es ist ja nicht nur die Grösse - sie verändert sich auch sonst rasant. Ob sie das selbst auch merkt? Nein, kein Kind mehr; sie ist eine Jugendliche ganz klar. Ihre Art zu sprechen, sich zu bewegen, sich zu verselbständigen - alles neu und noch ungewohnt. - Ich denke an meine Jugendzeit, die unterdessen unendlich weit zurückliegt. Und doch ist sie in mir. Ungetilgt. Wie auch mein Kindsein in mir ist. Meine Zeit als junge Erwachsene. Als Frischverheiratete. Als junge Mutter. Und, und, und (wie unser Freund Ernst Z. zu sagen pflegt). Wir verändern uns ein Leben lang. Wir bleiben die Gleichen ein Leben lang.
Montag, 18. August 2025
Unglaublich: schon 17 Uhr 37
Reto und ich waren gut zwei Wochen in Dänemark in den Ferien. Das Wetter war zuerst kühl, regnerisch, wechselhaft. Aber gegen den Schluss hin wurde es schön - und warm genug, um einmal schwimmen zu gehen im Meer. Unsere Tochter Judith mit Familie samt Yumi, der Hündin, war auf demselben Campingplatz in Nyborg am Grossen Belt, der Meeresstrasse zwischen der Insel Fünen und der Insel Seeland. Wir waren auf Fünen. Im Hintergrund sieht man die Strasse übers Meer.
Es waren wunderbare Ferien mit vielen Erlebnissen; ich bin ganz voll davon. Aber jetzt ist es Montag und schon 17 Uhr 55. Keine Zeit mehr zu schwelgen. Später am Abend ist Feldenkrais; muss mich bereit machen.
Donnerstag, 31. Juli 2025
Mich trennen fällt mir schwer
Es steht kein persönliches Drama an. Aber ich kann mich einfach nicht gut trennen. Zum Beispiel von unserer Katze, wenn wir in die Ferien gehen. Das leuchtet vielleicht noch ein, aber dieses hier: Kaya hat "Dier" statt "Dir" geschrieben. Kommt schnell mal vor. Neues Blatt, neues Glück. Alles paletti. Aber: Ich kann mich nicht trennen von "Dier". Es ist so schön gemacht. So wunderschön. Ich habe ein Wort gesucht, das mit "Dier..." begönne, aber ich habe keines gefunden. Auch nicht im Wörterbuch. Was mache ich nun mit "Dier"? Papierkorb geht nicht. Andere Idee? - Ich werde dann mal ein paar Tage Auszeit nehmen; vielleicht fällt mir etwas ein.
Mittwoch, 30. Juli 2025
Bella Italia wenigstens im Ofen
Reto findet es gut, dass ich heute den Backofen ausgiebig benütze: "So haben wir wenigstens eine warme Gute Stube!" - Mein Brot ist gelungen; jetzt wartet noch die "Parmiggiana di melanzane" auf die Ofenhitze. Wir werden Besuch bekommen. Zuerst werden wir uns trotz Kälte am kühlen Weissen laben - begleitet von prociuto cotto und crudo. Habe ich ja gestern eingekauft. Alles bereit. Ich esse noch meinen "apple a day". Und für einen kleinen Internet - Schwatz mit möglichen Leserinnen und Lesern hat es nun auch noch gereicht.
Dienstag, 29. Juli 2025
Prociutto crudo
Ich bin trocken in die Stadt gelangt; das ist schon fast ein Glücksgefühl in diesen Regenzeiten. Und weil Ferienzeiten sind, waren viele andere auch in der Stadt. Anstehen in der Natur - Drogerie, wo ich Arnika für die Ferienapotheke kaufte. Homöopathische Kügelchen. Bei Prellungen, Zerrungen, Arthritis und vielem anderen zu gebrauchen. Reto würde oder wird sagen, man müsse daran glauben, dass es nützt. Ich habe aber schon einmal erlebt, wie die Kügelchen gut taten. - Themenwechsel! In der Markthalle kaufte ich Rosmarinschinken und Rohschinken. - "Welchen Prociutto crudo hätten Sie gern?" - Auswahl unter sieben Möglichkeiten. Ich fand, das sei ja eine himmlisch grosse Auswahl. "Aber nein", meinte die Verkäuferin, "Sie sollten vor Weihnachten kommen; da haben wir Berge von Gutem." - Ich wählte heute den Rohschinken aus der Toscana. Beim Essen spielt dann die Erinnerung an Pinienwälder hinein. Voraus denken an Weihnachten mag ich aber noch nicht!
Montag, 28. Juli 2025
Starkregen
Ich erinnere mich nicht, dass wir in meiner Kinderzeit von "Starkregen" sprachen. Ich erinnere mich auch nicht daran, dass es manchmal schien, als leere der Himmel in nullkommanichts die Wolken aus, wie es jetzt manchmal ist. Heute Morgen waren wir einkaufen. Auf dem Heimweg platschte Starkregen auf uns herab. Die Tropfen klatschten auf unsere Schirme. Sie fielen auf Trottoir und Strasse und sprangen auf wie Gummibälle. Trotz Schirm mussten wir zu Hause trockene Sachen anziehen. Die Hosen klitschnass bis zum Knie. Zwar lachte ich in der unglaublichen Flut in kurzer Zeit. Aber manchmal ist mir nur noch bange: Wie geht das alles weiter mit uns und unserem Erdplaneten? Kriegen wir noch die Kurve, oder denken all die Viel- und WeitfliegerInnen, dass es nicht mehr drauf ankommt? Nach uns die Sintflut!?
Sonntag, 27. Juli 2025
Die Quintessenz bezüglich meiner Bücher
Bücher sind für mich Seelenbrot. Deshalb hat mich der Artikel eines Schriftstellers mit dem Titel "Die Bücher meines Lebens" interessiert. Aber ich kann mit seinen nährenden Büchern nicht viel anfangen. Ausser mit dem Kinderbuch "Pu baut ein Haus", wobei Pu der Knuddelbär von Christopher ist. Alles klar? - Ich bin ständig dran, gelesene Bücher zu sortieren unter den Aspekten von "behalten" und "kann weg". "Kann weg" bedeutet, ich stelle sie an die Strasse zum Mitnehmen. Oder sie kommen in so eine Telefonkabine o. ä., wo man Bücher tauschen kann. Im schlimmsten Fall zerlegt sie Reto in Karton und Altpapier. Mit dieser meiner Methode hoffe ich, dass "am Schluss" nur noch wesentliche Bücher in meinen Gestellen stehen. eben auch "die Bücher meines Lebens". Oder so etwas wie die Quintessenz meiner Leserei. Seelenbrot. Nur noch Seelenbrot.
Samstag, 26. Juli 2025
Ein Nachttraum wie ein Märchen
Ich bin als Volontärin irgendwo im Orient. Ich kenne niemanden und nichts, schon gar nicht die Sprache. Eigentlich bin ich der Meinung, dass ich mich nützlich machen sollte. Aber scheinbar wollen mir meine Gastgeber eine Freude machen: Sie bringen mich in einen Schönheitssalon. Da soll ich als erstes "schreiten". Danach will "frau" die Behandlungen festlegen. Ich torkle eher als dass ich schreite. Ich kann das nicht. Dann sitze ich auf einem Stuhl und beobachte, was vorgeht: Frauen werden gebadet, massiert, in grosse, weisse Tücher gepackt. Andere warten wie ich. Männer schlafen vor sich hin. Brauchen sie auch eine Schönheitsbehandlung? Mokkatässchen werden gereicht. Mir zeigt eine Angestellte, was ich nach der Behandlung zum Anziehen bekomme: Bunte Tücher, eben orientalisch. Und dann muss ich warten, warten, warten. Irgendwann beschliesse ich, "das da" nicht weiter zu erdulden. Ich will handeln, auch wenn ich nicht weiss, wo ich bin. Zuerst mal mit anderen Frauen ins Gespräch kommen.
Freitag, 25. Juli 2025
Brennnesselsamen
Donnerstag, 24. Juli 2025
Regentag
Zum Mittagessen kochte ich ein paar Bohnen und wollte im Garten Bohnenkraut holen. Dazu Thymian, Majoran und Schnittlauch für ein Joghurtsösschen. Es gab Gschwellti. - Also Bohnenkraut und so weiter holen. Gerade kein Regen. Beim Bohnenkraut noch kein Regen. Thymian und Majoran ein bisschen Nass. Schnittlauch sogenannter Starkregen. Bis ich in der Küche stand, war ich schon nass. - Gab es das früher auch - "Starkregen"? - "Früher" wird allmählich zu einem vielgebrauchten Wort; ich bin alt.
Mittwoch, 23. Juli 2025
Das Buch, das sich in dich verbeisst
Ich habe vor Wochen in der Buchhandlung am "Chileplatz" geschmökert. Neuerdings hat es um Bücher oft eine Banderole, auf der steht, was die Buchhändlerin zum Buch findet. Da stand, dass sich das Buch in die Leserin verbeisst. Ich fragte, was damit gemeint sei. Tönt nicht so positiv. Die Frau an der Kasse überlegte lange, wie sie mir erklären könnte, was sie gemeint hat. Ungefähr so: Man wird das Buch lange nicht mehr los. Es ist so eindringlich, dass man die Personen mitnimmt in das eigene Leben. - Ich habe das Buch "Ungebetene Gäste" fertig gelesen. Und ja, es nagt an mir. Es geht um Lügen und Verantwortung und wie man im Leben so oft scheitert. Man ist dem allem nicht wirklich gewachsen. Man ist der Wahrheit nicht gewachsen. Unangenehm. Nicht so positiv.
Dienstag, 22. Juli 2025
Superfood für den Winter
SportlerInnen sollen sie in ihr Müesli geben, und Reto und ich tun es auch: Getrocknete Brennnesselsamen. - Heute habe ich meterhohe Nesseln geschnitten mit Langarm - Bluse und Gartenhandschuhen. Die wunderschönen Samenzotteln! - Die Blätter kamen in eine blaue Tonne; Reto macht daraus Brennnesseljauche. Die Stängel brachte ich in den Kompost, den die Stadt abholt. Jetzt müssen die Samen trocknen, und ich habe Pause. Gleich siede ich Wasser für einen Schwarztee mit viel Kandis und ein paar Münzenblättern. Beim Trinken werde ich ein schweres Sudoku lösen (Multiform), und bald ist definitiv Feierabend mit Krimi on TV.
Montag, 21. Juli 2025
Kalligraphie
Kürzlich haben Kaya und ich Untergrundpapiere für spätere kalligraphische Bilder geschaffen. Heute nun waren die schönen Buchstaben gefragt. Was Kaya viel besser kann als ich. In der Schule in einem Workshop gelernt. Hier eines ihrer Werke:
Retos Beitrag bestand im "gute Laune Schaffen". Zum Beispiel so:
Sehr zufrieden haben wir alle drei dann einen Münzentee aus selbstgemachten Trinkröhrchen gesürfelt.
(Röhrchen aus getrockneten Halmen von Zierlauch geschnitten)
Samstag, 19. Juli 2025
Drei Bücher und ein Teekrug weniger...
Ich bin im Aufräum - Modus. Ich habe eine Kartonschachtel mit fünf Büchern, zwei bunten leeren Ordnern und einem schwarzen Teekrug an die Strasse gestellt. Aber jetzt ist starker Wind aufgekommen; wer weiss, wann es zu regnen beginnt. Ich habe hereingeholt, was übrig geblieben ist. Jetzt bin ich auf der Suche, was sonst noch weg kann. Beim Teekrug war es ganz einfach: Wer braucht schon zwei Teekrüge, wenn er/sie den Tee meistens sowieso in der Tasse zubereitet! Jetzt aber geht es ans Papier. Damit meine ich ach so wichtige Erinnerungen, festgehalten auf tausend und einer Seite. Adresslisten von Kindern, die mit uns vor einem guten Dutzend Jahren im Ferienlager waren. Unterlagen für einen tollen Bibelkurs mit meiner Freundin Moni. Vorbereitungen für Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten. Meine selbst formulierten Thesen für eine gute Jugendarbeit. Solche Sachen werden heute zu Altpapier. Schlimm ist nur, dass die Menge von Zeugs kaum abzunehmen scheint. Ich habe gelesen, dass wir durchschnittlichen EuropäerInnen 10'000 Sachen besitzen. Wenn man bedenkt, dass ich nur schon 154 Farbstifte habe!
Freitag, 18. Juli 2025
Immer wieder Christian Seiler
Er ist Reporter beim "Tagi-Magi", das ich so gern lese. In Nummer 24 hat er sich Gedanken gemacht über Geschenke, die er bekommt. Und er meint nicht die Geschenke zu Geburtstag und Weihnachten, sondern die Geschenke, die ihm das Leben macht. Tagtäglich, wer sie beachtet. Der Duft aus der Bäckerei, der ruft: "Frische Aprikosenwähe; komm und geniesse!" - Lachen mit Menschen, eine Umarmung von meiner Coiffeuse, das Stücklein dunkle Schokolade am Abend...Ich sage dem allem neuerdings "Glücklein".
Jetzt aber Christian Seiler im Originalton:
"Wir haben der Vergänglichkeit etwas entgegenzusetzen, nämlich Gegenwart: heitere, von jedem Kontext befreite Gegenwart. Dazu die Zuversicht, dass es diese Momente immer geben wird, weil wir es selbst sind, die sie herstellen."
Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Einfach mehrmals lesen! Und herstellen, herstellen!
Donnerstag, 17. Juli 2025
Sommerfrisur
Nina, meine tolle Coiffeuse, hat am Schluss ihrer Arbeit an mir gesagt: "Wir haben einen grossen Fehler gemacht." - Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. -"Wir hätten schon immer so kurz schneiden sollen; das steht dir gut, Esther."
Kann trotzdem sein, dass ich im Winter meine Mähne wieder wachsen lasse.
Heute bin ich mit luftigem Haupte nach Zürich gereist. Ich hatte noch einen Gratiseintritt ins Landesmuseum, den mir Judith geschenkt hatte. Er war schon ganz knitterig. Höchste Zeit, ihn einzulösen.
Das Landesmuseum in Zürich ist ein so verwinkeltes Haus, dass sich schon der Gang durch all die Säle lohnt. Treppauf, treppab, rechts, links. Mir hat das 300-teilige bemalte Service gefallen, das einstmalen die Stadt Zürich dem Kloster Einsiedeln geschenkt hat. Schön! Auch schön, dass die Mönche manchmal so viele Gäste zum Essen hatten! Stelle ich mir jedenfalls vor.
Eine Überraschung war eine Skulptur in einer Glasvitrine: Gottesmutter Maria im Wochenbett. Endlich mal! Sonst kniet die Maria in blauem Gewand mit anbetender Haltung an der Krippe. Völlig daneben in doppeltem Sinn.
Mein Tag mit mir war ein guter Tag. Ich plane bald den nächsten solchen.
Mittwoch, 16. Juli 2025
Feuerwanzen
Sie erinnern mich an einen Tag mit Stefan und Martin in Polen. Wir waren in einem Schloss und dann auf dem "Heimweg". An einem sonnigen Mäuerchen krabbelten und ruhten hunderte von Feuerwanzen. Jetzt ruhen und krabbeln sie bei uns im Gemüsebeet. Sie mögen Malven. Ihretwegen habe ich überhaupt herausgefunden, dass sie an einer Wegmalve saugen. Sie mögen es saftig.
Reto findet, sie nehmen uns etwas weg; mich dünkt, sie bringen uns etwas. Die frohe rote Farbe, wo doch erst wenige Tomätli reif sind.
Dienstag, 15. Juli 2025
Das Leben ist ein Ganzes
Es gibt Tage, da ist Sonne, aussen und innen. Und es gibt Tage, da ist Regen, aussen und innen. Je nach innerem Wetter bin ich in Gedanken an gelungenen Erinnerungen oder "abverheiten" (misslungenen). An solchen düsteren Tagen nage ich an alten Geschichten, die schwierig waren und vielleicht immer noch sind. Zum Glück weiss ich immer, dass das Leben ein Ganzes ist. Nach der Düsternis wird die Sonne wieder scheinen. Heute bin ich echli im Dunkeln. Wer weiss, was morgen ist. Ich freue mich auf Morgen.
Montag, 14. Juli 2025
Rasierschaum
Mein Zimmer riecht penetrant nach Rasierschaum, ja, nicht nur mein Zimmer, die ganze Wohnung. Unsere Enkelin kam zum Mittagessen und hatte, weil Ferien sind, Zeit zum Basteln mit der Grossmutter. Zuerst wussten wir nicht, sollten wir malen, Karten machen, Holz bearbeiten...Ich habe Tausenderlei an Bastelmaterial. - Beim Durchblättern von Bastelbüchern stiessen wir aufs Papiereinfärben. Das Papier könnte hernach fürs Lettering (Schönschreiben) gebraucht werden.
ALSO: Man/frau spritzt auf ein Blechreinpapier ordentlich Rasierschaum (den uns Reto grosszügig geschenkt hat). Mit einem Glaceholzstäbchen verteilt man/frau das weisse Zeug, lässt Tropfen von Farbe auf den Schaum fallen, zieht die Farben mit einem Zahnstocher auseinander und legt dann ein weisses Papier auf die bunte Schaumschlägerei. Andrücken, abziehen, Schaum wegtupfen, trocknen lassen. Fertig ist.
MACHT SPASS!!!
Sonntag, 13. Juli 2025
Wir wurden nass
Heute Morgen haben wir da und dort unseren Pflanzen im Garten Wasser gegeben. Ist ja nicht sicher, dass es ein Gewitter zu uns schafft. - Plötzlich lässt Reto seine Spritzkanne stehen und rennt, wie von der Tarantel gestochen, davon. Ich schaue ihm erstaunt nach, um gleich auch ein paar Sätze zu machen. Auf dem höchsten Balkon über uns giesst jemand mit dem Schlauch die Pflanzen. - Ohne auch nur zu ahnen, dass ein gut Teil des Wassers sich über uns ergiesst. Reto schreit: "Es regnet, es regnet!" und rennt in eine andere Ecke des Gartens. Der Wasserschwall hat ihn nochmals erwischt. Schliesslich stehen wir wie verschreckte Häschen in der Ecke unseres Gartens und warten, bis da oben genug gegossen ist. Wir sehen den Täter oder die Täterin nicht. Die Person hört uns nicht herumschreien und -lachen. Ja, wir lachen wie die Irren und schütteln uns wie die Pudel.
Samstag, 12. Juli 2025
Eine halbe Stunde, bevor sie kommen
On TV kommen die Männer an der Tour de France ans Ziel. Reto und ich sind auch auf der Zielgeraden für heute Abend. Wir bekommen Besuch mit Hund. Wir werden Lammleber essen; "wir" bezieht sich nur auf drei von fünf Menschen. Zwei bekommen Cevapcici. Reto hat Salat zubereitet und den Tisch gedeckt. Ich habe den Apéro bereit gemacht und die "Fleischer" vorbereitet. Fertig gekocht wird erst später. Für das Hundli habe ich drei Knabberli in einen Eierkarton gepackt. Kann Yumi dann "öffnen". Kurz vor dem Zusammenbrechen (hihi) habe ich die Wohnung gewischt und die Kissen akkurat auf dem Sofa verteilt. Mit Knick oben in der Mitte. Machen sie im Hotel auch. Jetzt ist ein bisschen Pause. Ob ich schon den Weisswein probieren dürfte?
Freitag, 11. Juli 2025
Alte FreundInnen
Wir waren eingeladen im Garten. Umschwebt von Schmetterlingen, Bienen jeder Grösse, "Rossbräme" (Pferdebremsen) und Spatzen. Wobei die Spatzen eher flatterten als schwebten. Einer flog mit einer zehn Zentimeter langen Heuschrecke im Schnabel zu Boden. Umwoben wurden wir von Blumendüften aus Hannas Naturgarten und Grillduft von Ernsts Kalbsbraten.
Wir sassen stundenlang am Esstisch und redeten miteinander, wie so alte Paare etwa reden. Über die Grosskinder und die Kinder. Über die Dankbarkeit, dass es uns (noch) gut geht. Über Vergangenes und über nur noch wenig Pläne. - Über die Begrenztheit des Lebens.
Wir sind froh, dass wir Freundin und Freund haben, die wir schon "ewig" kennen. Von denen wir wissen, woher sie kommen. Die wir gern wieder und wieder treffen.
Donnerstag, 10. Juli 2025
Alina Bronsky, Der Zopf meiner Grossmutter
Wie muss ein Buch sein, das ich gut finde? Muss ich alles verstehen? Muss ich einverstanden sein mit den Hauptfiguren? - Ich habe gerade wieder ein Buch ausgelesen.
Diese Grossmutter, die ihren Enkel behandelt, als wäre er nicht lebensfähig ohne ihre totale Kontrolle, kam mir zu Beginn wie ein Monster vor. Sie gibt ihm nur Breinahrung zu essen, weil er anderes nicht verdauen könne. Sie backt ihm eine superfeine Geburtstagstorte, aber er darf nur riechen daran. Davon zu essen würde ihn umbringen.
Der Grossvater sagt nichts. Sagt nichts zu dieser "Erziehung" und sagt auch sonst fast nichts. Dafür verliebt er sich in eine junge Nachbarin, die dann von ihm ein Kind bekommt.
Wer versteht diese Grossmutter, die ihrem Mann zum neugeborenen Sohn gratuliert und ihn hinfort respektvoll immer "Vater" nennt. Und sie kümmert sich mehr und mehr auch um die Nachbarin und das neue Kind. Auf ihre bärbeissige Art. Aber sie kümmert sich.
"Böse, witzig, rasant" nennt eine Kritikerin die Schreibe von Alina Bronsky. - Ich bin für ein paar Tage in eine mir fremde Welt geschlüpft.
Mittwoch, 9. Juli 2025
An apple a day...
Wenn ich bei Tante Bethli und Familie in den Ferien war, habe ich mich über meinen Onkel Ernst gewundert: Nach dem Mittagessen hat er ein paar wenige Minuten geschlafen und hernach kräftig in einen Apfel gebissen. Jeden Tag so. - Das englische Sprichwort "an apple a day keeps the doctor away" (iss täglich einen Apfel, dann brauchst du keinen Arzt) hat sicher seine Berechtigung. Ich habe auch begonnen, jeden Tag so eine feine Frucht zu essen. Die richtige Sorte ist wichtig, dass es auch wirklich nach Apfel schmeckt. Und dann - krach, krach und nochmals krach! Biss um Biss geniessen und daran glauben, dass meinem Magen geholfen wird. Viel weniger Magenbrennen, seit ich die ganzen Äpfel esse. Eine einfache Medizin ohne jede Chemie!
Dienstag, 8. Juli 2025
Kirschenzeit
Alle Jahre wieder erinnere ich mich so gern an die "Chriesibäume" in der Finsterthüele bei meinen Grosseltern. Der Grossvater hat die Leiter an die Bäume gestellt und sie als Erster getestet. Sie festgebunden mit einem Ledergürtel. In meiner Erinnerung waren es drei Bäume mit schwarzen Kirschen, einer mit Herzkirschen und einer mit gelben, zuckersüssen Chrieseli, die sonnenwarm und ein wenig klebrig waren. Mmmmhhh!
Bis heute war ich der Meinung, heutige Kirschen seien zwar mordsgross geworden, hätten aber viel an Geschmack verloren.
Aber heute hat Reto von "Geissberger" in Oberwinterthur schwarze Chriesi heim gebracht, die wirklich schmecken. So gut, wie ich seit Jahren keine mehr gegessen habe. Mmmmhhhh!
Montag, 7. Juli 2025
Wie eine Freude machen?
Letzte Schulwoche vor den langen Sommerferien! Reto und ich wollen den Mädels eine Freude machen mit Essen, das sie lieben. "Pommes frites", sagt Reto , und ich stimme zu. Hatten wir sehr lange nicht mehr. Dazu Würstchen und feinen Salat. Ein Kirschen-Dessert der besonderen Klasse mit weisser und dunkler Schokolade, eine Art Blechkuchen.
Die Mädels kommen herein. Eine sagt: "Ich weiss, wonach es riecht." - Die andere meint: "Hoffentlich nicht Pommes, hatte ich gestern Abend." Auch Chriesi sind nichts Besonderes.
Das Essen war gut. Alle waren am Ende zufrieden und satt. Aber "Freude machen" - wie gelingt das noch? Ich möchte so gern, dass Zuneigung spürbar wird.
Sonntag, 6. Juli 2025
Fauler Sonntag
Gerade haben wir abgesprochen, dass wir am Abend auch nicht ans Brassband-Konzert gehen. Wir wollen heute faul sein. Zu Hause sein. Nicht viel tun. Dann haben wir Musse, dem Juni nachzuspüren, der so viele Highlights enthielt. Ich bin heute unglaublich dankbar für alles, was ich erleben durfte.
Samstag, 5. Juli 2025
Ein reicher, voller Geburtstagsabend
Wir waren gestern bei meiner Schwester eingeladen. Ihr Geburtstag. Mein Schwager hat kulinarisch wieder alles gegeben. Wir begannen mit selbstgebackenem Schlorzifladen und Kaffee. Nahtlos folgte der Apéro und hierauf das Nachtessen. Zum Dessert Glacé und selbstgebackene Bräzeli.
Das Essen machte den Abend noch nicht reich und voll. Zum Essen und Trinken gehörte das Schwatzen, das Lachen, das ernsthafte Reden, Umarmungen, Blicke...Mein Gottibub Fabian mit seiner Familie war auch da. Die drei Mädel schlugen Rad, köcherlten, waren laut, waren fröhlich und einfach nett und sympathisch.
Als wir heimzu gingen, war es immer noch hell, als wir zu Hause ankamen war es dunkel mit Mondschein (Halbmond). Heute sind wir immer noch voller Bereicherung vom schönen Fest. Merci!!!
Donnerstag, 3. Juli 2025
Den Tag nehmen, wie er sich anbietet
Für heute hatte ich keine Pläne, keine "to dos", nicht einmal Mittagessen hätte ich zubereiten müssen; Reto ass mit ehemaligen Kolleginnen im Restaurant am Eulachpark. Unterdessen ist Nachmittag. Was hat der Tag angeboten?
Am Morgen sah ich, dass der Kühlschrank sortiert werden musste; ich tat es. Auf dem Strickkorb lag grüner Stoff, aus dem ein Sommer-Shirt werden soll; ich nähte die Seiten und Schulternähte zu. Eine Freundin hat Geburtstag; ich schrieb ein Whats App, das sie freute. Ich kochte mir freiwillig aus Kühlschrank-Überbleibseln ein Zmittag, das erstaunlich fein war.
Wie aber ist es draussen? - Ich ging nicht laufen. Aber ich ass mein Dessert (Süssmostcrème) auf dem schattigen Sitzplatz. Nepomuk gesellte sich mir zu. Angenehm. Nur der Rasen gefällt mir nicht: mehr braun als grün. Ob der Himmel einen Platsch Regen anbieten könnte?!
Mittwoch, 2. Juli 2025
Ins Freie gehen...
Ich gehe fast nur noch ins Freie, wenn ich abgemacht habe oder es sonst unvermeidlich ist. Essen beschaffen. Ein Buch in der Telefonkabine gratis mitnehmen. Eine Freundin treffen und "Caffe freddo" trinken. Heute letzteres. Und mittleres.
Am Graben im Freien updaten wir Freundinnen uns über unser Leben. Wir sind mittendrin, da spaziert meine Schwester vorbei und schliesst sich uns an. Später entdeckt meine Freundin ihren Schwiegersohn barfuss unterwegs. Und noch später sehe ich einen ehemaligen Arbeitskollegen und bin nicht ganz sicher, ist er es unter dem Velohelm. Er ist nicht ganz sicher, bin ich es, alte Frau geworden. Wir schauen uns fest an - und sind es. Schöner kleiner Schwatz, ehe ich auf den Bus nach Hause gehe.
Ich weiss wieder, dass ich manchmal ins Freie MUSS, weil nur da sind die kleinen Überraschungen. Nur da erlebe ich etwas, das ich dann zu Hause erzählen kann. Hitze hin oder her. Kopf in den Sand bringt es nicht.
Dienstag, 1. Juli 2025
Nicht so ganz mein Tag
Ich schwitze, ohne etwas zu tun. Ich tue (fast) nichts und warte. Ich warte auf den Abend, wo ich nichts mehr tun muss. Und bei all diesem Nichtstun, tut es an mir. Ich habe sieben Stiche oder Bisse von Unbekannt. Das tut beissen wie verrückt. Dieser Beissschmerz tut zusammen mit der Hitze mein Hirn lähmen. Es tut nur langsam. Sagt: "Tu etwas gegen das verdammte Beissen." - Kälte soll gut tun. Ich tue mich zum Eisschrank bewegen. Ein Coolpack tut lindern. Dann tue ich vielleicht doch noch etwas Brauchbares. Ein T-Shirt für heisse Tage von Hand nähen. Ich tue dann mal...
Montag, 30. Juni 2025
Überraschungstag
Gestern bekamen wir ein Weihnachtsgeschenk: Stefan und Martin hatten uns unter dem Slogan "Für die lieben Sieben" einen Überraschungstag versprochen. - Wir fuhren samt Hund nach Flüelen und wanderten vom Bahnhof ins Reussdelta. Ich fand für uns alle einen Schattenplatz, und wir liessen uns zu Speise und Trank und angenehmem Bade dort nieder. Martin hatte einen Rucksack voller Eiswürfel dabei und darin eingebettet Weisswein und Bier. Echt, alles war noch wunderbar kühl! Stefan hatte an seinem freien Dienstag in Altdorf authentisches Urner Picknick eingekauft. Die perfekten Gastgeber, die beiden. Und Hund Yumi erwies sich als unkomplizierter Familienbegleithund. Schwamm sogar erstmals im Leben ganz kurz. Kaya war mutig und schwamm mit ihrem Götti Stefan auf die Badeinsel hinaus. Ein wunder-, wunderbarer Tag!
Samstag, 28. Juni 2025
Heute nur kleine Tour
Reto ist auf grosser Kirchenchorreise. Ich bin nur in die Stadt gefahren mit dem Zug. Und dies am Morgen, nachdem ich unseren Garten mit gefühlt hundert Kannen gewässert hatte. Warum sind überall Fahnen gehisst, die Busse beflaggt? - Ach, ja, das grosse Winterthurer Stadtfest läuft, das Albanifest. Aber ich schaute nur in die Marktgasse hinein und blieb wohlweislich in Bahnhofnähe. Bin ich FROH, dass niemand mit mir unbedingt an dieses Fest gehen will. In früheren Jahren haben wir das noch getan. Gehörte sich so. Aber jetzt als alte Frau muss ich so vieles nicht mehr. Nicht mehr fast ersticken in der Menschenmenge. Keiner leert mir sein Bier über den Rücken. Nicht in das Tesssinerzelt, das überfüllt ist, um eine Bandinella spielen zu hören. Alles gehabt. Von allem genug. Zufrieden sitze ich zu Hause in der kühlen Wohnung. Aber MORGEN! - Morgen wirds was geben: Die Burrisippe geht auf Überraschungsreise. Ganztägig. Heute kleine Tour, morgen grosse Tour.
Freitag, 27. Juni 2025
Ich bin stolz auf mich
Ich habe gerade in unserem Gärtchen einen Quadratmeter harte Erde umgestochen und gehackt. Auch die Steine aufgelesen, die herumlagen. Und einen Rest Blumenerde verteilt. So kann der kräftige Lavendel eingesetzt werden, den wir gestern bekommen haben. - Ich habe geschwitzt und meinen Rücken gespürt. War schon Arbeit!
Gleichzeitig und zeitlich an allen Rändern darüber hinaus schneidet Reto eine ganze Ligusterhecke. Ohne auch nur stolz auf sich zu sein. Normal! Macht man(n) halt! Ich muss ihn nötigen, eine Pause zu machen. Ich muss ihm "verbieten", noch heute zu Fuss neue Erde herbei zu karren. - Soll ich stolz auf Reto sein? Oder mir eher echli Sorgen um ihn machen?
Donnerstag, 26. Juni 2025
Gewittriger Tag
Wir hatten Besuch zum Mittagessen. Apéro draussen am grünen Tisch; die Sonne schien. Dann haben wir an den Esstisch in der Stube gewechselt. Der kalte Braten an Tomatendressing war sehr fein. Retos Kartoffelsalat der beste. Der Wein kühl. Die Glace fein aber hart. In meinen Kaffee goss ich kalte Milch.
Das Gespräch entsprach dem Wetter: Mal sonnig, froh, dann immer düsterer. Immer noch die Weltlage. In der Stube war es fast dunkel. Dann noch alle Ärger, die so plagen. Fast hätten wir Lampenlicht gebraucht, Erhellung auf jeden Fall. Am Schluss kriegten wir miteinander die Kurve. Das Schöne mehr beachten. Das Gute geniessen. Sorge tragen.
Mittwoch, 25. Juni 2025
Mir geht es gut
Ja, es ist wahr: Mir persönlich in meinem real existierenden Leben, geht es gut. Ich habe alles und mehr, als ich brauche. Meine sozialen Kontakte sind wunderbar. Abwechslungen machen mein Leben "süss". Am Morgen begrüsst mich nicht nur mein Ehemann, auch Kater Nepomuk will unbedingt von mit beachtet werden. Schnurr, schnurr. Mir geht es gut.
Und doch ! - Ich lese im Landboten immer die Kolumne von Johannes Binotto. Heute hat es klick gemacht: Ja, das ist es, was in allem Guten stört. Das Schlingern der Politik weltweit. Binotto redet davon, er sei seekrank an Land. Eine Übelkeit gegen die er nicht ankommt. Früher habe er spezielle Kaugummis gekaut gegen Seekrankheit oder Übelkeit im Auto. Soll er ein Medikament nehmen? - "Nein", schreibt er, "stattdessen ist es vielleicht manchmal ganz richtig, dass einem schlecht wird bei manchen Dingen."
Diese Art Seekrankheit ändert noch nichts. Aber sie wahr zu nehmen, bewirkt (vielleicht), dass man sich vermehrt dafür einsetzt, Kräfte zu unterstützen, die das Richtige tun. Und selbst möglichst das Richtige zu tun. Und niemandem nach dem Mund zu reden.
Dienstag, 24. Juni 2025
Wellentag
Die Schulen von Winterthur sind heute in Bewegung: Alle Schülerinnen und Schüler, die nach den Sommerferien neue Lehrkräfte bekommen, gehen heute ihre neue Klasse und ihre neuen Lehrpersonen besuchen. Unsere Enkelin wird in die Sek kommen und das Schulhaus wechseln. Zum Glück kommt eine Freundin in dieselbe Klasse. Also sind die beiden heute mit dem Velo ans andere Ende von Oberwinterthur geradelt. Gespannt auf das Neue, Unbekannte. Da kann ich nur Offenheit und Neugier wünschen. Wir müssen ja alle immer wieder im Leben Veränderungen bewältigen. - "Nichts bleibt, wie es ist. Es verwandelt sich und mich." schrieb Rose Ausländer in einem meiner Lieblingsgedichte.
Montag, 23. Juni 2025
"Glücklein"
Geben ächt viele "Glücklein" ein grosses Glück?? - Ich glaube schon. Mit meinem schlichten Gemüt kann ich mich enthusiastisch freuen über ein einziges Glückskäferlein/Marienkäferchen/Liebgottchäberli, auch wenn es ein asiatisches ist. "Liebgottchäberli habe ich sie als Kind genannt. Aargauerdeutsch. - Wenn dann noch ein Eidechslein über den Kompostrand guckt, hüpfe ich schon fast vor Freude. Und die Blumen, die Blumen, wie sind sie so schön!
Sonntag, 22. Juni 2025
Bezahlen im Hofladen
Es gibt einen neuen Hofladen in unserer Nähe. Heute Morgen beschloss ich spontan, mal vorbei zu schauen. Handy und Zahlkarte dabei. - In der Tür stand eine ältere Dame, die auf jemanden zu warten schien. Ah, auf mich oder einfach auf eine Person, die ihr beim Bezahlen ihres Einkaufs helfen konnte. Sie kam mit den Anweisungen nicht zurecht. Sprach mit der elektronischen Wand, statt darauf zu tippen am richtigen Ort. - Ich half ihr, und sie war voller Bewunderung für mein Können. Um ein bisschen vom Glanz loszuwerden, sagte ich, zu Hause mache der Ehemann alles mit dem elektronischen Einzahlen. Das könne ich nicht. Sie erzählte, wie sie es macht, und ich setzte noch einen drauf: "Unser Sohn geht mit Bargeld zur Post und bezahlt so." - "Ah", meinte sie etwas mitleidig, "kann er es nicht?" - "Oh, doch, er kann das, aber er will es nicht." sagte ich stolz.
Samstag, 21. Juni 2025
Kalte Füsse
Nicht zu glauben: Reto klagt über kalte Füsse. Dabei haben wir alles getan, um das Thermometer hoch zu treiben. Wir haben ein Feuer gemacht und Würste gebraten. Ich habe den Backofen eingeheizt und Zopf gebacken. Aber Reto hat kalte Füsse. - Nicht etwa, dass er Socken anziehen würde. Er steckt seine Bluttfüsse auch nicht unter einen Zipfel der Sofadecke. Vielleicht mag er es, an einem superheissen Tag als einziger kalte Füsse zu haben.
Freitag, 20. Juni 2025
So ein schönesFest
Gestern waren wir im Urner Oberland eingeladen zum 20-Jahr- Jubiläum des Seelsorgeraumes. Da war Musik, Prozession, Gesang, Gottesdienst, grosser Segen ("Vor dem Segen keine Apéro-Chips essen", sagte der für uns neue Pfarrer), Apéro, Umarmungen, Wiedersehensfreude, Älplermagrone mit Apfelmus, viel Kuchen, Diaschau ("Da warst du noch jung und schön", sagte Käri von der Göscheneralp zu mir), Freude, Freude, Freude. Heute sortiere ich Bilder vor meinen Augen, Gefühle in meinem Herzen und Klänge und Stimmen in meinen Ohren. Genug zu tun für einen Tag!
Mittwoch, 18. Juni 2025
Riesenlexikon Ausgabe 2000
Gekauft für mein Theologiestudium. Nicht amortisiert. Kann es bei Ricardo verkauft werden? - Mein Sohn lacht und sagt, was ich befürchtet habe: "Das will niemand mehr. Vergiss es! " - Ist ja auch wahr, ich google auch alles, was ich wissen will. Wer hievt schon einen der 24 Bände aufs Pult für eine läppische Worterklärung! Reto freut sich, dass er all die dicken Bücher zerlegen darf in Papier und Karton. Ich freue mich, dass er sich freut. Und genial: Ich darf nach eifrigem Putzen das Gestell neu einfüllen und dekorieren. Mein Charango (Saiteninstrument) von Chile steht jetzt zuoberst ohne Hülle. Wie ist es schön! Wie erinnert es mich an eine liebe, liebe Freundin und eine wunderbare Reise!
Dienstag, 17. Juni 2025
"Und jetzt geniessen Sie noch das Wetter?"
Ich war am Nachmittag in der Stadt Zahnbürsten kaufen - die guten, schönen von Curaprox. Wichtiger war der kleine, schwarze Reisewecker, den ich brauche, weil mein Handy immer noch seine Auszeit in Seelisberg geniesst. Auch Pensionierte haben Termine. Oder wollen die Siesta beenden, bevor es Abend ist. Der "Crescendo-Alarm" des kleinen Braun-Weckers wird mich auf die Beine bringen. - Die Kassiererin fragte: "Und jetzt geniessen Sie das Wetter?" - Sie muss noch länger an der Kasse stehen. Leider. - Ja, das Wetter ist wunderbar heute. Noch keine Bruthitze und eine lebhafte Biese. Aber statt das Wetter zu geniessen, bin ich in den nächsten Buchladen gegangen und habe geschmökert. Den letzten Büchergutschein umgesetzt und es sehr genossen.
Montag, 16. Juni 2025
Sabine und Linda
Die Mädels kamen zum Essen. Ich habe Spaghetti Bolognese gekocht. Mit Rüebli vom Markt und Kräutern vom Garten. So fein ich es nur kann. Kaya einen vollen Teller gehäuft. Einmal wegschauen, und sie hat alles verdrückt. So schnell geht das, wie sie gerade wächst. Sarina steht ihr wenig nach. Aber was heisst da "Kaya und Sarina"! - Heute waren sie Sabine und Linda, zwei Lehrerinnen. Plüschtiere ihre Schülerinnen und Schüler. Reto wurde zu Hans-Günther. Ich blieb, wer ich bin. - Dieses seltsame Alter, in dem die Mädels sind! Weder Fisch noch Vogel, sagte mein Vater damals, als ich zwölf war. Ich erinnere mich gut. Ich hatte das Gefühl, schon sehr erwachsen zu sein. Gleichzeitig war ich sehr verträumt. Dachte mich in andere Welten, andere Geschichten. Eben "Sabine und Linda".
Sonntag, 15. Juni 2025
Gut gemacht
Der Regen ist gekommen, und es donnert von ferne. Ich habe rechtzeitig alles an den Schärme geholt, was nicht nass werden soll. Zwiebeln geerntet fürs Mittagessen und Kräuter für das Schmorfleisch. Sogar frische Blumen sind eingevast. Das habe ich gut gemacht.
Dafür habe ich gestern Abend wieder einmal alles vergessen, was ich heim nehmen sollte und wollte am Ende von Kayas Geburtstagsfest: Hörnlisalat, der so gut passt bei uns. Lederresten, die Kaya nun doch nicht braucht zum Basteln. Aber Judith hat es gut gemacht und mir alles gebracht.
Jetzt will ich ein gutes Essen kochen und dabei in Gedanken nochmals an Kayas Fest sein. Gespräche, Eindrücke revue passieren lassen. Zum Beispiel die Art, wie Kaya ihre Geschenke ausgepackt hat. Überhaupt nicht gierig. Jedes einzeln gewürdigt und verdankt. Das hat sie gut gemacht.
Samstag, 14. Juni 2025
Weite Reise; nicht allein unterwegs
Gestern besuchten wir unsere Freunde auf dem Seelisberg. Vreny hatte wieder eingeladen, und Reinhard war auch mit von der Partie. Sepp grillierte feine Steaks und schenkte grosszügig allerlei Flüssigkeiten in unsere Gläser. Aber am wichtigsten ist, dass wir uns miteinander so wohl fühlen, so persönlich reden mögen. Dafür lohnt es sich allemal, zweimal dreieinhalb Stunden zu reisen. Allerdings waren wir gestern nicht die einzigen, die unterwegs waren. Bei weitem nicht! Ich bin noch nie so teuer im Zug gestanden wie gestern von Stans nach Luzern. Reto hatte vorgeschlagen, 1.Klasse zu nehmen. Das taten wir, aber nicht nur wir. So standen wir mit anderen zusammen und waren echli hässig, was rein gar nichts nützte.
Donnerstag, 12. Juni 2025
Das Gewöhnliche
Flüge nach New York bleiben verbilligt; es sind im Mai weniger Leute hin geflogen als letzten Mai. Wie schlimm! - Ich war nie in New York und werde auch nicht verbilligt hin fliegen. Ich habe es wie Peter Bichsel in Paris. Er verliess den Bahnhof nicht, weil er seine Vorstellung von Paris der Wirklichkeit vorzog. Ich kann ihn gut verstehen. Da stünde ich auf der Terrasse eines Wolkenkratzers, und was sähe ich: Ein Häusermeer. Strassenschluchten. Alles, was ich so gar nicht mag. - Ich mag das Gewöhnliche. Wenn ich es mir GENAU anschaue, wird alles faszinierend. Biodiversität im Gärtli. Gopf, da kräuchen und fleuchen Käfer, die ich noch niemals gesehen habe. Ich muss einem winzigen Spinnchen ausweichen, das gerade einen Faden zieht zum grünen Gartentisch. Schon gewusst, dass getrocknete Sellerieblätter würziger riechen als frische? Überhaupt - riechen! Stiefmütterchen duften. Katzenscheisse überzieht alles mit ihrem Gestank. Reto macht gerade Brennnesselgülle - oh, wie fein! - Ich gehe kochen. Etwas Gewöhnliches. Es wird duften und schmecken!
Mittwoch, 11. Juni 2025
Sommertime
So ein angenehmer, sonniger Tag! Voller Arbeit. Was zufrieden macht. Endlich habe ich die Ringelblumen versetzt. An fünf Orte zum Studium, wo es ihnen am wohlsten ist. Alle Kräuter sind frei geschnitten. Die Minze will sie alle umzingeln, was ihnen die Luft abschneidet. Stelle man sich vor! Und doch liebe ich auch den frischen Duft der Minze. Mache sicher noch Sirup daraus. Den liebt auch Kaya, die heute 12 Jahre alt ist. Ich bin sehr dankbar, ihre Grossmutter sein zu dürfen.
HAPPY BIRTHDAY, DEAR KAYA!
Dienstag, 10. Juni 2025
Kanadischer Rauch
Da freue ich mich seit Tagen auf die Sonne. Eine Sonne, die mich wärmt aussen und innen. Eine Sonne, die nicht zu heiss darnieder brennt. Eine Sonne, wie sie sein soll. - Aber sie ist nicht überzeugend. Weil der Himmel sie nicht lässt. Weil da Rauchschwaden ziehen von Kanada bis zu uns. Ein Waldbrand weit weg hat Auswirkungen auf uns. Alles ist mit allem verbunden. Wussten wir das nicht schon?! Aber meistens wollen wir es nicht mitbedenken bei unserem Tun. Plastikverpackungen? - Harmlos. Wegwerfkleider?! - Nicht schlimm. Öltanker auf dem Meer?! - Nur selten lecken sie.
Alles ist mit allem verbunden. Alles, was wir tun, hat Auswirkungen. Im Guten auch!!! - Blumen pflanzen, Kuchen backen, Liebeserklärung machen, Kompliment aussprechen, sich an älteren Kleidern immer noch freuen. Und, und, und. Auf ein Gutes!
Montag, 9. Juni 2025
Zuerst das Vergnügen und dann die Arbeit
Normalerweise soll man sich zuerst mühen, ehe man eine Belohnung zugute hat. Aber heute haben wir das umgekehrt. Zuerst sind wir zum "Bäumli" spaziert und haben von dort oben die ganze Welt gesehen. So kommt es mir vor. Oder dem Kind in mir. Auf der Terrasse des Restaurants "Goldenberg" hatten wir nur vor, ein Glas Sauvignon blanc zu trinken. Aber die fröhliche, nette, fürsorgliche Kellnerin brachte die Speisekarten, und Reto sah "Leberli und Rösti". - "Oohhh", seufzte er, und ich war grosszügig und sagte: "Bestell es; wir geniessen diesen schönen Tag!" Und wir genossen.
Am Nachmittag aber gings in den Dschungel, sprich in unser Gärtli. Schneiden, aufbinden, zusammenbinden - und mich von einer Wespe stechen lassen. Sofort ein Breitwegerichblatt zerkauen und auflegen. Binnen kurzem tat es nicht mehr weh. Weiter arbeiten bis fast um sechs Uhr. Jetzt ist gut. Wir sind zufrieden mit uns und (fast) der ganzen Welt.
Sonntag, 8. Juni 2025
Hindertsi ond vörsi (rückwärts und vorwärts)
Ein Tag ohne Pläne. Machen, was gerade einfällt. Nur die Essenszeiten einhalten. Reto war begeistert vom Gulasch, das ich gekocht habe. Was mich freut.
Herumdümpeln. Etwas von Palindromen lesen (Wörter, die vorwärts und rückwärts gleich heissen). Otto und Anna kennen wir alle. Hindertsi ond vörsi. Aber Rentner? - Reto ist ein Palindrom. Nein, natürlich nicht! Reto/Oter. Aber ein Rentner hindertsi ond vörsi ist er.
Mein (und dein) Handy zeigt ganze Listen von Wörtern, die Palindrome sind. Auch ganze Sätze. Aber jetzt ist genug. Ich dümple weiter. Du? - Tu erfreut - und das hindertsi ond vörsi.
Samstag, 7. Juni 2025
Afro-Pfingsten in Winterthur
Das gehört für mich zu Pfingsten: Durch den Markt von Afro-Pfingsten zu schlendern. Jedes Jahr kaufe ich ein paar "Chrälleli", was der falsche Name ist. Schon wegen des Preises, den ich nicht sage, weil ich sonst für verrückt erklärt werde. Die "Chrälleli" sind natürlich Handwerkskunst. Aus Keramik, Stück für Stück handgemacht. (?) Und die sehr, sehr, sehr nette Frau mit den türkisblauen Augen unterstützt mit dem Jute-Gilet, das ich gekauft habe, zwei Familien in Indien. (?) Ach, ja, und das 100% reine Rosenöl enthält eigentlich nur 10 % der kostbaren Flüssigkeit. Habe ich erst zu Hause mit der Lupe lesen können.
Und trotzdem: Ich liebe Afro-Pfingsten. Besondere Stimmung. Und alle sind so nett!
Freitag, 6. Juni 2025
Fast eine Einladung verpasst
Heute Morgen hat unser Schwiegersohn telefoniert: Wir sind morgen Abend eingeladen. Reto hat den Anruf entgegen genommen. - "Hat sie mein SMS nicht bekommen gestern?" fragte Harry und meinte mich. - "Nein", rief ich, "nichts bekommen." - Grübel, grübel, wie kann das gegangen sein? Ist es vielleicht so, dass ich, weil ich immer misstrauischer werde, eine Telefonnummer blockiert habe? War das vielleicht die Nummer von Harry, die ich nicht erkannt habe? Kann man blockierte Nummern wieder aufscheinen lassen? - Kann man! Ich kann das jetzt. Es war Harrys Nummer. Very, very painful! Bitte ihm keinesfalls sagen! Müsste mich ja ein bisschen schämen.
Donnerstag, 5. Juni 2025
Ein Tag zum...
Ich warte auf die Sonne. Heute macht es mich nicht an, spazieren zu gehen. Heute löse ich viele, viele Sudokus. Und warum nicht ein bisschen shoppen?! Aber einfach zu Hause am Laptop. Wenn es dann wieder heiss wird, und das wird es bestimmt früher oder später, brauche ich leichte Nachtwäsche. So heisst das in meinem Online-Shop. Aber statt Seidenpyjamas habe ich Beinchen-Unterhosen in schönen zwei Farben bestellt. Ist viiiiel günstiger. Oberteil sind bei mir alte T-Shirts. - Mit Vergnügen erinnere ich mich an das rosa Baby-Doll, das ich mir als junge Frau gekauft habe. So schrecklich von heute aus betrachtet. Jetzt muss alles bequem und praktisch sein. Und Farbe haben. Das immerhin.
Mittwoch, 4. Juni 2025
Ich lese...
Heute in der Zeitung unserer Region, dem "Landboten":
"Wir leben in einer Zeit, in der alles möglich scheint, und doch fühlen sich viele Menschen verloren...Könnte es sein, dass genau das unser Problem ist? Dass wir zwar alte Normen abgeschüttelt, aber keinen neuen Halt gefunden haben?" (Markus Freitag, Professor für Politikwissenschaft)
Der Herr Professor schreibt von schnellen Veränderungen und Orientierungslosigkeit. Mich beschäftigen genau diese Fragen schon lange. Wenn es keinen Konsens mehr gibt darüber, was ein gutes Leben ist, was recht und was unrecht ist, wie können wir uns noch verstehen? Keine verbindlichen Normen weit und breit. Das zeigt sich auch daran, dass der Bundesrat Entscheide des Menschenrechtsrates einfach negiert (Klimaseniorinnen). Es zeigt sich daran, dass ein Machtmensch wie Trump mit (fast) allem durchkommt. Es zeigt sich daran, dass der Klimawandel längst nicht alle beunruhigt.
Der Herr Professor fragt nach Strategien gegen die Orientierungslosigkeit. - Hat gestern unser Sohn gesagt: "Könnte es nicht auch wieder besser werden?" - Ich sammle Beispiele, wo es (echli) besser wird!
Dienstag, 3. Juni 2025
So schnell ist es Abend geworden
Heute ist der Götti von Kaya extra nach Winterthur gekommen, weil sie bald Geburtstag hat, er aber an ihrem Fest arbeiten muss. Der Götti unserer Enkelin ist unser Sohn Stefan. Er hat sogar einen selbstgebackenen Geburtstagskuchen mitgebracht und einen Brotaufstrich für Kaya, der sich "Kaya" nennt. Warum ich das alles im Detail weiss? - Weil es bei uns stattgefunden hat. Alle haben bei uns Zmittag gegessen und sich gefreut, ein kleines Fest zu feiern. Wo doch eigentlich erst der Alltag wieder begonnen hat nach unseren Ferien.
Montag, 2. Juni 2025
Normaler Montag
Die Mädels kamen zum Essen. Ich wagte ein neues Menü: "Geblatenen Leis mit Schnecken". Natürlich heisst das : Gebratener Reis mit Omelettenschnecken (gerollt und geschnitten). Der "Leis" erinnert mich immer an die Frau aus Laos, die das "r" nicht sagen konnte. Ich habe sie gut gemocht, aber aus den Augen verloren. - Mein Essen heute kam wunderbarerweise gut an. Es ist mega schön, dass die gross gewordenen Kinder unterdessen alles probieren und vieles mögen. Das "han i nid gärn" von früher kommt fast nicht mehr vor. - Heute Abend werde ich in die Feldenkrais-Gruppe gehen. Eben wie an einem normalen Montag. Können nicht immer Ferien sein!
Sonntag, 1. Juni 2025
So stelle ich mir das vor
Die Ferien sind (fast) aufgeräumt. Der Rasen ist mit Ach und Krach gemäht - zu hoch gewachsen und erst noch nass! So können wir heute zum Schloss, wo es Apéro gibt. - Da sassen wir, sürfelten unsern Weisswein, knackten Paprikachips. Eine alte Dame setzte sich an den gleichen Tisch, aber ans andere Ende, ganz, ganz ans andere Ende. Wollte nichts zu tun haben mit uns. Auch nicht, als ich sie grüsste und anlächelte von weit, weit. - Ist die Schlossschenke nicht eigentlich als Treffpunkt gedacht? - Da kommen zwei Laute, Fröhliche direkt auf uns zu. Bekannte von früher. Unser Wein ist getrunken, aber wir bleiben noch lange, lange. Plaudern über alte Zeiten. Über Menschen, die wir fast vergessen haben. Und es ist gut. Es ist genau so, wie ich mir das im besten Fall vorstelle.
Samstag, 31. Mai 2025
Vom Schnee in den Hochsommer
Verrückt, was das Wetter mit uns macht! Gerade waren wir dem Schnee noch sehr nahe , und jetzt sind dreissig Grad am Schatten nicht unmöglich. Wir hatten keine Zeit herum zu lamentieren. Der Kühlschrank war so gut wie leer. Der Garten überbordet. Zuerst also einkaufen. Auf Wein im Coop gibt es Prozent. Die Erdbeeren sind aus der Ostschweiz. Morgen gibt es Spargeln. Am Nachmittag hatte ich geplant, mit meinem Handy, das nicht tut, in die Stadt zu gehen. Viel zu heiss! Kann warten bis nächste Woche. Auch mal interessant, wie oft ich googeln möchte und nicht kann. - Der Holunder blüht, was er kann; also setzte ich Sekt an. Und dann suchte ich meinen Zitronenthymian unter Zitronenmelisse und Minze. Gefunden und frei geschnitten. Aber jetzt ist genug. Feierabend ist so eine schönes Wort! Dabei nicht vergessen, dass es vielen Menschen in der Schweiz und anderswo nicht ums Feiern ist. Dies nicht vergessen!
Freitag, 30. Mai 2025
Zurück aus den Bergen
Zwei Wochen in unserem geliebten Guarda! Arriveir hat der Mann auf der Post gesagt, auf Wiedersehen. Ich habe zur Antwort gegeben: "Aber sicher!" - Jetzt aber heisst es auspacken, Kater flattieren und morgen in die Stadt gehen. Handyladen, weil meins tut gerade nicht. Macht nichts, macht auch nichts, dass im Garten Wildwuchs ist. Morgen werden wir schauen und tun; heute Abend kommen wir an, kommen wir einfach nur an.
Freitag, 16. Mai 2025
Lasst uns froh und munter sein...
Gestern war ein Wundertag: Wir waren zusammen mit Sepp und Vreny von Reinhard aufs Arni eingeladen. Zwar blies die Bise kalt daher. Einzelne Regentropfen fielen. Die Wolken flogen. Zu kalt, um im Freien zu speisen. Aber gespiesen haben wir, und die flachen Pouletflügeli kamen trotzdem vom Grill. Tranksame aller Art war zu unserem Wohlsein da. Bester "Vieille Prune" ever! - Wir sassen und vergassen die Zeit. Hatten so viel zu reden. Auch zu lachen. Und zu trauern (um Kurt). Das ganze Leben. Auf der Heimfahrt im Zug war Sepp so glücklich, dass er lauthals Samichlaus- und Weihnachtslieder sang. Vreny war nicht so recht amused, aber lächelte trotzdem still in sich hinein. Reinhard hat uns einen Wundertag geschenkt!
Mittwoch, 14. Mai 2025
Seltsam glücklich
Sie ist weg. Heute Nachmittag habe ich meine Geige vertrauensvoll dem Herrn Geigenbauer übergeben. - "Sie wollen wirklich nichts dafür?" fragte er. Holte dann eine Fünfzigernote und sagte, sonst habe er ein schlechtes Gewissen. - Er hat mir auf meine Frage versichert, dass meine Geige wieder gespielt werden wird, und das macht mich seltsam glücklich. Auch, dass Kinder und Jugendliche recht oft die Geige als Instrument wählen. Und dass die Tochter des Herrn Geigenbauer auch Geigenbauerin ist. - "Dann hat Ihr Beruf Zukunft?" fragte ich. - Langes, zu langes Schweigen. Es werde immer schwieriger. Aber er könne sich keinen anderen Beruf für sich vorstellen. So vielfältig sei das. Und ja, natürlich baue er selber Geigen. Aber er vermiete auch. - Wird mein Instrument ein Mietinstrument? Sie wird wieder gespielt; sie ist mehr wert als fünfzig Franken.
Montag, 12. Mai 2025
Ich habe gefragt
Seit Jahren steht meine arme Geige mit gebrochenem Steg (und gebrochenem Herzen) im Keller. Schon so lange wollte ich in Oberwinterthur beim Geigenbauer vorbei gehen und fragen, ob ich ihm mein vernachlässigtes Instrument abgeben kann. - Heute habe ich es getan. Der Herr Geigenbauer ist sehr, sehr nett. Und ja, er nimmt meine Geige in Obhut. Schaut, ob sie noch gespielt werden kann und sucht einen Menschen, der/die besser mit ihr umgeht als ich. Geld will ich keines dafür. Aber ich kann doch so ein Instrument nicht zum Kehricht stellen mit einer Abfallmarke dran. Versteht er, der Herr Geigenbauer. Fast werde ich ein bisschen sentimental: ACHT Jahre Unterricht hatte ich auf dieser Geige. Und später habe ich im Stadtorchester Zofingen damit zweite Geige gespielt. Wirklich, das ist ja schon fast eine Karriere.
Sonntag, 11. Mai 2025
Saison eröffnet
Die Schlossschenke ist seit Anfang Mai am Wochenende wieder in Betrieb. Wir waren heute Morgen erstmals in dieser Saison dort. Wir tranken unser Glas Weisswein und knackten je ein Päckli Paprika-Chips. - So muss es sein. So ist Frühling. Die Segelflieger schweben, und die Mauersegler düsen über den Himmel. Herr Rohner, der Chefinitiant des Schlossvereins (?)stellt eine lange Leiter an einen Nussbaum, weil da oben ein Schuh baumelt. Aber weder der mutige Knabe, noch seine schlaksige Schwester erreichen den Turnschuh. Der Vater der beiden schaut von weither zu. Das Unternehmen wird abgebrochen; wem gehört der Schuh? Wir können weiter. Rund um im Schlossgarten mit seinen vielen "Pro spezie rara-Pflanzen". Die Stachelbeeren sind schon recht gross; ich muss meinem Sträuchlein noch besser zureden.
Samstag, 10. Mai 2025
Keine einzige Honigbiene
Hummeln gab es in unserem Garten, Wespen, Wollschweber, Wildbienen, einen kleinen bunten Schmetterling, mir unbekannt. Eine Turteltaube in unserer Scheinakazie (Baum). Hin und her fliegend. Baut sie womöglich ein Nest? Aber keine einzige Honigbiene haben wir gesichtet. Alarmierend. Dabei geben wir uns grosse Mühe und kaufen lauter Blumensetzlinge, die Bienen anlocken sollen. Meine Hände sind gartenrauh. Aber schön war es, zu hacken und zu setzen. Das Giessen nicht vergessen.
Freitag, 9. Mai 2025
Was wohl wird?
Gerade sind wir nach drei Stunden wieder heim gekommen. Es fühlt sich an, als wären wir lange, lange fort gewesen, als hätten wir eine grosse Wanderung gemacht. Alles nicht wahr. Wir waren nur auf dem Friedhof Rosenberg und haben den Grabstein von Göttis Grab gereinigt. Dann haben wir blühenden Salbei in Weiss und Blau gesetzt und hernach die Urnenwand besucht, hinter der Mamis Asche ruht. Dort haben wir abgeräumt, was äusserst vertrocknet war, und ein Körbchen mit verschiedenen frischen Blumen hingestellt. Dann heimzu. Aber es ist Freitagabend. Dichtestress für Menschen und Busse. Das Gegenteil vom Friedhof, der immer "unbewohnter" wirkt. Viele Grabfelder sind abgeräumt. Was da wohl entstehen wird? Wo die Menschen nicht mehr in Reih und Ordnung begraben werden wollen. Lieber verstreute Asche unter Bäumen oder in Gewässern, auf Bergen, in Seen...
Donnerstag, 8. Mai 2025
Nachtessen individuell
Reto und ich essen zusammen Zmorgen. Zusammen Zmittag. Zusammen Znacht. Und nicht nur zusammen, sondern auch dasselbe. Ausser am Sonntagabend. Da ist meist der Hunger klein, und jedes nimmt sich, was noch drin liegt - eine Banane, Trockenfrüchte, echli Käse ohne Brot. Manchmal aber hat der Eine Gluscht auf Eiersalat, was die Andere nicht riechen mag. Oder die Eine will Brennnesselspinat, und der Andere gekochten Spinat in keiner Form. Zum Zmittag heute konnten wir uns einigen: Lauch aus dem Garten, Kartoffeln und Saucisson. Heute Abend fahren wir individuelle Teller auf: Reto macht sich Eiersalat (den ich nicht riechen mag), und ich esse Apfelwähe aus dem Tiefkühler, aufgebacken. Guten Appetit!
Mittwoch, 7. Mai 2025
Lismete (Strickerei)
Ich habe versucht herauszufinden, wie lange auf Erden schon gestrickt wird. Aber niemand weiss das so genau. Dafür habe ich eine Erklärung gefunden, was "Stricken" sei: "Stricken ist das Herstellen textiler Maschengebilde aus Garnen durch Fadenumschlingung, wobei die Maschen einer Reihe nacheinander gebildet werden." - Alles klar? - Für mich ist "Stricken" Entspannung. Ein wohliges und oft wolliges Unternehmen, das zu etwas meist Brauchbarem führt. Einer Decke, einem Pullover, Bäbikleidchen. Keine Socken; diese strickt uns meine Schwägerin von Altdorf. Dank sei ihr! - Ohne "Strickete" bin ich nicht ganz. Mein Handarbeitskorb steht rechts von meinem Pult. Zugedeckt mit einem Tuch, weil unser Kater Wollknäuel auch liebt.
Dienstag, 6. Mai 2025
Katzen
Heute habe ich gelesen, dass man wirklich, wirklich angezeigt werden kann, wenn man Nachbars Katze "anfüttert", weil man sie doch viel lieber hat als der Nachbar - und sie diesem abgewöhnen will. Eines Tages geht sie überhaupt nicht mehr nach Hause, weil Futter und Streicheleinheiten überaus reichlich sind in der Wohnung nebenan. Das kann den Anfütterer oder meist die Anfüttererin mehrere hundert Franken Busse kosten. Dazu ist der Frieden in der Nachbarschaft wohl ziemlich ramponiert. - Also bei uns ist eine Art Gegenteil am Laufen. Ein neuer Kater aus dem Tierheim wäre gäbig zu haben. Aber eigentlich will Mister Nox gar niemandem gehören. Gar in keine Wohnung gehen. Frei leben und miauen, wann es ihn ankommt. Gerne nachts vor Nachbars Fenster.
Montag, 5. Mai 2025
Baby-Kreuzspinnen
Vor einigen Tagen, als scheinbar der Sommer kam, ging ich wie oft durch unser Gärtchen und schaute mir alles genau an. Die Radiesli keimen, der Schnittsalat wächst. Ich kam zum Feigenbäumchen und entdeckte "in der Luft" schwarze Pünktchen. Näher heran. Ein bisschen hinein blasen. Die Pünktchen bewegen sich und entpuppen sich als winzig kleine Spinnchen. Alle haben acht Beinchen. Alle eilen auf einem Gespinst dahin und daher. Viele, ganz viele sind sie. Baby-Kreuzspinnen sagt mir Google. Sie bleiben noch einen Moment beieinander. Später lassen sie sich vom Wind in die Welt hinein wehen. Irgendwo bleiben sie hängen und spinnen ihr erstes eigenes Netz(chen). Möchte ich gern sehen, das eine und das andere.
Samstag, 3. Mai 2025
Ich glaube, es waren 17
Unsere Freundin hat Gäste eingeladen, um mit ihnen ihren Geburtstag zu feiern. Reto und ich waren darunter. Ausser ihrem Sohn und ihrer Enkelin kannten wir niemanden persönlich, aber manche Namen hatten wir schon gehört, wenn unsere Freundin bei uns war. Jetzt bekamen wir Gesichter dazu. Roswitha, Ilse, Barbara, Margot, Laura...oh, ich habe schon wieder viele vergessen. Ich glaube, wir waren zu siebzehnt am Tisch. Nur zwei Männer. Erschreckend, wie viele Frauen ihren Mann schon verloren haben. Aber wunderschön, dass so eine fröhliche Stimmung herrschte (oder fraute?). Wir kamen nur mit wenigen direkt ins Gespräch, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass unsere Freundin interessierte und interessante Frauen um sich hat. Das gönne ich ihr sehr.
Freitag, 2. Mai 2025
Philosoph auf dem Wochenmarkt
Wir standen an für Salat. Der Mann vor uns meinte, in zwei Stunden kämen wir spätestens an die Reihe. Ich meinte locker: "Wir haben Zeit; wir sind pensioniert." - Ein Wort ergab das andere. Wir sprachen davon, dass immer "jetzt" ist und wir nichts anderes haben als "jetzt". Sich nicht grämen um Vergangenes, nicht sorgen um Künftiges. "Jetzt". - Ich fragte, ob er Philosoph sei. - "Früher", meinte er, "hätte ich ja gesagt, aber jetzt weiss ich, dass ich nichts weiss." - Augenzwinkern hin und her. Wir kennen unseren Sokrates. Er und ich sind ältere Leute, und mit dem Älterwerden begreift man erst, wie wenig man/frau weiss. Immerhin, warf ich ein, könnten wir noch dazu lernen. Und das ist wunderbar - und tut dem Gehirn gut. - Ich seufzte, mein Gehirn sei eine Wundertüte. - "Sagen Sie das nicht!" meinte er entschieden, "das Gehirn, jede Zelle hört mit. Bekräftigen Sie, dass alles gut ist, dann ist es gut." - Wir waren dran für Salat. Fast ein bisschen schade!
Donnerstag, 1. Mai 2025
Müde, aber zufrieden
Mittwoch, 30. April 2025
Im Schweisse meines Angesichts
Kürzlich hat ein Kind gefragt: "Wie ist es eigentlich, wenn man immer Ferien hat?" - Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was gemeint war. Aber natürlich, von Kindern aus gesehen haben Rentnerinnen immer Ferien. Das haben wir gestern ausgenutzt, als wir picknicken und wandern waren mitten unter der Woche. Aber was ist mit heute? - Zu tun überall! Kann der Garten in einem Tag zuwachsen? Roden, roden. Ausgerissenen Efeu zu Kränzen flechten. Verblühte Tulpen auf eine Decke betten zum Austrocknen. Aus drei Eigelb, die Reto hinterlassen hat feine Mandelguetzli backen. Heruntergerissenen Saum an Retos Hosen flicken. Knopf an meine Bluse nähen. Risotto kochen. So viel Salz dran, dass wir verlorenes wieder auffüllen können. Verloren durch den Schweiss, der all die Arbeit von Pensionierten verursacht.
Dienstag, 29. April 2025
Wanderprojekt Oberwinterthur - Aarau
Heute fuhren wir zum Hauptbahnhof Zürich. Wir waren riesig gespannt, wo wir Wanderwegweiser finden würden. Wir brauchten kaum drei Minuten. - der gelbe Wegweiser wies uns zum Landesmuseum und dann an die Limmat. Er verhiess, dass wir in gut sechs Stunden in Baden sein könnten. - Wir kamen nur bis nach Höngg, mit einem Umweg übers Werdinselchen, wo viele Menschen, vor allem Männer, ihren ganzen Körper sonnten. Sie lagen im grünen Gras zwischen gelbem Hahnenfuss und wurden braun. - Wir picknickten auf einem roten Bänkli und verteidigten unsere Cervelats gegen diverse Hunde. Einer sabberte vor lauter Gluscht Retos Hosen voll. - Die Sicht über die Limmatlandschaft war betörend.
Gern hätten wir irgendwo Kaffee getrunken, aber auf dem Weg zurück fanden wir kein Restaurant, nicht einmal ein "wüstes". Schliesslich fanden wir wenigstens die Tramstation "Hardturm". Zurück im Hauptbahnhof nach 2 1/2 Stunden wandern trank ich Apérol Spritz und Reto heissen Kaffee. Es war sehr, sehr schön, aber jetzt müssen wir unsere müden Glieder zur Ruhe kommen lassen.
Montag, 28. April 2025
Kayahäuschen renovieren
Die Mädels haben sich für heute Nachmittag angemeldet: Sie wollen das Häuschen im Garten renovieren. Ich habe nicht so genau gewusst, was sie sich darunter vorstellen, aber echt, das war viel Arbeit. Ausräumen, putzen und darüber staunen, wie viele Insektengespinste überall klebten, nebst toten Spinnen, Wespe lebendig und Wespe tot - und Mäusekot. Aber putzen mit dem Wasserschlauch macht ja auch Spass. Moos entfernen mit Retos Spachtel auch. Am Schluss wurde das Häuschen mit Ölkreide schön gemacht. Perfekt!
Samstag, 26. April 2025
Das Highlight des Tages kommt noch
Heute vor 45 Jahren wurde uns ein Kind geboren; Judith sollte es heissen. - Unsere Tochter ist längst kein Kind mehr, aber unser Kind bleibt sie doch. Wir haben das Glück, dass sie in unserer Nähe wohnt und wir sie oft sehen. - 45 Jahre ist sie alt, und ich glaube, es ist das erstemal, dass ich mir überlege, von wem hat sie eigentlich mehr - von den Burris oder von den Hallers. Damit meine ich nicht Haarfarbe oder so, sondern Eigenschaften. Aber ich überlege mir das erst, ich bin noch zu keinen Schlüssen gekommen. Und ich werde heute Abend nicht Detektivin spielen, wo wir bei ihr eingeladen sind. Ich freue mich einfach, mit ihr zu feiern! Gratulation, liebe Judith!
Freitag, 25. April 2025
Leandra
Leandra ist eine der Frauen, die alljährlich einen Tag bei uns verbringen, worüber wir uns immer sehr freuen. Leandra hat Reto, mich und Enkelin Kaya eingeladen, bei und mit ihr in Intschi einen Tag lang zu filzen. Sie ist eine Künstlerin - nicht nur im Filzen. Und sie ist die Frau, die einen Viergenerationen- Haushalt zusammenhält. Und die Frau, die "vorige" (nicht mehr gewünschte) Tiere aller Art in Obhut nimmt. Sie ist eine meiner Heldinnen.
Gestern Morgen vor acht Uhr sind wir Kaya abholen gegangen, gespannt auf den Tag. Zug nach Zürich. Zug nach Erstfeld. - Stopp! - Vermeintlicher Zug nach Erstfeld. Fröhlich plaudernd schauten wir auf den Zürichsee, den Zugersee, den Lauerzersee und den Vierwaldstättersee. Gedachten in Erstfeld auszusteigen. Aber seit wann kommt vor Erstfeld ein Tunnel?? - Der Tunnel war der Gotthardtunnel; unser Zug hielt in Erstfeld nicht, erst wieder in Bellinzona. Wie ist das nur gekommen? Reto überlegte dies und das, aber Kaya sagte: "Grosspapi, zerbrich dir nicht den Kopf darüber." Und dann lachten wir.
In Bellinzona fuhr bald ein Zug zurück nach Göschenen, wo uns Otti, Leandras Mann abholte mit dem Auto. Bald schon sassen wir am grossen Esstisch und genossen Gitzi, Kartoffelstock, Gemüser und Salat. Natürlich schauten wir uns alle Tiere an, die Leandra im Moment behütet: 42 Kilo schwerer, lieber Hund, Katze, die immer Hunger hat, Güggel so gross, wie wir noch nie gesehen hatten, Kaninchen in allen Kaninchenfarben, Schildkröten, Laufenten, Aquariumfische, Achatschnecke.
Erst jetzt ging es ans Filzen. Ich einen Ball, Reto ein Vögelchen, Kaya eine Schale und ein grosses Herz, in das Hundehaare von Yumis Mamma verfilzt wurden. Glücklich, sehr glücklich fuhren wir nach Hause.
Mittwoch, 23. April 2025
So eine nette Kassiererin
Nach dem feinen Kaffee am Graben in der Sonne trennten wir uns, Reto und ich. Jedes von uns machte seine eigenen Besorgungen. - Ich suchte neue Jeans im Coop-City und fand sie auch nach längerer Anprobiererei. Ich hasse es. Und ich verrate meine Hosengrösse niemandem. Aber immerhin bekam ich ein Trösterchen in Form von 30 % auf alle Kleider, also auch auf meine Elefantenhosen. - Die Einsparung verjubelte ich sofort im oberen Stock: Ich kaufte mir ein 300er Puzzle. Ein Faultier inmitten von Natur. Ab an die Kasse mit dem Fund. Ich klaubte aus meinem Portemonnaie viel Münz heraus. Mühsam, aber das Lederding war eben voller, voller Münzen. Und dann stimmte mein Betrag nicht, weil es auch auf Puzzles 30 % gab. Die Kassiererin sah mein perplexes Gesicht und meinen vollen Geldbeutel und sagte: "Leeren Sie doch alle Münzen hier vor mich hin. Wir zählen mal alle kleinen, dann gibt es Platz." - Tat es und hatte alle Zeit der Welt ganz für mich. Wohlfühlmoment! Mit schlankem Portemonnaie ging ich weg. Lächelnd.
Dienstag, 22. April 2025
Auge in Auge
Wir haben einen klitzekleinen Spaziergang gemacht. Um zu spüren, woher der Wind weht. Wie warm die Luft ist. Was im Park wächst und blüht. Wir haben einen stolzen Graureiher gesehen, dort, wo die Eulach gleich unterirdisch weiterfliesst. Und wie sie fliesst! Graureiher nimm dich wohl in acht! Das tut er auch. Er setzt langsam Fuss vor Fuss. Weiss genau, wo es glitschig ist. - Reto und ich sprechen zuerst über ihn, dann mit ihm. Wir hängen über die Brücke. Er steht untendran und schaut uns mit einem Auge an. Aufmerksam. Lang. Er hört uns zu - bilden wir uns ein. Jedenfalls fliegt er nicht weg. Schüttelt nur elegant sein Gefieder und verschwindet dann unter der Brücke.
Montag, 21. April 2025
Froher Ostermontag
Schon neigt sich unser Familienfest dem Ende zu, aber schön war es. Vor dem Dessert haben alle ein Büchlein wie das vor Reto bekommen. Wir haben einander reihum Osterwünsche hinein geschrieben oder etwas Schönes gezeichnet. Herzerwärmend. - Kaya hat sich dann von allen einen Lieblingssong nennen lassen, diese auf dem Handy gesucht und alle gefunden und der Reihe nach abgespielt. Der Schlusssong war "Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich..." von Herman van Veen.
Sonntag, 20. April 2025
Probeliegen
Morgen ist das grosse Osteressen bei uns. Aber schon heute habe ich mich versichert, dass der Lammgigot auf dem Backblech Platz hat. Er musste probeliegen. Zuerst auf der Platte; da habe ich ihn eingesalzen. Dann auf dem Blech. Supi, Herr Luzza braucht nicht zu kommen mit der Knochensäge. Hab ich doch gewusst. Ich kenne die Masse meiner Küche im Schlaf.
Samstag, 19. April 2025
So viele Leute
Dabei habe ich gelesen, dass Zehntausende wegfliegen über die Ostertage. Zehntausende! - Warum hat es dann trotzdem derart viele Leute im Coop? - Buben, die der Mama sagen, was sie wollen an Schokoladezeug. Esther und Reto im Gegenverkehr: Dessert vergessen dort vorn. Kirschtörtli und Vanillecornet. Man/frau gönnt sich etwas. Wenn wir schon daheim bleiben. Herr Luzza, unser Metzger, will nicht glauben, dass ich die Lammkeule mit dem ganzen, langen Knochen will. Er sei dann am Ostermontag nicht vor Ort mit der Säge. - Drei Kassen sind offen, was nur noch selten vorkommt. Und die Wartezeit ist trotzdem beträchtlich, besonders weil die Kundin vor uns ihre Bananen nicht auf die Waage gelegt hat. Sagt sie zur Kassiererin: "Sie oder ich?" Und die Angestellte eilt zur Waage. Schon ein bisschen frech. - Die Surprise-Verkäuferin wartet auf uns; sie trägt weisse, gute Turnschuhe, die unter dem langen, bunten Rock hervor leuchten. Der Kassenzettel zeigt einen Betrag an, den wir gut und gern für eine weite Flugreise hätten einsetzen können. Aber ich freue mich so auf" tutta la famiglia" an meinem Tisch am Ostermontag.
Freitag, 18. April 2025
Immer am Karfreitag
Karfreitag färben wir unsere Ostereier. Immer gleich: Reto mit buntem Seidenpapier, ich mit Kräutern, befestigt mit einem Stück Strumpf, gekocht in Zwiebelhültschen, die ich das ganze Jahr sammle. (Ich könnte noch verschenken oder verkaufen.)
Früher empfand ich Karfreitag als schweren, traurigen Tag. Jetzt sind alle Tage schwer und traurig vielerorts in der Welt. Das tut mir sehr leid. Und doch darf ich mich über die Blumen im Garten freuen. Die erste Klematisblüte ist heute aufgegangen. Und wir haben gut gegessen und ein Glas Rotwein getrunken. Das haben wir bei unseren Priesterfreunden gelernt: Dass man die Verordnungen von Rom nicht allzu ernst nehmen soll. - Jetzt widme ich mich ein paar Schreibereien. Mein Pult sieht aber auch aus!