Donnerstag, 22. August 2013

Goethe

Ich gebe es zu, ich mag Johann Wolfgang Goethe nicht. Zwar habe ich nicht sein Werk gelesen. Nur den "Faust"; den haben wir im Lehrerseminar "hindertsi ond vörsi" durchgenommen. Er, der Faust, stand jahrzehntelang in meinem Büchergestell, aber ich habe ihn nicht nach Winterthur mitgenommen. Mit Gretchen zusammen sage ich: "Mir graut's vor dir." Ich meine aber nicht den Heinrich, sondern den Herrn Geheimrat Goethe selbst. Seit eh und je betrachte ich ihn als herablassenden Klugscheisser. Besonders den Frauen gegenüber. Besonders seiner Christiane Vulpius gegenüber, die er sich jahrelang als Betthäschen hielt, ehe er sie heiratete. "Sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heide" passt dazu. Goethe hat das Lied gedichtet, das zum Volksliedgergut "aufstieg". Der Knabe, der das Röslein sieht, bricht es ohne weiteres. Das bricht mir um des Rösleins Willen das Herz, und darum mag ich Goethe nicht.

Aber hie und da liest oder hört man etwas, wo man sich drin findet, manchmal, wo man es nicht vermutet hat. Ich heute bei Goethe (zitiert in der ZEIT):

" Wir sind Sensualisten, solange wir Kinder sind; Idealisten, wenn wir lieben und in den geliebten Gegenstand Eigenschaften legen, die nicht eigentlich darin sind. Die Liebe wankt, wir zweifeln an der Treue und sind Skeptiker, ehe wir es glaubten. Der Rest des Lebens ist gleichgültig, wir lassen es gehn, wie es will, und endigen mit Quetismus, wie die indischen Philosophen auch."

Ich bin auf dem Weg zum Quietismus, nach dem Wörterbuch einer Haltung der Seelenruhe. Danke, Herr Goethe!

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