Mittwoch, 12. August 2020

Ein Brunnen

Wenn ich, wie heute, beim Doktor wieder mal Blut abzapfen lassen muss, dann gibt es nachher eine Belohnung. Ich gehe mit mir selber zu Kafi und Müesli bei "Gottlieber". Ich geniesse und schaue und lasse Blutwerte Blutwerte sein. - Heute Morgen sass ich so, dass ich auf den langen Brunnen, schon fast ein Wasserbecken in oval geschwungener Form, schauen konnte. Tauben tänzelten auf dem Rand, nippten am Wasser, spritzten ein wenig, schubsten sich an, alles friedlich. Es kam ein junger Mann mit Folklore Rucksack. Er legte viel Grünzeug auf den Brunnenrand. Selleriekraut. Er wusch es sehr, sehr gründlich unter dem fliessenden Wasser(hahnen). Wusch und wusch. Steckte den grösseren Teil in den Rucksack und knabberte am kleinen Busch, als er weg ging. - Dann kam ein älterer Mann mit Strohhut auf dem Kopf und grünen Gummistiefeln an den Füssen. Hinauf bis zu den Knien. Sein oranges Gilet wies ihn als Stadtangestellten aus. Ist Brunnenputzer ein Beruf? - Jedenfalls war es eine Freude, dem Mann zuzuschauen, wie er gewissenhaft alles machte, um dem Brunnen Gutes zu tun. Mit einem Käscher Unrat herausholen. Mit dem Schrubber den Rand fegen. Dazwischen mit dem Spachtel etwas abkratzen. Viel Wasser benutzen. Auch den Stöpsel reinigen. Noch eine "Schwetti" Wasser über den Rand rundum. Dann waren wir - der Mann, der Brunnen und ich - zufrieden. Erfrischt. Erneuert.

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